LEBENSSTRESS

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Herculaneum
Beiträge: 149
Registriert: 18. Mai 2019, 20:16

LEBENSSTRESS

Beitrag von Herculaneum »

Moinsen

Tja, wie fange ich an.

Alles ist irgendwie alles Scheiße.
Klingt komisch, ist aber so.

Obwohl es ja auch "Lichtblicke" gibt.
Und ich überhaupt nicht die Probleme habe wie die armen Menschen in allen Kriegsgebieten und Hungerländern auf der Erde.
So gesehen habe ich ein "Luxusproblem".
Aber was ist schon Luxus für einen durchgeknallten Depressiven wie mich.

Und ich führe meine eigenen Kriege gegen mich selbst.
Völlig bescheuert und nicht zu verstehen.
Auch für mich am Wenigsten.

Was ist Lebensstress?
Was ist meine Definition?
Was bewegt mich überhaupt dazu?
Habe ich überhaupt das Recht es so zu sehen?

So gesehen, weiß ich eh nicht mehr wer, was oder wie ich bin.
Ein Kreislauf mit Abfolgen von Bewustseinsebenen.
In der Folge von dämlichen, chemischen Ausschüttungen meines Gehirns.
Wer hat uns eigentlich "denken" usw. in die Wiege gelegt?

Aber egal, ich will mich mal nicht aufregen.

LEBENSSTRESS - meine Definition :

Ich hasse es morgens aufstehen zu müssen.
Ich hasse es etwas tun zu müssen.
Ich hasse es, weil ich es hasse mich bewegen zu müssen zu Dingen die ich einfach hasse.

Es gibt nichts was mich in irgend einer Art und Weise glücklich macht.
NULL.
Es stresst mich so sehr das ich nicht mal mehr weiß worin der Sinn in dem Ganzen liegt.

Ich habe schlechte Gedanken.
Noch kann ich sie kontrollieren.

Holgi
....................................................................
Demnächst in diesem Lichtspielhaus
AnnaD
Beiträge: 163
Registriert: 30. Mär 2014, 10:46

Re: LEBENSSTRESS

Beitrag von AnnaD »

Hallo,
bei deinem Text denke ich mal wieder:
woher kennt der mich?

Ich bin es auch oft leid, verzweifelt nach kleinen Freuden des Alltags zu suchen, weil mich sonst nichts freut.
Herculaneum hat geschrieben:So gesehen, weiß ich eh nicht mehr wer, was oder wie ich bin.
Es gab viele und langanhaltende Zeiten in denen ich fürchtete verrückt zu werden, weil ich mich so zerrissen fühlte.
Weil ich keine Ahnung mehr hatte wer ich bin.

Vor einigen Jahren bin ich mit Focusing bekannt geworden.
Eine Methode bei der man mit seinen inneren Anteilen in Kontakt kommt.
Da habe ich gefühlt, dass ich scheinbar unendlich viele abgespaltete innere Aspekte habe, die oft ganz Gegenteiliges wollen. Weil sie aus ganz unterschiedlichen Lebensphasen kommen.
Manche sind ängstlich bis panisch.
Andere ruhen in sich selbst.
Manche wollen ganz alleine sein.
Andere sehnen sich nach Menschen.
Manche scheinen an der Depression festzuhalten.
Andere sind wütend, dass das so ist.

Diese Gegensätze sind immer noch schwierig für mich, doch ich verzweifle nicht mehr daran.
Das Alles gehört zu mir.
Das Alles bin ich.

LG Anna
Muschelsammlerin
Beiträge: 206
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: LEBENSSTRESS

Beitrag von Muschelsammlerin »

