Rezidivierende Depression

Angelika 1964
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo liebe Aurelia,
Heute ist wieder einmal ein Tag den ich gerne beende. Das Arbeitsklima ist nicht so besonders gut, manchmal macht mir das nix aus und manchmal leide ich darunter. Heute ist halt so ein Tag:-(. Du hast gefragt wie es mir physisch geht. Mh, da ich vor ein paar Jahren ein ziemlich heftige Wirbelsäulenoperation hatte, ist das schon meine Schwachstelle. Prinzipiell komme ich aber gut damit zurecht, will heißen dass ich zwar Schmerzen habe, kann aber gut damit umgehen.
Ich bin immer froh wenn der Tag zu Ende ist und ich mich hinlegen kann.
Schlimmer sind für mich die Panikattacken .
Aber wie geht es Dir???Kommst Du zurecht und hast Du denn jemanden mit dem Du reden kannst?
Lg Angi
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Katerle
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Katerle »

Angelika 1964 hat geschrieben:Hallo! ich bin neu hier, habe auch schon ein wenig im Forum gelesen damit ich ein wenig vertrauter bin. Ich suche Menschen die mich verstehen und mit denen ich mich wenigsten hin und wieder austauschen kann. meine erste depressive Episode wurde bei mir Anfang 2019 gestellt, wobei ich selber nur die körperlichen Symptome wahrgenommen habe, also Panikattacken mit Atemnot, keinen Appetit, Schlafstörungen ect.pp. Nachdem mein Hausarzt mehrfach mit dem Satz: Wird schon nicht so schlimm sein, da ist nichts, nach Hause geschickt hat und ich mir nicht mehr zu helfen wusste, habe ich meinen Mann mitgenommen und ganz klar Suizidgedanken geäußert. Wenigsten hat er mir Überweisungen, u.a. zum Psychiater mitgegeben. Der Psychiater hat nach nur 5 Minuten gewusst was mit mir los ist, mich erst einmal aus dem Berufsleben rausgenommen und mit Medikamenten geholfen. Nach 3 Monaten und Wiedereingliederung ging es mir sehr sehr gut, ich hatte nur noch ein AD. Anfang des Jahres 2020 wurden die ADs ausgeschlichen und es lief gut. Als ich bei der niedrigsten Dosis angekommen war ging es wieder los und zwar ganz massiv. Die Neueinstellung hat sich als kompliziert rausgestellt. Anfang diesen Jahres habe ich noch eine Reha gemacht. Die Medis wurden 2x umgestellt, ich nehme insgesamt 2 Ads und Quetiapin zur Nacht und bei Bedarf für die Panikattacken. Meine Psychotherapeutin hat die Therapie beendet, anscheinend zahlt die KK nur 80 Stunden. In 2 Jahren kann ich wieder eine Therapie beantragen. Was ich nicht gelernt habe, wie gehe ich mit der Erkrankung Depressionen um?????? Wie lerne ich damit zu leben???? Im Moment stehe ich immer noch dumm da. Mir geht es immer noch nicht so wirklich gut aber ich komme klar und kann meinen Alltag inkl. Arbeit bewältigen. Nur in mir drinnen...... da ist schwarze Leere :-( Danke für's lesen Gruß Angi
Hallo Angelika,

auch von mir herzlich Willkommen im Forum und das du dich gut mit anderen austauschen kannst.
Gut, dass dein Mann dich zum Arzt mit begleitet hatte. Aber schlimm, nicht ernstgenommen zu werden vom Hausarzt. Na wenigstens wurdest du zum Psychiater überwiesen. Fachleute kennen sich meistens eher mit sowas aus.
Es ist schon ein schwerer Einschnitt, die Diagnose Depression zu bekommen. Das kostet erst mal Energie, das so anzunehmen und danach zu akzeptieren. Eine solche schwarze Leere war bei mir auch vorhanden. Das braucht alles seine Zeit und Geduld, um sich wieder besser zu fühlen.

