dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

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Nowhere Man
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dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

Beitrag von Nowhere Man »

Hallo,

seit Monaten will ich hier im Forum etwas schreiben, möchte auf einige eurer lieben Beiträge in meinen alten Threads antworten. Zweimal innerhalb der letzten Monate hab ich es sogar getan, allerdings blöderweise immer in dieser ominösen Geisterstunde nach Mitternacht, wo dann beim Absenden plötzlich alle Daten weg sind. Da dort offensichtlich ein System hintersteckt - regelmäßiger Wartungsauftrag am Server? - wäre ein kleiner Warnhinweis nett, damit man sich nicht nach einem harten Tag völlig umsonst aufrafft, sich hinzusetzen, dringende Fragen über seelisch schmerzhafte Dinge zu schreiben... und der Beitrag dann im Nirvana verschwindet. Das tut in so einer Situation unnütz doppelt weh, soll aber nicht das Thema hier sein.

Nun setze ich mich ein drittes Mal hin. Tagsüber. Auch nachdem ich wieder seit Wochen mit mir ringe, was so ein Beitrag "denn bringen soll". So etwas drastisch-negatives "will doch keiner lesen", denk ich mir. Die Welt braucht Erfolgsgeschichten, positive Gedanken, von allem anderen kehrt man sich früher oder später ab.

Dennoch: Ich kann damit leider ganz und gar nicht mehr dienen, so sehr ich es mir auch wünschen würde. Tag für Tag, Woche für Woche versuche ich, den ganz normalen Ansprüchen des Alltags noch zu genügen, was immer schlechter geht. Ich versuche, mich "nicht gehen zu lassen" in depressiven Gedanken. Versuche "positiv zu denken"... und von Mal zu Mal kommt mir das immer mehr wie ein großer "Selbstbetrug" vor! Ein oberflächlicher "Zweck-Optimismus", den Glauben daran, dass es noch mal besser/erträglicher wird, dass ich auch nur ansatzweise wieder in der Lage sein werde, das zu tun, was mich glücklich macht, diesen Glauben habe ich, so schwer es mir fällt, das zuzugeben, schon lange verloren. Das merke ich, tief in mir, Tag für Tag immer stärker. Ich "will" diese Hoffnung haben. Denn was ist man noch, wenn man keine Hoffnung mehr hat? Aber über das ehrliche, fast mechanische "hoffen wollen" geht es nicht mehr hinaus. Da ist keine "ehrliche Hoffnung" mehr, alles eine Farce.

Ein Gemisch aus gefühlt hundert handfesten Sorgen lähmt mich und hat mich schon längst komplett ausgelaugt. Ich habe an NICHTS mehr Freude, aber auch wirklich an GAR NICHTS. Dabei gab es einst viele, viele Themen, für die ich brannte und die so interessant sind, dass ich ein Leben lang dafür brennen wollte. Dem steht nun die riesige Depression im Wege. Die Einsamkeit. Der körperliche Verfall, dem ich direkt zusehen kann. Es bedingt sich sehr viel gegenseitig.

Da sich bisher kein Arzt die Zeit nahm, etwas wie Fatigue-Syndrom oder Burn-Out zu diagnostizieren, war ich im Sommer einfach mit meiner alten allgemeinen Depressions-Diagnose (die ja schon im System hinterlegt ist) für insgesamt 12 Wochen am Stück krankgeschrieben. Während dieser Krankschreibung beschäftigte ich mich nicht(!) mit meinem Uni-Kram, wo ich ja mitten in meiner Bachelorarbeit steckte, die v.a. auf technischer Seite nur schief ging, nichts klappte und ich plagte mich (neben den Depressionen) zu 90% der Zeit mit Problemen herum, die einfach NICHT zum Thema oder zum Fachbereich gehörten, aber ohne deren Lösung es keinen Millimeter weitergehen konnte. Bekam hier auch nur sehr eingeschränkt Unterstützung seitens der Uni.

