Wie kann ich meinen Partner motivieren zum Arzt zu gehen

[Raven85]

Hallo.

Mein Partner leidet unter Depressionen und momentan unter burn out. Meiner Ansicht nach sogar ziemlich stark.
Er ist jetzt seit 2,5 Wochen unentschuldigt der Arbeit fern geblieben. Er wollte gehen, konnte in der vorigen Nacht nicht schlafen und fing mit dem Gedanken an die Arbeit auch an zu zittern. Also wollte er nochmal zum Arzt ( er war schon seit Mitte November krank daheim, eine Woche auch unentschuldigt ). Mit dem Ergebnis das er erst letzte Woche hin ist und wieder weggeschickt wurde. Da das nur ein weiterer Punkt war warum er unserer Hausärztin nicht mehr vertraut, habe ich für ihn eine neue organisiert. Er hätte seit Dienstag zu ihr gehen können. Bis heute ist er nicht hingegangen. So wie ich das sehe, hat er Angst das die neue genau so eine fließbandärztin ist wie unsere alte. Diese hat einen Patienten nämlich in 90% aller Fälle nicht mal untersucht, sondern nur nach genannten Symptomen Medikamente oder Behandlungen verschrieben.

Meine Frage ist jetzt, wie kann ich ihn motivieren zum Arzt zu gehen?
Ich hab es mit Geduld und allen möglichen anderen Mitteln versucht, hatte aber keinen Erfolg....außer im schlimmsten Fall Streit.
Nur, wir sind auf sein Gehalt bzw. Krankengeld angewiesen, da ich momentan im Elternjahr bin. Wir haben eine 5 Monate alte Tochter und die brauch ja auch was zu essen...ich selber leide auch unter Angststörungen und Depressionen, hatte letzteres aber schon ganz gut im Griff. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen mir aber die Ideen aus wie ich ihm helfen kann. Und ehrlich gesagt geht mir der Arsch auf Grundeis ( entschuldigt die Wortwahl ), weil ich das Gefühl nicht los werde, das er uns mit diesem Verhalten in ernsthafte finanzielle Gefahr bringt.
Ich weiss er macht das nicht mit Absicht, aber so fühl ich nun einmal....

Also...Hat jemand einen Rat?

[Raven85]

Hallo.

Also...der worst case ist eingetroffen....Mein Partner wurde vor 2 Wochen entlassen.
Und immernoch war er nicht beim Arzt.
Seitdem gab es auch schon wieder mehrfach Streit....wegen kleinster Dinge. Wie gestern......
Ich hatte es nicht geschafft ihn richtig zu wecken...und er ging hoch wie eine bombe
Zum wiederholten Male warf er mir Desinteresse, Faulheit und Unsportlichkeit vor. Zum wiederholten Mal beleidigte er mich, nannte mich dumm, dämlich, blöd usw. Und hackte auf meiner Figur rum. Er nannte meinen Sohn(10 ) behindert ( zum Glück war der nicht da ). Er drohte mir mit Schlägen, Auszug, Rauswurf. Er drohte mir mit unserer Kleinen( 5 monate ) weg zu gehen und das ich sie nie wieder sehen würde. Er drohte mir abzubauen und uns beide zu verlassen, sollte unsere Tochter mir zu ähnlich werden...all das zum wiederholten Male....
Und heute....heute redet er gar nicht mit mir und schläft nur
Ich weiß nicht mehr weiter

Liebe Grüße

[DieNeue]

Hallo Raven85,

ich kann mich Jupiter nur anschließen. Ich würde mir an deiner Stelle auch professionelle Hilfe suchen.

Was dein Partner dir da androht, kann u.U. strafbar sein. Schläge und Kindesentzug anzudrohen kann man nicht einfach damit abtun, dass der andere ja Depressionen hat.

Vielleicht kann dir auch die Beratungsstelle KASA (Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit) weiterhelfen. Gibt es z.B. bei der Diakonie. Die können dir vielleicht Stellen sagen, wohin du dich wenden könntest. Ist zwar kirchlich, aber auch nicht-religiöse Menschen können sich dort beraten lassen.

