Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

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nordlicht2
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Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von nordlicht2 »

Hallo,

nachdem ich vor einigen Wochen die Diagnose Mittelgradige Erschöpfungsdepression mit Angststörung und ausgeprägten somatischen Störungen erhalten habe und bei einem psychologischen Psychotherapeuten die max. 4 Sitzungen hatte, bin ich nur noch verwirrter und orientierungsloser als vor der 1. Sitzung.

Hintergrund: Tatsächlich hat sich die Flasche spätestens seit März 2020 stetig geleert, Lungenentzündung, kurz danach Bronchitis und spätestens da begann das im vergangenen Jahr diagnostizierte inrtrinsische Asthma (Sport ist stark eingeschränkt vor allem im Winterhalbjahr, nun aber jetzt auch im Sommer, bzw. unvorhersagbar, ob es an dem Tag geht oder nicht, keinen Lungenarzt gefunden der einen erklärt, berät, Orientierung bietet über Tests und Spray hinaus, ständig verspannte Atemmuskulartur trotz Körpertherapeuting,...), vergangenen Oktober ist mein Vater gestorben, im Job habe ich komplett Flasche leer, und seit einem Vorkommnis Mitte Mai in der Firma hatte ich eine Art Zusammenbruch, der mich dann (endlich) zu einem Arzt geführt hat.

Nun hatte ich bei einem anderen Verhaltentherapeuten 4 probatorische Sitzungen und frage mich, was ich eigentlich vom Therapeuten und von mir erwarten darf, kann, muss. Nachdem ab Mitte Mai dann jegliche Energie gänzlich verschwunden war und ich nur noch Angst hatte (bin seit Ende Juni krank geschrieben), merke ich seit ca. 2 Wochen, dass neben Angst, Erschöpfung und Müdigkeit wieder Energie aufkommt. Das Dumme ist, dass ich überhaupt nicht damit klar komme, dass ich überhaupt gar nicht gesagt bekomme vom Therapeuten, mit welchen Zeiträumen ich rechnen muss, was ich habe (Diagnose kam vom 1. Arzt), was er mir empfiehlt zu tun bzw. nicht zu tun.

Es fehlt mir jegliche Orientierung, wann ich wieder mit dem Leben anfangen kann, ob ich es schaffen müsste einen neuen Job zu suchen und anzufangen (wenn auch erst in 5 Monaten), ob es gut wäre wenn ich mir ein Ziel stecke (z.B. ab November wieder arbeiten). Ich bin eigentlich ein sehr aktiver Mensch und es beruhigt mich aktiv zu sein. Allerdings muss ich leider ganz klar sagen, dass ich zurzeit nicht arbeiten könnte. Ich habe einfach Angst davor, so vollkommen bescheuert sich das anhört, und bekomme Magenstiche, wenn ich morgens in Bayern 1 Radio das Teams-Anrufgeräusch höre, wenn der Radiosketch beginnt.

Ich brauche einen Fahrplan, eine Orientierung, einen groben Weg.

Als Beispiel eine Analogie: Als ich nach einem Skiunfall einen Kreuzbandriss hatte, wurde eine klare Diagnose gestellt, es wurde klar gesagt, dass man vielleicht auch gleich operieren kann, wenn ich es schaffe das Knie gewaltig abzuschwellen (nächtelang konsequent Wecker gestellt zum Kühlen, kiloweise Enzyme geschluckt, hochgelegt, ...), nach der gelungenen OP gab es einen Fahrplan für die Physio und die Aussicht, wann ich mit Joggen, Bergsport etc. weitermachen kann. Nach 4 Monaten konnte ich wieder Joggen gehen. Das hat mir Orientierung gegeben, einen Weg, ein Fahrplan, und mir selbst Werkzeuge in die Hand, was ich selbst tun kann. Das macht mich zuversichtlich, lässt mich diszipliniert sein und gibt mir Hoffnung, dass ich selber mein Leben im Griff habe.

