Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Ifightdepression79
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Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

Guten Morgen,
ich möchte euch einmal nach Euren Erfahrungen fragen.
Ist es möglich, dass man nach Depressionen mit schweren Episoden nie wieder seine alte Belastbarkeit zurück erlangt?

Mir kommt es so vor, als hätte ich Jahre lang meine Grenzen ignoriert und funktioniert und nach den schweren Depressionen bin ich nie wieder auf ein gleiches Belastungslevel gekommen, wie vorher.

Es kommt mir so vor, als gäbe es ein Leben davor und eins danach mit viel mehr Antriebslosigkeit und wenig Belastbarkeit.

Wie ist es bei euch? Gibt es möglicherweise auch wissenschaftliche Studien dazu?

Würde mich sehr interessieren.

Vg
Malte
Viele Grüße

Malte

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"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
niri76
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von niri76 »

Hallo Malte!

Willst Du das denn überhaupt? Die zu hohe Belastung ist ja ein Grund, warum Du krank geworden bist.

Sicherlich könnte ich jetzt auch wieder mehr leisten aber ich habe in der Therapie gelernt anders zu "denken". Durchschnitt reicht jetzt vollkommen für mich aus.

Grüße
niri
Ifightdepression79
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

Oh Niri,
da sprichst du etwas Wichtiges an. Nein, ich möchte nicht mehr über meine Grenzen gehen und ich stimme dir zu:
Durchschnitt reicht vollkommen.
Die Frage ist auch, ob ich wirklich weniger belastbar bin oder ob es auch nur so anfühlt, weil ich meine Grenzen besser spüre.
Liebe Grüße aus einem Stader Park bei schönem Wetter
Viele Grüße

Malte

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FaSiMaMi
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von FaSiMaMi »

Hallo Malte,

Ob es dazu Studien gibt, kann ich dir nicht sagen.
Das man nach einer Depression mehr auf seine Grenzen achtet und auch diese bewusster wahrnimmt kann ich bestätigen.

Ich kann nur von mir selbst ausgehen und sprechen. Meine persönliche Belastbarkeit ist nach der Depression nicht wieder wie vor der Depression geworden.
Lavendel64
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
also ich kann von mir sagen, dass ich meine Grenzen völlig ignoriert habe, bis es zum großen Knall kam und die Krankheit mich zur Ruhe zwang. Monatelang. Durch Klinikaufenthalt bin ich nun aufmerksamer und achte auf Überlastungen - daher dürfte zwangsläufig das Level niedriger sein als vorher.

Ich konnte vorher auch keine Untätigkeit bzw Ruhe aushalten - immer am rumwuseln, sobald ich zur Ruhe kam, wurde es für mich unangenehm, weil Gedankenkreisen begann oder ich sofort einschlief.

Trotzdem habe ich auch den Eindruck, das Level ist zu niedrig. Bin ich durch die Erfahrung nun übervorsichtig? Oder genüge ich mir selbst nicht? Für mein Umfeld ist alles okay, ich selber spüre nur oft Unzufriedenheit, nicht mehr so leistungsfähig zu sein (aber man wird ja auch älter).

Ich versuche, es so zu akzeptieren, wie es ist. Nichts wäre schlimmer, als wieder in ein Loch z ufallen.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
dienstag
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von dienstag »

Hallo Malte,

ich habe die Erfahrung gemacht nach meiner schweren depressiven Episode vor elf Jahren, dass es nie wieder so geworden ist wie vorher.
Mir fehlt ein Teil der Unbeschwertheit und ich bin zwar auch belastbar, brauche aber mehr Kraft um mich davon zu erholen. das heißt aber nicht, dass es schlecht ist so wie es ist, nur halt anders , jetzt bin ich gerade wieder in einer ( mittelschweren ) Episode, aber ich habe die Frühsymptome erkannt , beginne wieder eine Therapie und denke doch, das wird wieder, deshalb bin ich jetzt auch wieder hier, alles aktivieren, was hilft..

P.S. Stade ? Wenn das das Stade mit PLZ 21680 ist, bin ich gerade 20 KM entfernt ;-)
Katerle
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Katerle »

Hallo Malte,

war nach meinem Zusammenbruch damals überhaupt nicht mehr belastbar. Und ich benötigte erstmal viel Ruhe, war in Kliniken und Rehas, um wieder zu Kräften zu kommen. Allerdings ist es auch heute so, dass ich nicht die Belastbarkeit habe, wie vor meiner Erkrankung.
Achte heute auch auf meine Grenzen, um mich nicht erneut zu überfordern, damit es nicht erneut zu einem Zusammenbruch kommt und ich mich kräftemäßig völlig am Ende fühle. Deshalb gönne ich mir auch zwischendurch mal Erholung oder wenn ich mir mal mehr vorgenommen habe am Tag, versuche ich mich danach zu erholen. Mir helfen Entspannungsübungen, Atemübung dabei und auch Sport ( wie es meine Kräfte zulassen).

