Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

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Laura2503
Beiträge: 5
Registriert: 18. Okt 2022, 00:29

Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Laura2503 »

Hallo ihr Lieben.
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mich frage, ob es irgendwem noch so geht wie mir.
Ich bin seit 5,5 Jahren mit meinem Freund zusammen. Wusste von Anfang an, dass er mit Depressionen diagnostiziert ist. Als wir zusammen kamen, war er in Therapie und wurde auch medikamentös unterstützt. In Absprache mit seiner damaligen Therapeutin hat er dann die Therapie und auch die Einnahme der Tabletten beendet, da er sich durch unsere Beziehung gefestigt genug fühlte.
Im Folgejahr sind wir zusammen gezogen in ein Reihenendhaus mit Garten, und rückblickend muss ich sagen, fing da die Misere an. Ich habe das Gefühl, dass sich mein Freund mit der ganzen Verantwortung, die so eine Wohnung mit Garten mit sich bringt, total verschätzt hat (er hatte vorher immer in Jungs-WGs gewohnt) und absolut überfordert war, dass Ansprüche an ihn gestellt habe, was Haushalt und Gartenarbeit angeht. Zudem kam dann irgendwann noch ein nervenaufreibender Job in der sozialen Arbeit, und schlussendlich natürlich Corona, Ukraine Krieg, Inflation... Ich würde mich selbst als sehr verständnisvollen Menschen einstufen, ich habe mich schon immer auch privat mit Psychologie beschäftigt und habe immer versucht, ihm mit Empathie zu begegnen. Allerdings wurde sein Zustand immer schlimmer, und er hat die Therapeutensuche so lange "aufgeschoben", bis die Plätze bei uns in der Stadt hoffnungslos überfüllt waren. Nun ist er zwar seit 5 Wochen in einer Tagesklinik, aber ich habe das Gefühl, sein Zustand hat sich keinen Milimeter verbessert, eher im Gegenteil.
Ich habe auch das Gefühl, dass er absolut nicht in der Lage ist, sich selbst zu Dingen aufzuraffen, die ihm etwas Besserung verschaffen wurde, zb sich einfach mal mit einem Stuhl in den Garten in die Sonne zu setzen. Von Bewegung mal ganz abgesehen. Mittlerweile wird jede kleinste Kritik an ihm (z.B. sowas wie "Kannst du bitte beim Kochen etwas aufpassen, ich habe vorhin alles sauber gemacht) oftmals zu einer kompletten Katastrophe, er stellt alles und jeden und sich selbst in Frage, weint stundenlang, boxt gegen Wände, und schimpft wie ein Rohrspatz, dass er nichts richtig macht, alles falsch ist und sich keiner um ihm kümmert (was nicht stimmt).
Ich bin mittlweile so überfordert von seinen Ausrastern, dass ich mich dann wie gelähmt fühle und absolut kein Verständnis mehr dafür aufbringen kann, weil es mittlweile fast jeden 2. Tag zu solchen Ausrastern kommt. Vor allem, wenn er wegen den kleinsten Kleinigkeiten ausflippt, raubt es mir soviel energie, dass ich es nicht mehr schaffe, ihn zu trösten, was natürlich auch wieder fatal ist.

Anders ist es, wenn er einfach ohne grund traurig ist, dann fällt es mir sehr leicht, ihn zu trösten.

Fühlt sich irgendjemand manchmal auch wütend, und kann mich verstehen?
Mir helfen, wie ich es schaffe, über meinen Schatten zu springen? Ich weiß ja, dass er in solchen Momenten nicht er selbst ist, und dass er einfach Zuwendung braucht, aber ich fühle es dann einfach oft nicht mehr, ich würde ihn lieber sprichwörtlich auf den Mond schießen.
Ich versuche, mir schon selbst auch Freiräume einzubauen, und gehe zb alleine an die frische Luft, wenn ich merke, er braucht grade seine Ruhe.
Aber manchmal denke ich, wenn sich nicht bald was ändert, bin ich die nächste.... :(
Empathie58
Beiträge: 273
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Laura,

herzlich willkommen im Forum!

