Kritische Gedanken zu Depression

marcopol

Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Kritische Gedanken zu Depression

Dieser kleine „Aufsatz“ schmort schon lange in meinem Kasten und ich habe es bisher noch nicht gewagt ihn mal irgendwo zu veröffentlichen.

Ich bin gespannt, wie Depressions-Erfahrene darüber denken.

Mich bewegt sehr ernsthaft die Frage, inwiefern wir selbst in uns eine solche üble Erkrankung bewirken.

„Pression“ ist doch irgendwas mit Druck und die Silbe „De“ bezeichnet „unter“.
In Frankreich ist das „pression“ ein Fassbier, also ein unter Druck gezapftes Bier.
Ist es nicht (isn´t it) also ein „unter Druck-Setzen“? Ein sich und andere „unter Druck-Setzen“?

Ich weiß um die neurologischen Zusammenhänge, Serotoninspiegel usw. . Ich weiß also, dass Depression auch organische Ursachen haben, das es genetische Vorbelastungen geben kann, also auch erblich bedingt sein kann. Aber zu wie viel Prozent der Erkrankten?

Wie viel Anteile stecken in uns selbst, wie viel ziehen wir uns selbst in den Strudel und ziehen uns selbst herunter? Sind wir nicht am Ende doch „selbst Schuld“ an dem Dilemma?

Der gesunde Mensch hat Gründe, der oder die Depressive hat immer Ausreden. Ausreden, warum ihm dies oder das nicht gelungen ist. Das beziehe ich auf mich selbst, dass sehe ich auch bei Anderen die wissen oder glauben, dass sie depressiv erkrankt sind.

Problematisch ist das in einer Leistungsgesellschaft wie der Unseren. Wo auch immer Du arbeitest, ein verlässliches Funktionieren ist gefragt, ansonsten ist der Arbeitsplatz gefährdet.
Am Rand der Gesellschaft zu stehen, arbeitslos zu sein oder zu werden, sich ausgegrenzt zu fühlen oder zu werden, führt auch nicht unbedingt zur seelischen Gesundheit oder Gesundung bei.
Im Gegenteil: Viele, die am Rand dieser Gesellschaft gelandet sind, etwa von Hartz IV oder einer vielleicht sehr geringen EU-Rente ihre Zeit dahin-fristen, sind -vorsichtig gesagt- psychisch auch sehr gefährdet.

Wir wissen es: Unter den depressiven Episoden gehen auch die wertvollsten Bindungen flöten. Beziehungen, Ehen werden letztlich geschieden. Du machst Dich allein.

Die Pandemie hat es uns gelehrt: Selbst Menschen die „gut im Saft“ standen, Selbstständige, Freiberufler, die ihre Arbeit nicht machen konnten bzw. durften, sind in dieser Zeit nicht nur arm, sondern eben auch krank geworden.

„Psychohygiene“ ist nicht unbedingt das Fach, welches wir in der Grundschule oder darüber hinaus gelernt haben. Bei guter Erziehung haben wir gelernt, auf uns selbst achtzugeben. D.h. Sich zu duschen, Zähne putzen, Bildung, Hobbys, evtl. Sport zu betreiben und soziale Kontakte zu pflegen.
Und dann meldet sich die Seele, die Psyche eben erst, wenn sie bereits krank geworden ist.
„Psychohygiene“ (ein seltsames Wort übrigens, aber ich verwende es trotzdem) gehört für uns in den seltensten Fällen zur Grundausstattung unseres Seins.

Dabei geht die psychische Gesundheit doch sicher über das „Sich-Wohlfühlen-Können“ weit hinaus.

Daran schließen sich mir ziemlich radikale Fragen an:
Wie hoch ist der wirkliche und statistisch belastbare Wert von Therapien? Gibt es Statistiken darüber, wie viele Menschen mit ernsthaften psychischen Erkrankungen wirklich dauerhaft geheilt wurden?

Die Phalanx an Helfern und Helferinnen ist riesig und sie alle verdienen wohl recht gut an ihren Tätigkeiten der „psychosozialen Versorgung“, und das selbst als hilflose Helfer:innen! Erst recht die Kliniken und nicht zuletzt die Pharmaindustrie verdienen sehr gut daran.
Ist es nicht letztlich ein Anliegen dieser Helferindustrie, den oder die Ausgestiege(n) wieder fit für eine Art Rattenrennen zu machen?

Vielleicht, so komme ich zum Schluss, ist die Depression neben ihren unbestritten auch organischen Ursachen auch ein Weg aus einem solchen „Rattenrennen“ auszusteigen. D.h., Du machst es auch selbst, weil Du spürst, dass Du kein Roboter sein möchtest, sondern ein Mensch. Ein Mensch, der mehr als nur funktionieren möchte.
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von malu60 »

Hallo Marcopol,
hab Deinen" Aufsatz" mit großem Interesse gelesen.Muß nochmal lesen und in Ruhe mir dazu Gedanken machen."Meine 1.Reaktion",wie,??? soll ich das jetzt auch noch selber so haben wollen ????
Die Depris selbst erzeugen....was hätt ich davon....okay,raus aus dem Rattenrennen.
...Und dann in die Hände der Rattenfänger......,auch nicht prickelnd,was ginge noch?

"Psychohygiene" betreiben,sollte ein tägl.Programm sein,ich kannte
einen Heilpraktiker,der machte das morgens beim Joggen und abends.....
Hat mir sehr imponiert,wie gut er in Kontakt mit sich und seiner Innenwelt
war.Ja,all die "Helfer"zur psychosozialer Versorgung leben ganz gut von uns.

Ich hab da Ergo am Start,manchmal kommt es mir richtig falsch vor,dass ich
dort immer noch hingehe,statt meinen eigenen Impulsen zu vertrauen,mich
allein um mich und meine Psyche zu kümmern.Eigentlich weiß ich doch am
Besten was mir gut tut.......ohne sie mach ich,s aber (noch)nicht......