All das fehlt mir seit Mai völlig und komplett, das lässt mich etwas verzweifeln. Ich kann nicht nur rumhängen, versuchen den Sommer zu genießen, und abwarten bis da mal eine Sitzung vielleicht mal eine Besserung bringt.
Das habe ich spätestens seit der 2. Sitzung erfolglos versucht dem Therapeuten zu vermitteln.
Heute, in der letzten Sitzung, war seine Meinung, dass ein stationärer Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik nicht notwendig sei (im Gegensatz zum Arzt, der die Diagnose gestellt hatte). Am Ende meinte er, dass meine schiere Not, dass ich nicht abwarten kann bis mal was passiert, es vielleicht aber doch sinnvoll machen könnte. Puh. Auf der anderen Seite möchte ich aber weniger noch mehr Probleme vertiefen; Ich gehe davon aus, dass man in der Klinik in Gruppen genügend andere Leidensgeschichten hört, und ich will ich mich nicht unnötig noch tiefer in Psychoprobleme vertiefen). Und ich finde es schwierig, nicht nur mir, sondern auch Familie und Freunden zu vermitteln, dass man nur den ganzen Tag herumsitzt (im übertragenen Sinne ;-) ) und nicht weiß wie es weiter geht.

Ich werde weiter nach einem anderen Therapeuten suchen, am besten einen Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Aber ich weiß nicht, ob ich nicht viel zu ungeduldig bin. Ob es überhaupt anders laufen kann. Oder (meine geheimsten Befürchtungen, wenn ich ehrlich bin) ich nur ein Hypochonder bin, der vorher auf Kosten der Firma, nun auf Kosten der Krankenversicherung und meinem Sparbuch lebt auf unbekannte Zeit. Dem es vielleicht besser tun würde was für andere zu machen und sich nicht im eigenen Leid herumsuhlen.

Hat jemand mit einer ähnlichen Diagnose einen Tipp für Orientierung, für Do´s und Dont´s? Ich weiß, dass jeder Mensch anders ist, aber das Schlimmste für mich ist Nichtstun und Abwarten ob was da wann mal kommt. Vielleicht ging das jemand anderem auch so?

Danke und einen schönen Abend,
Nordlicht2
Suchende2
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Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Nordlicht,

herzlich willkommen im Forum.
Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

Diese Fragen hatte ich auch am Anfang.
Die Antwort darauf ist: Keiner kann Dir sagen, wie lange es dauert und wie Dein Weg verläuft.
Das ist am Anfang sehr schwer. Irgendwann kommt man dann zu dem Punkt, wo man es akzeptiert und hat dann mehr Kraft für die Genesung frei.

Von Deiner Seele kann man kein Röntgenbild machen um zu sehen, wie tief sie verletzt ist. Dementsprechend kann Dir niemand Deine Fragen zufriedenstellend beantworten.

Sei geduldig mit Dir! Sei gut zu Dir!
Was Dir gut tut, kannst nur Du herausfinden. Für den einen ist ein Ziel (November wieder arbeiten) gut, für den anderen baut dieses Ziel zuviel Druck auf. Deshalb kann Dich der Therapeut auf dem Weg nur begleiten. Ein Therapeut wird Dir (nach meiner Erfahrung) niemals sagen, tue dieses oder jenes. Er begleitet Dich mit Fachwissen auf Deinem Weg.

Hast Du Dich schon mit den verschiedenen Therapieformen auseinandergesetzt?
Ist der Therapeut der richtige für Dich?
Du könntest sonst noch bei einem anderen probatorische Sitzungen machen.
Hast Du Dir schon einen Termin bei einem Psychiater geholt?

Deine Bedenken vor der Gruppentherapie in der Klinik, müssen nicht so eintreffen.
Zum einen kannst Du da gut lernen, Dich abzugrenzen. Zum anderen ging es bei uns in der Gruppentherapie hauptsächlich um aktuelle Probleme, welche von den Patienten reingebracht wurden. Ih erinnere mich an eine Gruppentherapiesitzung, wo eine Mitpatientin in Not war durch Forderungen ihrer Eltern. Da ging es nicht um die Vergangenheit. Sondern wie kann sie jetzt damit umgehen.

Zusammenfassend kann ich nur sagen:
Finde heraus, was Dir gut tut und informiere Dich.

Alles Gute,
Suchende
nordlicht2
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Registriert: 8. Jul 2022, 19:13

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von nordlicht2 »

Vielen lieben Dank für Deine Antwort.

Ja, heute Mittag habe ich eine 1. Stunde woanders, diese Woche noch eine 2. bei einer weiteren Therapeutin.
Immerhin in diesen Zeiten!

Das mit der Klinik fällt mir dermaßen schwer zu entscheiden. Wenn der Therapeut sagt, er hält es nicht für notwendig, dann würde ich mir vorkommen, als würde ich wegen eines umgeknickten Fußes im Krankenhaus stationär aufgenommen, was unnötig wäre, und jemand anderem den Platz unnötig wegnehmen. Hypochonder-mäßig, sozusagen.