Ich lese aus Deinem Beitrag viele Vorwürfe gegen Deinen Freund: Er habe die Therapeutensuche so lange "aufgeschoben", bis alle Plätze in der Stadt überfüllt waren (waren sie das vorher nicht?), er könne sich zu nichts aufraffen und raste fast jeden zweiten Tag aus. Immerhin hat er sich vor 5 Wochen in eine Tagesklinik begeben. Auch wenn Du das Gefühl hast, dass sich sein Zustand dadurch eher noch verschlechtert hat - er hat zumindest versucht, etwas für seine Genesung zu tun.

Vermutlich ist Dein Freund mit seiner derzeitigen Situation ebenso überfordert wie Du. Das ist für keinen von Euch eine Schande, sondern überaus verständlich. Für einen an einer Depression erkrankten Menschen ist es eben nicht möglich, "einfach" mal dieses oder jenes zu tun - er kann es krankheitsbedingt schlicht nicht.

Das ändert natürlich nichts daran, dass die Lage auch für Dich als Angehörige extrem belastend ist. Das kann ich aus eigener Erfahrung sehr gut nachvollziehen, genauso wie Deine aufkommende Wut.

Es ist Deine Entscheidung, ob Du die jetzige Situation weiterhin ertragen willst oder nicht. Und wenn Du das nicht willst, ist die Trennung nicht der einzige Ausweg. Du hast auch die Möglichkeit, Deinen Umgang mit der Belastung zu verändern, erforderlichenfalls mit therapeutischer Unterstützung. Denn sonst besteht auch für Dich als Angehörige die - von Dir bereits erkannte und benannte - Gefahr, mit in den Strudel zu geraten.

Ich wünsche Dir, dass Du zu einer für Dich stimmigen Entscheidung findest.

Liebe Grüße
Empathie58
hundethomas
Beiträge: 1192
Registriert: 28. Aug 2022, 21:04

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von hundethomas »

liebe Laura,

ja Gärten entstehen nicht durch das Herumsitzen im Schatten......

Unser Leben ist in vieler Hinsicht durch unsere Depression begrenzt. Manches ist

leider unveränderlich. Meine Größe, meine Begabungen....................................

Auch ich habe in der Depression meine Grenzen. Würde gerne viel mehr tun...........

aber meine Depression bremst mich aus.

Und wenn mich dann noch meine liebe Frau laufend kritisiert, dann geht gar nichts

mehr. Vielleicht einen Tag später..........

Oh, wir Menschen mit Depression brauchen da sehr viel Geduld und Liebe. Und unsere

Angehörigen vielleicht noch mehr. Geduld wird uns Menschen aber leider nicht mit in die

Wiege gelegt. .....

Unsere Grenzen bieten den Rahmen, innerhalb dessen wir unser Leben, leben und

gestalten können. JA das ist meine Depression, JA, das sind meine Grenzen. Und

oft werden wir, wenn unsere Grenzen nicht akzeptiert werden, auch mal aggressiv....

Gegen uns selbst, und leider auch gegen andere Menschen.

Was bleibt, vielleicht immer wieder versuchen, unsere Grenzen in gegenseitiger Liebe

anzunehmen.

Innerhalb unserer Grenzen haben wir verschiedene Möglichkeiten, Lebensbedingungen zu

verändern und zu gestalten.

So wie den Garten bebauen und pflegen. Oder eine Wiese daraus machen.....

Miteinander reden, was uns am anderen Menschen unzufrieden macht........

