Wieder hier / Therapieabbruch!?

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szegfue75
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Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo in die Runde,

ich melde mich mal wieder nach einer längeren Pause zurück. Bevor ich weiter schreibe, möchte ich mich nochmal kurz vorstellen:

Ich bin weiblich, 45 Jahre, Single und kinderlos. Mit Depressionen habe ich schon zu tun, seitdem ich denken kann. Meine erste Therapie (VT) habe ich mit ungefähr 17 Jahren gemacht wegen Essstörungen. Weitere Therapien waren Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse.

Momentan ist es stimmungstechnisch wieder etwas schwierig. Ich mache zur Zeit die x-te Therapie. Im Moment mache ich eine Verhaltenstherapie. Mit einer längeren Pause wegen Mutterschutz und Therapeutinnenwechsel geht die Therapie ungefähr 3 Jahre. Mittlerweile gehe ich nur noch einmal im Monat zur Sitzung.

Dass es stimmungstechnisch etwas schwierig ist, kann an der Jahreszeit liegen. Aber es kann auch an der letzten Therapiestunde liegen. Und zwar hatte ich eine Bemerkung von der Therapeutin angesprochen, die mich sehr beschäftigt und in mir gearbeitet hat. Meiner Meinung nach habe ich es geschafft, ihr sachlich mein Anliegen, meine Gedanken zu schildern. Aber sie bohrte weiter bzw. kam mit einer Gegenfrage.

Also das Thema in der vorherigen Sitzung war, dass wir ein Brainstorming wegen eines Jobwechsels innerhalb des Konzerns besprochen haben. Das war eigentlich ganz hilfreich. Aber am Ende der Sitzung meinte sie dann in einem Nebensatz: "Aber Sie wissen ja, dass ein Arbeitsplatzwechsel für eine unsichere Person kontraproduktiv ist." Also, irgendwie so in der Art sagte sie das. Ich war kurz perplex, wollte aber nicht nachhaken und tat es erstmal als irrelevant oder "das meint sie nicht so wie es jetzt bei dir ankam" ab. Aber nach 3 Wochen und 5 Tagen, also 2 Tage vor der nächsten Therapiesitzung, ploppte dieser Satz in meinem Kopf wieder auf und ich fing an mich tierisch zu ärgern. So sehr, dass ich beschloss mit ihr darüber zu reden. Ich beachtete sämtliche Ratschläge, um ein "naives Nachfragen" bzw. eine "gewaltfreie Kommunikation" hinzubekommen.

Ja, ich bin eine unsichere Person. Aber ich finde es trotzdem kontraproduktiv, wenn man als 45 Jährige gesagt bekommt, dass man seinen Arbeitsplatz nicht wechseln soll. Also, ja, ich weiß, dass das wahrscheinlich viel Streß bedeutet. Aber es ist und bleibt mein Leben und ich möchte trotzdem selbst entscheiden, was ich damit mache. Sie braucht mich nicht daran zu erinnern. Ich habe diese "Probleme" oder "Schwierigkeiten", die ein Jobwechsel mit sich bringt, einkalkuliert.

Sie wollte dann aber über die "Auslöser" sprechen, die mich ab und zu dazu bringen, dass ich meinen Job wechseln möchte. Ja, auch das stimmt. Das wollte ich dann auch gar nicht abstreiten. Ich möchte hier auch gar nicht weiter ins Detail gehen. Aber die Therapiestunde war schrecklich. Plötzlich stellte ich alles in Frage. Am liebsten hätte ich ihr noch am selben Abend geschrieben, dass ich die Therapie abbrechen möchte.

Mittlerweile sind 2,5 Wochen seit dem vergangen und heute habe ich ihr folgendes geschrieben:
"..., ich würde gerne eine Therapie-Pause einlegen oder die Therapie beenden. Irgendwie habe ich in der letzten Stunde gemerkt, dass das nicht mehr funktioniert. Mir geht es zwar im Moment nicht gut, aber ich werde schon irgendwie klar kommen."

Ihre Antwort: "Letztlich ist es Ihre Entscheidung. Ich bin tatsächlich sehr irritiert über die Missverständnisse. Ich habe nie etwas bevormundend gemeint, sondern wenn eher aus Sorge. Es wäre in meinen Augen schön, wenn wir das geklärt bekämen. Aber natürlich toleriere ich Ihre Entscheidung."

Was soll ich ihr jetzt antworten? Eigentlich habe ich doch schon alles mit ihr geklärt? Soll ich da noch mal hin? Habt ihr ein paar Tipps? Was ist, wenn ich in ein paar Wochen merke, dass ich doch eine Therapie brauche? Kann ich mir dann einfach jemanden anderes suchen?
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Katerle
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Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von Katerle »

Hallo szegfue,

herzlich Willkommen zurück, erinnere mich auch noch an dich.

