Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Peter1
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Max. Sicher sollte man die Gefahr von long Covid nicht unterschätzen, aber die Angst davor sollte in Relation zur Gefahr stehen, und nicht ausufern. Das Absagen von sozialen Kontakten ist in meinen Augen wesentlich gefährlicher für depressive Menschen.
Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
DieNeue
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Max,

vielleicht sollte man es nicht so schwarz-weiß sehen. Du musst ja jetzt nicht plötzlich alles weglassen und dich ständig mit vielen Leuten treffen. Ich würde vielleicht mit ein paar ganz wenigen anfangen, am besten die, die wenig Ansteckungsmöglichkeiten haben, beim Einkaufen etc. noch Maske tragen usw. oder die dir am wichtigsten sind. Ihr könntet euch draußen treffen, Abstand halten, euch vorher testen. Dann bist du ja einigermaßen geschützt.
Ich bin auch oft noch unsicher, habe aber gemerkt, dass man sich auch etwas dran gewöhnen kann, wieder mehr Kontakt zu anderen zu haben und dann wird das auch wieder normaler.

Liebe Grüße,
DieNeue
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Ich treffe mich vereinzelt mit Leuten, z.B. bin ich manchmal bei einer befreundeten Familie zum Essen, Musikmachen oder Film schauen. Das hat sehr lange gedauert, bis das ging, am Anfang kam ich auch mal mit Maske und habe diese nicht ausgezogen. Auch jetzt habe ich immer noch ab und zu Ansteckungssorgen, wenn ich dort bin. Aber auf der anderen Seite tut es so mega gut, Zeit mit (diesen) Menschen zu verbringen, dass es einfach sein muss, und dass sich dann manchmal auch die Ängste auflösen.

Mit Leuten draussen treffen ist ok für mich, aber die meisten wollen nicht mehr im Park spazieren gehen, sondern z.B. in Restaurants, Cafés oder Kneipen. Und das fällt mir total schwer, auch wenn es draussen ist, zwischen vielen Leuten etwas enger zu sitzen und mich zu entspannen. Ich denke da einfach immer an Abstände, lausche auf Hustereien, rücke möglichst weit weg, und bin daher überhaupt nicht beim Gespräch. Das stresst mich und ist für andere manchmal etwas absurd ;)

Da ich nicht jedem meinen spleenigen Umgang damit aufdrücken möchte, vermeide ich es wohl lieber. Wie heute Abend: Essen gehen mit Freunden/Bekannten bei einem leckeren Italiener... seufz!
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Danke für eure Kommentare, @Angelika, @Peter1 und @DieNeue. Ich weiss, dass ich mich weiter aus meinem Bau trauen muss, und werde das angehen. Wahrscheinlich braucht es vorallem etwas Übung, wie @DieNeue geschrieben, um sich dann auch entspannen zu können.

Liebe Grüße
Max
Suchende2
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Suchende2 »

Max76 hat geschrieben:Ich möchte nochmal den Faden aufgreifen. In den letzten Tagen ist mir nämlich klarer geworden, wo vorallem das Problem liegt.

Es sind weniger die depressionsbedingten Einschränkungen, die ich im Anfangspost beschrieben habe, noch die fehlenden Kontakte. Es ist vorallem eine Angstproblematik. Und zwar die Angst, mich bei sozialen Kontakten mit C. anzustecken und dann Long Covid zu bekommen. Und würde ich Long Covid bekommen, dann hätte ich wohl überhaupt keine Ressourcen mehr und könnte komplett einpacken. Fatigue kenne sich schon seit geraumer Zeit.

Vielleicht könnt ihr mir helfen, indem ihr mir euren Umgang mit dieser Problematik schildert:
soziale Kontakte und positive Aktivitäten vs. Gefahr einer zusätzlichen längeren Erkrankung.

Wie geht ihr damit um?
Habt ihr dieses Thema schon komplett abgehakt?
Oder fühlt ihr euch auch so verletzlich?
Welcher Schaden ist größer: temporäre Einsamkeit oder Risiko (Long) Covid?
Darf oder muss ich mehr wagen?

