Was war der Ausschlag für Veränderung ?

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charlyklon
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Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier und muss mir mal Luft machen. Bin gerade mal wieder ziemlich am Limit :cry:
Mein Mann ist (wie er sagt chronisch) Depressiv, er hat sich (sagt er) aufgegeben und fühlt sich innerlich Tod, hat einen (wie er sagt) Schlußstrich unter unsere Beziehung gezogen (obwohl er nicht weiß was er eigentlich von einer Beziehung erwartet), möchte sich aber nicht trennen........
Ich hab gestern (wiedermal) eine Seite durchgelesen, wie Angehörige mit den Depressionen ihres Partners umgehen sollten..........da hab ich im Laufe der Zeit einiges verkehrt gemacht ! definitiv !
Die letzten Wochen hab ich ihn einfach mal sich selbst überlassen (dh ihn machen lassen was und wie er wollte)............gestern war wieder so ein Tag, da hat er mich ABSICHTLICH verletzt, er sagt er wußte das...es tut ihm leid das er mich verletzt hat, weil ich immer noch der Mensch bin für den er die meisten positiven Worte hat (die er allerdings nie ausspricht).......Ich weiß nicht......er nimmt Tabletten.......war in Therapie (derzeit von der Kasse Pause, auch der Therapeut war letztendlich ratlos, den die Hausaufgaben wurden meist nicht gemacht aufgrund von....Überforderung !?!?).....war schon zweimal in der Klinik.....und trotzdem hab ich derzeit das Gefühl es geht weiter bergab. Ich hab ihm gesagt das er sich in einem Teufelskreis befindet und er sich bewußt immer mehr reinziehen lässt (zB bzgl seiner Süchte) er sagt: Ja gut möglich.........Ich bin ratlos ! Was muss passieren das er aufwacht........Es heißt immer Depressive können nicht.....man soll sie nicht unter Druck setzen........unterstützen ja, ohne Vorwürfe....sie müssen wollen...versuch ich ja, was muss passieren das er merkt das er seine Einstellung, sein Denkmuster ändern muss, damit er aus diesem Dilema rauskommt ? ? ? ? Vielleicht kann mir jemand sagen was bei ihm den Schalter umgelegt hat.....Was kann ich tun ? ? ? Auf mich achten ja ich weiß.......aber sonst
MarcelK
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von MarcelK »

Ich habe selber schwere Depressionen, und es ist extrem schwer diesen Zustand zu überwinden. Letztendlich geht es um die Frage wie ein Mensch mit Depressionen wieder glücklich werden könnte. Und glücklich kann man nur in einem positiven Leben sein, in dem die guten Seiten überwiegen.
charlyklon
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Klingt logisch, aber wie schafft man das als depressiver Mensch, wenn man keine Ahnung hat was einen glücklich machen könnte ? ? ? Wenn man keine Idee hat was man gerne ausprobieren würde oder was man gerne machen würde ? ? ? ? Wie kommt man raus aus diesem Strudel ? ?.......Ich dachte indem ICH etwas suche und wir versuchen diesen Weg zu gehen......aber scheinbar ist das das einzige das er weiß das DER Weg nix ist......
MarcelK
Beiträge: 34
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von MarcelK »

Wenn ich nicht hundert Probleme hätte, vor allem keine gesundheitlichen, hätte ich vermutlich auch keine Depressionen. Man ist krank, man wird alt, und die guten Zeiten liegen viele Jahre in der Vergangenheit. Das macht einen psychisch fertig.

Vielleicht fahrt ihr mal in den Urlaub, oder sucht euch ein Hobby. Um auf andere Gedanken zu kommen.
Herr Rossi
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von Herr Rossi »

Hi.