Das es stimmungsmäßig nicht so gut geht, kann durchaus an der Jahreszeit liegen. Aber es können auch andere Dinge mit eine Rolle spielen. (habe mit sowas auch immer mal wieder zu kämpfen).
Kannst das ja auch mit deiner Hausärztin besprechen.

Selbst wenn deine Therapeutin das so gesagt hat, wegen dem Arbeitsplatzwechsel, bleibt das dennoch deine Entscheidung, was du dann tust. Ich kann mir auch vorstellen, dass deine Therapeutin das aus Sorge gesagt hatte. An deiner Stelle würde ich versuchen, die Chance zu nutzen, um das nochmal mit der Therapeutin zu klären, denn es ist doch schade, eine Therapie abzubrechen, nur weil was missverstanden wurde und deshalb ungeklärt bleibt und du dann ohne Therapie bist, bis du erneut jemanden gefunden hast. Das kann dir allerdings bei einem anderen Therapeuten wieder passieren.

Weiterhin alles Gute, Kraft und Durchhaltevermögen
Katerle
szegfue75
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Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo liebe Katerle,
ich erinnere mich auch noch an dich. Danke für deine wohlgemeinten Worte. Zur Zeit nehme ich keine Psychopharmaka. Aber ich denke wieder darüber nach welche zu nehmen. Am liebsten würde ich wieder eine Psychoanalyse machen. Irgendwie war das bisher das Beste was ich bisher an Therapie gemacht habe. Aber ich glaube, das macht die Krankenkasse nicht mit.
Dir auch alles Gute.
Szegfue
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Sunshine5678
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Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von Sunshine5678 »

Hallo szegfue ,

Das ist schade dass deine letzte Therapiestunde so geendet hat. Ich merke dass dich die Bemerkung sehr beschädigt .
Ich würde das Angebot deiner therapeutin nutzen und nochmal versuchen das mit ihr zu klären um auch Frieden mit der Sitzung zu finden.
Wie war denn sonst die Beziehung und die Stunden mit ihr?
Du kannst dir einen neuen Therapeuten suchen, aber du weisst selber wie schwierig das ist. Aber alles ist deine Entscheidung und niemand kann sie dir abnehmen.
LG Claudia
:hello:
szegfue75
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Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Claudia,
ich habe der Therapeutin geschrieben, dass ich auch an einer Klärung interessiert bin. Mal sehen was sie antwortet.
Ja, also die Stunden bei ihr waren meistens ok. Zumindest dachte ich das die ganze Zeit. Manchmal hat es mich geärgert, dass ich nicht ausführlicher über ein Problem sprechen konnte. Aber 50 Minuten sind einfach zu kurz, denke ich. Schließlich soll am Ende der Sitzung auch ein Lösungsansatz stehen und besprochen werden, wie man in Zukunft besser in einer schwierigen Situation zurecht kommt. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir uns symphatisch sind.
Im Nachhinein denke ich, dass das sich-symphatisch finden irgendwie die nötige Distanz ausgehebelt hat.
LG, Szegfue
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Katerle
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Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von Katerle »

szegfue75 hat geschrieben:Hallo liebe Katerle,
ich erinnere mich auch noch an dich. Danke für deine wohlgemeinten Worte. Zur Zeit nehme ich keine Psychopharmaka. Aber ich denke wieder darüber nach welche zu nehmen. Am liebsten würde ich wieder eine Psychoanalyse machen. Irgendwie war das bisher das Beste was ich bisher an Therapie gemacht habe. Aber ich glaube, das macht die Krankenkasse nicht mit.
Dir auch alles Gute.
Szegfue
Gerne und ebenfalls Danke. Naja, dass die Therapiestunden auf 50 min. begrenzt sind, wird seinen Grund haben.
Deshalb hatte ich mir dann zu Hause immer aufgeschrieben, was ich noch sagen wollte und das beim Nächstenmal mitgenommen, damit wir darüber sprechen konnten.

Finde ich gut, dass du der Therapeutin geschrieben hast und auch an einer Klärung interessiert bist. Drücke dir die Daumen für die Antwort.
Versucht das doch trotzdem nochmal bei der Krankenkasse, wenn dir die Psychoanalyse besser geholfen hatte.

Mir wurde auch ne Psychoanalyse damals empfohlen, aber bei uns in der Nähe gibt es keinen Therapeuten, nur etwas weiter. Ansonsten war ich bis zuletzt bei einer Verhaltenstherapeutin, welche auch tiefenpsychologisch arbeitet, auch ne ganz nette.

LG Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 1. Okt 2021, 02:54, insgesamt 1-mal geändert.
malu60
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Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von malu60 »

Hallo szegfue,
erinnere mich auch noch gut an Dich.