Danke für eure Unterstützung.

p

Hallo Max,

Deine Ängste verstehe ich!
Die haben die meisten wahrscheinlich in unterschiedlicher Stärke.
Bei mir kommt noch dazu, daß wir ein Familienmitglied haben, bei dem Corona direkt auf die Lunge gehen würde, da die erste Immunabwehr komplett fehlt.

Wie bin ich damit umgegangen / wie gehe ich damit um?
Ich lasse mir persönliche Treffen nicht nehmen, aber schaue genau.
Im Sommer kann man sich sehr gut draußen treffen.
Die meisten meiner Freunde sind sehr vorsichtig aber ganz schützen kann man sich nicht, vor allem, wenn man Kinder hat.
Auch wurde einiges an Treffen verschoben, wenn es im Einzugsbereich von mir oder der anderen Person auch nur eine Klitzekleine Möglichkeit gab, sich angesteckt zu haben.
Bislang ist es nicht passiert und die Erkältungen waren wirklich nur Erkältungen.
Mit meiner Gruppe aus dem stationären Aufenthalt haben wir jetzt gerade das Treffen zum 3. Mal verlegen müssen!!!
Wenn eine Familienfeier anliegt, testen wir uns alle vorab. Ebenso wenn ich mich mit Freunden mit Kindern treffe. Das ist inzwischen für alle so normal, daß wir es vorher nicht mehr extra absprechen müssen.
Im Winter haben wir bei Treffen immer auf sehr regelmäßige Lüftung und Abstand geachtet.

Dazu kommt, daß ich auch dort eine FFP2 Maske trage, wo es nicht vorgeschrieben ist.
Und ich trage die FFP2 Maske korrekt. Sie schließt komplett ab (sehr unangenehm, da der Gesichtsbereich dann bereits nach kurzer Zeit komplett nass ist). Bei uns sieht man in den öffentlichen Verkehrsmitteln leider sehr häufig Menschen, die die Maske nicht korrekt tragen.

Und wenn diese Vorsichtsmaßnahmen alle nicht helfen, dann soll es wohl so sein.

Alles Gute,
Suchende
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Danke für's Teilen, Suchende. Klingt nach eingespielten Abläufen und viel Umsicht von allen Seiten, finde ich gut.
Suchende2 hat geschrieben: Wenn eine Familienfeier anliegt, testen wir uns alle vorab. Ebenso wenn ich mich mit Freunden mit Kindern treffe. Das ist inzwischen für alle so normal, daß wir es vorher nicht mehr extra absprechen müssen. Im Winter haben wir bei Treffen immer auf sehr regelmäßige Lüftung und Abstand geachtet.
Für diese Maßnahmen konnte ich weder Familie noch Freunde/Bekannte längerfristig begeistern. Auch bei den Eltern, die altersbedingt Risikogruppe sind, wurde das nie umgesetzt, nur von mir. Ich habe keine körperlichen Erkrankungen, die mich zur Risikogruppe einordnen würden, daher werde ich evt. auch nicht als besonders gefährdet wahrgenommen. Ist ja auch vorwiegend eine Angst, die vom Schlimmsten ausgeht.
Suchende2 hat geschrieben: Und wenn diese Vorsichtsmaßnahmen alle nicht helfen, dann soll es wohl so sein.
Diesen Nebensatz finde gut. Bei allen Anstrengungen – ich benutze die Maske auch noch oft und richtig umschliessend – gibt es Dinge, die wir einfach nicht zu 100 % kontrollieren können und wo unsere Verantwortung für uns selbst auch mal endet.

Lieben Gruß
MAx
Muschelsammlerin
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Muschelsammlerin »

