Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

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Mia2000
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Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Eine Bekannte riet mir, mich nach einem Forum umzuschauen, wo man das Thema "Depressionen" behandelt. Das habe ich getan und habe gleich versehentlich an falscher Stelle mein Schreiben reingesetzt. Ich danke Grinch ganz sehr für sein Schreiben, sowie bei Jupiter für die Erklärung,wie und wo ich ein neues Thema erstellen kann.

Und ich danke sehr für die Aufnahme in diesem Forum.

Hier mein Text, der zuerst unter einer falschen Rubrik stand:

Möchte mich vorstellen: Ich bin 71 Jahre alt geworden, und seit anderthalb Jahren leide ich an Depressionen. Ich war bei einer Psychotherapeutin, sehr jung, und sie stellte mir Fragen, die ich ihrer Meinung nach falsch beantworten würde. Ich würde "immer den roten Faden verlieren". Was sie meint, weiß ich nicht. Ich bin nicht wieder hingegangen. Ich war bei einem Psychiater. Dort war ich 10 Minuten. Er fragte, was mich zu ihm "treibt". Ich sagte: "Ich vermute,ich leide an Depressionen". Und ich erzählte kurz, wie ich mich fühle. Er fragte nicht nach, sondern sagte sofort, ich solle in eine Tagesklinik gehen. Was ich nicht möchte, da es dann für mich wie ein Arbeitstag wäre. Ich solle in einer Woche wiederkommen, er wolle mir Tabletten verschreiben. Mein Hinweis, dass mir von Tabletten oft schlecht würde, dokumentierte er so: "Da probieren wir so lange, bis Ihnen nicht mehr schlecht wird." Ich bin dort auch nicht wieder hin. Ich muss euch erzählen, dass im Jahr 2020 mein Mann 5 Monate im Krankenhaus lag, und es nicht sicher war, dass er die schwer OP überlebte. Da fingen meine Depressionen an. Das weiß ich heute. Vor allem gab es einige Enttäuschungen von Bekannten, die sich nie erkundigen, wie es mir allein zu Hause ergeht. Ich hatte aber auch sehr liebe Bekannte, die mir halfen. Gott sei Dank. Dazu kommt mein Riesenproblem: Dass meine beiden Söhne sich seit Kindheit nicht vertragen und vielleicht jetzt sogar hassen. Ich stand immer mitten drin. Seit einiger Zeit hat der Jüngste den Kontakt zu uns Eltern deshalb abgebrochen. Und ich leide furchtbar. Die Depression bei mir wirkt sich so aus, dass ich oft das Gefühl habe, dass jede einzelne Zelle meines Körpers gefoltert wird, dass ich sogenannte Wanderschmerzen habe, wie z.B. vor Monaten eine Gallenkolik, aber der Arzt fand nichts. Einmal war mir, als würde jemand meinen Zeigefinger absägen. Und ich weine sehr viel. Auch vor fremden Menschen, wenn sie unfreundlich reagieren. Da schäme ich mich. Aber ich habe mich nicht in Gewalt. Ich stellte vor Monaten fest, dass ich ab und an auf einmal auch angenehme Tage habe, wo ich so sehr hoffte,es ist vorbei. Aber dann kommen die schlimmen Tage, wo ich mir so sehr wünschte, nicht mehr leben zu müssen. ich würde mir nie was antun. Mein Mann braucht mich. Aber der Wunsch ist da.
Mia2000
Beiträge: 16
Registriert: 4. Feb 2022, 20:35

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Vielen dank, lieber Grinch.Auch ich wünsche dir noch einen angenehmen Abend.
Seide
Beiträge: 1638
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Seide »

Guten Morgen liebe,
leider habe ich gerade nicht die Zeit Deinen Beitrag noch einmal zu lesen.
Jupiter hat Recht, Du brauchst Hilfe von Profis.

Einen sehr guten Tipp kann ich Dir geben.

