Kontaktabbruch seitens Psychologin

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Lana2
Beiträge: 11
Registriert: 25. Jun 2020, 18:14

Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Lana2 »

Hallo,

in den Jahren 2020&21 hatte ich eine schwere depressive Episode. Als sich diese Ende 2019 anbahnte suchte ich Hilfe bei einer psychologischen Beratungsstelle. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich dort regelmäßige Termine bei einer Psychologin, mit der ich eine sehr gute Verbindung hatte (sind auch ca. im selben Alter, beide jung).
Sie hat mich durch die schwierigsten Situationen begleitet via Telefon/Videomeeting (durch Corona war es persönlich nicht möglich) und via E-Mail. Ihrer Aussage nach ist es nicht üblich, dass eine psychologische Beratungsstelle so eng betreut und das auch nicht länger in der Form weitergehen kann, ich solle mir einen Therapieplatz suchen. Gesagt getan, ich hatte Glück und fand eine Therapeutin, war zwischenzeitlich stationär, mein Gesundheitszustand verbesserte sich.
Durch diese Zeit hatte ich in einem 1-Monatsrhytmus, Mail Kontakt zu der Psychologin von der Beratungsstelle, habe ihr von meinen Gedanken, Alltag, Fortschritten berichtet.
Kurz vor Weihnachten 2021 schrieb ich ihr dann, dass ich mich abhängig von ihr fühle, dass ich von der engen Bindung zu ihr nicht loskomme und mich das quält. Sie bot mir einen Termin im Januar 2022 bei ihr an, um zu einem Abschluss zu kommen. Der fand statt, 2h hat er gedauert mit dem Resultat, dass wir den Kontakt nun völlig sein lassen, was ich natürlich nicht begrüßt habe. Meine Welt brach zusammen, ich wusste gar nicht, wie es nun für mich weiter gehen sollte. Ich hatte mich wieder gefangen durch viel Ablenkung, aber immer wieder stößt mir das ganze übel auf. Sie wollte schnell rauskommen aus der Nummer und ich muss mit den Konsequenzen alleine klarkommen. Nach der Erfahrung sehe ich davon ab mich nochmal so arg einem fast fremden Menschen, der den Deckmantel Psychologe trägt, anzuvertrauen. Ich bin einfach so enttäuscht und verletzt von ihr und kann nicht verstehen, wie sie denken kann, dass das auch für mich ein guter Weg ist.
Ich hätte mir gewünscht, dass sie mir mehr Zeit gibt mich von ihr und von dem was ich in sie reininterpretiert habe, zu verabschieden. Innerhalb von 2h 2 Jahre tiefstes Vertrauen verabschieden kann ich nicht ... Ich komme mir so blöd vor, so unfassbar eklig bedürftig von dieser Frau abhängig, die ich nichtmal wirklich kenne.

Habe versucht ganz viel, kurz zu schildern, vielleicht könnt ihr mir eure Meinung/Erfahrungen dazu mitteilen?
Suchende2
Beiträge: 1212
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Lana,

diese Therapeutin hat professionell reagiert. Sie hat Dir die Möglichkeit gegeben in einem langen Treffen zum Abschluß zu kommen oder einen Weg Richtung Abschluß zu finden.

Trotzdem fühlt es sich für Dich zur Zeit nicht gut an.
Kannst Du das Thema mit Deiner aktuellen Therapeutin aufnehmen?
Dann kannst Du bestenfalls herausfinden, was hinter Deiner Enttäuschung steckt, was Dich daran eventuell triggert und einen Weg aus dieser Situation herausfinden.

Ich versuche meine Therapeutin als Partnerin (mit einer Menge Fachwissen) auf meinem Weg aus der Depression heraus zu verstehen.
Das klappt nicht immer, aber das ist für mich der richtige Weg. Ich vertraue ihr total (sie weiß Sachen, die sonst niemand weiß und wahrscheinlich auch niemand anders zu hören bekommen wird), aber ich mache mich nicht von ihr abhängig. Eine Abhängigkeit würde der erfolgreichen Therapie nur im Wege stehen. Mein Ziel ist es, raus aus der Depression und die zukünftigen Episoden am Besten alleine bewältigen können.

Ich weiß nicht, ob Dir dieser Text geholfen hat, aber ich hoffe, Du kannst irgendetwas für Dich herausziehen.

Alles Gute,
Suchende
Gartenkobold
Beiträge: 2054
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Lana,

ich finde nicht, dass sie professionell gehandelt hat. Das Thema Abhängigkeit wurde in der Therapie nicht "gelöst". Es hat sich für Dich kein Weg gefunden, damit umzugehen oder für Dich zu sorgen, dass Du nicht so abhängig sein brauchst oder einen anderer Weg, so dass Du zu Erfüllung Deiner Bedürfnisse im realen Leben findest. Oder ein Verstehen darüber warum Du von jemanden abhängig wirst und was Du brauchst, dass das nicht passiert... Das Problem ist einfach nicht gelöst und kann sich in der nächsten Beziehung wiederholen. Eine Beratungsstelle kann so etwas eher nicht leisten sondern eine "richtige" Therapie. Deswegen im "Dilemma" hat sie so gut gehandelt wie sie konnte und klar sie kann nicht immer und unendlich für Dich da sein und muss Grenzen setzen. Doch wie Du mit dem Problem in Zukunft umgehen kannst, das wäre wichtig gewesen aus meiner Sicht.