Aber nun war erst mal Krankschreibung, als nichts mehr ging. Versuchte, mich zu erholen. Ich schlief aus (nach Monaten der Schlaflosigkeit), ging geduldig an der Sonne spazieren bzw. wandern, versuchte runterzukommen. Mehr nicht. Nach der Hälfte der Zeit versuchte ich es mit (ganz leichtem, vorsichtigen) Joggen (welches ich früher erfolgreich wettkampfmäßig gemacht hatte), musste aber immer wieder nach 5 Minuten mit Muskelkrämpfen und eingeschlafenen Füßen abbrechen. Versuchte, weitere 2 Monate dran zu bleiben, ganz vorsichtig, dass der Körper sich irgendwann dran gewöhnt. Wenn ich eines gelernt habe, ist es GEDULD mit meinem Körper und meiner Seele. Das Dinge, die früher selbstverständlich waren, heute nicht mehr gehen und manches viele Wochen und Monate braucht, man nachsichtig mit sich sein muss usw... In manchen Themen trete ich dann aber (viele) Monate und sogar Jahre so krass auf der Stelle, während es mir immer schlechter geht, dass meine "Geduld" dann irgendwann an ihre Grenzen kommt. So auch jetzt. Es geht alles in eine Richtung, die ich sehr bedrohlich finde. Nicht erst jetzt. Aber immer weiter.

Als meine Krankschreibung dann irgendwann vorbei war, und ich mich gefühlt körperlich minimal(!) erholt hatte, brach sämtliche Erholung binnen weniger Tage zusammen, als man mir mitteilte, dass sich dadurch indirekt viele andere Fristen verschoben hatten. Ein Urlaub im Herbst, auf den ich mich seit Januar gefreut hatte, war nun nicht mehr möglich, weil sich wegen meiner Krankheit im Sommer nun umso mehr (aufgeschobene) Prüfungen in Herbst und Winter knubbelten.

Das hier liest sich nun vordergründig alles wie ein Uni-Problem, aber zeitgleich ging es mir im gesamten Privatleben keinen Deut besser, das würde jetzt nur einfach den Rahmen sprengen, der Beitrag wird eh schon sehr lang. Ich glaube, ich habe im Jahr 2021 nicht ein einziges Mal gelacht, weder herzhaft, noch befreit, noch sonst wie.

Meine (sehr gute) Therapeutin hab ich derweil auf andere Behandlungsmethoden angesprochen, weil ich überhaupt kein Licht am Ende des Tunnels sehe. Eine Traumatherapie (da ich mehrfach traumatisiert bin) sieht sie als durchaus indiziert, ist aber keine Fachfrau auf diesem Gebiet, da müsse ich weitersuchen. Sie warnt aber, dass mich eine Traumakonfrontation NOCH mehr destabilisieren könnte, als ich es eh schon bin.

Allein auf der verhaltenstherapeutischen Ebene liegen aber noch so viele alte und neue Wunden offen, wo wir noch immer vor einem riesigen Berg stehen. Die Krankenkasse hat ihre allerletzte Verlängerung der Therapie bewilligt, sodass wir unsere verbleibenden Stunden strecken und ich somit meine Therapeutin mindestens 4, manchem 6-8 Wochen gar nicht sehe (und wir auch vereinbart haben, dass es zwischen den Terminen keinen Austausch gibt, z.B. per Mail).

Der mich parallel behandelnde (ebenfalls sehr gute) Psychiater arbeitet leider in einer total überlaufenen riesigen Gemeinschaftspraxis, die schlecht organisiert ist und wo der Patient nur eine Nummer ist. Das einzig Gute dort ist wirklich der eine Mensch, der mich dort behandelt. Deshalb bleibe ich da. Aber aus diversen organisorischen und Kontingent-Gründen vergehen manchmal 5 Monate(!) zwischen zwei Terminen. Zuletzt war ich im September 2021 dort, und wir verblieben, beim nächsten Mal ein anderes AD (als derzeit Opipramol) auszuprobieren. Den nächsten Termin musste er spontan absagen, und nun kann ich erst wieder im Februar 2022 dahin.