LG Katerle
Ifightdepression79
Beiträge: 297
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

dienstag hat geschrieben:Hallo Malte,

ich habe die Erfahrung gemacht nach meiner schweren depressiven Episode vor elf Jahren, dass es nie wieder so geworden ist wie vorher.
Mir fehlt ein Teil der Unbeschwertheit und ich bin zwar auch belastbar, brauche aber mehr Kraft um mich davon zu erholen. das heißt aber nicht, dass es schlecht ist so wie es ist, nur halt anders , jetzt bin ich gerade wieder in einer ( mittelschweren ) Episode, aber ich habe die Frühsymptome erkannt , beginne wieder eine Therapie und denke doch, das wird wieder, deshalb bin ich jetzt auch wieder hier, alles aktivieren, was hilft..

P.S. Stade ? Wenn das das Stade mit PLZ 21680 ist, bin ich gerade 20 KM entfernt ;-)
Guten Abend Dienstag,
gut, dass du deine Frühwarnzeichen kennst und gegen steuerst.
Ich wohne in Himmelpforten, 21709.
Bin immer in Buxtehude zur Therapie.

@all: Danke für Eure Antworten. Ich lese sie mir morgen im Ruhe durch.

Gute Nacht erstmal :-)
Viele Grüße

Malte

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niri76
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von niri76 »

Hallo!

Stade? :hello: Also ganz in meiner Nähe...

Grüße
niri
Ifightdepression79
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Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

niri76 hat geschrieben:Hallo!

Stade? :hello: Also ganz in meiner Nähe...

Grüße
niri
Hi Niri,
dann sende ich nachbarschaftliche Grüße zu Dir und wünsche Dir einen schönen Tag.
Malte
Viele Grüße

Malte

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Ifightdepression79
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

Winfried 123 hat geschrieben:Hallo Malte,

um wieder belastbarer zu werden, nach meinem Zusammenbruch vor 18 Jahren, habe ich gelernt, "weniger ist mehr."
Das ich an rezidivierenden Depressionen leide, gehe ich überwiegend mit meinen Kräften vorsichtiger um.
Obwohl ich auch noch denke "da geht noch was."
Das dann aber auch büßen muss, wenn ich mich überfordere.

Auch psychische Belastungen zerren an meinen Nerven und tun mir nie gut.
Nach meinem Zusammenbruch bin ich mit 55 Jahren in Rente gegangen, der finanzielle Verlust war enorm.
Das war kein einfacher Schritt, aber heute sehe ich das als eine gute Entscheidung an.
Es wäre auch nicht anders gegangen, denn so belastbar wie vorher wurde ich nie mehr.
War ich denn vorher belastbarer ?
Warum bin ich dann sooo krank geworden ?
Mich als "aussortiert" anzunehmen, das hat lange gedauert.
Aber krank sein ist keine Schande !

Heute mache ich kleine Schritte, auch nach der Devise ,langsam komme ich auch ans Ziel.
Leider weiß ich auch, dass es für jüngere Menschen ungleich schwerer sein kann, solche Einschnitte im Arbeitsleben hin zu nehmen.
Wenn es mir heute schlechter geht, ich wieder abdrifte in der Depressionsspirale, weiß ich nicht sofort warum das so ist.
Mit der Zeit merke ich schon was der Auslöser war,
es ist das Leben was mir dann zu schaffen macht.
Denn ich nehme die Dinge nicht immer gelassen hin, obwohl ich das schon sehr lange übe.
"Aber aus einer Schildkröte wird auch nach 100 Stunden Therapie kein Elefant." von Hirschhausen.

Beste Grüße
Lieber Winfried,

teilweise denke ich auch, dass es keine Schande ist, teilweise schäme ich mich aber auch. Meine Therapeuten haben sich gegen Rente ausgesprochen.
Und trotz gestelltem Rentenantrag bin ich sehr am Hadern. Die eine Stimme sagt:"Richtig so, du achtest auf deine Grenzen." Die andere Stimme sagt:"Wie lange willst du dich verstecken? Ein geeigneter Zeitpunkt wird nie kommen."
Ich sitze ja zur Zeit ohne Depressionen zu Hause. Die Angst vor dem Versagen und vor zwischenmenschlichen Konflikten und Triggern treibt mich in die soziale Isolation. Meine Ergotherapeutin sagt ich wirke voller Selbstbewusstsein, aber da ist kaum etwas vorhanden in Wirklichkeit. Bei ihr klug daher reden kann ich, das Leben bewältigen nicht. Mit 43.

Du scheinst dich gut mit deiner Situation arrangiert zu haben und vielleicht ist es ja gar nicht schlecht eine Schildkröte zu sein. Die haben ja auch erstaunliche Ressourcen.