Liebe Grüße,
DieNeue

[Raven85]

Hallo.

Erstmal vielen Dank für die Ratschläge.
Leider ist die Situation letzte Woche Montag eskaliert. Beleidigungen, Bedrohungen und diesmal hat er mich auch ein paar mal mit seiner Brust geschubst, während ich unsere Kleine auf dem Arm hatte. Auch hat er konkret meine Familie mit bedroht, gesagt er geht kommt aber nachmittags wieder um die Kleine zu holen. Er ist aber geblieben und hat mir weiter gedroht usw. Mit dem Endergebnis das ich die Polizei gerufen habe. Als sie erschien ist er gegangen. Doch durch seine vorherige Drohung wieder zu kommen wegen der Kleinen, habe ich mich dazu entschieden mit ihr in ein Frauenhaus zu gehen. Bis jetzt bin ich hier.
Seitdem durfte ich mir bis auf Sonntag anhören, das er nicht versteht warum ich gegangen bin, er sei doch gegangen. Auch sei ich wie seine Mutter und hätte ihn im Stich gelassen als er mich am meisten gebraucht hatte und ich hätte unsere Familie zerrissen.
Bin ratlos. Habe über getrennte Wohnungen nachgedacht, um die Beziehung zu retten. Dann hätte er seine Ruhe wenn er mal schlechte Tage hätte und ich könnte der Kleinen weiterhin ein normal strukturiertes Leben bieten, ohne ihn an den miesen Tagen eventuell zu reizen. Natürlich könnte er sie immer sehen wenn er wollte. Trennen will ich mich auch gar nicht.
Aber davon will er nix wissen.
Ich würde ihm mit allem sitzen lassen. Zumal er momentan auch wegen seiner Kündigung kein Geld hat weil der Arbeitslosengeldantrag noch bearbeitet wird.ich hab ihm soweit geholfen wie mir möglich. Und heutevhab dafür von ihm noch ein sarkastischen danke bekommen und gleich wieder die ewigen Vorwürfe ich ließe ihn im Stich.
Ich könnte nur noch heulen.

LG

[Mongolin]

Liebe Raven,
Es tut mir sehr leid, was du von deinem Partner erfahren musstest.
Mir geht es zwar im Moment selbst nicht gut, aber deine Situation ging mir echt nahe.
Gut, dass du gegangen bist.
Bist du noch im Frauenhaus?
Ist sicher auch nicht leicht.
Hast du Menschen, die dich unterstützen?
Gewalt oder auch die Androhung von Gewalt in einer Beziehung geht gar nicht, zumal du eine kleine Tochter hast.
Versuche für dich und dein Kind zu sorgen.
Ich wünsche dir dafür ganz viel Kraft
Liebe Grüße Mongolin

[mime]

Hallo Raven,

ich kann mich Mongolin nur anschließen - du hast das einzig Richtige getan: dich und deine Kleine zu schützen und für euch beide zu sorgen.

Dein Partner ist (wohl krankheitsbedingt) momentan in einem Ausnahmezustand, der ihn so (über-) reagieren lässt. Dazu können auch verzerrte Wahrnehmungen gehören (und die ewige Leier der gleichen Vorwürfe).

Kannst du seine Nachrichten auf stumm schalten? Ich wünsche dir erst einmal, dass du etwas zur Ruhe kommen kannst, und dann kann man sehen, wie es weitergehen kann für dich und deine Tochter.

Alles Gute euch, liebe Grüße
Mime

[Herr Rossi]

Hallo Raven.

Bei alles Verständnis für die Betroffenen, auch bei einer Depression sind Grenzen vorhanden.
Streiten, ja. Dinge durch die Gegend pfeffern, auch noch OK. Aber Drohungen aussprechen und jemanden körperlich angehen, halte ich persönlich für zuviel.
Da möchte ich auch nur begrenzt eine Entschuldigung wie einen krankheitsbedingten Ausnahmezustand gelten lassen.
Ich glaube, eine räumliche Trennung wäre im Moment die beste Lösung, schon in Hinsicht auf die Kleine.

