Depressionen und Narzismus - was ist dran ?

[charlyklon]

Hab da mal eine, ...ja vielleicht etwas provokante Frage:
Seht ihr einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Narzismus ? ?
Kann ein Depressiver Mensch (unbehandelt) zum Narzisten werden ? ....
Ich wurde schon mehrfach darauf angesprochen: Ist dein Mann Depressiv oder ist er Narzist ? Sein Therapeut meinte es sind devinitiv narzistische Züge da.......Das depressive Menschen zum Egoismus neigen hab ich schon mehrfach gelesen..... aber wo sind Gemeinsamkeiten, wie kann man es klar unterscheiden .....ich meine es gibt ja auch so viele verschiedene Formen von Depressionen.

Ich möchte damit KEINESFALLS sagen, das jeder der depressiv ist automatisch ein Narzist ist, devinitiv nicht ! ! ! Bitte nicht falsch verstehen ! !

Ich frage deshalb, weil es ja bestimmte Verhaltensweisen gibt die einem nahegelegt werden als Angehöriger. Wie verhält man sich wenn der Partner depressiv ist - wie verhält man sich wenn der Partner Narzist ist .... so dieses Will er nicht /kann er nicht .....das kann man als aussenstehender schwer einschätzen....

[SonneundDunkenheit]

So wie es viele Formen von Depressionen gibt, gibt es auch sehr unterschiedliche Ausprägungen von Narzissmus.
Ich habe das Buch "Gestatten, ich bin ein Arschloch" übrigens geschrieben von einem ärztlichen Psychotherapeuten, zu dem Thema gelesen. Leider ist mir gerade der Autor entfallen.
War ein Tipp meiner Therapeutin zum Thema Depression und Narzissmus.
Liest sich übrigens sehr amüsant trotz ernsthaftem Hintergrund.
Liebe Grüße

[SonneundDunkenheit]

Provokant zurück: auch ein Narzisst kann unbehandelt zum Depressiven werden.
Das oben benannte Buch gibt da einige Einblicke und auch auch theoretischen Hintergrund.
Noch einmal liebe Grüße

[charlyklon]

Werd ich mir mal anschauen, Danke !

[Lucien]

Hallo,

nun ja, auch ein Narzisst kann Depressionen haben...

Narzisstische Züge sind meines Verständnisses nach nicht automatisch gleichzusetzen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. So, wie nicht jeder Egoist ein Narzisst ist, ist auch nicht jeder Mensch mit schwierigen / unangenehmen etc. Eigenschaften ein Narzisst. Mit einem diagnostizierten Narzissten würde ich persönlich mich in einer Partnerschaft überhaupt nicht auseinander setzen wollen. Mir haben schon die, mit denen ich bislang im Berufsleben zu tun haben musste, mehr als gereicht.

Ob man wirklich sicher zuordnen kann, welche Verhaltensweise einer bestimmten Diagnose geschuldet ist, halte ich für schwierig. Menschen verhalten sich nicht immer nachvollziehbar für andere und es muss nicht immer einer Diagnose, sondern vieles kann vielleicht einfach nur dem jeweiligen Charakter geschuldet sein. Mein Ex hat sich im Laufe der letzten gut 2 Jahre sehr ins Negative verändert. Er hat sich mir gegenüber z. T. sehr verletzend verhalten, so sehr, dass ich irgendwann keinen Kontakt mehr mit ihm wollte. Aber ein Merkmal, was ich eigentlich überall als typisch für Narzissten gelesen habe, fehlt bei ihm völlig: er hat mich nie verbal abgewertet, schlecht gemacht, beleidigt oder ähnliches, im Gegenteil. Seine Verhaltensweisen und Gedankengänge waren nur immer im krassen Widerspruch zu dem, was ich ihm angeblich bedeuten würde. Alle seine Veränderungen würde ich nicht krankheitsbedingt sehen wollen, sondern ein Teil ist wohl auch seiner Persönlichkeit geschuldet, die in der Situation, in die er geraten ist, erst hervorgekommen ist. Menschen verändern sich nicht immer nur ins Positive, manche leider auch ins Negative, ohne dass eine Diagnose zugrunde liegt.

LG

[Empathie58]

Hallo charlyklon,

Deine Frage hat mich angesprochen, weil bei meiner ersten Frau sowohl eine Depression als auch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden war. Mit der letztgenannten Diagnose konnte ich damals wenig anfangen. Mir ist nur aufgefallen, dass die ständigen Abwertungen nicht zum Krankheitsbild einer Depression zu passen schienen, wie ich sie bis dahin schon mehrfach als Angehöriger erlebt hatte.

Erst im Nachhinein habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und gelernt, dass Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ihre Partner(innen) aussaugen, bis diese selbst keine Kraft mehr haben und sie dann fallen lassen, weil er/sie ihnen nicht mehr "dienen" kann. Wenn dieser Prozess lange dauert, kommt der "gesunde" Teil der Partnerschaft meist nur noch mit therapeutischer Hilfe aus dem Teufelskreis heraus.

Von daher kann ich gut verstehen, dass Du nach Abgrenzungsmöglichkeiten hinsichtlich der beiden Krankheitsbilder suchst. Allerdings ist aus meiner Sicht weniger die Diagnose entscheidend als vielmehr das tatsächliche Verhalten. Wenn dieses Deine persönliche Grenze des Erträglichen überschreitet, ist es an der Zeit für Dich zu sorgen, unabhängig davon, auf welchem Krankheitsbild die Übergriffigkeit beruht.

Liebe Grüße
Empathie58

[SonneundDunkenheit]

Toll beschrieben!
In dem von mir oben empfohlenen Buch geht es als Fallbeispiel genau um so eine Paarung.

Narzisstische Verhaltensweisen sind notwendig, um für sich zu sorgen....dies ist überhaupt nichts Schlechtes oder Falsches und hat auch nichts damit zu tun, dass wir "alles andere als perfekt sind". Schwierig wird es erst in dem Moment, wo es auf Kosten anderer geht.