(Leistungs-)Druck bei der Arbeit

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Kleines Pony
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(Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Kleines Pony »

Hallo und guten Morgen. Mein erster Beitrag in diesem Forum. Ist das ein Grund zum feiern oder zum traurig sein, weil es kein "mir geht es total toll"-Forum ist? Ich weiß es nicht. Es beruhigt mich immerhin, dass ich nicht allein mit meinen Gefühlen bin.

Momentan befinde ich mich in einer schlechte Phase. Direkt nach Silvester habe ich drei Tage gefehlt aufgrund eines Bandscheiben Vorfalls, jetzt eine Woche und einen Tag wegen einer Grippe. Heute morgen fragt mein Chef mich, ob es an der Arbeit liegt, dass ich so oft krank bin. Ob das mit der Depression zu tun hat und wie wir das ändern können.

Das mag harmlos klingen, mir wird dabei schwindelig. Nun sitze ich hier an meinem Platz und brauche ganz viel Selbstbeherrschung, damit ich nicht weine.

Bestimmt ist mein Immunsystem dadurch geschwächt. Aber es wird bestimmt auch nicht besser, wenn ich jetzt noch den Druck habe, bloß nicht krank zu werden.

Ich bin 36 Jahre alt und habe seit 15 Jahren eine mittelschwere Depression. Und nun überlege ich allen ernstes ob ich eine Frührente beantragen kann.

Wie geht ihr mit Druck aus dem Arbeitsumfeld um?
lonely46
Beiträge: 23
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von lonely46 »

Hallo kleines Pony,

das Dilemma mit dem Druck kenne ich nur zu gut und auch..dass schnell die Tränen kommen, weil man einfach mit den Nerven am Ende ist. Ich habe dem Druck und noch dazu kam Mobbing leider nicht Stand
gehalten und war lange krank geschrieben und bin dann später gekündigt worden (natürlich betriebsbedingt) ...hatte leider keine Nerven zur Kündigungsschutzklage.

Ich kann dir nur raten...halte durch...nehme deine Medikamente regelmäßig ein ...versuche beim Sport und bei schöner Musik oder in der Sauna ..beim schwimmen oder beim lesen ABZUSCHALTEN und zu ENTSPANNEN...wenn dir das nicht gelingt...geh mal auf youtube..dort gibt es supergute Meditationen um all seine Gedanken hinter sich zu lassen ....klar..es ist dann nur für den Moment ..aber auf Dauer kann das helfen ....gibt auch gute Meditationen zum Einschlafen und auch solche sog. Affirmationen, die dir helfen können, dass du mit dem all den Problemen besser leben kannst und eine andere Einstellung bekommst !

Ist hammerschwer ...aber ein Versuch wert .....ich arbeite noch dran ....leider bringt es mir meinen Job nicht zurück aber hoffentlich einen neuen ..besseren !!!

Alles Gute für dich !!

LG lonely46
Pummelchen
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Pummelchen »

Hallo liebes kleines Pony,

entschuldige wenn ich nachfrage aber nach einem Bandscheibenvorfall nur 3 Tage krank??? und 1 Woche wegen Grippe. Da frägt dich dein Chef warum du so oft krank bist?? Normalerweise fällt man nach einem Bandscheibenvorfall sehr lange aus. Das mit dem geschwächten Immunsytem da hast du sicherlich recht das es durch die Depression kommen kann. Lass dir bloss nicht so einen Druck von deinem Chef machen, du kannst nichts dafür wenn du krank bist!!
Muss jetzt leider weg, ich schreibe dir später nochmal!

Bis dann LG Pummelchen
Kleines Pony
Beiträge: 19
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Kleines Pony »

Vielen Dank für Eure Antworten. Als es letztes Jahr um einen Festvertrag ging, kam schon die Aussage, dass "wir" dafür aber noch die Krankentage in den Griff bekommen müssten. Dabei bin ich der Meinung, dass ich "normal" krank bin. Ich reiße mich schon immer zusammen und bleibe wirklich nur zu Hause, wenn es nicht anders geht. Darum auch die Sache mit dem Rücken und den 3 Tagen. Ich bin erst zum Arzt als nichts mehr ging. Der wollte mich auch direkt länger krank schreiben. Ich wollte das nicht. Weil ich weiß, dass man das hier nicht gern sieht. Dann müssen eben Medikamente her.