Wende Dich an den Sozialpsychiatrischen Dienst in Deiner Nähe.
Meines Wissens gibt es den in Deutschland überall, auch in kleineren Städten.

Mir wurde von ihnen im Laufe meiner Karriere immer wieder sehr gut geholfen.
Selbst, wenn sie zeitnah kein Einzelgespräch anbieten könne, sie haben immer sehr gute Tipps.
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Keks1987 »

Hallo liebe Mia,

schön dass du hier bist, ich hoffe der Austausch hier kann dich ein bisschen unterstützen. Das klingt nach einer sehr schweren Zeit die du durchmachst.

Wahrscheinlich bist du nur wenig bei dir, damit meine ich, dass dich dein Umfeld sehr braucht, dein Mann, deine Söhne, und dort bist du in einer denkbar schwierigen Position. Ich denke ganz wichtig ist, sich gerade jetzt nicht selbst aus den Augen zu verlieren und wann immer möglich sich etwas Gutes zu tun, das können auch Kleinigkeiten sein. Dass dich deine Situation verzweifeln lässt verstehe ich sehr gut, ich glaube da würde jeder an seine Grenzen stoßen.

Hast du jemanden, der dir ab und zu zur Seite steht?

Liebe Grüße und viel Kraft!
Keks
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Keks1987 »

Ich würde vielleicht auch nach einem Therapieplatz schauen, auch wenn das zurzeit schwierig ist, aber man kann sich eventuell wenigstens auf eine Warteliste setzen lassen und in der Zwischenzeit nach anderen Lösungen suchen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es dir gut täte, regelmäßig mit jemandem über deine belastende Situation zu sprechen, der sich auskennt und geschult ist. Ein Therapeut ist mehr oder weniger neutral und man kann sehr viel offener mit ihm reden als bei einem Freund oder Familienmitglied weil diese ja mehr oder weniger selbst betroffen sind.

Mir hat es zB vor Jahren bei familiären Problemen geholfen, die Schuld nicht immer bei mir zu suchen. Ich hatte immer eine ungeheure Wut auf mich und habe in der Therapie gelernt, beide Seiten eines Streits zu sehen. Dabei geht es nicht um Schuldzuweisung sondern um Differenzierung. Z.b dass man erkennt, auch wenn man es theoretisch vielleicht weiß- zu einem Streit gehören mindestens 2. Und es muss auch eine Bereitschaft beim Gegenüber da sein, einen Konflikt überhaupt lösen zu wollen. Wenn dem nicht so ist, muss man versuchen, sich ein Stück weit davon zu distanzieren, denn so sehr man auch will, so jemandem kann man dann nicht helfen.

Ich hoffe du findest in diesem Forum gute Anregungen und wünsche dir trotz allem einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße
Keks
Mia2000
Beiträge: 16
Registriert: 4. Feb 2022, 20:35

