Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserung

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D-mole
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Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserung

Beitrag von D-mole »

Hallo zusammen,
Ich hoffe hier kann mir jemand weiterhelfen denn ich bin ratlos und die Ärzte und sozialpsychatrischer Dienst weißt uns immer ab.

Zur Geschichte: Meine Mutti ist seit sehr sehr langer Zeit schwer depressiv und hatte auch immer wieder Suizidgedanken. Seit einem Jahr ganz besonders schlimm.
Sie wohnt in Brandenburg und hat dort niemanden mehr (bis auf einen unfassbar hilfsbereiten Nachbarn), weshalb sie sich nicht mehr wohl dort fühlt und es nicht mehr ihre Wohnung ist. Sie möchte hier runter ziehen.

Letztes Jahr hatte sie wieder eine sehr sehr schlimme Episode weshalb ich sie schnellstmöglich zu mir geholt hab und erkämpfen konnte, dass sie in Stuttgart aufgenommen wird obwohl eigentlich Esslingen als mein Landkreis zuständig wäre. Die weisen uns aber immer wieder ab. Im Krankenhaus war sie ca 10 Monate. Immer wieder auf anderen Stationen, andere Ärzte und Medikamente. Auf einer ging es ihr wohl etwas besser, aber die wurde wegen Corona zugemacht und die nächste Ärztin hat alles abgesetzt. Die Ärztin meinte die Medikamente seien nicht gut für den Kopf. Während des Aufenthalts wurden bereits mehrere kleine Schlaganfälle festgestellt. Sie klammert sich ganz arg an diese Station, will dort hin, obwohl die Ärzte scheinbar häufig routieren und man nicht weiß wer verantwortlich ist.

Nachdem sie entlassen wurde, obwohl es ihr nicht gut ging und sie es nicht wollte, war sie erst bei mir, dann bei meiner Schwester in Brandenburg (anderer Landkreis und größere Entfernung zu ihrer eigentlichen Wohnung). Zurück in ihrer Wohnung ging es ihr wieder viel schlechter. Daher wieder zurück nach Stuttgart in der Hoffnung auf die Depressionsstation zu kommen wo es ihr besser ging. Aber nach 3 Wochen geschlossene wurde sie erneut entlassen obwohl es ihr nicht gut ging. Es hieß, sie sind nicht verantwortlich und sie müsste zu sich.

Eigentlich war der Plan sie direkt hier bei mir zu behalten und eine Wohnung zu organisieren, aber sie wollte unbedingt den Rentenbescheid abwarten und zurück. Sie hat nun den Behinderungsgrad 50.
Dort ging es ihr wieder zunehmend schlechter wie befürchtet und sie ist, obwohl immer von ihr abgelehnt da sie niemanden in der Heimat hat, ins Krankenhaus. Dort ist sie jetzt wieder ca 3 Wochen und es passiert viel zu wenig! Sie läuft runden auf dem Gelände, hat etwas Ergo und alle 2 Tage Visite. Ab und zu noch andere Therapie. Allerdings geht's ihr immer noch unfassbar schlecht und sie kann nicht mehr!

Nach so langer Zeit in der Klinik mit immer neuen Ärzten und Medikamenten die aber nicht richtig helfen auch verständlich.
Sie will unbedingt hier runter zu mir.

Entschuldigt den langen Text! Nun meine Frage:
Reicht ein zweitwohnsitz aus damit sie in die Klinik kann? Bzw wie bekomm ich an eine Wohnung wenn sie suizidal ist und nicht in der Lage ist selbst vor Ort zu sein. Auch um die Medikamente und Ärzte die sie braucht mach ich mir in der Übergangsphase sorgen. Ich glaub eigentlich nicht, dass sie momentan in der Lage ist in einer neuen Stadt anzufangen und meine Wohnung mit Partner und Baby ist zu klein für alle.