Und dann vielleicht mal wieder gemeinsam einfach ein Gartenfest feiern, unser Leben

feiern. .......


liebe, leise Grüße
Laura2503
Beiträge: 5
Registriert: 18. Okt 2022, 00:29

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Laura2503 »

Danke ersteinmal für eure Antworten.
Es ist mir sehr schwer gefallen, hier zuzugeben, dass ich mit der Situation absolut überfordert bin und sicher auch hier und da falsch reagiere.
Sicherlich waren Therapieplätze schon immer rar, aber meine Erfahrung von anderen FreundInnen mit Depressionen war, dass die Chance vor 3-4 Jahren auf einen Platz sich auf eine Wartezeit von ein paar wochen bis evtl 3 Monaten beschränkte, während nach Corona natürlich viele Praxen leider komplett dicht waren und niemand mehr aufgenommen werden konnte. Ihm ging es ja lange vor Corona schon schlecht, aber er wollte nicht mehrere Wochen auf einen Platz warten. Vermutlich in der Hoffnung, dass sich das Ganze von allein wieder einpendelt (fatal, denn er hat vererbte Depressionen, die vermutlich nie ganz weggehen werden).
Mir ging es auch lange Zeit nicht gut, letztenendes wurde auch ich dieses Jahr mit einer reaktiven Depression diagnostiziert, als Ergebnis eines katastrophalen Jobs (den ich aber schon auf ärztlichen Rat gekündigt habe,immerhin geht es in der Hinsicht bergauf) und die private Belastung. Leider wurde das aber nie so wirklich ernst genommen, weil ich oberflächlich immer funktioniert habe. Habe brav meinen 12 Stunden Tag abgerissen, hab auf der Arbeit immer freudlich den Pausenclown gemimt, mich um den haushalt (für 2) gekümmert, etc. Bei mir schlug es sich insofern nieder, dass ich zb Freizeitaktivitäten (auch mit Freunden) über 9 Monate komplett eingestellt habe, weil ich keine Kraft dazu hatte und mir nichts mehr Freude bereitet hat.
Man muss dazu sagen, dass mein Partner zb ein sehr aktives Freizeitleben hat, und auch viele Hobbies ausübt, bei ihm fällt dafür dann sie sogenannte Care Arbeit hintenrunter, also genau gegenteilig zu mir.
Dazu noch existentielle Ängste, dass man sich den A**** aufreißt, dafür, und man sich trotzdem fragen muss, ob man sich ne neue Hose leisten kann oder ob die Alte doch noch zu flicken ist, und generelles in Fragestellen meiner bisherigen Lebensentscheidungen, worüber ich mit meinem Partner aber selten geredet habe, um ihn mit meinen Problemen nicht auch noch zu belasten.
Ich will nicht mit ihm Schluss machen, 1) weil ich nicht einfach wegen einer Krankheit mit jemandem Schluss mache und 2) weiß ich, dass er, wenn er gesund ist, der beste Mann ist, den eine Frau sich wünschen kann. Daher habe ich immer den Wunsch bzw die Hoffnung, dass ihm irgendwie geholfen wird, bzw dass er versteht, dass er versuchen muss, in guten Zeiten, und die hat er ja, Routinen aufzubauen, die ihm dabei helfen, nicht wieder richtig schlimm in ein Loch zu fallen. Jemand mit Herzproblemen kann ja auch nicht einfach aufhören, Tabletten zu nehmen, wenn es ihm gut geht.

Lange Rede, kurzer Sinn: ich wüsste gerne, wie andere Angehörige mit Belastungen umgehen, was deren "coping mechanism" sind, abgesehen von therapeutischer Hilfe (denn ich möchte niemanden, der in diesen Zeiten wirklich schwer krank ist, den Platz wegnehmen), denn ich bin mir sicher, es gibt den ein oder anderen Kniff, wie ich meine "kurze Lunte" evtl mal überlisten kann, und die Situation zumindest akzeptieren, auch wenn ich sie gerade nicht verstehen kann. :)
Empathie58
Beiträge: 273
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Laura,