So wie du das schreibst fürchte ich, dass du da recht wenig machen kannst.
Was für Süchte hat er denn? Und gibt es da irgendeine Form der Behandlung?
Er muss einsehen, dass er auf diese Art und Weise den Karren in den Dreck fährt. Sicherlich soll man den depressiven Partner nicht unter Druck setzen, aber was bleibt einem ganz zu Schluss noch übrig? Wenn diese Situation für dich nicht mehr tragbar ist, wirst du es machen müssen.
Er scheint auch keine Medikamente gegen die Depression zu bekommen, oder?

LG

Herr Rossi
charlyklon
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Hallo MarcelK
Ich habe schon gesucht, hab ihm sogar ne Eisenbahn gekauft, weil er meinte das wär sein Kindertraum........sie verstaubt im Speicher, der Therapeut hat ihm die Hausaufgabe gegeben er soll sich überlegen was er den gerne machen würde was ihm helfen könnte, er meinte ihm fällt nix ein.... vielleicht ein Kulturschock. Darauf hab ich gesucht nach Hilfsorganisationen wo man hin kann (weit weg, helfen ist kein Problem und es geht auf Kost und Logi) ......Rumänien war ihm zu wenig weit weg, was anderes hab ich nicht gefunden.....da sind mir jetzt echt die Ideen ausgegangen.....er möchte schon was ändern, aber er schiebt es seit Jahren vor sich her, keine Energie, keine Ideen, vergräbt seine Gefühle mir gegenüber komplett.....wenn ich ihn was Frage krieg ich keine Antwort. Höchstens : ja wir müssen mal reden.....
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Hallo Hr. Rossi
doch er bekommt Tbl. gegen die Depression. Süchte hat er mehrere (ua PC, Handy, Fetisch, Alk) Er hat auch "Notfalltabletten" die er lt ihm jedes Wochenende nehmen müsste, weil da keine Arbeit da ist die ihn ablenkt. Die möchte er aber nicht regelmäßig nehmen. Deshalb trinkt er (pro Wochenende zwischen 3 und 5 l Wein)...... weil daß, so er, die einzige Freude ist die er hat.......Er war schon bei der Alkoholberatung und ich hab ihn gebeten da wieder hinzugehen den da war er clean.....aber er sagt das macht er dann, wenn er seine Depris im Griff hat. Ich hab ihn gebeten doch mal darüber nachzudenken was ihm den Freude machen könnte ausser Alk.......keine Antwort.
Über Gefühle will er gar nicht reden.
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Ich will ihn nicht aufgeben, aber ich langsam keine Kraft mehr hab. Mir wurde schon mehrfach gesagt ich soll mir mal überlegen wie lange ich das noch mitmache......aber ich muss aus verschiedenen Gründen durchhalten. Deshalb suche ich nach einer Lösung, im begreiflich zu machen, das ich da bin, ihm helfen möchte es aber in erster Linie an IHM liegt die Dinge anzugehen. Aber ich hab keine Idee, nur das Bewusstsein das er sich immer weiter in seiner Spirale bergab befindet.......er sagt: das ist wohl so.....ich fühl mich so hilflos
Gertrud Star
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

ich bin selbst betroffen und keine Angehörige.

mir sind da 2 Sachen aufgefallen.

Du sprichst von einem Kulturschock und Rumänien.
Stammt dein Mann von da her oder so weit weg?
Wenn ja, wäre das eventuell ein Ansatzpunkt.

Den Alk weglassen, wenn die Depri im Griff hat, da zweifle ich etwas dran.
Wahrscheinlich geht das eher umgekehrt.

Ich selber kenne auch einen Kulturschock, vor 30 Jahren erlebte ich diesen.
Ich denke derzeit öfter über diese Zeit nach und manchmal frage ich mich, wie ich mich wohl verhalten hätte, hätte ich einen Partner gehabt. Könnte sein, ich hätte ähnlich seltsam reagiert. Sowas ist eine gewaltige Umstellung und die kann schonmal Probleme machen.
Eine Kollegin von mir war im Heimatverein aktiv und hatte ein Ehrenamt, was ihrem früheren Beruf sehr nahe kam (den sie hier nicht mehr ausüben durfte und konnte).