Ich verstehe Deinen Ärger und würde es gut finden,wenn Du diese Gefühle mit ihr beprechen könntest.Störungen haben Vorrang und was Du grad fühlst,wenn Dir gesagt wird, Du seist eine "unsichere Person",könnte auch heißen.....ich wage Neues und laß mich jetzt nicht verunsichern von einer VT-Therapeutin,die eigentlich da ist,mit Dir Wege in die Weiterentwicklung zu gehen.

Manchmal berührt sowas auch alte Gefühle...ich schaff das nicht,was,wenn ich darüber erkranke....

Wenn Du nur mit diesen Einschränkungen leben würdest,wo ist da Aufbruch Richtung Gesundung.
....Du willst Neues für Dich,dass find ich klasse.....gehe davon aus,dass Du realistisch für und wieder für Dich geklärt hast......Ja,Du entscheidest ,egal ob depressiv,unsicher, es ist Dein Leben.

Interessant ist,warum Dich die Äüßerung ärgert und verletzt.....Darüber zu reden könnte Dich nochmal ein Stück weiterbringen.......Ich hatte auch schon sehr viele Therapien,Analyse,Vt,ect.Irgendwann wollte ich selbst reflektieren und entscheiden,ich empfand es als unnatürlich immer an so,ner Therapeuten-Nabelschnur zu hängen.....Bin aber auch schon älter und habe gute Freundinnen,ebenfalls "Therapie Erfahrene",da reden wir auch schonmal bei Unsicherheiten etwas tiefer....unterstützen uns,sagen auch,wenn wir was anders sehen,beleuchten auch Unangenehmes.....das ist besonders wichtig....

Grundsätzlich hat ein Therapeut auch schonmal einen schlechten Tag,ist vielleicht besorgt,dass es Dir schlechter gehen könnte,aber auch Übertragung wäre zu bedenken.Spricht sie das aus was Du fühlst?

Abbruch bleibt meist lange im Hinterkopf ,Dich stellen wäre weiterführend.Mag aber auch sein,dass sie Dir nicht mehr helfen kann und Du nun allein laufen willst......

Später ließe sich immer nochmal eine Analyse beginnen,diese Art in die Tiefe zu gehen,fand ich auch gut für mich,es war der Boden für andere Therapien.VT ist sehr zielorientiert.....1x im Monat, würde ich beibehalten erstmal und mir konkrete "Schwierigkeiten notieren",wo Du Ihre Hilfe/Sicht gebrauchen kannst.

Wenn Du tagelang,gar Wochen darüber nachdenkst,Dich ärgerst,das wäre für mich nicht hilfreich,konkret könnte ich damit nix anfangen,es würde mich verunsichern,mich schwächen.

Ich Wünsche Dir,dass Du mit Ihr reden kannst und die verbleibenden Stunden für Deine Sicherheit nutzen kannst,dafür sind doch Verhaltenstherapeuten da.....ich lernte mich angemessener,sicherer Menschen gegnüber zu behaupten,für mich einzustehen....würd ich mit der Thera.üben....lieben Gruß Malu
Leben ist mehr
Winterkind04
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Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von Winterkind04 »

Hallo,

du schreibst ja von Brainstorming - ich kenne dass Brainstorming eher so das man alles sagt was einem gerade dazu einfällt.
Ich glaube deine Therapie wollte dir wahrscheinlich alle Gedanken die sie dazu hat sagen. Ggf. hatte sie auch andere Patienten im Kopf - bei denen es nicht so gut gelaufen ist mit dem Jobwechsel.
Ich würde auch nochmal die Situation mit ihr Besprechen. Da sie ja auch von einem Missverständnis spricht.
Und, was auch vorher schon geschrieben wurde - warum stört dich gerade das so arg. Dass du es Wochen nicht los lassen kannst.
Ich finde eine sympathische Therapeutin nicht schlimm - mit einer dir unsympathischen könntest doch auch so deine Probleme haben.

Ich bin jetzt an dem Punkt, dass ich das Gefühl habe über Jahre zuviel mit Therapeuten gesprochen zu haben. Ich habe aber auch aktuell bewilligte Stunden und gehe alle 3 Monate zu meiner Therapeutin. Aber mit ganz klaren Anspruch zu Reflektieren.
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von Katerle »

Hallo szegfue,

was war denn überhaupt rausgekommen, nachdem du nochmal geschrieben hattest und wie geht es dir?

LG Katerle
Cynthia
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Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Wieder hier / Therapieabbruch!?

Beitrag von Cynthia »

Ich würde der Therapeutin noch eine Change geben und nicht voreilig schlußfolgern, daß sie dich für unsicher / zu instabil hält. Und wenn dann nur aus Sorge. "Voreiliges Schlußfolgern" ist ja eine der gedanklichen Verzerrungen bei Depression. Ich kenne das von mir selbst.
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