Lohnt es sich weiterzumachen?

[Nachtmensch]

@ IIorIII

Ich habe dich nicht um eine Metapher gebeten und auch nicht gesagt das ich generell eine will.
Ich verstehe aber, dass es dir wichtig ist, deinen Aussagen eine Allgemeingültigkeit zuzuschreiben, die dann jeder andere auch so zu akzeptieren hat.

Ich frage mich, wenn jemand so borniert ist, wie es ein einzelner garnicht sein kann, ist er dann zwei oder drei?

Egal, ich stelle fest, bei bestimmten Dingen lohnt es definitiv nicht, weiterzumachen. Eine Konversation mit dir zählt auch dazu.

[Überdosis]

Ich glaube, letztenendlich können wir alle nur unser möglichst bestes geben. So wie jeder gerade selbst kann.

So Sätze sollen sicher einem nur Hoffnung geben und wieder Mut machen, einfach zu versuchen etwas zu ändern, wenn man etwas ändern möchte oder etwas ändern könnte.
Dass solche Sätze auch negativ behaftet sein können, durch indirektes Druck machen oder einem das Gefühl geben, selbst schuld an der eigenen Situation zu sein, ist nicht unlogisch.
Von allem gibt es immer zwei Seiten, eine negative, als auch eine positive.

Persönlich versuche ich mich auf das zu konzentrieren, was ich habe und dankbar dafür zu sein.
Ich bin absolut nicht gläubig oder sowas, aber ich für mich habe festgestellt, dass es mich unglücklich macht, wenn ich mich mich immer nur über meine Arbeitssituation, meine fehlenden Sozialkontakte, wenig Geld u.s.w. beschäftige.
Ich hab, was ich hab und dafür bin ich dankbar.
Besser geht es immer, aber schlechter definitiv auch und es ist hart tagtäglich mit dieser bescheuerten Depression und ihren schlimmen Gedanken leben zu müssen, aber auch hier gilt einfach, jeder in seinem Tempo, ohne Druck versuchen das beste draus zu machen.

Kopf hoch Leute...

[Lavendel64]

Den Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" finde ich ebenfalls unglücklich, ähnlich wie das in meiner Kindheit so übliche "geht nicht gibt's nicht!"

Es gibt Grenzen, sowohl welche in der Persönlichkeit, die völlig ignoriert werden. Du musst Dich nur genug anstrengen ist eben NICHT allgemein gültig und ich finde es fahrlässig, Kindern solche ratschläge auf den Lebensweg zu geben. Finde Deine Grenzen, versuche, sie zu überschreiten und akzeptiere, wenn es nicht funktioniert: damit lernt man, mit den Knüppeln umzugehen, die einem das Leben zwischen die Beine wirft.

Der Regisseur ist natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Es geht darum, nicht zu verzweifeln, sondern sich immer wieder klar zu machen, dass man auf seinen eigenen Lebensweg Einfluss hat, etwas verändern und anpassen kann.

LG Lavendel

[Macoco]

Hallo zusammen, ich habe mich jetzt einige Tage nicht mehr hier gemeldet und wollte kurz Rückmeldung geben. Ich habe ja in einem vorherigen Beitrag geschrieben, dass ich mich mit einem ehemaligen Mitpatienten treffen wollte. Haben uns auch letzten Samstag in Nürnberg getroffen und ich war im Vorfeld schon etwas hin und hergerissen ob ich nicht doch absagen soll. Ich habe mich dann durchringen können aber schon auf der Zugfahrt gemerkt, dass mir sehr unwohl dabei ist einfach weil der Zug schon so überfüllt war. Wir sind dann auch kurz in der Innenstadt gewesen aber nach 2 Stunden musste ich wieder fahren weil es mir einfach zu viel wurde. Ich habe mir das schon gedacht aber hätte nicht ahnen können, dass es so schwierig ist. Ich konnte mich auf kein Gespräch konzentrieren weil ich mich von diesen Menschenmassen erdrückt gefühlt habe. Ich war froh als ich wieder zuhause angekommen bin. Mich zieht es mental auch extrem runter wenn ich all die augenscheinlich glücklichen Menschen sehe. Da kamen mir Gedanken in den Sinn wie "wann habe ich mich wirklich über etwas gefreut bzw. war einfach glücklich oder zufrieden"

Bisschen doof das alles mal wieder.

[Macoco]

Hey Winfried,

Danke für den Zuspruch. Ich hab da echt gemerkt wie schlimm das in den letzten Jahren geworden ist. Früher war mir das auch unangenehm aber nichts im Vergleich zu heute. Den Sonntag war ich auch total geplättet ein anderer Freund wollte auch, dass ich ihn diesen Monat auch noch besuche komme aber das werde ich wohl nicht machen. Ich will mich auch nicht zu sehr an meine Grenzen bringen.

