Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

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Seb87
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Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Seb87 »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum, daher erstmal ein freundliches "Hallo!" an alle.

Ich habe mich angemeldet, weil ich mir eingestehen muss, dass ich an einem Punkt angekommen bin, an dem ich einiges in meinem Leben verändern muss. Aufgrund verschiedener Abhängigkeiten, Verpflichtungen und Angst, weiß ich aber nicht, wie die nächsten Schritte aussehen sollen. Ich glaube, das wird jetzt ein ziemlicher Roman, wer an der Stelle aussteigen möchte, kann das gerne tun oder die langweilige Backstory - freundlicherweise markiert durch die gestrichelte Linie - überspringen.

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Erstmal zu mir: Ich bin 34, männlich, verheiratet, von psychosomatischen Problemen abgesehen körperlich gesund habe keine finanziellen oder sozialen Probleme. Für Außenstehende ist bei mir alles perfekt und das ist Teil des Problems. Ich müsste für Veränderungen einen eigentlich stabilen Lebensentwurf umwerfen und dabei wohl auch diverse Leute verletzen und weiß nicht, wie ich das schaffen soll.

Mir wurde irgendwann nach einer sehr turbulenten Teenager-Zeit klar, dass mit mir etwas nicht stimmt, ich habe das aber immer verdrängt, um den Erwartungen an mich gerecht zu werden. Die Tatsache, dass es mir immer schlecht ging, habe ich teils rationalisiert, teils romantisiert, mich aber nie damit auseinandergesetzt. Ich habe ein Studium angefangen, dass mich nicht interessiert hat, trotz nervlicher Probleme (und Zusammenbrüchen) mit viel Alkohol und Drogen durchgebissen, sehr gut abgeschlossen, Job und Partnerin gefunden und weiter einen Fuß vor den anderen gesetzt.

Vor ca. 5 Jahren habe ich dann das erste Mal eine Therapie angefangen, vorrangig mit dem Ziel, meine Beziehung zu retten, an deren Problemen ich mir immer die Schuld gab. Ich hab dann im Laufe der nächsten Monate viel über mich selbst gelernt und ein etwas differenzierteres Bild von meinen Problemen bekommen. Mit wurden vorläufig mittelschwere depressive Episoden, eine Dysthymie und eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Meine damalige Therapeutin hatte den Anspruch, mir durch kleine Verhaltensänderungen sukzessiv mehr Freiräume zu schaffen. Leider hat das nie richtig funktioniert und die Therapie endete Vorzeitig, da meine Therapeutin umziehen musste.

Mich hat das ganze in einem gewissen Spannungsfeld zurückgelassen: Ich konnte meine Probleme teilweise erkennen, aber noch lange nicht lösen und alte Strategien, z.B. das eigene Elend romantisieren und andere abwerten, funktionierte nicht mehr. Durch die hohe Nachfrage während der Pandemie habe ich lange keinen neuen Therapie-Platz gefunden und es zwischenzeitlich mit Medikamenten versucht, leider erfolglos. Das habe ich dann nach Absprache mit dem behandelnden Arzt beendet und weiter einen Fuß vor den anderen gesetzt.

Inzwischen habe ich einen neuen Therapieplatz und wieder angefangen, an mir zu arbeiten. Trotzdem nimmt der Leidensdruck kaum ab, in vielerlei Hinsicht verschlechtert sich mein Zustand sogar. Neben sehr drängenden Suizidgedanken - für deren Bewältigung ich mir zum Glück schnell Hilfe gesucht habe - ist da die absolute Unfähigkeit, meinen Alltag zu bewerkstelligen. Ich kann mir morgens kaum die Zähne putzen, muss aber eine Abteilung in einem mittelgroßen Unternehmen leiten. An manchen Tagen kann ich auch nicht von der Wand bis zur Tapete denken, muss mich aber in ein VWL Forschungsprojekt an einer Universität einbringen. (Liste geht noch weiter...)

Auch die einfache Freizeitgestaltung schaffe ich nicht mehr. Um mit meiner Frau einen ruhigen Abend zu verbringen, muss ich mir nach Feierabend mindestens eine Flasche Wein "reinzwängen", damit ich einen geraden Satz rausbekomme und nicht nur panisch durch die Wohnung renne.

