Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

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meinbenutzername
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Registriert: 4. Jul 2022, 17:09

Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von meinbenutzername »

Hallo,
wie ihr euch sicher denken könnt bin ich neu hier.
Letzten Mittwoch hatte ich mein Erstgespräch und weiß nicht was ich davon halten soll.
Das Gespräch lief ungefähr so ab,
als ich ins Zimmer kam fragte sie mich wie sie mir helfen könnte, darauf hin hab ich in Kurzform erzählt wie mir geht, wie lange es schon so geht und was so Dinge sind die mich belasten.
Die einzigen Fragen die sie mir stellte ob ich gesundheitlich Probleme oder Drogen oder Alkohol trinke oder nehme und ob ich einen Ausgleich habe.
Darauf hin hat sie mir ein Rezept verschrieben für Sertralin 50mg mit dem Kommentar täglich einmal morgens oder Abends.
Das wars, was Sertralin ist habe ich dann über Google rausgefunden.
Auf dem Weg aus dem Zimmer hab ich dann gefragt ob ich einen weiteren Termin machen soll, sie meinte dann ja in 4 Wochen.
Ist das Erstgespräch wirklich so? Hab gerade nicht wirklich so das Gefühl dass so wirklich helfen wird.
Danke für eure Antworten im voraus.
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Meridian »

Hallo,

ich denke, so sollte es definitiv nicht ablaufen.
Mein Psychiater hat sich im ersten Gespräch viel Zeit genommen, mir zugehört und nachgefragt,
um Antidepressiva ging es da erst mal überhaupt nicht.
Ich kann deine Bedenken gut verstehen. Ich würde mich dort nicht ernst genommen fühlen.
Wie siehst du das denn? Möchtest du überhaupt ein Antidepressivum nehmen?

LG, Meridian
meinbenutzername
Beiträge: 2
Registriert: 4. Jul 2022, 17:09

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von meinbenutzername »

Hallo Meridian,

danke für deine Antwort.
Nicht ernst genommen habe ich mich gefühlt nach dem Termin, vor allem deshalb weil ich seit mehr als 2 Monaten darauf gewartet hatte dass der Tag endlich kommt und ich die Hoffnung hatte zumindest irgendwie einen Anhaltspunkt zu bekommen wie es eventuell weiter geht oder weitergehen kann, so bin ich leider mit noch mehr Zweifel ob und wie es weitergeht rausgegangen als ich reingegangen bin.
Da der Kopf so oder so schon die ganze Zeit rattert und grübelt habe ich mir danach natürlich Gedanken gemacht.
Gedanken wie…
- Hätte ich überhaupt einen weiteren Termin bekommen wenn ich nicht gefragt hätte?
- Wurde ich verstanden und/oder wurde mir geglaubt?
- Wie geht es weiter? Bleibt es bei Medikamenten oder geht es sonst wie weiter?
Keine Ahnung, weiß nicht was ch denken und davon halten soll.
Momentan geht so gut wie gar nichts mehr oder sehr schwer durch ständige Ängste und Selbstzweifel.

Ich dachte dass ich eventuell erfahre welche Möglichkeiten es gibt und wie es eventuell weitergeht.
Zu dem Antidepressivum, inzwischen denke ich es ist nötig, nur dachte ich dass ich etwas darüber aufgeklärt werde und worauf ich eventuell achten sollte.

Gruß
Tim
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Meridian »

Ja, wenn sie schon sofort ein Antidepressivum verschreibt, hätte sie zumindest etwas erklären müssen (wie wirkt es, evtl. Nebenwirkungen usw.).
Außerdem gibt es Alternativen, eine ambulante Psychotherapie oder, wenn das alles nicht ausreicht, auch ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik.
Es gibt also auf jeden Fall noch weitere Möglichkeiten.
Vielleicht hält sie ja trotzdem ein AD für notwendig, z.B. weil ein Therapieplatz so schnell nicht zur Verfügung steht, aber es ist eben wichtig, über all das zu sprechen.
Ihre Vorgehensweise verstärkt jetzt natürlich deine Selbstzweifel und Ängste, zumal du so lange auf den Termin gewartet hast.
Vielleicht kannst du sie beim nächsten Mal darauf ansprechen.
In der Zwischenzeit und falls eine ambulante Therapie für dich in Frage kommt, kannst du auch schon anfangen, danach zu suchen.
Dazu brauchst du nicht ihr Einverständnis.
Alles Gute für dich.

LG, Meridian
Suchende2
Beiträge: 1212
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Suchende2 »

Hallo meinbenutzername,

mein erstes Gespräch bei meiner Psychiaterin dauerte circa 1 Stunde. Am Ende bekam ich auch Medikamente (deshalb war ich eigentlich dort, ohne hatte ich es schon zu lange versucht) mit einer guten Erklärung und eine Einweisung in die Tagesklinik. Diese schlug sie vor, nachdem sie mich fragte, was ich benötige um wieder arbeitsfähig zu werden. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Aber es war eine super Idee.

Wird das Sertralin bei Dir nicht eingeschlichen?