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Möchte mich zuerst GANZ SEHR für eure Antworten und für eure Mühe bedanken. Das habe ich nicht erwartet. Und im Moment empfinde ich Freue, ein Gefühl, was ich seit langer, langer Zeit nur ganz selten empfinden kann. Vielleicht ist es auch wichtig zu sagen, dass ich sehr sensibel bin.Man kann mich schnell kränken, wobei ich von Natur aus ein sehr lustiger Mensch bin und gerne lache. Als ich noch arbeiten gehen durfte, war es für mich alles leichter. Ich hatte super nette Kolleginnen. Wo ich gearbeitet habe, waren so ca. 80 Menschen tätig. Und ich hatte das große Glück, mit drei Kolleginnen zusammenarbeiten zu dürfen, mit denen ich mich sehr gut verstand. Wir sind auch heute noch befreundet. Wenn es mal ein Problem gab, konnte ich mit ihnen drüber sprechen, und schon das tat mir gut. Meine Söhne sind 49 und 42 Jahre alt. Der Ältere war ein Typ, der schon von klein auf Knuddeln und Liebkosungen nicht mochte. Er war gern für sich, spielte mit Jungs in der freien Natur und war eher stur. Unser Jüngster war das Gegenteil. Er war sehr niedlich, die ganze Familie stand auf ihn, die Großeltern waren vernarrt, selbst die Lehreren, wenn sie Hausbesuche machte, hatte immer ein Lächeln im Gesicht. Aber durch ihre verschiedenen Charaktereigenschaften, wurde der Große schnell selbständig,. Im Alter von 18 Jahren lernte er ein Mädchen kennen und zog zu ihr. Als es leider auseinanderging, wohnte er wieder bei uns. Er ist ein sehr fleißiger Handwerker. Der Jüngere wohnte bei uns, bis er 27 Jahre alt war. Wie gesagt, der Umgang mit ihm war immer problemlos und angenehm, aber als er so um 20 Jahre alt war, fing der Bruderstreit an. Schon vorher gab es kleine Differenzen. Ich würde es euch gern alles erzählen, aber da müsste ich 1000 Seiten schreiben und mehr. Es gab eine Zeit, da kam unser Jüngster nicht mehr zu uns. Ich litt zwar, hatte aber meine Arbeit, wo ich oft abends sehr spät heimkam und nicht so viel nachdenken konnte. Als eine gemeinsame liebe Bekannte leider starb, nahm ich Kontakt mit unserem jüngsten Sohn auf, und wir schrieben uns per WhatsApp. Vor einigen Jahren hatte mein Mann einen schlimmen Fahrradunfall. Ich schrieb es unserem Jüngsten, und er kam noch an dem Tag zu mir. Als mein Mann aus dem Krankenhaus entlassen wurde, besuchte er seinen Vater, und Beide sprachen sich aus. Ich war überglücklich. Er kam uns mit seiner Lebensgefährtin ab und an besuchen, lud uns sogar einmal Heiligabend zu uns ein. Ich gab mir, ehrlich gesagt, keine Mühe, die beiden Jungs zu versöhnen. Denn ich wusste, es ist unmöglich. Ihr Hass - ja Hass - war abgrundtief. Vor über zwei Jahren fuhren unser Ältester und mein Mann zu ihm, um sich endgültig auszusöhnen. Der Abend endete in einem schlimmen Fiasko. Seither kommt unser Jüngster gar nicht mehr zu uns. Was meinen Mann betrifft (er ist 74 Jahre alt), er war (ist) ein sehr fleißiger Mensch. Er war immer am Arbeiten, bauen, machen. Und er war Fußballer, spielte in einer hohen Liga (zu DDR-Zeit), dann wurde er Trainer. Dadurch war er - oder wir - viel unterwegs. Auch wenn mich Fußball damals nicht interessierte, fuhr ich oft mit und filmte die Spiele. Als mein Mann 38 jahre alt war, ließ er sich Grippeschutz Impfen. Und durch diese Impfung wäre er fast gestorben. Sein Herz bekam Herzmuskelentzündung und war total vereitert. Seit her hat er Probleme mit dem Herzen. Obwohl er regelmäßig zum Kardiologen ging, bemerkte man nicht, wie sich der Zustand verschlimmerte. Durch einen zufälligen glücklichen Umstand bemerkte der Hausarzt, dass das Herz meines Mannes in einem sehr schlechten Zustand war. Noch am selben Tag musste er in die Klinik. Nach gründlicher Untersuchung wurde eine Operation vorgeschlagen, weil sonst sein Herz nicht mehr lange schlagen würde. Zwei Wochen später wurde er in Jena operiert. Die Ärztin sagte nach der OP zu mir: "Ihr Mann hätte mindestens 10 Jahre eher operiert werden müssen." Nun fragte ich mich, was der Kardiologe mit ihm gemacht hat, wenn er regelmäßig dort war. Egal. Es war, wie es war. Um die Frage von Grinch zu beantworten: Ich würde denken, es geht ihm gut. Das Herz arbeitet wieder richtig. Bis jetzt gab es keine Probleme. Leider bekam er Polyneuropathie. Er ist aber kein Diabetiker. Durch die Polyneuropathiehat er starke