MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

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Vielleicht
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MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Vielleicht »

Hallo Leute!

Zunächst einmal kurz zu mir: Bin 36 Jahre, "verzaubert", was heißen soll, daß ich auf Männer stehe, aber ich versuche seit jeher meine Kontakte in "beiden Welten" zu verankern-das ist nicht immer leicht. Diese "Welten" sind meiner Meinung zwar sehr ähnlich, vielleicht sogar gleich, aber da bleiben Unterschiede. Dies betone ich auch eigentlich nur, weil ich es so satt habe, nur auf das sexuelle reduziert zu werden.
Seit 1990 werde ich wegen rezidivierender Depression behandelt und arbeite daran eines Tages wieder "gesund" und auf längere Sicht stabiler zu werden. Nach einem kurzen Klinikaufenthalt begann ich eine Psychtherapie und habe daraus, wie ich finde, viel brauchbares für den Alltag mitgenommen.
Meine Erkrankung hat, und da bin ich mir sicher, nichts mit meiner sexuellen Orientierung zu tun-Familie und langjährige Freunde bestätigen das auch. Naturlich ist es auch heutzutage leider noch nicht so selbstverständlich, offen und gelassen damit umzugehen. Wir "verzauberten" Männer und Frauen sind und bleiben wahrscheinlich eine Minderheit, aber darum geht es mir natürlich an dieser Stelle nicht. Es war zwar ein weiter Weg, aber ich gehe mittlerweile relativ offensiv mit meiner Veranlagung und meiner Erkrankung um-ohne zu aufdringlich zu sein und anderen die gleiche Toleranz entgegen zu bringen.
Nun zum Kern meiner Frage: solange ich denken kann hatte und habe ich gute u. schlechte, längere und kürzere, intensive Beziehungen oder auch oberflächliche Kontakte, wie die meisten anderen Menschen auch. Mir fällt jedoch auf, daß ich in Krisenzeiten extrem viel Energie dafür brauche, meine Situation und die daraus resultierenden Probleme zu erklären. Gott sei dank, sind einige Menschen bereit dazu, sich auch auf "Schwächen" einzulassen und die schwereren Zeiten ebenso gemeinsam zu meistern, wie die guten. Ich bin doch umgekehrt genauso, halt dann bei den unterschiedlichsten Problemen, für den anderen da-nicht weil man muss, sondern weil man es von Herzen möchte.
Meine Überlegung und Frage geht dahin, ob es Sinn macht eine Partnerschaft, mit einem ebenfalls depressiven Menschen, anzustreben? Die meisten sagen: "dann ist die Partnerschaft irgendwie doppelt belastet". Ich hoffe ich finde wirklich mal jemand und weiß vorher absolut nichts davon und habe die Möglichkeit, diese Erfahrung zu machen.
Außerdem bin ich sehr interessiert, was andere erlebt haben und würde mich so gerne darüber austauschen.
Freue mich schon jetzt auf jede Reaktion!

VIELE LIEBE GRÜßE

Michael alias "Vielleicht"
Martina71
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Registriert: 27. Jun 2003, 01:35
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Martina71 »

Hallo Michael,

ich machs kurz und schmerzlos : wenn man negativ denkt, klar, dann denkt man, die Beziehung ist dann "doppelt" belastet. Wenn man aber positiv denkt, dann sollte man es so sehen, das einer für den anderen da ist. Und das sollte doch in einer Partnerschaft so sein.
Dazu gibts einen schönen Spruch: "Es ist nicht so wichtig, den richtigen Partner zu finden, als der richtige Partner zu sein!"
VLG Martina (auch in beide Richtungen "verzaubert" )
-----------------------------



Das menschliche Dasein ist zu beschwerlich, darum will man es wenigstens in der Phantasie abschütteln!



(Franz Kafka)
Vielleicht
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Vielleicht »

Hallo Liebe Martina!

