Depression und Partnerschaft

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Seb87
Beiträge: 20
Registriert: 10. Apr 2022, 13:07

Depression und Partnerschaft

Beitrag von Seb87 »

Hallo zusammen,

ich glaube, die Frage wurde hier schon teilweise besprochen, ich wäre euch aber trotzdem für eure Perspektiven und Ratschläge dankbar.

Ich schlage mich schon seit Jahren mit wiederkehrenden Depressionen und einer Dysthymie durchs Leben. Selbstredend war das auch für Beziehungen immer belastend. In letzter Zeit merke ich immer mehr, dass sich hier ein Henne/Ei-Problem um die folgende Frage entwickelt hat: Bin ich mit meiner Beziehung unzufrieden, weil es mir schlecht geht oder geht es mir schlecht, weil etwas in meiner Beziehung nicht stimmt?

Ich habe das Thema schon oft mit meinem Therapeuten besprochen. Der ist hier zwar nicht ratlos, kann mir aber nur eingeschränkt weiterhelfen. Seine These ist, dass ich das wirklich nicht beurteilen kann, weil ich a) noch nie wirklich glücklich war und b) zumindest aus Kind- und Vergangenheit keine guten Beziehungen kenne.

Wart ihr schon einmal in einer ähnlichen Situation und wenn ja, wie habt ihr euch die obige Frage beantwortet?
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Katerle »

Hallo Seb87,

denke in einer glücklichen Beziehung geht es dir gut und du bist auch zufrieden, unabhängig davon,
wie deine Beziehungen aus der Vergangenheit/Kindheit waren.

LG Katerle
Gummiente
Beiträge: 6
Registriert: 17. Jan 2023, 13:57

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Gummiente »

Hallo Seb87,

ich kann Deine Frage gut nachvollziehen, da ich ebenfalls oft verunsichert bin, ob meine überwiegend negativen Empfindungen und Gedanken "berechtigt" oder "nur" Ausdruck meiner Krankheit sind. Mein Krankheitsverlauf scheint Deinem ähnlich zu sein: Eine grundlegende, Jahrzehnte andauernde Dysthymie und periodisch auftretende depressive Tiefs (=Erkrankungen?). - Was ist Charakterzug, was ist Krankheit und was lässt sich sinnvoll ändern und therapieren?
Entgegen der Meinung von Katerle bin ich der Auffassung, dass wir auch in einer guten Beziehung unglücklich und unzufrieden sein können, ich halte das für einen Kernaspekt der Erkrankung: Die Empfindungen korrelieren eben nicht (immer) sinnvoll mit den äußeren Rahmenbedingungen. Beziehungen sind zudem oft hochkomplex: Welche Aspekte stören mich zwar, sind aber im normalen Rahmen und welche sind wirklich kritisch für mein Wohlbefinden? Das muss m. E. jeder für sich entscheiden: Womit kann ich leben und womit nicht?
Darüber hinaus gibt es aber vielleicht auch einigermaßen objektive Bewertungskriterien wie: Geben wir uns Mühe miteinander, versuchen wir im Rahmen des Möglichen den anderen zu verstehen und auf seine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen usw.?

Bin nicht sicher, ob mein Geschreibsel hilfreich ist, aber es war einen Versuch wert ;-)
Liebe Grüße,
Gummiente
Xhensa
Beiträge: 22
Registriert: 16. Nov 2022, 23:36

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Xhensa »

Was würdet ihr als betroffene einem Angehörigen raten, wenn der Partner sagt: jede Nachricht von dir setzt mich unter Druck.
Sein Therapeut hätte ihm daher die Trennung empfohlen.
Jetzt ist funkstille.