Alles Gute für dich und ganz viel Kraft,

Liebe Grüße
Katerle
Angelika 1964
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo Katerle!
Vielen Dank für Dein Verständnis.
Immerhin habe ich es dieses Jahr geschafft den Hausarzt zu wechseln und ich denke ich bin jetzt besser aufgehoben.
Geduld..... Ich bin an sich schon ein relativ geduldiger Mensch und ich kann mich auch ganz gut mit vielen Dingen die das Leben so bringt arrangieren aber bei der Depression ist das anders. Sie hat mich sehr verändert und da ich keinen Auslöser kenne und auch keine Menschen kenne denen es genauso geht, komme ich nicht gut zurecht. Ich war immer ausserordentlich belastbar und auf Leistung getrimmt. Das ist jetzt nicht mehr so. Die Belastbarkeit ist deutlich heruntergesetzt. Oft fühle ich mich nicht wie ich selber sondern eher als würde ich neben mir stehen und kopfschüttelnd auf mich schauen. Mir ist bewusst dass es viele Menschen gibt denen es deutlich schlechter geht und die froh wären so leben zu können wie ich.
Jetzt erst einmal einen schönen Abend und eine gute Nacht
Liebe Grüße Angi
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Katerle
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Katerle »

@ Angie

Na da hast du doch schon einiges für dich erreicht für den Anfang.
Ja mit der Belastbarkeit ist bei mir auch nicht mehr so wie früher, aber ich versuche das so anzunehmen.
Falls du gerne Menschen kennenlernen möchtest, denen es ähnlich wie dir geht, könntest du in einer Selbsthilfegruppe auf Gleichgesinnte treffen und du fühlst dich mit deinem Schicksal nicht mehr so alleine.

Liebe Grüße
Katerle
Aurelia Belinda
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Angi,
Danke für deine Rückmeldung.
Ein schlechtes Arbeitsklima kann einem ziemlich zusetzen.
Das kann ich sehr gut nachempfinden...
Oft habe ich auch so Tage, da fiebere ich vormittags schon dem Ende das Tages entgegen, und sehne mich nach der Couch!
Du gehst halt noch arbeiten da ist es umso mühsamer den Tag durchzustehen, denke ich.
Ich lege mich zwar tagsüber auch selten mal hin, geht nicht mehr oft aus privaten Gründen.
Brauchen würde ich es schon!

Wie geht es dir grade?

Du fragst ob ich jemanden zum Reden habe. Es gab Zeiten da hatte ich Freunde, das ist aber längst Vergangenheit.
Dann hatte ich nur meinen Mann.
Den kann ich “nicht immer belasten“ mit meinem Sorgen, weil er ja praktisch u.a. mein Großes “Sorgenkind“ ist.
Sonst können wir aber gut reden.
Ansonsten hab ich wirklich keine Menschenseele.
Erst seit neuem durch die Alltags Unterstützung, kann ich mal Sorgen und Ängste ansprechen.

Die Idee von Katerle finde ich gut, auch mir hatte es eine Weile gut getan in einer SHG zu sein. Die gibt es allerdings seit Ende 019 nicht mehr.
Habe aber noch hin und wieder Kontakt, wenn man es so nennen will. Nicht persönlich, eher schriftlich. Austausch mit Gleichgesinnten ist einfach wertvoll....in meinem Fall war's allerdings eine Schmerzgruppe, keine reine Depri Gruppe aber die gibt's hier schon auch.

Liebe Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Angelika 1964
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Angelika 1964 »