Ich mag kurze und schmerzlose Antworten-Danke ! Ich glaube ja auch, daß es in Partnerschaften kein kalkulierbares Risiko gibt-das ist ja auch eigentlich das schöne daran.
Ich war, ohne es zu wollen, des öfteren in verheiratete Männer verliebt und obwohl es für alle beteiligten ein "Tanz auf dem Vulkan" war, hielten diese Verbindungen langjährig und hatten viele positive Komponenten, die ich um keinen Preis missen möchte. Will sagen: diese Geschichten hatten sicher mehr Stress-Potential, als eine Verbindung mit einem auch kranken Menschen hätte ...!
Ich werde in Zukunft die Augen offen halten und verspreche mir viel gegenseitiges Verständnis, in einer "Depri-Beziehung".

Wünsche Dir einen *sonnigen* Tag !

Viele liebe Grüße
Michael
Acedia
Beiträge: 400
Registriert: 12. Jun 2003, 10:47

Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Acedia »

Hallo,

wenn man von vornherein in eine depressive Partnerschaft gehen will, ist das sehr wohl ein kalkulierbares Risiko. Und wenn du jetzt nicht akut davon betroffen bist, also zur Zeit keinen depressiven Partner hast, dann solltest du dir auch keinen suchen. Was Martina über das "positive Denken" schreibt, mag für eine normale und gesunde Partnerschaft gelten oder nur einer an Depressionen erkrankt ist, aber wenn beide hochgradig depressiv sind, gibt es kein positives Denken. Das ist ein Widerspruch in sich.
Lea
barney

Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von barney »

Hallo Michael,

aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Dir nur raten, eine Beziehung mit einem ebenfalls depressiven Partner einzugehen.

Ich bin schon seit vielen Jahren schwer depressiv und war lange Zeit mit einer gesunden Frau verheiratet. Mittlerweile bin ich geschieden. Meine Ex hat sich sehr viel Mühe mit mir gegeben und auch immer zu mir gehalten; dennoch ist sie an meiner Depression fast zerbrochen.

Im letzten Herbst war ich dann für 3 Monate in einer Klinik und habe dort eine unglaublich liebe Frau kennen und lieben gelernt. Sie ist ebenfalls schwer depressiv. Seit Januar wohnen wir nun zusammen und werden am 19.August heiraten.

Es ist einfach unglaublich schön, sich für seine Stimmungsschwankungen, seine Tiefs, seine Tränen etc. nicht rechtfertigen zu müssen. Man muss in einer Depri-Beziehung dem Partner nichts erklären. Allein dieser Umstand ist eine enorme Entlastung.

Ich habe in der Klinik mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, ob eine solche Beziehung zu einem ebenfalls depressiven Partner überhaupt gut gehen kann. Sie hat mir ohne jede Einschränkung dazu geraten. Naja, das Ergebnis siehst Du ja oben; wir heiraten. Wenn das nicht der Beweis einer glücklichen Partnerschaft ist!

Alles Gute für Dich
Bernd
Vielleicht
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Vielleicht »

Hallo und vielen Dank für deine Antwort!

Genau um diese Problematik geht's mir ja, auch wenn Du eine äußerst kritische Haltung zum Ausdruck bringst. Jeder hat halt seine eigenen Erfahrungen, für die ich mich ja sehr interessiere.

Lieben Gruß
barney

Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von barney »

Hallo Michael,
was ist denn an meiner Antwort äusserst kritisch? Das verstehe ich nicht.
Gruß
Bernd
Vielleicht
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Vielleicht »

Hallo Bernd !

Na, das ist ja eine erfreuliche Liebesgeschichte !!
Du schilderst genau die Dinge, die mir ständig im Kopf herumkreisen. Obwohl Deine erste Frau versucht hat alles erdenkliche zu tun, zerbrach Eure Verbindung, und das kostet 'ne Menge Energie, die wir ja nicht immer so "anzapfen" können, wie wir es gerne wollen. Auch ich hatte viel Glück in meinen Beziehungen, was das "versuchen-zu-verstehen" der Depression angeht, aber immer wieder in der Erklärerrolle zu geraten hinterläßt meiner Meinung nach auch irgendwann Spuren.
Ich wünsche Dir und Deiner zukünftigen Frau, von Herzen alles Gute und einen ganz besonders schönen Hochzeitstag !!!
Es lebe die Liebe!