In der Zwischenzeit habe ich (nebst manch verzweifeltem, anonymen Anruf bei der Telefonseelsorge), mich mit alten Freunden getroffen, wie in einem anderen Thread angekündigt. Das tat z.T. ganz gut, kommt aber nur noch eingeschränkt "an mich heran". Viel zu viele Dinge triggern mich, wenn es zufällig um alte oder aktuelle Themen geht. Dann genügt ein Wort und ich kriege Schweißausbrüche, Panik oder Wut, extreme Traurigkeit und bin dann durchaus - von einer Sekunde auf die andere - für einen oder mehrere Tage für nichts mehr zu gebrauchen.

Und selbst wenn es sehr liebe Freunde sind, für Depressionen oder die Themen, die mich bedrücken, haben die alle keinen Zugang. Egal, wann ich jemanden davon kontaktiere, bekomme ich zu hören: Ja, das ist doch ganz normal im November, da fühlen sich alle schlecht... Wochen später sind es dann die "Raunächte", die dafür verantwortlich sind... im Frühling sei es der "Wetterumschwung" und im Sommer sei es eh zu heiß... das vergehe alles... aber mal inhaltlich ernstgenommen zu werden, kann ich nicht erwarten.

Vor all diesem Hintergrund ereilt mich 2 Tage vor Weihnachten ein Anruf, dass es ein großes Problem mit meiner (vor 10 Wochen längst und ENDLICH abgegebenen Bachelorarbeit) gibt, welches ich auf jeden Fall noch bis zum 03.01. beheben müsse. Über die Weihnachtsferien, die seit Monaten als einzige Möglichkeit der Vorbereitung für eine ANDERE fest terminierte Prüfung eingeplant sind. Und ich hab keine Ahnung, wie ich an dieser vermaledeiten Bachelorarbeit, bei der ALLES schiefging, noch etwas korrigieren soll. Ich hab damals einen schmerzvollen Strich drunter gemacht... körperlich habe ich mich noch immer nicht von diesen qualvollen teils 50-Stunden-Schichten (am Stück!) erholt, jetzt holt es mich wie ein nie-enden-wollender Alptraum wieder ein. Und der Betreuer hat immer wieder den Daumen drauf, stellt mich wie einen Versager dar, wie schlecht ich doch hier und hier und hier bin, und dass das doch eigentlich alles ganz einfach sei. Etwas, was er selbst "in 2 Stunden" nebenbei beim Frühstück programmiert und gar nicht verstehen kann, wie ich mich wochenlang damit angeblich quäle.

Einen Tag nach Weihnachten, als ich mich aufrappeln will, iiiirgendwie doch noch etwas an der Arbeit nachzubessern und parallel meine andere Prüfungsvorbereitung nicht aus den Augen zu verlieren, ereilt meine Familie am frühen Morgen des 27.12. ein Schicksalsschlag, dass mein Papa mit Verdacht auf Herzinfarkt vom Notarzt und Rettungswagen abgeholt werden muss. In ein Krankenhaus, wo man zu Corona-Zeiten als Angehöriger viele, viele Stunden lang NICHTS erfährt über ein liebes Familienmitglied, dass akut auf der Kippe steht. Wo man persönlich schon gar nicht vorbeikommen darf und einem am Telefon kaum jemand Auskunft geben kann. Mit 2G+ Regelung kann man nach bangem Warten einzeln(!) für max. 1 Stunde am Tag ans Krankenbett. An ein Bett, welches den ersten halben Tag die Pritsche aus dem RTW war, stundenlang hilflos auf einem Gang lag, weil weder ein Zimmer, geschweige denn ein Bett auf irgendeiner Station frei war, egal wieviel das überforderte Personal auf den Gängen alle Stationen durchtelefonierte. Derweil schwerste Verkehrsunfall-Notfälle auf einer Kinderstation(!) landen, während die Intensivstation voll ist mit (sicher nicht wenig, sondern überproportional vielen ungeimpften) Corona-Patienten und mein Papa am Ende des Tages (mit immer noch ganz akutem Verdacht und keiner abschließend kkärenden Untersuchung!) in ein viel zu kleines Zimmer zu zwei anderen dazugeschoben wird. Wenn man so etwas in den Nachrichten sieht, ist es schlimm, aber irgendwie "weit weg". Wenn es dann die eigene Familie betrifft, ist man schon geschockt, wie krass die Lage wirklich ist. Und umso ohnmächtiger, wenn man sich selbst an alle Regeln hält, alle Impfungen hat usw.

