Enttäuschendes Leben

Asari
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Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Hallo @all,
ich bin neu in diesem Forum und möchte ab jetzt hier regelmäßig schreiben, weil mir in meinem Leben total der Austausch mit anderen Menschen fehlt.Vielleicht wird dieser Thread auch so eine Art Tagebuch, in dem ich über mein Leben schreibe.

Im Moment geht es mir sehr schlecht, ich blicke auf mein Leben und sehe, dass ich sehr oft falsch abgebogen, die falschen Entscheidungen getroffen habe. Das Ergebnis jetzt ist Einsamkeit, eine Arbeit, die mich quält, totale Desillusionierung und komplette Verzweiflung über mich selbst. Ich kann mich zu nichts mehr aufraffen, habe an nichts mehr Spaß und sehe keine Hoffnung auf Besserung.

Ich habe meine langjährige Beziehung (30 Jahre zusammen) und Freunde verloren, glaube, ich bin irgendwie total beziehungsgestört, bin nicht in der Lage stabile und langfristige Beziehungen aufrecht zu erhalten und fühle mich oft sozial inkompetent. Die Ursache dafür liegt in einer total schlimmen Kindheit ohne positive Bindungen, viel Gewalt und Abwertung u.s.w. Die Einsamkeit macht mich total fertig und nimmt mir jeden Lebensmut.

Beruflich hatte ich viel mit Mobbing zu tun, also auch dieser Bereich ist problematisch, ein täglicher Überlebenskampf.

Weihnachten hat eine langjährige Freundin, mit der ich bis dahin sehr viel unternommen habe, den Kontakt mit mir abgebrochen. Jetzt habe ich nur noch wenige Leute, mit denen ich ab und zu etwas unternehmen kann. Was mir am meisten fehlt sind intensive gefühlvolle Beziehungen, ein Partner, eine beste Freundin...

Es kann doch nicht sein, dass das ganze Leben so eine Qual ist. Ich bin 52 und habe es nicht geschafft, mir ein angenehmes Leben zu erschaffen, obwohl ich es so sehr versucht habe. Immer scheitere ich an den selben Sachen, es gibt keine Entwicklung.
Das ist einfach nur traurig.
Katerle
Beiträge: 11261
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Katerle »

Hallo Asari,

erst einmal herzlich Willkommen im Forum und ich wünsche dir sehr, dass du dich auch mit anderen austauschen kannst.

Tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Aber das muss nicht so bleiben. Hast du einen Therapeuten an deiner Seite, der dir weiterhelfen kann? Oder wende dich erstmal an deinen Hausarzt. Manchmal kann auch ein Klinikaufenthalt ein erster Anlaufpunkt sein.

Du wirst mit Sicherheit nicht alles falsch gemacht haben und ja eine schlimme Kindheit kann einen schon sehr prägen für stabile Beziehungen, aber das muss auch nicht zwangsläufig sein.

Ja und das ist auch traurig mit deiner langjährigen Freundin, dass sie den Kontakt abgebrochen hat. Hatte sie dir auch gesagt, warum?
Mit wenigen Leuten was unternehmen kann auch ganz wertvoll sein, als mit vielen flüchtigen Kontakten.

Und immerhin warst du 30 Jahre lang in einer Beziehung. Ich bin auch schon sehr lange in einer Beziehung und glaube mir, es lief auch nicht immer alles glatt... Und auch ich hatte schon einiges Schlimmes in meiner KH erfahren und Jugend. Und ich war auch in die Einsamkeit geschlittert...

Um deiner Einsamkeit entgegenzuwirken, könntest du dich auch in einer Selbsthilfegruppe anmelden.

Wünsche dir ganz viel Mut und auch Kraft,
Katerle
Maxegon
Beiträge: 2505
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Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Maxegon »

Asari hat geschrieben: Es kann doch nicht sein, dass das ganze Leben so eine Qual ist. Ich bin 52 und habe es nicht geschafft, mir ein angenehmes Leben zu erschaffen, obwohl ich es so sehr versucht habe. Immer scheitere ich an den selben Sachen, es gibt keine Entwicklung.
Doch, es kann sein.

