Klinik, ja oder nein?

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Gardi
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Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo ihr Lieben,

seit ein paar Wochen ist die Kurzzeittherapie bewilligt und ich habe bisher jede Sitzung wahrgenommen. Da war ich mal mehr, mal weniger kommunikativ. Mir fällt es noch immer schwer, meine Gefühle und Gedanken zu beschreiben. Meist schweige ich noch viel. Mit Vertrauen habe ich eh meine Schwierigkeiten, was es derzeit nicht einfacher macht.

Ich möchte euch kurz von der letzten Therapiestunde berichten und hoffe, dass ihr mir vielleicht eure Erfahrungen mitteilen könnt. Mir ging es schon ein paar Tage vor der letzten Stunde echt nicht gut. Es ging einfach nichts, ich bin nicht arbeiten gegangen. Kam 3 Tage quasi nicht ausm Bett und habe mich dann doch irgendwie zur Stunde geschleppt. Das war ganz komisch. Das ist scheinbar auch der Therapeutin aufgefallen. Ich konnte gar nicht viel reden, stand komplett neben mir, selbst mein Kreislauf spielte bei einigen Fragen verrückt. Hab es versucht wegzulächeln. Das mach ich komischerweise immer, wenn ich unsicher bin. Keine Ahnung warum. Ich möchte gar nicht auf alle Details eingehen. An einige Sachen kann ich mich nicht mal mehr erinnern.

Was jedoch hängen geblieben ist, dass sie mir nahegelegt hat, in eine Klinik zu gehen, evtl. doch über Medikamente nachzudenken oder es zumindest mit einer Tagesklinik zu versuchen. Mein erster Impuls war, dass ich das niemals machen werden. Wir sind so verblieben, dass ich gesagt habe, dass ich es mir überlege. Aktuell denke ich darüber nach und weiß gar nicht, was ich machen soll. Tagesklinik wäre vielleicht noch ok. Stationär kommt für mich gar nicht in Frage. Sie meinte jedoch, dass ich eher in die stationäre Klinik gehen sollte. Habt ihr da evtl. ein paar Tipps für mich?

Grüße
Gardi
Suchende2
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Gardi,

beides hat seine Vor- und Nachteile (stationär und Tagesklinik). Ich habe beides hinter mir.

Stationär bist Du komplett aus dem Alltag heraus und kannst somit besser einen "Blick von außen" auf Deinen Alltag bekommen. Manches kann man erst mit etwas Abstand sehen. Außerdem kannst Du Dich komplett um Dich kümmern, da der Alltag entfällt.

In der Tagesklinik bleibst Du in Deinem Alltag und kannst gelerntes direkt versuchen umzusetzen und dann besprechen, warum es funktioniert hat oder nicht.

Das sind nur ganz grobe Unterschiede.

Medikamente können unterstützen. Als ich auf Anraten meiner Therapeutin einen Termin bei einer Psychiaterin hatte, schlug diese mir die Tagesklinik vor. Für diesen Vorschlag bin ich sehr dankbar, denn die Tagesklinik war zu diesem Zeitpunkt genau das richtige für mich. Meine Psychiaterin begleitet mich wirklich gut. Sie ist nicht nur für Medikamente da.

Ich wünsche Dir eine gute Entscheidung für Dich.

Alles Gute,
Suchende
Gardi
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo Suchende,

vielen Dank für Deine Nachricht. Ich überlege hin und her, was das Richtige wäre. Beides macht mir Angst. Tagesklinik und stationär. Gerade, weil ich berufstätig bin. So richtig kann ich mir noch nicht eingestehen, dass ich wohlmöglich wirklich "krank" bin. Mein Kopf sagt noch immer, dass ich das schon irgendwie hinbekomme und ich mich einfach nur bisschen zusammenreißen muss.

Ich bin wirklich hin und her gerissen. Meine Gedanken stehen nicht still. Da kommen so Fragen wie: Kann man sich die Klinik aussuchen? Wie sieht der Alltag aus? Kriege ich das hin, obwohl andere Menschen mir Angst machen? Ich hoffe du verstehst, was ich meine.

Grüße
Gardi
Suchende2
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Gardi,

Ja, ich verstehe, was Du meinst!