Im vergangenen Jahr quälten mich diese "Corona-Ängste" auch sehr....inzwischen habe ich die Angst vor Ansteckung fast komplett verloren. In meinem Umfeld/Familie hat fast jeder bereits Corona gehabt, bis auf mich und meinenen Mann. Niemand davon, auch die Älteren nicht, sind schwer krank gewesen. Meine Freundin, die 64 ist , hat außer einem Tag etwas Müdigkeit nichts gemerkt, meine Tochter war komplett sympthomlos. Mein Bruder, der inzwischen auch fast 60 und dazu ungeimpft ist, hatte Erkältungssympthome,- nach 5 Tagen ging er wieder zur Arbeit und ist quietschfidel gewesen. Das alles zeigt mir, dass die Wahrscheinlichkeit, an Corona schwer zu erkranken, wohl sehr gesunken ist. Sicherlich kann dieses besch...ene Virus wieder mutieren und aggressiver werden,- das muss man wohl abwarten. Vielleicht wird es aber so bleiben und Corona bleibt ein "viraler Infekt" , wie wir sie seit ewigen Zeiten im Hertbst/Winter ab und an durchmachen müssen.
Es hilft ja nichts, sich ständig damit verrückt zu machen und alle Begegnungen mit Menschen zu meiden.
Eine gewisse Vorsicht kann natürlich nie schaden, - ist es im Supermarkt voll oder ich stehe in Menschenmengen, trage ich auch immer noch eine Maske. Unter freiem Himmel sitze ich aber mit Freunden immer ganz normal zusammen und bisher habe ich keinerlei Ansteckung erfahren, obwohl einige davon zeitweise auch Virusträger waren.
**************************************************************************
Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
fünfzehn
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von fünfzehn »

@Max: ich verstehe Deine Sorge sehr gut, ich teile sie komplett. Longcovid wird verrückterweise von den meisten nicht wahrgenommen - so lange, bis es manche von ihnen dann irgendwann selber haben. Dabei betrifft es so viele (je nach Studie zwischen 10 oder sogar 40 Prozent der Infizierten, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität). Ich selber kenne auch nach "normalen", harmlosen Infekten lange Erschöpfungs- und Fatigue-Phasen, für mich wäre es der Horror, mich dauerhaft damit herumzuquälen - zumal die Einsamkeit dann wirklich für immer unumgänglich würde.
Ich lebe ähnlich wie Du, auch sehr reduziert. Und ich finde nicht unser vorsichtig-umsichtiges Verhalten verkehrt, sondern die verbreitete "Corona ist vorbei"-Stimmung, die völlig im Gegensatz steht zur Realität mit wieder neu explodierenden Inzidenzen und den realen Gefahren, die da sind. Ich finde es unbegreiflich und rücksichtslos, wie Leute, die das Glück hatten, bisher nicht oder leicht zu erkranken, sich das Recht herausnehmen, die Situation zu verharmlosen und einfach zu ignorieren, wie viele mit Longcovid dauerhaft aus ihrem Leben rausfallen - und erst recht ist das ein Hohn für alle, die sterben (und es sterben ja nach wie vor sehr viele und die Todeszahlen werden wieder steigen mit den derzeit stetig zunehmenden Inzidenzen - Menschen, die das Pech haben, chronisch krank, immunsupprimiert usw. zu sein).
Ganz sicher ist es nicht verkehrt, sondern einfach nur "normal" (im Sinne von anteilnehmend und realistisch), das alles wahrzunehmen und Konsequenzen für das eigene Verhalten draus zu ziehen. Auch wenn das dem neoliberalen und sozialdarwinistischen Zeitgeist widerspricht, der immer irrer wird...
Ein Sommertag
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Ein Sommertag »

Ich sehe es ganz genau wie fünfzehn!

Und es ist ja inzwischen wirklich möglich, sich draußen zu treffen, so dass nicht unbedingt Risiken eingegangen werden müssen.

Das Problem aufgrund von Einsamkeit die Depression zu verstärken lasse ich daher nicht gelten.

Hingegen finde ich Vorsicht und Bedachtheit gut, damit man sich nicht auch noch Long Covid holt.

Die Zahlen steigen, wir sind noch nicht im endemischen Zustand.
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Liebe Muschelsammlerin, danke für das Teilen deiner Wahrnehmung hinsichtlich deiner Corona-Ängste. Offensichtlich hast du dich »gesund« an die sich wechselnde Lage angepasst, und du konntest deine Ängste mindern oder überwinden. Ich habe es ähnlich erlebt, dass durch die vielen, milden Fälle im nahen Umfeld der Schrecken etwas abgenommen hat, allerdings bei mir wohl nicht so stark wie bei dir ;)

Auch wenn es bei vielen "gut" geht, habe ich für mich wohl mehr Angst, weil ich mich durch die langjährige psychische Erkrankung sehr verletztlich und immer auf einem schmalen Grat fühle. Der Fall einer Bekannten, die seit ca. 6 Monaten wegen Long Covid krankgeschrieben ist, hat mich z.B. wieder ganz schön getriggert.
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

@fünfzehn
Danke für deinen Beitrag, ich bin also nicht alleine mit meiner Long-Covid-Angst.