Ich weiß nicht was das bedeuten soll:
Ich will Abstand für eine gewisse Zeit oder vergiss mich oder ich liebe dich aber ich will dich nicht belasten…..
GlanzGewitter
Beiträge: 4
Registriert: 26. Jan 2023, 16:03

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von GlanzGewitter »

Servus,
ich denke du solltest dich fragen was wäre anders, wenn du nicht in dieser Beziehung bist?
Bist du zu dir, so freundlich, verständnis- und hingebungsvoll, wie es der ideale Partner zu dir wäre?
Und wie würde sich das anfühlen? Woran erkennst du eine gute Beziehung?

Grüßle ^^
Deheteleef
Beiträge: 587
Registriert: 7. Nov 2022, 17:01

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Deheteleef »

Oder mal einige Wochen alleine in Urlaub fahren, wenn die Umstände es erlauben.
Da stellt man rasch fest, ob es eine Erleichterung ist, oder ob man ohne Partner Einsamkeit empfindet.
Seelenkrebs ist heilbar! :hello:
Deheteleef
Beiträge: 587
Registriert: 7. Nov 2022, 17:01

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Deheteleef »

Oder mal einige Wochen alleine in Urlaub fahren, wenn die Umstände es erlauben.
Da stellt man rasch fest, ob es eine Erleichterung ist, oder ob man ohne Partner Einsamkeit empfindet.
Seelenkrebs ist heilbar! :hello:
Suchende2
Beiträge: 1227
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Seb87,

Ja, ich glaube, die meisten hier haben sich die Frage schon gestellt.
Ich habe festgestellt, daß es mir in der schweren Episode wesentlich "leichter" fällt die Beziehung aufzugeben.

Überlege, was Dir in Deiner Beziehung fehlt, wenn es Dir gut geht. Ist das, was Du Dir wünscht realistisch oder nicht?
Und dann berede das mit Deinem Partner. Gemeinsam könnt Ihr dann eventuell Wege finden, die für beide gangbar sind.

Aus Deiner Kindheit und Vergangenheit hast Du wahrscheinlich gelernt, was Du in einer Beziehung nicht möchtest. Weißt Du, was Du jetzt in einer Beziehung möchtest?

Alles Gute,
Suchende
Suchende2
Beiträge: 1227
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Suchende2 »

Xhensa hat geschrieben: 5. Feb 2023, 00:03 Was würdet ihr als betroffene einem Angehörigen raten, wenn der Partner sagt: jede Nachricht von dir setzt mich unter Druck.
Sein Therapeut hätte ihm daher die Trennung empfohlen.
Jetzt ist funkstille.

Ich weiß nicht was das bedeuten soll:
Ich will Abstand für eine gewisse Zeit oder vergiss mich oder ich liebe dich aber ich will dich nicht belasten…..
Hallo Xhensa,

ich glaube mich erinnern zu können, daß Du diese Frage so ähnlich bereits in einem anderen Thread gestellt hast. Da habe ich es nicht geschafft zu antworten.

1. Ich habe gelernt, daß Therapeuten einem eigentlich nicht sagen, was man machen soll. Sie gehen mit Dir einen Weg und Du entscheidest an jeder Weggabelung, welchen Weg Du gehst. Natürlich stellen Therapeuten Fragen und können damit den Blick auf Sachen lenken, die man selber übersehen hätte oder übersehen möchte. Eine konkrete Empfehlung geben sie nur, wenn es sehr dringlich ist.

2. Hast Du die finanziellen Möglichkeiten, um eventuell eine Therapiestunde zu bezahlen?
Dann schreibe Deinem Partner, daß dieses eine letzte Nachricht von Dir ist und darum bittest, eine gemeinsame Stunde bei seinem Therapeuten zu haben, die Du bezahlst, damit ihr beide zu einem Abschluß kommen könnt. Der Therapeut würde in einer solchen Stunde beide Seiten schützen.

In einer schweren Depression kann alles Druck erzeugen. Selbst der Satz "Ich liebe Dich." Dafür können die Angehörigen, aber auch die Erkrankten, nichts. Was das bei Deinem Partner bedeutet, kann Dir hier wohl niemand sagen, denn es wäre nur raten.