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Kurzum habe ich ca. 15 Jahre komplett an den eigenen Bedürfnissen vorbeigelebt und mein Leben an den Erwartungen anderer ausgerichtet, leider recht erfolgreich.
Aktuell merke ich aufgrund zahlreiche Tiefpunkte und Zusammenbrüche, dass es einfach nicht mehr weitergeht und mir kleine Veränderungen nicht helfen. Ich hasse meinen Job, habe ein schlechtes Verhältnis zu meiner Familie, fühle mich in unserer Gesellschaft sehr unwohl und will eigentlich nur noch weg von hier und irgendwo neu anfangen. Für meine Frau - der für mich mit Abstand wichtigste Mensch auf der Welt - sieht die Lage komplett anders aus: Aus Ihrer Sicht ist alles perfekt. Traumwohnung im Stadt-Teil, in dem sie schon als Kind wohnen wollte, Traum-Job nur 10 Minuten mit dem Fahrrad entfernt und die Familie, zu der sie ein enges Verhältnis hat, in direkter Umgebung. Der nächste Schritt für sie wäre jetzt, unser Erspartes zum Hauskauf zu nutzen und eine Familie zu gründen. Ich muss mir gerade eingestehen, dass ich das nicht schaffe.

Bei mir sind kürzlich ein paar Denkverbote gefallen und ich merke, dass ich dringend etwas verändern muss. Diese Veränderungen stehen aber frontal entgegen der Bedürfnisse meiner Partnerin - die leider auch ihre eigenen Probleme hat - und würden wohl auch das Ende meiner bisher verfolgten Karriere bedeuten. Letzteres wäre gar nicht so schlimm, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, meine Frau hängen zu lassen. Würde ich heute z.B. sagen, dass ich den Job an den Nagel hänge, würde das Geld nicht mehr für den bisherigen Lebensstandard reichen. Kompromiss-Vorschläge wie eine längere gemeinsame Auszeit z.B. verbunden mit einer Weltreise kommen aufgrund ihrer eigenen Karriere und der damit verbundenen Anforderungen auch nicht in Frage. (Das ist für mich teilweise enttäuschend, teilweise nachvollziehbar). Und ja, da steh ich jetzt: Ich merke, es geht einfach nicht weiter aber ich habe in der aktuellen Lebenssituation zumindest gefühlt keinen Raum für Veränderungen - kennt das hier jemand? Wie macht man hier am besten den nächsten Schritt?

Vorab schon einmal vielen Dank für eure Antworten und dafür, dass ihr euch die obige Bleiwüste angetan habt!
Suchende2
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Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Til87,

herzlich willkommen im Forum.
Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

Ein paar Dinge sind mir vorhin beim Lesen aufgefallen. Ich hoffe, sie fallen mir jetzt wieder ein.

Bitte lasse das mit dem Alkohol! Ich bin das Kind eines Alkoholikers und es war nicht gut für uns! Aber das weißt Du wahrscheinlich selber.

Was erhoffst Du Dir von einer Weltreise?
Wenn ich Dich richtig verstehe, wäre danach alles wieder dasselbe. Der Arbeitsplatz, den Du nicht liebst, das Sparen auf ein Haus, ...
Vielleicht kannst Du herausfinden was wirklich dahinter steht und dann dafür eine andere Lösung für Dich finden.

Wenn Du herausgefunden hast, was Du eigentlich vom Leben möchtest, welchen Beruf Du ausüben möchtest, ..., dann schaue, wo Du rote Linien hast, und wo Du wie weit kompromissbereit sein kannst.

Nimm Deine Frau auf dem Weg mit und gebe ihr den Freiraum und die Zeit herauszufinden, wo sie rote Linien hat und wie weit ihre Kompromissbereitschaft bei den einzelnen Punkten geht.

Ich kenne es auch und erkämpfe mir gerade in manchen Bereichen den von mir benötigten Freiraum und das ist zum Teil ein schwieriger und schmerzlicher Weg.

Ich wünsche Dir alles Gute,
Suchende
Muschelsammlerin
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Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Muschelsammlerin »

Du bist noch jung und kannst alles ändern! Verharre nicht in einer Lebenssituation, die Du hasst!
Ich habe das mein halbes Leben lang gemacht und bin kreuzunglücklich gewesen und krank geworden.
Man liest Deine totale Überforderung fast aus jedem Satz heraus....klar, es wird erstmal für viele eine Enttäuschung, wenn Du aus dem materiell gesicherten und prestigereichen Weg ausbrichst....aber wenn Du so weitermachst kommt vermutlich bald der Zusammenbruch.
Redest Du mit Deiner Frau über Deine Gefühle und diese Überforderung? Wenn nicht, so musst Du das tun. Sucht gemeinsam nach Lösungen.Überlege, was für Dich wirklich wichtig ist und lasse das Unwichtige und Ungeliebte möglichst weg.
Mut wirst Du brauchen, aber es lohnt sich!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Seb87
Beiträge: 20
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Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Seb87 »