Ja, die Klinik kann man sich selbst aussuchen.
Bei der Suche nach einer Akutklinik hat mir meine Hausärztin eine Klinik vorgeschlagen und eine weitere bekam ich von einer Therapeutin beim Erstgespräch vorgeschlagen. Für beide Kliniken hat mir meine Hausärztin eine Überweisung/Einweisung ausgestellt (und sie hätte mir auch noch für weitere Kliniken eine Überweisung/Einweisung ausgestellt.

Bei der Tagesklinik hat mir meine Psychiaterin eine sehr empfohlen und für diese die Überweisung ausgestellt. Es war die richtige Klinik für mich. Ich bin dankbar, daß sie genau diese für mich empfohlen hat. Auch da hätte ich sicherlich um eine Überweisung für eine andere Klinik bitten können.

In der Tagesklinik ist es etwas schwieriger sich bei Tage zurückzuziehen als in der Akutklinik.
In den meisten Akutkliniken gibt es Doppelzimmer. In einigen kann man gegen ein Aufpreis ein Einzelzimmer bekommen. Und es soll auch Akutkliniken mit Einzelzimmern geben. Ich glaube ich habe mal gehört, daß bei Kassel eine sein soll. Das kennen sich andere im Forum bestimmt besser aus als ich.
Im stationären Aufenthalt hast Du also die Möglichkeit, Dich außerhalb der Therapie, in Dein Zimmer zurückzuziehen, spazieren zu gehen und in den meisten Kliniken gibt es einen Raum der Stille. In meiner Klinik wurde er wenig genutzt und war meistens leer, wenn ich da war.

Und JA, Du bekommst das hin, obwohl andere Menschen Dir Angst machen!
Die Klinik ist ein geschützter Raum. In diesem ist auch von den meisten Patienten mehr Verständnis für die Besonderheiten, da jeder seine eigenen Besonderheiten mitbringt.

Du würdest sowohl stationär als auch in der Tagesklinik auf eine Warteliste kommen. Somit hast Du genug Zeit Dir nochmal zu überlegen, welches die bessere Variante für Dich ist. Und in der Regel kannst Du auch bitten auf der Warteliste geschoben zu werden.
Bei mir lag im Zeitraum des stationären Aufenthaltes noch eine OP-Nachsorge-Untersuchung an. Für die eine Klinik war das überhaupt kein Problem. Die andere Klinik sagte, ich dürfe erst kommen, wenn diese Untersuchung erfolgt sei. Als ich bei denen hätte starten können, war die Untersuchung noch nicht erfolgt. Das Büro sagte nur, kein Problem, wir schieben sie, ihnen entstehen dadurch keine Nachteile.

Viel Mut und alles Gute,
Suchende
Heiligendamm2020
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Heiligendamm2020 »

Die Akutklinik MediClin Bad Wildungen bietet auch Einzelzimmer.
Im Haus 6 hatte ich für 8 Wochen eine wirklich komfortable Bleibe, sogar mit Balkon.
Flieht - ihr Narren!
Gardi
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Vielen Dank für deine Antwort @Suchende. Das Ganze werde ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Hab diese Woche noch einen Termin bei meiner Therapeutin. Mal schauen, ob ich es hin schaffe. Bisschen schäme ich mich ja schon, für meinen "Zustand" beim letzten mal. Ich bin mir wirklich unsicher, was ich machen soll. Zumindest habe ich in 3 Monaten einen Termin beim Psychiater bekommen. Bis dahin muss ich irgendwie durchhalten.

@Heiligendamm2020 auch Dir vielen Dank. Bei Heiligendamm denke ich immer hier an meine Gegend. Bad Wildungen ist ja schon ne Ecke weg. Das muss ich mir mal überlegen. Da würde nur der Zug bleiben. Meine Familie würde den Weg nicht auf sich nehmen.

Grüße
Gardi
Salyx
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Salyx »