Mir geht es zeitweise so ähnlich.
Momentan habe ich wieder ein (leichtes) Tief, trotz Pillen. Sie helfen eben nicht, das grundlegende Problem zu beseitigen, sondern machen nur etwas rosa Tünche drauf.
Morgens Aufstehen fällt mir gerade auch wieder schwer, besonders wenn es so doll regnet, wie heute und ich den Tag grau und schwer vor mir liegen sehe wie einen nassen Felsen.
Ich zwinge mich dann aber doch, aufzustehen...manchmal dauert es eine Stunde bis ich aufrecht stehe.
Mein Hirn denkt nicht wirklich richtig in diesen Phasen....das rede ich mir immer wieder ein. Es hat einen Fehler, der alles mit einem Grauschleier überzieht.Die Wirklichkeit ist schöner, fröhlicher,nur kann mein Hirn das nicht wahrnehmen.
Stress macht mir das nur, wenn ich funktionieren muss, wenn andere das von mir erwarten. Zum Glück wird das immer weniger.
Ich gönne mir apathische Tage.
Ich versuche in dieser Tatenlosigkeit etwas Gutes zu finden....ich ruhe dann nur, sage ich mir. Hab ich mir verdient, ich habe im Leben genug geleistet, ich lasse mich ab und an einfach hängen.
Leider kippt aber manchmal die Stimmung und ich werde traurig und hoffnungslos. Man ist mit diesen Gefühlen so allein, keiner versteht das.
Das ist das Schwerste, man muss allein damit klarkommen.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Überdosis
Beiträge: 273
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: LEBENSSTRESS

Beitrag von Überdosis »

Hallo,

es tut mir sehr leid, dass es dir/euch zurzeit nicht gut geht.

Holgi, du schriebst, dass es dir im Grunde nicht so schlecht geht wie die anderen in Hungersnot oder im Krieg.
Es wird das oft so einem gesagt und ich empfinde solche Worte als für die falschesten, die man sich selbst oder zu jemand anderem, dem es nicht gut geht, sagen kann.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen und jeder sollte meiner Ansicht nach auch mal traurig, frustriert oder verzweifelt darüber sein und zwar völlig unabhängig davon ob das eigene "Päckchen" leichter oder schwerer ist, als augenscheinlich bei einem anderen.
Überhaupt stellt sich da mir die Frage, wer entscheidet welches leid schwerer wiegt und wer somit "jammern" darf, als der andere?
Wer sagt:"komm, andere haben es schlechter/schwerer als du!" Derjenige geht meiner Ansicht nach nicht liebevoll/verständnisvoll mit sich oder anderen um, sondern ist oberflächlich und tut sich (wenn derjenige es sich selbst so einredet) oder anderen keinen Gefallen (wenn er anderer Probleme mit diesen Worten abtut).

Ich glaube einige wissen von uns selber, wie hart es ist, nichts zu fühlen.
Keine Freude, kein Spaß, keine Interessen, manche fühlen auch gar keine Liebe mehr und das über Wochen/Monate...
Ich glaube, bei so etwas, hat man durchaus auch mal das Recht einzuknicken und zu sagen, dass man grad mal nicht mehr so stark sein kann und sein leid offen sagen.

Würde es dir vielleicht helfen mal einen Krankenschein zu nehmen, wenn du arbeitest, dass du es dir mal selbst erlaubst länger liegen zu bleiben, Dinge zu machen, die du dir zutraust und nicht zwingend gemacht werden müssen?

Wenn ich so drauf bin, dann tröste ich mich selber.
Ich denke mir dann, dass es eben gerade so ist, dass ich jetzt langsam mache oder auch mal nichts mache, weil es eben einfach gerade nicht anders geht.
Auch die Worte " komm, das schaffst du, mach langsam, alles wird schon noch gut" und wenn ich was schaffe, lobe ich mich gedanklich auch öfter und denke mir "siehst du, doch geschafft. Gut gemacht"
Mir hilft das manchmal es so zu machen, um nicht völlig zu verzweifeln.

Bist du den in Therapie, geht es dir denn manchmal auch besser oder ist es immer so schlecht, wie zurzeit?


Liebe Grüße
Susan
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: LEBENSSTRESS

Beitrag von Maxegon »