Lieben Gruß
Malte
Viele Grüße

Malte

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Gartenkobold
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Malte,

wenn Du schon so denkst und Dir Deiner Scham bewusst bist, könntest Du ja was daran ändern. Die eine Bewerbung/Stelle war nix für Dich, welche anderen beruflichen Möglichkeiten hättest Du noch? Was kannst Du gut und was macht Dir Spaß?
Hast Du in Deiner LTA eine Antwort darauf gefunden? Der Rentenantrag kann auch eine Teilrente ergeben und Du wärst vermindert leistungsfähige, aber nicht komplett erwerbsgenindert und könntest mit reduzierter Belastbarkeit trotzdem etwas machen.
Ist nicht zur Nachahmung empfohlen - aber ich sitze definitiv nicht ohne Depression daheim, gerade die letzten Tage ging es mir sehr schlecht. Ich brauchte den Notfallplan und dann auch die Notfallnummer und konnte tagelang nicht aufhören zu weinen. Trotzdem gehe ich morgen zu einem Bewerbungsgespräch und sei es um zu üben und Ängste zu überwinden.
Ich denke, dass Arbeit in geringen Umfang auch stabilisieren kann und zu lang untätig daheim für mich nicht gut ist. Es wird nicht zu 100% gut, aber evtl. wird es mit Arbeit, die Struktur gibt und gut fürs Selbstbewusstsein ist besser. Ein paar miese Tage sind auch kein Rückfall in eine schwere Episode und die Depression habe ich seit mindestens 6 Jahren durchgängig. Das geht nicht weg, wird maximal besser. Falls das dann doch nicht klappt kann ich mich immer noch AU schreiben lassen usw. oder noch etwas anderes ausprobieren und meine Ansprüche an mich selber noch etwas mehr zurück schrauben. Die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch hat mir in den letzten Tagen geholfen denn ich hatte eine Aufgabe und ein Ziel, beides selbstgewählt, was mir sehr wichtig ist. Untätigkeit und nichts beeinflussen zu können ist ganz schwierig für mich. Wenn ich aktiv nach einer Stelle suche, fühle ich mich nicht mehr so ausgeliefert ob nun Anträge bewilligt werden oder nicht. Ich mache mein Ding, ist die Entscheidung so, ist es gut, ist sie anders kann ich reagieren und Stelle XYZ annehmen und es ist auch gut. Besser als das ein Amt, LTA oder wer auch immer mir die Stelle vorgibt, die ich anzunehmen habe. Was mir beruflich gut tut, weiß ich am besten selber. Klar kann das abschnittsweise auch sehr anstrengend sein aber halt nicht dauerhaft, dann ist es der falsche Job.

LG Gartenkobold
Ifightdepression79
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

Gartenkobold hat geschrieben:Hallo Malte,

wenn Du schon so denkst und Dir Deiner Scham bewusst bist, könntest Du ja was daran ändern. Die eine Bewerbung/Stelle war nix für Dich, welche anderen beruflichen Möglichkeiten hättest Du noch? Was kannst Du gut und was macht Dir Spaß?
Hast Du in Deiner LTA eine Antwort darauf gefunden? Der Rentenantrag kann auch eine Teilrente ergeben und Du wärst vermindert leistungsfähige, aber nicht komplett erwerbsgenindert und könntest mit reduzierter Belastbarkeit trotzdem etwas machen.
Ist nicht zur Nachahmung empfohlen - aber ich sitze definitiv nicht ohne Depression daheim, gerade die letzten Tage ging es mir sehr schlecht. Ich brauchte den Notfallplan und dann auch die Notfallnummer und konnte tagelang nicht aufhören zu weinen. Trotzdem gehe ich morgen zu einem Bewerbungsgespräch und sei es um zu üben und Ängste zu überwinden.
Ich denke, dass Arbeit in geringen Umfang auch stabilisieren kann und zu lang untätig daheim für mich nicht gut ist. Es wird nicht zu 100% gut, aber evtl. wird es mit Arbeit, die Struktur gibt und gut fürs Selbstbewusstsein ist besser. Ein paar miese Tage sind auch kein Rückfall in eine schwere Episode und die Depression habe ich seit mindestens 6 Jahren durchgängig. Das geht nicht weg, wird maximal besser. Falls das dann doch nicht klappt kann ich mich immer noch AU schreiben lassen usw. oder noch etwas anderes ausprobieren und meine Ansprüche an mich selber noch etwas mehr zurück schrauben. Die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch hat mir in den letzten Tagen geholfen denn ich hatte eine Aufgabe und ein Ziel, beides selbstgewählt, was mir sehr wichtig ist. Untätigkeit und nichts beeinflussen zu können ist ganz schwierig für mich. Wenn ich aktiv nach einer Stelle suche, fühle ich mich nicht mehr so ausgeliefert ob nun Anträge bewilligt werden oder nicht. Ich mache mein Ding, ist die Entscheidung so, ist es gut, ist sie anders kann ich reagieren und Stelle XYZ annehmen und es ist auch gut. Besser als das ein Amt, LTA oder wer auch immer mir die Stelle vorgibt, die ich anzunehmen habe. Was mir beruflich gut tut, weiß ich am besten selber. Klar kann das abschnittsweise auch sehr anstrengend sein aber halt nicht dauerhaft, dann ist es der falsche Job.