die Kunst besteht vermutlich darin, Dich liebevoll abzugrenzen. Du hattest und hast es mit so vielen negativen Energien zu tun (katastrophaler Job, Überspielen der eigenen Not als vermeintlich fröhlicher "Pausenclown", eigene Depression, Sorge um Deinen Partner und die Partnerschaft, Überforderung durch den Haushalt), dass Du dringend eine "Tankstelle" brauchst, an der Du Deinen Akku mit positiver Energie wieder aufladen kannst. Dass Du Deine Freizeitaktivitäten über 9 Monate komplett eingestellt hast, ist ein ernstes Warnsignal. Wo bleibst Du in diesem Hamsterrad, wo bleibt die Erfüllung Deiner Bedürfnisse?
Laura2503 hat geschrieben:Lange Rede, kurzer Sinn: ich wüsste gerne, wie andere Angehörige mit Belastungen umgehen, was deren "coping mechanism" sind, abgesehen von therapeutischer Hilfe (denn ich möchte niemanden, der in diesen Zeiten wirklich schwer krank ist, den Platz wegnehmen), denn ich bin mir sicher, es gibt den ein oder anderen Kniff, wie ich meine "kurze Lunte" evtl mal überlisten kann, und die Situation zumindest akzeptieren, auch wenn ich sie gerade nicht verstehen kann. :)
Sei es Dir wert, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen oder Dir eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu suchen. Das Argument, dass es anderen Menschen schlechter geht (kann man das überhaupt messen?), hilft Dir nicht wirklich weiter. Es geht jetzt erst einmal um Dich und Deine Bedürfnisse.

Du hast geschrieben, dass es Dir sehr schwer gefallen ist, hier zuzugeben, dass Du mit der Situation absolut überfordert bist und sicher auch hier und da falsch reagiert hast. Wer kann schon von sich sagen, dass er oder sie immer alles "richtig" macht? Du hast, obwohl es Dir schwer gefallen ist, den Mut aufgebracht, Dich hier mitzuteilen. Damit hast Du einen riesigen, wichtigen Schritt getan, denn es ist allemal besser, zu sprechen (oder, wie hier, zu schreiben) als mit Deiner Not allein zurechtkommen zu wollen. So ein Versuch geht nie lange gut, irgendwann springt der Deckel vom Fass, wenn es zu voll geworden ist.

Liebe Grüße
Empathie58
Nina03
Beiträge: 3
Registriert: 19. Okt 2022, 14:47

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Nina03 »

Hallo Laura, ich könnt weinen wenn ich deine Zeilen lese. Bei mir bzw meinem Freund ist es sooo ähnlich. Er ist zurzeit auch in einer Tagesklinik und ich habe gedacht „endlich endlich“ und es geht bergauf. Pustekuchen. Er ist quasi noch antriebsloser als vorher. Mein Problem ist es, ich fühle mich so hilflos wie noch nie und frage mich was ich falsch mache. Es belastet mich so sehr und macht mich auch leider manchmal echt wütend, dass ich schlechte Laune habe was mir wiederum total leid tut, weil er ja im Prinzip gar nichts dafür kann. Vielleicht können wir uns ja privat nochmal austauschen. Ganz liebe Grüße
Suchende2
Beiträge: 1391
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Laura,

ich bin selber Betroffene. Beim Lesen Deiner Zeilen (vor ein paar Tagen) sind mir folgende (ungeordnete) Gedanken durch den Kopf gegangen. Vielleicht kannst Du mit dem einem oder anderen etwas anfangen.

Warum entscheidest Du für die Therapeuten, daß sie Dich nicht behandeln dürfen. Vielleicht brauchen sie die "Mischung" aus schwierigen und weniger schwierigen Fällen, damit sie gut arbeiten können. Ich denke, Du möchtest auf Deiner Arbeit wahrscheinlich nicht nur die schwierigsten Arbeiten machen.

