Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Susel77
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Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Hallo zusammen,
Ich brauch mal euer Feedback bzw Erfahrungswerte.

Ich bin nun seit 8 Wochen krankgeschrieben und hatte gestern einen Termin mit meiner Psychiaterin. Da es nun mein 3. Zusammenbruch innerhalb von 3 Jahren ist, kam gestern eine Frage auf mit der ich überfordert war und bin.

Erste Frage war: wollen Sie überhaupt gesund werden oder hat die Krankheit Vorteile?!?!

Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Warum sollte ich nicht gesund werden????

Da ich Hauptverdiener in der Familie bin, möchte man mein Problem auf meinen Ehemann schieben. So ist gerade mein Eindruck. Wir hatten uns für den Rollentausch bzgl der Betreuung unserer Kinder entschieden.

Ich bin doch aber nicht depressiv, weil mein Mann weniger arbeitet.
Ich kann nix abgeben oder loslassen.
Alles muss von mir kontrolliert werden oder ich mach es gleich selbst.
Diese Flut an mir selbst ausgetragenen Aufgaben überfordert mich oft. Und das liegt an mir.
Aber ich finde keinen Ausweg.

Jetzt hat sie mir erneut eine Reha empfohlen. Ich war letztes Jahr ambulant in einer Klinik. Das findet dir Ärztin nicht mehr sinnvoll.
Ich möchte nicht von meiner Familie getrennt sein.
Kann ich zur Reha gezwungen werden?

Hat jemand einen Tipp für mich ?

Liebe Grüße Susel
Topo
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Topo »

Hi,

also ich kann nur berichten, dass mir 2 mal von Psychiaterinnen dasselbe gesagt wurde. Einmal haben bei einem Klinikaufenthalt alle Antidepressiva nicht gewirkt. Da fragte mich die Psychiaterin, ob ich die Krankheit "für etwas brauche". Das zweite mal war ich am Ende einer langen depressiven Phase wieder in einer Klinik. Da sagte mir die Therapeutin, ich solle mich "nicht so an der Krankheit festhalten".

Ich fand beide Situationen sehr beleidigend und unangemessen, für die Therapie-Resistenz meiner Krankheit wurde mir quasi die Schuld gegeben.

LG
Susel77
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Hi zurück,

Da ich mit AD's nicht klar komme, kann das evtl auch noch der Ärztin nicht passen.
Warum sollte eine Krankheit Vorteile haben??
Ich will wieder arbeits- und lebensfähig sein und nicht immer im Gedanken-Karussell festhängen...
Topo
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Topo »

Du könntest mal im Forum oder bei Google "sekundärer Krankheitsgewinn" suchen. Kurz gesagt: Man hält bewusst oder unbewusst an der Krankheit fest; zum Beispiel, weil man dann ein Opfer ist und sich jemand um einen kümmert. Oder weil man sich dem eigenen Leben und den Möglichkeiten nicht stellen muss. Ich halte aber auch nicht viel von der Theorie. Bzw. hauen einem das halt gern mal Ärzt*innen oder Therapeut*innen an den Kopf, wenn ihre Therapie nicht anschlägt.
Suchende2
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Suchende2 »

Hallo an alle,

in der Tagesklinik hatten wir einen tollen Therapeuten, der den sekundären Krankheitsgewinn sehr gut erklären konnte.
In der Regel ist er unbewusst.

Ich hoffe, ich bekomme sein Praxisbeispiel hier aufgeschrieben.
In der stationären Klinik hatte er einen Patienten, der wußte, daß er sobald er entlassen wird, obdachlos ist und hoch verschuldet. Damit konnte er sich nicht auf die Gesundung konzentrieren. Dieser Patient war nicht "absichtlich" depressiv.
Sobald für seine Firma die Insolvenz eingeleitet war und auch klar war, wo er nach der Klinik unterkommen konnte, sozusagen seine Existenz sichergestellt war, konnte er sich um die Gesundung kümmern.

Der Begriff sekundärer Krankheitsgewinn ist mißverständlich für Laien und auch die Art und Weise, wie von manchen danach gefragt wird.
Aber ich finde, es ist eine wichtige Frage. Denn wenn man diesen hat und sich dessen bewusst ist, kann man an einem Teil der Lösung arbeiten.

