EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

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Birgit Birgit
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Registriert: 4. Dez 2022, 19:28

EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von Birgit Birgit »

Hallo alle zusammen. Kurz zu mir. Ich bin 44 Jahre und bin seit meiner Lehre in der gleichen Firma beschäftigt. Ich war 24 Jahre nicht einen Tag krank. Manche Arbeitswochen gingen bis zu 92 Stunden. Das habe ich alles irgendwie überstanden. Dazu kam noch Heimarbeit, 14 Jahre Nachtbereitschaft und natürlich noch Familie und Haushalt.Doch als mich letztes Jahr im April das Coronavirus heimsuchte, brach mein Körper komplett zusammen. Ich bin weiter auf Arbeit gegangen und habe noch die letzten Kräfte aus mir geholt. Als mein Chef mit den Leistungen nicht mehr zufrieden war und mir für die vielen Jahre bei einem " Gespräch ohne Kaffee mitteilte, das er mich fürs nicht's machen bezahle" war für mich körperlich und seelische alles vorbei. In der ganzen Zeit habe ich ca. 40kg angenommen. Auch mit einer Schuppenflechte habe ich zu kämpfen. Jetzt bin ich ca. 18 Monate krank geschrieben und noch immer nicht auf den Beinen. Ich bekomme schön Antidepressiva. Ich leide nach wie vor an Lustlosigkeit, Schlafstörungen, Appetit, möchte weder Menschen, Radio, Fernseher, Zeitungen oder Diskussionen haben. Meinen Haushalt schaffe ich gerade noch notdürftig. Wenn es zum Arzt oder Ämter, sogar vor dem einkaufen habe ich massive Muskelkrämpfe und Magen- Darm Probleme. Es wurde von den Ärzten eine leichte Depression festgestellt. Da ich jetzt " Ausgesteuert " werde , geht es um einen Antrag an die DRV. Überall ist zu lesen " Reha vor Rente ". Ich persönlich sehe mich aber nicht psychisch in der Lage so eine Reha anzutreten. Dazu kommt, das ich sehr stark unter Heimweh leide. Meine Psychotherapeutinnen ist ganz anderer Meinung und unterstützt mich dabei überhaupt nicht. Durch diese ganze Ungewissheit hat sich mein Zustand in den letzten Wochen nochmal massiv verschlechtert. Was soll ich jetzt machen? Kann mir jemand helfen? Ich bin einfach am Ende.
SonneundDunkenheit
Beiträge: 693
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Birgit,
du kannst selbstverständlich von dir aus einen Antrag auf EMR stellen.
Allerdings wäre es wichtig gute Behandler zu haben, die hinter dir stehen und entsprechend fachlich fundierte Stellungnahmen erstellen... ohne diese wirst du kaum Erfolg haben.
Eine leichte Depression als Diagnose wird da wohl nicht reichen und ob die Schuppenflechte so ausgeprägt ist, dass du nicht mehr arbeiten kannst, müssen Fachleute beurteilen.
Prinzipiell gilt Reha vor Rente zumal du noch recht jung bist.
Ich habe in diesem Jahr die EMR im Widerspruchsverfahren zuerkannt bekommen und zwar ohne Reha, da diese mich total überfordert hätte was meine Psychiaterin gegenüber der DRV auch begründet hat. Allerdings war ich für 8 Wochen zur Stabilisierung in einer psychosomatischen Klinik. Die Klinik habe ich mir ausgesucht (Einzelzimmer mit Badewanne war Bedingung...leide u.a. auch an einer schweren Hauterkrankung) und der ausführliche Bericht der Klinik hat sicherlich zur Rentenbewilligung beigetragen zumal weitere psychiatrische Diagnosen gestellt wurden.
Wenn du ALG 1 im Rahmen der Nahtlosigkeitsreglung erhalten möchtest, musst du mitwirken. Das muß aber nicht der Reha-Antrag, sondern kann auch ein Rentenantrag sein.
Ein Rentenverfahren kann sehr lange dauern ( bei mir waren es insgesamt knapp 13 Monate). Du brauchst Kraft, starke Nerven sowie Behandler, die dich unterstützen und zugewandte Bearbeiter in der DRV und in der AfA.
Wer hat dich denn so lange AU geschrieben...das könnte doch schon einmal ein Unterstützer sein.
Alles Gute für dich und eine gute Nacht!
SonneundDunkelheit
Birgit Birgit
Beiträge: 4
Registriert: 4. Dez 2022, 19:28

Re: EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von Birgit Birgit »

Hallo SonneundDunkelheit.
Ich danke Dir für deine Antwort. Es tut echt gut wen mich mal einer versteht. Meine Hausärztin hat mir bis jetzt die AU geschrieben. Sie steht auch total hinter mir. Doch hat eine Hausärztin gegenüber einen Psychater bzw. einer Psychotherapeutin einen Einfluss auf die DRV. Beim Psychater komme ich mir vor wie bei einem General. Wenn man was nicht gleich verstanden hat und noch mal nachfragt. Kommt zur Antwort " Können sie nicht zuhören ". Leider gibt es bei uns in der Gegend wenig solche Ärzte. Bis ein halbes Jahr Wartezeit. Wenn ich jetzt nochmal wechsel, läuft mir ja die Zeit davon. Hat es eventuell sind mit der DRV persönlich zu sprechen oder einen Vertrauensarzt der DVR aufzusuchen?
Birgit Birgit
Beiträge: 4
Registriert: 4. Dez 2022, 19:28

Re: EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von Birgit Birgit »

Hatte gestern bei der Psychotherapie eine Sitzung. Bevor dem Termin hatte, hatte ich massive Muskelkrämpfe und Magen Darm Probleme sowie Puddingbeine. Da gab es noch Ärger, weil ich zu spät kam. Ich musste aber mit dem Auto auf dem Weg zur Therapie anhalten um niemanden in Gefahr zu bringen. Heute komme ich nicht mehr aus dem Bett. Alle Gliedmassen fühlen sich an wie Muskelkater. Die Krämpfe sind fast weg. Aber der Körper fühlt sich an wie nur noch eine leere Hülle. Soll ich so zu einer Reha gehen?
SonneundDunkenheit
Beiträge: 693
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Guten Morgen Birgit,
tut mir leid dass es dir so schlecht geht.
Vielleicht denkst du doch zunächst über einen Klinikaufenthalt nach zum stabilisieren und Kräfte sammeln.