Liebes Katerle und liebe Aurelia,
An eine SHG habe ich auch schon gedacht und mich auch schon umgehört. Ich müsste wirklich telefonieren um herauszufinden ob es in meiner Nähe eine gibt.
Die Betonung liegt hier auf "müsste". Zur Zeit habe ich zwar eine lange ToDo-Liste und nicht einmal alles unangehme Sachen aber meine Energie reicht zur Zeit tatsächlich nur fürs tägliche Allerlei und manchmal auch ein klein wenig nebenbei. Ich habe die nächsten 2 Wochen Urlaub und hoffe dass ich die Liste etwas abarbeiten kann und trotzdem Erholung finde. So ganz habe ich das Gleichgewicht noch nicht drauf.
Aurelia: Die Sache mit dem sich aussprechen können kann ich nur bestätigen. Ich habe zwar schon Freundinnen aber auch die leben ihr Leben und mit psychischen Problemen mag ich mich nicht so wirklich an sie wenden und wenn jemand keine Erfahrung hat ist es schwer zu verstehen was in mir vorgeht. Mein Mann ist sehr lieb aber auch er kann mit Depressionen nichts anfangen. Kann ich verstehen, tue mich ja selbst schwer damit.
In der Reha habe ich tatsächlich das erste Mal mit Mitmenschen gesprochen denen es ähnlich geht wie mir. Allerdings hatten sie alle einen für mich nachvollziehbaren Grund an einer Depression zu leiden. Den gibt es bei mir halt nicht.
Danke Dir auch für die Frage wie es mir geht. Ich denke zu Dir kann ich ehrlich sein, normalerweise bin ich das nicht.
Mein Psychiater musste meine Medikation wieder anpassen damit ich wieder stabiler bin. Das ist erst knappe 3 Wochen her. Ich merke zwar positive Veränderungen ( ich stehe tatsächlich schon 15 Minuten nachdem der Wecker geklingelt hat auf!,,) aber es braucht halt alles seine Zeit.
Nochmal Danke an Euch beide, es bedeutet mir viel mit Euch zu schreiben. LG und einen schönen Abend
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Sonne1981
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Sonne1981 »

Kennt ihr das auch, obwohl ihr es schon mehrmals gescfft habt wieder aufzustehen...denkt ihr beim nächsten Rückfall, wie soll ich das wieder schaffen?!? Als wäre das Neuland...
Wie geht ihr bzw. seid ihr mit den Rückschlägen umgegangen?
Mir fällt es beispielsweise gerade schwer, ich mache mir unterbewusst wegen Arbeit Druck, dabei weiß ich, dass 2 Monate bei dieser Krankheit keine lange Zeit ist...
Würd emich freuen, von Euren Erfahrungen zu lesen.
Katerle
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Katerle »

@ Angelika

Nimm dir mal nicht zuviel vor bei deiner Liste abzuarbeiten. Jeden Tag zwei Sachen reichen auch erstmal oder jeden zweiten Tag.

Hallo Sonne,

ja, soche Gedanken kannte ich auch schon. Mit Rückschritten war ich bisher so umgegangen, dass ich mir bewusst machte, welche Fortschritte ich zu verzeichnen habe und da weitermachte, wo ich aufgehört hatte. Und mir auch bewusst machte, was mir bisher geholfen hatte, wieder aufzustehen.
Versuche dir mal weniger Druck zu machen, egal weswegen und tu das, was dir guttut.

Alles Gute
Katerle
marcopol

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von marcopol »

Sonne1981 hat geschrieben:Kennt ihr das auch, obwohl ihr es schon mehrmals gescfft habt wieder aufzustehen...denkt ihr beim nächsten Rückfall, wie soll ich das wieder schaffen?!? Als wäre das Neuland...
Wie geht ihr bzw. seid ihr mit den Rückschlägen umgegangen?
Mir fällt es beispielsweise gerade schwer, ich mache mir unterbewusst wegen Arbeit Druck, dabei weiß ich, dass 2 Monate bei dieser Krankheit keine lange Zeit ist...
Würd emich freuen, von Euren Erfahrungen zu lesen.
Ja, ich kenne das auch. Sehr genau sogar. Zu lange Depressionsphasen hält man auch kaum aus. Alltag und Arbeit lenken gut ab vom Inneren, aber irgendwann kommt der Punkt wo alles nur noch schwerfällt oder sogar unmöglich wird.
Ich unterscheide immer noch zwischen reaktiver und organischer Depression, also im Letzteren, wenn man eine generelle Grunddisposition für die Erkrankung hat.