Hallo Asari,
ich bin etwa im gleichen Alter und ich machte ähnliche Erfahrungen.
Ich gehöre zu den „ewigen Zweiflern“, die alles erklären wollen und ggf. Ursachen suchen, warum ich so desillusioniert, lebensmüde bin. Schlimme Kindheit etc.pp … die Vergangenheit kann ich nicht ändern. Es ist wie es ist, entweder komme ich klar oder nicht.
Ich komme nicht klar.
Ich suchte Hilfe, alles ergebnislos, ich stehe wieder am Anfang.
Nun frage ich mich wie lange ich diese Theater mit mir noch mitmachen will. Wie lange ich mein Gejammere noch ertragen kann/ will.
Lavendel64
Beiträge: 544
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Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Asari,

warum sagst Du, Du bist beziehungsunfähig. Du hattest eine 30-jährige Beziehung! Leben verändern sich und manchmal eben nicht in die gleiche Richtung. Auch bei Freunden ist es ein Kommen und Gehen - manche begleiten Dich ein Stück des Weges, manche auch länger. Manche bleiben für immer, es ist immer unterschiedlich, aber der Lauf des Lebens und keine Schwäche eines einzelnen.

Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, die Zukunft hingegen schon. Ich kann Deine Gedanken verstehen, aber Entscheidungen sind m.E. keine Fehler, sondern resultieren aus der damals vorhandenen Situation. Rückblickend kann die Entscheidung falsch sein, aber in dem Moment wirkte sie richtig. Auch das ist normal - und ich glaube, jeder fragt sich, was wäre, wenn er in bestimmten Momenten den anderen Weg gewählt hätte. Auch der wäre keine Garantie für mehr Glück.

Die langjährige Freundin ... gerade langjährige Freundschaften sind nicht frei von Enttäuschungen - ihr Vorteil ist aber, dass sie vieles verzeihen. Auch wenn die Freundschaft vor einigen Monaten in die Brüche ging, wäre es vielleicht eine Idee, noch einmal Kontakt aufzunehmen und Bedauern und Vermissen auszudrücken?!

Ich habe auch nicht viele Freunde, sondern ziehe meine sozialen Kontakte aus Briefeschreiben. Ein fast ausgestorbenes, aber unheimlich schönes Hobby. Schreiben liegt mir mehr als Reden - also wähle ich diesen Weg. Vielleicht eine Anregung?

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Asari
Beiträge: 14
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Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Hallo ihr Lieben,
ich freue mich riesig über eure Beiträge! Habe lange nach einem passenden Forum gesucht und habe es jetzt gefunden.

Leider habe ich noch keine Idee wie ich das mit dem Zitieren mache. Kann mir das die Moderation kurz erklären? Ich möchte euch allen Antworten, ihr habt so hilfreiche Sachen geschrieben. Danke dafür!Ich schreibe gleich mehr.

Ich komme gerade aus dem Fitnessstudio. Dahin quäle ich mich seit 9 Wochen 3 Mal in der Woche in der Hoffnung, dass es meine Depressionen lindert. Bisher noch ohne Erfolg. Heute war es besonders mühsam und in der anschließenden Sauna könnte ich nicht entspannen. Es scheint nur meinem Körper zu helfen sich zu straffen, Muskeln aufzubauen und das Herz-Kreislauf-System zu verbessern. Aber wofür frage ich mich? Damit ich mit gesundem Körper psychisch leide? Irgendwo habe ich den irrsinnigen Satz gelesen, dass Sport wichtig ist um gesund zu sterben....Ich will nicht gesund sterben, ich will, dass mir wenn meine Zeit gekommen ist, alles wehtut, damit ich den Tod als Erlösung wahrnehme.

Morgen habe ich mir wieder was Sportliches vorgenommen. Laufe einmal in der Woche mit einer Bekannten durch die Gegend. Das Ziel ist ein 10km-Lauf im Herbst.

Weil ich in der letzten Zeit so durchhing, hatte ich keine Kraft meine Wohnung sauber zu machen. Das habe ich mir für heute vorgenommen, es wird eine Quälerei, aber ich weiß, dass ich mich hinterher besser fühlen werde. Außerdem möchte ich meiner Tochter eine saubere Umgebung bieten, obwohl.....eigendlich könnte sie saubermachen,sie ist 16, aber das wird nicht passieren.

Wir wohnen noch in dem Haus, das meinem Exmann gehört. Es ist viel zu groß für uns und hier sind noch die ganzen Erinnerungen an unser Familienleben fühlbar ( das teilweise sehr belastend war mit unserem behinderten Sohn und den Wutausbrüche meines Mannes) Trotz dieser Wutausbrüche war er ein lieber Mensch, den ich jetzt sehr vermisse.

Wieder so ein trauriges Wochenende, keine echte Erholung für die psychisch anstrengende Arbeit am Montag...