Keine Ahnung mehr, was für mich gut ist.
Bislang tat mir der Abstand von Firma und Arbeit gut, bin jeden Tag draußen. Nun schlägt das (nicht-allergische) Asthma aber schon im Sommer zu, ob das durch den ständigen Sport, oder durch den Stress, keine Ahnung.
Bislang dachte ich, dass das sehr viel seltenere Pendeln zu und Kontakt mit meinem Mann mir guttut (wir wohnen 500km auseinander, was auch aufgrund von Job so bleiben wird, wie am Jahresanfang rauskam), weil ich dann mal runterkomme und zu meinen eigenen Gedanken komme. Das ist aber auch mal so, mal so.

Also, ich hätte extrem gerne ein Röntgengerät für die Seele ;-).
Heiligendamm2020
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Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von Heiligendamm2020 »

@Nordlicht

Dieses Röntgengerät für die Seele wäre die Innovation der Menschheit schlechthin....
Flieht - ihr Narren!
nordlicht2
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Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von nordlicht2 »

Ja, das wäre schön!

Ich recherchiere und lese weil ich ein Gefühl dafür bekomme möchte, wie es mir geht. Ich habe keinen Schimmer! Ich weiß nur, dass es mir seit 2,5 körperlich, geistig und seelisch immer schlechter ging und Mitte Mai seit einem Ereignis in der Arbeit komplett Game Over ist. Zwar habe ich den Eindruck, dass ich langsam mehr Energie bekomme. Aber dadurch, dass mein Zustand sich zwar zwischendurch geradezu ruhig, stabil und normal anfühlt und ich das Gefühl habe, dann ist ja jetzt bald alles vorbei (oder?) und dadurch, dass ein Therapeut sagt ein stationärer Akut-Aufenthalt sei sinnvoll,
der andere meinte es sei nicht notwendig (Der VT-Therapeut, wo ich jetzt die Max möglichen 4 Sitzungen hatte und wo ich nicht weiter machen werde), finde ich nicht mehr Klarheit. Wenn jemand mir wenigstens mal Kriterien an die Hand geben würde, anhand derer ich selbst entscheiden kann!

Kein Mensch hat mir bisher erklärt, was mittelgradige Eschöpfungsdepression mit Angststörungen und ausgeprägte Somatisierungsstörungen genau bedeutet. Ob ich gleich wieder loslegen muss, weil ich nicht morgens im Bett liegen bleibe sondern mir bewusst den Tag strukturiere und jeden Tag draußen aktiv was mache (wobei ich merke dass es viel schwerer fällt, aber ob das am momentan schlechten nicht-allergischen Asthama liegt oder an der auch körperlichen Erschöpfung, kann mir auch keiner sagen).

Kurz: Wie krank bin ich, wie lange darf ich mich krank schreiBen lassen? Der VT- Therapeut meinte, aus seiner Sicht werden wir 1 Jahr zusammen arbeiten und man könne nicht sagen, wie lange ich noch nicht arbeiten werden kann.

Ich fühle mich wie ein Hypochonder und hab den Eindruck, mein Umfeld hat natürlich auch keine Idee wie es mir geht, ich kann es ja selber nicht beschreiben. Das macht mir Angst und Druck so langsam, die Entspannung, die ich nach Zusage des stationären Aufenthaltes und Finden eines Therapeuten (der es jetzt aber nicht wird) angefangen habe zu spüren, verfliegt wieder.
Ich habe das Gefühl fast 3 Monate nach dem Zusammenbruch muss ich jetzt mal wieder machen, entscheiden wie es weiter geht, aus dem Quark kommen. Aber so richtig was geändert hat sich ja nicht, und wenn ich jetzt sage ich gehe wieder in diese Firma, die eines der großen Mitverursacher ist,,kriege ich schon wieder Angst, wo ich mich z.B. gestern noch gut und ausgeglichen gefühlt habe. Scheint also kein stabiler guter Zustand zu sein?