@lonley46: vielen Dank für den Tipp mit youtube, da schaue ich nachher mal wenn ich hier raus bin :(
ks1977
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von ks1977 »

Hallo Kleines Pony,

Deine Situation hört sich nicht einfach an. Ich nehme an, Dein Chef weiß von Deiner Depression?
Leider, leider zeigt es sich immer wieder, dass das Umfeld alles mögliche auf die Depression bezieht. Dabei sind die paar Tage, die Du dieses Jahr bisher gefehlt hast, vollkommen im Rahmen!
Ich will Dich absolut nicht aufstacheln, aber ich finde generell, dass viele Leute viel zu oft krank zur Arbeit gehen, entweder aus Pflichtbewusstsein oder aus Angst. Mich selber kann ich da leider nicht ausnehmen.
Lass Dich von Deinem Chef nicht verunsichern. Kein Chef hat es gerne, wenn seine Mitarbeiter fehlen, aber so ist nun mal der Lauf der Welt - Leute werden krank, da hilft der von oben ausgeübte Druck auch nichts, das schadet ja eher dem Immunsystem.
Also: möglichst Ruhe bewahren, versuch ganz rational mit Deinem Chef zu reden und kurier Dich aus, wenn Du krank bist!
Ich muss leider gerade am eigenen Leib erfahren, zu was es führt, wenn man über eine lange Zeit hinweg sich beruflich zu sehr auspowert.
Alles Gute,
Kathy
Kathrin
Pummelchen
Beiträge: 1629
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Pummelchen »

Hallo kleines Pony,

mich macht es richtig wütend wie manche Arbeitgeber sich verhalten. Man sucht sich doch seine Krankheiten nicht aus. Ich wurde auch schon mal bei einem Personalgespräch "gelobt" für weniger Krankheitstage. Das schaut ja so aus als würde man es immer selber beeinflussen können.
Klar bin ich 1000x lieber gesund und gehe arbeiten aber wenn es nicht geht dann gehts nicht. Es ist verständlich das du dir Sorgen machst. Es geht ja auch um existenzielle Fragen, aber unter Druck wird auch nichts besser. Du musst! dir die Zeit nehmen die du brauchst um gesund zu werden ob das deinem Chef passt oder nicht. Ich hoffe sehr das du alles gut hinbekommst!

Viele liebe Grüße Pummelchen
Kleines Pony
Beiträge: 19
Registriert: 25. Feb 2016, 11:28

Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Kleines Pony »

Guten Morgen,

ganz ehrlich: ich bin gerade so froh, hier gelandet zu sein. Ja, mein Chef weiß von meiner Erkrankung. Und so lange wie ich "funktioniere" ist auch immer alles prima, da hat man dann auch Verständnis für Depressionen.

Ja, die finanziellen Sorgen sind schon extrem ausgeprägt. Mein Partner kann aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten, ich verdiene damit allein. Bis vor kurzem hatten wir arge finanzielle Probleme. Das hat mich sehr geprägt, seitdem habe ich große Angst finanziell nicht über die Runden zu kommen. Auch wenn es in Deutschland die so genannte "Grundsicherung" gibt und angeblich niemand auf der Straße landen muss, habe ich es aus erster Hand erlebt, wie steinig und lang der Weg bis dahin ist, dass man überhaupt etwas bekommt. Zudem bin ich so erzogen worden, dass man zu funktionieren hat. Schon als Kind musste ich immer in die Schule, ich solle halt anrufen wenn es nicht mehr geht. Nur Fieber und brechen war etwas, mit dem man zu Hause blieb.

Als ich dann wegen der Depression in der Klink war und wieder eingegliedert wurde, kam von meinem Vater der Satz, ich wäre doch nur zu faul zum arbeiten.
Mit gebrochenem Fuß und noch an Krücken fragte mein alter Chef mich, ob ich denn dann nächste Woche wieder arbeiten käme.

