Weg von Antidepressiva

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Kleewiese
Beiträge: 22
Registriert: 9. Aug 2021, 07:31

Weg von Antidepressiva

Beitrag von Kleewiese »

Hallo,
diesmal geht es nicht um mein Sohn sondern eine liebe Verwandte.
Meine Frage gibt es sowas wie ein Entzug von antidepressiva?
Wenn ja, muss man dafür ins Krankenhaus?
Oder wo kann man das machen?

Lg
DieNeue
Beiträge: 5377
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Weg von Antidepressiva

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kleewiese,

grundsätzlich setzt man Antidepressiva nicht von heute auf morgen ab, sondern man schleicht sie aus, d.h. man reduziert über einen längeren Zeitraum immer mehr die Dosis. Setzt man sie abrupt ab, ist das sehr unangenehm. Man bekommt heftige Absetzerscheinungen (z.B. Schwindel, Übelkeit usw., es können aber auch depressionsähnliche Symptome sein). Setzt man sie langsam ab, ist das nicht so heftig.
Dafür muss man nicht ins Krankenhaus, das kann man einfach zuhause in Absprache mit dem ambulant betreuenden Arzt machen.
Meiner Erfahrung nach und was ich von anderen mitbekomme, sind die Reduzierungsschritte allerdings oft zu groß und es ist besser über einen längeren Zeitraum und mit kleineren Dosisreduzierungen auszuschleichen. Es wird oft gesagt, dass man die Dosisreduzierungen nicht merkt, was ich so nicht bestätigen kann.
Grundsätzlich sollte man meines Wissens die Antidepressiva noch ein halbes Jahr weiternehmen, wenn es einem gut geht, und nicht gleich reduzieren.

Offiziell wird immer unterschieden zwischen Absetzerscheinungen (z.B. bei Antidepressiva, diese machen nicht süchtig) und Entzugserscheinungen (bei süchtigmachenden Substanzen wie Drogen oder Benzodiazepinen/Beruhigungsmitteln). Wo da genau der Unterschied liegt, weiß ich allerdings nicht. Was es bei den Absetzerscheinungen bei Antidepressiva nicht gibt, ist der gefühlte Zwang/Drang oder der starke übermächtige Wunsch das Medikament unbedingt wieder zu nehmen. Natürlich kann man sich aufgrund der starken Absetzerscheinungen denken "Hätte ich das Mittel lieber nicht abgesetzt, sollte ich es nicht doch lieber wieder nehmen? Am liebsten würde ich es wieder nehmen, dann wären die Absetzerscheinungen vorbei." und tatsächlich sind auch manchmal Dosiserhöhungen wieder nötig, aber man verliert nicht die Kontrolle darüber wie bei süchtigmachenden Substanzen.
(Selbstverständlich können bei einer Medikamentensucht auch Antidepressiva suchtartig genommen werden, aber das erfolgt nicht aus dem Grund, weil Antidepressiva süchtig machen würden, sondern einfach weil es grundsätzlich Medikamente sind.)

Man kann zum Absetzen/Medikamentenwechsel auch ins Krankenhaus gehen, da geht das dann jedoch sehr viel schneller und ist (trotz engmaschigerer Überwachung) natürlich alles andere als ein Zuckerschlecken.

Liebe Grüße,
DieNeue
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