Guten Morgen.
Ähnlich so geht’s mir auch, ich sehe nirgendwo einen Sinn.
Sätze, wie: Genieße dein Leben, sei froh daß ...“ prallen an mir ab, ich verstehe, zwar was die anderen meinen, doch kann ich nichts empfinden, die Freude ging verloren.
Ich schleppe mich von Tag zu Tag und frage mich, wozu das alles.
Alle Illusionen sind mit dem Alter verfolgen und die Frage nach dem warum, wozu das alles, beherrscht mittlerweile jeden Tag.
Therapeuten erzählen, kluge Weisheiten, so genannte nicht „professionelle Helfer“ kommen mit Lebensweisheiten oder flotten Kalendersprüchen.
Mein eigenes Gejammer nervt mich unheimlich.
„Such dir Hilfe“ … ja wo denn bitte?
Das Zauberwort Therapie hat seinen Zauber verloren, ich bin dieses ständige Suchen, Reflektieren müde. Manchmal frage ich mich, wer Hilfe benötigt ich oder der Therapeut – Ansichtssache.
Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann.
Auch ich wünsche mir oft, daß das alles einfach nur ein Ende hat. Angstfrei.
Ich beneide jeden, der diese Gedanken nicht hat.
Mitgefühl etc. pp. mag vielen helfen, doch ich kann damit nichts anfangen.
@Winfried 123 bringt es gut auf den Punkt: „Es hilft dir ja nicht, zu sehen, dass es anderen Menschen sehr viel schlechter geht.
Wenn du dein "gutes Leben" nicht genießen kannst, dann ist das Alles nichts. „
Herculaneum
Beiträge: 149
Registriert: 18. Mai 2019, 20:16

Re: LEBENSSTRESS

Beitrag von Herculaneum »

Moinsen

Ich überlege gerade wie ich alles so beschreiben könnte das mich ankotzt.

LEBENSSTRESS eben.

Aber Corona, Ukraine, Gas, Klimakrise usw. wären wirklich zu "abendfüllend".

Und heute ist auch noch der Todestag von Chester Bennington.
Ich habe diesen Musiker richtig gefeiert.
Ich erinnere mich noch an ein Interview zu dem Lied Heavy das er bei N-Joy gegeben hatte.

Ich lasse mal den Songtext auf deutsch hier so stehen :
---------------------------------------------------------------------------------------------
Ich kann meinen Verstand gerade nicht leiden
Haufen von Problemen, die so unnötig sind
Wünschte, ich könnte die Dinge langsamer angehen lassen
Ich möchte loslassen, aber die Panik ist recht bequem
Und ich mache mich selbst verrückt
weil ich denke, es geht alles um mich
Ja, ich mache mich verrückt
Denn ich komme nicht heraus aus diesem Sog

Ich halte daran fest
Warum ist alles so schwer?
Festhalten
So viel mehr, als ich tragen kann
Ich schleppe weiter mit mir herum was mich runterzieht
Wenn ich einfach losließe, wäre ich frei
Festhalten
Warum ist alles so schwer?


Du sagst, dass ich paranoid bin
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Welt es auf mich abgesehen hat
Ich hab mir das ja schließlich nicht ausgesucht
dass mein Verstand so verdammt wirr bleibt
Ich weiß, ich bin nicht das Zentrum des Universums
Aber du schwirrst trotzdem ständig um mich herum
Ich weiß, ich bin nicht das Zentrum des Universums
Aber du schwirrst trotzdem ständig um mich herum

Ich halte daran fest
Warum ist alles so schwer?
Festhalten
So viel mehr, als ich tragen kann
Ich schleppe weiter mit mir herum was mich runterzieht
Wenn ich einfach losließe, wäre ich frei
Festhalten
Warum ist alles so schwer?

Ich weiß, ich bin nicht das Zentrum des Universums
Aber du schwirrst trotzdem ständig um mich herum
Ich weiß, ich bin nicht das Zentrum des Universums
Aber du schwirrst trotzdem ständig um mich herum
Und ich mache mich selbst verrückt
weil ich denke, es geht alles um mich


Ich halte daran fest
Warum ist alles so schwer?
Festhalten
So viel mehr, als ich tragen kann
Ich schleppe weiter mit mir herum was mich runterzieht
Wenn ich einfach losließe, wäre ich frei
Festhalten
Warum ist alles so schwer?
Warum ist alles so schwer?
Warum ist alles so schwer?
------------------------------------------------------------------------------------------

Tja, niemand kann in den Kopf eines Menschen sehen.
Auch nicht durch Gespräche.
Und jede Therapie ist nur so gut, wie der "Patient" bereit ist zu akzeptieren.
Es bleiben immer irgend welche "Rückstände" die man mal mehr und mal weniger betrachtet.

Ich versuche gerade alles irgendwie "wegzuschließen".

Mit dem Aufarbeiten bin ich durch.
War hart, aber hat sich doch irgendwie gelohnt.
Immerhin lebe ich noch.

Holgi
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Si vis vitam, para mortem
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