An Deiner Stelle würde ich folgendes machen.
Da Du wahrscheinlich keinen anderen Psychiatertermin kurzfristig erhälst, gehe zu dem Termin in 4 Wochen. Schreibe Dir alles auf, was Du ansprechen möchtest und sprich es an.
In der Zwischenzeit kannst Du Dir einen anderen Psychiater suchen und nach dem nächsten Gespräch entscheiden, ob Du bleiben möchtest oder den neuen versuchst.

Suche Dir einen Therapeuten. Ich bin froh die Unterstützung meiner Therapeutin zu haben. Medikamente unterstützen, meine Therapeutin hilft nachhaltig.

Alles Gute,
Suchende
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo meinbenuzername,

ich hatte jahrelang einen (für mich) guten Psychiater, der aber jetzt nicht mehr praktiziert. Eine neue Psychiaterin habe ich zwar schon gefunden und mein Erstgespräch findet am Freitag statt.
Mir graut es ehrlich davor, dass mein Gespräch so ablaufen könnte, wie Du es schilderst. Aber eines ist mir klar, sollte es so laufen, wäre das erste auch gleich das letzte Gespräch.

Sertralin nimmt man üblicherweise nicht einfach mal so morgens oder abends und vor allem wird es eingeschlichen. Alleine das, so wie Du es schilderst, nicht stattgefundene Aufklärungsgespräch zu dem Medikament spricht für mich Bände bezüglich einem doch eher verhaltenem Interesse am Patientenwohl.

Natürlich war ich nicht dabei und weiß daher nicht wie Euer Gespräch genau vonstatten ging. Es liegt ja auch bei mir, was ich anspreche und welche Fragen ich stelle. Das hängt natürlich auch davon ab, ob mein Gegenüber den Eindruck erweckt, dass ich mich öffnen kann. Wenn dieser Eindruck bei mir nicht aufkommt, würde wohl auch kein gewinnbringendes Arzt Patienten Verhältnis zustande kommen. Somit wären weitere Besuche zwecklos.

Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute mit dieser oder anderen Psychiater:innen
Maxegon
Beiträge: 2464
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Maxegon »

Hallo meinbenutzername,
ähnliche Erfahrungen machte ich auch, mehrfach.
Ich bewundere immer Menschen, die eine gute Beziehung zu ihren Behandler aufbauen konnten, können.
Mir gelang es bisher nie.
Ich was ich bisher lernte, ich muß geduldig, darf die Hoffnung nicht aufgeben, warten bis irgend etwas wirkt, ggf. Nebenwirkungen ertragen … das wird schon und so weiter.
Was haben andere für positive Erfahrungen gemacht?
Wie läuft es ab, wenn es gut läuft?
Suchende2
Beiträge: 1212
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Maxegon,

ich habe nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Auch bei meiner Psychiaterin und trotzdem ist sie gut.

Auf der Suche nach einem Therapieplatz habe ich zum Teil erschreckende Erfahrungen gemacht.
Eine Therapeutin sagte mir im Erstgespräch, ich würde mich wie eine Obdachlose kleiden, es wäre auch kein Shabby-Chic, wie ich rumlaufe und mich damit außerhalb des gesellschaftlichen Konsenz stellen.
In der Klinik erzählte ich das mal. Darauf hin wurde ich gefragt, was ich denn angehabt hätte. Meine Antwort: Dasselbe wie heute. Meine Mitpatienten lachten herzhaft.
Zum Glück habe ich eine gute Therapeutin gefunden. Und wenn wir mal unterschiedlicher Meinung sind, kann das auch ausgehalten werden (Frau T., das ist nichts für mich (war in dem Fall ein Stofftier streicheln)! Nein Frau P., das ist noch nichts für Sie! Ich habe bis jetzt nie wieder bei ihr ein Stofftier gestreichelt.).

Meiner Psychiaterin habe ich einfach einen vertrauensvorschuß gegeben.
Als ich das erste Mal bei ihr war, hatte ich auch den Bericht aus dem stationären Aufenthalt dabei, der eine falsche Nebendiagnose hatte.
Auch wenn es sich nicht besonders gut macht beim ersten Gespräch, sagte ich ihr, daß die Nebendiagnose nicht zutreffe und meine Therapeutin und Hausärztin das genauso sehen.
Sie befragte mich dazu und fragte dann ironisch "Frau P., sind sie etwa nicht XXX?" Ich antwortete nur mit Nein. Sie kannte mich nicht, daraufhin nahm sie die Diagnose nur als Verdachtsdiagnose auf und inzwischen ist sie bei ihr gelöscht.
Meine Nebenwirkung beim Sertralin hat sie am Anfang auch nicht ernst genommen. Die Nebenwirkung fing erst bei 125 mg an. Ich habe es ihr anscheinend nicht vernünftig in Worten erklären können. Also war ich bei meinem nächsten Termin mit einem Video von meinem zitternden Bein bei ihr. Da hat sie verstanden, was ich erklärt hatte und war sehr alarmiert.
Also runter mit dem Sertralin, die einzelnen Schritte zum Teil telefonisch abgestimmt (über das Vorzimmer) und geschaut, was ich stattdessen bekomme.
Nächstes AD anderer Wirkstoff aus der gleichen Wirkstoffgruppe. Bei 75 mg fing das Zittern wieder an. Da hatte ich dann sofort einen kurzen Notfalltermin und jetzt habe ich nochmals ein ganz anderes verschrieben bekommen.

