Hey Milan,
ich bin gerade beim Lesen deines Beitrags in eine riesige Welle des Mitgefühls eingetaucht - ich kenne das so gut, was du da beschreibst. Bei mir sind es jetzt an die 30 Jahre mit wiederkehrenden Phasen, ich arbeite auch noch (was mir auch gut tut) und selbst diese "3-Tages-Depression" nach Familienbesuch (so habe ich das bei mir immer genannt) kenne ich zu genüge.
Schwer zu sagen, was da hilft. Bei mir ist es von mal zu mal was anderes, woran ich mich entlang hangele. Je nach Schweregrad, aktueller Lebenssituation und aktuellem Mindset sozusagen war es das eine mal hilfreich für mich, mit vollen Kräften dagegen anzugehen, dann ein anderes mal wieder nur Akzeptanz und Geduld und ein nächstes mal Ablenkung und " Augen zu und durch". (Therapie, Medi´s, Klinikaufenthalte gab es natürlich zwischenzeitig auch). Insofern, wenn du fragst:
Milan999 hat geschrieben: ↑15. Mär 2023, 16:52
Da ist die Frage: muß man das einfach aushalten?
...da würde ich sagen: manchmal ja. Zumindest Akzeptanz. Und sich darauf konzentrieren, dass jede Phase auch wieder vorbei geht. Statt den Blick darauf, dass immer wieder welche kommen (könnten)...vielleicht ja. Aber die besseren Zeiten eben auch. Damit zu hadern kostet mich nur Unmengen von Kraft und lastet mir zusätzliche 100kg Schwermut auf. Nicht, dass mich diese Gedanken nicht auch immer mal wieder heimsuchen. Aber ich bin bemüht, ihnen nicht zuzuhören. Es ist, wie es ist. Ich probiere das, was gerade geht. Wenn in der absoluten Tiefphase nichts mehr geht, nur noch Bett, AU, abschotten - okay, dann ist das leider so für den Moment. Dann versuche ich wenigstens gedanklich so lieb und nachsichtig mit mir zu sein, wie es eben geht...Wenn noch etwas mehr geht, klasse - dann eben das und dabei so kleine Brötchen backen, wie es geht, und wenn es nur Krümel sind. Und darauf aufbauen. Und sobald es wieder geht: reden. Menschen! Der soziale Rückzug macht bei mir immer alles so viel schwerer, aber ich rutsche dennoch immer mal wieder hinein. Auch hier: kleine Schritte (mal wem texten), Minimalst-Erwartungen an mich, wenn es gerade so ist.
Es fällt mir nicht immer leicht, aber ich bin bemüht, auch in depressiven Phasen so selbstfürsorglich wie möglich mit mir umzugehen. Mich möglichst "sanft" zu motivieren und zu ermutigen, weil diese ganzen ich-muss/müsste-Gedanken es bei mir meist nur schlimmer machen. In mich reinhorchen und schauen, was gerade ein mini-bißchen gut täte. Mal ist das ein Gespräch (egal worüber), mal Schreiben, mal ein Kinderfilm, mal Ablenkung, mal 10 Minuten frische Luft, eine Imaginationsübung/Traumreise... Was es auch ist: Druck raus, Erwartungen an mich herunterschrauben, kleine Schritte - winzige manchmal. Das reicht vollkommen. Und wenn nichts zu helfen scheint teste ich herum, trail-and-error. Versuche mich zumindest so schnell es geht von den giftigen, depressogenen Gedanken und Grübeleien zu lösen.
Bin in Gedanken bei dir und wünsche dir einen möglichst guten Resttag