Suchende2 hat geschrieben:Hallo Til87,

herzlich willkommen im Forum.
Ich wünsche Dir einen guten Austausch.
Vielen Dank!
Suchende2 hat geschrieben:
Was erhoffst Du Dir von einer Weltreise?
Eigentlich genau das, was Du im folgenden Beschreibst. Ich würde das gerne als Gelegenheit nutzen, gemeinsam mit meiner Frau - bisher war es immer nur getrennt oder gegeneinander - ein paar Ziele zu stecken und uns gemeinsam zu überlegen, was wir wollen. Aktuell stehen dem einige Probleme im Weg. Wir haben weder die Zeit noch die Kapazitäten über solche Dinge zu sprechen und gerade ich habe mich dadurch im Laufe der letzten Jahre in eine ziemliche Sackgasse manövriert.
Suchende2 hat geschrieben:
Nimm Deine Frau auf dem Weg mit und gebe ihr den Freiraum und die Zeit herauszufinden, wo sie rote Linien hat und wie weit ihre Kompromissbereitschaft bei den einzelnen Punkten geht.
Das ist leider ein grundsätzliches Teil des Problems, meine Frau will sich da nicht mitnehmen lassen und hinterfragt sich auch nicht selbst. Das klingt in der Kurzfassung vermutlich anmaßend, aber ich gehe davon aus, dass sie auch ihre Themen hat. So lange sie das nicht selbst angehen will, kann ich da aber wenig machen.

Grundsätzlich habe ich kaum Gelegenheit, Impulse in unsere Beziehung hineinzugeben oder über Probleme zu sprechen. Sobald ich das versuche, wird abgeblockt, damit sie die Kontrolle über alles behalten kann und sich nicht mit Problemen auseinandersetzen muss - schon gar nicht den eigenen. Dabei schreckt sie dann auch nicht davor zurück, mich zu verbal zu verletzen, anzulügen oder zu manipulieren. Wenn ich ihr einfach nur zeige, dass es mir schlecht geht, bekomme ich das hoch zwei zurück gespiegelt und gebe irgendwann auf.

Das bringt mich dann auch zur Kompromissbereitschaft, die gibt es bei meiner Frau irgendwie nicht. Wenn Dinge nicht 100% so laufen, wie sie das möchte, wird sie extrem feindselig und kann das über Wochen durchhalten. Da komm ich nicht gegen an. Faszinierenderweise macht es da auch keinen Unterschied, ob es darum geht, wie man die Küchenschublade einräumt, wo welches Bild aufgehangen wird oder ob es um die grundsätzliche Lebensplanung geht :D

Ich hab so ne Ahnung, woher das kommt und will ihr deswegen nicht böse sein, aber es ist verdammt frustrierend und wortwörtlich zum Verzweifeln. Bei mir macht sich jetzt nach 10 Jahren Beziehung die Angst breit, dass immer einer von uns beiden unglücklich sein wird während sie auf dem Standpunkt steht, dass wir keine Probleme haben.

Daher kommt dann das Bedürfnis irgendwo neu anzufangen oder zumindest mal ne Pause einzulegen. Ich würde mir einfach wünschen, dass wir uns mal auf ein gemeinsames Projekt einigen, dass uns die Chance gibt, uns neu zu sortieren.
Seb87
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Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Seb87 »

Muschelsammlerin hat geschrieben: Redest Du mit Deiner Frau über Deine Gefühle und diese Überforderung? Wenn nicht, so musst Du das tun. Sucht gemeinsam nach Lösungen.Überlege, was für Dich wirklich wichtig ist und lasse das Unwichtige und Ungeliebte möglichst weg.
Mut wirst Du brauchen, aber es lohnt sich!
Danke für die aufmunternden Worte. Wie im Post zuvor beschrieben ist das Teil des Problems. Meine Frau kann irgendwie nicht auf Probleme schauen bzw. zurückstecken, das löst irgendwie Angst bzw. Panik in ihr aus und darum kommen wir gemeinsam kaum vom Fleck.
Seb87
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Registriert: 10. Apr 2022, 13:07

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Seb87 »

Winfried 123 hat geschrieben:
In der momentanen Krise große Veränderungen anzugehen, in der du dich körperlich und gedanklich, deinem Leben nicht gewachsen fühlst, nach Gründen suchst warum es dir so schlecht geht ,könntest du große Veränderungen später sehr bereuen.
Die Frage ist immer ,bist du depressiv weil du dein Leben falsch lebst,
oder fühlt sich dein Leben falsch an, weil du depressiv bist ?

