Ab wann in die Klinik?

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FRAMPL
Beiträge: 10
Registriert: 16. Mai 2022, 22:33

Ab wann in die Klinik?

Beitrag von FRAMPL »

Hi,

ist schon mein zweiter Thread in kurzer Zeit, aber mir gehts echt schlimm und ich wollte noch ein paar Meinungen hören. Habe das Thema schon mit meiner Therapeutin und meiner Psychaterin besprochen.

Ich schreibe in 4 Monaten mein 2. Staatsexamen (Jura) und bin absolut nicht lernfähig. Noch dazu war danach ein 3-monatiger Auslandsaufenthalt geplant. Ich kann kaum essen, meine Gedanken sind unkontrollierbar und ich lebe quasi in der Vergangenheit und kann mich auf nichts konzentrieren. Ich fühle mich endlos leer. Wenn ich morgens aufwache bin ich nervös, unruhig, mir ist übel und ich fühle mich einfach nur scheiße. Ich liege stundenlang im Bett und schaffe es kaum raus. Es ist meine zweite schwere depressive Episode.
Ich habe einfach nur Angst, dass ich deswegen mein ganzes Leben versaue. Mein erstes Staatsexamen war sehr gut und jetzt schaffe ich einfach nichts.

Bei meiner ersten depressiven Episode war ich schon kurz vor der Klinik, aber habe mich dagegen entschieden, weil ich lieber in meinem Bett schlafen wollte und Angst vor der Stigmatisierung hatte.
Mein Leben ist eig in Ordnung objektiv gesehen, außer einer gescheiterten toxischen Liebesbeziehung. Ich verstehe einfach nicht wie das so enden konnte.

Ich bin derzeit seit 2 Wochen auf 300mg Bupropium. Das Medikament hilft schon ein wenig und lässt zumindest die Müdigkeit etwas verschwinden. Es braucht ja auch bis die Wirkung sich entfaltet.
In Therapie bin ich seit einem Jahr und irgendwie habe ich da auch noch keine richtig krassen Erfolge verzeichnen können.

Ich weiß was ich tun muss um wieder gesund zu werden, Dinge wie früh aufstehen, duschen, gesund essen, viel Bewegung und Sport, geregelter Tagesablauf mit gezielten Belohnungen. Aber nichts macht mir Freude, ich bin komplett leer. Lebensmüde Gedanken habe ich auch, teilweise denke ich an Suizid, aber nicht wirklich konkret, weil meine Familie alles für mich tut und es ihnen niemals antun würde.

Ich will eig immer noch nicht wirklich in die Klinik. Ab wann meint ihr ist es sinnvoll?
FRAMPL
Beiträge: 10
Registriert: 16. Mai 2022, 22:33

Re: Ab wann in die Klinik?

Beitrag von FRAMPL »

Guinevere7 hat geschrieben:Ich würde halt aufpassen, jetzt, wo Du mit den Antidepressiva begonnen hast in Bezug auf Suizidgedanken. Im Moment scheinst Du diese ja noch gut unter Kontrolle zu haben...nicht sie Dich.

Ist schwierig zu sagen, ich denke Joannis Tipp ist super :-)

Die besten Wünsche!
manu
Was meinst du mit dem Beginn von Antidepressiva? Ich bin gerade komplett unter Strom und es ist irgendwie schlimmer geworden.
hansa
Beiträge: 12
Registriert: 14. Nov 2020, 21:12

Re: Ab wann in die Klinik?

Beitrag von hansa »

Huhu!
Was die anderen meinen ist, dass bei antidepressiva auch als Nebenwirkung eine Verschlimmerung der depressiven Symptome, gerade am Anfang, auftreten können. Falls sich das für dich so anfühlt, sprich auf alle Fälle mit deiner Psychiaterin oder Therapeutin darüber.
Wie du deine Situation beschreibst kommt mir spontan sofort in den Sinn: geh mit einer Krankschreibung zur Studienberatung und lass dir helfen, dass du ein Urlaubssemester beantragen kannst oder irgendwie anders das Staatsexamen verschieben kannst. Ich habe schon oft erlebt, dass bei der Studienberatung sehr verständnisvolle Menschen sitzen, die einem wirklich helfen wollen damit das Studium gut beendet werden kann. Und so wie es dir wohl gerade geht, wie sollst du es da fertig bringen dich ordentlich auf so eine krasse Prüfung vorzubereiten?
Das ist natürlich auch anstrengend das zu organisieren, aber vielleicht kannst du das auch per Mail oder am Telefon regeln, wenn du deine Situation ein bisschen beschreibst. Vielleicht kann dir auch eine Person der du vertraust helfen die Mail zu schreiben oder bei dir bleiben wenn du telefonierst.