Ach, ich glaub es ist einfach einiges schief gelaufen in meinem Leben. Wirklich schade, dass die Welt eine Depression erst sieht, wenn sie ihren "Höhepunkt" erreicht hat. Oft denke ich, wie einfach es wäre, wenn sich die Haut in schlechten Phasen schwarz färben würde. Dann würde es keiner Erklärung benötigen.

Ich schweife ab.

Danke, dass ihr da seid.
Friggasdaughter
Beiträge: 40
Registriert: 16. Jan 2016, 02:29

Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Friggasdaughter »

Hey kleines Pony,

es ist vielleicht nur ein kleiner Trost, aber Du bist nicht alleine! Wir alle hier kennen Depressionen und wissen, wie schwer das im Alltag sein kann.
Ich finde, Du gehst mit der Situation sehr tapfer um, aber ich schließe mich den anderen an: Nimm Dir lieber jetzt die Zeit zum Gesundwerden, bevor Du irgendwann völlig zusammenbrichst. Da muss Dein Chef durch.

Hast Du denn einen Therapeuten oder Psychiater, mit dem Du die Situation auf der Arbeit mal besprechen könntest? Oder einen Hausarzt, dem Du vertraust? Weil Du schriebst, dass Du mit dem Gedanken der Frührente spielst - da können Dir Arzt oder Psychiater sicher weiterhelfen und Dir genau erklären, ob Du die Vorraussetzungen erfüllst, bzw. was die Konsequenzen wären (ich kenne mich leider mit dem Thema so überhaupt nicht aus).

Das mit dem Schwarzfärben ist irgendwie eine schöne Vorstellung, das würde ich mir auch wünschen. Ich habe auch oft gedacht, alles wäre einfacher, wenn man mal für eine Woche Köpfe (bzw. Gedanken) mit den Leuten tauschen könnte, die meinen, Depression wäre Faulheit und man müsse einfach mal "die Arschbacken zusammenkneifen". Ich wünsche niemandem eine Depression, aber so ein Kopftausch würde vielleicht manchem die Augen öffnen ;)
Ich habe mit viel Übung gelernt, die "schwarze Farbe" durch Worte deutlich zu machen. Es ist schwer, das weiß ich, aber mehr als immer wieder verbalisieren, wie es uns geht, können wir nicht und ich wünsche Dir, dass Du viele Menschen in Deiner Umgebung hast (vielleicht auch Dein Partner?), die Deine Signale verstehen und Dich unterstützen!

Ja, Grundsicherung zu bekommen klingt einfacher als es ist, da spreche ich aus Erfahrung. Es gibt Hilfen, sodass man auch mit schwerer Depression irgendwann alles beantragt und alle Termine wahrgenommen hat, aber man hängt schon ziemlich in der Luft. Trotzdem würde ich mir da an Deiner Stelle nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Wenn es passiert, passiert es und dann finden sich auch wieder Wege heraus. Aber ich drücke Dir die Daumen, dass Dein Chef vernünftiger ist, als er vielleicht manchmal wirkt und Du es schaffst, in ganz vielen kleinen Schritten auf Dich aufzupassen und Dir die Erholung zu nehmen, die Du brauchst, um gesund zu werden - und wieder effektiv arbeiten zu können. Denn das geht nicht, wenn Du Dich schlecht fühlst.

Und falls Du mal das Bedürfnis hast, über alles, was schiefläuft zu quatschen - ich höre gerne zu. Kenne das selber zu gut, wenn irgendwie alles daneben geht. Da hilft es manchmal, drüber zu reden.

Halt die Ohren steif und lass Dich nicht unterkriegen!