Überall nur Fragezeichen, und meine Internetrecherchen haben leider noch keine Erleuchtung gebracht, im Gegenteil.
Von Orientierung oder das Gefühl vielleicht akzeptieren zu dürfen dass ich wirklich krank bin (Krankheiten gibt’s in meiner wirklichen Gefühlswelt offenbar nur körperlich, hab ich den Eindruck) und dieses Jahr vielleicht gar nicht mehr zu arbeiten (sollte? Kann? Oder gar guten Gewissens nicht mehr zu müssen? Fauler Hypochonder!) und meinem Umfeld mehr sagen zu können als „Ja, ich bin noch krank geschrieben“, bin ich weit entfernt.
Von meiner Mutter kam als 2. Satz: Und was ist mit Deinen Kollegen, die Armen müssen Deine Arbeit ja mitmachen.
Da erzähle ich lieber nichts, Vorwürfe und unterschwelliges „So schlimm kann das ja nicht sein“ brauche ich wirklich nicht.

Mag jemand mit ähnlichen Diagnosen berichten, wie es bei ihm/ihr war? Das würde mir helfen, statt immer nur in den eigenen Gedanken zu schmoren.

Viele Grüße, Nordlicht
SonneundDunkenheit
Beiträge: 703
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Nordlicht,
Vieles von dem was du geschrieben hast, kommt mir verdammt bekannt vor.
Ich bin im Mai 2020 in der Therapie zusammengebrochen. Bereits zuvor ging es mir ziemlich schlecht. Eine schwere Erschöpfungsdepression hatte ich schon Monate zuvor, wollte es aber nicht wahrhaben.
Ich hatte mich sehr lange gegen die empfohlene Krankschreibung gewehrt.
Mein Glück (so empfinde ich es) ist, dass Psychiaterin und Psychotherapeuten ein und die selbe Person sind. Sie hat mich dann im Mai 2020 aus dem "Rennen" genommen, meinen Arbeitgeber angerufen (ich stand völlig neben mir) und diesem mitgeteilt, dass ich für mindestens 9 Monate AU sein werde (natürlich ohne Diagnose zu nennen). Anfang wollte ich es nicht glauben, aber sie sollte recht behalten.
Mir ging es nach der Krankschreibung täglich schlechter und selbst drei Monate später, sagte die Therapeutin es wird noch weiter bergab gehen. Ich hatte mich über die Jahre runtergewirtschaftet. Klinik war ein Thema, aber ich wollte dies aus verschiedenen Gründen anfangs nicht.
Nach etwa 10 Monaten AU habe ich auf eigenen Wunsch hin mit der Wiedereingliederung begonnen. Die Therapeutin hat es skeptisch gesehen, aber ihr war auch klar, dass ich selbst spüren muss, ob es klappt oder nicht. Wir haben verschiedene ADs ausprobiert ( keines hat wirklich geholfen) und ich habe ein Medikament wegen meiner zusätzlichen ADHS genommen an den Arbeitstagen um "zu funktionieren". Ganze 5 Monate war ich wieder im Arbeitsleben davon mehr als die Hälfte im Urlaub oder überstundenfrei.
Meine Akkus waren sehr schnell verbraucht. Es folgte was folgen musste, der zweite Ausstieg im September 2021. Zwischenzeitlich hatte ich einen Antrag auf EMR gestellt und wollte gerne eine halbe Rente haben. Diese wurde abgelehnt im ersten Anlauf mit der Begründung ich sei voll berufstätig und damit beweise ich, dass ich nicht arbeitsunfähig sei (war in der Zeit zwischen 1 und 2. AU).
Bin in den Widerspruch gegangen.
In der zweiten langen Krankschreibung habe ich 8 Wochen in der Klinik verbracht. Ambulante Therapie war nicht mehr ausreichend, mir ging es ziemlich schlecht. Ich war extrem müde, reizoffen, erschöpft.... habe oft nicht einmal die ambulanten Therapiestunden bis zum Ende der Zeit durchgestanden.
Nach der Klinik ging es mir nicht wirklich besser eher schlechter, weil es viel zu verarbeiten gab. Zur Depression und ADHS kam die Diagnose kptps. Die ambulante Therapie hat mich wieder stabilisieren können.
Mittlerweile beziehe ich eine volle EMR für zunächst drei Jahre.
Ich gehe mit meinen psychiatrischen Diagnosen eher zurückhaltend um. Da ich aufgrund einer angeborenen Erkrankung eine anerkannte Schwerbehinderung seit 30 Jahren habe, ist es leichter. Mein Umfeld hat nie Druck ausgeübt, meine Arbeitskollegen hatten Verständnis und Dank der klaren Aussagen meiner Therapeutin/ Psychiaterin auch ein Gefühl wie lange ich fehlen werde. Meine Therapie (tiefenpsychologisch) läuft jetzt seit 2,5 Jahren.
Ich habe oft gezweifelt, wollte einen Fahrplan wie du und habe immer wieder zu hören bekommen, daß ich geduldig sein muss mit mir, in mich hinein horchen soll, nur Dinge machen soll wozu ich Lust habe.
Ich habe über Jahrzehnte funktioniert und genau das sollte ich in den Augen meiner Therapeutin nicht mehr tun....war anfangs extrem schwer.
Mittlerweile geht es besser, das in den Tag hinein leben. Noch immer haben Erschöpfung, Probleme mit der Konzentration und dem Gedächtnis, .... die Oberhand. Mittlerweile weiß ich, dass ich nichts erzwingen kann. Das Thema Arbeit habe ich noch auf dem Schirm, aber zunächst nutze ich die bewilligte EMR zur Erholung.... keine Ahnung wohin mich mein Weg noch führen wird.
Das war jetzt ziemlich viel, aber du wolltest ja andere Verläufe/ Geschichten hören. Das ist meine in Kurzform.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
nordlicht2
Beiträge: 16
Registriert: 8. Jul 2022, 19:13

