Welche Massnahmen haben euch geholfen?

[Harry100]

Hallo liebe Forianer,
ich bin seit über 7 Monaten an der Krankheit rezidivierende Depression erkrankt.
Bisher habe ich folgende Maßnahmen ergriffen:
Ich habe eine ambulante Psychotherapie (Verhaltenstherapie) bei einer Therapeutin begonnen.
Ich benutze ein Selbstmanagementsoftware (ähnlich ifD, i fight Depression) um meinen Tagesablauf zu strukturien. Meine wichtigsten Projekte sind hierbei Bewegung, Beziehungen, Ernährung, Schlaftagebuch und Gedanken.
Diese Massnahmen haben mir bisher sehr geholfen!
Zukünftig beginne ich im Januar 2023 eine stationären Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik.

Mich interessiert, welche Maßnahme hat euch bisher am meisten geholfen?
Harald

[Pummelchen]

Hallo Harry100,

herzlich willkommen im Forum! Schön das dir die bisherigen Massnahmen sehr geholfen haben, dass hört sich ja schon mal gut an.
Ich muss ehrlich sagen, dass bei mir eigentlich nur ein Antidepressiva meinen Zustand verbessert hat. Ich habe auch rezidivierende Depressionen und habe vor vielen Jahren auch ganz viel ausprobiert. Ich habe mich damals sehr gegen ein Antidepressivum gewehrt. Hatte Angst vor Nebenwirkungen und das sich meine Persönlichkeit verändern könnte.
Als der Leidensdruck sehr groß war und ich ein sehr gutes Gespräch mit einem Arzt hatte, habe ich mich schweren Herzens dazu "überreden" lassen es mit einem AD zu versuchen. Nach anfänglichen leichten Nebenwirkungen konnte ich nach ein paar Wochen eine Erleichterung verspüren.
Ich traue mich es auch nicht mehr abzusetzen (obwohl ich es gerne loshätte). Mein Psychiater argumentiert immer so:" Bei den anderen Medikamenten z.B. gegen hohen Blutdruck, wo sie regelmässig einnehmen kommen sie gar nicht auf den Gedanken die wegzulassen!" Da hat er vollkommen recht!!!
Ich habe auch GsD immer auch lange Phasen wo es mir richtig gut geht. Wenn sich mal wieder eine seelische Krise anschleicht, falle ich nicht mehr so tief und ich komme schneller wieder heraus.
Was mir wenn auch nur kurzzeitig meistens hilft ist sportliche Betätigung.
Ich wollte die Krankheit lange nicht akzeptieren, habe mir gedacht ich versuche doch immer ein guter fairer Mensch zu sein, warum werde ich so gequält usw. Aber so ein Denken bringt mich nicht weiter, inzwischen kann ich es besser annehmen und weiß auch ich muss auf mich aufpassen und sage auch mal NEIN wenn es sein muss.
Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin gute Erfolge gegen unseren "fiesen Gegner genannt Depression".
Dir und allen anderen noch einen schönen 3.Advent. Liebe Grüße Pummelchen

[Harry100]

Hallo Pummelchen,
vielen Dank für Deine Antwort und Deine guten Wünsche.
Ich habe auch AD-Erfahrungen. Mein Hausarzt hatte mir anfangs 25 mg Mirtazapin verschrieben, damit bin ich nicht klargekommen. Einnahme abends, morgens war ich "wirr bzw. vernebelt" im Kopf. Mein Psychiater hatte mir anschließend 25 mg Agomelatin verschrieben. Habe ich über 2 Monate genommen, hatte ich prima vertragen. Vor 2 Wochen habe ich dies Medikament abgesetzt und es geht mir heute besser. Ich bin heute lebendiger, mehr Dynamik vorhanden (aber nach beiden Seiten, sowohl bei den negativen Effekten (zb. Wut/Kränkung) aber auch bei den positiven Effekten (Freude, Begeisterung). Die positive Wirkung von sportlicher Betätigung ist bei Dir genauso vorhanden, wie bei mir. Ja das Akzeptieren der Krankheit ist schwer. Dank der Arbeit mit meiner Therapeutin kann ich zwischenzeitlich gut damit umgehen.
Ich wünsche Dir, dass Du möglichst viele Menschen findest, die Dich so akzeptieren wie Du bist, und das Du selbst mit Dir so fürsorglich umgehen kannst, dass die Depression eine immer geringere Belastung für Dich wird.
Liebe Grüße
Harald

[Bauchtänzer]

Ich habe eine ambulante Psychotherapie (Verhaltenstherapie) bei einer Therapeutin begonnen.
Ich benutze ein Selbstmanagementsoftware (ähnlich ifD, i fight Depression) um meinen Tagesablauf zu strukturien. Meine wichtigsten Projekte sind hierbei Bewegung, Beziehungen, Ernährung, Schlaftagebuch und Gedanken.

