Ein Schlag nach dem anderen

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Vaughan72
Beiträge: 15
Registriert: 12. Aug 2022, 17:40

Ein Schlag nach dem anderen

Beitrag von Vaughan72 »

Hallo ihr Lieben,

Dieses Jahr 2022 ist ein annus horribilis, im wahrsten Sinne des Wortes...
Zurzeit weiß ich nicht mehr weiter und finde zumindest hier die Möglichkeit, mein Befinden und Empfinden mitzuteilen.
Ich habe das Gefühl, dass alles schief läuft. Noch immer habe ich keinen Psychotherapeuten gefunden. Ich bekomme kein ALG 1 mehr, auch kein ALG 2,weil meine Frau zuviel verdient. Dass wir aber als Familie in diesen Zeiten dennoch am Rande des Möglichen leben müssen, ist fürs Amt nicht von Interesse. Ich bekomme kein Krankengeld. Ich bin selbstständig als Musiker, kann aber aufgrund meiner Gesundheit nur ein paar Orgeltermine wahrnehmen. Und weil ich damit nicht viel verdiene, verweigert mir die Künstlersozialkasse die Aufnahme. Mein Krankheitscocktail besteht aus Long Covid und Depressionen. Täglich gehe ich meiner Familie zuliebe über das für mich erträgliche Maß hinaus. Und nicht zuletzt liegt aktuell mein Vater im Sterben, wofür ich all mein Adrenalin aufbringe und nach jedem Krankenbettbesuch zusammenklappe.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr weiter. Denn all das kann keine Grundlage sein, um mit meiner Krankheit vernünftig umzugehen...
Erwerbsminderungsrente kommt mir in den Sinn. Aber ich habe Angst vor den Strapazen des Antragstellens....
Liebe Grüße
Gartenkobold
Beiträge: 2095
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Ein Schlag nach dem anderen

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Vaughan,

eine ähnliche Situation habe ich nach dem Studium erlebt. Als Student zahlt man nicht in die Arbeitslosenversicherung und bekommt kein Alg1, Alg2 ging aus anderen Gründen nicht. Als freiwillig Versicherte in der GKV während des Studiums hat man auch keinen Anspruch auf Krankengeld.
Ich habe damals Wohngeld beantragt, was auch ohne Einkünfte bei Verbrauch von Vermögen möglich ist. Allerdings weiß ich nicht, ob das auch möglich ist, wenn man verheiratet ist und die Partnerin ein Einkommen hat. Das Sozialamt hat auch einen Beratungsauftrag evtl. lohnt es sich mal nachzufragen, auch Sozialverbände (z.B. VdK, SoVD) beraten dazu oder der Mieterbund.
Wenn Du keinen Therapeuten findest, könntest Du eine Reha (DRV oder KK) beantragen. Während der Reha hast Du 5-6 h PT, nicht viel, aber immerhin ein Anfang und es kann von der Reha-Klinik aus Psyrena als Nachsorge verordnet werden. Das ist eine Gruppentherapie, die in meinen Fall 25x statt findet und es sind auch Einzelgespräche während der Zeit bei dem jeweiligen Therapeuten möglich. Du könntest Dich an eine psychosoziale Beratungsstelle wenden, z.B. der sozialpsychiatrische Dienst Deiner Stadt (mal googlen...), dort sind meist auch kurzfristig Gespräche möglich. Während einer Reha hast Du evtl. die Chance auf Übergangsgeld (Reha durch die DRV) oder Krankengeld (Reha durch die KK). Allerdings ist das bei vorangegangener Selbständigkeit kompliziert, da kenne ich mich nicht gut aus, deshalb evtl. die Chance, genau weiß ich es nicht.
Du kannst auch in eine psychosomatische Autklinik aufgenommen werden über einen Einweisungsschein vom Arzt. Während eines Auktaufenthalts findet evtl. mehr PT statt als in einer Reha und Du hättest auch evtl. die Chance auf Krankengeld. Das mit Deinem Vater tut mir leid.

LG Gartenkobold
Gartenkobold
Beiträge: 2095
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Ein Schlag nach dem anderen

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Vaughan,

je nachdem was Deine Frau verdient und wie hoch Deine wechselten Einnahmen durch das Orgelspiel sind und ob ihr Kinder habt, die im gemeinsamen Haushalt leben...vielleicht gibt es eine Möglichkeit-> https://www.wohngeld.org/berechnung/" onclick="window.open(this.href);return false;"

Beim Wohngeld spielt es auch eine Rolle ob man seine Krankenversicherung und ggf. auch eine Rentenversicherung selber bezahlt. Die KK trägst Du ja selber, wie Du in anderen Beiträgen schon beschrieben hast. Kannst es ja mal überschlagen mit einem Wohngeldrechner aus dem Internet. Ihr würdet einen Zuschuss zu Miete, NK und Heizkosten erhalten. Im Haus oder einer Eigentumswohnung kann man den Lastenzuschuss erhalten.

Ein Reha-Antrag bei der DRV kann in einen Antrag auf EMR umgedeutet werden, solltest Du erwerbsgemindert aus der Reha entlassen werden. Hilfe bei Reha-Anträgen oder beim Antrag auf EMR kannst Du auch bei Sozialverbänden (s.o.) oder bei einem Anwalt für Sozialrecht erhalten. Mit der Mitgliedschaft in einem Sozialverband ist meist auch Rechtsschutz verbunden, falls eine Klage vor dem Sozialgericht notwendig ist weil z.B. ein Rentenantrag abgelehnt wird. Sozialverbände/Anwälte helfen auch bei vorgerichtlichen Sachen wie Widersprüchen. Ist immer belastend wenn man so etwas "an der Backe" hat, wenn es einem sowieso schon schlecht geht...und dann kommt auch noch der Zettelkram...Wie es mir scheint untrennbar mit der Erkrankung verbunden. Ich habe mir im Laufe der Zeit einen guten Sozialverband gesucht mit guter Beratung, eine Rechtsschutzversicherung (RSV) abgeschlossen, die auch das Vorgerichtliche abdeckt und musste auch schon einmal einen Anwalt in Anspruch nehmen, der dann über die RSV bezahlt wurde. Ich habe gute Erfahrung mit Sozialberatung gemacht und so meist einen (kleinen) Ausweg aus verfahrenen Situationen gefunden und wieder Mut gefasst.

LG und viel Kraft!
Gartenkobold
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