Jetzt muss ich erstmal das Zitieren lernen, damit ich auf eure vorherigen Beiträge Antworten kann.
Ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben!
Zuletzt geändert von Asari am 11. Jun 2022, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
Lavendel64
Beiträge: 544
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Asari,

das mit dem Fitness sehe ich etwas anders. Ich habe damit Anfang des Jahres auch begonnen und fest gestellt, dass es mir nicht gut tut, wenn es mir nicht gut tut. Ich brauche in einer Krise einfach nur Ruhe, mein Sofa und TV-Berieselung.
Ich habe es mit Sport versucht und fühlte mich danach schlechter. Also Fitness nur, wenn es mir gut geht. Ich sehe es wie du, was bringt ein sportlicher Körper, wenn die Seele leidet. Allerdings war ich auch nie ein sportlicher Mensch, einmal wöchentlich Fitness ist für mich eine Höchstleistung.

Ich reflektiere nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen täglich ... das tut mir enorm gut und hat mir geholfen, ein Gleichgewicht zu finden. Nach dem Aufwachen eben: was ist heute zu tun? Was ist zwingend, was gehört in den kann-Bereich, falls noch Kraft ist und was gönne ich mir Schönes - mein Tageshighlight.
Abends schaue ich, wie alles gelaufen ist und wie es mir damit ging. Und wenns mal einen Tag lang nur Pflichten gab, kommt ein Belohnungstag hinterher. Es geht mir nicht immer gut, gerade im Moment fällt mir die Balance schwer - heute blieb daher der Haushalt liegen. Gartenarbeit "fühlte" sich besser an.
Auch meine Kinder wohnen noch zu Hause - wer sich am nicht gemachten Haushalt stört, kann selber zu Besen und Staubsauger greifen - dafür bin nicht automatisch ich zuständig. Leider stört es meist mich selber.
Ich finde, einer 16-jährigen muss man Stabilität bieten, ein sauberes Haus ist glaube ich zweitrangig. Ich würde mich da nicht so unter Druck setzen.

LG Lavendel
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Justus61
Beiträge: 9
Registriert: 12. Mai 2022, 13:32

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Justus61 »

Hallo Asari,

als ich gerade Deinen ersten Eintrag gelesen habe dachte ich: Genau wie bei mir…

Ich bin älter, inzwischen 61 und habe mir immer eine Familie gewünscht.
Jetzt stehe ich da, total einsam und weiß nicht wirklich, wofür das alles noch.

20 Jahre war ich verheiratet… - unschöne Scheidung
20 Jahre hatte ich eine „beste Freundin“ – von heute auf morgen: "Tschüss…" (Das war vor 4 Jahren). Und seit dem gaaaanz alleine... :-(

Ich hatte nie einen großen Freundeskreis, nahm über 25 Jahre lang Antidepressiva…
Mir ging es während zwei Aufenthalten in einer Tagesklinik und einen in einer REHA gut. Danach war ich wieder alleine und alles beim Alten…

Im Grunde habe ich nur noch zwei sporadische Kontakte, das war es dann.
Und meinen Bruder, dem ich mit einem endgültigen Schritt nicht weh tun möchte.
Den ich aber wegen der Entfernung und Arbeit selten sehe.

Versuche Leute kennen zu lernen schlagen einfach nur fehl. Reden klappt – mehr nicht.

Ich brauche nicht mal ein angenehmes Leben, aber eins mit Partnerin und wenigstens einem besten Freund.

Es ist traurig, nicht aus der Einsamkeit heraus zu kommen.
2x Tagesklinik, 1x REHA , die Tabletten, einmal eine Gesprächsgruppe und momentan noch eine Psychotherapeutin… Und nichts wird besser bei mir. :-(

Ich möchte niemand damit herunterziehen, Nur zeigen dass es anderen auch so geht.
Und dass wir trotz allem nicht aufgeben dürfen.