Liebe Grüße
Friggasdaughter
"I have heard there are troubles of more than one kind
Some come from ahead and some come from behind.
But I've bought a big bat, I'm already you see,
Now my troubles are going to have troubles with me!"
-Dr. Seuss
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Zarra »

Hallo Kleines Pony,
Als es letztes Jahr um einen Festvertrag ging, kam schon die Aussage, dass "wir" dafür aber noch die Krankentage in den Griff bekommen müssten. Dabei bin ich der Meinung, dass ich "normal" krank bin.
Und was wäre für Deinen Arbeitgeber "normal"? Ich habe auch zwei supergesunde Kolleginnen, die nur maximal (!) alle drei Jahre eine oder zwei Wochen fehlen. (Und wenn sie dann doch mal was haben, sind sie supergenervt ;-)) Durchschnittlich ist das auch nicht.
Trotzdem stimmt natürlich und irgendwie von der anderen Seite auch verständlicherweise:
Ks1977 hat geschrieben:Kein Chef hat es gerne, wenn seine Mitarbeiter fehlen, aber so ist nun mal der Lauf der Welt - Leute werden krank, da hilft der von oben ausgeübte Druck auch nichts, das schadet ja eher dem Immunsystem.
Das ist verständlich. Doch aus Verständnis zaubert man keine Nicht-Krankheit hervor.
ks1977 hat geschrieben:Leider, leider zeigt es sich immer wieder, dass das Umfeld alles mögliche auf die Depression bezieht. Dabei sind die paar Tage, die Du dieses Jahr bisher gefehlt hast, vollkommen im Rahmen!
Pummelchen hat geschrieben:Ich wurde auch schon mal bei einem Personalgespräch "gelobt" für weniger Krankheitstage. Das schaut ja so aus als würde man es immer selber beeinflussen können.
Ja, das kann ich auch nur bestätigen. - Deshalb finde ich auch teils solche Gespräche sehr fragwürdig ...

Kleines Pony, ich weiß natürlich nicht, wie es Dir momentan überhaupt geht (zumindest irgendwie (!) scheint ja Arbeiten zu gehen), wann der Klinikaufenthalt war, ob Du noch in Behandlung bist etc. etc., was ggf. gute Behandler raten.

Wenn der Gedanke an Erwerbsminderungsrente tatsächlich mehr als Panik oder Angst sein sollte ...

Vorneweg die Frage, ob Du allein wegen des Kündigungsschutzes (außer Du bist in einem Kleinbetrieb beschäftigt) einen Schwerbehindertenantrag gestellt hast. (Ab 30 GdB kann man die Gleichstellung beantragen und hat einen höheren Kündigungsschutz, was gerade hinsichtlich Krankheitszeiten ggf. wichtig sein kann.) Während des noch unentschiedenen Antrags und ab 50 GdB kann man sich hinsichtlich der Arbeit auch vom Intergrationsfachdienst beraten werden (https://de.wikipedia.org/wiki/Integrationsfachdienst). Würde ich Dir ggf. empfehlen.

Und zumindest für sich muß man vorher die Frage beantworten, ob eine reiner Arbeitsplatzwechsel, ein Tätigkeitswechsel, eine Arbeitszeitreduzierung (eher wenig oder eher viel) etwas bringen könnte.

Zum Hintergrund: Ich selbst beziehe seit Sommer 2011 eine teilweise (halbe) EM-Rente und arbeite 50 %. Nach langen Jahren der absoluten Quälerei ist das deutlich besser.

Trotzdem ist es immer schwierig, wie viel man wie bei der Arbeit erzählt.

LG, Zarra
Reiseonkel87
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hallo Kleines Pony, deine Situation kommt mir sehr bekannt vor. Der Druck auf der Arbeit, Rücksicht auf die Arbeit zu nehmen, obwohl man lieber zuhause bleiben sollte um zu genesen. Ich bin auch nicht besser, in meiner jetzigen Situation (kurz vor der Probezeit, werde mit der Entscheidung hingehalten), es frisst sich wirklich in meiner Seele ein, das aufgebaute Kartenhaus, droht wieder einzustürzen. Diesmal ist (beruflich) bei mir dann wirklich vorbei, zumindest der Job als Reiseverkehrskaufmann. Über eine Frührente hab ich auch schon nachgedacht, würde mir das aber nochmal sehr gut überlegen. Klar man sollte an sich selbst und an die Gesundheit denken, bei mir ist es so, das mein Umfeld das nicht gut finden würde und der Spruch kommt "der ist nur Faul!" - Die meisten im engsten Umkreis wissen auch über meine Krankheit bescheid, nur niemand von denen kennt es auch persönlich. Auch auf dem Bezug meines Berufs, 99% denken, ich sitze mit meinen Hintern den ganzen Tag im Büro und labere über Sonne, Strand und Meer. Stimmt nicht! Jeder neuer Kunde, Beratung und Buchung erzeugt einen neuen Leistungsdruck und man macht sich zu viele Gedanken (hoffentlich gefällt Ihn das usw).