Es wird teuer,wenn man einmal in dieser Drehtür ist.Hatte vor mit 66 Jahren aufzu hören
mit Ergo....mein eigenes Leben endlich anzufangen.
Bisher gelingt mir das nicht,es ging mir wieder etwas schlechter und ich war froh den Termin
zu haben.Dabei ist mir in den Stunden klar,ich brauch das soooo nicht mehr,es langweilt mich,
was sie sagt.Doch da hinfahren,(basteln,kochen,backen,spielen,nähen)könnte ich allein auch,
nur ich tu,s nicht.......die Fahrradfahrt dahin,in die Pötte kommen,diesen Schub brauch ich (noch).

Also ein Behandlungserfolg ist das nicht.

Für mich ist klar,ich muß es wollen,sich von Behandlern abhängig machen ist falsch.Soviel erstmal.
Wünsche einen guten Tag malu
Leben ist mehr
Aurelia Belinda
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Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
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Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu Marcopol,

Ein sehr spannendes Thema finde ich!
Vor allem aber möchte ICH ein Mensch aus Fleisch und Blut sein, der nach eigenen Kriterien, Fähigkeiten und Takt Leben darf und deshalb war es unausweichlich und vernünftig, aus dem Rattenrennen auszusteigen.
Für mich das sinnvollste das ich bisher erreicht habe, trotz aller Konsequenzen und gesellschaftlicher Verachtung.

Ich stimme dem zu was du über die Pharmalobby etc. schreibst.
Das ist eben der Teil der daran verdient, und jeder der dem Rattenrennen nicht entkommt ist ein gefundenes Fressen für die Profitgierigen.....
Fortsetzung folgt....
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

@malu60 Das Thema nur auf „Die Depris selbst erzeugen“ herunterbrechen zu wollen, war nicht Ziel dieser Gedanken, denen ich mal einen Thread widmete.
Aber ich merke schon, dass die Leserinnen und Leser darauf wenig einsteigen.

Ich bin nun viel (zu viel) alleine und merke, dass mir das nicht immer gut tut. Beim Depressions-typischen Früherwachen (4h das dritte mal) kommt unglaublicher Schmerz in mir hoch. Ich möchte wieder einschlafen, aber dieser Schmerz (Ich nenne ihn „Seelenschmerz“ hält mich dann davon ab).
Bilder steigen hoch, Erinnerungen, eine Liebe die nicht (mehr) gelebt werden kann....etc. pp.
Dann muss ich etwas „machen“, auch wenn es sinnlos erscheint.
Lesen, mich informieren, Tagesstruktur irgendwie ordnen, und einen schönen heißen Café zu mir nehmen. Küche pikobello machen (das hilft auch).

Kurzum, ich merke dann das ich diese Depressionen irgendwie vertreiben kann, bin mir aber bewusst das ich sie wahrscheinlich nur verdränge.

@Aurelia
Huhu,
Einen schönen Namen hast Du Dir verpasst.

Ja, ich dachte auch, dass dieses Thema „spannend“ sein könnte. Deswegen wagte ich es ungeschützt diese Gedanken hier zu veröffentlichen.

Nach „eigenen Kriterien, Fähigkeiten und Takt“ leben zu können ist natürlich in dieser unseren Leistungsgesellschaft nur etwas für den, der sich das auch leisten kann. Entweder ist genug auf der hohen Kante, oder man/frau hat jemanden der einen versorgt, und oder aber – irgendwie so.

Ich würde gerne „jetzt schon“ in Rente gehen, dass wäre dann „EU“ Rente, auch für mich wäre das „sinnvollste“ und „beste“. Und dann meine neue schöne 2 Zimmer Bude gegenüber eines Parks genießen, schreiben, lesen, philosophieren :). Und mit viel Rennereien, Anträgen und Arztbesuchen würde ich das sicher auch hinbekommen. Da sind ja nicht nur lange Depressionsepisoden.Rücken und Knie sind durch 2 Arbeitsunfälle und einem Treppensturz in 2020 auch ziemlich im Eimer. Nur bekommen würde ich so gut wie fast gar nichts. Ich habe überwiegend nur freiberuflich gearbeitet und als Musiker leider im statistischen Mittel immer viel zu wenig verdient und „eingezahlt“. Krankheitsbedingt kamen auch Zeiten der Arbeitslosigkeit dazu und an Erbschaften ist auch nicht zu denken.

Das spielt für mich persönlich in das Thema hinein: Was kann ich selbst tun, um trotz Depressionen meine Arbeitsfähigkeit zu erhalten bzw. zu optimieren?
Da ich auch ausgebildeter Pädagoge bin habe ich nun ein gutes Jobangebot abseits dessen, wofür ich derzeit unter Vertrag bin. Allerdings wären das dann mehr als 40h pro Woche. So komme ich ins Grübeln: Chance wahrnehmen trotz des Bewusstseins, krank zu sein? Es „wenigstens versuchen“ oder quasi aufgeben und sich fallen lassen?

Im Jammern bin ich genau so grandios wie alle, welche unter Depressionen leiden. Es gehört quasi zum „Handwerk“ des (oder der) Depressiven.

Ich glaube, so kamen diese Gedanken zustande.
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Greta1962 »

Wenn der Druck von außen zu groß wird, dann hilft alles nix - da kann man noch so sehr versuchen, auf sich zu achten usw.

Vieles kann man ändern - manches nicht.
Bei mir kam der Druck von familiärer Seite.
Arbeit kann man kündigen - bei Familie kann man in manchen Situationen nicht sagen "och nö, macht ihr mal euren Kram allein, ich kümmere mich jetzt man nur um mich!" ... Kinder, alte Eltern, Krankheiten von denen, sonstige Probleme ... !

Ich habe vieles versucht - ich wollte meine Aufgaben erfüllen und das habe ich auch, inkl. Job - aber über die Jahre/Jahrzehnte hat es mich kaputt gemacht. Und deshalb bin ich jetzt hier an diesem Punkt angelangt.