Als Betroffene kann ich Dir sagen, hole Dir rechtzeitig Hilfe. Super, wenn Du nur eine Kurzzeittherapie benötigst, oder nicht ganz so tief sinkst, wie ich. Ich gönne jedem Betroffenen, egal wie schwer, einen Therapieplatz. Und wenn viele sich rechtzeitig um Hilfe bemühen, entlastet es auch unser Gesundheitssystem im Besten Fall. Sei es Dir wert und mache nicht denselben Fehler, wie viele Betroffene.

Kann Dein Freund sich bei seiner alten Therapeutin melden? Meistens sind dort dann die Wartezeiten kürzer, als "Bestandspatient".

Deine Geschichte mit der Küche hat mich an meine Situation erinnert.
Mein Mann hat am Anfang auch nicht verstanden, warum ich nicht noch eben die Arbeitsplatte abwischen kann oder einige Sachen in die Spülmaschinen räumen kann. Es ging einfach nicht mehr. Das Essen kochen hat mich so erschöpft, daß ich dafür KEINE Kapazitäten mehr frei hatte. Das war für mich vorher auch unvorstellbar! Irgendwann hat mein Mann verstanden, daß alles Reden nichts nützt und sich mit der Situation abgefunden. Inzwischen schaffe ich mehr im Haushalt (aber noch nicht die Hälfte), aber das war ein sehr langer Weg.

Mir ist es in der schlechten Zeit wesentlich leichter gefallen, mit meinem Mann zusammen spazieren zu gehen, als alleine mich aufzuraffen. Ich war für Unterstützung dankbar. Es war allerdings ein sehr schmaler Grat um meine Stimmung zum kippen zu bringen. Mein Mann verstand am Anfang nicht, daß ich mit vielem überfordert bin und alles, was mir früher gut getan hatte, jetzt nicht mehr wirkte. Ich war sehr genervt und überfordert von den "dauernden Aufforderungen" mich doch in den Garten zu setzen. Es ging einfach nicht! Allerdings habe ich anders reagiert als Dein Partner.

Tagesklinik ist anstrengend! Ich verstehe, daß er zu Hause nichts schafft. Und innerliche Veränderungsprozesse kann man von außerhalb oft nicht sehen.

Und doch, auch bei anderen Krankheiten schaut man immer wieder, ob es mit weniger oder ohne Medikamente geht. Ich bin bereit unangenehme Nebenwirkungen (ich hatte neurologische) in Kauf zu nehmen (meine Psychiaterin aber nicht), um aus der Depression herauszukommen. Aber ich möchte diese nicht mein Leben lang haben! Diese Nebenwirkungen bin ich jetzt los , habe allerdings ein schlechter wirkendes Medikament. Und viele Nebenwirkungen sind für aussenstehende nicht ersichtlich.

Mein Tipp für Dich: Kümmere Dich um Dich. Sorge dafür, daß es Dir gut geht. Dann wird Deine Lunte eventuell auch wieder etwas länger. Wenn es Dir nicht gut geht, hast Du nicht genügend Kraft für andere.

Ich wünsche Dir und Euch ganz viel Kraft auf Eurem Weg.

Alles Gute,
Suchende
Laura2503
Beiträge: 5
Registriert: 18. Okt 2022, 00:29

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Laura2503 »

Hey ihr Lieben.
Ihr habt sicherlich recht damit, dass ich mir therapeutische Hilfe suchen sollte. Ich dachte halt, ich falle dem Gesundheitssystem nicht auch noch zu Last, weil es ja bei mir "nicht so schlimm" ist. Würde mich eigentlich als recht resilient einstufen und kann mir gut selbst helfen, aber manchmal zweifelt man ja auch an seinen eigenen Fähigkeiten bzw ist irgendwie schlauer, wenn man Erfahrungen von anderen Betroffenen und Angehörigen liest.
Ich hatte übrigens eine kurze, aber interessante Sitzung in der Klinik mit meinem Freund und seiner Therapeutin und seiner Bezugspflegerin. Da haben wir ein bisschen erörtern können, was unsere Probleme miteiander sind, und wie wir daran arbeiten können. Das hat mir sehr geholfen. Ich bin jetzt gespannt, wie die Umsetzung klappt.