Telefoniert man dann mit einer der verbleibenden Freundinnen über die verzweifelte, angespannte Lage, die für die ganze Familie einen emotionalen Ausnahmezustand darstellt, fühlt SIE sich - da sie radikale Impfgegnerin ist - in exakt dem Moment "angegriffen", in dem man die überfüllte Intensivstation erwähnt, die alles extrem verkompliziert, geht sofort in den Verteidigungsmodus, dass bloß keine der auf Telegram verbreiteten Verschwörungsmythen ins Wanken kommt, lenkt schnell ab und schwurbelt am Thema vorbei, was das Zeug hält. Der akut-gefährdete Vater, um den man sich Tag und Nacht Sorgen macht, scheint plötzlich zweitrangig (wird sogar von betont lapidarer Wortwahl demonstrative runtergespielt), sondern viel wichtiger scheint zu erwähnen, dass die Stationen ja seit vielen Jahrzehnten schon überfüllt seien und es seit Corona da gaaaaaar keinen Unterschied gäbe und sowieso wenn überhaupt, seien nicht die Ungeimpften, sondern die Geimpften das Problem, wo sie einem ungefragt komplett aus dem Kontext gerissene RKI-Zahlen unter die Nase reibt und interpretatorisch verdreht. So etwas braucht man in solchen Momenten. Vielen Dank auch.

Mit meinem Vater ging es nach zahlreichen Untersuchungen und einer jüngsten OP den Umständen entsprechend glimpflich aus, aber es war und ist eine sehr angespannte Lage für uns alle. Und auch wenn das makaber klingen mag, und nach so einer Horror-Woche auch emotional vieles nicht mehr ist wie davor, und ich unendlich froh bin, dass es glimpflich ausgegangen ist und er hoffentlich bald nach Hause kann. Dieser handfeste, körperliche, lebensbedrohliche Zustand ist etwas, was man (so zeigt die Erfahrung im Bekanntenkreis) zum Glück körperlich überstehen und teilweise "hinter sich lassen" kann, und danach ein emotional (fast) wieder normales Leben zu führen. Mein Vater gehört zu den Menschen, die körperlich schon vieles durchmachen mussten, aber (auch davor schon) emotional immer ein sehr dickes Fell hatten und für die etwas wie "Depressionen" weit jenseits der Vorstellungskraft liegen.

Derweil ziehe ich mich (seit nunmehr vielen Jahren) immer weiter kraftlos aus allem zurück. (Und niemand versteht es, auch wenn mir die Hoffnungslosigkeit und Angst innerlich, körperlich gefühlt buchstäblich "das Herz zerreißt"). Das merke ich auch zu Neujahr. Soziale Medien, Kontakte, Freunde, das scheint nach o.g. Ereignissen nebensächlich. Noch vor einigen Jahren war ich SEHR verknüpft (mehr als die meisten, die ich kannte), und dies ganz und gar nicht oberflächlich, sondern es war ein sehr reger, tiefgehender, wertvoller Austausch, auch oft reale Treffen mit zig Leuten über Jahre. Das fühlt sich sehr lebending und sinnvoll an. Wegen einer toxischen Sache sind all diese Kontakte abgerissen und ich hab mich nie wieder rausgetraut. Was dann obendrein zu Neujahr auch weh tut, ist, wenn man um 0 Uhr von genau niemandem(!) (außer der allerengsten Familie) einen Neujahrsgruß erhält. Als wäre man nicht existent. Im Laufe des 1. Januars gibt es dann einen(!) Freund, der einem eine kurze Nachricht schreibt. Das ist einsam. Und spiegelt einfach sehr gut wider, woraus mein Leben noch besteht.
Sunshine5678
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Re: dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

Beitrag von Sunshine5678 »

Hallo Nowhere Man,

Ich schreibe dir weil ich weiss wie inständig man auf eine Antwort wartet.
Zugegeben, der lange Text hat mich fast überfordert da meine Konzentration arg kurzlebig ist.
Aber auch nach zweimal durchlesen, kann ich dir nicht weiterhelfen. Aber ich kann zuhören wenn dir das reicht.
LG Claudia
:hello:
wohin geht die reise
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Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

Beitrag von wohin geht die reise »

Hallo nowhere Man,
es ist wirklich ein langer Text, aber ich will versuchen zu antworten.
"tiefschwarz" - ich kann es nachvollziehen, dass du dich so fühlst. So viel kommt auf einmal.
Versuchen, dabei hoffnungsvoll zu bleiben, mir gelingt das leider auch immer weniger.
Ich denke, viele können sich auch in dem Gefühl, keine Freude mehr zu empfinden wiederfinden.
Bei mir ist es das Lesen, ich kann es seit ewigen Zeiten nicht mehr und war mal eine Leseratte.