Liebe Gardi,

ich kann nachvollziehen, dass das Thema "Klinik" sich erstmal so anfühlt, als ob du dir dann eingestehen müsstest, dass du "richtig" krank bist. Bitte schäme dich nicht wegen der Therapiestunde. Ich empfinde es eher als gut, dass deine Therapeutin dich in so einer Situation erlebt hat und dir zurückmeldet, wie sie das Ganze einschätzt. Aber auch das kannst und solltest du bei der Therapie ansprechen, wie deine Gefühle dazu und zum Thema Klinik sind. Es kann schwer sein anzunehmen, dass eine Depression genauso ernstzunehmen ist wie ein Knochenbruch o. ä. Aber es kann auch entlastend sein, dann in eine Klinik oder Tagesklinik zu gehen. Meine Erfahrung mit beiden Formen ist, dass du wirklich mal durchatmen kannst, weil es eben nicht mehr um "Durchhalten" geht, sondern deinen Zustand erstmal anzunehmen und Energie dafür zu haben, sich intensiv damit auseinanderzusetzen ohne Bewertung. Der Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Probleme, Gefühle und Gedanken haben, kann sehr heilsam sein. Du kannst deine Energie dafür nutzen, dich um deine Gesundheit zu kümmern, ohne auf deine Umwelt Rücksicht zu nehmen. Natürlich gibt es da das Argument, dass eine Klinik so eine Art "Blase" ist und du ja danach auch wieder mit der Umwelt konfrontiert wirst und klarkommen musst. Aber der Schutzraum kann wirklich erstmal hilfreich sein, damit du zur Ruhe kommst und dich ganz auf dich konzentrieren kannst.

Wenn du für dich das Gefühl hast, dass die 3 Monate zu lange sind, dann kann dein Hausarzt dir auch eine Krankenhaus-Einweisung ausstellen. Damit gehst du noch keinerlei Verpflichtungen ein, aber hast schonmal was in der Hand. Und dann nehm Kontakt auf, einige Kliniken bieten Informationsveranstaltungen an, wo du auch konkrete Fragen stellen kannst. Es gibt Vorgespräche, wo deine Erwartungen und die Möglichkeiten der Klinik/ Tagesklinik geklärt werden. Das kann dann auch nochmal eine Entscheidungshilfe für dich sein. Und dann gibt es eh oft Wartelisten, so dass du Zeit hast in dich reinzuhören, ob alles stimmig ist für dich.

Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du für dich KLarheit und eine gute Entscheidung findest!

Liebe Grüße!
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo Salyx und alle anderen,

vielen Dank für deine Nachricht. Sich einzugestehen, dass man krank ist, fällt mir wirklich schwer. Meine Familie sieht das Ganze so, dass ich mal lieber bisschen rausgehen sollte. Ich habe doch ne schöne Wohnung und nen Job. Ist doch alles da, was man braucht. Aber innerlich fühle ich mich ganz anders und dann das Gefühl, ich wäre undankbar dem Leben, auf Grund verschiedener Gedanken, gegenüber.

Ich werde mir nochmal meine Gedanken machen. Ich möchte natürlich, dass es mir besser geht. Aber die Angst bleibt und die war bisher immer größer.

Vielen Dank für eure lieben Antworten.

Liebe Grüße
Gardi
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Guten Morgen,

ich wollte mich nochmal für alle Antworten bedanken und ein kurzes Update geben. Ich habe mich nun dazu entschlossen zumindest an einem Vorgespräch in der Klinik teilzunehmen und habe einen Termin gemacht. Ich habe zwar keine Ahnung was mich da erwartet, aber ich vermute mal, es geht wohl nicht anders. Meine Therapeutin meinte, dass wäre das Beste, denn ambulant reicht so nicht aus. Die Dame am Telefon meinte, dass dauert wohl insgesamt ca. 2h. Das macht mir schon ein mulmiges Gefühl.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

Grüße
Gardi
MissMikse
Beiträge: 466
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von MissMikse »

Hallo Gardi,
wie war das Gespräch? Hat es schon stattgefunden? Wie war dein Eindruck?
Ich fühle jedenfalls total mit dir. Die letzte Therapie Stunde hab ich fast nur geheult und auch mir wurde der Gedanke an einen Klinikaufenthalt nahe gelegt. Und auch ich zögere und zweifle und weiß nicht, was ich tun soll. Wer einmal in der Klinik war, der muss ja echt krank sein, aber bin ICH wirklich SO krank? Kann ich mich nicht vielleicht doch einfach am Riemen reißen und es ambulant schaffen?
Ich bin also in Gedanken bei dir. Fühl dich gedrückt.
Viele Grüße
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo MissMikse,

das Vorgespräch in der Klinik ist erst in 4 Wochen. Bis dahin hangel ich mich irgendwie durch. Beim letzten Gespräch mit meiner Therapeutin hat sie mir nochmal ganz deutlich gesagt, dass wir ambulant so nicht mehr weiter kommen und ich es doch bitte mit der Klinik versuchen sollte.

