wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

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pfitze
Beiträge: 52
Registriert: 7. Dez 2020, 17:52

wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von pfitze »

Hallo liebes Forum!.. und deren Mitglieder..:-)

Zunächst möchte ich hier nicht wahllos immer wieder neue Themen erstellen, welche zum Teil schon existieren resp. sich inhaltlich immer ähneln.
Ich bin auch noch relativ frisch hier, habe immer wieder einige Themen eröffnet (EKT, schwere Depression, Wachtherapie) usw.
Da sicherlich nur ein kleiner Teil von den Forenmitgliedern somit mein "Gesamtpaket" kennt und versteht würde ich das in diesem neuen, separaten Thread mal nachholen wollen, hoffentlich nicht zu ausführlich und langatmig.

Also zu mir:
m, 33 Jahre, Diagnose: endogene/organische Depression mit z.T. bipolaren Anteilen (eher Zyklothymie, hypomane Phasen) seit meinem 18. LJ.
stationäre Therapieaufenthalte hatte ich (ausschliesslich nur wegen der Depression) ca. 6x (von 2005-2020), Antidepressiva habe ich vermutlich alle ausprobiert, ausser NW effektlos, Lithium nehme ich aber.
Die depressiven Episoden erstreckten sich i.d.R. über einen Zeitraum von 3-6 Monate.
Aus jeder bin ich völlig geheilt, symptomfrei zurückgekehrt und konnte wieder regulär meiner Arbeit nachgehen und normal leben.

Soweit zur (freundlicherweise sehr gekürzten) Vorgeschichte.
Komme ich nun zur Gegenwart und auch mein Hauptanliegen an euch.

Seit etwa 4 Monaten befinde ich mich nun in einem katastrophalen, unmenschlichen, schwer-depressiven Zustand, also einer weiteren Episode mit Jobverlust, Existenzängsten etc.

Plötzlich: die Kehrtwende.

Ich führte vom Mittwoch - Donnerstag meinen vielleicht letzten Schlafentzug durch, UND:

Ich fühlte mich in den frühen Morgenstunden bereits wie NEUGEBOREN.

keine Depressivität mehr, keine Ängste, kein Grübeln, ein klarer Verstand, wache Augen, Antrieb, FREUDE usw.

Seitdem hält der Zustand an, ich konnte viele Dinge am Tag erledigen, also wieder LEBEN und versuche jetzt mit der Schlafphasenvorverlagerung (17.00 - 24.00, 18.00 - 01.00 etc.) das Momentum auf meiner Seite zu behalten (bis jetzt Tag 3 auch super), Studien zufolge sind die Chancen bei 2/3!


Meine ganz konkrete Frage jetzt an die community:

Wer kennt genau so eine immense Veränderung dank der Wachtherapie??

Liebe Grüsse

P.s.: Ich bin jetzt nicht manisch, sondern einfach nur dankbar und glücklich für diesen Moment.

:hello:

Habt ein schönes Wochenende!!! ;)
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2837
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
wir haben Ihren Beitrag editiert, da zu viel darin enthalten war, was andere User triggern könnte....Wir würden Sie bitten mit diesem Thema hier noch vorsichtiger zu sein..Sorry!
Beste Grüße
Die Moderation
f32-axolotl
Beiträge: 203
Registriert: 17. Jul 2017, 20:43

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Pfitze,

das klingt sehr interessant und gelesen habe ich davon auch schon mehrfach. Irgendwie überrascht es mich etwas, dass das überhaupt klappen kann: Immerhin ist Insomnie ja ein häufiges Symptom von Depression.

Wie schaffst du es denn, so früh einzuschlafen? Ich lag auch schon mal eine Nacht lang wach (und war entsprechend von ca. 9:00 Uhr vormittags wach). Trotzdem konnte ich dann am Tag 2 erst spät einschlafen (also erst um 23:30 Uhr etwa). Um 17 Uhr wäre daran gar nicht zu denken gewesen. Fällt es dir leicht, dann einzuschlafen oder nimmst du dafür dann Medikamente?

f32
pfitze
Beiträge: 52
Registriert: 7. Dez 2020, 17:52

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von pfitze »

@Yvi,
ich komme erst jetzt dazu dir zu antworten, auch wenn sich deine Fragen nun schon geklärt haben sollten.