Erstmal vielen Dank für die gute Frage! Tatsächlich stelle ich mir genau die schon lange und kann sie inzwischen glaube ich beantworten.

Als ich mit Ende 20 meine erste Therapie gemacht habe, wurde mir irgendwann bewusst, dass ich nicht in der Lage war, eigene Bedürfnisse zu formulieren und überhaupt keine Intuition dafür hatte, was ich will. Ich hatte ganz viele Denkverbote im Kopf und einfach mal darüber nachdenken, was ich wollen könnte hat sehr viel Selbsthass ausgelöst.

Dadurch, dass ich das Problem inzwischen kenne, kann ich mich teilweise dagegen stemmen, es bleibt aber schwierig. Zum Beispiel intuitiv sagen, was ich möchte, fühlt sich selbst bei Kleinigkeiten total falsch an. (So ein bisschen als müsste ich sagen, dass die Gleichung 2+2=5 stimmt)

Jetzt hast Du mit Deinem Einwand natürlich recht und das treibt mich auch um: In einer Krise sollte man keine grundlegenden Veränderungen anstoßen oder erzwingen. Das Problem ist aber, dass ich die Schwierigkeiten auch in Phasen sehe, in denen es mir gut geht. Es fällt mir ohne Leidensdruck aber sehr schwer, gegen die inneren und äußeren Widerstände, die Veränderungen im Weg stehen, anzukommen. Ich habe inzwischen einfach die Sorge, dass sich gar nichts ändert, wenn ich den "Schwung" aus Krisen nicht mitnehme.
Muschelsammlerin
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Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Muschelsammlerin »

Auch ich habe einen Partner, der sehr manipulativ ist/war und mich viele Jahre lang mit schlechter Laune und verbal-aggressivem Verhalten "bestraft" hat, wenn etwas nicht so lief, wie er wollte.
Ich habe mehrfach überlegt, mich zu trennen, habe es aber aus Angst und Feigheit und auch wegen unserer Kinder nicht getan. Inzwischen sind wir beide zusammen alt geworden, ich bin seit vielen Jahren depressiv und desillusioniert. Mein Mann ist mittlerweile "milde" geworden, seine Ansprüche an mich sind quasi auf null gesunken, was auch daran liegt, dass er selbst sehr krank war und immer noch beeinträchtigt ist.
Ich bereue es inzwischen, dass ich damals nicht die Traute hatte, mein Leben zu ändern und sei es nur, dass ich mich gegen ihn massiver zur Wehr zu gesetzt hätte...inzwischen habe ich gelernt, meine Bedürfnisse klar zu artikulieren und auch durchzusetzen, brauche es aber kaum noch.

Bei mir ist es jedenfalls wohl so, dass mich dieses "Klein-bei-geben" krank und unglücklich gemacht hat. Daher weiß ich nicht, ob man immer mit Entscheidungen warten sollte, bis es einem gut geht....mir ging es ja jahrelang nie wirklich gut und so verging die Zeit und ich verharrte in einer für mich schlechten Lebenssituation.
Aber natürlich empfindet da jeder anders und nur Du kannst wissen, wie es mit Euch weitergehen soll und ob Deine Frau wirklich die "richtige" Partnerin für Dich ist.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Bauchtänzer
Beiträge: 414
Registriert: 13. Jul 2019, 20:38

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Bauchtänzer »

Auch ich habe einen Partner, der sehr manipulativ ist/war und mich viele Jahre lang mit schlechter Laune und verbal-aggressivem Verhalten "bestraft" hat, wenn etwas nicht so lief, wie er wollte.
Deine Worte berühren mich gerade sehr, Muschelsammlerin. Ich bin genau so mit meiner Partnerin umgegangen, sehr viele Jahre lang. Auch sie hat das ertragen. Auch wir sind miteinander alt geworden.
Freedom's just another word for nothin′ left to lose
Lavendel64
Beiträge: 553
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Lavendel64 »

Es braucht doch keine Weltreise, vielleicht eine Auszeit, vielleicht aber auch eine Paartherapie?!

Ich lese daraus heraus, dass deine Partnerin ein materielles Wohlfühlleben hat, teils durch eigene "Berufung", teils durch Dein Zutun. Welche Rolle spielst Du darin? Wenn es meinem Partner schlecht geht, muss das Ohr offen sein (umgekehrt genauso), wenn Dein Weltbild nicht mehr passt, ist es Zeit, darüber zu reden.

Mag sein, dass die notwendigen Kompromisse zu groß wären und plötzlich eine Trennung im Raum steht. Was wäre die Alternative? Dass einer ewig unglücklich ist und in ein Leben gewungen wird, das er nicht mag? Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende? Kompromisse müssen sein, wenn eine Partnerschaft funktionieren soll - von beiden Seiten. Davor steht aber das Zuhören, die wünsche des Partners anzuhören und die eigenen zu äußern.