Vielleicht hat jemand ein Tipp wie man an eine Wohnung, vielleicht auch betreut ran kommen kann? Der sozialpsychatrische Dienst bei mir sagt, dass Ihnen die Hände gebunden sind, da sie nicht hier wohnt.
Muschelsammlerin
Beiträge: 206
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von Muschelsammlerin »

Das ist ja eine sehr verzwickte und belastende Situation für Dich.
Darf ich mal fragen, wie alt Deine Mutter ist? Kann es sein, dass sie einfach einsam ist und auch Angst hat, allein zu sein?
Depression ist das eine, da braucht man erstmal Medikamente und einen guten Therapeuten....aber mir scheint es so ,als ob Deine Mutti einfach Familienanschluss bräuchte, jemanden vertrauten, der sich etwas um sie kümmert und ihr zuhört.
Mit den ganzen rechtlichen Angelegenheiten kenne ich mich leider nicht aus. Weiß denn der behandelnde Psychiater nicht, wie es mit Klinkaufenthalten in anderen Bundesländern aussieht?
Ist eine Klinik denn wirklich das Richtige für die Mutter?
Was ist mit Deiner Schwester, kann sie evtl. die Mutter längerfristig betreuen?

Ich wünsche Dir, dass Du eine Lösung findest!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
D-mole
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von D-mole »

Hallo lieben Dank für deine Antwort und lieben Worte!

Also die Depression beruht auf ein Trauma aus der Kindheit und sie war bereits vor 20 Jahren mal stationär was auch gut geholfen hat. Es ist schon einige Jahre wieder schlimmer und sie hat versucht es so hinzubekommen, aber es geht nicht mehr.
Der Plan ist auch das sie in meine Gegend zieht und ich schau aktuell nach einer Wohnung. Aber nicht so leicht, wenn man die Mieterin nicht direkt kennenlernt.
Sie ist 60 Jahre alt und hat die Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt. Da haben wir leider noch kein Bescheid.

Zu meiner Schwester mag sie nicht unbedingt. Sie klammert sich an die Erfahrung in der Klinik in Stuttgart und will da hin.

Ich befürchte, dass auf Grund der aktuellen starken Suizidgedanken, einer Essstörung die in so einer Situation auch nicht hilfreich ist und Angstzustände professionelle Hilfe nötig ist. In der aktuellen Situation erscheint es nicht hilfreich alle zwei Wochen einen Termin bei der Psychologin zu haben und da kommt mein Problem. Wie kann man da die Versorgung kurz nachm Umzug überhaupt erreichen? Zumal ich mich aus der Entfernung auch um den Umzug bzw dann ein Unternehmen kümmern muss, da sie selbst nicht dazu in der Lage ist.
Muschelsammlerin
Beiträge: 206
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von Muschelsammlerin »

Hast Du Dich mal an die Wohlfahrtsverbände gewendet,- Caritas ,Arbeiterwohlfahrt etc.?
Wäre betreutes Wohnen evtl. eine Möglichkeit?

https://www.asb.de/unsere-angebote/ange ... aechtigung" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich habe einen Bekannten, der bis vor kurzem Wohngruppen der Caritas betreut hat, allerdings waren das meist Suchtkranke.
Es gibt da aber auch Angebote für psychisch Erkrankte.
Leider kenne ich mich nicht mit diesen Dingen aus, denke aber, das es doch möglich sein muss, die Mutter in die Nähe zu holen.

In Deiner Nähe fand ich auch noch dieses:

https://www.freundeskreismensch.de/wohn ... ohnen.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Vielleicht sind das wenigstens Ansprechpartner f
ür Dein Problem.
Mit 60 ist man ja noch nicht alt....Deine Mutter muss selbst entscheiden, was gut für sie ist, aber bei der Umsetzung braucht sie sicherlich Hilfe.
Hast Du auch mal daran gedacht, Dich an das Sozialamt in Esslingen zu wenden?

https://www.esslingen.de/start/buergers ... ienst.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich drück Euch die Daumen!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Gartenkobold
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 28. Sep 2022, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.
D-mole
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von D-mole »

