wirklich depressiv?

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monchen
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wirklich depressiv?

Beitrag von monchen »

Hallo,

ich hadere jetzt schon ein paar tage mit mir selbst, habe inzwischen auch den test gemacht aber kann/will es nicht glauben?
Ich die starke, die bis jetzt noch alles geschafft, alleine, soll krank sein?! kann nicht sein, darf nicht sein, will ich einfach nicht!
wenn ich ein kind wäre würde ich jetzt zornig aufstampfen
mein hausarzt hat mich zum neurologen/psychologen überwiesen und der soll klären was und wie weiter.
ok, der test ergab jedesmal (hab zwei versch. gemacht) mittlere depression. aber.... kann das nicht einfach nur aufgrund der ganzen belastungen der letzten monate oder genau genommen 2,5 jahre eine phase sein? einfach "nur" ausgepowert? ich fühl mich ja auch wie ein schwamm der völlig ausgedrückt wurde und der jetzt "zerknittert" in der ecke liegt.
klar, manche fragen im test konnte ich mit lauten JA beantworten. z.b. kein spass mehr an dingen die bisher spass machten, schlafprobleme, usw. aber ........
auch die angst nimmt zu, dieses jahr war ich erst zweimal auf meinem motorrad und musste beide male die maschine wieder hinstellen. nach nur kurzer runde. weil mir schwindlig wurde, ich das gefühl hatte gleich wegzukippen und gezittert habe, ohne jeden grund. so hab ich mich nicht mal in der ersten fahrstunde angestellt! oder treppen steigen, ohne geländer nicht möglich, immer die angst zu fallen, dabei ist mir das noch nie passiert ausser mal als kind aber das war harmlos.

und selbst wenn das keine phase ist, was kann mir ein psychologe da helfen. was war und noch ist kann er auch nicht ändern. zum reden habe ich freunde, aber ich will gar nicht reden, am liebsten würde ich nur schlafen. also was soll ich dort?
ich habe jetzt in 4 wochen einen termin, vielleicht muss ich ja gar nicht mehr, hat sich bis dahin alles von alleine behoben!?

hm, warum schreibe ich euch das eigentlich? fragt mich nicht, ich weiss es ehrlich gesagt nicht. vielleicht möchte ich einfach eine bestätigung das ich nicht zu dem termin muss? keine ahnung, ich weiss das mir die keiner von euch geben kann/will/wird.

betrachtet es einfach als gedanken aufschreiben, ohne antwort-erwartung.
und, sorry dr. niedermeier das sie das jetzt lesen mussten!

euch allen ein schönes, sonniges we

(ich gehe heute abend zu einem BAP-Konzert, hör ich wirklich gerne, aber warum freu ich mich nicht drauf?)

liebe grüsse

moni
chunni
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Registriert: 2. Apr 2004, 11:47

Re: wirklich depressiv?

Beitrag von chunni »

Liebe Moni, das klingt alles sehr vertraut, dies hätte ich genau so schreiben können vor einigen Jahren. Ich hatte immer das Bild einer ausgequetschten Zitrone: Du kannst quetschen und quetschen und es kommt kein Tropfen raus. Klar, ich hatte "nur" eine Erschöpfung, das haben wir ja alle mal. Hey, du bist doch ne starke Frau (heiße übrigens auch Monika) wir kriegen alles alleine hin....Irgendwann liege ich völlig zerstört am Boden und schreie nach Hilfe. LIebe Moni, laß dir gleich helfen und warte nicht so lange wie ich. Grüße von CHUNNI
chunni
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Re: wirklich depressiv?

Beitrag von chunni »

Liebe Moni, das klingt alles sehr vertraut, dies hätte ich genau so schreiben können vor einigen Jahren. Ich hatte immer das Bild einer ausgequetschten Zitrone: Du kannst quetschen und quetschen und es kommt kein Tropfen raus. Klar, ich hatte "nur" eine Erschöpfung, das haben wir ja alle mal. Hey, du bist doch ne starke Frau (heiße übrigens auch Monika) wir kriegen alles alleine hin....Irgendwann liege ich völlig zerstört am Boden und schreie nach Hilfe. LIebe Moni, laß dir gleich helfen und warte nicht so lange wie ich. Grüße von CHUNNI
wuselchen
Beiträge: 111
Registriert: 3. Jun 2004, 11:59

Re: wirklich depressiv?

