Wie geht es weiter

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CountryJonny
Beiträge: 16
Registriert: 3. Mär 2022, 12:02

Wie geht es weiter

Beitrag von CountryJonny »

Hallo zusammen,

ich habe eine ganze Weile mit mir gerungen, mich hier anzumelden und etwas von mir zu teilen.

Vor ca. einem Jahr habe ich mit meiner Schwester telefoniert und während des Gespräches sagte ich, dass ich mir wünschte nie geboren worden zu sein.
Darauf meinte Sie, dass ich mir dringend Hilfe suchen sollte, da man so etwas nicht ohne Grund sagt.

Kurz darauf saß ich beim meinem Hausarzt und schilderte ihm den Sachverhalt und mein Wohlbefinden. Er gab mir im Anschluss an unser Gespräch eine Liste mit Psychotherapeuten aus meiner Nähe und sagte, dass ich versuchen sollte einen Termin zu bekommen.
Diese Liste lag dann ein gutes dreiviertel Jahr bei mir rum, ohne dass ich mich um einen Termin bemühte.

Doch letztes Jahr kurz vor Weihnachten kam das völlige Chaos in meinen Kopf und hält seitdem an.
Wenn man sich die Hauptsymptome einer Depression ansieht, dann passt fast alles zu. Bis auf die Appetitlosigkeit, die ist nicht ganz so ausgeprägt.

Nachdem ich auf dieser Seite einen Selbsttest durchgeführt habe, musste ich dann mit entsetzen feststellen, dass ich mir dringend Hilfe suchen sollte und es keinen Aufschub geben darf.

Also rief ich verschiedenste Therapeuten an, doch nur bei einer erhielt ich einen Termin für eine Sprechstunde (Irgendwie sind alle ausgebucht). Ich schilderte meinen Zustand und Sie bestätigte mir, dass ich Depressionen habe und mir zusätzlich einen Psychiater suchen sollte, damit ich auch medikamentös eingestellt werde.

Einen Tag später saß ich bei meinem Hausarzt um mich nochmals mit ihm zu unterhalten.
Er schrieb mich erstmal für zwei Wochen krank und wir probierten ein Antidepressiva aus. Zusätzlich erhielt ich eine Überweisung für einen Psychiater (Termin findet diesen Freitag statt. Mal gucken was der sagt). Das Antidepressivum habe ich gar nicht vertragen. Daraufhin ging ich wieder zum Hausarzt. Wir probierten etwas neues aus. Das habe ich dann besser vertragen, jedoch hat es kaum Wirkung gezeigt. Ich bin also nochmal hin um eine höhere Dosierung abzufragen. Hier stehe ich nun mit 30mg Citalopram und das Zeug wirkt immer noch nicht so wie man es sich wünscht. Bis darauf, dass ich nun nicht mehr jeden Abend einen Heulkrampf habe tut sich nichts.

Die innere Leere Selbstzweifel,- hass, Todeswunsch usw. sind nach wie vor da und ich frage mich ob es für mich einen Weg daraus gibt. Ich will einfach nicht mehr da sein.
Ein Rehaantrag wurde gestellt, jedoch finde ich im Internet die verschiedensten Wartezeiten und wüsste auch gar nicht in welche Reha ich gehen soll, da anscheind jede Klinik schlechte Bewertungen hat.
Hat hier jemand gute Erfahrungen und kann eine Klinik empfehlen?

Jedoch würde ich auch gerne in eine ambulante Psychotherapie gehen um eine Gesprächstherapie zu erhalten. Die Psychotherapeutin damals meinte, dass ich mir jemanden mit dem Schwerpunkt Tiefenpsychologie suchen sollte. Somit wird die Suche wahrscheinlich noch schwieriger.
Eine Theraputin die ich ich am Telefon hatte meinte, dass ich sowieso erstmal zum Psychiater müsste um richtig eingestellt zu werden und mir dann was suchen kann/darf/soll.

Irgendwie ist mir das alles zu kompliziert und ich fühle mich nicht in der Lage mich da richtig drum zu kümmern. Alles ist so anstrengend.

Vielleicht findet jemand ein paar ermutigende Wort für mich.

Danke schon mal vorab.