Vielen Dank Gartenkobold und Muschelsammlerin! Ich werde mich mal bei den Verbänden erkundigen. Ihre Neurologin meinte vor kurzem noch, dass es eher nichts wäre da dort andere Fälle drin sind und sie ihre Selbstständigkeit nicht aufgeben soll.
Aber irgendwo wäre es vielleicht doch eine sinnvolle Alternative zum Klinikaufenthalt mit mehr Selbstbestimmung und trotzdem Betreuung. Werde mich auch mal beim Sozialamt erkundigen.
Der Wohnort und die Zuständigkeiten sind das große Problem. Sie hat es immer angesprochen, dass sie nach Stuttgart will, aber scheinbar fühlt sich niemand zuständig dabei zu helfen.
Ich werde weiteren nach Wohnungen suchen und hoffe das ein Vermieter sie nimmt ohne vorher kennenzulernen oder wir doch über das Sozialamt Glück haben.
Hoffentlich wird ihr wenn das klappt auch schnell im neuen Wohnort geholfen ohne lange Wartezeit.
Gartenkobold
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 28. Sep 2022, 14:01, insgesamt 1-mal geändert.
MJE
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von MJE »

Winfried 123 hat geschrieben: ...Was ich aber weiß ist, das ein Wechsel aus einer vertrauten Umgebung,
in eine fremde Umgebung, sich nicht immer gut auf die psychische Verfassung auswirkt.
Ein Wohnortwechsel ist immer mit viel Stress verbunden, der ist eher zu vermeiden, bis deine Mutter stabiler ist.
Ich verstehe was Du meinst. Dennoch bin ich der Meinung das kann jeder nur für sich selber entscheiden. Ich habe das während einer schweren depressiven Phase gemacht (in die Nähe meiner Schwester / Eltern zu ziehen).

Es war eines der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich habe mir allerdings die Frage vorher gestellt, ob ich vor irgendwas davonlaufe (ich nehme mich ja mit) bzw. ob ich damit meinen sekundären Krankheitsgewinn bzw. meine gelernte Hilflosigkeit wieder kultivieren will.
D-mole
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von D-mole »

Das mit Wohnort unabhängiger APP ist ein wahnsinnig hilfreicher Tipp und ich frage mich wieso kein Psychotherapeut oder Neurologin das mal erwähnt hat. Wäre ja super für den Umstieg und die Zeit um Ärzte und alles zu finden.

Das ein Wohnortwechsel sehr turbulent ist ist uns bewusst. Sie will unbedingt herziehen, hat aber auch große Angst davor.
Ich hab es ihr schon vor sehr vielen Jahren gesagt, dass es mir lieber wäre sie zieht zu mir in die Nähe als das ich mir jedes mal vorwerfen lassen muss wie weit weg ich doch bin.
Es hält sie nichts mehr dort. Aktuell ist der einzige kontakt während der Klinik ihr unfassbar toller Nachbar. Ansonsten kommt leider fast keiner. Meine Schwester gibt ihr bestes. Ist aber auf Grund der Entfernung und 3 Kindern natürlich eingeschränkt.
Sie sagt ja selber immer das sie es möchte. Wir hatten nur gehofft das sie es bis zur Rente noch schafft, da sie sich keinen Job suchen wollt. Das ist auch verständlich in dem Alter. Das Thema ist aber auch vom Tisch da die Rente bewilligt wurde :).
Ich hoffe das gibt ihr einen positiven Schwung.

Immer neu in eine Klinik halten wir auch nicht für gut. Aber wie gesagt sind auch dem sozialpsychatrischem Dienst die Hände gebunden und in ihrer Heimat war schon kontakt da, aber es ging ihr immer schlechter weshalb sie erneut in die Klinik ist bevor was passiert
DieNeue
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von DieNeue »