Alles Gute,
Suchende
Gartenkobold
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Susel,

viele Therapeuten haben mich weggeschickt, obwohl ich schwer krank war (war vom BMI her bedrohlich und irgendwann ging es dann nur noch stationär). Sehr häufig habe ich gehört, dass psychische Probleme nicht vorliegen und ich nur lernen müsse den Ball flach zu halten. Was für mich gar nicht ging und sehr verletzend war. Ich habe aber auch andere Therapeuten kennen gelernt, die so etwas nicht sagten, sondern mich ernst nahmen, jede Verschlechterung mitbekamen aber auch die Verbesserung, sogar weit vor mir. Sie haben es mitbekommen und mir rückgemeldet. Es gibt solche und solche. Es könnte sich bei den beschrieben Aussagen ja auch um nicht so glückliche Konfrontationen handeln. Wobei man sich dann fragt, warum tut ein Arzt oder T so etwas wenn er sich nicht sicher ist, ob er damit langfristig eine Verbesserung Deiner Erkrankung bewirkt und wenn er Dich nicht kennt und nicht weiß wie Du solche Aussagen aufnimmt und ob/wie Du damit umgehst. Kann sein, dass ihr einfach nicht zusammen passt oder, dass Deine Behandler keinen zu Dir oder Deiner Erkrankung passenden Ausbildungsstand haben. Ich würde rückmelden, dass mich die Aussage verletzt, vielleicht ist es ein Missverständnis?
Als ich schwer krank war, da ging es nicht anders. Jetzt würde ich sagen habe ich durch die Erkrankung schon einen Krankheitsgewinn, zumindest unbewusst. Sie sorgt schon für Fürsorge durch Andere. Eine Fürsorge, die ich mir lieber selber geben sollte. Genau das lernen um gesund zu werden und zu bleiben - Selbstfürsorge. Wenn Du nichts abgeben und loslassen kannst, wenn Du alles selber machen musst. Wie ist es um Deine Selbstfürsorge bestellt? Wenn Du das Problem erkennst, thematisierst Du es in der Therapie? Wie geht ihr da ran? Mir hat das Psychotherapie nicht so geholfen, Ergotherapie mehr. Es gibt in Therapien eine Zeit, da sind die Behandler sehr vorsichtig und wenn es Dir besser geht, gibt es eine Zeit, da sind sie nicht so vorsichtig sondern ziemlich konfrantativ und verpassen Dir eher einen "Schubs" (hat sich bei mir eher wie ein Arschtritt angefühlt). Zumindest wenn sie gut sind und genau im Blick haben wie es Dir geht und wo Du stehst. War bei Dir evtl. nicht so gut abgestimmt. Ich würde das Thema besprechen und was Du dazu denkst und fühlst. Irgendwann kann man selber für sich sorgen evtl. sogar erstmals und alleine im "normalen" Leben klar kommen und muss das auch, damit eine Therapie langfristig eine Veränderung bewirkt.

LG Gartenkobold
Gartenkobold
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Gartenkobold »

Wenn ich nichts abgeben könnte (was bei mir in vielen Dingen auch so ist, nicht in der Konstellation mit dem Partner...aber ähnlich). Würde ich mich fragen warum? Zu wenig Vertrauen in den Anderen, Perfektionismus, Angst? Warum brauche ich die Kontrolle? Das wären dann die Themen meiner Therapie und wie ich real etwas daran ändern könnte. Den Ausweg kann nur ich finden, das wird kein T für mich über nehmen. Wenn ich das "Problem" nicht abstellen kann, vielleicht "muss" ich es ja nicht abstellen, vielleicht reicht erst mal bemerken und akzeptieren, weiter bin ich auch noch nicht. Was kann ich im Gegenzug verändern, dass es mir besser geht? Das wären so meine Themen, die ich mitbringen würde (VT). Geholfen hat mir da echt Ergo. Bei Ergo wird die Therapie dann so "auslaufen" dass ich mich bei meiner Ergotherapeutin bedanke, sehr bedanke und ihr sage, dass ich jetzt erst mal alleine klar komme. In der PT war es der sprichwörtliche "Arschtritt". Beides fühlt sich für mich richtig an. Wenn ich wieder Probleme bekomme und ein klares Ziel/Problem formulieren kann sind, weiterhin Stunden möglich.
Susel77
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Hallo Gartenkobold,

Vielen Dank für deine Nachricht.
Ich kann nichts abgeben aufgrund meines besch... Perfektionismus.
Wenn mir jemand anderes helfen möchte, dann seh ich immer noch was, was nicht korrekt ist.
Auch im Berufsleben ist es schwer. Ich bin/war in einer Führungsposition und klar mich mochten alle gerne als Vorgesetzte. Ich hab die Mitarbeiter immer versucht zu entlasten. Ich stelle immer gerne alle vor meine Bedürfnisse.
Selbstfürsorge ist schwierig bei mir. Deshalb falle ich immer wieder in ein Loch.
Der Körper meldet sich mit Schmerzen und ich bin dann außer Gefecht gesetzt.
Grenzen setzen für mich selbst ist auch schwierig.