Genau, neben der schnellen, wirklich abrupt einsetzenden Stimmungsverbesserung, Antriebssteigerung und quasi dem Ausschalten des Grübelns, ist es vorrangig mein Ziel wieder einen "gesünderen" Schlaf-Wach-Rhythmus zu entwickeln und das natürlich auch langfristig.
Du hast natürlich Recht, der antidepressive Effekt von nur einer durchwachten Nacht ist in 80% der Fälle mit einer Eintagsfliege vergleichbar, einen Tag später stehst du wieder am Nullpunkt.
Deshalb die Schlafphasenvorverlagerung, so nennt sich die Methode im Fachjargon. (den Einschlafzeitpunkt und das Aufstehen täglich um 1h verschieben bis der angestrebte normale u. gesunde Rhythmus von 23.00 - 06.00 erreicht wurde. Wichtig ist auch die Bettliegezeit von 7 - 8 Stunden nicht zu überschreiten im Anschluss.
Studien zufolge kann man damit (vorausgesetzt man ist überhaupt Responder) die aufhellende Wirkung noch verlängern.
Informiert habe ich mich über dieses Thema in erster Linie im Internet und bin dann auf spannende Literatur gestossen.(zum Teil ganz alte Literatur vom Mitte des 20.Jh.)

Ich verlinke hier mal 2 sehr gute Ansätze/Erklärungen, 1. davon aus einem Wissenschaftsmagazin, das andere ist sogar ein Buch 2. von einem Betroffenen, der über Jahre unter Depressionen litt und sich regelmässig mit dem Schlafentzug "retten" konnte.
Er ist selber Arzt, Chirurg, und beschreibt sein Vorgehen, seine Erfahrungen sehr anschaulich, einfach und plausibel.
Dieses Buch ist für mich mittlerweile zum heiligen Gral geworden..:-) (keine Werbung)

1.
https://www.spektrum.de/news/wachtherap ... en/1415757" onclick="window.open(this.href);return false;

2.
https://www.amazon.de/Schlafentzug-Erfo ... 3884141694" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüsse :hello:



@f32-axolotl

Natürlich klingt das zunächst unglaubwürdig und unlogisch jemanden der unter Schlafstörungen leidet ihm auch noch dem zu entziehen, aber die Neurotransmitter, das Neuroplastizitätsmodell kann das gut erklären.
Schau dir einfach auch den 1.link (s.o.) an, alles super verständlich.

Ich schaffe es tatsächlich schon z.B. 18/19Uhr einzuschlafen, da ich ja bereits in der Nacht gegen 1/2Uhr aufgestanden bin. Wenn du deinen Tag dann sinnvoll gestaltest sehnst du dich automatisch bereits schon am Nachmittag nach deinem Bett..:-) Manchmal darf es aber auch ruhig mal ein Glas Wein als Belohung und zur Einschlafunterstützung sein.:-)

Liebe Grüsse :hello:
pfitze
Beiträge: 52
Registriert: 7. Dez 2020, 17:52

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von pfitze »

Hast du es dir bestellt?
MattG
Beiträge: 8
Registriert: 7. Jan 2021, 08:15

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von MattG »

Mal eine Nacht aufzubleiben hab ich mir ja schon länger mal überlegt. Die Sache ist ich schlaf halt doch ganz gut (und hab auch den Eindruck, dass ich den Schlaf auch brauche) und für mich ist schlafen gehen auch immer ein angenehmes Mittel, sich dieser Welt zumindest für ein paar Stunden zu entziehen. Davon abgesehen hab ich im Moment eh keine sonderlich großen Beschwerden. Interessieren würd mich der Effekt aber schon
BadewanneVollGeld
Beiträge: 86
Registriert: 7. Okt 2015, 11:34

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Guten Abend,

ich habe mir den Artikel durchgelesen und nun auch das Buch bestellt und bin sehr gespannt, was mich erwartet. Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, aber vor ein paar Jahren mal (kurz) davon gelesen. Allerdings stand dort, man dürfe das nicht ambulant sondern nur in einer Klinik in Absprache mit den Ärzten dort machen, daher hatte ich das schnell wieder verworfen. Aber nun habe ich beschlossen meinen Psychiater beim kommenden Gespräch mal drauf anzusprechen und vielleicht habe ich bis dahin ja schon mal ins Buch schauen können.

Mein erster Gedanke dazu war allerdings: Wie kriege ich die Zeit rum? Tatsächlich langeweile ich mich oft schon tagsüber und kann auch nie mehr als 1-2 Folgen einer Serie am Stück sehen. Lesen fällt auch weg, da ich dabei schnell einschlafe. Gleichzeitig muss es eine leise Tätigkeit sein, damit ich meinen Freund nicht wecke. Ich bin gespannt, ob das auch im Buch thematisiert wird.

