Mit (K)PBTS bzw. traumatisiert am Arbeitsplatz

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Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Mit (K)PBTS bzw. traumatisiert am Arbeitsplatz

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hi Zusammen,
ich möchte euch gerne fragen, ob ihr Erfahrungen habt mit den Auswirkungen von Trauma am Arbeitsplatz. Dabei kann es sowohl Schock- als auch Entwicklungstrauma sein.
Ich gebe euch ein Beispiel:
Ein Kollege will einen Scherz machen und sagt:"Ich mach dir gleich Beine."
Der Scherz geht nach hinten los, weil es auch so anfühlt wie früher als einem da Beine gemacht wurden. Sofort geht der Körper in Kampf, Flucht oder Erstarrung.
Erwachsene Anteile sind ausgeschaltet und das innere Kind und die Vergangenheit wird qualvoll lebendig.
Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Handlung, die man später bereut.

Habt ihr solche Erfahrungen gemacht und wenn ihr noch arbeitet, wie habt ihr es geschafft klarzukommen?

Liebe Grüße an alle
Malte
Viele Grüße

Malte

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"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
Gartenkobold
Beiträge: 2053
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Mit (K)PBTS bzw. traumatisiert am Arbeitsplatz

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Malte,

mit dem Thema sollen wir hier ein bisschen vorsichtig sein. Das Forum soll ein reines Depressionsforum bleiben und der geschützte Rahmen eines PS- bzw. Trauma-Forums fehlt. Diese Störungen werden auch komplementär zur Depression behandelt, vom Therapeutischen her. Ich schreibe hier auch zu dem Thema, manchmal ziemlich detailliert, versuche aber den Bogen nicht zu überspannen. Ich finde es schon wichtig, sich darüber auszutauschen, wie die einzelnen Störungen miteinander zusammen hängen (z.B. PS und Depression) und wie sie je nach therapeutischer Schule betrachtet werden (die VT-Definition eines Traumas geht ganz streng nach ICD-10, zwischen kPTBS und PS gibt es Unterschiede, aber selbst Experten fällt es sehr schwer das auseinander zu halten, andere Schulen blicken da anders drauf, ich nehme für mich die Theorie her, die mir am besten hilft, habe im Hinterkopf, dass das andere anders sehen, generell wer heilt hat Recht...). Vor ein paar Wochen gab es erst ein Post der Moderation, dass wir über PS konstruktiv und nicht so ins Detail schreiben sollen (schau mal auf Seite 3 dieses Unterforums, ich schiebe es auch gleich nach oben, da das mit dem Verlinken nicht so klappt). Bad Bramstedt hat doch ein eigenes geschlossenes Forum welches vom Chef der dbt-Station persönlich moderiert wird, bzw. von seinen Mitarbeitern.
Ich mache viel mit dem Blog DIS SOS, Grounding, Lernfenster, sich selbst im grünen Bereich regulieren, Moe, Issy (Polyvagale Theorie), hilft mir besser als dbt.
Es gibt auch störungsspezifische LTA, sowohl für das Schocktrauma = PTBS, z.B. durch einen Arbeitsunfall. Bei mir läuft es darauf hinaus, die Trigger zu meiden. Das geht einfach nicht komplett weg, auch wenn man eine Therapie gemacht hat. Auch für eine PS/kPTBS gibt es eine störungsspezifische LTA (z.B. für Teilnehmer mit BPS). Was man psychosozial daraus mitnehmen kann, da habe ich leider keine Erfahrung.

LG Gartenkobold

PS: heute mache ich gar nix https://www.dis-sos.com/kritische-situa ... anisieren/" onclick="window.open(this.href);return false;")
Schau Dich um, der Blog bietet viel Hilfreiches.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
SonneundDunkenheit
Beiträge: 707
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Mit (K)PBTS bzw. traumatisiert am Arbeitsplatz

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Malte, ich habe bis vor einem Jahr gearbeitet (und würde es perspektivisch auch gerne wieder tun) und u.a. die Diagnose kptbs.
Aktuell beziehe ich EMR für zunächst drei Jahre. Meine Arbeit (nicht die Kollegen) hatte inhaltlich teilweise starke Triggerwirkung, aber ich konnte es händeln. Ich bin gerade auf dem Weg in den Urlaub, deshalb möchte ich aktuell nicht mehr dazu schreiben. Wir können uns aber gerne Mitte August per PN austauschen.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Chinchine
Beiträge: 65
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Mit (K)PBTS bzw. traumatisiert am Arbeitsplatz

Beitrag von Chinchine »

Lieber Malte,

ich habe eine KPBTS, früher nicht erkannt, schwere Depression damals Hauptsymptom war.

Mir hat mein Therapeut anlässlich einer kürzlichen Triggersituation folgendes empfohlen:

Distanzierung, AU, Trennung Gegenwart - Vergangenheit (nicht mehr ohnmächtig ausgeliefert sein, auch wenn es sich im Moment so anfühlt), Selbstschutz / Abgrenzung, Neubewertung, konkrete Distanzierungsübungen.

Für mich persönlich hat es sich leichter angefühlt, als mir bewusst wurde, warum ich in dieser Situation quasi erstarrt bin und warum diese augenscheinlich harmlose Situation emotional so heftig für mich war. Und mir zu erlauben: ok, das war hart, ich muss mich schützen und zu mir stehen.

Meinem Therapeut kann ich noch Glauben schenken, dass es zwar immer wieder vorkommen wird, es sich aber nicht mehr so schlimm anfühlt und schneller wieder reguliert.

Leider ist es bei mir so, dass ich derzeit überlege aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Trotz Schwerbehinderung, bekannter Einschränkungen und dem Wissen der Führungskräfte, dass ich Traumatherapie mache, wird keine Rücksicht in Gestalt umsichtiger Kommunikation genommen: man sieht es Ihnen ja nicht an, sie machen so tolle Arbeit...

Vom Integrationsfachdienst, an den ich mich wandte war ich auch enttäuscht, da wurde mir geraten nachsichtig zu sein und es zu akzeptieren oder mich pensionieren zu lassen. Wahrscheinlich wurde meine Not auch nicht gesehen und dass meine Arbeitsleistung sehr geschätzt wird und es mit Kollegen / Anwälten etc. keinerlei Probleme gibt...

Ich wünsche dir viel Kraft, einen guten Therapeuten und dass du es schaffst, für dich selbst Verständnis aufzubringen und nachsichtig mit dir zu sein
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Mit (K)PBTS bzw. traumatisiert am Arbeitsplatz

Beitrag von Ifightdepression79 »

Guten Morgen Chinchine,
die LTA vom Berufsförderungswerk hat mir auch nichts gebracht. Als es im beruflichen Training soweit war, dass mich ein Trigger emotional ins Jenseits katapultiert hat, sagte man mir man würde hier keine Therapie machen und man hat mir nochmal Klinik ans Herz gelegt.
Auf der DBT / Borderline Station kam ich mir aber auch nicht wirklich richtig vor. Eigentlich sollte es Schematherapie sein. Ich würde gerne Körperorientierte Therapie machen. Die muss man aber selbst bezahlen. Und ich bin jetzt auch 6 Jahre in Therapie gewesen und seit einem halben Leben habe ich den Leidensdruck auf Arbeit. Deswegen habe ich EM Rente erstmal beantragt und kapituliert. Dafür schäme ich mich jetzt auch nicht mehr.
Du hast auch viel an dir gearbeitet. Dafür arbeiten andere gar nicht an sich und nehmen keine Rücksicht auf dich. Schade,wo du so offen und mutig damit umgehst.
Liebe Grüße
Malte
Viele Grüße

Malte

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