Ich kenne all meine Probleme, aber ich finde keinen Weg sie zu lösen trotz langjähriger Psychotherapie.
Vielleicht macht man mir auch das jetzt zum Vorwurf und denkt ich "ruhe" mich auf der Krankheit aus.
Es gab viele Tiefschläge in meinem Leben und das hab ich nie richtig verarbeitet.

Weiß nicht mehr, was ich grad denken oder fühlen soll.
Eigentlich habe ich mich bei der Ärztin gut aufgehoben gefühlt. Wahrscheinlich weiß sie nicht weiter und erhofft sich für mich durch die Reha eine Besserung...
Sunshine5678
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Sunshine5678 »

Mein Therapeut hat mir auch diese Frage gestellt und ich konnte sie ganz ehrlich mit ja beantworten.
Wenn ich nicht mehr krank bin, muss ich wieder Leistung bringen und mehr als andere damit ich Anerkennung erhalte.
Mit der Krankheit kann ich diesem Hamsterrrad entgehen. Natürlich will ich auch gesund sein und Depressionen machen nicht wirklich Spaß.
LG Claudia
:hello:
Gartenkobold
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Susel,

bei mir ist es genauso. Erst kannte ich meine Bedürfnisse nicht, habe sie ignoriert und mich um andere gekümmert. Hhm ich weiß auch nicht wie es dann klappte, ich konnte zumindest beim dritten T in/bei einigen Bereichen/Bedürfnissen dann ganz klar sagen was ich brauche (vielleicht zu klar und zu fordernd, aber dafür ist es eine Therapie, es ist ein Übungsfeld...) und das hat eine Veränderung bewirkt. Meine Bedürfnisse wurden erfüllt, nicht ständig oder schnell usw. eben einfach "normal". Beispielsweise habe ich von Ts nie Rückmeldungen erhalten, bin oft und lange in schlimmen Situationen hängen gelassen worden. Das ist jetzt nicht mehr so, wenn ich um Hilfe frage erhalte ich in absehbarer Zeit Hilfe, meistens. Passiert auch mal, dass es nicht geht. Dann bringe ich den Mut auf ein zweites mal zu fragen, meistens... Aber auch wenn ich Hilfe bekomme, meine Probleme löse ich alleine. Ich bekomme Unterstützung, die Verantwortung wird mir aber nicht abgenommen und das ist richtig. Wenn Du Deine Themen kennst, trau Dich genau diese als Thema für diese Stunde mitzubringen und rumzuprobieren. Da hat bei mir was verändert. Geht aber nicht mit allen Themen, dafür reicht das Vertrauen zum T dann doch nicht.
Mit der Selbstfürsorge habe ich mich daran orientiert(https://www.dis-sos.com/selbstfursorge/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;") das Thema Grenzen ist dort auch beschrieben. Im realen Leben habe ich das z.B. an meiner Nachbarin geübt, wo es schon mal Konflikte gab/gibt und wo ich dann Grenzen gesetzt habe. In der Therapie wurde ich dazu ermutigt, als ich mein Verhalten nachbesprochen habe. Ich fands doch zu heftig... na ja, die Beziehung zur Nachbarin läuft und ist nicht schlecht. Ich habe dann einfach mal angefangen... Wir haben alle eine Lernkurve, man kann nicht von Anfang an alles perfekt machen (https://www.dis-sos.com/umgang-mit-fehl ... -versagen/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;). Ich suche mir ein Thema und möchte dann gezielt in der Therapie daran arbeiten, dann bewegt sich was. Wenn mir das von außen T, Arzt, Ergo vorgegeben wird, dann klappt es eher weniger. Die Therapie habe ich zu "meiner" Sache gemacht, anders würde auch nichts gehen...es wurde mir schon zu viel von außen "aufgedrückt" außerdem bin ich ein Sturrkopf. Wenn ich nix ändern will, schafft das auch keiner extrinsisch...es geht nur intrinsisch.
Hast Du schon mal den Begriff "Opfermentalität" gehört...https://www.dis-sos.com/opfermentalitat" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;) es ist ein unpassendes Wort und nicht negativ gemeint. Mir hat das Konzept geholfen vieles zu verstehen und zu verändern.
Diese Dinge zu wissen bringt mir schon etwas, noch mehr hilft es mir danach zu handeln, das ist ganz schön schwer und dauert lange...aber mir geht es besser.