Beitrag von wuselchen »

liebe moni,

ich kann dich so gut verstehen. mir ging es vor zwei jahren genauso. es lief alles schief, jahrelang, und es kam immer mehr sch... dazu, und ich war auch immer die starke, war immer auf mich allein gestellt, hab immer alles allein geschafft/schaffen müssen. und dann bin ich immer fertiger geworden, hatte 2001 schon zwei nervenzusammenbrüche, aus denen ich mich aber auch allein wieder rausgewurstelt hab, hab verdrängt was es wirklich war, und einfach weiter gemacht.

und 2002 bin ich dann völlig zusammen gebrochen und die depri hat mich so dermaßen "überrollt" daß wirklich gar nichts mehr ging. ich hatte genau die symptome die du beschreibst, konnte auch nicht mehr autofahren, kein bock mehr auf gar nichts, und so weiter. ich hab mich auch geweigert einzusehen was mit mir los ist, hab versucht trotzdem "ganz normal" weiter zu machen. bis ich dann soweit war, daß ich einmal mitten im kaufland beim einkaufen heulend zusammen gebrochen bin, und es (ohne einzukaufen) nur mit müh und not geschafft hab, wieder bis zum auto zu kommen, und mich erst mal mind. ne stunde ins auto gesetzt hab, ausgeheult hab und versucht hab, wieder soweit runter zu kommen daß ich nach hause fahren kann. kurz darauf hätte ich beinah einen schweren unfall verursacht, von den vielen kleinen "mißgeschicken" beim fahren ganz zu schweigen. und meine wochenenden sahen so aus, daß ich mit müh und not aufgestanden bin, und das auch nur weil ich mal aufs örtchen musste, und dann wirklich bis abends nur auf der couch gesessen bin und ins leere gestarrt habe oder stundenlang geheult hab.

iregndwann hab ich dann zumindest eingesehen "ich kann nicht mehr, so geht es nicht weiter, du mußt irgendwas tun", und dann haben mir zwei liebe freundinnen (eine über netz, eine privat) so "zugesetzt", daß ich zu einer therapeutin gegangen bin, und die hat zum glück meinen zustand richtig erkannt und mir klipp und klar gesagt daß ich mir sofort einen platz in einer klinik suchen soll, jetzt könnte ich mir noch raussuchen wo ich hin will, aber mehr als 1 bis 2 wochen würde sie nicht mehr geben bis zum endgültigen zusammenbruch, und dann würde ich einfach eingeliefert und hätte keinen einfluß mehr drauf wo ich hinkomme.

glaub mir, ich hab sie angeschaut als ob SIE nicht mehr alle tassen im schrank hätte, und bin erst mal völlig verstört gegangen. ich hab mich dann auf ne parkbank gesetzt und der letzte rest meines verstandes der damals noch verfügbar war, hat mir gesagt daß sie recht hat. daß es nicht nur "ne phase", "ein bisserl erschöpft" war. dieser zustand hat sich ja schon über ein halbes jahr hingezogen... ich hab dann meine ganzen letzten kräfte zusammen gekratzt, hab mir drei kliniken angeschaut, mich entschieden, und das schwerste - es meinem chef gesagt. ich (völlig naiv) bin von ca. 6-8 wochen ausgegangen... chef war super, hat nur gemeint "ich weiß wie sehr du ärzte und krankenhäuser haßt - du machst das sicher nicht aus spaß, daß du dich mitten im sommer in ne klinik legst. also mach dir keine gedanken, schau daß du wieder gesund wirst und fertig".

naja, ende vom lied war, daß ich 9 tage nach meinem thera-besuch bereits in der klinik war, dort ein HALBES JAHR geblieben bin, und gemerkt hab, daß es echt 5 vor 12 war. dort haben wir auch rausgefunden, daß ich bereits seit ich 14 war depri bin, und eben nur ein "meister der verdrängung". das halbe jahr klinik hat mir gut getan, sicher, aber es war auch ne schwere, schwierige zeit. aber es hat mir viel geholfen.

liebe moni, wart bitte nicht bis du so völlig am ende bist wie ich damals. hol dir hilfe, und zwar jetzt. geh zu deinem termin, sieh es einfach als etwas gutes, das du für dich tust! ich konnte/wollte es am anfang auch nicht wahr haben, aber auch der stärkste mensch ist irgendwann mal am ende seiner kräfte angelangt. es ist schwer sich das einzugestehen, aber bitte tu es.

ich versuch dich mal ganz lieb in den arm zu nehmen und dir ein bißchen kraft zu schicken!

liebe grüße
biene

ps.
ich kann nur noch heut schreiben, bin am wochenende ja nicht in der arbeit und muß am montag ins krankenhaus zu ner kleinen OP. bin also die nächste woche vermutlich nicht im netz, also nicht wundern wenn du/ihr ab heut nachmittag nichts mehr von mir hört!!!
monchen
Beiträge: 0
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: wirklich depressiv?