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von nordlicht2 »

SonneundDunkelheit, danke für Deine Erfahrung.
Suchende2
Beiträge: 1212
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Nordlicht,

zu ein paar Punkten in Deiner letzten Nachricht möchte ich antworten.
Als erstes, genau solche Gedanken hatte ich auch am Anfang der Krankheit. Und sich von denen zu lösen war ein harter Weg.
Zum Glück wurde ich von meiner Hausärztin gut begleitet.
Du beschreibst selbst, woran Du merkst, daß Du noch nicht arbeitsfähig bist, traust Dir aber selber nicht.
Du kannst Dir trauen! Super, daß Du die Anzeichen sehen und deuten kannst!

Auf meiner Therapeutensuche habe ich auch 3 x Aussagen zu hören bekommen, die daneben waren (eine davon hat meine Hausärztin der Therapeutenkammer gemeldet). So schwer es Dir fällt, lasse Dich davon nicht (zu sehr) verunsichern.
Ich habe mich schwer getan, mich in einer stationären Klinik anzumelden, da ich mich wie ein Hypochonder fühlte. Ich hatte ja nichts körperliches und müßte eigentlich nur die Zähne ein wenig zusammenbeisen. Dann würde es schon wieder gehen.
Zu meinem Glück hatte ich in 2 Kliniken Vorgespräche. Bei Beiden bekam ich die Rückmeldung, daß sie einen Klinikaufenthalt für mich sehr empfehlen.
Die Kliniken schauen sich Dich vor Aufnahme an und geben ihre Einschätzung ab. Das sind Fachleute, die Ahnung davon haben.

Die Aussage Deiner Mutter ist unmöglich! Hast Du die Kraft, mit ihr darüber nochmal ins Gespräch zu gehen? Für Deine Kollegen bist nicht Du verantwortlich und schließlich simulierst Du nicht, sondern bist krank! Deine Kollegen sind selbst für sich verantwortlich und der Arbeitgeber ist für sie verantwortlich, aber nicht Du! Würde Deine Mutter Dir das auch sagen, wenn Du zum Beispiel wegen Krebs krankgeschrieben wärst?

Ich bin in meinem engsten privaten Umfeld sehr schnell sehr offen mit der Diagnose umgegangen. Das war für mich eine gute Entscheidung und hat viel Druck genommen. Ich wurde dann auch gefragt, wie ich unterstützt werden kann. Meine Antwort war dann immer, daß das Kontakt halten mir zur Zeit schwer fällt und ich mich freue, wenn meine Freunde diesen Teil verstärkt übernehmen.
Inzwischen weiß ein Großteil meines privaten Umfelds Bescheid und das war für mich eine gute Entscheidung.
Auf der Arbeit wissen meine direkten Vorgesetzten und die Betriebsratvorsitzende Bescheid.
Wenn ich irgendwann wieder auf der Arbeit bin und Fragen von den Kollegen kommen, werde ich sagen, ich habe eine schwer einzustellende Stoffwechselstörung.
Das ist nicht die ganze Wahrheit aber auch keine Lüge.
Antidepressiva helfen mir und die greifen in meinen Gehirnstoffwechsel ein. :-)
Ich habe keine Lust auf das hinter dem Rücken gerede, daß ich bei anderen Kollegen erlebt habe. Da schütze ich mich selber.