Was bewirkt der Rückzug und die sozialen Einschränkungen bei dir? Kannst du es verkraften, fühlst du dich einigermaßen wohl damit?

@Ein Sommertag
Auch dir dankeschön. Das heisst, du setzt dich ohne weiteres draussen in ein Restaurant oder Cafe, meidest aber Treffen in Innenräumen?
fünfzehn
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von fünfzehn »

Max76 hat geschrieben:@fünfzehn
Danke für deinen Beitrag, ich bin also nicht alleine mit meiner Long-Covid-Angst.

Was bewirkt der Rückzug und die sozialen Einschränkungen bei dir? Kannst du es verkraften, fühlst du dich einigermaßen wohl damit?

@Ein Sommertag
Auch dir dankeschön. Das heisst, du setzt dich ohne weiteres draussen in ein Restaurant oder Cafe, meidest aber Treffen in Innenräumen?
@Max: Der Rückzug und die Einschränkungen sind für mich durchaus belastend, keine Frage. Ich wurde und werde auf jeden Fall auch einsamer damit - umso mehr, weil Treffen mit fast allen Leuten an anderen Orten weggefallen sind, weil ich überfüllte Züge derzeit nicht vertrauenserweckend finde. Und ich kenne es auch, wie Du, dass nicht alle nachvollziehen können, wie es mir mit alldem geht. Das macht es manchmal dann noch komplizierter, als es eigentlich sein müsste. Denn zumindest im Sommer wäre ja eigentlich einiges möglich, zumindest mit Menschen vor Ort, die man draußen treffen kann, ohne irgendwohin fahren zu müssen - ich versuche auch, davon einiges umzusetzen, soweit das möglich ist.

Doch wie gesagt, ich bin ganz klar einsamer geworden und mein Leben ist viel reduzierter geworden.
Aber was ist die Alternative? Ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn ich das alles einfach beiseite schieben würde. Weder das Virus noch die Pandemie-Realität, zu der leider viele Risiken gehören, ändern sich, wenn immer mehr Menschen diese Realität nicht mehr wahrnehmen wollen. Mir kommt das, was derzeit abgeht, teils völlig irre vor - auch der massive Anpassungsdruck. Es wird ja zunehmend suggeriert, dass diejenigen, die noch (zu Recht!) vorsichtig sind, ein "Problem" hätten, übertriebene Ängste usw. - und alle, die sich komplett ungeschützt mitten rein ins Gewimmel stürzen und nicht nur ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, sondern auch die Gesundheit und das (Über)Leben von anderen, "normal" seien... dabei ist das nicht weniger gefährlich und rücksichtslos als - zum Beispiel - betrunken am Steuer zu sitzen oder andere Verhaltensweisen, die das eigene UND das Leben anderer gefährden.

Und das ist ein Thema, das mich ähnlich stark belastet, wie die Einschränkungen, mit denen ich lebe: die Rücksichtslosigkeit und Realitätsverzerrung, die so stark überhand genommen haben. Das finde ich gruselig.
Denn letztlich wäre ja alles längst nicht so schwierig, wenn alles deutlich solidarischer und rücksichtsvoller zuginge: wenn ALLE "vernünftiger" wären, vorsichtiger (auf manches verzichten, Maske tragen, Impfen) - dann wären die Inzidenzen nicht dauernd wieder gigantisch hoch, es müssten längst nicht so viele Menschen sterben, es würden viel weniger Menschen wegen Longcovid für lange Zeit oder immer aus allem rausfallen.
Doch diejenigen, die diesem krassen Zeitgeist geopfert werden, gehen unter, die einen sterben, die anderen werden von Reha zu Reha geschickt und wissen nicht, was langfristig aus ihnen wird.
Keine Ahnung, wie das alles weitergeht - ich wünschte, die Situation würde sich mal entspannen, aber realistisch ist das wohl eher nicht. Doch es hilft doch nicht, die Realität einfach nicht mehr wahrzunehmen?
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Hallo, ein kleines Update.