LG Gartenkobold
Hallo Gartenkobold,
ich bewundere deinen Mut und deine Beharrlichkeit.
Bewerben, um Vorstellungsgespräche zu üben, ist auf jeden Fall auch was wert und vielleicht ergibt es auch doch mal, dass ich denke: Das könnte klappen hier.
Mein letztes Gespräch ist auch nicht so lange her. Ist vielleicht nicht verkehrt hier und da eine Bewerbung zu schreiben
Absagen kann ich ja jederzeit und auch ein Praktikum machen vor Einstellung, wenn ich mir nicht sicher bin und das Unternehmen das mitgeht.
Einfach nur warten bis zur Rentenentscheidung ist vermutlich nicht so förderlich.
Vg
Malte
Viele Grüße

Malte

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Gartenkobold
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Malte,

ich finde es gut, dass Du etwas ehrenamtliches machen möchtest und wirst bestimmt ein guter Genesungsbegleiter. Sind halt kleinere Schritte und das ist bestimmt nicht verkehrt. Ich bin vermutlich zu schnell unterwegs, habe aber nach wie vor kein Einkommen was halt auch sehr belastend ist. Da verlasse ich mich dann lieber auf mich selbst wenn alle Stricke reißen brauche ich einen Job. Kann mich halt wieder krank machen. Na ja, besser ich bewege mich pro-aktiv in eine Richtung als daheim zu sitzen und schlimme Gedanken zu haben. Das wird schon!

LG Gartenkobold
SonneundDunkenheit
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Ich denke jeder/ jede muss seinen/ihren eigenen Weg suchen. Das kann ein neuer Job sein, das kann die Reduzierung von Stunden sein, das kann Klinik - Reha - LTA - Rente sein... abhängig vom Alter, der Schwere der Erkrankung (en), der Empfehlung von Behandlern und nicht zuletzt von den eigenen Wünschen/ Vorstellungen/ Möglichkeiten. Für den einen sind Vorstellungsgespräche purer Stress und wirken Absagen nachhaltig negativ nach, andere können es als Übungsfeld verbuchen.
Sich auf sich selbst verlassen, kann zum Ziel führen, aber sich einzugestehen Hilfe zu benötigen und anzunehmen, ist genau so legitim.
Belastbarkeit wird unterschiedlich wahrgenommen und dementsprechend sind Grenzen auch individuell. Häufig sind Depressionen chronisch und mit jeder Episode sinkt die Belastbarkeit. Die Akzeptanz dessen, ist aus meiner Sicht elementar, um einen für sich gangbaren Weg für Zukünftiges zu finden.
Arbeit hat einen hohen Wert, Gesundheit sollte einen höheren Stellenwert haben.
Liebe Grüße an alle von SonneundDunkelheit
Gartenkobold
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Gartenkobold »

Huhu,

das Vorstellungsgespräch verlief sehr höflich, wertschätzend und freundlich. Es wäre eine lebenslange Entscheidung für den Schuldienst an einer staatlichen Berufsschule. Die nötigen Anträge habe ich schon beim Ministerium gestellt, was aber keine Einstellung ist, die ich derzeit ja nicht möchte. Die Einstellung kann nur über das Schulamt erfolgen und das jederzeit, wäre auch in 10 Jahren möglich. Der Gleichwertigkeitsbescheid gilt unbefristet. Mir gibt das Auftrieb und mir hilft das. Mein Fachwissen ist nicht verlorenen, ich kann dazu und weiter lernen. Ein respektvoller und wertschatzender Umgang unter Kollegen und wenn ich es mache, dann ist es eine echte Herzensentscheidung. Ich habe auch Adressen von anderen Schulleitern weiteren staatlicher Berufsschulen erhalten und schaue mir diese auch an, sollte ich eine Einladung erhalten. Eine Entscheidung treffe ich erst, wenn ich mindestens in zwei Facharztrichtungen hospitiert/ ein Praktikum gemacht habe. Vielleicht mache ich erst meinen Facharzt. Mir hilft es zu wissen, das ich Chancen habe und wieder ein positives Feedback über die Arbeit. Es tut gut, die Wahl zu haben und ganz in Ruhe und mit Freude etwas zu suchen, dass zu mir passt und das ich langfristig machen kann und möchte. Meine Angst vor der Krankheitspause im Lebenslauf oder die LTA/Gdb im Vorstellungsgespräch anzusprechen habe ich nicht mehr so stark. Es gibt AG, die gehen niveauvoll damit um und es ist kein großes Ding sondern eine logische Begründung für einen Berufswechsel. Gleich mache ich etwas im Garten und am Wochenende helfe ich beim Malern und Umzug. Die letzten Tage saß ich desolat daheim. Bei mir geht das auf. Mich pro-aktiv um eine Arbeit zu kümmern hilft mir. Die Rente wäre nichts für mich. So unterschiedlich sind die Menschen.