LG

Herr Rossi

[Empathie58]

Hallo Raven,

Deine Beiträge haben mich sehr berührt. Ich fühle mit Dir.

Es ist überhaupt nicht einzusehen, dass Du mit Deiner Tochter ins Frauenhaus flüchten und Dich damit der Gewalt und den Drohungen Deines Partners beugen musstest. Wer kümmert sich denn jetzt um Deinen Sohn?

Es gibt die Möglichkeit, beim Amtsgericht - Familiengericht - eine Wohnungszuweisung zu beantragen. Den Antrag kannst Du entweder selbst bei der Rechtsantragstelle des Amtsgerichts oder über eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt stellen. Wegen der Kosten dafür kannst Du Verfahrenskostenhilfe beantragen. Meist kann das Frauenhaus dabei entweder selbst unterstützen oder die Verbindung zu einer Beratungsstelle herstellen, die Dir dann weiterhilft. Das Ziel dieser Maßnahme ist, dass Dir Eure bisherige, gemeinsame Wohnung durch gerichtlichen Beschluss zur alleinigen Nutzung zugewiesen und gegen Deinen Partner das Verbot verhängt wird, die Wohnung zu betreten. Das würde bedeuten, dass er sich eine andere Bleibe suchen muss.

Du hast geschrieben, dass Du an der Beziehung festhalten möchtest. Dennoch halte ich es für überlegenswert, den Weg der Wohnungszuweisung zu gehen. Möglicherweise beruhigt sich die Situation durch eine räumliche Trennung etwas, sodass Ihr, vielleicht im Rahmen einer Mediation, Eure Beziehung auf eine neue, stabilere Basis stellen könnt.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass weder Du noch Deine Kinder dabei auf der Strecke bleiben.

Ich wünsche Dir viel Kraft und sende Dir liebe Grüße
Empathie58

[Überdosis]

Für mich liest sich dein Partner ebenso verzweifelt, so wie du es bist.

Kannst du dir vorstellen die Kinder evtl. bei irgendein Elternteil von euch zu lassen, so dass sie erstmal bei vertrauter Oma und Opa sind?

Mir kommen die ganzen Beleidigungen, Drohungen und Vorwürfe an dich eher als der Wunsch nach Hilfe vor, als wirklich das, was es scheint.

Sollte er denn alleine zum Arzt oder hast du mal versucht ihn einfach an die Hand zu nehmen, ihm zu sagen, dass du ihm hilfst und ihr gemeinsam zum Arzt seit, damit er da nicht alleine hin muss, wo er beim ersten Versuch doch schon auf Taube Ohren eurer alten Ärztin stieß?

Mich kostete es damals auch ungeheuer Überwindung mit der Depression zum Arzt zu gehen und als ich bei meinem Arzt dann ebenso auf Taube Ohren stieß, traute ich mich auch gar nicht mehr es bei einem anderen zu versuchen.
Letztendlich wurde es aber so schlimm, dass ich ebenso ungerecht zu Arbeitskollegen wurde, diese voller Wut angeschrieben habe und auch manchen Vorwarf sie seien faul und bekloppt, weil ich was machen sollte, was sie ebenso hätte machen können....
Normalerweise bin ich total schüchtern, die Ruhe selbst, höflich und nett, aber es war einfach alles zu viel, weil es mir nicht gut ging, ich noch versuchte normal zu sein, es aber trotzdem immer wieder Beschwerden über mich gab, weil ich Dinge tat, die nicht vernünftig waren (die Arbeit stapelt sich und ich fing an aufzuräumen, verwechselte Zahlen und machte dadurch Fehler z.B.)
Letztlich traute ich mich ein paar anzuvertrauen und eine kannte Depressionen durch ihre Tochter, mit der ich etwas reden konnte.
Als ich dann den Zusammenbruch hatte, war sie es, die mir mit ein paar anderen gut zuredete und die mit mir zusammen rüber zu Psychiatrie (wir arbeiten im Krankenhaus) gegangen ist, dort mir mir zusammen gewartet hat und mit rein ist um dort zu sprechen.
Alleine, hätte ich mich nicht getraut...