LG Gartenkobold
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Lana,

wenn ich es richtig verstanden habe, dann fühlst Du diese Abhängigkeit, bei einer Psychologin von einer Beratungsstelle, mit der Du so im Monatsrhytmus Kontakt hattest. Das war aber keine „richtige“ Therapie, oder?

Sollte dies so sein, war Sie auch nicht deine Therapeutin, sondern eben eine Beraterin mit psychologischem Background. Das Dich das belastet und Du nun Zweifel gegenüber Psychologen hast, kann ich nachvollziehen.
Aber Psychologen sind nicht immer auch Therapeuten und Therapeuten nicht immer Psychologen.
Falls Du also weiter therapeutische Unterstützung brauchst, gilt es natürlich jemanden zu finden, dem Du vertrauen entgegen bringen kannst. Ohne dieses wird eine Therapie nicht funktionieren.

Wenn eine Bindungsproblematik bei Dir besteht, sollt das direkt am Anfang der Therapie thematisiert werden. Damit auch der Therapeut weiß, worauf er sich einlässt.

Ps. Der Einfachheit geschuldet, habe ich Therapeut geschrieben. Aber das gilt auch für weibliche.

VG Nachtmensch
Empathie58
Beiträge: 266
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Lana,

für mich liest es sich so, dass die Mitarbeiterin der Beratungsstelle die "Notbremse" gezogen hat: Einerseits wollte sie sich selbst vor Abhängigkeit schützen, andererseits dürfte es kaum in ihrer Absicht gelegen haben, Dich zu verletzen.
Lana2 hat geschrieben:Ich hätte mir gewünscht, dass sie mir mehr Zeit gibt mich von ihr und von dem was ich in sie reininterpretiert habe, zu verabschieden. Innerhalb von 2h 2 Jahre tiefstes Vertrauen verabschieden kann ich nicht ... Ich komme mir so blöd vor, so unfassbar eklig bedürftig von dieser Frau abhängig, die ich nichtmal wirklich kenne.
Bedürftigkeit ist keine Schande. Nach dem, was Du geschildert hast, liegt es auf der Hand, dass Du therapeutische Unterstützung benötigst. Auch das ist keine Schande.

Dir mögen die zwei Stunden, die das Gespräch gedauert hat, zu kurz und unzureichend erschienen sein. Immerhin hat die Beraterin sich diese Zeit genommen, Dich also nicht "einfach abgefertigt". Vielleicht kannst Du einen Mittelweg finden zwischen Deiner Enttäuschung darüber, eine für Dich wichtige Bezugsperson verloren zu haben und einem gewissen Verständnis für deren Verhaltensweise? Wichtig erscheint mir, dass Du innerlich zur Ruhe kommst und Deine Seele Frieden findet.

Liebe Grüße
Empathie58
Lana2
Beiträge: 11
Registriert: 25. Jun 2020, 18:14

Re: Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Lana2 »

Vielen Dank zunächst für eure lieben Antworten und eure Einschätzung!

Ich bin seit einem Jahr nicht mehr in irgendeiner Behandlungsform, deswegen kann ich das leider nirgendwo thematisieren. Mir geht es auch eigentlich echt gut inzwischen, wäre dieser Konflikt nicht, der immer wieder hochploppt und mich zurückwirft in diese Spirale.
Dass ich mich auf kurz oder lang von ihr trennen muss war mir ja auch völlig klar, aber dass es dann wirklich mit einem Termin getan war, obwohl ich ihr klar gemacht habe, dass ich befürchte das nicht zu können, hat mich sehr getroffen. Man hätte das ganze ja auch ausschleichen können. (Es war ja so, dass ich sie seit 1,5 Jahren nicht mehr aktiv gesprochen hatte, nur eben über Mail Kontakt)
Vor einem Jahr hatte ich ihr schonmal gesagt, dass ich mich abhängig von ihr fühle, da meinte sie nur, das sei normal für so ein Setting und ein gutes Zeichen, dass ich mich gut auf sie einlassen konnte.
Mit so einem Ausgang in der Form kann ich gefühlt für mich nicht damit abschließen und Ruhe finden und ich weiß echt nicht, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme.
Suchende2
Beiträge: 1212
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Kontaktabbruch seitens Psychologin

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Lana,

ich glaube ich habe etwas in Deinem Eingangspost falsch verstanden.
Ich habe es so verstanden, daß Du eine Therapeutin hast / hattest und zusätzlich 1 x monatlich Kontakt zu dieser Psychologin hattest.

Wenn Du eine (andere) Therapeutin hattest, kannst Du Dich bei dieser melden. Es können einige Stunden ohne Antrag genommen werden.

Ist es sonst für Dich eventuell eine Möglichkeit, Deine Gefühle und Gedanken zu diesem Ende aufzuschreiben, aber nicht abzusenden?

Alles Gute,
Suchende
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