Schmerzen in den Fußsohlen und das Laufen fällt ihm sehr schwer, da schmerzhaft. Ich fuhr 5 Monate lang nach Jena bzw. Kreischa. Mein Mann hatte außerdem viel Pech, ihm platzte noch die Gallenblase, wo er notoperiert werden musste. Ja, in dieser Zeit habe ich sehr gelitten. Unser jüngster Sohn fragte mich zwar ab und an, wie es ihm gehe. Aber mal Besuch? Nein. Jetzt geht es meinem Mann verhältnismäßig gut, und ich könnte glücklich sein. Aber das Gefühl von Glück oder Freuen kann ich kaum noch empfinden. Da unser Jüngster gar nicht mehr zu uns kommt und ich seine Gründe nicht nachvollziehen kann, leide ich deshalb sehr. Seine Lebensgefährtin hat mir etwas geschrieben, was ich überhaupt nicht verstand, es war zu wissenschaftlich. Und immer denke ich daran, welche wunderschöne Kindheit unser Jüngster hatte. Es mangelte ihn an nichts, vor allem nicht an Liebe. Die Depression, wenn es eine ist, schlich sich langsam an mich heran. Es wurde immer schlimmer, wie schon erzählt, mit sogenannten Wanderschmerzen. Meine Cousine, die an vielen Krankheiten leidet und alle mögliche Medizin besitzt, gab mir flüssiges Tilidin, wo drauf stand: "Gegen sehr starke Schmerzen". Als ich das einnahm, waren die Schmerzen weg. Und auch so fühlte ich mich auf einmal leicht und unbeschwert. Wenn es mir sehr mies geht, nehme ich es. Ist vielleicht nicht so gut, ich weiß. Sehr, sehr oft kam der Gedanke, dass es am Besten wäre, ich würde nicht mehr leben. Der Wunsch wurde so stark. Aber ich versichere euch, dass ich nie irgendwas unternahm, um aus dem Leben zu gehen. Ich musste nur gegen diesen Wunsch so ankämpfen. Und ich machte mir so viele Gedanken. An allem gab ich mir die Schuld - meine Söhne betreffend. Unser Ältester hat eine Lebensgefährtin, die zwei kleine Mädchen mit in die Beziehung brachte. Sie sind jetzt erwachsen, haben Männer. Und gemeinsam haben sie unseren Enkel bekommen, der jetzt 18 Jahre alt ist. Meine Schwiegertochter ist in meinen Augen eine tolle Frau. Aber ich könnte NIE mit ihr über ein Problem reden. Ihre Reaktion ist immer: "Ich glaube nicht, dass ich das hören will." So fühle ich mich, ihre Familie betreffend (auch ihre Eltern) irgendwie nicht richtig dazugehörig. Meinen Mann stört das nicht. Vielleicht bin ich auch selbst schuld, weil ich zu sensibel bin und dann eher den Rückzug antrete.Ich hasse Streit, bin einem Streit auch nicht gewachsen. Als mein Mann aus dem Krankenhaus entlassen wurde, fingen die Depressionen an, die Angst um ihn, die Traurigkeit, dass unser Jüngster nicht mehr zu uns kommt und ich sicher bin, dass ich ihn nie wieder sehe. Was die Depression betrifft, sah ich mal eine Sendung darüber, und bei einer mittelschweren Depression wurden Symptome genannt, wie ich sie auch empfinde: niedergeschlagen, Schmerzen, viel Weinen, immer müde, Unlust und auch wenig Kraft und Energie für Haus und Garten. Wie ich schon schrieb, habe ich eine Freundin, die nichts wissen will davon. Depression ist bei ihr, dass man "leicht ga-ga" ist im Kopf. Mein Mann hat unserem Ältesten erzählt, dass ich eine Depression habe. Aber er sieht das nicht als Problem. Er befasst sich gar nicht damit. Mein Jüngster weiß es auch, gibt aber seinem Vater die Schuld. Warum, weiß ich absolut nicht. Ich habe eine ziemlich gute Ehe geführt, wir sind 50 Jahre verheiratet. Und unser Jügster, der von seinem Vater auf Händen getragen wurde, hat ungeheure Wut auf seinen Vater. Wenn ich doch wüsste, warum. Er erzählte mir als Beispiel, dass der Freund meines Mannes ihn gefragt hätte, ob er auch mal ein Fußballer würde - da war er 12 Jahre alt. Mein Mann hätte geantwortet: Nein, nie. Er hat dafür kein Interesse.Und DAS hat er seinem Vater übel genommen. Obwohl mein Mann es richtig gesagt hat. Niemand ist bereit, dass wir uns alle zusammensetzen und gemeinsam sagen: "Wir lassen den Schnee von gestern hinter uns." Ich bin die Einzige, die das möchte. Ob das alles der Grund für die Depression ist, weiß ich nicht. ich weiß nur, dass ich es an manchen Tage kaum aushalte und dann nicht weiß, was ich tun könnte.
Bitte entschuldigt mein langes Schreiben. Ich weiß nicht, wie ich mich kürzer fassen könnte. Denn für Außenstehende ist es nicht leicht zu verstehen, warum meine Söhne sich hassen. Und warum ich "die Schläge" dafür bekomme, nur weil ich vermitteln wollte.