LG Gartenkobold
Zuletzt geändert von Gartenkobold am 9. Sep 2022, 12:34, insgesamt 1-mal geändert.
Gartenkobold
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Gartenkobold »

Ich glaube meine zwei vorherigen Arbeitgeber haben einfach nicht gepasst. Denn ging es um Arbeitskräfte, die man maximal einsetzen konnte ohne sich an das Arbeitszeitgesetz zu halten (zahlen lieber Abgaben), die man im Dienst "verheizen" kann. Und die möglichst biegsam sind und nicht "aufmucken". Jemand mit einer eigenen Meinung, der auf seine Grenzen hinweist (nein diesen Wochenenddienst mache ich nicht...) wird nicht geduldet. Die Person im weißen Kittel darf halt nicht aufmucken, Hierarchie ist alles. Und funktioniert die Person dann nicht wird sie ausgetauscht. Jemand anderes wird die 24h-Dienste schon machen...solange sich jemand findet, der mitmacht, solange verändert sich auch nichts in den Köpfen der CA. Einen solchen Arbeitsvertrag würde ich heute nicht mehr unterschreiben und bei unzulässigen Überstunden (52 h/ Woche also 12h mehr die Woche), ständigen Wochenenddiensten usw. da hilft mir hoffentlich der GdB bzw. AG die Schwerbeschädigte suchen und einstellen, die müssen auch damit rechnen, das ein solcher Mitarbeiter nicht über alle Grenzen hinweg belastet werden darf. Deshalb bin ich um den GdB froh und es ist eine ganz andere Jobsuche.
Secret
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Secret »

Hallo zusammen,

wohin die Reise für mich geht und was besser wäre - Rente oder ein neuer Job weiss ich noch nicht.
Zur Zeit tendiere ich eher zur Rente mit einem Minijob bei freier Zeiteinteilung. So einen Job hatte ich mal als die Kinder noch klein waren, was in der Buchhaltung durchaus möglich ist.
Aber ich habe noch Angst vor der Zukunft und weiss nicht wie ich das bewerkstelligen soll, habe Angst davor als voll arbeitsfähig nach der REHA entlassen zu werden und dann in einen Job zu kommen der mich genauso krank macht wie die bisherigen.
Montag habe ich wieder einen Termin bei der Hausärztin und hoffe das die AU verlängert wird.
Der REHA Antrag ist auch noch auszufüllen, nehme ich mal mit zur Ärztin.
LG

Secret
SonneundDunkenheit
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von SonneundDunkenheit »

@sSecret: wünsche dir einen guten Austausch mit deiner Hausärztin.
Ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren auch nicht gewusst wohin die Reise geht und bin mit dem momentanen Zustand der befristeten EMR an einem Ort angekommen, wo es mir halbwegs gut geht, ich gerne verweile, aber vielleicht irgendwann auch weiter ziehen möchte, wenn es die Gesundheit zulässt (zurück in die Arbeitswelt).
Ich wollte in den letzten beiden Jahren auch immer wissen wohin die Reise geht, Kontrolle haben, Sicherheit spüren... ein zutiefst verständliches Bedürfnis, aber die Realität ist eine andere und das auszuhalten nicht einfach. Geh die Reha nicht mit der Angst an, dass etwas anderes herauskommt als du für dich als machbar siehst...das baut Druck auf und nimmt die Motivation für die Maßnahme.

@ Gartenkobold: Ich will deinen Optimismus nicht bremsen, aber auch ein GdB schützt dich nicht vor Überlastung. Papier und Gesetze sind sehr geduldig, Schwerbehinderungsvertretungen oft hilflos in der Durchsetzung von Rechten. Die Arbeitswelt ist - egal in welchem Bereich - profitorientiert (auch im Schulbetrieb in Form von knappen Stellenschlüsseln, die u.a. Vertretungen, Krankheiten ect. nicht einkalkulieren).
Die Arbeit, die der Schwerbehinderte nicht schafft, weil er auf seine Grenzen achtet, verschwindet nicht....
AG, die Schwerbehinderte einstellen, machen es seltenst vordergründig um denen was Gutes zu tun, sondern weil es der Gesetzgeber fordert.
Und auch Hierarchie ist überall gegenwärtig...es sei denn du bist deine eigene Chefin. Viel Erfolg bei der Suche nach der passenden Stelle... einfach wird es ganz bestimmt nicht.
Allen ein schönes Wochenende!
Suchende2
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Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Suchende2 »