Viele Grüße
Lana2
Beiträge: 11
Registriert: 25. Jun 2020, 18:14

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Lana2 »

Hallo Asari,

ich will, dass du weißt, dass du nicht alleine bist, auch wenn es sich so anfühlt. Wir kennen uns zwar nicht, aber ich schicke dir ganz viel Kraft für alles kommende.
Du bist sicher ein toller Mensch, der gerade in einem dunklen Strudel steckt und das Gefühl hat vergessen zu haben wo rechts, links, oben oder unten ist. Die Depression ist eine scheußliche Krankheit, die dem Betroffenen Dinge vorgaukelt, die in der Form nicht der Wahrheit entsprechen. Sie verzerrt die Wahrnehmung und hat die Macht jegliche Hoffnung zu nehmen.
Als ich in diesem unglaublich tief scheinenden Loch zu sein schien, hat es mir sehr geholfen Hilfe einzufordern von Leuten, die sich professionell mit der Thematik befassen. Und ich meine tatsächlich einfordern, denn von selber werden die nicht zu dir kommen.
Alleine schafft man es denke wirklich nur sehr schwer. Mein Gang in die Klinik glich Jesus`letztem Weg zur Kreuzigung, aber es war das Beste was ich machen konnte. Um nicht aus der Klinik Hals über Kopf wieder abzuhauen, habe ich mich immer wieder gefragt: was wäre die Alternative?
Es hat seine Zeit gedauert, aber mir gehts seit einem Jahr wieder gut. Klar immer mal gibts Rückschläge, aber ich bin wieder Herr meiner Selbst und das ist wichtig. Vielleicht machen dir diese Schilderungen Mut nicht den Glauben an dich selbst und das Leben zu verlieren. Es gibt Dinge für die es sich lohnt zu kämpfen und es gibt Momente für die es sich lohnt am Leben zu bleiben.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Vielen lieben Dank, dass ihr mir geschrieben habt, dass ihr euch für mich so viel Mühe gemacht habt, das kenne ich nicht in meinem Leben. Ich fühle mich dadurch besser.

Ja, die Depression lässt alles hoffnungslos erscheinen, aber ist es wirklich die Depression und nicht die Realität? Ich bin in meinem Leben nicht in der Lage, mir die Lebensbedingungen zu schaffen, mit denen ich mich halbwegs wohlfühle, besonders was Beziehungen zu anderen Menschen betrifft. Ich frage mich: MUSS diese Situation nicht depressiv machen? Kann man ein gutes Leben führen ohne Partnerschaft, Familie und enge menschliche Kontakte? Gibt es Leute, denen es ohne all das gut geht?

Ich kämpfe mich schon mein ganzes Leben damit ab, Therapien brachten keinen Erfolg, trotzdem zerbrachen Beziehungen zu Menschen die mir wichtig waren immer wieder. Wie soll ich damit bloß weiterleben?

Die Arbeit heute war nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Trotzdem bin ich als ich nach Hause kam wieder in Tränen ausgebrochen. Die Trennung von meinem lieben Mann ist jetzt 5 Jahre her und ich fühle den Schmerz wie am ersten Tag.

Habe mich dann aufgerafft und bin ins Fitnessstudio gegangen. Das war eine gute Idee, habe mich danach und in der anschließenden Sauna viel besser gefühlt und dieses Gefühl halt bis jetzt an.
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Aufgeben war dennoch nie eine Option, ich kämpfe weiter bis zum bitteren Ende.
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Es ging mir in den Jahren nach der Trennung nicht immer schlecht. Auch bis Ostern hatte ich diese Depressionen nicht. Vielleicht kann ich ja wieder dahin kommen. Ich stelle gerade fest, dass es total falsch ist, sich so in die Depris reinfallen zu lassen...
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Also ich glaube wirklich, dass meine Löffel unbegrenzt sind, ich bin 52 und habe unendlich viel gekämpft und das sehr oft vergeblich, und trotzdem und immer noch ziehe ich Kraft aus dem Gedanken, dass ich aktiv gegen die Depression vorgehen will.

Es geht mir heute deutlich besser.
Max_
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Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Max_ »

Asari hat geschrieben:Aufgeben war dennoch nie eine Option, ich kämpfe weiter bis zum bitteren Ende.
Sehe ich auch so. Und das motiviert mich, immer weiter an bzw. mit der Erkrankung zu arbeiten. Aber in kleinen Schritten und immer wieder mit Rückschlägen. Ich glaube daran, dass ich noch einen „Ausweg“ finde – oder vielmehr einen Modus, der ein Sich-Wohlfühlen als Grundzustand ermöglicht. Ohne diese Hoffnung wäre alles noch schwerer.
Asari
Beiträge: 14
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Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Ja Max, ich glaube auch, dass ich einen Ausweg finde. Es geht immer irgendwie weiter. Wenn man z.B. aktiv Leute sucht- da gibt es ja viele Möglichkeiten von ebay-Kleinanzeigen bis zu nebenan.de. Man kann Gruppen gründen, es ergeben sich immer neue Kontakte, wenn man das aktiv genug betreibt.
Mittlerweile sehe ich in meiner depressiven Episode auch etwas Positives: Es gibt einen Leidensdruck, so dass ich aktiv werden musste um diesen Zustand zu verbessern, ich habe mit Yoga und Sport angefangen und darüber Mitstreiter kennengelernt mit denen ich jetzt jedes Wochenende etwas unternehme.