LG Gartenkobold
Gartenkobold
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Gartenkobold »

Ich habe mal mit meinem T über das Thema Belästigung gesprochen - passt jetzt nicht zu Deiner Problematik, im übertragenen Sinne. "Das ist nicht mein Problem, der Mann hat da ein Problem". " Moralisch schon, real sind Sie es die angegrabscht wird". Es ist definitiv nicht meine Schuld, blöderweise ist es meine Verantwortung - obwohl der Grabscher das Problem hat. Und den Selbstbehauptungskurs und Selbstverteidigungskurs muss auch ich besuchen und nicht der Problemverursacher, damit ich mich in Zukunft verteidigen kann und mir so etwas nicht wieder passiert. Ganz ohne T. Für den waren das nur 5-10 min Therapie und ein paar Worte. Umsetzen kann ich das, falls ich möchte, oder auch nicht. Für mich sind das dann mehrere Wochen Kurs, viel Überwindung und hoffentlich Ah-Elebnisse.

Es ist nicht Deine Schuld, dass Dir so etwas gesagt wird, dass ADs nicht helfen...aber blöderweise es ist Deine Verantwortung.
Du könntest mit Deiner Ärztin darüber sprechen, was ihre Worte bei Dir ausgelöst haben. Du kannst Die Ärztin wechseln oder den T, in die Reha oder besser ein Akutaufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Blöderweise kann man nur selber wissen was man braucht und was helfen könnte. Ich schwanke gerade auch wieder mal bezüglich meines Ts, auch beruflich. Aber ich kann das besprechen, irgendwie anfangen und so herausfinden was für mich gut sein könnte.

Hoffentlich findest Du einen Weg!

LG Gartenkobold
DieNeue
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von DieNeue »

Hallo Susel,

die Frage ist schon hart. Natürlich kann man aus einer Krankheit oder einem Verhalten manchmal irgendeinen Nutzen ziehen, aber wenn man jemandem so eine Frage ohne große Erklärung an den Kopf wirft, kann man mit ihr auch viel kaputt machen. Ich weiß nicht, ob sich Fachleute dessen immer so bewusst sind...

Meine Therapeutin hat mir mal erklärt, dass es auch einfach ein innerer Widerstand sein kann, denn man spürt, es geht ans Eingemachte. Natürlich will man, dass sich was ändert und sich was verbessert, aber ans Eingemachte zu gehen, ist halt echt nicht angenehm. Dass man diesen Widerstand spürt, heißt nicht, dass man sich in seiner Krankheit ausruht oder nicht will. Es kommt ja drauf an, was man daraus macht.
Eingeschliffene Verhaltens- und Denkweisen zu ändern ist schwer und geht nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit und ist ein Prozess. Man muss altes aufgeben und in gewisser Weise die Kontrolle abgeben, weil man nicht weiß, ob das Neue funktioniert. Ob jemand sich leichter tut damit, Dinge loszulassen, sich schneller traut, risikofreudiger ist o.ä., ist halt dann Typsache.

Ich kann dich gut verstehen, ich bin auch ziemlich perfektionistisch. Mir hat die Ergotherapie in der Tagesklinik sehr geholfen. Ich sollte v.a. kreative Techniken anwenden, wo man keinen Einfluss hat, wie das Endergebnis wird, z.B. beim Töpfern. Man hat eine bestimmte Vorstellung, wie das getöpferte Werk nach der Glasur aussehen soll und dann kommt das Ding aus dem Ofen und alles ist völlig anders verlaufen als gedacht... Seidenmalerei ist auch ähnlich und wir haben auch Emaille-Anhänger gemacht, die auch im Ofen gebrannt wurden, wo man auch nicht wusste, wie die hinterher tatsächlich werden. Da konnte ich auch gefühlsmäßig erleben, dass es nicht so schlimm sein muss, wenn etwas nicht perfekt ist (auch wenn es sich am Anfang wie eine Katastrophe anfühlt). Mein getöpfertes Werk fand ich scheußlich, aber irgendwann später fand ich es eigentlich ganz cool. Deswegen bin ich nicht gar nicht mehr perfektionistisch, aber es hat sich auf jeden Fall verbessert.
Ich weiß nicht, inwiefern du schon Ergotherapie in der Klinik hattest. Ich hatte sie in zwei verschiedenen Kliniken und es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die erste war richtig gut gemacht und lehrreich. Die zweite bloß Beschäftigung unter Aufsicht und sonst nichts. Dem zweiten Therapeuten ist nicht mal aufgefallen, dass eine Frau die ganze Zeit nur Geschenke für ihre Familie bastelte und nie irgendwas für sich machte. In der ersten Therapie hätte man sie wahrscheinlich nur Sachen für sich selbst machen lassen, damit sie lernt auch mal was für sich zu tun.
Vielleicht wäre das was für deine Problematik. Kann man ja auch ambulant machen.