Ich glaube, dein Partner fühlt sich einfach komplett überfordert und alleine und reagiert drum dessen so, obwohl er sonst wohl nicht so ist.

[Raven85]

Hallo...

Ja ich bin immer noch im Frauenhaus.
Leider ist die Situation nicht wirklich besser geworden. Wir haben uns von Donnerstag bis Sonntag wieder ganz gut verstanden, sogar täglich gesehen, auch mit der Kleinen.
Es war schön....nur leider wurde seine Stimmung am Sonntag wieder schlechter und ich ging automatisch in hab acht stellung. Ich fühlte mich da dann plötzlich total unwohl und war froh, als ich wieder weg war.
Und seit Montag ist er wieder voll dabei....Ich ließe ihn im Stich, nehme ihm das Kind weg, hätte wahrscheinlich schon einen anderen, ich würde nur zusehen wie ich mit meinem arsch an die Wand käme...
Er bekam auch heute den als Bescheid das er bis zum 25.4. Eine sperre hat...
Vorhin hat er sogar sowas gesagt wie: Wenn ich mir ne eigene Wohnung nehme wars das....dann haben wir kein Kind zusammen und unsere Beziehung ist nie geschehen.

Auch kam von ihm, daß ich seiner Meinung nach zum Arzt muss, nicht er....und er würde nicht zum Arzt gehen bevor ich und alle anderen- gegen die er in dem moment wettert- uns nicht ändern.

Großeltern stehen uns sogesehen nicht zur Verfügung...Meine Mutter wohnt 4 bis 5 autostunden entfernt...und seine Mutter...naja, die ist ein anderes Thema

Im Frauenhaus fühl ich mich wohler. Es ist nicht das Ritz aber ich fühle mich sicher....Zuhause hab ich mich dagegen total komisch gefühlt....irgendwie fremd...
Ich such mir und der Kleinen von hier aus eine Wohnung...bekomme dabei auch hilfe.
Er hat mir dahingehend ja auch gestern ein Ultimatum gesetzt.wenn ich bis Ende der Woche nicht wieder da bin, wars das...

Ehrlich gesagt, reicht mir gerade. Werde langsam sauer. Ich schütze doch nur unsere Tochter und mich.

[Raven85]

Mein Sohn lebt bei seinem Vater. Daher bekommt er von der Situation gerade nichts mit.
Ich weiß nicht, wie ich ihm das am besten erklären soll.

[Überdosis]

Hast du ihn in der Phase auf einen Arztbesuch angesprochen, als ihr euch gut verstanden habt und er nicht in dem Tief war?

Meiner Meinung nach beschreibst du sehr gut, die Zeit, in dem es ihm gut ging und dann wo er wieder hinein rutscht und endgültig drin sitzt.
Das Problem ist, dass du es direkt merkst, depressive merken es aber oft erst, wenn sie länger im tief sind, dass sie wieder einen Tief haben.

Es bringt nichts ihn in seiner schlechten Phase drauf anzusprechen. Jemand muss mit ihm, ohne Druck und mit Hilfe (dass jemand mit ihm zusammen geht, wenn er es möchte) dann sprechen, wenn es ihm gut geht und er kein Tief hat.

Ich finde, mit dem was er dir sagt, sagt er dir deutlich, dass er nicht möchte, dass du gehst.
Klar, das drohen und Ultimatum setzen ist nicht gut, aber im Kern sagt er es dennoch.

Zwingen kann dich natürlich keiner und nur du allein kannst am besten entscheiden, was für dich geht und was nicht.

[Herr Rossi]

Hallo.

@Überdosis: Ich bin mit Ferndiagnosen immer sehr vorsichtig, aber wenn Raven schon geflüchtet ist und wenn von ihrem Mann weitere Drohungen und Ultimaten kommen, geht das für mich weit über eine "normale" Depression raus.
Irgendwo muss es auch für einen Depressiven eine Grenze geben, vor allem, wenn ein Kind mit im Spiel ist. Sicherlich sagt er im Kern, dass sie nicht gehen soll, aber was bringt das Raven, wenn sie sich in dieser Beziehung bestenfalls noch unwohl fühlt?

LG

Herr Rossi