Zu deiner Bachelorarbeit kann ich nichts sagen, es ist schon sehr lange her mit meiner Abschlussarbeit, (also fast 40 Jahre, zu der Zeit lag mein Vater gerade im Sterben)
Ich habe in den letzten Wochen auch versucht, mir etwas Gutes zu tun, d.h. Selbstfürsorge zu betreiben: es ist "für die Katz"
Wenn du die Therapieform wechselst, hast du noch Möglichkeiten öfter in Begleitung zu sein. Bei einer Traumatherapie gilt es erst mal, stabilisieren, stabilisieren, stabilisieren
Und wäre vielleicht eine stationäre Therapie eine Option?
Was spricht gegen einen Notfall-Termin beim Psychiater? Man kann dich doch nicht einfach im Regen stehen lassen!
Die Situation im Krankenhaus mit deinem Vater (wie geht's ihm jetzt?) - Mir fällt es schwer, so etwas zu begreifen und hatte über Weihnachten auch ein Impfgegner-Erlebnis. Die Mutter meiner Schwägerin erkrankte in diesem Jahr an Krebs und leidet sehr an den Folgen der Bestrahlungen. Sie hat enorm abgebaut. Ich hatte vor meinem Besuch bei meiner Schwägerin noch einen Test gemacht, da ich davon ausgehe, dass das Immunsystem ihrer Mutter doch ziemlich geschwächt ist. Sie dagegen ist eine absolute Impfgegnerin.
Lieber nowhere Man,
tiefschwarz und vielleicht doch nicht hoffnungslos. Es fällt mir schwer zu sagen, ich wünsche dir,
dass du die kleinen positiven Anzeichen, die es vielleicht auch bei dir, in deinem Leben gibt, wahrzunehmen lernst (die positiven Anteile bei den Treffen mit deinen Freunden, hoffentlich die Gespräche mit der Telefonseelsorge, das hoffentlich positive Weitergehen deiner Therapie, egal in welcher Form, die hoffentliche Gesundung deines Vaters)
wozu
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Nowhere man,

was Du beschreibst kann ich in weiten Teilen nachvollziehen. Die Erkrankung naher Verwandter, dazu Druck auf der Arbeit, bei Dir das Studium und Menschen die dass nicht nachvollziehen können oder wollen, zunehmende Isolation. Dies ist irgendwann einfach zu viel. Das schlimme daran ist, über die Zeit kann man dadurch noch verletzlicher werden und bei weitaus geringeren negativen Einwirkungen zusammenbrechen. So wie es bei mir letztlich ist. Ich würde Dir empfehlen, einen Stationären Aufenthalt in einer Klinik zu erwägen. Aber konkret kann ich Dir leider auch nichts wirklich hilfreiches raten.

Eines vielleicht, bezüglich der verlorenen Texte. Schreibe sie doch in einem Editor und kopiere sie ins Forum, dann sind sie zumindest nicht verloren wenn das Forum streikt.

VG Nachtmensch
Nowhere Man
Beiträge: 100
Registriert: 5. Mär 2021, 16:02

Re: dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

Beitrag von Nowhere Man »

Hallo,

danke für eure Antworten bisher. Ich hoffe, irgendwann im Laufe der Woche näher darauf eingehen zu können. Im Moment kämpfe ich extrem damit, überhaupt aus dem Bett zu kommen, und die gnadenlos tickenden Aufgaben dieser Woche zu bewältigen. Ich KANN nicht mehr, und das seit Jahren. Hab von den letzten 48h wohl 32 im Bett verbracht und den Rest wie ein Häufchen Elend zitternd zusammengekauert irgendwo gesessen. Ich bin auch körperlich ausgelaugt wie nie zuvor, und das OHNE dass ich - seit vielen Monaten - überhaupt irgendeine körperliche Anstrengung noch tätige.