VG

CountryJonny

P.S. ich schreibe gerade von der Arbeit, da ich mich nicht weiter krankschreiben lassen wollte, da ich sonst noch größere Existenzängste bekomme, als ich ohnehin schon habe. Meine Frau sitzt in unserem Haus mit unseren beiden kleinen Kindern nämlich zu Hause. Die wollen versorgt werden.
satyananda25
Beiträge: 8
Registriert: 16. Apr 2021, 11:37

Re: Wie geht es weiter

Beitrag von satyananda25 »

Hallo Country Jonny,
den wichtigsten Schritt hast du bereits getan, du hast dir Hilfe gesucht. Jetzt brauchst du erstmal viel Zeit und Geduld. Die Depression ist eine schwere ernstzunehmende Krankheit. Niemand kann die sagen wie lange deine Depression andauert. Du brauchst einen guten Psychiater, er wird mit dich mit den richtig abgestimmten Medikamenten versorgen. Die Wirkung der Medikamente entfaltet sich auch erst nach 4 - 6 Wochen, ggf. muss auch da immer wieder angepasst werden. Wichtig ist es das du auch eine Psychotherapie machst bzw. Therapie mit Tiefenpsychologie, deine Krankenkasse wird dich unterstützen bzw. kannst du im Internet eine Auswahl entsprechender Therapeuten in deiner Nähe finden. Wegen der Arbeit mache dir keine Sorgen, du solltest dich erstmal weiterhin krank schreiben lassen, deine Erkrankung und Behandlung hat nun Vorrang. Ich wünsche dir alles Gute
LG Satyananda25
Maxegon
Beiträge: 2530
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wie geht es weiter

Beitrag von Maxegon »

Hallo CountryJonny,

ja, dieses Chaos mit der Suche nach Hilfe kenne ich zur genüge … jeder sagt etwas anderes, jeder schickt einen zu einer anderen Stelle, ewige Wartezeiten, um dann wieder woanders hingeschickt zu werden, div. medikamentöse Einstellungsversuche mit dem Ergebnis „prima“ Nebenwirkungen und das wars.
Ähnlich erging es mir, auch in einer Psychiatrischen Klinik – Selbsteinweisung, Suizidgedanken – ein weiterer Versuch der medikamentösen Einstellung, Gesprächs-(therapieversuche)versuche fruchteten nicht.
Vielleicht bin ich ja beratungsresistent, hinterfrage zu viel oder kann einfach nicht verstehen, warum ich diverse Medikamente nehmen soll, bei denen es mir erstmal definitiv (körperlich) schlechter geht, damit es mir dann, irgendwann besser gehen könnte.
Von „diesen“ Selbsttest halte ich nicht all zu viel, auch ich machte diverse, variierte die Antworten teilweise auch extrem, die Ergebnisse waren immer erschreckend. Na ja, das muß jeder selbst mit sich ausmachen.
Tiefenpsychologie kann für viele sehr hilfreich sein, doch muß man die Meinung seines Gegenübers ausnahmslos akzeptieren, sonst geht’s nach hinten los, wird kontraproduktiv. Wie bereits erwähnt, das kann nur jeder selbst entscheiden. Vielen hilft es.
Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten, nur von mir. Nach dem sehr zeitraubenden Hinundhergerenne meiner Hilflosigkeit, entschied ich mich, dem ein Ende zu bereiten, denn langsam wurde ich zunehmend verzweifelter. Welch Ironie, es beflügelte die Depression, bestimmt auch die recht unterschiedlichen Diagnosen, Annahmen von professioneller Seite.
Ich hörte auf mit dem „ganzen Gewusel“ , und auch keine Tabletten mehr, die keine Besserung bringen, sie aber versprechen … vielleicht.
Seit dem konzentriere ich auf mich, was tut mir gut, voran ich Gefallen finde, was produziert positive Stimmung, macht froh, ggf. glücklich, Freunde, Familie, Freizeit …

Ich las, du hast Familie, du hast Kinder, eine Arbeit, die euren Lebensunterhalt sichert. Bist noch kein alter Mann, der ängstlich seiner Rente entgegen sieht -so wie ich es hin und wi(e)der tue.

Alle Empfehlungen bezüglich einer Therapie, Klinik etc. sind immer sehr individuell, dem einen bringts was, manch ein Trottel (so wie ich) kommt gar nicht damit klar.
Das kannst du nur selbst ausprobieren. Wenn die Hilfe gut tut, nimm sie bitte in Anspruch.