Auch wenn die Wartezeiten lang sind, würde ich mir einen anderen Psychiater suchen. Je eher du loslegst, um so besser.

Psychotherapeuten sind meist eng getaktet. Kommst du zu spät (warum auch immer), kommt das System ins wanken. Aber der Ton macht die Musik und gegebenfalls muss deine Zeit halt verkürzt werden ... aber ohne Vorwürfe o.ä.. Die Chemie zur Therapeutin scheint auch nicht ganz zu stimmen (oder täusche ich mich).
Ob du direkt mit einem Arzt der DRV in Kontakt treten kannst, weiß ich nicht (kann es mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen). Du kannst dich aber hinsichtlich der Antragsstellung der EMR von der DRV beraten lassen.
Die DRV wird deinen Antrag inklusive der ärztlichen Zuarbeiten prüfen und ja bei einer psychiatrischen Diagnose sollte vom Facharzt entsprechend gut eingeschätzt werden wie eingeschränkt du bist.
Ich hatte wirklich viel ärztliche Unterstützung und eine Menge Diagnosen trotzdem wurde der Antrag im ersten Anlauf abgelehnt. Im Widerspruchsverfahren musste ich zur Begutachtung und dann gab es die volle EMR für zunächst drei Jahre. Ohne Rückendeckung durch meine Fachärzte und vor allem meiner Therapeutin (die mich auch die gesamte Zeit AU geschrieben hat), hätte ich das Rentenverfahren nicht durchgehalten.
Wünsche dir Kraft für den Tag.
LG SonneundDunkelheit
Birgit Birgit
Beiträge: 4
Registriert: 4. Dez 2022, 19:28

Re: EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von Birgit Birgit »

Danke dir SonneundDunkelheit. Ich weiß nicht ob ich es mir einbilde oder ob es zum Krankheitsbild dazugehört. Wie schon gesagt, nach einem Arzttermin bin ich nachher 1-2 Tage körperlich und seelische nicht mehr zu gebrauchen. Ich selber habe aber festgestellt, wenn ich mal in 1-2 Wochen keinen Arzttermin habe und zu Hause bleiben kann, verspüre ich eine leichte Lebenslust bzw kann ich ohne Schmerzen leben . Bilde ich es mir nur ein oder kann sowas sein? Wer soll mir sowas glauben und von was soll ich leben? Am liebsten würde ich ein Viertel Jahr nirgends hin gehen, erstmal zur Ruhe kommen ohne das mir jeder was anderes rät oder vorschreibt und mich selber ordnen was ich will.
SonneundDunkenheit
Beiträge: 693
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: EU bzw. EM Rente ohne stationäre Reha

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Naja ein Arzt - bzw. Therapietermin macht ja was mit dir....setzt Emotionen, Erinnerungen ect. frei....das arbeitet nach.
Ich bin nach Therapiestunden auch sehr geschafft (vorher sehr angespannt) und brauche Tage, um mich davon zu erholen. Therapiepausen erlebe ich ambivalent. Sie bringen zwar Ruhe, aber ich tue mich schwer in der ersten Stunde nach längerer (drei - vier Wochen) wieder in den Prozess zu kommen. Therapie ist Schwerstarbeit....sollte aber hilfreich sein und spürbare Erfolge zeigen. Ich quäle mich schon sehr lange mit einer chronisch komplexen ptbs + chr. Depressionen (z.T. schweren Schüben)... trotzdem habe ich sehr lange auf hohem Funktionsniveau gearbeitet. Jetzt sind die Akkus irreversibel geschädigt. Die Rente gibt mir momentan die finanzielle Sicherheit, was sich positiv auf die Psyche auswirkt.
Ich kann verstehen, dass du dich nach Ruhe sehnst, aber ohne Krankenversicherung und Geld zum Leben geht es eben auch nicht. Du musst deinen Weg im Sozialsystem finden und dafür eben auch Herausforderungen meistern. Ein Schritt nach dem anderen.
Meine Therapeutin hat mich auf meinen Weg gut begleiten können, aufgefangen, Mut und Zuversicht verbreitet und letztlich immer daran geglaubt, dass die Rente bewilligt werden wird... ich war da deutlich weniger zuversichtlich.

Wenn es dir ohne Verpflichtungen besser geht, dann würde ich mich fragen was es ist was mich in den Verpflichtungen stresst und wo ich was ändern kann.

Ich bin jetzt Rentnerin auf Zeit, gesundheitlich besser geht es mir deshalb aber nicht... ich lerne in Therapie mit dem Zustand umzugehen und zu verstehen warum die Dinge so sind wie sie sind. Das hilft mir die Situation zu akzeptieren wie sie ist. Ich sehne mich nach meinem Job und hoffe irgendwann wieder an meinem Schreibtisch zu sitzen, aber momentan geht halt nix.
Alles Gute für dich!
LG von SonneundDunkelheit
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