Für letzten Sonntag hatte ich mich mit meiner "Bezugsfamilie" (guter Freund und dessen Familie), verabredet, gemeinsam an den See zu fahren. Am Vorabend hat sich dann wieder die C-Angst gemeldet – gemeinsame Autofahrt, Schulkind,... – so dass ich innerlich sehr kämpfte und schon nah am Absagen war. Dann jedoch dachte ich an das schale Gefühl, dass sich damit einstellen würde, eine miese Mischung aus Frust und Einsamkeit.

Ich habe mich dann an den Freund gewandt und die Situation geschildert. Nach einigen durchdachten Möglichkeiten (eigenes Anfahren, Maske), hat er angeboten, dass sie sich testen würden, wenn es mir helfen würde. Klar, meinte ich, und so konnte ich nach stundenlangem Ringen bei der Zusage bleiben.

Der Tag war dann ganz, ganz toll! Nach dem Testen konnte ich die Ängste weitgehend ablegen und wir haben einen sehr fröhlichen Tag erlebt, der sich wie Urlaub angefühlt hat. Ich habe das Zusammensein genossen und auch die anderen haben sich über meine Anwesenheit total gefreut. Es geht also... und es tat der Seele so verdammt gut! Vielleicht besser als mein AD.

Zwei Sachen fielen mir in der Retrospektive auf. Zum einen, dass es sich gelohnt hat, nach Lösungen zu suchen und nicht aus Angst "nein" zu sagen. Und zum anderen, dass ich nach dem Testen sehr loslassen konnte – so, als müsste ich erstmal meine SCHULDigkeit gegenüber dem Schutz der eigenen Gesundheit maximal erfüllen, um mich dann dem Restrisiko aussetzen du DÜRFEN. Ansonsten wäre ich selbst schuld und verantwortlich, sollte ich ernsthaft an Cororna erkranken. Daher überkompensiere ich auch teilweise an anderen Stellen beim Selbstschutz. Versteht das jemand?

LG Max
Suchende2
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Max,

schön Deinen letzten Eintrag zu lesen!

Und ja, das kenne ich auch, habe es aber nicht so stark wie Du.

Ich wünsche Dir noch viele weitere schöne und sichere Begegnungen.

Alles Gute,
Suchende
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Danke für euer Feedback. Ich habe mich im Laufe der Woche weiter überwunden und war noch zweimal bei dem genannten Freund zum Musizieren und was Essen (ohne Testen). Sorge/Angst ist immer dabei, aber da er selbst vorsichtig und kontaktreduziert herangeht, geht es wohl kaum risikoärmer.

Es ist das Minimum an realen sozialen Kontakten, das ich zum Leben bzw. für die mentale Gesundheit benötige, daher werde ich mir das nun öfters einräumen. Im öffentlichen Raum bleibe ich aber weiterhin sehr zurückhaltend.

Nächsten Donnerstag habe ich z.B. eine Einladung zum Biergarten mit drei Leuten, über die ich noch mit gemischten Gefühlen nachdenke (Sehnsucht vs Sorge)…

Euch einen schönen Sonntag.
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Puh, am Wochenende habe ich mich für ein Blind Date verabredet und es arbeitet jetzt schon heftig in mir. Neben den ganzen damit verbundenen Gefühlen und Ängsten (Selbstwert, Scham, Corona, etc.) bin ich die ganze Woche schon so sehr niedergeschlagen, dass ich gar nicht weiss, wie ich das hinkriegen soll? Einfache Dinge, wie z.B. Arzttermine ausmachen, sind in diesen Tagen schon sehr schwer.

Auf der anderen Seite bin ich mir bewusst, dass das der richtige Weg ist, um aus der Isolation herauszukommen. Und um irgendwann mal wieder eine glückliche Partnerschaft zu haben. Infofern will/muss ich das machen, um voranzukommen! Ohne Überwindung und "Stress" komme ich da nicht raus.

Die Frage ist nur, ob ich mit dieser großen inneren Spannung überhaupt dating-fähig bin? Was meint ihr? Beim letzten Mal habe ich mich auch sehr gezwungen und war dann ziemlich verkrampft. Es könnte aber auch anders laufen, so dass ich von diesem Date inspiriert und gestärkt herausgehe.