"Selber schuld"?
Ja, manches hätte ich vielleicht anders machen können - aber wäre es mir damit besser gegangen? Ein schlechtes Gefühl/Gewissen, seinen Aufgaben gerade im familiären Bereich nicht gerecht zu werden, verursacht ja auch Druck ... !? Dann hätte ich vielleicht meine Depression nicht wegen dessen, was ich gemacht habe - sondern weil ich es NICHT gemacht habe .... und mir später Vorwürfe mache ... !?!?! Man weiß es nicht.
Liebe Grüße von ..... Greta
Meridian
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Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Meridian »

Interessantes Thema.
Was mir aber fehlt in deinem Beitrag, ist, dass die Depression auch die Folge von etwas sein kann, das schon ganz früh angelegt wurde und worauf man dann lediglich reagiert, z.B. indem man Gefühle lange Zeit verdrängt, um funktionieren zu können.
Für mich hat die Depression viel mit unterdrückter Wut zu tun.
Wenn ich nicht schon als Kind einen guten Umgang mit meinen Gefühlen (auch mit der Wut) gelernt habe, kann sich das früher oder später als Depression äußern und in diesem Fall von "selbst schuld" zu sprechen, halte ich für falsch.
Aber klar, wie ich mit der Depression umgehe, habe ich ein Stück weit natürlich selbst in der Hand.
Und da bin ich einfach froh, dass es professionelle Unterstützung gibt, solange sie benötigt wird.
Das Ziel ist aber schon, es irgendwann wieder alleine zu schaffen.
Aus dem "Rattenrennen" bin ich inzwischen ausgestiegen, bin mir aber dessen bewusst, dass es diese Möglichkeit nicht unbedingt für jede/n gibt.
Schwierig wird es vor allem dann, wenn ausschließlich ökonomische Zwänge bestimmen, was ich tue und ich nicht das tue, was ich als sinnvoll empfinde.
Lucien
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Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Lucien »

Hallo marcopol,

Auch als nicht mehr "Angehörige", weshalb ich bislang nur gelesen habe und nichts geschrieben habe, finde ich deinen Beitrag sehr interessant und hoffe, dass du noch einige Antworten bekommst.

Als ehemalige Angehörige ist mir in deinem Eingangspost besonders dieser Abschnitt aufgefallen:
"Wir wissen es: Unter den depressiven Episoden gehen auch die wertvollsten Bindungen flöten. Beziehungen, Ehen werden letztlich geschieden. Du machst Dich allein."

Dazu kamen mir mehrere Gedanken. Unter anderem: Weiß man das wirklich? Will man das wirklich? Und wenn ja, warum? Mein Ex Freund sagte zwar immer, dass ihm sehr viel an mir liegen würde, ich ihm unglaublich wichtig wäre, ich nach wie vor etwas besonderes für ihn wäre usw. Und dennoch war sein Verhalten mir gegenüber immer so, dass ich letzten Endes nach fast 1,5 Jahren und vielen Watschn nur noch gehen konnte, wenn mir mein eigenes Seelenleben wichtig ist und ich nicht selber kaputt gehen will.

Bislang dachte ich, es wäre ihm gar nicht bewusst, wie er mich behandelt, da er immer so konträre Aussagen tätigte, die nicht zu seinem Verhalten passten. Dann hätte er mich ja auch gleich wegschicken können. Das wäre für alle Beteiligten doch viel leichter gewesen?

Wünsche dir noch einen regen Austausch

LG
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Meridian hat geschrieben: Was mir aber fehlt in deinem Beitrag, ist, dass die Depression auch die Folge von etwas sein kann, das schon ganz früh angelegt wurde und worauf man dann lediglich reagiert, /
Für mich hat die Depression viel mit unterdrückter Wut zu tun.
Ich danke dir für deinen Beitrag. Und du hast völlig recht: Der Abschnitt "reaktive Depression" ist in meinem kleinen Beitrag ausgeklammert, er fehlt.
Es ist ja auch keine Doktorarbeit.

Auch bin ich kein Traumatologe und weiß nicht, welche frühkindlichen Erfahrungen späterhin Depressionen auslösen könnten.
Wenn wir es herunterbrechen, sind wir doch alle in irgendeiner Weise "traumatisiert". Der Aspekt, dass sich einige Menschen Depressionen quasi "leisten" können, andere aber nicht ist mir dabei sehr wichtig.

Ich gehe wie du davon aus, dass es sich bei Depressionen in der Tat um unterdrückte Wut handelt. Stichwort "Pression" (....).
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Lucien hat geschrieben:
Als ehemalige Angehörige
LG
Vielen Dank für Deine Replik. Mir ist in Deinem Posting nicht ganz klar geworden, was Du meinst.
War/ist Dein Ex depressiv oder Du?
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Katerle »

Hallo marcopol,

habe mir auch ein paar Gedanken zu deinem Beitrag gemacht. Mit "selbst Schuld" bin ich nicht einverstanden. Überhaupt finde ich den Begriff "Schuld" unpassend bei der Entstehung von Depressionen. Und das hat seine Ursachen/Gründe.

und "IMMER" Ausreden als Depressive/er, dem stimme auch nicht zu. Manchmal versteht dein Gegenüber nicht, warum man auf seine Grenzen achten muss, um nicht erneut in eine depressive Episode zu gelangen. Aus dem Grund darf man auch mal eine Ausrede oder gar Notlüge anwenden, ansonsten bin ich eher für Ehrlichkeit.

Ausgegrenzt fühlte ich mich mich auch durch andere Faktoren...

LG Katerle
Lucien
Beiträge: 51
Registriert: 5. Dez 2019, 10:43

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Lucien »

Hallo marcopol

Mein Ex ist depressiv. Da wir ja nicht mehr zusammen sind bin ich ja nicht mehr als Angehörige zu sehen.