Was hilft dagegen? Ablenkung! Sport! Dann ist die frage immer bzgl. der Zeit! Bei mir ist es so, ich bin 14 Stunden pro Arbeitstag unterwegs. Ich könnte nur an freien Tagen und Sonntag zum Sport. Oder mal für längere Zeit aus den gewohnten Umfeld raus! Meine Frau und ich haben eine kleine "Aufladestation" für uns gefunden. Wenn wir ein WE zusammen frei haben, hauen wir aus Lübeck ab. In der Regel nach Rostock (hatte dort mal für 1 Jahr gelebt - war meine beste (berufliche) Zeit!), einfach mal weg, Handy aus und was anderes sehen.

Bleib stark! Du bist nicht allein!
Lg Reiseonkel
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Sonnenblume14
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebes Kleines Pony,

ich fürchte, der Blickwinkel ist von uns allen (besonders der Chefs) völlig falsch. Denn selbst fü rsie ist ein völlig gesunder, aktiver Mitarbeiter am effektivsten. Aber -leider- ist ja jeder austauschbar.

Ich kann dir auch nur raten, achtsam mit dir umzugehen. Krank ist krank. Punkt. Es ist völlig normal, dass auch ein Depressiver mal wegen der Depression eine Auszeit braucht. Aber ich kann dir versichern: obwohl mein Arbeitgeber dafür Verständnis hätte, nehme ich Urlaub, wenn der Akku mal leer ist. Weil ich das Geffühl habe, nicht wirklich krank zu sein. Das ist dieses Pflichtbewusstsein, was uns eingetrichtert wurde. Alte Verhaltensmuster, die schwer zu durchbrechen sind. Ich arbeite daran ;)
Allerdings ist es für mich ein Fortschritt, ich bleibe tatsächlich zu Hause und ruhe mich aus. Uralub oder krank ist da zweitrangig.

Kannst du nicht schauen, wie du es für dich angenehmer gestalten kannst? Vielleicht die Arbeitszeit generell etwas verkürzen?

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Kleines Pony
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Kleines Pony »

Hallo, entschuldigt bitte meine späte Reaktion auf eure lieben Antworten. Das schlimme ist ja: ich weiß, dass ihr alle Recht habt. Und es tut mir sehr gut, dass ihr mir das schreibt. Dadurch fühle ich mich weniger als Versager und zu schwach um lebensfähig zu sein, auch wenn die Gefühle immer an mir nagen.

Irgendwie wird es immer schwieriger. Vielleicht liegt es auch an mir. Momentan scheint es, als könne ich nichts richtig machen. Mein Chef fordert mehr Eigeninitiative von mir, ich solle halt einfach mal machen, er würde schon was sagen wenn es falsch wäre. Das Problem ist, dass er IMMER was sagt. Selbst wenn ich es genau so umsetze wie er es vorgegeben hat. Es gilt das Motto "was schert mich mein Geschwätz von gestern?".

Das macht es mir nicht gerade leicht. Die acht Stunden im Büro sind so anstrengend und rauben mir so viel Kraft. Am Wochenende schlafe ich dann die meiste Zeit oder Spiele Computerspiele. Eine Welt in der mich niemand wirklich sieht, in der ich Held sein kann, in der mich niemand verurteilt, in der ich alles vergesse.

Zu allem Überfluss werd ich körperlich irgendwie immer kränker. Der Rücken ist die Hölle, und ich hab ab und an so etwas wie einen Zwerchfell-Kramp- Zumindest denke ich, dass es so etwas sein wird. Wenn ich im liegen lache, fange ich an zu husten und kann plötzlich nicht mehr einatmen. Es ist, als würde sich meine Lunge zusammen pressen und alles in mir würde krampfen. Gestern Abend war es wieder so weit. Ich bekomme dann schreckliche Angst und kralle mich an meinem Freund fest, der genauso überfordert neben mir sitzt und nicht weiß, wie er helfen kann.

