Gefühle / Hallo

Antworten
nelly_227
Beiträge: 29
Registriert: 28. Apr 2022, 12:50

Gefühle / Hallo

Beitrag von nelly_227 »

Edit
Hallo,

zu mir:
ich habe zwar schon ein, zwei Mal kommentiert, wollte mich aber noch mal kurz hier vorstellen. Ich hatte während meines Studiums vor einigen Jahren meine erste depressive Episode, die auch recht heftig war, aber mit Hilfe von Therapie und AD gut behandelbar war. Nach einem Rückfall war ich in einer Tagesklinik, was mir echt viel gebracht hat und ich habe festgestellt, dass ich wohl schon lange unter einer Angststörung leide. Nach einer sehr langen guten und stabilen Phase habe ich Ende des letzten Jahres begonnen die AD auszuschleichen.

Jetzt - Gefühle..
Zunächst lief das auch echt super, doch dann kam kurze Zeit nach dem Absetzen ein ziemlicher Rückfall... Hier befinde ich mich gerade... die letzten Wochen waren geprägt von weinen, nichts essen, Schlafproblemen (entweder nicht schlafen können oder zu viel), Antriebslosigkeit, Leere, Angst, Unruhe und all diesen schönen Dinge eben die wohl viele kennen.
Was mich aber am härtesten trifft ist, dass die Depression und die Angst sich dieses Mal auch auf meine Beziehung auswirken, was mich quält. Ich bin mit meinem Partner seit vielen Jahren zusammen und er hat mich durch alle Phasen, Therapie und Co immer unterstützt, ist verständnisvoll und versucht all das so gut wie möglich zu verstehen. Trotz meiner Phasen waren diese Jahre auch von viel Glück und Co geprägt und wir haben uns gemeinsam etwas aufgebaut. Nach dem Absetzen der AD kam jetzt aber doch noch mal die Depression vorbei, zusammen mit Ängsten die wohl auch ein Stück durch die Thematik Familiengründung bei mir ausgelöst wurden..dies hat weniger mit ihm als mit den Ängsten aus mir zu tun, wie ich eigentlich weiß..doch von heute auf morgen ging es los mit sich aufdrängenden Gedanken, ihn zeitweise wie durch eine negative Lupe zu sehen, Zweifel wegen Kleinigkeiten und Dingen über die ich nie nachgedacht habe und das Gefühl sich selbst nicht 100% trauen zu können.
Trotz Therapie und AD quält es mich natürlich gerade nicht die Partnerin sein zu können, die ich gerne wäre, des schlechte Gewissen ist da auch nicht weit und je mehr man sucht und will, dass die Gefühle wieder alle da sind umso schwieriger ist das wohl
Ich weiß, dass man keinen Schalter umlegen kann und ich mich in den letzten Wochen in einer extremen Situation befunden habe und sich die Episode (auch wenn ich es nicht gleich gemerkt habe) schon etwas angekündigt hat.. Auch jetzt muss ich mir noch meinen Plan schreiben, um ansatzweise meine Sachen zu schaffen und mich aufraffen zu können... Doch ich liebe meinen Partner sehr und wenn es mir etwas besser geht ist das auch überhaupt keine Frage. Aber wenn die Angst und das Grübeln übernehmen ist es eben aktuell schwer den Zugang zu diesen Gefühlen zu finden.

GEDULD höre ich immer wieder... leider etwas was mir bei mir selbst wohl so schwer fällt wie kaum etwas... Kennt ihr das auch? Das Gefühl, dass es doch schneller gehen müsste? Dass ihr euch doch endlich besser oder normaler fühlen solltet?

Entschuldigt den langen Text...

---------
"Depressionen sind wie alle drei Teile "Herr der Ringe" in Zeitlupe mit Jean-Claude van Damme als Gandalf und Musik von Andrea Berg" - Torsten Sträter
Zuletzt geändert von nelly_227 am 4. Mai 2022, 17:44, insgesamt 3-mal geändert.
Empathie58
Beiträge: 266
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Gefühle / Hallo

Beitrag von Empathie58 »

Hallo nelly_227,

herzlich willkommen im Forum und vielen Dank für Deine ausführliche Vorstellung.

