Zunächst mal einen schönen Gruß aus dem fernen Osten, in dem ich mich gerade aufhalte. Dies ist auch der Grund, weshalb ich mich an dieses Forum wende, weil ich sonst keine Möglichkeit habe, mit einem Profi drüber zu sprechen.
Ich bin Mitte 20 und mein Leben ist so weit nicht schlecht gelaufen. In den letzten Tagen kam aber mehr durch Zufall etwas auf, was gestern in einem Streit mit meiner Freundin gipfelte, ob ich sie überhaupt richtig lieben kann oder nicht.
Aber mal von Anfang an.
Schon als Kind hatte ich in der Schule immer Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, die sich bis in die Gegenwart gerettet haben. Trotz meiner ausgeprägten Motivationslosigkeit den Unterricht oder die Vorlesungen zu verfolgen und viel zu lernen, habe ich es gar nicht mal so schlecht geschafft mich von einem Kandidaten für die Hauptschule zu einem Absolventen einer Uni zu mausern. Das verkannte, hyperintelligente Genie bin ich aber definitiv nicht, welches nie gefördert wurde und deswegen aufgrund von Unterforderung abdriftet.
Mich plagt schon seit Ewigkeiten, dass in mir kein Feuer brennt, welches mich langfristig motiviert an etwas arbeiten läßt. Mal mache ich das Hobby, mal dieses, dann wieder zurück zum ersteren.
Auch bei meiner jetztigen Arbeitsstelle, erledige ich meiner Arbeit. Ich merke aber, wie ich immer öfter und länger durchs Internet reise, auf der Suche nach Neuigkeiten, nach etwas was ich erfahren oder lernen kann oder einfach nur zum Meinungsaustausch auf Foren. Dabei bleibt natürlich die Arbeit auf der Strecke und ich kann nicht 100% meiner Leistungsfähigkeit abrufen. Ich lasse mich zu schnell ablenken und einen Tag richtig konzentriert arbeiten ist irgendwie nicht möglich. Nur in der Zeit als ich als Kellner gejobt habe, war ich 100%ig dabei, weil es einfach keine Alternative gab und die Konsequenz ja nur Minuten später zu sehen ist. Geht es aber um etwas, was ich aufschieben kann, dann mach ich das.
Oft fühle ich einfach nur, dass ich existiere, aber ob ich da bin oder nicht ist nicht so wichtig. Ich kann zwar Freude und Zorn empfinden, die meiste Zeit bewege ich mich aber auf einen Pegel, der weder Fisch noch Fleisch ist. Das geht dahin, dass mir meine Freundin sagt, dass die mit mir nicht weiterleben kann und ich empfinde noch nichteinmal etwas dabei.
Als Scheidungskind wurde ich ein paar Mal verletzte und meine Art damit umzugehen war das einfach irgendwo wegpacken und es da lassen. Aus den Verletzungen muss sich wohl ein Mechanismus bei mir entwickelt haben, der mich zwar meine Freundin lieben läßt, aber es immer etwas gibt, was davor zurückschreckt mich komplett in dieser Beziehung aufgehen zu lassen.
Zudem empfinde ich eine permanente Müdigkeit, obwohl ich täglich 7 bis 8 Stunden schlafe. Ich fühle mich nie fit und munter, sondern im Idealfall einfach nur nicht müde.
Was den Umgang mit Menschen angeht, so werde ich wohl niemals die Person, die im Mittelpunkt stehen wird. In Gruppen habe ich das Gefühl, dass ich übergangen werde und wenn ich mal was sage, dann nicht wirklich wahrgenommen werde. Meine Stärke liegt definitiv in der 1 zu 1 Situation, wo ich bei interessanten Gesprächen geradezu glänzen kann.
Wenn es heißt, dass ich mich irgendwo mit anderen treffen soll, dann mag ich oft am liebsten ablehnen. Erst recht wenn es darum geht in größeren Gruppen zu sein, wovon ich einen Teil nicht kenne. Wenn der Fall mal eintrifft, dann habe ich meistens auch eine gute Zeit komme schnell ins Gespräch und genieße diese auch, aber bis kurz vor dem Treffen, plagt mich Lust- und Motivationslosigkeit dahinzugehen.
Ähnliches ist mit dem Thema rausgehen im allgemeinen. Wenn meine Freundin mit mir in die Disko gehen möchte, dann fällt das meistens ins Wasser, weil ich einfach keine Lust habe und mich nur müde fühle.
Meine Mutter und Großmutter haben beide Depressionen, was ja auch vererbbar sein soll. Ich frage mich was mit mir ist. Bilde ich mir einfach nur etwas ein, bin einfach nur unglaublich Faul oder ist es doch was ernstes wie eine (leicht oder latent)Depression oder Aufmerksamkeitsmangel?
Ich spüre, dass etwas nicht stimmt ich an etwas arbeiten muss, nur weiß ich nicht an was und wie.
Ich hoffe ich kann hier den ein oder anderen Tipp oder Kommentar erhalten.
Lieben Gruß aus dem Fernen Osten
Godfather
Was ist los mit mir?
Re: Was ist los mit mir?
Hallo Du!
Dein überhöhtes Schlafbedürfniss und die Antriebslosigkeit lassen meiner Meinung nach schon auf deine depressive Verstimmung schließen.
Bin selbst Betroffene, auch mein Vater leidet/litt (kein Kontakt) unter manischen Depressionen. Angeblich soll auch seine Mutter und auch deren Mutter Depressionen gehabt haben.
Meine bisherigen Therapeuten haben mir nie eindeutig beantwortet, ob das vererbbar ist, aber ich denke schon.
Du schreibst, du bist ein Scheidungskind und du hast einige Dinge runtergeschluckt. Auch das kenne ich, wenn auch in abgewandelter Form. Sicherlich warst du auch ganz schön wütend auf deine Eltern, das hast du "gefressen" und vielleicht hast du dich als Kind ja irgendwie schuldig gefühlt (ich war nicht lieb genug, Mama und Papa lieben mich nicht mehr....)Das kann schon Grund genug sein für eine Depression.
Super finde ich, dass du dich schulisch so gemausert hast. Und vielleicht solltest du beginnen, dir mal auf die Schulter zu klopfen für das, was du in deinem jungen Leben so auf die Beine gestellt hast!!
Aber lass´es nicht so laufen, wie bisher. Glaub´mir, das Leben ist soo kurz! Rede doch mit deiner Freundin und sage ihr, dass du Hilfe brauchst, das du mit deinen Gefühlen Probleme hast, sie aber keine Schuld daran trägt.
Und dann rate ich dir, dass du dir professionelle Hilfe holst, bei einem Therapeuten. Nicht erschrecken, wenn du längere Wochen warten mußt auf einen Platz. Aber die puren simplen Gespräche alleine können schon immens hilfreich sein. Bevor deine Sympthome sich verschlimmern, pack es lieber gleich an, damit es dir bald besser geht.
Denn von alleine verschwindet das nicht. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und drück dir die Daumen für dein Leben!!!
whistle