Wenn ich einfach aufgeben hätte....Ich verstehe nicht, warum dies ein guter Rat sein könnte.
Überdosis
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Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Überdosis »

Ich glaube das mit dem aufgeben war eher so gemeint, dass, wenn es einem absolut nicht gut geht und wie in deinem Fall das Sport machen. Wenn das Sport machen dann beim schlechten Wohlbefinden dann keine Freude sondern zwingen und sich durch quälen bedeutet, dass es dann keine Schande ist das erstmal für eine Zeit sein zu lassen, bis es nicht mehr als Belastung empfunden wird und den Rat finde ich absolut in Ordnung.

Ich finde es immer wieder erschreckend, dass die selben Leute, die mit Tief keinen Sinn mehr in allen sehen, sich dann ohne ihren Tief über andere depressive und ihren Gedanken so übelst hinweg setzen, wo sie mit tief doch meist ähnliche Äußerungen geben.

Ich freue mich für dich sehr, dass du zurzeit keine Episode hast und ich hoffe für dich aber auch, dass wenn du dann wieder eine hast, dass du dann noch ähnlich positiv denken kannst, wie jetzt ohne tief.


Liebe Grüße
Susan
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Hallo Susan, meinst du du mich damit, die sich über die Gedanken von anderen Depressiven im Tief "übelst hinwegsetzt"? Aus welchen meiner Äußerungen schließt du das? Ich denke, das hat nichts mit mir zu tun.
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Suchende2 »

zu früh gesendet
Zuletzt geändert von Suchende2 am 18. Jun 2022, 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
Suchende2
Beiträge: 1218
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Asari,

ich denke, Susan meinte nicht Dich, sondern die Reaktion auf eine Reaktion auf Dein Thema. :-)

Überdosis hat geschrieben:
Ich finde es immer wieder erschreckend, dass die selben Leute, die mit Tief keinen Sinn mehr in allen sehen, sich dann ohne ihren Tief über andere depressive und ihren Gedanken so übelst hinweg setzen, wo sie mit tief doch meist ähnliche Äußerungen geben.
Hallo Susan,

ich sehe es anders als Du und habe es auch anders verstanden.
Wenn ich ein Problem habe, hilft es mir nicht weiter, wenn mir jemand schreibt, daß sowieso alles nichts nützt.
Genau deshalb überlege ich in schlechten Phasen, ob ich antworte und wenn ich antworte versuche ich sehr darauf zu achten, daß es nicht komplett von der Depression gefärbt ist.
Denn mit meiner "Depressionssicht" kann ich niemandem Helfen.

Alles Gute,
Suchende
Max_
Beiträge: 583
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Max_ »

Hallo Asari,

freut mich sehr für dich, dass du dir durch Sport und Yoga neue, feste soziale Kontakte „erarbeiten“ konntest. Ich tue auch viel, um mit der Depression einigermaßen leben zu können, aber das Knüpfen von neuen sozialen Kontakten bzw. Partnersuche ist für mich die härteste Nuss. Da werde ich so stark mit meinen Prägungen konfrontiert, dass das Thema sehr mit Anstrengung und Ängsten verbunden ist. Aber wie du selbst schreibst: wenn der Leidensdruck zu hoch wird, geht es nicht anders, als sich damit zu konfrontieren, was ich mir für diesen Sommer vorgenommen habe. Mit einem der wenigen engeren Freunde möchte ich jetzt z.b. üben, mich wieder entspannt in Cafés zu bewegen, was ich dank Erkrankung und Pandemie irgendwie verlernt habe. Und dann mal ein Date wagen ;)

Wünsch dir alle Gute.
Mindblog
Beiträge: 32
Registriert: 30. Mär 2021, 16:48

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Mindblog »