Ich bin "nur" Angehöriger, kann deshalb zu Deinen Fragen nichts beitragen und wünsche Dir hilfreiche Antworten von anderen Betroffenen.

Liebe Grüße
Empathie58
skywalker7

Re: Gefühle / Hallo

Beitrag von skywalker7 »

Hallo Nelly,

willkommen hier :-)

Was genau sind deine Ängste ? Situationsbezogen ? Oder körperbezogen?
Panikattacken?

Ich hab körperbezogene Ängste, bis hin zu Panikattacken. Ich hab gelernt (mehr oder weniger), dass ich sie zulassen muss und nicht dagegen ankämpfen. Das macht sie bei mir schlimmer.

Ja, Geduld :shock: .... bin auch nicht der geduldigste Mensch. Aber Heilung von Depressionen kann man nicht übers Knie brechen. Es dauert so lange wie es eben dauert ...

Was machst du gegen die Krankheit ?

LG skywalker :hello:
Xerandar
Beiträge: 9
Registriert: 14. Mai 2021, 23:10

Re: Gefühle / Hallo

Beitrag von Xerandar »

Hallo und Willkommen hier,

kann nichts genaues dazu sagen, da ich diese Situation nicht kenne. Allerdings klingt es nicht unbedingt "gesund". Du sagst ja selbst, dass du das Gefühl einer "negativen Lupe" hast.
Sind diese Gedanken denn valide oder übertreibst du? Manche Dinge fallen einem ja auch nur auf, wenn man eben über etwas langfristiges wie Familie nachdenkt. Da könnte es störend sein, wenn er zum Beispiel ein Hobby hat, das enorm viel Zeit in Anspruch nimmt. Das stört einen im Alltag nicht so stark als wenn man an Kindererziehung denkt und glaubt er würde dann lieber dem Hobby nachgehen.
Allerdings kann man sich auch alles totdenken. Jeder Mensch hat schlechte Seiten, Macken, Probleme.

Die Ungeduld kenne ich allerdings. Man weiß, man tut etwas an der Krankheit und erwartet einfach Veränderung. Leider braucht das oft extrem viel Zeit. Hirnchemie ändert sich nicht von heute auf morgen und nicht jede Therapie und Dosis wirkt in jeder Situation gleich gut. Du kannst dich unendlich oft ähnlich gefühlt haben und trotzdem führt jedes Mal eine andere Strategie zum Ziel.
Ist leider nicht so einfach wie bei Kopfschmerzen. Pille rein, 30 Minuten warten, weiter geht's.

Außer Geduld haben kannst du jetzt nicht mehr viel machen. Du befindest dich in Behandlung, du machst deine Pläne, du bekommst dein Leben noch halbwegs geregelt. Alle Punkte abgedeckt, auf die du Einfluss hast. Ungeduld nagt nur noch mehr an deiner Kraft.

Wünsche dir jedenfalls alles Gute für eine baldige Besserung.
nelly_227
Beiträge: 29
Registriert: 28. Apr 2022, 12:50

Re: Gefühle / Hallo

Beitrag von nelly_227 »

Hallo,

danke für die Antworten und Besserungswünsche.

@skywalker7 ist glaube bei mir nicht immer zu 100 % abzugrenzen, da vieles zusammenkommt, aber eher körperbezogen. Ja genau daran arbeite ich auch, weil ich auch merke dagegen zu halten und anzukämpfen verschlimmert das Ganze eher, da gebe ich dir voll und ganz recht.
Das mit der Geduld weiß ich, doch sich auch immer selbst diesen Raum und die Zeit zu geben finde ich immer noch schwierig... bei anderen Menschen fällt mir das deutlich leichter..
aktuell habe ich mit meiner alten Therapeutin noch mal einen Antrag gestellt und bin erst mal wieder auf meine ursprüngliche Dosis eingestellt. Dazu arbeite ich gerade mit einem Wochenplan und versuche so wieder besser aus diesem Loch raus zu kommen.