Im Sommer hatte ich zuletzt - vorsichtig und langsam - etwas joggen versucht, musste stets abbrechen, wurde nicht besser. Seitdem denke ich Tag für Tag: Mal ein paar Kniebeugen, Liegestütz, Situps, Radfahren, irgendwas. Noch vor 1 Jahr konnte ich das alles stundenlang und es gab mir Energie für den Tag. Heute sagt man Körper allein beim Gedanken an EINE Kniebeuge, an EINE Liegestütz sofort NEIN. Es fühlt sich falsch an. Die Panik, die Angst, die seelischen Grenzerfahrungen insbesondere der letzten 12 Monate haben die Verbindung zu meinen Körper total "abgeschnitten". Ich fühle mich unbeschreiblich geschwächt. Die seelische Verzweiflung nimmt mir jede Kraft, den Körper irgendwie zusammenzuhalten. "Einfach loslegen, und trotzdem etwas machen"? In genau dem Moment fühlt es sich an, als sei ich (körperlich) schwer krank (wie bei einer starken Grippe) und dass jede Bewegung falsch wäre.

Und mit der Verbindung zu meinem "Wesenskern" ist es kein bisschen besser. Ich weiß und wusste immer genau, wo ich hin will. Aber das war so lange verhindert und verbaut, dass es "wie aus einem anderen Leben" ist, oft hab ich den Eindruck, dass meine "Persönlichkeit", das, was mich HEUTE "ausmacht", nur noch aus diesen scheiß Depressionen besteht.

Ansonsten ist da Leere.

Das ist wie lebendig begraben.

Und man sieht der eigenen Seele beim Verwesen zu.

Während man so gern und mit ganz konkreten Ideen etwas anderes machen möchte. Es geht einfach nicht. Mit stationären Aufenthalten hab ich bisher ausschließlich Negativerfahrungen gemacht, die alles im Endeffekt nur noch schlimmer gemacht haben. Aber dazu später mehr.

Nun muss ich irgendwie an die "Arbeit". An diese unsägliche Arbeit, voller Demütigungen, und völlig ohne Hoffnung, etwas korrigieren zu können. Es war z.T. eine Programmierarbeit, wo ich schon (als es mir noch besser ging) 3x ganz von neu angefangen habe, "theoretisch" ist alles richtig gemacht haben sollte, aber es liefert (zum Teil) falsche Ergebnisse. Immer und immer wieder. Hab da schon 1000x drübergeschaut, über Wochen und Monate, lange, lange Nächte lang, und dabei sehr sehr viel Lebensenergie verloren, extrem viel Entbehrung. Grundlegend läuft alles plausibel, aber manche Zahlen kommen einfach falsch raus, und ich FINDE den Fehler nicht, auch nach 1000 Stunden des Suchens. Und jetzt wird es dargestellt, als sei ich ein fauler Sack, der seine Fehler nicht korrigieren wollte.

Und das alles für eine (Zwischen-)Arbeit, die eigentlich nie hätte stattfinden dürfen, wenn ich nicht aufgrund eines Formfehlers aus meiner alten Studienordnung geflogen wäre.
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2837
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: dauerhaft tiefschwarz und aussichtslos

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
so leid es uns tut, aber wir werden diesen Thread schließen müssen. Der Hintergrund ist tatsächlich, dass er "zu tiefschwarz" wirkt und damit auch zu viel Bedrohliches in ihm schwingt. Hier triggert und belastet es andere User und verlangt mehr an Einsatz und Kraft durch andere als andere Betroffene hier leisten können. So leid es uns tut Nowhere Man, aber hier MUSS professionelle, intensivierte Hilfe (Klinik?) zum Einsatz kommen, andere Betroffene werden das nicht abfangen können.
Wir müssen Sie bitten im Forum erst wieder zu posten, wenn es deutlich besser geht, auch wenn es uns Leid tut.
Mit vielen Grüßen
Die Moderation
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