Ifightdepression79 hat geschrieben: Lieber Winfried,

teilweise denke ich auch, dass es keine Schande ist, teilweise schäme ich mich aber auch. Meine Therapeuten haben sich gegen Rente ausgesprochen.
Und trotz gestelltem Rentenantrag bin ich sehr am Hadern. Die eine Stimme sagt:"Richtig so, du achtest auf deine Grenzen." Die andere Stimme sagt:"Wie lange willst du dich verstecken? Ein geeigneter Zeitpunkt wird nie kommen."
Ich sitze ja zur Zeit ohne Depressionen zu Hause. Die Angst vor dem Versagen und vor zwischenmenschlichen Konflikten und Triggern treibt mich in die soziale Isolation. Meine Ergotherapeutin sagt ich wirke voller Selbstbewusstsein, aber da ist kaum etwas vorhanden in Wirklichkeit. Bei ihr klug daher reden kann ich, das Leben bewältigen nicht. Mit 43.

Du scheinst dich gut mit deiner Situation arrangiert zu haben und vielleicht ist es ja gar nicht schlecht eine Schildkröte zu sein. Die haben ja auch erstaunliche Ressourcen.

Lieben Gruß
Malte

Hallo Malte,

so ein ähnliches Thema hatte ich auch gerade.
Ich habe den GdB auf anraten meiner Therapeutin beantragt (zum besseren Schutz auf der Arbeit) und den auch gleich im ersten Anlauf vor kurzem erhalten.

Aber ich schäme mich auch, daß ich ihn bekommen habe!

Meine Therapeutin sagte, als wir darüber sprachen, daß ein GdB oder eine Rente etwas mit einem macht. Neben dem Guten (mehr Schutz auf der Arbeit! Für diesen bin ich sehr dankbar!), kommen halt auch meine negativen Gefühle dazu. Kaum jemand in meinem Umfeld weiß, daß ich ihn beantragt habe und nun auch bekommen habe und das wird wahrscheinlich auch so bleiben.

Ich möchte niemanden davon abhalten, etwas notwendiges zu beantragen, aber meine Erfahrung teilen, daß es nicht nur positives auslöst.

Alles Gute,
Suchende
SonneundDunkenheit
Beiträge: 722
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von SonneundDunkenheit »

@Suchende
Ist schon komisch, dass wir uns auch noch dafür schämen einen Grad der Behinderung zu haben oder EMR zu beziehen, obwohl es ja objektive Gründe dafür gibt, sonst hätten wir diese Leistungen nicht erhalten.

Was ist es? Der Gedanke, weniger leistungsfähig = weniger wert = weniger liebenswert zu sein???

Ich kenne deinen Arbeitsalltag nicht (soweit ich mich erinnere, hast du einen ruhenden Vertrag), aber wenn du den GdB nutzt, hast du ja u.a. 5 Tage mehr Urlaub und das wird den anderen Kollegen sicherlich auffallen.
Ich habe seit Jahrzehnten eine anerkannte Schwerbehinderung. Damit gehe ich nicht hausieren, aber meine Kollegen wussten es natürlich. Bin in die Arbeitswelt aber ohne GdB eingestiegen. Im Kontext Arbeit habe ich mich nicht geschämt für die anerkannte Schwerbehinderung. Meine Arbeitsleistung wurde unabhängig davon - analog meiner gesunden Kollegen - bewertet.
Ganz anders im Alltag. An der Konzertkasse (oder wo auch immer)
mache ich es immer von der jeweiligen Situation abhängig, ob ich den Ausweis zücke...da fällt es mir verdammt schwer unbefangen damit umzugehen.
Wahrscheinlich sind es die fragenden Blicke des Gegenüber bzw. der geringe Selbstwert und damit verbunden die Fähigkeit sich auch mit seinen Einschränkungen als wertvoll wahrzunehmen.
Gartenkobold
Beiträge: 2063
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Gartenkobold »

@SonneundDunkelheit: dann kündige ich von mir aus. Da wäre ich nicht die Erste, die genau das vor Ablauf der Probezeit tut. Viele kurze Stellen im Lebenslauf sollten AG ja abschrecken. Ich habe vor kurzen einen AiW getroffen, der hat seine ganze Weiterbildung auf 6 Monatsstellen gemacht. Bei einer Weiterbildungszeit von 5 Jahren wären das 10 unterschiedliche Arbeitgeber. Der Fachkräftemangel machts möglich. Oder Leute, die vier bis fünf Fachrichtungen in der Weiterbildung (Arzt) ausprobiert haben. Auch das ist möglich. Anzustreben ist so etwas nicht. Doch wenn es nicht anders geht, dann gehe halt ich und habe ohne Kündigung meinerseits immer noch die Option AU, KG, Alg1 und dann geht immer noch Lehramt und wenn es nicht Lehramt ist, dann was anderes (Beratung bei der UPD). Meine Rahmenfristen sind abgelaufen, es besteht ein neuer Anspruch auf KG. Ich sehe kein Problem einen Versuch zu starten.
Suchende2
Beiträge: 1267
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Suchende2 »