LG
Holly71
Beiträge: 28
Registriert: 1. Jul 2018, 17:10

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Holly71 »

Hejho Marcopol,
auf keinen Fall ist Dein threat uninteressant !
Ich finde den spannend, da ich einen Tag zuvor selbst mit meiner PT dieses Thema besprach.Es ging genau darum, inwiefern ich mich selbst (unbewusst) in die aktuelle Depression nach nicht mal ganzen 3 Jahren eingebracht haben könnte…und VOILÁ… es zeigt tatsächlich ein Muster, MEIN Muster….ich habe meine Themen vor mir hergeschoben und mich Ihnen nicht gestellt, war nur am Funktionieren , habe aber nix an den großen Themen geändert oder auf mich geachtet .Es gibt Themen an die ich „ran“ muss, um Veränderungen und Klärung schaffen zu könne, um den Teufelskreis zu durchbrechen , ABER …davor „drücke“ ich mich =>pression???Als mir dies klar wurde, auch aus
finanziellen Gründen , die dann immer enger wurden , hab ich mal hingeguckt und sackte ziemlich schnell in den Depressionszustand mit Ängsten und Panik ..und da bin ich nun erneut im gedrücktem Gefühlszustand.
Und ja..ich habe deswegen Schuldgefühle, weil ich mein gewohntes „Muster“ weiter bedient habe und neue kognitiven Verhaltensweisen nicht weiter verinnerlicht, gelernt und geübt und mich darum gekümmert habe, Ich war einfach nur super glücklich , als ich aus der tiefen, dunklen Welt der Depression raus war…(wem ich das auch zu verdenken !!)Aber es rächt sich, in meinem Fall , bitterlich .
Natürlich ist mir bewusst, dass ganz viel zusammenkommt bei einer Depression und es nicht nur aus ein, zwei Komponenten besteht , und trotzdem denke ich , dass es ein Stückchen beeinflussbar ist (auf eher unbewusster Ebene)
Das mal als Kurzfassung, merke , dass ich inhaltlich noch viel mehr „losschreiben“ würde…nächstes Mal gerne mehr - würde mich freuen, wenn dieser threat in Fortsetzung bliebe …lg holly
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Meridian »

Noch ein Nachtrag, weil ich vorhin gar nicht auf das eingegangen bin, was du noch geschrieben hast,
nämlich die Frage, ob du jetzt einen 40 Std. Job annimmst, auch auf die Gefahr hin, dass das wegen der Depression schiefgeht bzw. wie wirst du dich fühlen, wenn du es nicht machst.
Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig wiedergegeben.
Das ist tatsächlich ein Dilemma, nur würde ich es vielleicht nicht als aufgeben oder sich fallenlassen betrachten, wenn du dich dagegen entscheidest.
Wenn das eine Aufgabe ist, die dich wirklich interessiert und die du dir auch zutraust, spricht doch wenig dagegen, es zu versuchen.
Genauso legitim ist es aber meiner Ansicht nach auch, zu sagen, diesem Stress setze ich mich nicht mehr aus, meine psychische Gesundheit ist mir zur Zeit wichtiger.
Noch etwas zu den Therapien:
Die Verantwortung, etwas an meinem depressivem Zustand zu ändern, die kann ich nicht an den Therapeuten delegieren, die liegt immer bei mir.
Der Therapeut kann mir aber dabei helfen, indem er aufgrund seines Fachwissens und seiner Erfahrung mit mir zusammen Alternativen erarbeitet.
In dem Zusammenhang verstehe ich nicht ganz, was du mit hilflose Helfer gemeint hast.
Vielleicht magst du das ja nochmal kurz erklären?

LG, Meridian
Herr Keuner
Beiträge: 230
Registriert: 27. Aug 2021, 14:21

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Herr Keuner »

Nun gut, auch von mir eine Antwort. ich schließe mich Katerle an und möchte das noch deutlicher formulieren:
Zu Beginn dein Versuch zum Begriff "Depression " eine Parallele mit irgendwas aus der franz. Sprache zu ziehen ... nun ja, niedlich, geht aber an der Realität vorbei. Jede Suchmaschine kann dir erklären, dass Depression aus einem lateinischen Wort stammt, das soviel wie "niederdrücken" bedeutet. Dass du gleich zu Anfang versuchst, so etwas wie eine Schuld der Betroffenen herbeizureden ist freundlich formuliert völlig daneben. Zitat: "Ein sich und andere „unter Druck-Setzen“? (Hervorhebung von mir)
Der Gipfel dieser Schuldzuweisung findet sich in dem Satz "Der gesunde Mensch hat Gründe, der oder die Depressive hat immer Ausreden. Ausreden, warum ihm dies oder das nicht gelungen ist. " Du versuchst zwar noch, das dadurch zu relativieren, dass du es auf dich beziehst, aber gleich darauf meinst du, das auch bei anderen entdeckt zu haben.

Diese indirekte oder teilweise auch direkte Schuldzuweisung zieht sich wie ein roter Faden durch deinen Text und "völlig daneben" ist m.E. ein viel zu netter Ausdruck dafür. Würdest du es nur über dich schreiben, dann wäre es allein dein Problem, doch du versuchst immer wieder, deine fragwürdigen Erkenntnisse auch auf andere zu übertragen. Zitate: "Sind wir nicht am Ende doch „selbst Schuld“ an dem Dilemma? " "Wir wissen es: [...] Du machst Dich allein."

Abschließend noch ein kleiner Hinweis. Ich bringe jetzt 40+ Jahre an Erfahrung in Selbsthilfegruppen mit und kann dir sagen, dass Neulinge immer glauben, ganz viele Parallelen zwischen den anderen und sich zu entdecken und daraus ableiten, dass sie von ihrem eigenen Erleben auf das anderer schließen können. Erst im Laufe der Jahre kommen die selbstkritisch Denkenden dahinter, dass dem nicht so ist, dass solche Krankheiten so vielfältig sind, dass es vermessen wäre, von sich auf andere zu schließen.
Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen oder denken. Aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht.
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Herr Keuner hat geschrieben: aus einem lateinischen Wort stammt
„Nun gut“ (…), Deine Replik kommt ziemlich geharnischt daher. Aber damit kann ich umgehen und danke Dir trotzdem für Deine Anmerkungen.

Wer sich ein bisschen mit dem Französischen auskennt weiß, dass diese Sprache eine romanische Sprache ist. „Depression“ als „Niederdrücken“ zu übersetzen ist also sowohl vom Lateinischen als auch vom Französischen her nicht verkehrt.

Es dürfte deutlich geworden sein, dass es mir nicht um Schuldzuweisungen geht auch wenn ich den Begriff einmal als Zuspitzung verwendet habe. Insbesondere fehlt jede „direkte“ Schuldzuweisung,

Dass Du in ähnlicher Weise mit Anderen umgehst, wie mit Dir selbst ist ein offenes Geheimnis.

