Arbeitgeber einweihen

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Susel77
Beiträge: 57
Registriert: 27. Mai 2021, 16:42

Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Susel77 »

Guten Morgen,

Mir geht es gerade wieder sehr schlecht und ich bin seit letzter Woche krankgeschrieben. Ich habe wieder starke Gliederschmerzen Erschöpfung und Müdigkeit. Zuerst dachte ich an eine Erkältung, aber mir war schnell bewusst, dass sich mein Körper wieder meldet. Ich habe diese Phasen seit 2018. Sobald ich mich überfordere (ich merke das in dem Moment nicht) falle ich in ein Tief und mein Körper schmerzt.
Ich überlege gerade, ob ich meinen Arbeitgeber in meine Situation einweihen soll. Ich kenne die Vorgesetzten schon über Jahre. Ich habe aber immer versucht den Schrin zu wahren. Wenn ich die Maske fallen lasse, dann bin ich ja nicht mehr die tolle Mitarbeiterin. Ich merke aber wie sehr mich der Druck und die Erwartungen der anderen belasten. Ich möchte arbeiten und habe Angst, dass ich wieder so krank bin, dass gar nix mehr geht und ich wieder nicht mehr aus dem Bett komme!
Hat jemand von euch offen mit dem Arbeitgeber gesprochen? Oder geht der Schussnach hinten los.
Weiß grad nicht weiter und quäle mich gleich wieder an den Schreibtisch....
LG susel
Empathie58
Beiträge: 266
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Susel77,
Susel77 hat geschrieben:... Ich überlege gerade, ob ich meinen Arbeitgeber in meine Situation einweihen soll. Ich kenne die Vorgesetzten schon über Jahre. Ich habe aber immer versucht den Schrin zu wahren. Wenn ich die Maske fallen lasse, dann bin ich ja nicht mehr die tolle Mitarbeiterin. Ich merke aber wie sehr mich der Druck und die Erwartungen der anderen belasten. ...
Du scheinst über Jahre sehr viel Anerkennung aus Deiner Leistungsbereitschaft gezogen zu haben. Bist Du sicher, dass Du nicht mehr die tolle Mitarbeiterin bist, wenn Du die Maske fallen lässt? Es ist anstrengend, Deine wahren Empfindungen zu maskieren, und kann befreiend sein, Dich damit anzuvertrauen. Sind es wirklich der Druck und die Erwartungen anderer Menschen oder setzt Du Dich selbst unter Druck, um die Anerkennung und Deinen Ruf als fleißige Mitarbeiterin nicht zu gefährden?
Susel77 hat geschrieben:... Hat jemand von euch offen mit dem Arbeitgeber gesprochen? Oder geht der Schussnach hinten los. ...
Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten. Es hängt davon ab, wieviel Verständnis Dein Arbeitgeber aufbringt, wenn Du Dich offenbarst. Ich habe damit schlechte Erfahrungen gemacht, weil ich statt der erhofften Rücksichtnahme und einem professionellen, wertschätzenden Umgang mit mir und meiner damaligen Situation Mobbing in Form von "Bossing" erfahren habe. Unter anderem diese Erfahrung hat mich später veranlasst, mich im Personalrat zu engagieren, um Kolleginnen und Kollegen gegen derartige Übergriffe beizustehen. Wie gesagt, das ist meine individuelle Erfahrung. Du kennst Deinen Arbeitgeber am besten und wirst selbst einschätzen müssen, welches der für Dich stimmige Weg ist.

Gibt es bei Euch einen Personal- oder Betriebsrat, dessen Unterstützung Du in Anspruch nehmen kannst?

Liebe Grüße
Empathie58
Suchende2
Beiträge: 1267
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Susel77,

ich habe meinen direkten Vorgesetzten und die Betriebsratvorsitzende über den wahren Grund informiert.
Wenn ich auf die Arbeit zurückgehe, werde ich meine Kollegen nicht über den wahren Grund informieren (für die habe ich dann eine Stoffwechselstörung). Ich weiß, das bei uns im Konzern von manchen Kollegen über Kollegen mit psychischen Erkrankungen hergezogen wird und ich habe keine Lust von Leuten freundlich angelächelt zu werden und zu wissen, wie sie hinter meinem Rücken über mich reden.

Alles Gute,
Suchende
Susel77
Beiträge: 57
Registriert: 27. Mai 2021, 16:42

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Susel77 »

Hallo Jupiter,
Vielen Dank für deine Antwort. Bei meinem Therapeuten habe ich erst in ein paar Wochen wieder einen Termin, aber ich weiß schon wie das Gespräch läuft. Für alle anderen ist es ja sooooo einfach und auch mir sind viele Dinge klar. Ich kann es nicht umsetzen. Ich bin blockiert und die Angst vor den Konsequenzen, wenn man eine Entscheidung trifft, lähmt mich. Ich habe nächste Woche einen Termin bei meiner Psychiaterin. Aber auch diesen Verlauf des Gesprächs kann ich voraussagen.
Mein Mann kann nicht mehr. Wir hatten gestern mal wieder einen heftigen Streit wegen meiner Arbeit. Er hat kein Verständnis mehr und jetzt ist wieder die Angst da, dass er mich und die Kinder verlässt. Das zieht mich noch mehr runter und ich reiße mich zusammen, so dass ich die Tage gut meistern kann.
Wir hatten viele Probleme und das über Jahre. Wir haben verlernt zu leben. Ich habe wieder oft die Gedanken, dass es meiner Familie ohne mich besser gehen würde. Ich tue mir nichts an, aber es gibt Momente, in denen diese Gedanken aufkommen. Ich hatte viele Jahre keinen Kontakt zu meinen Eltern, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich mache das Ganze fast genau 25 Jahre mit. Mit Hochs und Tiefs kenne ich mich aus und finde keinen Weg zur stabilen Phase. Das schmerzt....
LG Susel
Susel77
Beiträge: 57
Registriert: 27. Mai 2021, 16:42

