Das 12 Schritte Programm

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Wandervogel
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Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute,

hat jemand Erfahrung mit dem 12 Schritte Programm?

Ich beschäftige mich mit den Gedanken, nach Corona in eine SHG zu gehen. Im Internet bin ich über die Angebote der Emotions Anonymus (EA's) gestolpert.

Auf der einen Seite interessiert mich der Ansatz schon sehr, auf der anderen bin ich aber skeptisch.

Ich habe schon einige SHG's zum Thema "Depressionen, Bipolare Störungen und Psychiatrieerfahrung ausprobiert. Alle waren irgendwie zum Davonlaufen. War nur ein rumgerühre im Leid, aber kein wirkliches Weiterkommen (wollen).

Wäre über Erfahrungen dankbar.

Liebe Grüße
Cynthia
Beiträge: 445
Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Cynthia »

Ich konnte damit wenig anfangen. Die Leitsätze von denen finde ich gut. Aber in der Gruppe durfte man den anderen keine Ratschläge geben, nur frei seine Gedanken formulieren. Das half mir nicht. Da kann ich auch mit der Wand reden. Auch, wenn der Ratschlag eines anderen für mich falsch ist, ist es mir lieber einen Ratschlag auszuprobieren. Aus verschiedenen Ratschlägen kann ich für mich das Richtige herausziehen.
Besser sind SHGs , die von einem Fachmann angeleitet sind. Krankenkassen zahlen auch Gruppentherapie mit Fachmann.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Liebe Cynthia,
Hallo Leute,

ich habe mir das "Blaue Buch" der annonymen Alkohliker bestellt. Ich bin keine Alkoholikerin, aber die 12 Schritte für die Emotions Annonymus sind da abgeleitet.

Ich lese mir das mal durch. Mal schauen ob es dann immer noch was für mich ist.

Liebe Grüße
Bauchtänzer
Beiträge: 391
Registriert: 13. Jul 2019, 20:38

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Bauchtänzer »

Mach mal, Wandervogel; vielleicht ist es ja etwas für dich.

Ich bin Alkoholiker, war einige Jahre bei den AA, zum kleinen Teil auch in deren 12-Schritte-Gruppen - ist lange her.

Ich denk mir in letzter Zeit des öfteren, dass mich deren Methodik, eben konsequent bei sich selbst zu bleiben, nur über sich zu erzählen und, wenn überhaupt, nur indirekt auf das Erzählte eines Vorredners einzugehen, wohl ziemlich geprägt hat; jedenfalls liegt mir dieses Vorgehen.

Ich selbst spreche in den Foren auf die Erfahrungen anderer an, Ratschläge mag ich eher nicht.
Simax
Beiträge: 19
Registriert: 29. Nov 2021, 09:20

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Simax »

ich war mehrfach in 12-Schritte-Kliniken (nach dem Herrenalber Modell) und habe in der Klinikzeit dort die 12-Schritte-Gruppen besucht, meist EKS = erwachsene Kinder aus suchtkranker bzw. dysfunktionaler Familie.

auch außerhalb der Kliniken war ich einige Male in 12-Schritte-Gruppen, aber nicht allzu oft.

die Gruppen in den Kliniken sind, auch offen für Menschen von außerhalb, stark getragen und geprägt von den Menschen aus der Klinik, die sehr intensiv in ihren Prozessen sind. dort fand ich es sehr hilfreich und kraftvoll. außerhalb der Klinik habe ich vielfach Menschen erlebt, die sehr in ihrer Leidensspirale festhingen und mehr gejammert und geklagt haben, was mich selber runter gezogen hat, deshalb bin ich nicht mehr hin.

ein sehr guter Freund war jahrelang bei EKS-Gruppen und hat überwiegend Gutes von berichtet; ich weiß, dass in diesen Gruppen oft Netzwerke von Freunden und wichtigen Unterstützern entstehen. allein deswegen halte ich die Gruppen für sehr sinnvoll.

ich mag keine Rat-Schläge, aber ein persönlicher Bericht eines anderen Menschen, wie er/sie in ähnlicher Situation damit umgegangen ist und sie bestenfalls gelöst hat, trägt für mich Erfahrung des/derjenigen mit der Situation, gibt mir Kraft, es selber so oder ähnlich zu probieren und gibt mir Hoffnung, auch bei mir möge es klappen - im Sinne der A-Gruppen: Kraft Erfahrung und Hoffnung zu teilen. statt ein "Du musst aber ..." höre ich viel lieber, was für einen Anderen geklappt und geholfen hat - auch wenn es mir nicht hilft bleibt das Wissen, für einen Anderen war es hilfreich.