Ich halte es mittlerweile mit einem vortrefflichen Spruch meiner verstorbenen Großmutter: Mach was, probier`s aus, aber höre auf zu jammern!
Nutze das was du hast, was du machen kannst. … irgendwann bist du alt... und stirbst sowieso.
Vertraue deinem Menschenverstand und lass dir nichts einreden.
CountryJonny
Beiträge: 16
Registriert: 3. Mär 2022, 12:02

Re: Wie geht es weiter

Beitrag von CountryJonny »

Hallo ihr Zwei,

vielen Dank für eure Nachrichten und eure Mutmachungen.
Nächste Woche werde ich 30. Fühlt sich für mich wie ein Horror an.
Als Kind waren Menschen mit 30 alt.

Gerade rief mein Hausarzt an und teilte mir mit, dass mein Rehaantrag da ist und ich ihn abholen könnte.
Ich werde mir auf jeden Fall die Hilfe holen, die ich benötige und Dinge machen, die mir früher Spaß gemacht haben. Vielleicht kommt die Freude ja wieder zurück. Einfach, weil ich für meine Familie da sein möchte und hoffentlich normal sein kann. Aber was ist schon normal.

Und dann hoffe ich, dass ich einen geeigneten Psychotherapeuten finde, der mich ambulant begleitet.
@satyananda25: Danke für den Tipp mit der Krankenkasse. Werde das in Anspruch nehmen.
@Maxegon: Ich wünsche mir für dich, dass du die Hilfe findest, die auf dich zugeschnitten ist. Und vielleicht lässt du Beratung an dich ran, wenn du Vertrauen gefunden hast. Das wünsche ich mir.

VG

CountryJonny
CountryJonny
Beiträge: 16
Registriert: 3. Mär 2022, 12:02

Re: Wie geht es weiter

Beitrag von CountryJonny »

Hallo nochmal,

in mir tobt die ganze Zeit der Kampf, ob ich meinen Kollegen mitteilen soll was mit mir los ist.
Meine beiden Vorgesetzten wissen es und haben sehr großes Verständnis gezeigt und mir ihre Unterstützung angeboten. Meine Existenzängste haben sie auch zurückgewiesen und mir mitgeteilt, dass ich mir um meine Anstellung gar keinen Kopf machen muss.
So viel so gut.

Nur fällt es halt schwer immer die Fassade vor den direkten Kollegen aufrecht zu erhalten.
Mit dem Lachen und gut drauf sein habe ich es seit geraumer Zeit nicht mehr und fühle mich den ganzen Aufgaben kaum noch gewachsen. Alles nur Stress. Ich will halt auch vermeiden, dass hinter meinem Rücken gequatscht wir und ich als verschroben o.ä. abgestempelt werde.

Wenn ich wegen der zukünftigen Reha nochmal ausfallen werde, werden die eh wieder fragen was los ist.

Wie sin da eure Erfahrungen?

Danke vorab.

VG
Nachtmensch
Beiträge: 617
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Wie geht es weiter

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo CountryJonny,

in der Firma, in der ich lange war und die leider geschlossen wurde, wusste es nur eine Kollegin die selbst auch an Depression litt. Es tat gut, wenigstens eine Person zu haben, der ich mich anvertrauen konnte.

Im darauf folgenden Job wurde ich von einigen Leuten gemobbt. Da habe ich es geheim gehalten. Hätte mich sicher noch angreifbarer gemacht. Hab dann nach 2 1/4 Jahren den Job gewechselt.

Der Chef der neuen Firma wusste es und trotz Beteuerungen mein bestes zu wollen, hat er letztlich keine Rücksicht auf meine Belastungsgrenze genommen. So habe ich nach etwas über einem Jahr gekündigt.

Mittlerweile würde ich mich keinem mehr anvertrauen, außer einem Betriebsrat und nur dann wenn es nötig wäre.

Meine Erfahrungen sind aber vielleicht die Ausnahme. Kommt wohl wie immer, auf die Menschen an, mit denen man es zu tun hat.

VG Nachtmensch
CountryJonny
Beiträge: 16
Registriert: 3. Mär 2022, 12:02

Re: Wie geht es weiter

Beitrag von CountryJonny »

Hallo Nachtmensch,

es tut mir leid, dass du solche Erfahrungen gemacht hast.
So ist es, wenn man sich öffnet man bietet mehr Angriffsfläche,
aber irgendetwas strahlt man als Depressiver aus, das die Menschheit noch gerne drauf geht.

Ich werde deine Erfahrung berücksichtigen und erstmal nichts sagen.

VG
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