In depressiven Phasen ist es allerdings schwierig, zu formulieren,wo man hin möchte - weil man es selber verzerrt wahrnimmt.

Daher fände ich eine Paartherapie oder ein Gespräch mit geschultem Mediator eventuell sinnvoller.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Winterkind04
Beiträge: 395
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Winterkind04 »

Hallo,

ich schließe mich Lavendel an.

Vll. würde dir auch eine Auszeit für dich alleine gut tun. Z.B. eine REHA oder einfach einen Urlaub für dich alleine. Mir, hat auch schon mal einfach 3 Wochen alleine durch Deutschland wandern geholfen. Mit Abstand - kann man auch mal durchatmen.

Und, eine Paartherapie würde ich auch empfehlen.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen wenn einer in einer Beziehung nur Kompromisse eingeht - wie eigentlich will ich kein Haus oder Kinder (das sind auch schwerwiegende lebenseinschneitende Entscheidungen) und wenn einer das nicht will endet das leider oft in einer ganz großen Schei….

In deinem anderen Post schreibst du - deine Partnerin lacht dich aus. Wenn du sagst dir geht es nicht gut. Dass, ist keine Reaktion die ich von einer Partnerin erwarte.
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Maxegon »

Hallo Till87,

ich bin kein Beziehungsratgeber.
Was hindert dich daran, dir mal eine Auszeit zu nehmen? Weg von allem, einfach mal den Kopf freischaufeln? Ohne Liebste, einfach nur du mit dir, um herauszubekommen was du willst.
Jeder wirft mit guten Ratschlägen um sich, Therapeuten bemühen sich … du hast „bereits“ bemerkt, was du alles nicht möchtest.

Einfach mal verreisen und den ganzen „Spaß“ hinter sich lassen, durchatmen ohne auf andere Rücksicht nehmen zu dürfen...
Seb87
Beiträge: 20
Registriert: 10. Apr 2022, 13:07

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Seb87 »

Okay, die gute Nachricht vorweg: Mir geht es aktuell ein wenig besser, d.h. ich kann auch wieder weniger schwulstig schreiben :D

Erstmal danke für die vielen netten Antworten, ich versuche die mal im Bündel zu beantworten: Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, muss ich sagen, dass meine Beziehung ein großes Problem ist. Meine Frau und ich haben uns kennengelernt, als wir beide mit sehr ungesunden Strategien gearbeitet haben und uns irgendwie ineinander verheddert. (Kurzform: Ich suche Schuld immer bei mir, rede mich selbst schlecht und kann keine eigenen Bedürfnisse äußern. Sie muss alles genau nach Ihren Plänen gestalten, pflegt aus Selbstschutz ein perfektes Selbstbild und schiebt Schuld immer auf andere ab.) Ich hab mich in den letzten Jahren stark verändert, weil ich viel an mir gearbeitet habe. Das fiel mir nach anfänglichen Schwierigkeiten relativ leicht, weil ich den Blick eh immer nach innen richte. Bei ihr ist es wie gesagt genau anders herum und darum arbeitet sie nicht an sich.

Der ein oder andere denkt sich jetzt vielleicht: "Für jemanden, der Schuld nur bei sich sucht, teilt der aber ganz schön aus!" Stimmt, ja, aber ich musste hart an mir arbeiten, damit ich das überhaupt kann. Heute sehe immer wieder Muster in unserer Beziehung und im Verhalten meiner Frau, die echt krass und mir ggü. unfair sind.

Die daraus resultierende Situation ist ziemlich tragisch: Ich möchte mich verändern und meine Frau mitnehmen, sie hält an ihren alten Strategien fest und weigert sich, auch nur anzuerkennen, dass es irgendein Problem außer mir gibt. Dabei geht es ihr offensichtlich selbst nicht gut. Wir können defacto aber nicht über Probleme sprechen. Wenn ich's versuche, werd ich abgewatscht. Tatsächlich wird die Situation für mich durch jeden Versuch schlechter, weil am Ende nur Vorwürfe mir gegenüber übrig bleiben.

Ich will die Beziehung aber trotzdem nicht aufgeben, weil ich meine Frau liebe und - hier wirds dann wieder ungesund - mir nicht verzeihen könnte, wenn ich sie verletze. Ich schaffs nur einfach nicht, Impulse in die Beziehung zu geben, die Kommunikation wird immer schlechter und meine Frau verändert sich nicht bzw. macht auch keine Anstalten dazu. Daher auch der Wunsch, zur gemeinsamen Auszeit (wobei ich hier von 3-6 Wochen rede): Da wäre dann vielleicht mal der Raum, sich ohne Stress wieder einander näher zu kommen und gemeinsam was schönes zu machen.