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Susel77 »

Lieber Jupiter,

Es gibt nix Schlimmes, es wäre mir egal, wenn alles vorbei ist. Ich bin auf der Welt um zu funktionieren. Habe mich heute mit einem Bekannten getroffen und auch über alles gesprochen. Es sind immer die gleichen Gespräche. Mach was, was dir Spaß macht. Ich weiß es nicht, was Spaß macht. Ich bin müde, ausgelaugt, ich will mich nicht mehr mit dem allem beschäftigen. Es gibt keine Angst, aber auch keine Freude. Nur Leere....
Irgendwie hoffnungslos.
T Ally
Beiträge: 595
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von T Ally »

Hallo Susel,

Deinen Ursprungsbeitrag habe ich vor einigen Tagen gelesen, hatte jedoch keine Kraft, direkt eine Antwort zu schreiben.
Ich habe meinen Arbeitgeber so weit eingeweiht, wie es sein musste. Bei Anzeige der Reha stand ja zum Beispiel die Klinik auf dem offiziellen Schreiben und bei vielen AUs vom Psychiater kann er sich dann ja ein Bild machen. Zudem fand mein BEM mit Unterstützung des IfD statt und den GdB habe ich auch angezeigt um den Kündigungsschutz zu erhalten.
Insgesamt war das dann nach einigen Jahren mein AUS. Ich habe die Kündigung angeboten bekommen, ausgesprochen wurde sie jetzt seit einem Jahr nicht. Nun stecke ich in einer (meiner Meinung nach sinnlosen) LTA Maßnahme und musste das ja auch dem Arbeitgeber anzeigen. Jetzt hofft er wohl, mich ohne Abfindung loszuwerden, denn seither reagiert der Anwalt des Arbeitgebers nicht mehr.

Wenn mir an meinem Job etwas liegen würde und ich eine Wahrscheinlichkeit sähe, dort wieder Fuß fassen zu können, dann würde ich mich dort nicht offenbaren und zunächst auch nur AUs eines Hausarztes einreichen. Leider sind Arbeitgeber noch überwiegend der Ansicht, dass psychische Krankheiten die Leistungsfähigkeit deutlich und dauerhaft einschränken. Wenn das Arbeitsumfeld dazu beiträgt, dann passiert das evtl. auch, aber es muss ja nicht in jedem Fall so sein. Wenn Du Dich im Betrieb und mit den Aufgaben wohlfühlen, Du Dir sicher bist, wieder leistungsfähig zu werden, dann halte Dich zurück.
In meinem Fall hat das berufliche Umfeld mit dazu beigetragen, dass ich nicht mehr kann. Bei mir ist das Kind in den Brunnen gefallen, es ist nichts mehr zu retten. Da ist es egal, ob der Arbeitgeber viel weiß oder nicht. Wirtschaftlich bin ich aber demnächst im Aus und auf dem Abstellgleis…

Bzgl. Deiner aktuell schwarzen Weltsicht kann ich Deine Gedanken total nachvollziehen, mir geht es oft ähnlich. Einen Sinn im Leben finde ich nicht, sehe keinen. Ich empfinde jeden Tag als anstrengend, bin dünnhäutig, reagiere schnell aggressiv und bin mit allem überfordert. Hätte ich eine Patentlösung, ich würde sie umgehend mit Dir teilen!
Hast Du Dich einmal mit dem Gedanken an einen Aufenthalt in der Akutklinik beschäftigt? Vielleicht könntest Du dort zur Ruhe kommen und Deine vielen Gedanken mit Unterstützung sortieren. Allerdings wird dieser dann Deinem Arbeitgeber angezeigt…

Ich wünsche Dir viel Kraft für Deine aktuellen Herausforderungen und einen Weg, der sich für Dich auftut, um eine gute Lösung zu finden.

Alles Gute für Dich!
Flinders123
Beiträge: 9
Registriert: 10. Feb 2022, 19:23

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Flinders123 »

Hallo Susel,

ich habe vor zwei Wochen die Entscheidung getroffen, meine Chefin über meine Depression in Kenntnis zu setzen. Ich bin erst ca 2,5 Jahre in diesem Job. Meine Offenheit und Bereitschaft etwas dagegen zu tun, kam sehr gut an. Allerdings habe ich mich bisher nicht krankschreiben lassen.
Badewannenhanne
Beiträge: 8
Registriert: 13. Jan 2022, 16:17

Re: Arbeitgeber einweihen

Beitrag von Badewannenhanne »

Das ist gut dass du sie da mit einweihst, ich meine wenn die Chefin empathisch ist, dann ist das doch schonmal gut fürs erste, ich denke das war besser als es nicht zu sagen :)
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