Oft gibt es ja Heimatvereine oder Kulturzentren, vielleicht wäre das ja etwas für deinen Mann oder euch beide, wenn ich das richtig verstanden habe.

LG
charlyklon
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Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Hallo Gertrud Star
Nein, er kommt nicht aus Rumänien, wenn dass seine Heimat wäre wäre es denke ich kein Kulturschock dann wäre es ja vertraut (denke ich) Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ginge es in erster Linie darum aus dem gewohnten auszubrechen und was ganz anderes zu erleben, grade zB in einer Auffangstation oä. das Elend macht einem vermutlich bewusst wie gut es einem doch eigentlich geht....so hätte ich das verstanden. Denn das was er hat, kann er denke ich nicht schätzen.(O-Ton was hab ich den schon ausser Alk auf den ich mich Freue)

Bezgl: Den Alk weglassen, wenn die Depri im Griff hat, da zweifle ich etwas dran - nicht nur du zweifelst daran.....das macht mir ja so sorgen, er trifft so unlogische Entscheidungen.......
Tut Dinge von denen er weiß das er mich damit verletzt, sagt es mir und tut es trotzdem.....und dann sagt er ich wär der wichtigste Mensch für ihn........ich kann das nicht verstehen, warum tut er es dann ? ? ? Das Menschen mit Depressionen anders fühlen ist mir klar, aber sie haben doch Kontrolle über ihr handeln oder etwa nicht ? ? Dass was sie tun tun sie doch bewußt oder ? ?
LG
DieNeue
Beiträge: 5368
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

also soweit ich weiß, ist es grundsätzlich in Kliniken so, dass erstmal die Sucht therapiert wird und dann die Depression, wenn man beide Diagnosen hat.
Ich könnte mir vorstellen, dass ihm vielleicht eine Klinik oder Tagesklinik helfen könnte. Da wird er viel engmaschiger betreut als bei einer ambulanten Therapie, die Therapiemöglichkeiten sind viefältiger und vielleicht würde ihm auch der Austausch mit anderen Betroffenen helfen.
Was seine Therapie angeht, klingt das für mich nach Verhaltenstherapie. Vielleicht wäre eine andere Therapierichtung eher für ihn geeignet, tiefenpsychologische Psychotherapie hat z.B. mehr den Ansatz, dass es hilft, Dinge zu verstehen und geht der Ursache mehr auf den Grund. Verhaltenstherapie ändert v.a. das Verhalten. Meins war VT immer nicht so, dem einen liegt das eine besser, dem anderen das andere.

Im Internet müssten auch Listen mit positiven Aktivitäten zu finden sein. Einfach mal danach googlen. Vielleicht ist da was für ihn dabei. Allgemein kriegt man immer so den Tipp sich zu überlegen, was man als Kind gerne gemacht hat, um da dann anzuknüpfen. Wichtig ist auch mal anfangen, nicht nur sich zu denken, man könnte ja.... da denkt man sich sonst nur, dass es eh keinen Spaß macht und packt es dann wieder weg.

Was das absichtlich verletzen angeht: Ich verstehe auch nicht, warum er das macht. Wie reagierst du denn darauf? Vielleicht findet er alles so sinnlos, dass er einfach irgendwas macht, Hauptsache er macht was und vielleicht ist das auch was, wo er was fühlt. Ansonsten ist man ja oft sehr leer und gefühllos in der Depression. Vielleicht merkt er, dass dir seine Meinung noch wichtig ist, wenn du verletzt bist, sprich er ist dir nicht egal? Ich habe keine Ahnung, das sind nur reine Spekulationen.

Vielleicht ist ja was hilfreiches dabei gewesen.