Wenn dich die Frage noch so beschäftigt, würde ich sie beim nächsten Gespräch mal nochmal drauf ansprechen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Launebaer1981
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Launebaer1981 »

Hallo Susel,

rein aus meiner Sicht und Erfahrung kann ich sagen, das manches was man will und denkt das man es so will und es so richtig ist, einen trotzdem unterbewusst sehr überfordern, bis es einem zum Teil bewusst wird.

Die Frage deiner Therapeutin war gar nicht so schlecht finde ich und du denkst ja auch selber nun sehr darüber nach.

Du hast selber schon geschrieben das dich die Flut an Aufgaben überfordert bist. Du möchtest gern die Hand über alles haben, gehst normalerweise sonst noch arbeiten und das vermutlich als Hauptverdiener der Familie in Vollzeit. Da bleib weniger Zeit für die Aufgaben und all das wo du gern die Hand drüber haben möchtest. Die Zeit hast du, wenn du aber krank geschrieben bist, dann aber kommt der Druck das du ja auf Arbeit gehen müsstest um die Familie weiter ernähren zu können und der Kreislauf beginnt.

Also ist es gar nicht abwegig sich über diese Frage richtig Gedanken zu machen. Was willst du und was kannst du?

Liebe Grüße,
Launebaer1981
Susel77
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Registriert: 27. Mai 2021, 16:42

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Vielen Dank für eure Nachrichten und eure Erfahrungen!!!!

Ich war auf diese Frage nicht vorbereitet und ich muss mich auf vieles vorbereiten bzw im Kopf durchgehen. Wahrscheinlich war ich deshalb auch so geschockt und vor den Kopf gestoßen.
Ich bin aktuell krankgeschrieben und nutze die Zeit meine Gedanken zu sortieren.
Im Berufsleben lebe ich dann nur für die Firma.
Von daher hat die Auszeit den Vorteil, dass ich klare Gedanken fassen kann.
Wenn ich im Tunnel der Arbeitswelt bin, dann sehe ich nix und das macht krank.

Ergotherapie hatte ich noch nicht. In der ambulanten Phase der Klinik hatten wir Tanz-, Kunst- und Gruppentherapie. Auch einzelne Stunden mit den Psychologen.
Ich bin seit 20 Jahren bei meiner Therapeutin, vielleicht sollte ich wechseln.
Die Psychiaterin kenne ich erst seit 2018.
Da hatte ich einen Nervenzusammenbruch und es ging nix mehr.
Ich habe Angst, dass ich irgendwann wieder dort Lande.
Mein Körper verzeiht nix mehr.

Wie immer, brauche ich jetzt lange die Gedanken zu sortieren und das für mich richtig einzuschätzen.
Ich werde definitiv im nächsten Termin dieses Gespräch vom Freitag nochmal versuchen aufzugreifen. Für mich und meinen Seelenfrieden...

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Abend.
Ich bin k.o. und muss wie immer schlafen....

LG Susel
Secret
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Secret »

Hallo Suse,

das du der Psychiaterin sagen kannst wie sehr die Frage dich kränkt wurde ja schon erwähnt.

Ich wollte noch zu der Frage sagen daß man das allgemein nicht gebrauchen kann wenn mann auch noch Vorwürfe wegen seiner Krankheit gemacht bekommt. Vorteil dadurch? Finde ich schon gemein so etwas zu unterstellen.
Das kann auch bei anderen Krankheiten passieren: Mein Mann wurde bereits zweimal an der Prostata operiert und ist seitdem inkontinent und hat immer noch Blutungen und Schmerzen. Die meisten Patienten sind etwa nach 3 Monaten nach so einer OP fit und er ist da die Ausnahme, wurde im Dezember und Februar operiert. Der Urologe sagte so etwas wie "Verstehe ich nicht, so etwas ist mir in meiner Laufbahn noch nicht vorgekommen, die Krankenkasse macht Druck. Mit Inkontinenz müssen viele später wieder arbeiten".
Ich halte das im Falle des Urologen für sein eigenes Unvermögen.

Könnte das bei der Psychiaterin auch der Fall sein?

Anderseits sagte mir mal ein ehemaliger Therapeut das die Depression an sich egoistisch ist, sie soll den Betroffenen auf Missstände aufmerksam machen. Es muss sich etwas ändern. Vielleicht hat diese Frage auch noch einen weiteren Tiefsinn, kränkend finde ich das aber auch.
Denn man kann nicht immer nur funktionieren.

Übrigens habe ich in einem anderen Thread geschrieben das ich mich für eine Versagerin mit meinen schlecht bezahlten Halbtagsjob halte.

Würde ich dich in der realen Welt kennen oder von dir hören würde ich dich eventuell bewundern weil du mehr verdienst als dein Mann. Es könnte sein das deine äussere Erscheinung / Fassade dich stärker wirken lässt als du tatsächlich bist und daher die Anforderungen des Lebens an dich höher sind und dich das sehr belastet. Und daher diese Krankheit das nun versucht auszugleichen.