Der Lehrbuchklassiker „Irren ist menschlich“, Erstausgabe 1977, 25. Auflage 2019, ISBN: 978-3-88414-610-1
beschreibt in Kapitel 7 – „Der sich und Andere niederschlagende Mensch (Depression)“.
Das 2019 neu aufgelegte Buch ist inzwischen auch in Einzelbänden pro Kapitel erhältlich. Siehe Einzelbände - Irren ist menschlich | Ps ... chlich.de)
Zuletzt geändert von marcopol am 4. Nov 2021, 10:51, insgesamt 2-mal geändert.
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Katerle hat geschrieben:Manchmal versteht dein Gegenüber nicht, warum man auf seine Grenzen achten muss, um nicht erneut in eine depressive Episode zu gelangen.
Hallo Katerle, ich stimme dir da voll zu. Das mit den "Ausreden" und der Begriff "Schuld" sind Überspitzungen. Der Begriff "Schuld" ist immer problematisch.

LG marcopol
Aurelia Belinda
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Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Lieber marcopol,
“Danke für die Blumen“...
Du bist romantisch veranlagt, das gefällt mir...korrigiere mich sollte ich mich täuschen.
Ich habe Gemeinsamkeiten entdeckt bei denen ich schon beim Lesen deiner Zeilen dahingeschmolzen bin :-) ohne Quatsch! Du schreibst von ein paar wesentlichen Dingen wie dem grünen Park, philosophieren
u.s.f. das andere werde ich nochmal mit Muße Lesen.
Überhaupt ging's hier ziemlich spannend weiter u. bevor ich nochmal meinen Senf dazu gebe :-) möchte ich mal einfach die Beiträge “studieren“ hab's nur überflogen und das reicht mir nicht, dem Thread gebührt mehr Aufmerksamkeit!


Dein Thema ist für mich aus persönlichen Gründen spannend und spukt mir so im Kopfe umher. Ich hatte mir schon oft Gedanken gemacht wie Depression entsteht, für mich bin ich zu dem Entschluss gekommen, ich glaube nicht an organische Ursachen, wobei der Hirnstoffwechsel jetzt öfter mal unter Fachleuten diskutiert wird, dass eine Störung dessen mitunter Auslöser sein kann etc.

Es wird vielleicht eines schönen Tages erforscht werden....wer weiss das? Bis zum heutigen Tage sind es doch eher verschiedene Theorien.
Jeder Betroffene kann sich eine davon heraus picken.

Ich tendiere aus meiner Erfahrung heraus, auch durch Erlebnisse in der Herkunftsfamilie, Erzählungen von Betroffenen und diverser Literatur dazu, zu sagen, es ist eine geistige Sache!
Hier wurde über das Wort Pression gepostet...da will ich nochmal nachlesen. Oft hab ich in Büchern gelesen, es heisst schlichtweg “Niedergedrückt sein“ ..... und jetzt wird's erst richtig spannend!
Wenn wir davon ausgehen dass mit Niedergedrückt sein, gemeint ist, dass sich Betroffene “niedermachen lassen“ könnte ich das so stehen lassen. Und in Folge dieses immerwiederkehrenden Niedermachen durch andere ( auch Mobbing genannt ) oder eben aus der Kindheit z.B. durch Angehörige oder von mir aus auch Gleichaltrige, entsteht Depression. Wäre eine Variante...nur Überlegungen.
Mit “Niedergedrückt sein“ kann aber auch einfach die traurige Stimmung gemeint sein, die Hoffnungslosigkeit! Das wäre dann nur der Ausdruck für DAS BEFINDEN, nicht die Ursache!
Wie gesagt, vieles ist möglich, spielen wir mal Roulette...
Meine Überzeugung ging mit den Jahren und mit guter Beobachtungsgabe, auch mit Analyse und einigen Fakten ( Literatur ) eher dahin es als geistigen “Umbruch“ zu sehen.
Hört sich im ersten Moment vielleicht komisch an, und manchmal schwanke ich auch noch....aber, Fakt ist doch, es ist überaus auffällig dass Betroffene unter Druck ( drücken, pressen, niederdrücken )-extrem schlecht funktionieren.
Es sollte sich also die Frage gestellt werden, warum ist das bei einer Vielzahl der Menschheit so? Anstatt Vergleiche zu ziehen mit denen die unter dem Schwachsinn (-schneller, höher, besser ) irgendwie halt funktionieren können.

Wem es genügt, der kann gerne sein Leben lang schuften und dann von der Erde gehen, ohne zu begreifen was das hier eigentlich soll!

Und jetzt kommt's mein Lieber,
Du sagst es kann sich nicht jeder leisten.
Völlig richtig, Geld ist nicht unwichtig.
Niemand möchte vermutlich unter der Brücke schlafen, aber Deutschland lebt im Überfluss und ist “angeblich“ sozial...
Wobei sozial für mich was anderes ist als das was ich erlebe, Zustände in Kliniken furchtbar, unmenschlich, erst wieder erlebt vor kurzem.
Aber das ist ein anderes Thema, hole wieder zu weit aus, Mist, auch so ein Psycho Problem manchmal :-)
Was ich eigentlich sagen will, das was man zum Leben braucht, ist vorhanden.
Dafür ist kein großer Lohn notwendig. Für Sonderwünsche natürlich schon.
In Deutschland verhungert niemand so schnell, es gibt viele Anlaufstellen die Armen wirklich gut unter die Arme greifen, viele Ehrenamtliche, und auch Strassenarbeiter die sich kümmern, sollte man Hilfe brauchen. Aber das ist nur der äusserste Fall zu dem es nicht kommen muss, wenn man sich kümmert, Anträge stellt etc.