Das Thema Paar-Therapie hab ich schon mehrfach ins Spiel gebracht, bin da inzwischen aber selbst skeptisch. Was wenn meine Frau das nur als Vorwand nimmt um weiterzumachen, wie bisher?

Und ja, da schließt sich dann der Kreis. Ich bin eigentlich am Ende. Das bisschen Energie, dass ich noch habe, geht dafür drauf, durch die Beziehung zu navigieren und - das kommt noch dazu - mich um meine Frau zu kümmern. Das ganze Leben wurde aber für Jahre nach ihren Plänen ausgerichtet und ich steh jetzt ziemlich doof da. Und da kommen dann einfach jede Menge Fragen hoch, die teilweise leider alten Mustern folgen: Wie kann ich die Beziehung retten? Ist das überhaupt sinnvoll oder nur kurzfristig bequemer? Habe ich überhaupt das Recht dazu, zu tun, was ich möchte? Wie kann ich meiner Frau sagen, dass unsere Beziehung mir nicht gut tut? Wie kann ich überhaupt mit ihr reden? Ist der Versuch, hier etwas gemeinsam lösen zu wollen, zum Scheitern verurteilt? Und, und, und - könnte jetzt lange so weiter machen, aber ihr könnt es euch vermutlich denken :(
Aurelia Belinda
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Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Aurelia Belinda »

Guten Morgen Till,

Eine Paartherapie ist m.E. dennoch DIE sinnvollste Variante, um deiner Frau neutraler zu verdeutlichen, wie es um DICH steht, wie es dir überhaupt geht...
In Anbetracht deines Postings gerade bist du doch sowieso am Anschlag, und verzweifelt.
Die Gedanken, “darf ich überhaupt etwas fordern, habe ich das Recht dazu“, und was hat dies für Konsequenzen, kenne ich auch...
Ich möchte dich ermutigen, gehe den Schritt einer Therapie.
Du läufst sonst bald Gefahr, dich frontal gegen die Wand zu manövrieren.
Ob deine Frau eine solche Therapie befürworten wird, kann ich nicht beurteilen.
Mein Eindruck ist, bei euch hat jeder von beiden, selbst mit sich zu tun. Und es ist alles so festgefahren. Du möchtest aber das Steuer jetzt “herumreissen“....in eine Richtung, welche dir selbst noch unklar ist.
Und dabei braucht es Unterstützung von Aussen.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
SonneundDunkenheit
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Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Till, ihr werdet so nicht auf einen grünen Zweig kommen. Eine Auszeit wird daran wahrscheinlich nichts ändern zumal deine Frau ja scheinbar keine möchte.
Aus meiner Sicht habt ihr nur mit Hilfe von außen eine Chance und die auch nur, wenn es beide Partner zumindest dem Grunde nach wollen die Veränderung. Du kannst nur für dich selbst bestimmen wie es weiter geht. Findet ihr keinen gemeinsamen Weg, musst du dich für eine andere Abzweigung nehmen oder dich zunächst weiter für die Sackgasse (bleiben und akzeptieren wie es ist) entscheiden. Das ist dann aber deine Entscheidung mit der du leben musst du ohne Vorwürfe in Richtung deiner Partnerin. Klingt jetzt vielleicht etwas hart, aber so ist der Lauf der Dinge. Du schreibst was deine Frau alles nicht möchte, du aber gerne hättest...einer Paartherapie gibst du nicht wirklich eine Chance.... manchmal entwickeln sich Menschen gegensätzlich und das ist keine Bewertung, sondern nur eine Feststellung.
Liebe Grüße von jemandem, der schon sehr lange in einer Beziehung lebt, in der zwei sehr unterschiedliche Charaktertypen vereint sind, nicht alles rund läuft, aber jeder Partner Eigenverantwortung für die Beziehung und vor allem sich selbst trägt.
marcopol

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von marcopol »

Till87 hat geschrieben:
Grundsätzlich habe ich kaum Gelegenheit, Impulse in unsere Beziehung hineinzugeben oder über Probleme zu sprechen. Sobald ich das versuche, wird abgeblockt, damit sie die Kontrolle über alles behalten kann und sich nicht mit Problemen auseinandersetzen muss - schon gar nicht den eigenen. Dabei schreckt sie dann auch nicht davor zurück, mich zu verbal zu verletzen, anzulügen oder zu manipulieren. Wenn ich ihr einfach nur zeige, dass es mir schlecht geht, bekomme ich das hoch zwei zurück gespiegelt und gebe irgendwann auf.