Was warst du denn früher für ein Kind?

Ich war überhall die Jüngste und Kleinste und andere wollten mich beschützen. Ich musste mich als Erwachsene erst mal neu erfinden weil es auch sauer macht ständig unterschätzte zu werden.

Das Gegenteil ist aber auch belastend, das weiß ich heute.
LG

Secret
Susel77
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Guten Morgen,

Ich weiß nicht, warum ich immer mehr geben will wie eigentlich von mir erwartet.
Ich habe noch immer das alte Muster drin "Anerkennung durch Leistung ".
Und das nicht nur im Beruf, sondern auch zu Hause.
Wenn ich alles für jeden mache, dann muss derjenige mich ja mehr lieben wie wenn ich das nicht mache. Ich möchte mich absichern.
Ich alleine als Mensch bin nicht genug.

Ich frage mich oft, wie war ich vor der Diagnose rez. schwere Depression.
Was war anders?
Was hat mich dahin getrieben?

Auf die Frage: Wie war ich als Kind?
Ich weiß es nicht mehr genau.
Ich vergesse vieles bzw kann mich nicht erinnern.
Aber das kommt auch jetzt im Alltag häufig vor.
Ich frage was und frage eine Minute später das Gleiche. Kann mich nicht erinnern, dass ich die Frage bereits gestellt hatte.

Der Kopf bräuchte einen Reset-Knopf. Aber ob dann alles besser laufen würde, weiß ich auch nicht.

Ich möchte nur DEN Weg für mich finden und den habe ich noch nicht.

Ich mach mir nur Sorgen um unsere Existenz, da ich mich für alles verantwortlich fühle.....
SonneundDunkenheit
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Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Suel,

DEN Weg wird es wohl nicht geben.
Ich bin ähnlich gestrickt wir du und dachte ich als Mensch reiche nicht. Ich habe so lange viel zu viel gegeben, bis mein Körper den Dienst versagt hat... von heute auf morgen aus einer bis zu 50h Arbeitswoche inklusive drei Kindern ins Bodenlose gestürzt bin. Das ist jetzt über zwei Jahre her und ich habe DEN Weg noch immer nicht gefunden, aber Erkenntnisse gewonnen über mich, warum ich so ticke, welchen Krankheitsgewinn ich gerade ziehe und mich dabei nicht schlecht fühlen muss.... vor allem habe ich lernen müssen, nicht mehr alles in der Hand zu haben, Abhängigkeiten aushalten zu müssen, eine gewisse Hilflosigkeit nicht als Schwâche oder Versagen zu interpretieren.
Ich habe eine sehr gute Therapeutin und Psychiaterin an meiner Seite, die mich ermutigt den Weg ins Unbekannte zu gehen und darauf zu vertrauen, dass er in die innere Ruhe führt und ich auch ohne Kontrolle und Perfektion zufrieden bin. Es gelingt mir oft noch nicht, aber in Ansätzen durchaus.
Ich wünsche dir alles Gute und einen Weg aus der aktuellen Krise.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Lavendel64
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Lavendel64 »

Liebe Susel,

Therapeuten provozieren auch gern mal. In meinem Fall endete es nach zwei anstrengenden Sitzungen mit der Erkenntnis, die Therapie besser zu beenden (seitens der Therapeutin), weil ich die Veränderung, die mir helfen könnte, nicht akzeptieren kann. Damit ist sie mit ihrem Latein am Ende, "kommen Sie gern wieder, wenn Sie bereit sind, mit mir daran zu arbeiten".

Das war hart, ich hätte mir gewünscht, sie würde mit mir an der Akzeptanz des Problems arbeiten. Denn im Grunde gibt es doch immer nur zwei Möglichkeiten: sich verändern oder die Situation akzeptieren: beides bedeutet Arbeit an mir selber.

Die Einstellung "bevor die anderen es nur unzureichend machen, mache ich es selber" kenne ich auch. Führt (leider) zur völligen Überlastung und ... es gibt Zeitgenossen, die das auszunutzen wissen. Entweder Du findest Dich damit ab oder Du lernst zu akzeptieren, dass 90% meist ausreichend sind. Im Arbeitsleben habe ich auch Kollegen, die 200%ig arbeiten und sich keinerlei Fehler zugestehen. Die Folge: zigmal kontrollieren, Unsicherheit, extrem langsame Arbeitsweise. Gesteht man sich ein, dass FEhler normalerweise ohne großes Drama behoben werden können (hoffentlich bist Du keine Chiurugin, dann nehme ich alles zurück), wird die Arbeit nicht fehlerfreier, aber effektiver. Kurz: Fehler passieren, niemand ist perfekt. Die Annahme, Perfektion erreichen zu können, funktioniert leider nicht.
Mit der Akzeptanz von Fehlern geht allerdings einher auch Kritik aushalten zu können.

