Medikinet und Depression

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mr_fresh
Beiträge: 90
Registriert: 23. Aug 2021, 15:04

Medikinet und Depression

Beitrag von mr_fresh »

Hallo zusammen,

nach ca. 1,5 Jahren erfolgloser Therapie mir SSRIs (Sertralin, Citalopram) habe ich den Psychiater gewechselt. Der meinte nun, dass SSRI bei mir nicht wirken und hat mir Medikinet verschrieben. Seitdem geht es mir deutlich besser, die depressive Symptomatik geht deutlich zurück (wenn auch noch nicht ganz).

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Viele Grüße
mr_fresh
SonneundDunkenheit
Beiträge: 706
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo mr_fresh,
Sertralin und co haben bei leider auch keine Veränderung bewirkt (außer der leidigen Gewichtszunahme) also wieder abgesetzt.
Erfahrungen mit Medikinet habe ich auch allerdings verordnet bekommen wegen der Diagnose ADHS. Es half mir mich auf die Arbeit fokussieren zu können, aber in Bezug auf die meisten Symptome der Depression und der Auswirkungen der kptbs hatte es keine durchschlagende Wirkung. Seitdem ich EMR beziehe, habe ich es wieder abgesetzt. Für den Alltag ist es mir als Dauermedikament zu heftig. Sollte ich wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren können, würde ich es aber wieder zur Unterstützung nutzen, um mich besser konzentrieren zu können, Reize und soziale Ängste zu verringern und damit weniger Energie zu benötigen, um durch den Tag zu kommen.
Einen schönen Tag noch von SonneundDunkelheit
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

ich habe mal kurz nachgeschaut und gefunden, das Medikinet bei ADHS eingesetzt wird.
Und ADHS soll oft gar nicht erkannt werden und nur die Begleiterkrankungen (wie Depressionen, besonders bei Frauen), behandelt werden, was nicht zum Ziel führen soll.
https://praxis-neuy.de/adhs/adhs-und-depression/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Meine Nichte spricht mich öfter mal drauf an, ob bei uns in der Familie eventuell ADHS vorkommt, neben sehr hoher Intelligenz. Die Frage lässt mich nicht so ganz los, zumal bei mir auch Therapie und auch Tabletten nie richtig geholfen haben.
Aber es spielen auch zu viele ungünstige Lebensfaktoren bei mir mit herein, um dass man das durch Nachdenken sauber voneinander trennen könnte. Man müsste theoretisch mal ein solches Medikament ausprobieren und anhand der Wirkung dann mögliche Rückschlüsse ziehen.

Und das mit fast 60 Jahren nach Jahrzehnten Diagnosen, Versuchen, Armut usw. wo im Leben nur noch sehr geringe Chancen bestehen.

Ich hätte ungern noch eine zusätzliche Baustelle.

LG
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Danke für deinen Hinweis @IIorIII,
das wäre dann wohl off label use, oder?
Ich behalte es mal im Hinterkopf, besonders da ich längere Phasen eher mit starker Unruhe habe, wo ich mich nicht gut organisieren kann.
SonneundDunkenheit
Beiträge: 706
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Gertrud,
Medikinet verordnet zu bekommen, ist nicht so einfach.
Meine Psychiaterin war sich ob der Diagnose recht sicher (mein jüngster hat auch ADHS) und hat mir Medikinet verordnet, um mich arbeitsfähig zu bekommen (ich wollte unbedingt wieder arbeiten), aber damit die Krankenkasse keinen Stress macht (Regressvorderungen ), habe ich die aufwendige Diagnostik in einer ADHS Ambulanz über mich ergehen lassen und mit über 50 Jahren eine gesicherte Diagnose bekommen.
'Zusätzliche Baustelle"... ADHS + ch. Depressionen + kptbs + sehr hohe Intelligenz ... kein wünschenwertes Konstrukt, aber meine Realität. Das Medikinet hat mich lediglich hinsichtlich der Auswirkungen der ADHS unterstützt. Die innere Unruhe ist geblieben.
Schönen Tag für alle.
Sommer18
Beiträge: 58
Registriert: 8. Mai 2018, 14:33

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Sommer18 »

Hallo SonneundDunkelheit,

seit ca 9 Jahren kämpfe ich (ausgelöst durch Tinnitus) auch immer wieder mit einer ekelhaften inneren Unruhe.