Hört sich sehr gut an, Harry

Ich versuche mich mit Ähnlichem über Wasser zu halten, wobei fehlende Struktur Gott sei Dank für mich kein Problem ist. Ich kann mich gut beschäftigen.

Ich hab ein Abo bei 7mind und es wär gut, ich würde es schaffen, täglich mindestens 15 MInuten zu meditieren. Ich habe aber festgestellt, dass ich tatsächlich auch bei kleinen Wanderungen ein wenig "meditieren" kann.

Was mich wundert: dass du so genau den Beginn deiner Depression bestimmen kannst. Was ist denn vor 7 Monaten passiert?

Gruss vom Bauchtänzer

[Harry100]

@Bauchtänzer
Hallo Bauchtänzer,
vielen Dank für Deine Antwort. Mit Meditation habe ich mich bisher noch nicht auseinandergesetzt. Da gibt es für mich noch viel zu entdecken. Interessanter Hinweis auf 7mind.
Du fragtest, weshalb ich den Startpunkt der Depression so genau bestimmen kann.
Antwort: Das kann ich nicht.
Ich wurde vor 7 Monaten krankgeschrieben (deshalb die Zeitangabe von 7 Monaten), die darauffolgenden 3 Monate ohne jegliche therapeutische Hilfe waren die schlimmsten Monate in meinem Leben. Mein Hausarzt ist ein Supertyp, aber er ist Internist und konnte mir auf der psychologischen Seite nicht helfen.

Liebe Grüße
Harald

[Bauchtänzer]

Hi Harry,

Ich wurde vor 7 Monaten krankgeschrieben (deshalb die Zeitangabe von 7 Monaten)

Ah, ich verstehe, also wurde das damals wohl erstmalig diagnostiziert.

Du liest dich, als seiest du relativ jung; falls ich richtig liege, sei froh darüber, dass du dich schon jetzt um dich kümmern darfst. Du machst einen recht engagierten, interessierten Eindruck - das ist sehr gut!

Bleib dran

Bauchtänzer

[Harry100]

@Bauchtänzer

Hi Bauchtänzer,
ich bin 59 Jahre alt also „relativ" jung. Es freut mich sehr, dass Dir meine Beiträge gefallen.
Du hast im Übrigen vollkommen recht, die Diagnose bei der Krankschreibung durch meinen Hausarzt war F33.1 = rezidivierende Depression. Erst 3 Monate später (meine schlimmste Zeit),
im August 2022 hatte ich den ersten Termin bei meiner Therapeutin, ab diesem Zeitpunkt habe ich verstanden was mit mir los ist und welche Bedeutung die Krankheit Depression hat.

Ja, ich bleib dran – lieben Gruß von Harald

[Winterkind04]

Hallo,

-Struktur
-Langzeittherapie
-Yoga, Meditation, spazieren, Wander, schwimmen generell Bewegung je nach Lust und Laune
- Seminare zu Stress, Resilenz usw.
- Reha-Aufenthalt


Dass, aber alles seit 2012 und immer wieder neue Ansätze probiert. Geheilt oder Genesen bin ich immer noch nicht. Kann besser damit leben und erkenne oft die Anzeichen bevor ich ganz tief falle… brauche immer viel Pausen …
Habe aber auch noch eine chronische Erkrankung … dadurch viele Schmerzen…

[Winterkind04]

Und, total vergessen - hier das Forum und der Austausch… ist für mich wie eine ganz große Selbsthilfegruppe

[Winterkind04]

Und die Dinge die mir Spaß machen und ablenken…

Puzzle, lesen, kochen

Also Hobbys je nach Antrieb oder was ich gerade für mich benötige oder mich motiviert bekomme

[Harry100]

@Winterkind04

Hallo Winterkind,
vielen lieben Dank für Deine 3 Beiträge. Ja Struktur ist für mich auch sehr wichtig, da ich im Augenblick krankgeschrieben bin, habe ich mir meine eigene Struktur aufgebaut, wurde zuvor durch den Arbeitsalltag weitgehendst festgelegt. Mein Focus habe ich jetzt auf die Bereiche: Beziehungen, Sport (Bewegung), Ernährung, Gedanken und Schlaf ausgerichtet. Mit Meditation und Yoga habe ich bisher noch sehr wenig Erfahrung, ich denke aber, dass es sich sehr lohnt damit zu beschäftigen. Das kommt sicherlich bei meinem ersten Klinikaufenthalt im Januar 2023 auf mich zu.
Mein Hobby ist im Augenblick meine Depression (und alle körperlichen Symptome, die damit zusammenhängen). Dazu gehört auch der Austausch in diesem großartigen Forum, in dem Informationen und Hilfen zu dieser Krankheit gegeben werden. Nochmals Danke für Deine Beiträge.

Liebe Grüße
Harald
PS. Wäre schön, noch ein wenig mehr von Dir zu erfahren (Vorstellung).