Gruß Simax
Herr Keuner
Beiträge: 230
Registriert: 27. Aug 2021, 14:21

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Herr Keuner »

Moin,

ich kenne das 12-Schritte-Programm von den Anonymen Alkoholikern und ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass mir das davon abgeleitete Programm der EA in einer schlechten Phase helfen würde. Nehmen wir als Beispiel den 5. Schritt: Wir haben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen die genaue Art unserer Verfehlungen eingestanden.
Ehrlich? In einer depressiven Phase soll ich auch noch meine "Verfehlungen" beichten, was auch immer das genau bedeuten mag? Für mich hieße das nicht nur Öl, sondern Super-Benzin in's Feuer der Depression zu gießen. Das setzt sich in den Schritten 8, 9, und 10 auch noch fort. Die Idee, dass sich der Betroffene schuldhaft verhalten habe, ist ein wesentlicher Bestandteil der Schritte und das halte ich für fatal.
Wenn man sich mit der Geschichte der Anonymen Alkoholiker beschäftigt, dann wird auch klar, woher diese Vorstellung des schuldhaften Verhaltens kommt. Gegründet wurden sie in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, also zu einer Zeit, als Sucht nicht als Krankheit, sondern als als Charakterschwäche angesehen wurde.
In den vorangehenden Beiträgen wurde davon gesprochen, wie die *A-Gruppen arbeiten, d.h., dass Ratschläge verpönt sind und jeder bei sich bleiben sollte. Das hat unbestreitbare Vorteile, gerade für Neue in der Gruppe. Wer sich nur schwer dazu durchringen kann, vor anderen über seine Schwierigkeiten zu sprechen, dem wird es in dieser Umgebung leichter fallen. Der Nachteil ist, dass es immer ein "Nebeneinander" statt eines "Miteinander" bleiben muss, d.h. es kann kein gemeinsames Fortschreiten geben. Ob das für den Einzelnen passt oder nicht kann nur jeder ausprobieren.
Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen oder denken. Aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Herr Keuner,

So wie Ihnen erging es mir auch, als ich mir das "Blaue Buch" der AA's durchgelesen habe.

Ich mit meinen Schuldgefühlen in der tiefsten Depression. Tolle Wurst :?

Zumal ich aufgrund meines Kindheitstraumas schon genug mit meinen Schuldgefühlen. Nicht ich sondern die Täter waren schuld und nun soll ich es auf einmal wieder sein?

Den Tätern vergeben? Gut darüber läßt sich nachdenken, ist aber nicht gerade einfach.

Nein, vom 12-Schritte-Programm bin ich wieder weg.
Mag bei Suchterkrankungen vielleicht Sinn ergeben. Keine Ahnung bin nicht suchtkrank.
Bei Depressionen halte ich dieses Programm dann doch auch für fatal.

Liebe Grüße
Herr Keuner
Beiträge: 230
Registriert: 27. Aug 2021, 14:21

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Herr Keuner »

Hi Wandervogel,

Ich habe das "Blaue Buch" auch gelesen und war teilweise echt genervt, besonders vom 4. Kapitel "Wir Agnostiker". Nicht nur dass sie Atheisten und Agnostiker nicht auseinanderhalten können, sie stellen auch fest, dass nur der eine Chance auf Genesung hat, der an einen Gott glaubt. Nun ja, auch das ist aus dem Wissenstand der damaligen Zeit und der Biographie der beiden Gründer von AA verständlich.
Manche Menschen können sich mit dieser persönlichen Schuld anfreunden, auch das ist sicherlich von der Biographie des Einzelnen abhängig. In einer depressiven Phase wäre das ein Gedanke, der mich vollends runterziehen würde. Da bräuchte es schon sehr viel Phantasie und Interpretationsspielraum, um sich trotzdem mit den Schritten anzufreunden.

Doch wir müssen es ja nicht tun. :mrgreen:
Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen oder denken. Aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
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Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Gertrud Star »

Ich bin ja dank meiner Herkunft sowieso Atheistin, habe allerdings einen leicht spirituellen Touch.
Mir ist das ganze mit dem religiösen Hintergrund von Anfang an suspekt gewesen. Ich war ja in Westdeutschland sowieso schon in solch einer für mich fremden und unnatürlichen Lebenssituation gewesen und dann im Namen der Selbsthilfe auch noch sowas. Und dann geht es auch noch um angebliche Schuld, wo ich auch ganz gehörig das Opfer diverser Sachen geworden bin. Das macht mehr kaputt wie ganz. Meine Diagnosen gehen in Richtung Depression, Ängste, Trauma und vielleicht noch PS, aber wenn dann eher eine, wo einen eine angebliche Schuld noch schlechter zurecht kommen lässt, als es einen das Leben an sich schon "antut".
Alles zu fremd für mich.
Manche kommen damit allerdings gut zurecht.
Wandervogel
Beiträge: 336
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Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Getrud,

ja, jeder muss seinen Weg in diesem Dschungel von Hilfe und Selbsthilfe finden.

Wie sagte schon der alte Fritz: "Jeder soll nach seiner Fasson seelig werden."

Ich hatte hier nur mal so nach den Erfahrungen gefragt...und siehe...so unterschiedlich sind sie. ;)

Ich bin bekennende Christin. Allerdings glaube ich nicht an den strafenden Gott...das ist nicht mein Gottesbild und wird es auch nie werden....

Wie, gesagt....habe mich etwas näher mit dem 12 Schritte Programm beschäftigt...nicht meins.
Aber jedem Tierchen sein Pliessirchen.

Ich glaube auch einige Fachleute (Ärzte und Therapeuten) sehen das sehr kritisch.

Liebe Grüße
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Gertrud Star »

Manche finden denke ich in dem Programm Halt und Orientierung.
Für wen das gut und wichtig ist, für dessen Psyche ist das gut und damit richtig.
Wandervogel
Beiträge: 336
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Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Getrud,

habe nix anderes behauptet. ;)

Liebe Grüße
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Das 12 Schritte Programm

Beitrag von Gertrud Star »

:hello: Hallo Wandervogel,
dann hab ich eben den Papagei gespielt :D
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