Ist bei mir sehr wechselhaft einmal mehrere Tage keine Unruhe, dann wieder für 1 manchmal auch 2

Tage diese Unruhe bzw. ein Tag keine Unruhe am nächsten Tag wieder diese Unruhe.

Was machst Du gegen deine Unruhe.

Wenn ich es nicht mehr aushalte nehme ich 40 mg Pimpamperon. Ist die Unruhe dann noch nicht besser

nehme nach ca 1,5 Stunden noch zusätzlich 15 mg Mirtazapin. Unruhe wird wesentlich besser jedoch

macht mich dies sehr müde, schlapp und unkonzentriert.


Hast du etwas gefunden, dass deine Unruhe verbessert?

Meine Standardmedikation ist momentan 30 mg Mirtazapin abends.

Grüsse Sommer18
SonneundDunkenheit
Beiträge: 706
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Sommer 18,
mein Patentrezept gegen die innere Unruhe ist Sport (durchaus 2-3 h am Stück, 2-3x die Woche). Mich aufzuraffen ist nicht immer einfach, aber ich weiß, dass ausdauernde Bewegung sehr hilfreich ist. Wenn Sport nicht möglich ist, ist laute Musik eine Alternative (dürfte sich mit deinem Tinnitus nicht vereinbaren lassen).
Meine Therapeutin sieht den Sport eher kritisch quasi als Verdrängungsmechanismus, aber solange ich keine andere Lösungsmöglichkeit gefunden habe, erfüllt es seinen Zweck. Dauerhafte Medikamente diesbezüglich sind für mich keine Option, da ich wegen einer angeborenen Erkrankung schon ziemlich viel "einwerfen" muss.
Mirtazapin habe ich eine zeitlang genommen zuletzt 45mg am Abend.... ich war damit kaum aufnahmefähig am Vormittag und habe trotzdem extrem schlecht geschlafen. Das Absetzen war nicht sehr angenehm. Ich habe seit 1,5 Jahren als Bedarfsmedikation Zölpiclon was ich aber sehr verantwortungsbewusst einnehme...das Suchtpotenzial ist mir bewusst, aber ab und an brauche ich eine halbwegs erholsame Nacht.... sonst drehe ich irgendwann frei.
Ich hoffe du findest noch was geeignetes für dich. Welches Verhältnis hast du zu Sport?
Manchmal hilft mir übrigens auch essen (vor allem nachts). Wahrscheinlich binde ich damit Energie und werde ruhiger. Glücklicherweise habe ich keine Gewichtsprobleme (unter dem Mirtazapin hatte ich das schon).
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Sommer18
Beiträge: 58
Registriert: 8. Mai 2018, 14:33

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Sommer18 »

Hallo SonneundDunkelheit,

Sport bedeutet bei mir Spaziergänge, E-Bike und im Sommer Baggersee.

Bin schon etwas älter (68) und kann so richtig auspowernde Sportarten nicht mehr machen (Gelenke spielen

da auch nicht mehr so mit).

Was ich bei meiner Depression nicht verstehe ist, dass ich Zeiten habe z. B. zwei bis 3 Wochen

wo ich keine Probleme mit der Unruhe habe (evtl. nur morgens nach dem aufwachen für ca 1 Stunde leichte

Unruhe) und dann wieder in ein Loch falle mir sehr unangenehmer

Unruhe (z. B. auch mit täglichem Wechsel und dies jetzt schon seit 9Jahren). Was mir auch in den 9 Jahren

aufgefallen ist: Gehe ich nachts so zwischen 24 Uhr und 4 Uhr auf die Toilette habe ich gar keine Unruhe.

Habe auch schon einiges an Antidepressiva ausprobiert. Entweder haben die die Unruhe verstärkt oder

keine zufriedenstellend Wirkung gezeigt. Einzig Mirtazapin läßt mich gut einschlafen aber so richtig anti-

depressiv wirkt es auch nicht, da ich immer wieder diese Einbrüche habe.


Habe das Forum schon gezielt nach Symptomatik Unruhe durchforstet und habe nichts zielführendes

gefunden (außer halt die problembehafteten Benzo - Abhängigkeit -).


Gibt es für uns Depressive, die hauptsächlich von Unruhe geplagt werden, keine dauerhafte Lösung.

Gewichtsprobleme habe ich mit Mirtazapin bisher nicht.