Hallo D-mole,

ich möchte dir ein bisschen Mut machen, was den Umzug angeht. Ich bin zwar erst Mitte 30, aber musste wegen Depressionen mein Studium abbrechen und deshalb gezwungenermaßen wieder zu meinen Eltern zurückziehen. Eigentlich wollte ich sofort wieder in eine eigene Wohnung, aber dazu war ich gar nicht mehr in der Lage, so kraftlos und labil war ich. So war ich dann doch ein Jahr bei meinen Eltern. Ich wollte auch unbedingt wieder ausziehen, hatte aber auch sehr große Angst davor. Ich habe dann eine Wohnung gemietet, das Ambulant betreute Wohnen beantragt und bewilligt bekommen und habe dann Stück für Stück meine Wohnung gestrichen, geputzt, eingeräumt, teilweise auch mit Hilfe der Betreuerin. Richtig eingezogen bin ich dann erst ca. vier Monate später. Mittlerweile wohne ich seit ca. 6-7 Jahren in meiner Wohnung. Anfangs war es ein Kampf. Die zweite Nacht war ich wieder bei meinen Eltern, aber danach dauerhaft in meiner Wohnung. Das betreute Wohnen war eine große Hilfe und ich habe es dadurch geschafft wieder in einer eigenen Wohnung wohnen zu können. Ich kann wieder problemlos einkaufen gehen (war vorher furchtbar und oft eine riesen Überwindung und Überforderung), ich fahre wieder mehr Auto, schaffe es, mich um zwei Haustiere und einen Garten zu kümmern, ich bin in der Nachbarschaft integriert. Das war alles unvorstellbar.
Mir tut es gut, in der Nähe meiner Familie zu sein. Das Ambulant betreute Wohnen habe ich immer noch. Ganz selbstständig geht es noch nicht, aber es klappt wesentlich besser. Eine Erwerbsminderungsrente habe ich dann auch bekommen. Das hat auch sehr zu meiner Stabilisierung beigetragen. Endlich Ruhe vor den ganzen Ämtern, erstmal keine Existenzsorgen mehr, das macht auch viel aus.

Wenn ihr für das Ambulant betreute Wohnen einen Wohnsitz bei dir in der Nähe bräuchtet, könntet ihr sie vielleicht erstmal bei dir anmelden und bei ihr den Zweitwohnsitz lassen. Dann könntet ihr das zumindest schon mal bei euch anleiern. (Falls das geht mit dem Betreuten Einzelwohnen, wenn man noch bei jemand anderem wohnt!) Wann man das Betreute Wohnen dann konkret anfängt, kann man dann, glaube ich, noch absprechen. (Das sind jetzt allerdings nur meine Ideen, was das rechtlich für Folgen hat mit den Wohnsitzen, weiß ich nicht!)
Für die Zeit bis dahin und um das alles zu organisieren, könntet ihr vielleicht die APP nutzen, wenn die nicht ortsgebunden ist. Da müsstet ihr dann mal schauen, ob das bei ihr in der Nähe jemand anbietet. Bei uns habe ich mal geschaut und leider nichts gefunden.

Ich habe mich anfangs mit der Betreuerin auch erst nur im Büro getroffen, weil ich sie nicht in meine Wohnung lassen wollte. Das geht schon, irgendwann sollte man sich dann allerdings schon zuhause treffen. Bei einem der ersten Termine haben wir in meinem Bad zusammen den Kalk aus der Dusche etc. geschrubbt. ;) Da lernt man sich dann ganz gut kennen.

Ich weiß, dass es für ältere Menschen schwerer ist, den Ort zu wechseln, sich nochmal umzugewöhnen, aber mit 60 Jahren ist deine Mutter auch noch nicht steinalt und sie möchte ja auch weg.
Ich denke, allein durch den Umzug wird nicht alles plötzlich super, es ist schon eine enorme Herausforderung, aber es kann sich schon auch viel zum Positiven wenden.

Alles Gute für dich und ich wünsche euch, dass ihr trotz der ganzen Bürokratie eine Lösung findet.

Liebe Grüße,
DieNeue
Gartenkobold
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 28. Sep 2022, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
D-mole
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Re: Mutti seit 1 Jahr mehrfach in der Klinik, keine Besserun

Beitrag von D-mole »

Ich danke euch allen für euern Mutzuspruch und eure Erfahrung. Ich werde mein Glück versuchen, mich erkundigen, ihr die Ideen vorschlagen und hoffentlich aus der schweren Phase etwas herausholen können.
Ich wünsche euch das ihr gut mit der Depression leben oder gar mal hinter euch lassen könnt und auch viele Menschen um euch habt die euch unterstützen und denen ihr wichtig seid!

Liebe Grüße!
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