Und es gibt ja eine Art “Ersatzlohn“. Wenn du krankheitsbedingt deinen Lohn nicht mehr erzielen kannst...ist das kein Welt Untergang, das glaubt man aber lange Zeit, wer will schon wahrhaben und akzeptieren nicht mehr arbeiten zu können.
Jeder hat seinen Lebensstandart, seine Kosten,
Seinen Status im Leben, womöglich noch den Traumjob.
Niemand ist aber gefeit vor Krankheit. Vor dem Verlust der Arbeitskraft ( zumindest unter den Bedingungen des ersten Arbeitsmarktes ).....
Aber man wird noch sehen wo dieses, schneller, höher, größer...hinführt.
Aber geht jetzt zu weit hier.
Thema für sich.
Aber weil du beides aufgeführt hast, einmal die Entstehungsfrage, aber auch das Rattenrennen dass eben auch sehr viele krank macht, Druck und Ausbeutung ist längst Standard im Arbeitsleben.
In jedem Fall konnte ICH es mir auch nicht LEISTEN auszufallen.
Wer kann das schon, wer mag das schon. Wir hatten einen Kredit abzuzahlen, auch ein Auto und und. Sehr lange hatte ich versucht mich dagegen zu wehren. Am Ende war einfach alles ausgeschöpft, und meine Gesundheit noch schlimmer, weil Behördeneahnsinn und Ärzte Odyssee genauso anstrengend war als das berufliche, nur dass man sich die Zeit ( mein größter Feind in Bezug auf DRUCK) etwas selber einteilen konnte!

Im Übrigen bin ich Angehörige und Betroffene zugleich.
An Erfahrung mangelt es mir also nicht.
Auch daraus leite ich so einiges für mich ab zur Entstehung, manchmal sind dann noch Verkettungen im Leben die zusätzlich hineinspielen, oder unvorhersehbare Krisen, Katastrophen. Was auch immer.
Depression im klassischen Sinne ( also nur Verstimmung ) gibt's für mich nicht. Ganz einfach ein Erfahrungswert. Es spielen meist Ängste eine große Rolle, und eben die Minderwertigkeit.
Sensibilität, diese dünnhäutigkeit die Depressive gemeinsam haben, und ganz entscheidend, der Umgang mit Gefühlen. Das resultiert eventuell vom erlernten von ganz klein an, ob man z.B. Gefühle ausdrücken darf oder nicht. Irgendwer hat gepostet, unterdrückte Wut....ja, wenn man sich mit dem eigenen ICH lange nicht identifizieren will, entsteht auch Wut.
Beispiel, du möchtest ständig Gas geben, wirst aber gleichzeitig ständig ausgebremSt. Macht doch Bekloppt :-)
Mit den Gefühlen klar kommen wollen heisst sehr diszipliniert sein, um anderen nicht weh zu tun, um sich selbst nicht weh zu tun, um nicht in Hass, Verbitterung zu fallen, um nicht flüchten zu müssen ( in Süchte ) hat auch irgendwie mit Kontrollverlust zu tun. Depression löst vieles aus, bringt aber auch manches zum Vorschein, vorausgesetzt man lässt sich drauf ein, eine Art der Selbstfindung.

Soviel wollte ich gar nicht schreiben. Verdammt.
Wollte doch nur kurz sagen, es ist spannend hier, und erstmal lesen....tja, wohl wieder die Prios vertauscht wie so oft :-)

Dann gute Nacht mal, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Lucien hat geschrieben:Mein Ex ist depressiv.
Hallo Lucien,
dann ist es mir klarer.

Dann hat also er sich "allein gemacht" wenn Du Dich gezwungen gesehen hast ihn zu verlassen.
Es zeigt aber eben auch, dass Depressionen oft nicht einmal im engsten Umkreis verstanden oder als Erkrankung akzeptiert werden. Und, dass es sehr schwierig ist unter diesen Bedingungen zusammenzuleben. Es ist ein Teufelskreis, denn wenn ihm (ganz sicher) sehr an Dir liegt und er nun allein ist, wird das den Depressionsdruck sicher noch verstärken.

Wir müssen uns daher immer klarmachen, dass selbst ein(e) Partner:in/Familie/Kinder mit dem Krankheitsbild auf Dauer überfordert sind und Therapie nicht ersetzen können.

LG
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Aurelia Belinda hat geschrieben:Hirnstoffwechsel
Hallo Aurelia,
Du trägst ja zum Hirnstoffwechsel ordentlich bei :)
Aurelia Belinda hat geschrieben: ich glaube nicht an organische Ursachen, wobei der Hirnstoffwechsel jetzt öfter mal unter Fachleuten diskutiert wird
Ich möchte nicht belehren, aber was die neurologischen Aspekte anbelangt, so ist das Gehirn und das ZNS recht gut erforscht. Die Studien sind kreativer geworden und enorm verbesserte Bildgebungsverfahren schauen uns mittlerweile beim Denken und Fühlen zu. (Bei Bedarf versteht sich, also nicht immer. Horror.... :) )

Alles in uns ist diametral angelegt, 2 Nasenlöcher....usw. und selbst bei nur einem Herzen haben wir immerhin zwei Kammern.
So ist es nicht verwunderlich, dass wir auch 2 Gehirnhälften haben.
Neurotransmitter, also Botenstoffe sorgen für die Kommunikation der, ich nenne es "Instanzen" auf der Festplatte.

So, sehr laienhaft dargestellt, ist es unbestreitbar, dass eben auch Depressionen ihre organischen Ursachen haben können und damit sogar genetisch vererbbar wären.

Umgekehrt weiß aber auch jede Körperzelle von der eigenen Niedergeschlagenheit (Depression) und das genau ist der Teufelskreis, in welchem man sich bei dieser Erkrankung befindet.
Wenn die Bibel von "Hölle" spricht, ist wohl symbolisch und sprachlich unzureichend davon die Rede (gewesen).

Mein Ansatz der "kritischen Betrachtung" hatte die Intention zu der Frage, "was kann man selbst tun?"

Bleibt man auf ewig in dieser "Hölle" quasi sein eigener Gefangener, Gefangener seines eigenen "Geistes" oder gibt es Wege daraus, die Seele auch selbst zu heilen, zumindest eine therapeutische Maßnahme selbst mit zu unterstützen?