Das bringt mich dann auch zur Kompromissbereitschaft, die gibt es bei meiner Frau irgendwie nicht.
Lieber Till,
das kommt mir alles verdammt bekannt vor. Bei mir ist das nun meine "EX".
Meine Erfahrung sagt, dass Beziehungen auch "toxisch" sein können oder gar krank machen können. Da hilft Alkohol nicht, aber womöglich eine "Paartherapie".
Unterwerfung unter den einen oder permanente Dominanz über den anderen kann nicht auf Dauer harmonisch sein.
Dann überschattet dieses Missverhältnis letztlich alle Lebensbereiche, inkl. die Aufgaben bei der Arbeit.
Du wirst Deine Partnerin wohl nicht grundlegend ändern können, Du hast sie Dir ausgesucht.
Du kannst nur versuchen, Dich zu ändern. Das ist schon schwer genug.

Vielleicht findest Du heraus, was Dich am Ärgsten belastet, wo ist der Kern Deines Unglücklich-Seins. Nimm Dir diese Zeit, bevor alles eskaliert! Therapeut/innen sehen Dich von Außen trotz aller Professionalität. Du siehst Dich von Innen. Das heißt nicht, dass es "von Außen" keine Hilfe gäbe. Die tiefere Wahrheit kennst nur Du allein und ich glaube, der musst Du schonungslos und ehrlich begegnen.

Alles Gute
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Maxegon »

Hallo Till.
Paartherapie, Hilfe von außen … ist so unterschiedlich, wie jeder einzelne Mensch selbst, jede Meinung, Empfindung, Erfahrung.
Da kann sich dann jeder `raussuchen, was für einen passt.
Ich habe lange versucht, das Geheimnis einer lang andauernden Beziehungen zu ergründen, ich erkläre es mir so: nach anfänglicher Euphorie, Verliebtheit, schleicht sich allmählich Gewohnheit, Alltag ein, es wird auch langweilig, fad, manchmal unerträglich, oft reibt man sich (nur) an Kleinigkeiten auf.
Viele wollen das alles so bleibt, wie es am Anfang war. Wir Menschen verändern uns, Ziele, Werte, Wünsche verändern sich.
Viele wollen den Partner ändern, dann, nach einer gewissen Zeit. Viele wollen sich nicht ändern, es gefällt ihnen wie es ist. Bemerkt der eine dann, daß er sich ändern soll, will er es erst recht nicht und hält dagegen. Es kommt zwangsläufig zu Streit, hält jeder an seiner Position, lenkt keine der Parteien ein, eskaliert es. Am Anfang nur ein bisschen, dann immer mehr.
Warum ist das so? Bei Freundschaften eskaliert es seltener, man kann sich ja aus dem Weg gehen, Pause machen, alles neu überdenken.
Alte Ehepaare (auch meine Großeltern) fragte ich oft nach „ihrem Geheimnis“ , ich hörte immer: es war nicht immer leicht, man muss sich arrangieren.
Wenn man nicht miteinander (!) reden kann, ist das fatal. Auch ich wollte immer reden, der Andere nicht. Auch nicht gerade besser.
Wenn es mir also nicht gelingt, den Anderen zu einem gemeinsamen Gespräch zubringen, kann ein Mentor (ggf. Therapeut) von Vorteil sein.
Freunde machen vieles zusammen, teilen, was ihnen Freunde macht. Jeder hat sein eigenes Rückzugsgebiet, kann auch mal „nein“ sagen. Erstaunlicher Weise geht dieses Verhalten in einer Ehe/ Partnerschaft verloren.
Ist es Akzeptanz, die da verloren ging? Toleranz, die immer kleiner wurde? Oder hat man nur einfach die Nase voll?
Es ist immer einfach, den Fehler bei anderen zu suchen oder nur bei sich.
Es geht doch darum, daß man etwas erhalten will … eine Beziehung. Und dazu gehören nun mal zwei.