Zum Punkt andere sehen oft glücklicher aus als sie sind das glaube ich auch, allerdings fällt mir sogar das nur so tun als würde ich zufrieden sein schwer. Mir sieht man sofort an, dass es mir nicht gut geht wenn ich mich nicht auf meinen Ausdruck konzentriere.

Danke dir auf jeden Fall für die Rückmeldung

[Lavendel64]

Hallo Macoco,

Du bist gefahren! Ich finde, das ist eine irre Leistung. Die Pandemie hat uns alle verrückt gemacht. Mir haben Menschenmassen früher auch nichts ausgemacht, überfüllter Fahrstuhl: überhaupt kein Problem. Jemand drängelt am Joghurtregal, ein kleiner Rück-Rempler und das wars. Und jetzt? Bestehe ich auf meine persönliche Distanz, ca. 1-2 Meter und wehe,mir kommt einer näher. Mir ist unwohl in der Schlange beim Supermarkt. Es stresst nicht massiv, aber da ist so ein blödes Gefühl. Das hält mich nicht ab, das zu tun, was ich tue, aber vor der Pandemie war das viel mehr Unbeschwertheit. Ich weiß von Kollegen, dass es sehr vielen so ergeht.

Was das "glücklich-sein-Gefühl" angeht, so sprichst Du Gedanken aus, die ich kürzlich auch hatte. Das war so ein "ich will jetzt Freude empfinden!" und dabei die leise Angst, dass mich dieses nichtfreuen in die nächste Depri-Krise schickt. War nicht so, aber diese "Hab-Acht" ist anstrengend.

Über das Glücklichsein anderer ... dreh die Situation mal um. Wie mögen dich andere beurteilen, wenn sie Dich im Supermarkt sehen. Vielleicht grinst du gerade, weil Du einen blöden Rechtschreibfehler entdeckt hast oder das Kind einer anderen Käuferin Widerworte hat. In diesem Moment beobachtet dich jemand ... der denkt, hej, dieser Mensch ist glücklich. Obwohl es gar nicht so ist. Die Wahrnehmung ist tricky und die meisten Menschen sind Meister im Verstellen.

LG Lavendel

[Olaf69]

Hallo Macoco,

es ist leider ziemlich schwer sich hier mit diesem Thema offen auseinander zusetzen da es leider in unsere Gesellschaft ein Tabuthema ist. Ich werde es trotzdem versuchen.
Ich habe diese dunklen Gedanken auch und das jeden Tag. Ich leider an chronischer Depression.
Dunkle Gedanken kann man zulassen oder dagegen ankämpfen. Die Entscheidung trifft jeder für sich allein. Ein S hat meiner Meinung nach nichts mit Egoismus zu tun, aber auch das ist Ansichtssache. Nur werden diese Ansichten von Menschen geäußert die nicht an dieser Krankheit nicht leiden.
Wenn es in deinem Leben noch ein Ziel gibt und sei es noch so klein lohnt es sich weiter zumachen.
Und glaub mir nach 35 Jahren mit dieser Krankheit habe ich noch immer ein ein Ziel gefunden.
Letzen Endes ist es doch so wie meine Therapeutin mal gesagt hat.
Jeder entscheidet selbst ob er in seinem Lebensbuch eine neue Seite aufschlägt oder es schließt.

Ich wünsche Dir viel Gesundheit und ein langes Leben

Gruß
Olaf

[Macoco]

Hallo Olaf,

danke dir für deine Worte. Ich selbst sehe Suizid auch nicht als egoistisch an. Es ist ein Symptom der Erkrankung und man versucht immer dagegen anzukämpfen. Ich habe über die letzten Wochen einige Dinge ausprobiert um meinen Kopf ruhig zu stellen. Das klappt mal mehr und mal weniger gut aber da brauche ich dir sicher nichts von erzählen. Ich wurde kürzlich gefragt ob es etwas gibt das mich "aufleben" lässt irgendetwas das mir Freude bereitet und ich habe keine wirkliche Antwort darauf finden können. Alles was ich versuche ist eher Mittel zum Zweck. Hauptsache ich habe ein paar Minuten oder Stunden ruhe. Ich kann halt nicht das zum Ausdruck bringen wie ich mich wirklich fühle weil das mein nahes Umfeld zerreißen würde. Außenstehende würden vielleicht sagen das ist nicht fair aber wie soll ich jemandem der diesen Struggle nicht durchmacht erklären das jeder Tag nur von Gleichgültigkeit durchzogen ist.
Auf jeden Fall meinen Respekt an dich Olaf das du nach 35 Jahren immer noch weitermachst. Ich hoffe diese Stärke habe ich auch.

[Ifightdepression79]

Moin moin,
da ich Kinder habe, war und ist das mein entscheidender Grund weiter zu machen.
Aber jeder wird da u.U.seinen Grund für sich finden.
Lg
Malte