Alles Gute,
Suchende
Xhensa
Beiträge: 22
Registriert: 16. Nov 2022, 23:36

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Xhensa »

Suchende2 hat geschrieben: 11. Mär 2023, 15:09
Xhensa hat geschrieben: 5. Feb 2023, 00:03 Was würdet ihr als betroffene einem Angehörigen raten, wenn der Partner sagt: jede Nachricht von dir setzt mich unter Druck.
Sein Therapeut hätte ihm daher die Trennung empfohlen.
Jetzt ist funkstille.

Ich weiß nicht was das bedeuten soll:
Ich will Abstand für eine gewisse Zeit oder vergiss mich oder ich liebe dich aber ich will dich nicht belasten…..
Hallo Xhensa,

ich glaube mich erinnern zu können, daß Du diese Frage so ähnlich bereits in einem anderen Thread gestellt hast. Da habe ich es nicht geschafft zu antworten.

1. Ich habe gelernt, daß Therapeuten einem eigentlich nicht sagen, was man machen soll. Sie gehen mit Dir einen Weg und Du entscheidest an jeder Weggabelung, welchen Weg Du gehst. Natürlich stellen Therapeuten Fragen und können damit den Blick auf Sachen lenken, die man selber übersehen hätte oder übersehen möchte. Eine konkrete Empfehlung geben sie nur, wenn es sehr dringlich ist.

2. Hast Du die finanziellen Möglichkeiten, um eventuell eine Therapiestunde zu bezahlen?
Dann schreibe Deinem Partner, daß dieses eine letzte Nachricht von Dir ist und darum bittest, eine gemeinsame Stunde bei seinem Therapeuten zu haben, die Du bezahlst, damit ihr beide zu einem Abschluß kommen könnt. Der Therapeut würde in einer solchen Stunde beide Seiten schützen.

In einer schweren Depression kann alles Druck erzeugen. Selbst der Satz "Ich liebe Dich." Dafür können die Angehörigen, aber auch die Erkrankten, nichts. Was das bei Deinem Partner bedeutet, kann Dir hier wohl niemand sagen, denn es wäre nur raten.

Alles Gute,
Suchende
Hallo Suchende,

vielen Dank für deine Nachricht. Ach es ist einfach mega kompliziert. Ich habe tatsächlich Angst ihm diesen Vorschlag mit dem Therapeuten zu machen, weil ich denke, dass ihn das bezüglich der Entscheidung noch mehr unter Druck setzen würde.

Jedenfalls habe ich bisher immer noch keine klare Antwort erhalten.
Nach 4 Mosnten schrieb er allerdings, so ne Nachticht: ich muss viel klären und an mich denken und unter anderem an dich und mich :) -

Er wollte daher auch mit mir reden, jedoch kam dann wieder nichts mehr.

Wie ich diese Nachricht deuten soll weiß ich auch nicht.

Liebe Grüße
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Depression und Partnerschaft

Beitrag von Katerle »

Xhensa hat geschrieben: 5. Feb 2023, 00:03 Was würdet ihr als betroffene einem Angehörigen raten, wenn der Partner sagt: jede Nachricht von dir setzt mich unter Druck.
Sein Therapeut hätte ihm daher die Trennung empfohlen.
Jetzt ist funkstille.

Ich weiß nicht was das bedeuten soll:
Ich will Abstand für eine gewisse Zeit oder vergiss mich oder ich liebe dich aber ich will dich nicht belasten…..
Hallo Xhensa,

Abstand für eine gewisse Zeit könntet ihr durch eine räumliche Trennung herbeiführen. Und ja, eine gemeinsame Sitzung beim Therapeuten könnte zu einem Abschluss führen, nur dazu ist es auch notwendig, dass der Partner bereit ist, mitzukommen und sich drauf einzulassen.

LG Katerle
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