Anerkennung durch Leistung. Ja, das ist ein Problem - mir fehlte auch das Gefühl, einfach nur geliebt zu werden, trotz 5 in Mathe. Nur durch Leistung bist Du was und wirst Du was. Und dieser Mist geht nicht aus dem Kopf - selbst nach zig Jahren Ehe nicht.

Ich glaube nicht dass man dich zur Reha zwingen kann. Stell Dir einfach mal die Frage, warum Du Dich nicht von Deiner Familie trennen möchtest. Gibt sie Dir Halt? Glaubst Du, dass es ohne Dich nicht geht? Magst du die Kontrolle nicht abgeben (wäre ein Lerneffekt, das zu tun), oder hast Du einen Horror davor, allein zu sein?

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Susel77
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Guten Morgen,

Ich möchte mich zu Hause nicht ändern. Es liegt ja alles nur an mir und wenn ich wieder einen Moment habe, in dem ich mich mit der Hausarbeit überfordert fühle, dann muss ich lernen etwas liegen zu lassen.
Zu Hause kann ich meine Sorgen immer ansprechen und mich gut mit meinem Mann austauschen, das ist mir wichtig.
Aus diesem Grund ist es auch ein Horror in eine Reha zu gehen. Hier hab ich Halt und meine Jüngste braucht mich auch mehr wie sonst.

Im Berufsleben kann ich bisher nicht nein sagen, da hab ich dann die Befürchtung, dass man mich nicht so wertschätzt wie zuvor.
Hab es mit diverser Literatur versucht, aber umsetzen kann ich das nicht.
In brenzligen Situationen schnellt mir der Puls hoch und ich brauche lange um aus dem Erlebten wieder herauszufinden.

Ich fühle mich gerade so in eine Ecke gedrängt.....
Man sucht den Ursprung nun auch in meiner Familie. Aber mein Mann steht immer zu mir und wir haben uns damals für den Rollentausch entschieden.
Wie viele Familienväter haben dann das Problem???
Ich weiß grad nicht wie ich weitermachen soll?!?
SonneundDunkenheit
Beiträge: 706
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Susel,
ohne Veränderungen wird sich nichts ändern.
Es wird dich zunächst niemand in die Reha zwingen können.
"Nur" krankgeschrieben sein, ändert die Arbeitssituation nicht, deinen Perfektionismus auch nicht.
Ich kann und mag dir nichts raten, aber eine Entscheidung kann man überdenken, auch die Rollenverteilung zu Hause. Wenn du aktiv keine Veränderung hinbekommst, ist deine Angst vor dem nächsten Zusammenbruch nicht unbegründet und auch danach musst du dich da rauskämpfen.
Welche Optionen hast du denn?
Weiter wie bisher, scheint ja nicht zu gehen.
20 Jahre bei einer Therapeutin...das ist eine sehr sehr lange Zeit. Sie muss dich gut kennen und du ihr sehr vertrauen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie dir deine berufliche Situation spiegelt...was siehst du da? Nein sagen, ist keine Schwäche. Schätzt dich dein AG, wird er langfristig lieber ein Nein als einen Totalausfall in Kauf nehmen. Es dankt dir später niemand, dass du permanent deine Grenzen überschritten hast.
Arbeit hat einen hohen Wert, Gesundheit aber auch.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Susel77
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Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Ich habe meinen Job gekündigt und werde hoffentlich ab Oktober bei einem Bekannten wieder anfangen zu arbeiten. Ohne Führungsposition und in Homeoffice.
Beim "alten" Arbeitgeber hatte ich meinen Zusammenbruch und hatte schon einmal dort gekündigt.
Letztes Jahr wieder dort angefangen, deshalb sogar die ambulante Klinik abgebrochen?!?
Warum: sie haben dringend jemanden gebraucht und ich habe mich wieder verantwortlich gefühlt zu unterstützen.
Im Nachhinein ärgere ich mich, da nach 4 Wochen der Knoten in der Klinik geplatzt ist und ich eigentlich erst angefangen hatte an mir zu arbeiten.

Der Austausch mit euch allen tut richtig gut. Ich fühle mich nicht so alleine, denn durch eure Rückmeldung und Erfahrungswerte kann man evtl doch das ein oder andere für sich mitnehmen.