Danke + LG Max
Ifightdepression79
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Ifightdepression79 »

Moin Max, ja total mutig von dir. Verkrampftes Verhalten kenne ich von mir auch, war aber auch schon anders.
Vielleicht hilft es, wenn du es schon als Erfolg siehst, dass du überhaupt los gehst unabhängig davon, wie es wird. Dann hast du schon gewonnen, wenn du los marschierst.
Viele Grüße

Malte

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"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Lieben Dank für euer unterstützendes Feedback, Winfried und Malte!

Das bestärkt mich, es trotz aller Schwierigkeiten zu machen. Ich werde versuchen, es ein bisschen spielerisch anzugehen, um dem ganzen das Gewicht zu nehmen.

Schönen Abend :)
Suchende2
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Max,

Glückwunsch zu Deiner Entscheidung!
Kennst Du Atemtechniken oder andere Techniken zur Entspannung?
Dann nutze diese vor und (unauffällig) während des Treffens.
Und falls es nicht klappt, sehe es als Übung an.
Und denke daran, auch die andere Seite wird versuchen Unsicherheit und Verkrampfung zu überspielen.

Alles Gute,
Suchende
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Danke, @Suchende, ist ne gute Idee mit dem Atmen. Ich bin darin geübt, da ich das einigermaßen regelmäßig mit einer App mache. Werde es bewusst einsetzen, wenn ich zu angespannt bin.

Wünsche dir gutes Erholen von deinen Aktivitäten… und hoffentlich wieder mehr Kraft morgen für deine Nichte.

Lg Max
Suchende2
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Max,

hast Du Deine Anspannung gut regulieren können und hattest Du ein nettes Treffen?

Alles Gute,
Suchende
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Liebe Suchende,

danke für deine Nachfrage! :) Ich kam noch nicht dazu, auf deine Frage einzugehen, werden es aber bald tun. Da ich immer so lang für einen Text brauche, geht das bei mir nicht mal schnell zwischendurch. Und jetzt bin ich gleich bei Freunden zum Abendessen – was sogar zum Thema passt ;)

Herzliche Grüße
Max
Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

Suchende2 hat geschrieben:hast Du Deine Anspannung gut regulieren können und hattest Du ein nettes Treffen?
Hallo Suchende,

um es kurz zu machen: ich habe das Date an dem Samstag kurzfristig abgesagt und bin nicht sehr stolz drauf.

Warum abgesagt? Weil das Verabreden und Planen, wo wir uns treffen und was wir machen wollten, bis zum Nachmittag noch nicht geklärt war – was mich wegen meiner Corona-Angst dann schon ordentlich unter Druck gesetzt hat. Ich wollte eigentlich im Park spazieren gehen, während sie den Wunsch äußerte, sich auch gerne in einer Kneipe niederzulassen. Da die Kommunikation via Textnachrichten eher schleppend lief, kamen wir einfach nicht gut zusammen. Und ich hätte eben gerne gewusst, wie weit ich mich exponieren muss, um mich mental darauf einzustellen. Das Date an sich hätte mich gar nicht so gestresst. Habe es dann freundlich abgesagt und bin später nochmal etwas konkreter geworden, auch mit dem Vorschlag, es einfach nachzuholen.

Weil mich meine eigene Absage natürlich stark geärgert und frustriert hat, habe ich mir für den Folgetag (Sonntag) dann ein Programm mit verschiedenen Expositionen auferlegt. Unter anderem war ich am Nachmittag im Tierpark – zwischen seeehr vielen Menschen, haha! – und war abends Pizza essen (draussen). Und dieses Programm »Befreiung« läuft auch diese Woche... :)

Ist das irgendwie nachvollziehbar, oder hört es sich nur nach Vermeidung an?

Max
Ifightdepression79
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hi Max,
aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Ach nee umgekehrt :-).
Es gibt noch so viele Gelegenheiten.
Exposition.. hab ich Mittwoch.. Vorstellungsgespräch urgs.
Vg
Malte
Viele Grüße

Malte

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Max_
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Re: Wie wird man einsam? Und wie ändert man es?

Beitrag von Max_ »

@Malte

Ja, auch ne „schöne“ Expo. Wo stellst du dich vor?
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