Liebe Grüße,
DieNeue
charlyklon
Beiträge: 26
Registriert: 3. Okt 2021, 02:59

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Hallo DieNeue,
magst recht haben bzgl Klinik, dazu müsste aber eine Sucht diagnostiziert sein, der Punkt ist das sie das nicht ist. PC,Handy sind Fluchtpunkte für ihn die beim Arzt nur nebenbei erwähnt werden und mit dem Alk ist das so eine Sache.....er sagt er ist nicht süchtig, beweist das damit das er durchaus über Wochen trocken sein kann (zB als er beim Suchterberater war).....letztendlich ist er psychisch abhängig den sobald das Wochenende vor der Tür steht und er Probleme auf sich zukommen sieht braucht er ihn wieder......dazu müsste er auch vor dem Arzt stehen.

Das mit der tiefenpsychologischen Therapie ist definitiv ein Ansatz, werd ich mich mal einlesen, allerdings ist es aktuell ziemlich schwer einen Therapieplatz zu bekommen. Ja du hast recht er war (mehrfach) in Verhaltenstherapie, hat ihn aber nicht wirklich weiter gebracht.

Ja hab im Internet schon Listen gefunden was man zusammen unternehmen könnte ect seitenweise ausgedruckt.....schau ich mir an - zur Seite gelegt - nix passiert.

Er kann derzeit mit seinen Gefühlen gar nicht klar kommen. Ich schiebe es darauf das er mich verletzt......vielleicht wenn er mit seinen besser klar käme !?!?......Wie ich mich verhalte ? Ich ziehe mich zurück.....ich habe gemerkt wenn ich ihn zur rede stelle kommt ein: Weil du..... und das kann es nicht sein ! Ich mache ganz sicher Fehler, aber das ist kein Grund jemanden zu verletzen, man kann vernünftig drüber reden....Für ihn ist das was er tut in Ordnung, das es mich verletzt ist mein Problem........Ich nenn es Gefühlsblokaden .....eigentlich alles Dinge die gelöst werden könnten wenn er nur ernsthaft dran bliebe....er geht es an und am nächsten Tag, stellt er fest das er ambivalent ist sprich er hat es sich anders überlegt......

Lieben Dank für deinen Bericht, ja das Thema mit der tiefenpsychologie werd ich mit sicherheit noch verfolgen ! Danke dir !
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

bei einer Suchttherapie geht es meistens mit einem Entzug los.
Manche Leute haben auch erst die Depression und trinken dann zuviel, oder rutschen in eine Sucht.

Ich kannte mal jemanden, der chronisch depressiv war, und in einer recht belastenden Lebenssituation, nachdem er eine schwierige Trennung erlebte. Dann passierte noch etwas dazu, was er schwer verdauen konnte, und er begann zu trinken. Auch mich hat er damit in Gefahr gebracht (Autofahren).

Derjenige machte eine Kurzschlusshandlung, kündigte seine Arbeit. Der Chef akzeptierte das nicht, wollte wenigstens wissen, was los ist, aber da war er schon weg. Er schickte jemanden vom Betriebsrat zu dem Menschen heim, und derjenige brachte ihn zum Arzt, weil sein Blutdruck verrückt spielte. Man brachte ihn in die Krisenstation der Psychiatrie, wo er ungefähr 10 Tage blieb. Dann wurde er ambulant weiter therapiert.
Antidepressiva bekam er wohl auch.

Ein anderer Bekannter randalierte mal daheim so heftig, dass seine Frau die Polizei rief. Er hatte wohl auch einiges intus. Er wurde auch erstmal in die Psychiatrie gebracht. Dort stellte man dann fest, er ist manisch depressiv. Er wurde auf Tabletten eingestellt und lebt heute ganz gut, mit Job und seiner Frau.

So selten scheint das mit dem Alkohol nicht zu sein, gerade bei Männern, also dass die wegen der Depression trinken.