Ich werde demnächst hier im Forum lesen und vielleicht finde ich viele Anregungen für mich.
Und um eine Psychotherapeuten will ich mich kümmern.

Ich danke euch sehr.
Zuletzt geändert von Mia2000 am 16. Feb 2022, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
Maxegon
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Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Maxegon »

Hallo Mia,

wie du richtig bemerktest, es ist wie es ist.

Das Vermitteln zwischen deinen Söhnen wird wohl eher nicht klappen. Wenn die beiden nicht wollen, ist alles vergebene Liebesmüh` . Und jeder Versuch ist meist kontraproduktiv. Das müssen die beiden unter sich ausmachen.

Ich und meine Schwester (mittlerweile 58 und 60 Jahre) haben ein ähnlich angespanntes Verhältnis, als unsere Mutter noch lebte, versuchte sie auch zu vermitteln – erfolglos. Sie geriet nur zwischen „die Fronten“ , was sicher nicht sehr freudvoll für sie war.

Du kennst den Satz: Der Prophet im eigenen Haus … ?

Kinder können kaum mit den Problemen ihrer Eltern umgehen, mit Jammern schon gar nicht. Geht es dann auch noch um sie selbst, kommt wenn schon nicht Panik, doch zumindest Ablehnung auf, eine Art Selbstschutz. Gerade weil sie ja jetzt erwachsen sind.
Kannst du dich daran erinnern, wie es damals bei deinen Eltern war?

Verzeih` bitte meine Offenheit, du kannst nur etwas für dich tun, pflege dich, umgib dich mit Freunden und Bekannten, tu` was dir Freude bereitet, rede mit anderen Menschen. Tausche dich aus. Alleinsein und Grübeln ist dein größter Feind.

Ob dir Therapeuten helfen können, kannst nur du entscheiden.

Viele Grüße
Mia2000
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Registriert: 4. Feb 2022, 20:35

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

@IIorIII:

Das mache ich demnächst.

@Grinch: Du hast recht, ich kann nichts machen, dass meine Söhne sich hassen. Dass Beide sich versöhnen, habe ich vielleicht vor 25 Jahren versucht. Seither nicht mehr. Aber mir war wichtig, dass beide Söhne zu uns als Eltern kommen und jeweils zu uns ein gutes Verhältnis haben. Ich bin eher der Typ, der niemandem ungebeten Ratschläge gibt, ich gehe nie zur Wohnung des Sohnes ohne vorher mich anzumelden, ich rede nirgends rein und bin eher zurückhhalten, als aufdringlich. Vielleicht ist das auch verkehrt. Ich weiß leider nicht.