Irgendwie scheint alles immer falscher zu laufen.
Sonnenblume14
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Kleines Pony,

bist du in therapeutischer Behandlung? Kann ssein, dass ich da was überlesen habe,dann verzeih mir die frage.

Ich denke, du brauchst dringend Hilfe. DIe körperlichen Symptome haben oft etwas mit der psychischen Situation zu tun. Du brauchst Luft, Luft, wieder du selbst zu sein.

Falls das vom Weg her möglich ist, melde dich mal in einer PIA (Psychiatrische Institutsambulanz) - die gibt es im allgemeinen in Krankenhäusern mit Psychiatrieabteilung. Die sind dort recht versiert und schauen, was sie für dich tun können. Helfen dir, aus der Situation herauszukommen.

LG Sonnenblume
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Kleines Pony
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Kleines Pony »

Guten Morgen,

vielen Dank für Deine Antwort. Nein, ich bin nicht mehr in Behandlung. Ende 2013 bin ich zum "Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie". Ich saß vor ihm, habe nur geweint und ihm gesagt, dass ich nicht weiß wie es weiter gehen soll. Er schaute mich an und fragte "ja, und wie soll ich Ihnen da nun weiterhelfen?"
Immerhin hat er mir ein Antidepressivum verschrieben, ich bat um Notfalltropfen für die Tage bis die anderen Tabletten wirken, da ich schwere Panikattacken hatte. Er meinte, das würde schon so gehen. Mein Hausarzt hat mir letztendlich die Tropfen verschrieben. Mit dem kann ich auch deutlich besser reden, er sagt allerdings, dass er eben kein Psychiater ist. Er verschreibt mir gern meine Tabletten, damit ich nicht immer zu dem anderen muss. Nur eben ab und an zur Kontrolle.

Es ist genauso wie Du es schreibst Sonnenblume, ich habe das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Eingepfercht in ein Leben das mir nicht passt, nur damit ich in der Gesellschaft akzeptiert werde. Anerkennung bekommt man für Leistung. Nicht dafür, dass man krank ist.

Das mit der PIA klingt sehr gut, danke für den Tip! Da schaue ich auf jeden Fall mal nach.
Sonnenblume14
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Sonnenblume14 »

Guten morgen,

ich kenne diese Situation aus meiner Wiedereingliederungszeit ganz gut. Es ist ganz schwierig, die Grenze auszutarieren. Man möchte sich einerseits achtsam schützen, weil diese Angst vor demnächsten Loch vorherrschend ist, fühlt sich aber andererseits schon etwas bereit zur Arbeit und für Unternehmungen.

Ich bin einige Male noch in eine Krankschreibung gestolpert, weil der Arbeitsalltag (trotz WE und 2 Stunden täglich) zu viel war. Aber danach ging es weiter, die Kraft baute sich auf. Am Ende stand ich auch vor der Entscheidung, bei 5 Stunden täglich zu bleiben (was sehr angenehm war) oder zu meinem alten Pensum zurückzukehren. Ich bin jetzt wieder bei meiner alten Stundenzahl, aber es hat Überwindung und einen "Tritt" von meiner Chefin gebraucht. Ich selber habe es mir nicht mehr zugetraut.

Und somit habe ich meinen eigenen Fähigkeiten nicht mehr vertraut. Ich konnte viel mehr aushalten als ich dachte - weil ich nicht einkalkuliert hatte, dass ich jetzt auf eine ganz andere Weise für Ausgleich sorge. Eine ganze Zeitlang konnte mich mein Umfeld (insbesondere die Therapeutin) weitaus besser einschätzen als ich mich selber. Inzwischen kann ich das selber regeln - aber seit meiner Wiedereingliederung sind inzwischen auch 18 Monate vergangen.