Was die beiden an Psychotherapie bekamen, weiß ich jetzt nicht mehr. Der eine wurde wohl in eine ambulante Suchtberatung vermittelt in Gespräche mit einem Therapeuten und auch einer Gruppe. Bei dem anderen standen wohl die Medikamente im Vordergrund.

Dass man andere verletzt, liegt an der Krankheit, dass man damit nicht so gut zurecht kommt. Bei entprechendem Konsum natürlich auch daran.

Ich denke, man braucht wieder einen Sinn im Leben, damit man besser zurecht kommt. Das ist für jeden verschieden. Dann wird das auch zumindest wieder besser.

LG
DieNeue
Beiträge: 5368
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von DieNeue »

Hallo charlyklon,

in Deutschland gibt es insgesamt vier verschiedene Therapierichtungen, die von den Kassen übernommen werden:
- Psychoanalytisch begründete Verfahren (= Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie + Analytische Psychotherapie)
- Verhaltenstherapie
- Systemische Therapie
Ganz grob gesagt ist es so, dass die beiden ersteren eher "tiefergehend" sind, mehr die Ursachen erforschen und auf das Verstehen ausgelegt sind, die Verhaltenstherapie am Verhalten ansetzt und die Systemische Therapie eher den Focus auf das "System" legt, in dem man lebt, d.h. das Beziehungsgeflecht.

Dann gibt es noch Heilpraktiker für Psychotherapie, die haben kein Studium, können aber ihre Therapie freier gestalten und man muss sie selbst zahlen. Man kann nicht automatisch sagen, ein studierter Therapeut ist besser als ein Heilpraktiker. Es gibt bei beiden Gruppen Leute, die gute Arbeit machen und welche, die keine gute Arbeit machen und es kommt ganz darauf an, wie die Therapeuten so drauf sind. Ich war z.B. bei einer, die war sehr bodenständig und konnte mir gut helfen.
Sie meinte auch, dass es bei der Therapierichtung darauf ankommt, was man selber generell für ein Typ ist: Manche Leute wollen eher was tun, lernen über das Machen, wollen oder müssen gar nicht alles verstehen und durchdenken, andere Leute (da gehöre z.B. ich dazu) wollen Dinge genauer wissen, müssen alles durchdenken und verstehen, um etwas verarbeiten zu können. Mir hilft es z.B. oft schon zu wissen, warum ich in bestimmten Situationen so und so reagiere. Dann kann ich es besser einschätzen und gehe auch anders damit um. Ich komme dagegen nicht so gut damit klar, wenn mir jemand ständig Hausaufgaben gibt, man eher etwas an der Oberfläche bleibt oder ich mein Verhalten ändern soll, wenn ich nicht verstehe warum oder wenn ich die Übung als sinnlos ansehe (was bei Depressionen ja leicht mal passiert ;) )
Es gibt da keine gute oder schlechte Therapierichtung, es kommt eher darauf an, ob die Therapieart zum Klienten und zum Problem passt und v.a. ob Therapeut und Klient zusammenpassen. Ich hatte in den Kliniken schon zweimal eine Therapeutin, wo die Chemie zwischen uns nicht gestimmt hat. Da hat die Therapie dann auch nichts gebracht.

Mit den Wartezeiten für Therapieplätze ist es echt ätzend... falls ihr gar keinen finden solltet, kann man noch über das Kostenerstattungsverfahren einen Platz bei einem privaten Therapeuten beantragen. Dafür muss man eine bestimmte Anzahl an Absagen von Therapeuten vorweisen können.
Ansonsten kann ich immer noch den Sozialpsychiatrischen Dienst empfehlen, wo man z.B. auch regelmäßig Gespräche haben kann, um Wartezeiten bis zur Therapie zu überbrücken.
Ich würde bei Problemen mal die Internetseiten von sämtlichen Wohlfahrtsverbänden wie die Diakonie, Awo, Caritas etc. in meiner Umgebung "abgrasen" und gucken, was die für Hilfsmöglichkeiten haben.