Ich kann auch gut verstehen, dass du keine große Lust hast in eine Klinik zu gehen. Natürlich ist es schön im eigenen Bett zu schlafen und in der vertrauten Umgebung zu sein. Andererseits hast du in der Klinik auch die Erleichterung dass du nicht allein deinen Alltag organisieren musst. Du brauchst nicht einkaufen, nichts sauber machen, es gibt einen Tagesablauf den du dir nicht selbst ausdenken musst, du bekommst Unterstützung wenn es dir schwer fällt dich an den Angeboten zu beteiligen usw. Und du wärst auch weg von den Unisachen, vielleicht tut dir das auch gut? Außerdem: wenn es dir nicht gut tut, kannst du auch wieder heim gehen. Noch außerdem: wahrscheinlich musst du sowieso eine Wartezeit einplanen. Vielleicht hilft es ja bei der Entscheidung, wenn du dich einfach mal anmeldest und dann schaust wie es sich anfühlt? Absagen kannst du immernoch.

Und weil es ein bisschen so klingt, wie wenn du sehr streng mit dir bist: natürlich ist morgens aufstehen, Sport machen, gut essen etc hilfreich, aber niemand kann das von heute auf morgen umsetzen, das ist leicht nachvollziehbar, dass du für all das gerade keine Kraft hast. Wie bist du denn das letzte mal aus der schweren Episode raus gekommen? Vielleicht findest du da ein paar Anhaltspunkte was dir jetzt auch gut tun könnte.

Auf alle Fälle drücke ich dich fest!!
FRAMPL
Beiträge: 10
Registriert: 16. Mai 2022, 22:33

Re: Ab wann in die Klinik?

Beitrag von FRAMPL »

hansa hat geschrieben:Huhu!
Was die anderen meinen ist, dass bei antidepressiva auch als Nebenwirkung eine Verschlimmerung der depressiven Symptome, gerade am Anfang, auftreten können. Falls sich das für dich so anfühlt, sprich auf alle Fälle mit deiner Psychiaterin oder Therapeutin darüber.
Wie du deine Situation beschreibst kommt mir spontan sofort in den Sinn: geh mit einer Krankschreibung zur Studienberatung und lass dir helfen, dass du ein Urlaubssemester beantragen kannst oder irgendwie anders das Staatsexamen verschieben kannst. Ich habe schon oft erlebt, dass bei der Studienberatung sehr verständnisvolle Menschen sitzen, die einem wirklich helfen wollen damit das Studium gut beendet werden kann. Und so wie es dir wohl gerade geht, wie sollst du es da fertig bringen dich ordentlich auf so eine krasse Prüfung vorzubereiten?
Das ist natürlich auch anstrengend das zu organisieren, aber vielleicht kannst du das auch per Mail oder am Telefon regeln, wenn du deine Situation ein bisschen beschreibst. Vielleicht kann dir auch eine Person der du vertraust helfen die Mail zu schreiben oder bei dir bleiben wenn du telefonierst.

Ich kann auch gut verstehen, dass du keine große Lust hast in eine Klinik zu gehen. Natürlich ist es schön im eigenen Bett zu schlafen und in der vertrauten Umgebung zu sein. Andererseits hast du in der Klinik auch die Erleichterung dass du nicht allein deinen Alltag organisieren musst. Du brauchst nicht einkaufen, nichts sauber machen, es gibt einen Tagesablauf den du dir nicht selbst ausdenken musst, du bekommst Unterstützung wenn es dir schwer fällt dich an den Angeboten zu beteiligen usw. Und du wärst auch weg von den Unisachen, vielleicht tut dir das auch gut? Außerdem: wenn es dir nicht gut tut, kannst du auch wieder heim gehen. Noch außerdem: wahrscheinlich musst du sowieso eine Wartezeit einplanen. Vielleicht hilft es ja bei der Entscheidung, wenn du dich einfach mal anmeldest und dann schaust wie es sich anfühlt? Absagen kannst du immernoch.