Beitrag von monchen »

Liebe Chunni, liebe biene,

vielen Dank für eure antworten.

hm, eigentlich genau das was ich so gar nicht hören wollte! aber ehrlich (danke!) und vielleicht muss ich mich doch widerwillig mit dem gedanken anfreunden? ich weiss nicht ob ich das schaffe, ich warte insgeheim doch auf die bestätigung "nur erschöpft"
dann habe ich aber schon das nächste problem, ich bin kein mensch der viel redet oder großartig gefühle zeigt, engen freunden oder meinen patenkindern gegenüber ja, aber gegenüber fremden? niemals nie nicht! ich kann mir einfach nicht vorstellen zu dem arzt zu gehen und zu erzählen wie es mir geht, ich käme mir vor als würde ich (im vergleich) über einen harmlosen schnupfen jammern als wäre es fast eine lungenentzündung. ausserdem ist da soviel an symptomen auf der einen seite, das ich eh nur bruchteile erzählen würde/könnte, allein schon aus zeitgründen und weil ich eben -auf der andren seite- nicht jammern will. mir blöd vorkomme dabei.
ich versuche mal am we darüber nachzudenken, mich mit dem gedanken "anzufreunden".

Dir liebe biene, alles gute für die OP!

liebe grüsse

moni
mautzihh
Beiträge: 365
Registriert: 27. Jun 2003, 22:42

Re: wirklich depressiv?

Beitrag von mautzihh »

Liebe Moni,

ich kann gut verstehen, dass Du nicht krank sein willst. Aber das können wir nun mal nicht beeinflussen.

Mir ging es vor mittlerweile 8 Jahren so, dass ich keine Freude mehr empfand, eigentlich gar keine Gefühle hatte oder nur Angst. Nichts Positives mehr gesehen. Ich habe 9 Monate gebraucht, um auf die Idee zu kommen, dass es sich um eine Depression handeln könnte. Dann dauerte es aber noch einige Wochen, bis ich den Mut fand, zum Arzt zu gehen. Ich war bei einem Neurologen, der mir AD verschrieb und es wurde allmählich besser.

Vor 2 Jahren hatte ich dann nochmal einen heftigen Zusammenbruch, bestand nur noch aus Angst, weinte immer und überall, konnte es nicht mehr zurück halten. Die ADS reichten nicht. Von Bekannten wurde mir dringend empfohlen, doch mal eine Gesprächstherapie zu versuchen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was das bringen sollte, denn an den Problemen und der ganzen Situation konnten doch die besten Gespräche nichts ändern. Mir ging es genauso, dass ich nicht wusste, was ich berhaupt erzählen sollte und dann auch noch einem fremden Menschen. Ich glaub, das sind ganz normale Gedanken und Hemmungen.

Ich überlegte mir die Sache aber und vereinbarte einen Termin. Das erste Gespräch verlief wie von selbst. Nach ein paar Minuten sprudelte aus mir das Wesentliche heraus, was mich am meisten bedrückte. Die Situation hat sich dadurch nicht verändert, aber ich fühlte mich erleichtert. Du brauchst keine Angst zu haben, dass Du etwas sagen musst, was Du nicht willst. D u hast das Gespräch in der Hand!

Und ganz allmählich, so habe ich es empfunden, hat sich meine Einstellung zu manchen Dingen oder Empfindungen etwas verändert. Ich glaube, einfach dadurch, dass durch die wenigen Worte, die zwischendurch von meinem Thera kommen, oder auch Fragen, meine Gedanken manchmal in eine andere Richtung gelenkt werden bzw. ich aus einer anderen Richtung die Dinge ansehe. Dadurch verändert sich das Empfinden bzw. Ertragen von problematischen Situationen.

Ich kann Dir nur zu einer Therapie raten. Vielleicht aber stellt der Arzt auch nur die Diagnose, dass Du ein Medi bekommst und es geht Dir dann besser. Lass es einfach auf Dich zukommen und hab keine Angst. Den ersten Schritt hast Du ja gemacht. Jetzt geht es eigentlich von selbst weiter.

Ich wünsche Dir viel Kraft

Mautz
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: wirklich depressiv?

Beitrag von Bellasus »

... und es kann eine Riesen-Erleichterung sein, sich verstande zu fühlen und die Bestätigung zu bekommen, dass es nicht an gutem Willen mangelt, sondern einfach nicht mehr geht. Vielleicht fällt eine große Last von Dir ab, wenn Du es angehst - alles Gute dafür!

liebe Grüße

Annette




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