Das mit seiner Sucht ist natürlich blöd, wenn er das mal hinkriegt und mal nicht und es beim Arzt dann so dreht, wie es ihm passt. Klingt alles sehr anstrengend. Ich wünsch dir alles Gute und viel Kraft.

Liebe Grüße,
DieNeue
charlyklon
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Registriert: 3. Okt 2021, 02:59

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Vielen lieben Dank für die Erklärungen, war sehr hilfreich ! wie gesagt, das mit der Tiefenpsychologie macht echt Sinn, vor allem weil es ihm da genau wie dir geht, er braucht Erklärungen und versteht nicht warum er etwas ändern sollte. Er sagt ja auch nehmt mich so wie ich bin, ist aber kreuzunglücklich damit....Ich hab ihm jetzt mal ne Adresse rausgesucht und ihn gebeten das einfach mal an zu schauen. Hoffe echt das es was bringt, den JA es ist anstrengend ! !

Im Moment mehr als dass.......
Depressionen sagt man lassen sich ja auch vererben, meine Schwägerin hat auch damit zu kämpfen.....und mein Sohn auch, über den mach ich mir derzeit sehr Sorgen.......hat vor 2 Monaten bereits einen Einweisungsschein für die Klinik bekommen mit vermerk "Notfall" und seitdem wartet er auf einen Platz, er hat zwischenzeitlich schon dort angerufen und es hieß sie melden sich in diesem Monat - nix.....er verbarrikadiert sich in seinem Zimmer und sagt "er kämpft jeden Tag damit sich nix anzutun, er braucht jetzt 3 Wochen Auszeit und schaltet sein Handy ab" (Das Problem - die Klinik kann ihn dann auch nicht erreichen) aber was soll ich tun ? Er ist Volljährig........ich hoff jetzt einfach mal das alles gut wird ;-)
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von Gertrud Star »

Er sagt ja auch nehmt mich so wie ich bin, ist aber kreuzunglücklich damit....
Klingt nach heftiger Lebenskrise, und wahrscheinlich muss man sich da neu sortieren.
Das klingt bei mir sehr bekannt :(
Das wichtigste bei mir war, überhaupt erstmal verstanden zu werden mit meiner Geschichte und den Belastungen.

Vielleicht ist da ein Therapeut gut, der auch Gesprächstherapie anbietet. Ist zwar nicht abrechenbar, aber es gibt genug Therapeuten, die diese Ausbildung auch haben neben einer kassen"tauglichen". Ich war mal bei solch einer in einer Sprechstunde, und was die in Windeseile erfasst hat, war super. :)
Vielleicht wäre das in Kombi mit Verhaltenstherapie etwas, oder ein Therapeut mit mehreren Therapierichtunge, wo die Chemie passt.

Wenn Depressionen in der Familie liegen, hat man sicher schon einiges von da mit bekommen an Belastungen, und kann das oft gar nicht so festmachen.

Was das Handy angeht: Er könnte ja wenn er das Handy ausmachen will, der Klinik als Kontaktadresse seine Mail und/oder deine Handynummer angeben, nur dass du ihm Info geben kannst, damit er sich dort melden kann.

Irgendwie fehlt hier ein Daumen hoch Smiley oder ähnliches. Denks dir mal dazu.
charlyklon
Beiträge: 26
Registriert: 3. Okt 2021, 02:59

Re: Was war der Ausschlag für Veränderung ?

Beitrag von charlyklon »

Ja, mal schaun Danke !

Habs ihm grad angeboten das wir zumindest in der Klinik Bescheid geben oder die Festnetznummer hinterlegen.........will er nicht ! .....Warum ist es so verdammt schwer, Menschen zuzuschauen wenn sie leiden und sich nicht helfen lassen wollen ? ?......und da soll man nicht selber Depri werden ;)
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