Mein Begriff der "Schuld" ist hier schon viel kritisiert worden und das auch mit Recht. Es ist ein unglücklicher Begriff und er erklärt im Grunde gar nichts.
Aurelia Belinda hat geschrieben: Niemand möchte vermutlich unter der Brücke schlafen, aber Deutschland lebt im Überfluss und ist “angeblich“ sozial...
Wobei sozial für mich was anderes ist als das was ich erlebe, Zustände in Kliniken furchtbar, unmenschlich, erst wieder erlebt vor kurzem.
Die (Deine) "sozialstaatlichen" Fragen sind doch eindeutig: Es IST längst kein Sozialstaat mehr und wer -aus welchen Gründen auch immer- einmal im freien Fall ist und nicht mehr oder nicht mehr optimal „funktioniert“ der bemerkt auch schnell das Versagen des Umfeldes und eben auch des Staates.

Ich bin nicht nur „romantisch“, sondern auch Realist und politisch sehr interessiert.

Es sollte doch eigentlich nur einen „ersten“ Arbeitsmarkt geben und prekäre Beschäftigungsmodelle sollte es gar nicht geben. „Hartz IV“ auch nicht.

Ich schnippele meine Antworten über diese sozialen und politischen Fragen hier mal raus, um den Thread und meine Antwort an Dich damit nicht zu sehr zu belasten :). Ggf. könnten wir über PN darüber weiter „sprechen“.
LG marcopol
Zuletzt geändert von marcopol am 4. Nov 2021, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.
Herr Keuner
Beiträge: 230
Registriert: 27. Aug 2021, 14:21

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Herr Keuner »

marcopol hat geschrieben:
Herr Keuner hat geschrieben: aus einem lateinischen Wort stammt
„Nun gut“ (…), Deine Replik kommt ziemlich geharnischt daher. Aber damit kann ich umgehen und danke Dir trotzdem für Deine Anmerkungen.[...]
Es dürfte deutlich geworden sein, dass es mir nicht um Schuldzuweisungen geht auch wenn ich den Begriff einmal als Zuspitzung verwendet habe. Insbesondere fehlt jede „direkte“ Schuldzuweisung,
[...]
Meine Replik ist keineswegs geharnischt, ich habe mich bei der Wortwahl ziemlich beherrscht.

Es mag dir nicht um Schuldzuweisungen gehen, doch du betreibst sie durch die Hintertür. Es ist ein uralter rhetorischer Trick, steile Thesen als Fragen getarnt in den Raum zu stellen und auch du versuchst es auf diesem Weg. Laaangweilig, weil leicht durchschaubar. Davon abgesehen, muss ich den Absatz tatsächlich noch einmal zitieren?
"Der gesunde Mensch hat Gründe, der oder die Depressive hat immer Ausreden. Ausreden, warum ihm dies oder das nicht gelungen ist. Das beziehe ich auf mich selbst, dass sehe ich auch bei Anderen die wissen oder glauben, dass sie depressiv erkrankt sind."
Du magst dich mit Haarspaltereien rauszuwinden versuchen, doch das ist unübersehbar eine Schuldzuweisung an kranke Menschen. Hast du eine Sekunde darüber nachgedacht, wie so etwas auf einen total verunsicherten Menschen wirken könnte, der nicht weiß was mit ihm los ist? Dem sagst du eindeutig, dass er "immer Ausreden hat" und was ist das anderes als eine Schuldzuweisung.
marcopol hat geschrieben:[...]Dass Du in ähnlicher Weise mit Anderen umgehst, wie mit Dir selbst ist ein offenes Geheimnis.[...]
OMG! jetzt auch noch ein Ausflug in die Küchenpsychologie. Bitte, bitte, verschone mich mit so etwas. Lass solche Kommentare in der esoterischen Ratgeberecke der Buchhandlung, von wo sie entlaufen sind.(*)

Tja, du kannst mit Kritik wohl doch nicht so gut umgehen, wie du im ersten Absatz darstellen wolltest, sonst hättest du dir diesen Seitenhieb ersparen können. Nur, wer merkwürdige Thesen veröffentlicht, der muss damit umgehen können, dass die Antworten nicht immer so sind, wie er sie gern hätte.

(*) Nachtrag: solltest du ernsthaft beabsichtigen, das, was ich über meine Kindheit und die Folgeschäden geschrieben habe, jetzt gegen mich zu verwenden? Nur zu! Lass der Rache für die Kritik an deinem Pamphlet freien Lauf!
Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen oder denken. Aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht.
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

@Herr Keuner,
meine Gedanken und Fragen mögen Dir nicht gefallen. Ich denke, das hast Du nun deutlich genug zum Ausdruck gebracht.
Ich habe nicht die Absicht "Rache" zu üben, aber auch nicht die Absicht mich weiterhin Deinem aggressiven und der Sache wenig dienlichem Ton zu widmen. Insofern fordere ich Dich auf, zu einem sachlich geführten Dialog und einer entsprechenden Ausdrucksweise zurückzukehren.

Da ich Dir ein anerkanntes Lehrwerk benannt habe aus welchem mein Ansatz stammt, ist es recht vermessen von "Küchenpsychologie" zu sprechen. Allerdings kenne ich ein wenig den Hintergrund zur Entstehung dieses Buches und einige Leute, welche dahinter stehen. Hierunter befinden sich anerkannte Ärzte und Oberärzte welche auch in Kliniken arbeiten und Räume abseits der klassischen Psychiatrie für die psychosoziale Begleitung geschaffen haben. (Siehe "Pinel"- Gruppe.) Den Vorwurf von "Esoterik" weise ich zurück. Ich räume ein, keinen Doktorgrad in Psychologie oder gar Psychiatrie erworben zu haben bzw. in diesen Bereichen beruflich tätig zu sein. Ich übernehme also auch letztlich keine Verantwortung dafür, wie es auf verunsicherte Menschen wirkt. Meine Meinung und Fragen schreibe ich trotzdem.