Trotz längerer Psychotherapie, wo man es doch gelernt haben sollte, irre ich mich manchmal und kann nicht rechtzeitig genug erkennen, wann es "wieder so weit" ist.

Einerseits ist es wohl auch richtig, sich selbst "unter Druck" zu setzen und nicht zu früh "aufzugeben", andererseits erfordert es aber auch Krankheitseinsicht von einem selbst.
Ein Briefträger wird bei einem Meniskusriss seine Arbeit kaum ausführen können, er kann sie schlicht nicht leisten und wird selbstverständlich krankgeschrieben.
Ab einem bestimmten Stadium der depressiven Episode ist es genauso wichtig und richtig, denn die Fehler häufen sich aufgrund der geringeren Belastbarkeit.

Leider sind Arbeitgeber heute aber ebenfalls sehr gut "geschützt" und es kommt nicht gerade selten vor, dass sogar während Krankschreibung gekündigt wird. Wenn Vorgesetzte bzw. Arbeitgeber bemerken, dass man vermindert leistungsfähig ist, ist es oft schon zu spät.

Auch deswegen glaube, ich ist es gut, rechtzeitig entlastende Beratungen und Therapie bzw. auch unterstützende Medikamente in Anspruch zu nehmen.
Sonne1981
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Sonne1981 »

Gibt es unter euch auch Pädagogen oder jemanden mit anderen Berufen, wo es fast unmöglich ist, in einer depressiven Phase arbeiten zu gehen?!?
Bitte meldet euch...Würd emich freuen.
Marleo84
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Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Sonne,

Ich hatte das ja schon mal geschrieben. Ich habe durchaus einen ähnlichen Beruf, wenn ich auch Psychologin bin und nicht Pädagogin. Mein Alltag besteht aus Klientenkontakten, Schulungen, Vorträgen. Meist durchgetaktet von Morgens bis Abends. Ich habe mich aber entschieden, weiter arbeiten zu gehen und mir einen Weg ermöglicht, wie das für mich funktioniert. Aber vielleicht sind unsere Berufe doch unterschiedlich, du kannst ja mal versuchen zu beschreiben, warum es als Pädagoge schwerer ist deiner Meinung nach?
Sonne1981
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Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Sonne1981 »

Naja, mir fällt es schwer, spontan zu reagieren, wenn ich so gefangen bin. Im Unterricht sitzen 25 Personen und es ist ja nicht so, dass alle nur still da sitzen würden.
Ich bin manchmal überfordert...schon im Alltag, da ist an Arbeiten nicht zu denken.
Außerdem würden mich manche Provokationen aus der Bahn werfen. Wenn es mir gut geht, lann ich kontern...
Aber so geht das wirklich noch nicht.
Herbstseele
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Registriert: 9. Jun 2021, 19:40

Re: Rezidivierende Depression

Beitrag von Herbstseele »

Hallo in die Runde!

Ich lese hier ein wenig mit, da ich selbst auch die Diagnose rezidivierende Depression habe und mich seit vielen Jahren damit durch den Alltag kämpfe. Finde es auch interessant zu lesen, dass es teilweise ähnlich ist wie bei mir: Für die Arbeit und um "den Lebensunterhalt zu sichern" reicht es irgendwie noch, aber das Privatleben liegt dann so ziemlich komplett brach und auch in Sachen (Selbst-)Achtsamkeit kommt unfassbar vieles zu kurz...

Meine letzte Therapeutin in 2018 teilte mir mit, sie sei erstaunt darüber, wie ich überhaupt noch "funktionieren" würde bei alldem, was in mir drin vorgeht und den ganzen Gedanken, Ängsten, Zweifeln usw., die ich ihr in den Sitzungen so mitteilte. Irgendwie fand ich diesen Kommentar auch eher ernüchternd als hilfreich, muss ich leider sagen. :(

Gerne schaue ich hier immer mal wieder hier rein und beteilige mich am Austausch!

Viele Grüße

Herbstseele
"Everyone's filling me up with noise, I don't know what they're talking about!?
You see, all I need's a whisper - in a world that only shouts!"
(Passenger - Whispers")
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