Hallo SonneundDunkelheit,

es ist ein gemisch aus vielem, vor allem aus vielem, von dem ich mich noch nicht gelöst habe.
Ich glaube zur Zeit ist am stärksten das Gefühl versagt zu haben. Und mit Deiner Frage Weniger leistungsfähig, ... hast Du es auch ganz gut getroffen.
Dazu kommt durch die bevorstehende Reha noch etwas aus der Akutklinik wieder hoch.
Dort saß ich mal weinend im Zimmer (es war ein gutes Weinen, es hatte sich etwas gelöst!) als die Putzfrau kam. Die war eigentlich ganz nett und meinte das, was sie mir sagte nur gut. Es war aber nicht gut.
Sie sagte, ich solle nicht weinen, sondern froh sein, daß ich gesund bin!
Toll, ich fühlte mich sowieso wie ein Hypochonder und dann das. In der Klinik habe ich niemanden davon erzählt. Das konnte ich damals nicht.

Ja, wenn ich wieder zu arbeiten anfange, werden die Kollegen in der Abteilung es über die Urlaubsliste mitbekommen (da stehen von jedem Mitarbeiter die Urlaubstage). Allerdings habe ich dann eine Anzahl an Urlaubstagen, die Kollegen mit (sehr) Altverträgen auch haben und da ich auch schon lange im Betrieb bin, wird es hoffentlich nicht jedem sofort auffallen. Außerdem habe ich am Anfang noch meinen Alturlaub aus der Erkrankung, zusammen mit nicht mehr vollarbeiten, fällt es dann nicht so schnell auf, wieviele Tage ich eigentlich habe. Und wenn es jemanden auffällt und ich angesprochen werde, sage ich ja und frage ob diese Person noch weitere Fragen hat (die muß ich ja dann nicht unbedingt beantworten).

Auf der Arbeit wird es mir wahrscheinlich auch leichter fallen, damit umzugehen, da ich weiß, was ich kann und eine gute (bis zur Depression), belastbare, zuverlässige Arbeitnehmerin bin, deren Arbeitsleistung stimmt. Und ich habe beim Wiedereinstieg auch vor, wieder eine gute Arbeitsleistung zu erbringen. Allerdings mit mehr Selbstfürsorge.

Bei anderen habe ich kein Problem mit dem GdB. Das ist mir egal, nur der Mensch zählt. Das für mich dieselben Regeln gelten, daran arbeite ich noch. :-)

Ich glaube, es ist auch ein Problem "der Gesellschaft". Von vielen wird der GdB gesehen, als der kann nicht genauso viel wie wir, anstatt als mit ein paar Stellschrauben ist diese Person im Arbeitsleben genauso wertvoll wie Menschen ohne GdB.

In meinem Konzern habe ich auch erlebt, wie über Kollegen mit psychischen Erkrankungen geredet wird.
Ein Teil der Kollegen geht gut damit um. Ein Teil der Kollegen lächelt die entsprechenden Kollegen an, ist nett zu denen und lästert hinter deren Rücken über sie.
Eine befreundete Kollegen hat mir neulich von einer Situation in der Firma erzählt. Eine Kollegin hat ihre Wiedereingliederung (war auch wegen Psyche krank) sehr schnell wieder abgebrochen. Andere Kollegen meinten äußern und einschätzen zu können, daß sich die Kollegin nicht genug Mühe gegeben hat und es nicht lange genug versucht hat. Sie hat denen versucht klarzumachen, daß sie das nicht einschätzen können.

Da ich darauf absolut keine Lust habe, wird meine Sprachregelung vor Kollegen sein, falls es notwendig sein sollte, daß ich eine schwer einzustellende Stoffwechselstörung habe. Das der Stoffwechsel im Gehirn damit gemeint ist, sage ich nicht. Und da ich vor meinem Zusammenbruch eine OP an einem Organ hatte, wird das für die meisten dann auch stimmig sein.

Schade, daß ich mir überhaupt solche Gedanken mache. Aber das ist zur Zeit halt so.

Alles Gute,
Suchende
SonneundDunkenheit
Beiträge: 722
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Suchende,
es ist aus meiner Sicht völlig normal, dass du dir diese Gedanken machst. Ich fände es eher komisch, wenn dem nicht so wäre.