Nach vielen hin und her überlegen, musste ich mir eingestehen, dass es wohl doch nicht allein geht. Ich dachte auch jahrelang, dass ich nicht so krank sein kann und ich mich auch nur zusammenreißen muss. Meine "Familie" sagt mir immer, dass jeder mal traurig ist oder Sachen wie: "Du musst wirklich nur mehr raus" oder "Jetzt beginnt doch der Frühling, freu dich drauf", "Du hast doch alles". Ich dachte das auch lange, aber ich versuche zu akzeptieren, dass ich doch anscheinend krank bin. Es ist aber schwer für mich, da bin ich ehrlich.

Ich werde zu dem Vorgespräch gehen. Das habe ich mir fest vorgenommen. Dann werde ich ja sehen, was passiert. Und ja, ich habe auch Angst. Vielleicht denkst du auch einfach drüber nach. Du kannst ja auch zu so einem Vorgespräch gehen. Ich glaube, wenn die Therapeuten einen das schon nahe legen, dann sollte man das in Erwägung ziehen? Es kann ja immerhin besser werden oder? Ich versuche derzeit irgendwie die Zeit bis dahin zu überstehen. Aber es sind halt noch 4 Wochen.

Liebe Grüße
Gardi
Kallimero
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Kallimero »

Hallo MissMikse,

Ich kann mich da nur Gardi anschließen, können kann man viel aber muss man es?

Persönlich halte ich es für keine gute Idee, sich am Riemen zu reißen. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, tust du etwas für dich, damit es dir besser geht.

Und ich stelle das jetzt mal so in den Raum, jemand der eine kaputte Hüfte hat oder eine Lungenentzündung wird sich auch Hilfe suchen und nicht versuchen sich alleine durchzuwurschteln.

Wenn du dich zu einem Aufenthalt entscheidest, gibt es immer ein Vorgespräch- hatte ich auch. Manche Kliniken bieten auch einen Probeaufenthalt an, um zu sehen ob es passt.

Google doch einfach mal nach einer psychosomatischen Klinik in deiner Nähe, Ruf dort und frage wie so ein Aufenthalt abläuft, was dich erwartet oder schau dir verschieden Webseiten an.

Lg Grüße und viel Kraft auch an Gardi
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Guten Morgen,

da ich mir nicht sicher war, ob ich dazu ein neuen Beitrag schreiben sollte, habe ich mir überlegt, Euch das Update hier zu geben.

Am Montag war das Vorgespräch in der Klinik. Auch die Fachleute dort sind der Meinung, dass ich stationär aufgenommen werden sollte. Ich habe nun doch zugestimmt und stehe auf der Warteliste. Ich bin seit Montag hin und hergerissen. Kann meine Gefühle nicht einordnen und bin verwirrt. Ich kann es nicht genau erklären. Ich wollte Euch zumindest das vorläufige Ergebnis mitteilen und Danke Euch nochmal für Eure lieben Worte.

Liebe Grüße
Gardi
Mario81
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Gardi.

Schön von dir zu hören.

Das ist doch super. Lass dich von deinen schlechten Gedanken nicht abschrecken.
Sie es bisschen als Urlaub mit Therapie an. Früh wird dir geholfen und später kannst du "Urlaub" machen. Du kannst von Arbeit und von zu Hause abschalten und musst dich um nichts kümmern.

Es wird sicher nicht einfach werden, aber mit jedem Tag gewöhnst du dich mehr daran.

Ich wünsche dir, das dir dort geholfen werden kann.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
MissMikse
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von MissMikse »

Hallo Gardi,

das klingt doch gut! Klar hast du etwas Angst davor, das ist normal. Selbst, wenn ich irgendwo nochmal neu eine Therapie beginne oder auch irgendwas anderes zum ersten mal mache, bin ich immer nervös. Das muss nichts schlechtes sein! Du verlässt deine "Komfortzone", das was du kennst, und probierst was neues. Das verunsichert erst mal. Aber es kann so eine große Chance sein, einen Weg zu finden, um genau die Hilfe zu bekommen, die du brauchst.

Wie war denn dein erster Eindruck von der Klinik und von den Ärzten? Fandest du sie nett? Hat dir die Klinik gefallen?

Halt uns gerne weiter auf dem Laufenden!