Etwas zwiegespalten bin ich dabei auch, da es mir eigentlich wie MattG geht - Schlaf sorgt dafür, dass ich wenigstens für ein paar Stunden aus der realen Welt entfliehen kann.. Aber zurzeit geht es mir gar nicht gut und ich könnte eine Verbesserung gut gebrauchen, selbst wenn sie nur temporär wäre.

Viele Grüße
BvG
pfitze
Beiträge: 52
Registriert: 7. Dez 2020, 17:52

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von pfitze »

Hallo "BvG",
toll dass du einen Kommentar hier im Thread hinterlässt.Noch toller (am Tollsten sogar?) finde ich aber, dass du SE ausprobieren möchtest.
Die ersten SE werden meistens stationär quasi als Einführung durchgeführt.
Anschliessend kann es aber auch ambulant in Eigenregie gemacht werden.
Mein Doc unterstützt mich in diesem Vorhaben, vor allem hat er schon öfter die rapide Verbesserung unmittelbar erlebt.
Ich merke langsam dass es als dauerhafte Lösung auch mit Schlafverschiebung nicht reicht, aber temporär - da hast du Recht - kann es dir eine Verschnaufpause von der Depression bringen.
etwa 60% sind Responder - das ist viel!
Selbst wenn der 1.Versuch misslingt oder du nicht die gewünschte Wirkung erfährst ist ein 2., sogar 3. Versuch angezeigt!

Ich weiss im Schlafzustand kann ich der abartigen realen Welt entfliehen:
ABER: es wäre nur 1x nicht schlafen, nur 1x!!
Wenn du erst einmal merkst wie die depressiven Symptome zurückgehen und du wieder LEBST weisst du das es sich lohnt, plötzlich ist alles wieder bunt, man grübelt nicht mehr und spürt Freude, hat Elan und ENERGIE (trotz 0sek. Schlaf).
Der Schlaf ist nicht DAS Therapeutikum in der Depression!Das Gegenteil ist der Fall!

Ja, im Buch werden allg. Tipps und Strategien genant wie man sich die Zeit vertreiben kann.

Wichtig ist nie WAS man macht sondern dass man nicht einschläft.

Meine Erfahrung:

Zu Beginn noch Lesen + TV
Gegen 0.00Uhr Mitternachtsspaziergang
Musik hören
Sachen sortieren
Aufräumen
Putzen
Kalt duschen
Auf dem Balkon erfrischen
Kochen
Backen
Viel Trinken...

Es geht schneller vorbei als man denkt!!

Liebe Grüsse
Jonathan_Noel
Beiträge: 3
Registriert: 29. Dez 2021, 10:58

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von Jonathan_Noel »

Schade, dass Pfitze sich schon lange nicht mehr angemeldet hat.

Ich habe seit Jahrzehnten eine chronische Depression. Ich habe lt. meiner Psychiaterin alle Antidepressivaklassen mit bescheidenem Erfolg durch und eine EKT ohne positive Wirkung mitgemacht.

Es ist zum Haareraufen. Aber so etwas Simples wie für eine Nacht das Schlafen ausfallen lassen, hilft mir am Besten - bis zum nächsten Mal schlafen.

Ich werde mir die hier aufgezählten Bücher und Links durchlesen. Wenn ich richtig informiert bin, hat die Wissenschaft nicht einmal sicher den zugrundeliegenden Wirkmechanismus verstanden. Von einem Medikament bzw. einer Apparatur, dass die Wirkung repliziert ganz zu schweigen.
pfitze
Beiträge: 52
Registriert: 7. Dez 2020, 17:52

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von pfitze »

Hallo,

ja, ich war längere Zeit nicht im Forum eingeloggt, habe nur mitgelesen aber deine Nachricht gelesen.
Ich bin seit über 8 Wochen in einer schwergradigen Depression, für eine EKT bin ich angemeldet.
Schlafentzug half mir zu 80% immer, momentan fühl ich mich dazu nicht in der Lage.
Will einfach nur im Bett liegen und schlafen..:(

Wie oft hast du schon durchgewacht?
pfitze
Beiträge: 52
Registriert: 7. Dez 2020, 17:52

Re: wieder geschafft! Mein Heilmittel: der Schlafentzug

Beitrag von pfitze »

Hallo,

ja, ich war längere Zeit nicht im Forum eingeloggt, habe nur mitgelesen aber deine Nachricht gelesen.
Ich bin seit über 8 Wochen in einer schwergradigen Depression, für eine EKT bin ich angemeldet.
Schlafentzug half mir zu 80% immer, momentan fühl ich mich dazu nicht in der Lage.
Will einfach nur im Bett liegen und schlafen..:(

Wie oft hast du schon durchgewacht?
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