@Maxegon: Ich stimme dir schon zu. Aber wenn ich an meine Freundin denke: Deren Tochter hatte 4 Jahre mit schwerem Krebs zu kämpfen. Meine Freundin hat ihren Haushalt geführt, hat sich um ihre beiden Kinder gekümmert (Schule, Kindergarten), hat die Wäsche gewaschen für den Ehemann - sie war immer für die Familie da. Und jetzt, interessiert die Kinder das Problem der Eltern nicht? Das tut weh. Denn bei ihr ist es so. Man könnte doch etwas von der Liebe, die man den Kindern gab, zurückbekommen. Freunden helfen sie doch auch,und wie. Aber die Eltern sind für sie eine Last. Werde ich nie begreifen. Nie.
Mia2000
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Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Möchte noch etwas erzählen:

Heute habe ich unserem ältesten Sohn am Telefon, als er zufällig anrief, erzählt, dass ich ca. anderthalb Jahre unter Depressionen leide. Er sagte, Vater hätte es ihm schon gesagt, aber er würde sich dafür nicht interessieren. Das sei etwas, was er nie begreifen würde.

Ich bat ihn, darüber doch mal zu googeln.

Das lehnte er verhement ab.

Ich fragte, ob er sich eher um mich sorgen würde, wenn ich beide Beine brechen würde?

Seine Antwort war: "Ja, naklar. Das ist wenigstens was Handfestes, womit ich was anfangen kann."

Seine Ablehnung, über Depressionen zu googeln, hat mich traurig gestimmt. Aber ich kann ihn ja nicht zwingen.
Gertrud Star
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Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Mia und willkommen im Forum.

Na wenn dein Sohn etwas Handfestes braucht, kannst du ihn um konkrete Sachen bitten, wenn du ihn brauchst. Musst ja die Depris nicht erwähnen. Und in deinem Alter brauchen ja Mamas manchmal ihre Söhne. Ansonsten kannst du ja Ausdrücke suchen, die passen, beispielsweise dir gehts heut nich gut oder du hast ein großes Stimmungstief oder bist sehr müde oder so, eben Alltagsbegriffe.
Vielleicht geht es auf diese Weise.

LG Gertrud
Mia2000
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Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Danke für dein Schreiben,liebe Gertrud.

Ja, so werde ich es auch handhaben. Bisher versuchte ich immer, alles allein zu schaffen. Und bevor mein Mann krank wurde, vor drei Jahren, war ja auch alles kein Problem. Es gibt ja auch junge Leute, die Hilfe brauchen, aber wenn man älter ist, heißt es gleich: "Die ist alt, die braucht Hilfe." Das hörte ich schon oft. Dabei braucht jeder Mensch mehr oder weniger ab und zu Hilfe - egal, welchen Alters.
Mia2000
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Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Keks1987 hat geschrieben:Hallo liebe Mia,

schön dass du hier bist, ich hoffe der Austausch hier kann dich ein bisschen unterstützen. Das klingt nach einer sehr schweren Zeit die du durchmachst.

Wahrscheinlich bist du nur wenig bei dir, damit meine ich, dass dich dein Umfeld sehr braucht, dein Mann, deine Söhne, und dort bist du in einer denkbar schwierigen Position. Ich denke ganz wichtig ist, sich gerade jetzt nicht selbst aus den Augen zu verlieren und wann immer möglich sich etwas Gutes zu tun, das können auch Kleinigkeiten sein. Dass dich deine Situation verzweifeln lässt verstehe ich sehr gut, ich glaube da würde jeder an seine Grenzen stoßen.

Hast du jemanden, der dir ab und zu zur Seite steht?

Liebe Grüße und viel Kraft!
Keks

Hallo, Keks, danke für dein obiges Schreiben.

Ja, ich habe Jemanden, der mir zur Seite steht. Das ist an erster Stelle mein Mann. Er hat sich sehr mit Depressionen befasst. Ich habe auch ein Hörbuch über Depressionen, davon hat er sich viel angehört.