Liebe Grüße
Gardi
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo Mario und Hallo MissMikse,

danke für Eure antworten.

Wie „Urlaub“ mit nem bisschen Therapie hörte sich das ganz und gar nicht an und ich denke das wird es auch nicht. Was aber erstmal nicht schlimm ist.

Die Klinik hat nicht den besten Ruf und ich habe schon gruseliges gehört, aber ich mach mir einfach mein eigenes Bild. Die Ärztin war nett, soweit ich das beurteilen kann. Es wird eh sicher noch ne Zeit dauern, bis es los geht und zur Not, gehe ich halt wieder. Was ich mir halt so gar nicht vorstellen kann, sind die ganzen verschiedenen Therapien, wie Kunsttherapie oder ganz schlimm - Gruppentherapien. Das könnte evtl. etwas sein, woran ich scheitere. Wir werden sehen.

Liebe Grüße
Gardi
Mario81
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Gardi,

So war das auch nicht gemeint. Eher das du dich nicht um den Haushalt und ums Essen kümmern musst. Du kannst dich ganz auf dich konzentrieren.

Vor den Gruppentherapien hätte ich auch Angst. Aber komm erstmal an. Wenn du erstmal nichts sagen möchtest wird das dort sicher jeder verstehen.

Bewertungen sind immer so eine Sache... Du machst das richtig, mach die drin eigenes Bild.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Gardi
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo Mario,

ich habe es auch nicht falsch aufgefasst. Entschuldige, wenn es so rüberkam.

Ja, ich glaube so Gruppentherapien sind anders. Ich halte mich generell viel von Menschen fern und bin da lieber für mich. Du kennst es sicher. Deswegen wird es eine andere Herausforderung.

Grüße
Gardi
Mario81
Beiträge: 268
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Gardi.

Alles gut. Das ist das Problem beim Schreiben. Man sieht die Mimik des anderen nicht. Da kann man schnell was falsch verstehen.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Miriamin
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Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Miriamin »

Hey!

Ich hoffe, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht. Hast du mittlerweile einen Platz bekommen? Oder ist absehbar, wann ein Platz frei wird?

Ich würde dir gern von meinen Erfahrungen erzählen, um dir ein bisschen die Angst zu nehmen und Mut zu machen. Vielleicht steckst du aber auch schon mitten drin und machst gerade deine eigenen Erfahrungen, dann wünsche ich dir, dass du viel Gutes von deinem Aufenthalt mitnehmen kannst.

Ich war mehrere Monate stationär in einer Klinik und kann sagen: es hat mir sehr (und auch nachhaltig) geholfen und ich würde diese Möglichkeit immer wieder nutzen.
Du hattest geschrieben, dass dir die anderen Menschen dort Angst machen und du auch lieber allein bist. Ich scheue andere Menschen auch und bin auch gern für mich allein aber der Austausch mit den Mitpatienten hat mir so so viel gegeben. Sich mit anderen auszutauschen, denen es ähnlich geht tut so gut. Sie wissen, wovon du redest, wissen wie es dir geht. Sie lassen dir deinen Freiraum und sind gleichzeitig eine riesige Stütze. Aus dem Austausch mit anderen kann man so viel für sich selbst mitnehmen.
Weshalb ich aber auch immer wieder stationär gehen würde ist, weil man raus aus seinem Alltag kommt und das ungemein entlastet. Man kann endlich mal Ruhe einkehren lassen, sich sammeln, hat die Belastungen des Alltags nicht. Man findet irgendwie wieder mehr zu sich, fängt an sich selbst wieder zu spüren statt immer nur zu funktionieren. Der Abstand zum gewohnten Umfeld trägt enorm zur Besserung bei.

Natürlich ist so ein Aufenthalt kein Spaziergang. Es ist hart, manchmal unangenehm, aufwühlend aber man wird dort aufgefangen und ist nicht allein. Und wenn man zurück schaut, in welchem Zustand man in die Klinik kam und wie es einem nach der Entlassung geht hätte man selbst nicht gedacht, dass es möglich ist. So ging es mir zumindest. Ich konnte wieder Freude spüren, meinen Alltag wuppen und irgendwann sogar endlich wieder sagen, dass ich glücklich bin. Ich hab mir neue Ziele gesteckt, hatte Lust etwas zu unternehmen und hab mich persönlich weiterentwickelt. Ich könnte noch viel mehr aufzählen aber ich glaube es kam rüber, was ich sagen möchte.