Zum Thema Medikamente... mein Freund hatte sich zuletzt gegen die Einnahme von Anti-depressiva entschieden, weil er seine Gefühle als total neutral empfand, sprich er war zwar nicht mehr traurig, konnte sich aber auch nicht mehr richtig freuen, das hatte ihn gestört, da er diese Emotionen auch für die Ausübung seines Hobbies (Musik) braucht.
Dazu habe ich neulich etwas spannendes gehört, da wohl viele Betroffene über diese Emotionslosigkeit klagen. Helfen soll die Einnahme dieser Medikamente wohl am Besten in Kombi mit einer Verhaltenstherapie, in der man sich da absichtlich Situationen aussetzt, die einem dann krasse Gefühle auslösen sollen, egal ob negativ oder positiv. Da die Synapsen quasi auf Werkseinstellungen gesetzt werden, muss man unter den Tabletten also die Emotionen erstmal neu erlernen. Soweit mein Kenntnisstand. Falls mich einer berichten muss, nur zu :D
Ich habe ihm dann von dieser Erkenntnis erzählt, die er zwar spannend fand, jedoch möchte er trotzdem keine Anti Depressiva einnehmen. Ich bin gespannt, inwiefern er da gute Methoden an die Hand bekommt, sich in Zukunft besser schützen zu können. Seine Mama hat auch schon ihr ganzes Leben lang mit Depressionen zu kämpfen, allerdings geht die jeden Tag 10km joggen und ernährt sich exzellent, und schafft es somit sich die meiste Zeit gut aufrecht zu halten. Wünsche mir für ihn, dass er auch Routinen findet, die ihm seinen "Serotonin Speicher auffüllen" und aus denen er dann zehren kann, wenn es mal nicht gut läuft.
Fritzis
Beiträge: 4
Registriert: 22. Jun 2022, 16:08

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Fritzis »

Liebe Laura,

ich kann dich gut verstehen! Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du...und wünsche dir viel Kraft! das Schwanken zwischen Wut Mitleid Liebe kenne ich. Manchmal ist es auch Wut darüber dass man in so eine Situation geraten ist und mit allem alleine da steht. Manchmal auch Wut darüber, dass man seine eigenen Sorgen und Ängste nicht teilen "darf" um den Partner nicht noch mehr zu belasten.

Ich finde deine Idee schön mal zu sammeln was anderen Leuten konkret in schlechten Momenten hilft. Mir hilft akut meistens nur tief durchatmen. Und ansonsten spazieren gehen, Natur, manchmal auch früh ins Bett eine Nacht drüber schlafen am nächsten Morgen ist die Wut auch oft verflogen. Manchmal so doof es klingt das Lieblingsessen, oder in Ruhe einen Kaffee trinken, möglichst nett zu sich selbst sein, auch sich an gute alte Zeiten erinnern hilft... Und was hilft dir?
Laura2503
Beiträge: 5
Registriert: 18. Okt 2022, 00:29

Re: Mitleid verwandelt sich mittlerweile in Wut

Beitrag von Laura2503 »

Hey Fritzis.
Danke für deine Nachricht.
MIr helfen ähnliche Sachen, wie dir. Natur im besonderen, egal ob zu Fuß mit einer netten Musik auf dem Ohr, oder auch unterwegs auf dem Rennrad, da kann ich am Besten abschalten.
Gerne auch ab und zu ein Spazier-Date mit der besten Freundin, die mich seit 30 Jahren kennt, der man sein Herz ausschütten kann und die einem vielleicht auch nochmal eine andere Sichtweise gibt.
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