Ich habe zwei Freundinnen - eine kenne ich nur durch das Internet. Wir schreiben uns schon sehr viele Jahre. Als ich ihr schrieb, dass ich Depressionen bekommen habe, war ihre Antwort für mich niederschmetternd. Sie schrieb, ihr Vater war von Beruf Psychiater, und der habe immer gesagt, Depressionen gibt es NICHT, da bilde man sich was ein. Er würde diese Leute am liebsten nach Anfrika schicke, wo sie Holz hacken müssten.

Ich war nahe dran, die Freundschaft mit ihr zu beenden. Habe es ihr auch etwas zu verstehen gegeben. Meine Bitte, doch mal zu googeln, wie schlimm Depressionen sein können, vor allem auch das Symtom mit dem Wunsch, nicht mehr leben zu müssen, ignorierte sie. Ich kann wieder normal mit ihr kommunizieren, doch ich brauchte lange, ihr Antwort zu überwinden.

Die andere Freundin, so alt wie ich, hat vor drei Jahren leider ihren Mann verloren. Sie ist aber sehr selbstbewusst, unternimmt sehr viel und ist tausendfach von sich überzeugt. Auch sie kann mit Depressionen nichts anfangen. Nicht ein einziges Mal fragt sie mich, wie es mir geht. ABER, habe ich einen kleinen Schnupfen - da ist sie besorgt. Oder tut so.

Dann habe ich noch zwei richtig liebe gute Freundinnen. Wir kennen uns schon Jahrzehnte. Beide haben auch Depressionen durchmachen müssen und verstehen mich sehr gut. Und ich kann mit Beiden über alles reden.

Seit einer Woche geht es mir irgendwie gut. Im Hintergrund lauert die Angst, es könnte wieder schlimmer werden; aber ansonsten fühle ich mich sehr gut. Welch tolles Gefühl. Ich kann lachen und mich freuen. Allerdings vermute ich, die Depression (ca. anderthalb Jahre jetzt) hat mich körperlich sehr erschöpft. Mir fällt Vieles sehr schwer. Am 11.10. feiern mein Mann und ich unsere Goldene Hochzeit, und ich muss das ganze Haus saubermachen. Wir feiern zwar in einer Gaststätte, aber ich habe lange wenig gemacht im Haus. Dazu hatten wir neulich noch Handwerker.

Ich wollte schon vor zwei Wochen mit Putzen beginnen: Kellerräume und Wohnung. Ich habe bis heute nicht angefangen. Das macht mir sehr zu schaffen. Aber ich muss endlich damit beginnen, sonst schaffe ich es nie.

Vielleicht morgen?
Mia2000
Beiträge: 16
Registriert: 4. Feb 2022, 20:35

Re: Weiß keinen Rat mehr - bin neu hier

Beitrag von Mia2000 »

Lieber Jupiter, ich muss dir in allem Recht geben. Ja, ich hätte die Freundschaft beenden müssen. Ich habe auch ein dementsprechendes Schreiben ihr geschickt. Sie ist auf diesem Gebiet sowas von halsstarrig, das ist gar nicht zu beschreiben. Da sie etwas älter ist als ich, also über 70, ist das viele Jahre her, dass ihr Vater praktizierte. Vielleicht hat man früher Depressionen wirklich nicht anerkannt. Ich weiß es nicht.

Leider glaubt ja auch mein Sohn daran nicht. Da es nicht anders ging, habe ich es ihm erzählt. Er glaubt mir nicht. Ich bat ihn, doch mal zu googeln. Das lehnte er ab. Das macht mich sehr traurig. Ihm kann ich leider die Freundschaft nicht aufkündigen.

Danke sehr für deinen mir Mut zusprechenden Satz. Das tat sehr gut. Und ja, ich werde mich um professionelle Hilfe kümmern. Ich bin mir nur nicht sicher, an wen man sich wenden sollte:

Psychologe
Psychiater
Neurologe

Oder?

Herzliche Grüße zurück von Mia
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