Was Deine Kindheit betrifft und deren mögliche Folgeschäden, so bleibe ich (gerne) ahnungslos. In jedem Fall aber ist es nicht meine Absicht, diese "gegen Dich" zu verwenden.
Lucien
Beiträge: 51
Registriert: 5. Dez 2019, 10:43

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Lucien »

Hallo marcopol,

der für mich ausschlaggebende Punkt war, dass er in einer gewissen Hinsicht in emotionaler Hinsicht zweigleisig gefahren ist. Er hat mich fast ein dreiviertel Jahr in dem Glauben gehalten, dass das Thema mit der anderen erledigt wäre und er die Beziehung mit mir fortführen will, wenn er denn wieder kann. Es kam dann raus, dass er mich in der ganzen Zeit, in der er mich nicht treffen konnte, sich zumindest gelegentlich mit der anderen getroffen hat. Sicherlich waren wir in dem Sinne nicht mehr richtig zusammen, allerdings waren seine Nachrichten an mich hinsichtlich der Fortführung der Beziehung ganz eindeutig. Irgendwann rückte er dann damit raus, dass er nach wie vor nicht wüsste, wie er die andere einstufen soll (nach mittlerweile über einem Jahr ihres ursprünglichen Auftauchens). Sie hatte damals mit dafür gesorgt, dass er mich entsorgt, sich dann aber kurz darauf selber letztes Jahr noch weitestgehend von ihm zurückgezogen. Wie dem auch sei, er hat in dem gelegentlichen Kontakt, der da noch bestanden hat, eine Art Neubeginn im Leben gesehen, der ihn die alte schlechte Zeit bei der vorherigen Firma hat vergessen lassen. Auch wenn auf meine Nachfrage hin der Neubeginn in seinem Leben gar nicht eingetreten ist, so würde ihn unsere Beziehung (die angeblich die schönste seines Lebens gewesen sein soll) an die alte schlechte Zeit erinnern und eine Fortführung der Beziehung ein Rückschritt in die alte Zeit darstellen. Inwieweit das alles depressionsbedingt gewesen ist oder nicht doch eine individuelle Charaktersache, kann und will ich nicht beurteilen. So wie er sich mir gegenüber gegeben hat, fand er überhaupt nichts dabei, wie er das gehandhabt hat. Er machte den Eindruck, wie wenn er das alles richtig und gut so und völlig in Ordnung gefunden hat. Unabhängig von Depressionen wäre ich bei jedem anderen an dieser Stelle auch gegangen. Das Ende vom Lied ist, ich bin weg und die andere so wie es aussieht auch.

LG
marcopol

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von marcopol »

Lucien hat geschrieben:zweigleisig
Die Zweigleisigkeit kann eine Folge psychischer Instabilität sein. Muss es aber nicht. Es gibt auch psychisch eher stabile Menschen, beiderlei Geschlechtes, die sich gerne Hintertüren offen halten und mit allen Möglichkeiten kokettieren.
Ich glaube, vieles hängt dann damit zusammen, dass untreue Menschen irgendwie darauf angewiesen scheinen ihr Ego aufzuwerten.
Wir leben heute weitgehend abseits jeder Moral. Und wir können sozusagen als Partner jeweils miteinander eigene "Deals" machen.
Die persönliche Zuverlässigkeit bleibt aber immer unverzichtbar Bestandteil eines jeden Teams.

Ich kann nicht ernsthaft meinetwegen eine Depression dafür vorschieben, eine Art Betrug an meinem Partner oder Partnerin zu begründen.

Dass DU Dich hier angemeldet hast, als Du Dich noch als Angehörige begriffen hast, zeigt, dass Du Dich wohl sehr bemüht und damit bzw. mit ihm beschäftigt hast. Aber Du kannst eben seine notwendige Selbsterkenntnis nicht ersetzen.

Dass am Ende immer wieder Trennung im Raume steht, besonders wenn es um Untreue und Eifersucht geht, zeigt, dass meine These "Man macht sich allein" nicht ganz unrichtig ist.

Ich wünsche Dir gerne, dass Du überwindest
LG marcopol
Lucien
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Registriert: 5. Dez 2019, 10:43

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Lucien »

Hallo marcopol,

vielen lieben Dank für deine Antwort.

Er hat nie Depressionen oder etwas anderes vorgeschoben. Ich habe den Eindruck, dass es schon am Schritt davor hapert, er sieht in seinem Verhalten gar nicht erst eine Form von Betrug, insofern gibt es auch nichts zum Vorschieben oder entschuldigen. Er macht zumindest auf mich den Eindruck, dass er der Auffassung ist, dass er sich immer völlig korrekt verhalten hat.

Das ist richtig, ich habe noch während der Beziehung angefangen, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Er sagte zweimal, dass er Winterdepressionen hätte (das war der Auslöser, warum ich angefangen habe, mich über das Thema zu informieren), aber näher darauf eingehen wollte er nicht und in den letzten 1,5 Jahren war überhaupt kein Reden mit ihm darüber möglich. Im Gegenteil, alles gut. Punkt.

Sicherlich werde ich das alles früher oder später überwinden. Für mich geht das aber nur, wenn ich keinen Kontakt mehr habe. Einfach in eine Art Freundschaft wieder zurück zu gehen, ist mir nach allem, was passiert ist, nicht mehr möglich (wir waren vor der Beziehung einige Jahre befreundet). In einer letzten Nachricht hatte ich ihm vor ein paar Monaten die Gründe geschrieben, warum ich den Kontakt abbrechen werde. Er hat bis heute nicht darauf reagiert. Es scheint im egal zu sein.

LG und dir alles gute
Lucien
Herr Keuner
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Registriert: 27. Aug 2021, 14:21

Re: Kritische Gedanken zu Depression

Beitrag von Herr Keuner »

marcopol hat geschrieben: Insofern fordere ich Dich auf, ....[...]
[...] Meine Meinung und Fragen schreibe ich trotzdem. [...]
Ah ja, du nimmst für dich in Anspruch, schreiben zu dürfen was du willst und lehnst auch jegliche Verantwortung dafür ab, wie es wirkt. Mir dagegen möchtest du vorschreiben, was und wie ich zu schreiben habe.
Du bist sowas von putzig. Ich gebe aber zu , dass ich gegen derartige Argumentation machtlos bin. Schließlich ist es doch logisch, dass für andere das nicht gilt, was du für dich in Anspruch nimmst, oder?
:lol:

Bye, Bye

(Jetzt schreib noch schnell etwas, damit du ja das letzte Wort hast!)
Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen oder denken. Aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht.
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