Liebe Grüsse
Sommer
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Gertrud Star »

SonneundDunkenheit hat geschrieben:Hallo Gertrud,
Medikinet verordnet zu bekommen, ist nicht so einfach.
Meine Psychiaterin war sich ob der Diagnose recht sicher (mein jüngster hat auch ADHS) und hat mir Medikinet verordnet, um mich arbeitsfähig zu bekommen (ich wollte unbedingt wieder arbeiten), aber damit die Krankenkasse keinen Stress macht (Regressvorderungen ), habe ich die aufwendige Diagnostik in einer ADHS Ambulanz über mich ergehen lassen und mit über 50 Jahren eine gesicherte Diagnose bekommen.
'Zusätzliche Baustelle"... ADHS + ch. Depressionen + kptbs + sehr hohe Intelligenz ... kein wünschenwertes Konstrukt, aber meine Realität. Das Medikinet hat mich lediglich hinsichtlich der Auswirkungen der ADHS unterstützt. Die innere Unruhe ist geblieben.
Schönen Tag für alle.
Hallo SonneundDunkelheit,
danke für deine Erklärungen.

Ich gehe jetzt auf die 60 zu (kaum zu glauben). Puh nee so eine umfangreiche Diagnostik werde ich wohl nicht mehr machen lassen, zumal die psychischen Beschwerden so lange bestehen und auch die Armutssituation, dass ich da nicht mehr auf ausreichend Vertrauen habe, dass verschiedene Dinge so gut auseinander zu sortieren sind.

Mir hat ehrlich gesagt mit über 50 das Ergebnis des selbst organisierten Intelligenztests gereicht, der Wert war absolut nicht mehr kompatibel mit meinem früheren Leben bis zum Abschluss meines Studiums, mit diesem niedrigen Wert hätte ich keinesfalls ein Abi geschafft, geschweige dann eines der schwereren Studiengänge an einer Uni. Es hat ganz erheblich viel Energie gekostet, das alles nochmal nachzubetrachten und im Nachhhinein auch durch die ganzen Therapien und anderen Maßnahmen für pschisch Kranke derart angeknackste Selbstbild wieder etwas zu korrigeren.
Zudem wird es bei mir mit dem Arbeitsleben nix mehr, bin voll berentet und habe keinerlei für Westdeutschland verwertbare Ausbildungen.

Kann sein, die Unruhe ist auch etwas die Nebenwirkung vom Antidepressivum und Folge des arg eingeschränkten Lebens (Sozialhilfe). Umhergehen oder so hllft da öfter, oder auch mit den Füßen wippen.

Meine und auch die Realtität meiner Nichte sind sehr hohe IQs bis in den Hochbegabungsbereich hinein, unterer sozialer Status, keine auf brauchbare Weise stützende Familie, Traumageschichten, Armut. Leider keine gute Mischung, und auch Behandler wissen da meist nicht weiter. Versteht man ja alles, aber auf Dauer ein solches Leben ist halt nicht unbedingt menschenfreundlich oder wie soll man das nennen?

Ich denke auch, bei meiner Nichte wird das wohl eher weniger ADHS sein sondern eher "Lebensfolgen", dass sie so unruhig ist. Sie macht einen Vollzeitjob, um studieren zu können. Dabei verdient sie so wenig, dass ihr in der Inflation Angst und Bange wird bei dieser zeitlichen auf Dauer zu hohen Auslastung.
Da liegen wohl viele Dinge in der Lebenssituation und dem Eingesperrtsein oder der zeitlichen Überlastung.

Diesen Aufwand für ein Medikament werde ich mir nicht antun. Da braucht es andere Möglichkeiten.

Danke für deine Erklärungen.
LG Gertrud
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Gertrud Star »