Ich habe von Geburt an eine "lebensbeeinträchtigende" Erkrankung, die man auch noch sieht. Zum Ausgleich hat mir der liebe Gott (an den ich nicht glaube) eine sehr hohe Intelligenz mitgegeben. Es war zeitweise ein Spießroutenlauf in der Schule und im Alltag (die Depression hat ihre Gründe) weil ein behinderter Mensch eben nicht in die Gesellschaft passt. Natürlich hätte ich mich in einer Körperbehindertenschule verkriechen können, aber da wäre ich intellektuell unterfordert gewesen.
Ausgrenzung (sobald man nicht ins Schema passt) passiert leider immer noch sehr schnell und Erwachsene sind da nicht besser (nur suptiler) als Kinder.
Ich persönlich habe in meiner Firma meine psychischen Erkrankungen nicht benannt. Wer mich wirklich gut kennt und seinen Grips benutzt, kommt zu der Erkenntnis, daß ein Mensch mit Einschränkungen per se mehr leisten muss, um mithalten zu können und das sollte anerkannt werden und nicht der Gedanke, dass ein Mensch mit Behinderungen vielleicht weniger einbringt.

Verlass dich auf deine Fähigkeiten. Wenn du vor der Erkrankung ein Arbeitnehmer warst, der fachlich und sachlich gut gearbeitet hat, wirst du es diesbezüglich auch weiterhin sein.
Ich habe auf Arbeit sehr selten über meine Erkrankungen gesprochen und bin damit aus meiner Sicht gut gefahren. Getratsche gibt es immer und überall.... Abgrenzung die einzige Möglichkeit.... zumindest denke ich so.
Wenn ich ehrlich bin, macht es für mich in der Akzeptanz keinen Unterschied bezüglich der Bewertung körperliche oder psychische Erkrankung...

Zum Thema der Äußerung der Putzfrau. Ich denke, sie hat es ganz bestimmt nicht verletzend gemeint. Sie war die Reinigungskraft und in dieser Funktion auch sehr wertvoll und wichtig, aber in Bezug auf die Auswirkungen einer Depression eben nicht. Sie wollte aufmuntern, ist aber eben schief gegangen.

Ich wünsche dir für die Reha alles erdenklich Gute. Du hast mit Klinik und Tagesklinik ja schon einen langen Weg gemeistert. Jetzt wird sich zeigen, ob der Übergang in die Arbeitswelt der nächsten Schritt ist.

Allen ein schönes Wochenende!
Ifightdepression79
Beiträge: 297
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Belastbarkeit nach und vor Depressionen

Beitrag von Ifightdepression79 »

SonneundDunkenheit hat geschrieben:@Suchende
Ist schon komisch, dass wir uns auch noch dafür schämen einen Grad der Behinderung zu haben oder EMR zu beziehen, obwohl es ja objektive Gründe dafür gibt, sonst hätten wir diese Leistungen nicht erhalten.

Was ist es? Der Gedanke, weniger leistungsfähig = weniger wert = weniger liebenswert zu sein???

Ich kenne deinen Arbeitsalltag nicht (soweit ich mich erinnere, hast du einen ruhenden Vertrag), aber wenn du den GdB nutzt, hast du ja u.a. 5 Tage mehr Urlaub und das wird den anderen Kollegen sicherlich auffallen.
Ich habe seit Jahrzehnten eine anerkannte Schwerbehinderung. Damit gehe ich nicht hausieren, aber meine Kollegen wussten es natürlich. Bin in die Arbeitswelt aber ohne GdB eingestiegen. Im Kontext Arbeit habe ich mich nicht geschämt für die anerkannte Schwerbehinderung. Meine Arbeitsleistung wurde unabhängig davon - analog meiner gesunden Kollegen - bewertet.
Ganz anders im Alltag. An der Konzertkasse (oder wo auch immer)
mache ich es immer von der jeweiligen Situation abhängig, ob ich den Ausweis zücke...da fällt es mir verdammt schwer unbefangen damit umzugehen.
Wahrscheinlich sind es die fragenden Blicke des Gegenüber bzw. der geringe Selbstwert und damit verbunden die Fähigkeit sich auch mit seinen Einschränkungen als wertvoll wahrzunehmen.
Hi Suchende2 und Sonne,
ich schäme mich nicht für meinen GdB.
Ich schäme mich, weil ich immer noch denke, dass ich mehr tun könnte, um erwerbstätig zu sein. Ich schäme mich schon im Voraus für die Fragen meiner Kinder an mich, wenn Sie erwachsen sind. Ich schäme mich, weil ich es nicht schaffe mich der Gesellschaft so anzupassen, dass ich klar komme. Ich schäme mich dafür, dass ich meine Trigger nach 6 Jahren Therapie nicht im Griff habe.
Der Papa kommt im Job nicht klar, weil er sein inneres Kind nicht im Griff hat, sondern das Kind ihn. Dafür schäme ich mich.
Vg
Malte
Viele Grüße

Malte

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"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
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