LG Sonnenblume
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Luna1966
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Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Luna1966 »

Guten Morgen,

ich habe nach längerer Arbeitsunfähigkeit (1,5 Jahren) lange dafür kämpfen müssen, meinen ursprünglichen Vollzeitjob, den ich zu diesem Zeitpunkt ohne Unterbrechung 22 Jahre immer in Vollzeit verrichtet habe, auf 2,5 Tage die Woche reduziert zu bekommen. Seither (seit 3 Jahren) kämpfe ich mit Vorurteilen und bissigen Bemerkungen und nicht zuletzt darum, dieses Teilzeitmodell weiterhin behalten zu können.
Wäre ich als Mutter eines Kleinkindes in der Situation, zuhause bleiben zu müssen, wäre es gar kein Problem, aber als "Erkrankte" ist das hier ein harter Kampf. In Regelmäßigen Abständen werde ich zum Chef diktiert und muss mir 2 Stunden-Dialoge mit dem Inhalt "Kollengenausbeuterin" oder "Simulantin" anhören -

aber leider bedarf das Leben Geld, welches verdient werden muss, auch wenn es sehr, sehr schwer ist.

in diesem Sinne
fühle ich mit Allen, denen es ähnlich ergeht.
GlanzGewitter
Beiträge: 4
Registriert: 26. Jan 2023, 16:03

Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von GlanzGewitter »

Ich muss sagen, ich bin mittlerweile ziemlich egoistisch was das angeht. Gut ich komm aus dem Einzelhandel. Eine Arbeit muss für mich gut strukturiert sein, ich brauche definitiv eine ganze Mittagspause ohne Störungen am besten mit Schlafplatz wie Feldbett und Rückzug bei Konflikten wie bei Beleidigungen durch Kunden, auch werde ich nur noch Teilzeit arbeiten (können) da ich mit meiner Kraft haushalten muss. Die Arbeitgeber wollen Leistung, ich als Arbeitnehmer will auch viel und bekomme es nicht ^^
Spaß beiseite, kämpf um deine Art die Arbeit bewältigen zu können!
Salyx
Beiträge: 16
Registriert: 14. Jul 2021, 10:05

Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Salyx »

Liebes KLeines Pony,

erstmal herzlich willkommen, es ist gut, dass du dich hier so offen mitteilst!

Ich finde mich in vielen Dingen, die du schreibst, wieder. Ich habe nach längerer Zeit ALG II eine Umschulung gemacht und in einem stressigen Bürojob gearbeitet, weil ich funktionieren wollte. Obwohl ich gemerkt habe, dass es mir immer schlechter ging. Obwohl mein Rücken und mein Körper mir immer eindringlicher zu verstehen gegeben haben, dass es so nicht weiter geht. Ich habe bis zum Zusammenbruch weiter gemacht.
Hart formuliert: Ich verstehe total, dass grade wenn Geld eh knapp ist, die Aussicht auf noch weniger Geld einen nicht aufbaut, trotz der Entlastung durch einen wegfallenden Job. Aber ich habe auch gemerkt, dass es dir im Endeffekt keiner dankt, wenn du dich körperlich und psychisch kaputt machst.

Wichtig ist erstmal, dass du dir (wieder) Hilfe holst, auch wenn es im ersten Schritt Kraft kostet. Manchmal gibt es in größeren Firmen auch Ansprechpartner für solche Probleme. Mach dir vielleicht auch Gedanken, ob ein Jobwechsel Entlastung bringen kann. Dein Chef wirkt nicht sonderlich empathisch oder unterstützend. Sprich mit deinem Psychiater darüber, evtl. auch mit dem sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt, was es für Unterstützungsmöglichkeiten gibt.

Es tut mir leid, dass dein Vater anscheinend kein Verständnis für deine Situation hat. Leider gibt es in der älteren Generation immer noch sehr viele, die mit psychischen Erkrankungen gar nichts anfangen können. Aber ich hoffe, du hast mit deinem Partner und vielleicht auch im Freundes- und Bekanntenkreis Menschen, die an deiner Seite stehen!

Ganz viel Kraft wünscht dir
Salyx
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: (Leistungs-)Druck bei der Arbeit

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo,
der ursprüngliche Thread stammt aus dem Jahr 2016 und Kleines Pony hat März 2016 auch nicht nochmal geantwortet. Das nur mal zur Info.
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