Für nach der Entlassung: lass es langsam angehen und übernimm dich nicht. Am besten du gehst auch weiterhin noch zu deiner Therapeutin, sonst kann man schnell überfordert sein und es kann alles schnell zu viel werden, wenn man nicht gut auf sich achtet. Aber auch Rückschläge sind normal, wichtig ist, am Ball zu bleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen. Eins nach dem anderen.

Bei mir gab es damals auch die Möglichkeit, ein Gespräch mit meinem Vater zu führen oder besser gesagt, er hatte die Möglichkeit ein Gespräch zu führen, da er überhaupt nicht nachvollziehen konnte, was mit mir los ist und sich nicht vorstellen konnte, wie es mir geht. Ihm wurde damals erklärt was Depressionen sind und welche Pathophysiologie dahinter steckt. Er hat gelernt, dass ich mich nicht einfach zusammenreißen kann, nicht einfach zufrieden sein kann und nicht einfach wieder Freude spüren kann. Er hat verstanden, dass die Leere und Niedergeschlagenheit alles überschattet, wie schwer alles ist und dass man manchmal einfach nicht aus dem Bett aufstehen kann, auch wenn man es möchte. Das hat Welten bewegt! Heute ist er der rücksichtsvollste Mensch in Bezug darauf.
Vielleicht gibt es die Möglichkeit bei deiner Familie auch?

Alles Gute!
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo Miriamin,

danke für deinen ausführlichen Bericht.

Ich bin wirklich schon mittendrin. Ich bin seit 3 Wochen in der Klinik, aber die Eingewöhnung fällt mir noch recht schwer. Am schwersten ist für mit derzeit die Gruppentherapie. Ich hoffe, dass es besser wird.

Der Austausch mit den anderen ist schon hilfreich aber ich merke oft, dass ich einfach noch viel Auszeiten von Menschen brauche. An den Leuten, die bisher entlassen wurden, konnte ich sehen, wie positiv sie die Klinik verlassen haben. Ich freue mich für jeden einzelnen von ihnen aber ich kann mir das derzeit bei mir noch nicht vorstellen. Wie lange hat die Eingewöhnung bei Dir gedauert? Ich habe das Gefühl, dass es bei mir zu langsam voran geht, da ich noch zu gehemmt bin. Ich würde es gerne irgendwie beschleunigen.

Ein Gespräch zusammen mit meinem Vater kommt für mich nicht in Frage. Das ist ausgeschlossen. Evtl. mal zu einem späteren Zeitpunkt aber aktuell macht mir der Gedanke nur noch mehr Angst.

Ganz liebe Grüße
Gardi
Miriamin
Beiträge: 2
Registriert: 11. Jun 2023, 11:43

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Miriamin »

Hallo Gardi,

freut mich von dir zu hören.
Bitte mach dir keinen Druck. Manchmal stellt man an sich selbst viel zu hohe Anforderungen.
Wenn du Ruhe und Auszeit von anderen Menschen brauchst dann nimm sie dir. Es soll dir besser gehen also schau, was dir gut tut und was du brauchst.

Ich konnte mir das anfangs auch nicht vorstellen und hatte auch lange Zeit Angst vor der Entlassung. Aber irgendwann kann man sich selbst dabei zuschauen wie es besser wird (bei mir war das zumindest so). Nur geht es nunmal nicht von heute auf morgen.

Die Eingewöhnung selbst ging bei mir sehr sehr schnell. Ich war einfach froh aus meinem Alltag und von Zuhause weg zu sein und hab mich sehr gut mit allen Menschen dort verstanden, was es mir zusätzlich leichter gemacht hab. Das waren alles wunderbare Menschen.

Weil du gesagt hast, dass es dir zu langsam geht und du es gern beschleunigen würdest:
Ich kann mir vorstellen, dass du generell nicht sehr geduldig mit dir bist und zu viel von dir erwartest. Sprich doch mit jemandem darüber.
Ich war damals viele Wochen auf einer Station, in der man erstmal „aufgepäppelt“ wird, bevor ich auf die Station kam, in der man die Probleme bearbeitet hat.
Sei freundlich und nachsichtig mit dir selbst!