Mein enttäuschendes Leben hatte vor 5 Jahren mit meiner Kündigung begonnen.
Ich war danach 1 Jahr arbeitslos, danach in Rente.
Neben dem Verlust einer sinngebenden Tätigkeit hat mir auch der Kontakt zu meinen
Kollegen gefehlt.
Vor 2 Jahren ist meine Frau schwer an Depression erkrankt. 3 längere Klinik-Aufenthalte
folgten und eine lange Zeit der Ungewissheit und des einsam-Seins.
Inzwischen geht es meiner Frau wieder besser, mir auch, und ich bin für alles,
was ich noch habe, auch die Kontakte, die ich mir neu erschlossen habe, sehr denkbar.
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Ich habe ein furchtbares Wochenende hinter mir. Es ging mir schon lange nicht mehr so schlecht. Ich weiß nicht, ob es an meinem momentanen Hormonchaos (habe Hashimoto und bin nicht richtig eingestellt) liegt, dass ich so krasse Depressionen habe oder ob es einfach nur mit meiner Lebenssituation zusammenhängt, da mir gerade tiefe Beziehungen fehlen. Oder ob es an dieser krassen Hitze liegt....Mein Kreislauf spielt verrückt. Es ist gerade einfach alles nur Quälerei...
mime
Beiträge: 1280
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von mime »

Hallo Asari,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Du schreibst selbst, dass es möglicherweise mehrere Komponenten gibt, die für deinen Zustand verantwortlich sein könnten.

Wärme/Hitze vertrage ich auch schlecht; mir hilft da nur viel zu trinken und mich etwas abzukühlen (z. B. den Kopf mit einem nassen Tuch oder einem Kühlakku) und mich abzulenken, wenn es die Beschwerden (Kopfschmerzen etc. zulassen).

Wäre es dir möglich, dich beim Hausarzt anzumelden zum Durchchecken? Die Schilddrüse sollte medikamentös möglichst gut eingestellt sein. Bist du aktuell in therapeutischer oder psychiatrischer Behandlung? Könnte dir vielleicht ein Antidepressivum helfen, wenn deine Schilddrüsen-Sache richtig eingestellt ist?

Ich habe deinen Eingangspost vorhin erst gelesen. Mobbing ist eine fiese Sache, die kann echt krank machen. Ich hoffe, du kommst darüber hinweg.

Weil du es in einem anderen Beitrag geschrieben hast: Es ist nicht einfach, wenn man sich einsam fühlt, wieder einen Schritt ins soziale Leben zu machen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, man kann ohne leben, aber gänzlich ohne, ist, glaube ich, auf Dauer nicht gut.

Hm, mehr fällt mir jetzt nicht zu schreiben ein. Ich wünsche dir, dass es dir im Laufe der Zeit wieder etwas besser geht... und sorge bitte gut für dich, auch wenn es schwerfällt.

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Vielen Dank, Mime, für deinen Zuspruch! Ja, es scheint eine Kombination von körperlichen und seelischen Ursachen zu sein, die mich gerade völlig zu Boden drückt.

Dabei war ich gar nicht allein am WE, Freitag war ich mit der Freundin im Kino, Samstag mit einer Bekannten laufen und heute war ich mit der anderen Freundin spazieren...aber was ich so heftig vermisse sind tiefe Bindungen...

Samstag nach den Aufwachen hatte ich einen Heulflash, weil ich die vertraute Nähe zu meinem Exmann so vermisst habe.

Fakt ist, vor einem Jahr zur selben Zeit hatte ich auch nicht mehr oder qualitativ bessere Kontakte und war trotzdem nicht depressiv.

Zudem ist arbeitsmäßig gerade alles ok, Arbeit macht Spaß und überfordert mich auch nicht, das war vor einem Jahr noch deutlich problematischer. Trotzdem ging es mir gut.

Jetzt haut es mir total die Füße weg, ich sehe nur ins Schwarze und falle und falle ins Bodenlose....Das Leben fühlt sich an wie ein Horrorfilm und ich habe keine andere Wahl als das auszuhalten....
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Und um die anderen Fragen zu beantworten: nein, ich bin zur Zeit weder in psychiatrischer Behandlung noch nehme ich AD. Allerdings habe ich auch das mal probiert und es hat mir kein bisschen geholfen.
Asari
Beiträge: 14
Registriert: 24. Apr 2021, 11:18

Re: Enttäuschendes Leben

Beitrag von Asari »

Am schlimmsten ist das Gefühl absolut wertlos zu sein, zu defizitär und unannehmbar um von anderen geliebt zu werden oder eine wichtige Rolle in deren Leben zu spielen.Ich finde mich selbst absolut furchtbar, innerlich und äußerlich, kann mich nicht im Spiegel ansehen. Ich mag mein Wesen, meine Introvertiertheit und Unsicherheit nicht. Was habe ich anderen schon zu gebe, ich kreise eh nur um mich selbst und kann nicht sehen was die anderen brauchen.
Gesperrt