Ihr könnt die Situation nur gemeinsam lösen, eine gemeinsame Sprache finden.
Wenn man sich schon Jahre kennt, muß das doch möglich sein.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von anna54 »

Hallo Till
ich lese besorgt.
Erkenne deine Bedürfnisse und setze sie durch,für dich und nur für dich.
Passe dich nicht länger an,Verlustangst?
Den Weg kannst du auch allein finden,nur kluge Wegbegleiter würde ich dir raten und das sind Therapeuten.
Eine Paartherapie kann auch ohne Partner möglich sein,ja gerade erst mal ermöglichen deine Bedürfnisse wahrzunehmen.
Deine Frau scheint zu verdrängen,was ihr im Weg steht,sie kannst du wenig ändern,aber deine Sichtweise kannst du sehr wohl ändern und damit ändert sich deine Frau,langsam Schritt für Schritt.
Ich glaube daran,dass Beziehungen,Ehen,an den Fäden hängen,die uns wenig bewußt und sichtbar scheinen,aber wenn einer sich verändert,verändert er ohne Druck den anderen immer mit.
Das braucht Zeit und viel innere Überzeugung.
Auch ohne Worte,die viel zu schnell verletzten,kann ich zeigen,wo stehe ich und wohin gehe ich.
Mach es einfach und warte nicht auf das Tempo deiner Frau,sie wird irgendwann einer Veränderung oder auch Trennung mitgehen.
Glück braucht man,das Glück im Leben,so lange warten zu können,bis der andere die Schritte mitgehen kann.
Letztlich geht jeder allein.
anna54
Simax
Beiträge: 19
Registriert: 29. Nov 2021, 09:20

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Simax »

hallo Till,

"eigentlich" weißt du sehr gut, wie es um dich steht.
Till87 hat geschrieben:mir nicht verzeihen könnte, wenn ich sie verletze
statt dessen verletzt du dich lieber selbst. kannst du dir das verzeihen?


alle weiteren Worte spare ich mir. "eigentlich" fühle ich mich deinen Schilderungen nicht gewachsen, bzw. davon überfordert. aber obiges muss ich schreiben, sonst mag ich mich selbst nicht mehr.

Gruß Simax
Seb87
Beiträge: 20
Registriert: 10. Apr 2022, 13:07

Re: Den eigenen Lebensentwurf über Bord werfen...

Beitrag von Seb87 »

Zunächst mal vielen Dank für alle die netten und gut gemeinten Antworten!

Wenn ich lese, was ich hier die Tage so geschrieben habe, bin ich selbst irgendwo erschrocken und naja...auch ziemlich traurig. Mich schreien seit Jahren die eigenen Probleme an aber ich bekomme einfach keine nachhaltigen Veränderungen umgesetzt. Es ist total verrückt, ich seh meine Probleme aber sobald ich an konkrete Veränderungen denke, fühlt es sich an, als solle ich meine Hand auf die Herdplatte legen oder mit einem angezogenen Bein noch das andere anheben. Da kommt dann auch die Frage aus dem obigen Post ins Spiel:
Simax hat geschrieben:
statt dessen verletzt du dich lieber selbst. kannst du dir das verzeihen?
Leider ja, das ist Teil des Problems. Mir selbst schaden fühlt sich richtig an. Ich habe irgendwann mal verinnerlicht, dass es wegen mir allen Menschen in meinem Umfeld schlecht geht und es völlig daneben ist, eigene Wünsche zu haben. Davon muss ich weg, auf einer rationalen Ebene bin ich das auch, aber es fühlt sich immer noch richtig an. Ist n bisschen wie bei ner optischen Täuschung: Man sieht was, von dem man weiß, dass es nicht sein kann, aber das Gehirn ist fest davon überzeugt, dass es so ist.

Damit das Ganze von meiner Seite aus erstmal auf einer hohen Note endet, ein letzter Gedanke: Dass ich jetzt die ganze Zeit die "Schuld" bei anderen suche, ist kein reines Jammern oder nur der Versuch, meine aktuelle Situation zu rechtfertigen. Es hilft mir viel eher dabei, etwas von der gefühlten Verantwortung auf andere zu übertragen, damit ich nicht so sehr davon erdrückt werde. So bin ich z.B. meinen Eltern nicht schuldig, immer weiter meinen scheiß Job zu machen, nur damit sie sich nicht für mich schämen müssen - sie sehen, dass es mir damit schlecht geht und müssten mir eigentlich helfen. Auch meine Partnerin weiß, dass unsere Beziehung riesige Probleme hat. Wenn ich aber erkenne bzw. an der Erkenntnis festhalte, dass sie trotzdem nicht mit mir sondern immer nur gegen mich arbeitet, fällt es mir leichter, einen Ausweg zu suchen. Es ist dann nicht mehr der große egoistische Verrat, sondern eine notwendige Entscheidung, die ich vor mir rechtfertigen kann - zumindest ist es ein Schritt in die entsprechende Richtung.

Also nochmal danke fürs "Zuhören" und die guten Ratschläge. Ich hoffe, dass der aktuelle Leidensdruck für etwas Bewegung sorgt.
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