@Xerandar also, dass das nicht "gesund" ist, das steht wohl außer Frage, gerade weil sich die Ängste und Grübeleien auch deutlich auf mein Leben auswirken. Nein die sind eben nicht wirklich valide und es gibt auch keine großen Probleme oder ähnliches, er wäre ein toller Papa, da haben ich keinen Zweifel. Es ist das Zerdenken von winzigen Kleinigkeiten in das ich hinein geraten bin und dass durch die Krankheit eben ungesund verstärkt wird und alles negativ einfärbt. Ich und auch meine Therapeutin sehen hier beide auch stark die Angststörung, die sich in anderen Bereichen so bereits gezeigt hat. Das heißt ich weiß woher es rührt und arbeite daran und rede offen mit meiner Therapeutin und meinem Partner, doch ich dachte eben vlt hat jemand auch mal etwas ähnliches erlebt und man fühlt sich deshalb vlt etwas weniger alleine..
Die Geduld und die Zeit versuche ich mir weiter selbst zu zugestehen.

LG
nelly_227
Beiträge: 29
Registriert: 28. Apr 2022, 12:50

Re: Gefühle / Hallo

Beitrag von nelly_227 »

Joanni hat geschrieben:Ich könnte mir vorstellen, dass Du die Medikamente zu schnell ausdosiert hast.
Die Synapsen waren ja durch das Medikament blockiert und können nur sehr langsam wieder eigenständig arbeiten.
Die Vermutung hatte ich auch schon, ich habe Ende Juni endlich mal einen Termin beim Psychiater / Neurologen bekommen und will das da auch noch mal genau absprechen.. sollte ich wieder stabil sein und das Absetzen kommt wieder in Frage, würde ich das denke ich auch gerne in noch kleineren Schritten und über längere Zeit angehen, also zuletzt. Danke für den Input, das bestärkt mich darin etwas, das auch so noch mal genau zu thematisieren..
nelly_227 hat geschrieben:Ja, auch ich habe viel gegrübelt, wollte mich niemandem mehr zumuten. Man fühlt sich schuldig, obwohl man nichts dafür kann.

Ich versuche mich - sobald die negativen Gedanken kommen - rauszureißen, mich abzulenken, um dem nicht zu verfallen. ich rufe innerlich stopp und stehe auf. Klappt nicht immer. Und wenn ich dann nur Wäsche wasche, ein Spiel spiele oder was anderes mache, nur nicht weiter grübeln.
Ja das is echt hart... ich dachte manchmal schön ok ich bin vielleicht einfach ein absoluter Soziopat oder Narzisst (ohne diese Krankheitsbilder mit einem Stigma belegen zu wollen, aber das war eben in meinem Kopf) oder ich bin ein furchtbarer Mensch, denn wer denkt schon ständig so negative Dinge etc.

Das mit dem "Stopp" habe ich auch schon versucht, funktioniert für mich leider nicht so super.. freut mich aber, dass es bei dir zumindest immer mal wieder klappt!
Was ich jetzt für die bei mir sehr starken "Wass, wenn...?" - Fragen mit meiner Therapeutin für mich entdeckt habe ist folgendes: wenn ich merke, dass diese viele Fragen in meinem Kopf sich wieder zu drehen beginnen, setze ich nun die 3 oder mehr dämlichsten Fragen dagegen, die mir eingefallen sind und die ich jetzt abgespeichert habe. Die sind auch nicht zu beantworten und sind so abwegig, dass sie nichts anderes triggern, aber andere Wege im Kopf bilden bei Wiederholung..
Unterwegs wenn ich unruhig werde hilft mir ein "Ring" aus Metalldraht am Finger an dem ich rumspielen kann und der einen gewissen Druck am Finger auslöst.... alles keine ultimative Lösung oder so aber vlt hilft davon ja auch dir oder jemandem anderen irgendwas..
Antworten