Latente Depression, Sinnkrise, Lebensunfähigkeit oder traurige Normailtät?

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Narami
Beiträge: 38
Registriert: 11. Nov 2022, 13:16

Latente Depression, Sinnkrise, Lebensunfähigkeit oder traurige Normailtät?

Beitrag von Narami »

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte mich auch mal wieder melden. Nach meiner Krankschreibung bin ich seit Mitte/ Ende Januar wieder arbeiten. Da es mir etwas besser ging, hatte ich mich dazu entschieden, da mit der Berg an liegengebliebener Arbeit nicht immer gröẞer wird. Seitdem geht es auf und ab. Keine echte Depression. Aber ich schleppe mich durch die Tage. Irgendwie bewältige ich mein Arbeitspensum, doch ich fühle mich wie ein alter Akku, der sich nie vollständig auflädt und super schnell wieder entlädt. Auf Arbeit konnte ich ein paar Arbeitsbedingungen zum Besseren gestalten. Ich versuche mich an den kleinen Dingen des Alltags zu erfreuen. Für größere Unternehmungen fehlt die Energie.
Eigentlich geht mir das Mal mehr Mal weniger schon seit Jahren so. Ich frage mich, wie das andere machen. Eigentlich habe ich alles: einen liebevollen Partner, einen Ok-Job, einige gute Freunde, bewusst kinderlos, 1 - 2 Mal im Jahr eine Urlaubsreise...aber ich frage mich, dass das das noch nicht alles gewesen sein kann...Oder erwarte ich zu viel? Eine frühere Lehrerin meinte immer: Das Leben ist kein Ponyhof/ Wunschkonzert.
Bin auch in den Wechseljahren, aber da ich Hormone substituiere, glaube ich nicht, dass es (nur) daran liegt. Ansonsten nehme ich noch Trimipramin (50 mg) wegen meiner chronischen Schlafstörung, die ich damit aber einigermaßen im Griff hab.
Ich frag mich, wie ich aus dieser permanenten Erschöpfungsspirale herauskomme?
Liebe Grüße
Lavendel64
Beiträge: 544
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Latente Depression, Sinnkrise, Lebensunfähigkeit oder traurige Normailtät?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Narami,

das kenne ich nur zu gut. Diese Gefühl, nur zu arbeiten und das gesamte restliche Leben ist auf ein Minimum runtergelevelt. Das wechselt sich bei mir ab mit Phasen, in denen ich Bäume ausreißen könnte und mich supergut fühle.

Auf die Frage "eigentlich müsste ich glücklich sein", antwortete meine Therapeutin ... "Eigentlich" sagt alles. Es fehlt etwas, das muss nichts Materielles sein, sondern vielleicht nur etwas mehr Zeit für Dich selber. Ich habe im Nachhinein an diesen Klinikaufenthalt begonnen zu malen, ein altes Kindheitshobby, seit Jahrzehnten vergessen. Für mich war damals die größte Aufgabe herauszufinden, WAS mir überhaupt fehlt.

Wenn Du nach einer AU wieder arbeiten gehst, einen Berg Arbeit vor Dir hast, einen haushalt führst, darfst Du doch erschöpft sein. Du erholst Dich von einer Krankheit. Niemand erwartet von jemandem, der erkrankt war, Höchstleistungen. Merkwürdigerweise müssen nur psychisch Kranke nach der AU wieder spontan fit sein. Oder erwarten nur "wir" das von uns?

Ich würde vielleicht einmal hinterfragen, was ich gerne hätte - bei welchen Erzählungen/ Gesprächen mich etwas emotional "piekst", nach dem Motto: das hätte ich auch gern?!
Dazu kommt natürlich, dass man sich (Du erwähntest die Wechseljahre) irgendwann in den 50ern fragt, wie das Leben weitergehen soll, was man noch erwartet/erwarten kann. Welche Veränderungen (gegen die man machtlos ist) eventuell zu Veränderungen zwingen. Das sind völlig normale Gedanken, die einen aber durchaus aus der Bahn werfen können.

LG LAvendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Narami
Beiträge: 38
Registriert: 11. Nov 2022, 13:16

Re: Latente Depression, Sinnkrise, Lebensunfähigkeit oder traurige Normailtät?

Beitrag von Narami »

Hallo Lavendel,

vielen Dank für deine liebe Antwort.
"Diese Gefühl, nur zu arbeiten und das gesamte restliche Leben ist auf ein Minimum runtergelevelt." Ja, das trifft es ziemlich gut.
Mit Malen habe ich in letzter Zeit auch wieder angefangen, aber manchmal fällt es schwer, mir die Zeit dazu zu nehmen, aber wenn ich das mache, tut es mir sehr gut.

Liebe Grüße
Nautilus2021
Beiträge: 3
Registriert: 11. Okt 2021, 19:08

Re: Latente Depression, Sinnkrise, Lebensunfähigkeit oder traurige Normailtät?

Beitrag von Nautilus2021 »

Hallo Narami, hallo Lavendel,
was ihr geschrieben habt, könnte auch von mir stammen. Meine Energie reicht für die Arbeit und am Wochenende (1 Tag) für meine schwer an Demenz erkrankte Mutter. Und noch etwas für den Haushalt, danach ist aber Schluss.
Ich frage mich in letzter Zeit auch öfter, ob dies schon alles gewesen ist. Freude empfinde ich schon lange nicht mehr, was mich zusätzlich belastet.
Meine Therapiestunden sind fast aufgebracht und ich bin irgendwie nicht weiter gekommen.
Narami, es ist schön, dass du das Malen für dich wiedergefunden hast und es dich zufrieden macht. Vielleicht schaffst du es ja Dir feste Zeiten für dein Hobby zu nehmen, damit es einen festen Stellenwert im Leben hat.
Was möchtest du denn noch auf deinen Urlaubsreisen sehen oder erleben?
Liebe Grüße,
Ulli
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