Höre beim Therapeuten auf Dein Bauchgefühl!
Vertraue Deinem Bauchgefühl!

Alles Gute,
Suchende
sometimes1
Beiträge: 5
Registriert: 18. Aug 2022, 12:51

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von sometimes1 »

Hallo nordlicht2

ich kann mich dem Suchende2 nur einschließen.

zu Fristen - meine Therapeutin hat mir damals gesagt: "die optimistische Prognose, wenn das erste mal, nicht zu lange Vorgeschichte, keine Zusatzerkrankungen - halbes Jahr"
in deinem Fall, wo es schon lange dauert und einiges dazu gekommen ist - wird dauern. wenn du dir Fristen setzen tust, erzeugst du nur Druck. und das machts es nur schlimmer
es dauert so lange wie es dauert
GranitXhaka
Beiträge: 8
Registriert: 23. Aug 2022, 08:43

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von GranitXhaka »

Lass dich nicht unterkriegen. Ich meine inwiefern die Diagnose nun stimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass öfter Mal iwelchen Diagnosen gestellt werden nur um den Patienten eine passende Antwort für sein Problem zu geben. Aber wie gesagt aus der Ferne betrachtet, kann ich da natürlich nichts konkretes sagen. Ich wünsche dir einfach nur, dass du so schnell wie möglich wieder gesund wirst.
Manche halten einen ausgefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben.
Für die Gesundheit lohnt es sich zu kämpfen
Suchende2
Beiträge: 1212
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von Suchende2 »

Hallo GranitXhaka,

ich finde diesen Beitrag von Dir NICHT hilfreich und zielführend.
Viele Menschen mit Depressionen haben Schwierigkeiten, die Diagnose anzunehmen.
Und ich habe noch keinen Arzt im privaten Umfeld und als Patient erlebt, der "nur eine Diagnose stellt um den Patienten eine passende Antwort für sein Problem zu geben".

Alles Gute,
Suchende
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2837
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von Nico Niedermeier »

Granit Xhaka,
würden Sie bitten Ihr Profil zu editieren und sich einen anderen Usernamen zu geben..Gehe mal davon aus, dass Sie mit diesem Usernamen bei der Play Station Fußball spielen...aber es ist nunmal der Eigenname eines Fußballers und deswegen kann das hier für Sie ungut enden, wenn Sie unter diesem Namen hier auftreten...bitte ändern Sie dies, sonst müssen wir Ihr Profil leider sperren..
Beste Grüße
Die Moderation
lena89
Beiträge: 32
Registriert: 29. Jul 2022, 09:08

Re: Orientierung im Umgang mit Erschöpfungsdepression

Beitrag von lena89 »

Hallo Nordlicht,
Das spricht mir alles aus dem Herzen - aber ich glaube, dass es auf diesem Gebiet keine Patentlösungen gibt.
Ich bin jetzt grade 68 geworden und habe in meinem Leben immer wieder solche schlechten und sehr gute Phasen erlebt.
Psychotherapie, die aufdeckt, was in deinem bisherigen Leben psychisch dir geschadet hat, finde ich schon sehr hilfreich – und ich meine, dass du dies eher in einer ambulanten Einzeltherapie aufdecken kannst – die tiefenpsychologisch vorgeht.
Letztes Jahr war ich 8 Wochen in einer psychosomatischen Klinik und ich finde im Nachherein, dass sie mir nicht so wie erhofft geholfen hat, weil dort eher weniger Zeit für den Einzelnen bereitgehalten wird (2x25Minuten pro Woche!).
Aber auch nachdem ich in vielen Jahren Therapie viele Ursachen aufgedeckt habe über mein Leben (vor allem in der Kindheit) ist dies m.E. nur der eine Teil des Problems.
Ich bin inzwischen überzeugt davon, dass Depression einfach auch einen genetischen Anteil hat. In der mütterlichen Linie sieht es bei mir sehr danach aus, dass einige (Mutter, Tante, Schwestern – interessanterweise nicht die Brüder) auch dieses Problem hatten und haben, aber damals hat man dies nicht wahrgenommen und erkannt.
Deshalb gibt es in meinem Leben beide „Schienenstränge“: Therapie und Medikamente.
Ich hoffe das hilft dir ein bisschen weiter.
Lieber Gruß
Inge
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