SonneundDunkenheit hat geschrieben:Hallo Sommer 18,
mein Patentrezept gegen die innere Unruhe ist Sport (durchaus 2-3 h am Stück, 2-3x die Woche). Mich aufzuraffen ist nicht immer einfach, aber ich weiß, dass ausdauernde Bewegung sehr hilfreich ist. Wenn Sport nicht möglich ist, ist laute Musik eine Alternative (dürfte sich mit deinem Tinnitus nicht vereinbaren lassen).
Meine Therapeutin sieht den Sport eher kritisch quasi als Verdrängungsmechanismus, aber solange ich keine andere Lösungsmöglichkeit gefunden habe, erfüllt es seinen Zweck. Dauerhafte Medikamente diesbezüglich sind für mich keine Option, da ich wegen einer angeborenen Erkrankung schon ziemlich viel "einwerfen" muss.
Mirtazapin habe ich eine zeitlang genommen zuletzt 45mg am Abend.... ich war damit kaum aufnahmefähig am Vormittag und habe trotzdem extrem schlecht geschlafen. Das Absetzen war nicht sehr angenehm. Ich habe seit 1,5 Jahren als Bedarfsmedikation Zölpiclon was ich aber sehr verantwortungsbewusst einnehme...das Suchtpotenzial ist mir bewusst, aber ab und an brauche ich eine halbwegs erholsame Nacht.... sonst drehe ich irgendwann frei.
Ich hoffe du findest noch was geeignetes für dich. Welches Verhältnis hast du zu Sport?
Manchmal hilft mir übrigens auch essen (vor allem nachts). Wahrscheinlich binde ich damit Energie und werde ruhiger. Glücklicherweise habe ich keine Gewichtsprobleme (unter dem Mirtazapin hatte ich das schon).
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Hi,
eine Zeitlang habe ich auch mal sehr viel Sport gemacht. Das scheint tatsächlich geholfen zu haben. Wenn das Pensum so ist, dass es dadurch keine weiteren Probleme macht, ist es doch ok.
Nachts essen kenne ich auch. Das scheint etwas zu beruhigen und auch zu beschäftigen.
Schlafmittel habe ich auch schon bekommen, als nix mehr ging. Ich fand es recht erholsam, mal einige Nächte gut zu schlafen und dadurch etwas zu Kräften zu kommen. Ansonsten bevorzuge ich eher einen Schlaftee, Baldrian, Melisse oder ein alkoholfreies Pils, gerne auch mal in Kombi.
Was ich auch sehr mochte, als es das noch gab, war der Warmbadetag im Hallenbad nebenan. Das fand ich schön entspannend, und auch etwas Abwechslung im tristen Alltag. Etwas geschwommen bin ich da auch, wenn auch "nur" fast gemütlich. Im Sommer bekomme ich auch nächtliche Ausflüge zum nahe gelegenen See hin, wo ich dann kurz abtauche. Das nimmt auch Stress weg.
LG
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Medikinet und Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Sommer18 hat geschrieben:Hallo SonneundDunkelheit,

Sport bedeutet bei mir Spaziergänge, E-Bike und im Sommer Baggersee.

Bin schon etwas älter (68) und kann so richtig auspowernde Sportarten nicht mehr machen (Gelenke spielen

da auch nicht mehr so mit).

Was ich bei meiner Depression nicht verstehe ist, dass ich Zeiten habe z. B. zwei bis 3 Wochen

wo ich keine Probleme mit der Unruhe habe (evtl. nur morgens nach dem aufwachen für ca 1 Stunde leichte

Unruhe) und dann wieder in ein Loch falle mir sehr unangenehmer

Unruhe (z. B. auch mit täglichem Wechsel und dies jetzt schon seit 9Jahren). Was mir auch in den 9 Jahren

aufgefallen ist: Gehe ich nachts so zwischen 24 Uhr und 4 Uhr auf die Toilette habe ich gar keine Unruhe.

Habe auch schon einiges an Antidepressiva ausprobiert. Entweder haben die die Unruhe verstärkt oder

keine zufriedenstellend Wirkung gezeigt. Einzig Mirtazapin läßt mich gut einschlafen aber so richtig anti-

depressiv wirkt es auch nicht, da ich immer wieder diese Einbrüche habe.


Habe das Forum schon gezielt nach Symptomatik Unruhe durchforstet und habe nichts zielführendes

gefunden (außer halt die problembehafteten Benzo - Abhängigkeit -).


Gibt es für uns Depressive, die hauptsächlich von Unruhe geplagt werden, keine dauerhafte Lösung.

Gewichtsprobleme habe ich mit Mirtazapin bisher nicht.


Liebe Grüsse
Sommer
Hallo Sommer18,
das klingt etwas danach, als ob dir Umhergehen oder ähnliches helfen könnte, mit aktueller Unruhe besser umzugehen (wenn die Unruhe beim nächtlichen Toilettengang weg ist).
Mit 68 Jahren ist das, was du machst, schon Sport und wohl auch Auspowern. Man muss ja nicht mehr spitzenmäßig Tennis spielen oder Fußball, oder einen Marathon laufen. Schwimmen oder Wassergymnastik können noch gute Alternativen sein, wenn es mal etwas mehr Auspowern sein soll.
LG Gertrud
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