Und weil es ein bisschen so klingt, wie wenn du sehr streng mit dir bist: natürlich ist morgens aufstehen, Sport machen, gut essen etc hilfreich, aber niemand kann das von heute auf morgen umsetzen, das ist leicht nachvollziehbar, dass du für all das gerade keine Kraft hast. Wie bist du denn das letzte mal aus der schweren Episode raus gekommen? Vielleicht findest du da ein paar Anhaltspunkte was dir jetzt auch gut tun könnte.

Auf alle Fälle drücke ich dich fest!!
Danke für die Antwort. Also Ich habe ja schon das erste Staatsexamen und das zweite Examen ist nach dem Referendariat beim Gericht. ABer auch da sollte es Möglichkeiten geben den Termin notfalls zu verschieben. Zurzeit bin ich nicht in der Lage zu lernen, ich habe heute nicht mal etwas gegessen.

Ich würde in der Notfallklinik auch sofort einen Platz bekommen. Ich habe vorhin mit der dort zuständigen Ärztin gesprochen. Ich überlege es mir bis morgen auch nochmal.

Ich hätte gerne vllt auch ein paar Erfahrungen, ob der stationäre Aufenthalt die Heilung so viel beschleunigt und was da genau gemacht wird. Medikamente und Psychotherapie wird bei mir ja schon angewendet mit eher mäßigen Erfolg.
Die Ursache meiner Depression geht irgendwie nicht weg.
Max_
Beiträge: 585
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Ab wann in die Klinik?

Beitrag von Max_ »

Hallo FRAMPL,

ich habe sehr, sehr lange gewartet, bis ich mich endlich auf „stationär“ einlassen konnte. Im nachhinein war es das Beste, was mir im Rahmen der Erkrankung passiert ist. Sehr nette Menschen und viel gelernt, ich bin unheimlich gestärkt da rausgekommen. Sollte es mir mal wieder ganz mies gehen, werde ich nicht mehr zögern.

Dir alles Gute!
Max
hansa
Beiträge: 12
Registriert: 14. Nov 2020, 21:12

Re: Ab wann in die Klinik?

Beitrag von hansa »

Da kann ich dir leider nicht viel helfen.

Bei mir hatte die zuständige Psychiaterie erst in einem Monat wieder Platz, und ab da hatte ich schon sicher einen Platz in der Tagesklinik. Ich dachte dann ist’s auch wurscht und ich will lieber zuhause schlafen. Jetzt rückblickend war das die falsche Entscheidung für mich. Ich dachte halt „ach, dann ruh ich mich jetzt halt einen Mobat lang aus, dann wird’s schon wieder besser sein“. Ist aber kein bisschen besser geworden und das Programm in der Tagesklinik, allein schon der Weg dorthin, hat mich bis zum Schluss überfordert. Ich glaube mir hätte ein stationärer Aufenthalt mehr geholfen und es wäre für mich eine heilsame Erleichterung gewesen, noch mehr von täglichen Aufgaben einfach abzugeben.
Du hast jetzt wahrscheinlich Eile dich zu entscheiden, im Forum gibt es sicher viele Einträge zu dem Thema. Such doch mal nach „Erfahrungen Klinik“ oder so.
Ich drück dir die Daumen!
Nachtmensch
Beiträge: 620
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Ab wann in die Klinik?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo FRAMPL,

meine Klinik Aufenthalte, gleich ob stationär oder Tagesklinik, haben mir schon geholfen, mich einigermaßen stabilisieren können, in Zeiten ohne ambulante Behandlung. Eine gute ambulante Therapie und ggf. gute medikamentöse Einstellung ersetzten sie aber bei mir nicht.

Im Krisenfall ist Klinik aber ratsam und allemal besser als gar keine Unterstützung.

VG Nachtmensch
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