Lieben Gruß auch an die Herzensdame

Michael
Vielleicht
Beiträge: 9
Registriert: 29. Jul 2004, 12:48

Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Vielleicht »

Sorry Bernd!

Diese Antwort war nicht an Dich gerichtet. Habe Dir eben geantwortet und bedanke mich nochmals für Deine positive Stellungname!

Michael
schnuffi_78
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von schnuffi_78 »

Hi Michael !

Also, ich denke ja, es macht Sinn !

Denn ein Partner mit denselben Problemen hat auch Verständnis für Dich u. weiss wie Du drauf bist, wie er reagieren kann wenn Du gerade einen Depri-Schub hast.

Was mich interessiert, wie willst Du denn einen Partner kennenlernen, der auch Depressionen hat ?

Apropo "verzaubert" - was bedeutet denn in beide Richtungen ?
"verzaubert" - ist ja nur in Homokreisen ein Begriff ... aber das mit "beide Richtungen" .. *hmm* .. glaub ich steh auf der Leitung .. *helpme*


Liebe Grüsse
schnuffi (verzaubert oder nicht verzaubert, das ist hier die frage )
Vielleicht
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von Vielleicht »

Hi Schnuffi !

Vielen lieben Dank für Deine Zeilen!

Ich wollte halt im Text nicht nur Männer, sondern auch Frauen ansprechen, die auf das gleiche Geschlecht stehen um gelebte Erfahrungen zu erfahren.
Am liebsten ist es mir natürlich, wenn sich jeder angesprochen fühlt, weil ich keinen Wert auf sexuelle Vorlieben oder allgemeine Lebensweisen lege(mein Zweitname ist:Toleranz).
Das ich schwul bin sage ich deswegen, weil ich zunehmend merke, wie wichtig es ist, dass man(n) klar macht, es handelt sich hierbei um eine Identität und nicht wie so oft vermutet, um eine selbst ausgesuchte Sexualität! Manche merken es zwar spät, aber "es" war mit Sicherheit schon immer da.
Verzaubert sage ich, weil ich dieses Wort mag und die Wörter schwul u. homos. für mich irgendwie blöd klingen.
Einen ebenfalls depressiven Partner zu finden stelle ich mir nicht so schwer vor und da gibt es doch so viele Möglichkeiten. Ausserdem habe ich es überhaupt nicht eilig und möchte weiterhin einfach darauf hoffen, dass es irgendwann einfach so passiert-nichts im Leben lässt sich erzwingen und obwohl unser aller Zeit begrenzt ist, soll es nur sein, wenn es sein soll.

Übrigens: Schnuffi ist ein süßer Name und ob verzaubert oder nicht, sagt uns gleich das Licht ...!

Liebe Grüße vom verzauberten
Michael
schnuffi_78
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Re: MACHT ES SINN, EINE PARTNERSCHAFT, MIT EINEM EBENFALLS BETROFFENEN ANZUSTREBEN?

Beitrag von schnuffi_78 »

Hallo Michael !

Dankeschön

Achsooo, meintest Du das .. bei den beiden Richtungen dachte ich ja eigentlich zuerst an Bisexualität, aber das passte wiederum nicht zur "Verzauberung" *schnuffisichgernemalselbstverwirrt..grins*

Wegen den "gelebten Erfahrungen" - da muss ich leider passen, mit ner Depressiven Frau war ich noch nicht zusammen, aber ich stells mir wie gesagt viel einfacher dann vor in einer Partnerschaft.

Meinst mit den "vielen Möglichkeiten" z.b. Kontaktanzeigen ? - ich mein, in der Szene jemanden anzusprechen ob er/sie Depressionen hat, ist wohl etwas direkt.

Eigentlich ne gute Einstellung, einfach darauf zu hoffen und sich net drängen lassen - bloss, was wenn sich das Singleleben schon seit Jahren hinzieht ?


Liebs Grüssle
schnuffi (total verzaubert *ggg*)
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