Viele liebe Grüße
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Gardi »

Hallo Ihr Lieben,

ich wollte mich mal zurück melden. Ich bin im August aus der Klinik entlassen worden und versuche mich nun draußen zurecht zu finden. Aus einer Anfangsdiagnose wurden nun 6 Diagnosen. Ich bin mittlerweile auf den Stand, dass ich akzeptieren kann, dass es sich um Krankheiten handelt und das Einiges davon auch nicht "geheilt" werden kann, sondern allenfalls besser wird. Daran möchte ich nun weiter arbeiten. Im Nachhinein betrachtet war es die richtige Entscheidung diesen Weg zu gehen und es hat mir schon einiges gebracht. Trotzdem komme ich um einen weiteren Aufenthalt am Ende des Jahres nicht rum.

Dies bereitet mir jedoch Sorgen. Mir wurde gesagt, dass ich beim zweiten Aufenthalt nun auch das Problem mit der Gruppentherapie angehen muss um daraus auch zu lernen. Ich konnte bis zum Schluss der ersten stationären Therapie nicht viel über meine Themen reden. Ich hab noch keine Ahnung wie ich das hinkriegen soll. Vielleicht hat jemand da nochmal einen Ratschlag für mich?

Grüße Gardi
Suchende2
Beiträge: 1181
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Suchende2 »

Gardi hat geschrieben: 9. Okt 2023, 16:19 Dies bereitet mir jedoch Sorgen. Mir wurde gesagt, dass ich beim zweiten Aufenthalt nun auch das Problem mit der Gruppentherapie angehen muss um daraus auch zu lernen. Ich konnte bis zum Schluss der ersten stationären Therapie nicht viel über meine Themen reden. Ich hab noch keine Ahnung wie ich das hinkriegen soll. Vielleicht hat jemand da nochmal einen Ratschlag für mich?

Grüße Gardi
Hallo Gardi,

ich habe in der Gruppentherapie in der TK mit einem Thema gestartet, daß ein Problem für mich war, aber nicht das innerste zeigte. Das war ein guter Start.
Ich wollte ein Ehrenamt abgeben, wegen meiner Erkrankung, aber das wurde von der anderen Seite nicht akzeptiert. Egal, was ich schrieb, es sollte weiterhin mit mir als Ansprechpartnerin laufen. Ich war verzweifelt. Die Gruppe hat mir dann sehr beim Lösen des Problems geholfen. Mir wurde zum Beispiel mitgeteilt, das ich keine klaren Grenzen ziehe und im Kontakt zu "nett" bin und sie deshalb mein Nein nicht akzeptieren.
Vielleicht hast Du auch so ein Thema, mit dem Du es ausprobieren kannst.

Alles Gute,
Suchende
Jürgen_A
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Registriert: 6. Okt 2023, 12:22

Re: Klinik, ja oder nein?

Beitrag von Jürgen_A »

Hallo Gardi.
Erstmal Kompliment an dich, dass du die Schritte getan hast und eine Klinik gefunden hast. Um gleich zum Thema zu kommen: Gruppentherapien sind nicht einfach. Wir sind es einfach durch unser Leben nicht gewohnt, frei und offen zu sprechen und andere teilhaben zu lassen. Ich war schon in einigen Kliniken, in der letzten war die Atmosphäre so gut, dass ich gern und mit Freuden in die Gruppen ging. Wenn mal was nicht passte, wurden dort Lösungen gefunden.
Grundsätzlich halte ich Tageskliniken für eine tolle Idee, jedoch nicht für jedes Störungsbild, jede Krankheit. Für mich war das Stress pur, andere sind aufgeblüht.
In der stationären Therapie hatte ich ein Gefühl des "wir", bedingt durch die Therapeuten und meine Mitbewohner. Ziel war und ist es noch immer, die geeignete Kombination aus Psychotherapie und Medikation zu finden. Die Klinik ist in meinem Fall auch nach dem Aufenthalt für mich da, vor allem, was die Medikamente angeht.
Ich werde bald wieder dort sein, da die Medis langfristig nicht so geholfen haben, wie sie sollen. Ich gebe aber nicht auf und kann jedem nur empfehlen, im Zweifel sich für die stationäre Aufnahme zu entscheiden.
Ort: Alexianer Klinik, Münster - Hiltrup.

LG Jürgen
"Seid gut zu euch selbst, zu denen, die ihr liebt und der Welt, in der wir leben."
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