Natürlich gibt es immer Ärzte und Therapeuten, die unfähig sind, einen schlechten Tag haben oder nicht zu einem passen.
Aber selbst wenn es passt, ist das von beiden Seiten aus Arbeit und ich vertraue, obwohl es mir sehr schwer fällt. Und wenn ich mich nicht so ausdrücken kann, wie ich es wünsche, muß ich mir halt andere Wege überlegen. Beim Zittern war es einfach, in Zeiten von Smartphones. Mit meiner Therapeutin klappt es auch ganz gut.

Ich hoffe, Dir Deine Fragen zumindest zum Teil beantwortet zu haben.

Alles Gute,
Suchende
Stacheltier
Beiträge: 6
Registriert: 7. Jul 2022, 14:52

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Stacheltier »

Hallo meinbenutzername

Das erinnert mich an mein Erstgespräch bei einem Psychiater. Wirkt irgendwie total nicht interessiert an dir. Mein damaliger Psychiater hat mir dann auch einfach eine Packung Antidepressiva in die Hand gedrückt. Da ich erst 14 war, bin ich die 9 Male halt hingegangen, die damals üblich waren. Ich sehe ihn gerade wieder vor mir, wie er däumchendrehend vor mir sitzt und sagt: Über dieses Thema werde ich mit dir nicht sprechen, das ist Vergangenheit. Ich habe mich da total unwohl und unverstanden gefühlt und habe die Sitzungen abgesessen, wollte halt keinen Ärger machen.
Leider hat mich diese Erfahrung 10 Jahre lang davon abgehalten, es bei einem anderen Therapeuten zu versuchen.
Mein zweiter und jetziger Therapeut hat sich für das Erstgespräch viel Zeit genommen, Medikamente hat er erst verschrieben, als feststand, dass die Gespräche alleine nicht genügend helfen. Ich musste viele Präparate ausprobieren, bis ich eines fand, das mir hilft. Aber wenn ich ein Medikament neu hatte, war ich wöchentlich bei meinem Therapeuten und habe sogar ganz kurzfristig (angerufen, am nächsten Tag konnte ich hingehen) einen zusätzlichen Termin bekommen, als ein Medikament bei mir starke Suizidgedanken ausgelöst.
Bitte bleibe dran und suche so lange, bis du jemanden gefunden hast, mit dem es passt. Ich finde den Rat von Suchende2 genau richtig.

Alles Gute
Stacheltier
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Nachtmensch »

Ich hatte gestern ein Erstgespräch bei meiner künftigen Psychiaterin. Künftig deshalb, weil sie offen und interessiert zugehört hat. Bezüglich der Medikamente, die bei mir nicht anschlugen oder deren Nebenwirkungen mir zu krass waren, hat sie von sich aus gesagt, das es mit diesen Wirkstoffgruppen dann auch keinen Sinn macht, da weiter zu experimentieren. Sie empfahl mir ein Neues, dass auch gut mit meinen Herzmedikamenten harmonieren sollte und bot direkt einen kontrolltermin an. Da ich gesagt hatte, das ich eventuell nochmal in eine Tagesklinik möchte, wenn das Medikament anschlägt und ich wieder bereit bin eine vernünftige Tagesstruktur aufzubauen, hat sie mir auch direkt eine Einweisung ausgestellt und auch darauf hingewiesen, dass ich mit einer Wartezeit rechnen muss und ich bei mehreren Kliniken anfragen sollte. Für mich lief das also gut und in knapp 20 Minuten kam alles was mir wichtig war auch auf den Tisch. So kann es also auch laufen.

VG Nachtmensch
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Erstgespräch Psychiater - So gut wie keine Reaktion

Beitrag von Nachtmensch »

Ich hatte gestern ein Erstgespräch bei meiner künftigen Psychiaterin. Künftig deshalb, weil sie offen und interessiert zugehört hat. Bezüglich der Medikamente, die bei mir nicht anschlugen oder deren Nebenwirkungen mir zu krass waren, hat sie von sich aus gesagt, das es mit diesen Wirkstoffgruppen dann auch keinen Sinn macht, da weiter zu experimentieren. Sie empfahl mir ein Neues, dass auch gut mit meinen Herzmedikamenten harmonieren sollte und bot direkt einen kontrolltermin an. Da ich gesagt hatte, das ich eventuell nochmal in eine Tagesklinik möchte, wenn das Medikament anschlägt und ich wieder bereit bin eine vernünftige Tagesstruktur aufzubauen, hat sie mir auch direkt eine Einweisung ausgestellt und auch darauf hingewiesen, dass ich mit einer Wartezeit rechnen muss und ich bei mehreren Kliniken anfragen sollte. Für mich lief das also gut und in knapp 20 Minuten kam alles was mir wichtig war auch auf den Tisch. So kann es also auch laufen.

VG Nachtmensch
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