Ich träume schon lange davon mich selbstständig zu machen und das möchte ich zuerst nebenberuflich versuchen. Ich weiß, dass das gefährlich für mich ist. Aber wenn ich es nicht versuche, dann ist es ein Wunsch, den ich nie versucht habe umzusetzen.
Der Wunsch gibt mir auch Kraft weiterzumachen oder nach vorne zu blicken. Es sind bisher nur Gedanken, noch kein Plan.....
Lavendel64
Beiträge: 543
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

ich habe mit meinem Mann einen Rollentausch gemacht. Er konnte von zu Hause aus arbeiten (stundenweise selbständig) und ich habe Vollzeit weiter gearbeitet. Ging ein Jahr lang gut, danach habe ich meine Stelle aufgegeben und innerhalb des Unternehmens auf 32 Stunden verkürzt. Das passte besser und ging finanziell glücklicherweise auch. Als die Kinder groß waren, hat mein Mann wieder begonnen, mehr zu arbeiten, hat jetzt einen Vollzeitjob, während ich die 32 Stunden ganz komfortabel finde.

Mein Zusammenbruch kam später und hatte andere Gründe - das Arbeitsleben ist bei mir eine Stütze, trotzdem bricht bei Überforderung dort auch alles zusammen. Ich war zweimal längere Zeit AU, habe in der Klinik realisiert, dass ich Nein sagen MUSS, um mich selbst zu schützen. Dein neuer Job ist eine Chance, Grenzen zu setzen. Es ist immer schwer, eingefahrene Dinge zu verändern, bei einem Neuanfang ist es vielleicht für Dich einfacher.

Es ist schwer, etwas auch einmal gegen die Wand laufen zu lassen. Arbeit stumpf liegen zu lassen und pünktlich zu gehen, weil ja auch noch ein Haushalt wartet oder man sich einfach schlecht fühlt. Ich habe mir das angewöhnt - ich hinterfrage Mehrarbeit. Immer. Wenn ich selber spüre, es ist okay, weil ich mich stark fühle, nichts weiteres anliegt, ja gut, dann mache ich das. Bin ich aber erschöpft und habe noch einige Arbeitstage vor mir: dann gehe ich. Konsequent. Weniger Respekt? Nein, eher mehr. Es hängt auch viel vom Ton ab, in dem man ablehnt.

Und zur Reha ... geht ambulant nicht? Ich kann das mit der Trennung m it der Familie voll verstehen - der Mann kann Halt geben, den Du dringend brauchst. Andererseits, wenn Du merkst, die Reha würde Dir helfen, die Situation in Deinem Sinne zu verändern: Dein Mann ist erwachsen, der kommt klar.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
DieNeue
Beiträge: 5362
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von DieNeue »

Hallo Susel,

ich habe mal von einer Bekannten die Rückmeldung bekommen, dass sie froh ist, dass ich auch mal Nein sage. Denn dann weiß sie, dass sie sich auf mein Wort verlassen kann. Viele haben ihr gegenüber oft Ja gesagt und dann kurzfristig abgesagt, weil es doch nicht ging und dann stand sie ohne die anderen da. Bei mir, sagte sie, wüsste sie, dass ich nur Ja sage, wenn es auch wirklich geht.
Ich fand das sehr interessant, weil man ja meistens denkt, man stößt die Anderen vor den Kopf, wenn man Nein sagt. Aber es zeigt auch Verlässlichkeit und dass die anderen wissen, woran sie bei einem sind.
Vielleicht hilft dir diese positive Sichtweise ein bisschen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Susel77
Beiträge: 55
Registriert: 27. Mai 2021, 16:42

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Susel77 »

Guten Morgen,

Ich habe mich gestern aufgerafft und in der Klinik angerufen, in der ich bereits letztes Jahr war. Ich werde zurückgerufen, da der Oberarzt diese Woche nicht im Haus ist.
Das ist ja jetzt entgegen dem Wunsch der Psychiaterin....
Mal schauen, was die dann dazu sagt.

Ich konnte mich gestern wieder gut mit meinem Mann austauschen, auch mit meiner großen Tochter.
Zu Hause bekomme ich einen guten Rückhalt und den brauche ich derzeit auch.

Klar mit der Krankschreibung hat man mehr Zeit um die täglichen Dinge zu bearbeiten, das entlastet auch...

LG Susel77
Launebaer1981
Beiträge: 9
Registriert: 23. Jul 2022, 18:25

Re: Gespräch mit Psychiaterin- bin verwirrt

Beitrag von Launebaer1981 »

Hey Susel,
Das klingt doch ganz gut das du dich mit deiner Familie unterhalten kannst und da auch Rückhalt bekommst.

Und ob deine Psychiaterin wünscht das du dir keinen Rat in der Klinik oder von sonst wem holst, das kann dir auch recht egal sein. Du musst dich gut beraten fühlen, das ist das Wichtigste!

LG Sven
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