Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Antworten
enduro
Beiträge: 232
Registriert: 7. Dez 2019, 17:43

Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von enduro »

Hallo an alle,

ich hatte einige tolle Gespräche in einer Selbsthilfegruppe und ich muss zugeben ich bin total perplex was man da alles lernt und an Erfahrung austauschen kann, das ist nochmal was ganz anderes wie hier.

Klar ist es hier super, aber Real wow...

Was ich schon immer vermutet habe und jetzt auch bestätigt bekommen habe ist das unser bequemes Leben und dieses schnell schnell schnell nicht gut ist.

Ich habe es selbst ausprobiert und bin überrascht wie gut gut es geht. Weniger vornehmen mehr Zeit nehmen.
Mehr Bewegung, mehr Ruhe, weniger Fernsehen, weniger Auto fahren, mehr abends mit Freunden machen.

Was willst du?
Lebst du um zu arbeiten? Oder arbeitest du um zu leben?
Ich bevorzuge definitiv ich arbeite um zu leben!!!

Ich habe mein Leben umgekrempelt und es geht mir gut, ich lebe ein wenig wie vor 1985.
1986 oder 87 kam das Kabelfernsehen, es gab keine Handys und wir hatten einen Walkman. Damals gingen wir nicht mit dem Auto einkaufen sondern zu Fuß. Ich lief strecken da wird mir heute schwindelig.

Was habe ich geändert?

Ich habe mir ein Fahrrad gekauft mit Regenkleidung und Satteltaschen oder einen Rucksack. Meine Arbeitsstelle ist 18km weit, dafür brauche ich ca. 40 Min Radweg wenn es schlecht läuft. Auf dem Rückweg kaufe ich ein.

Ich habe es gemessen, ich verliere eigentlich nur ca. 10 min, denn früher bin ich erst nach Hause und dann einkaufen gefahren. also etwas optimiert. Dann koche ich etwas und sitze dann abends mit freunden zusammen.

Ich schaue gerade mal wieder eine Serie die ich mir aufnehme. Ich sitze mit der Blaufilter Brille ab ca. 20:30 Uhr vor dem Fernseher und schaue 1-2 folgen wenn überhaupt, manchmal sitzen meine Freunde bis 22 Uhr bei mir dann werfe ich dir raus und gehe pennen.
Ich fahre die Woche ca. 100-130 KM, mit dem Auto fahre ich nur strecken ab 20 KM oder wenn ich extrem sperrige Sachen einkaufen gehe.

Beim Fahrradfahren höre ich Musik mit einem Kopfhörer im Ohr. Samstags schlafe ich aus, fahre mit dem Fahrrad einkaufen mache was ich so für Hobbys habe kümmere mich um den Haushalt und oder gehen weg besuchen freunde Grillen Spieleabende usw. Sonntags gehe ich ins Vereinsheim oder gehe meinen Hobbys nach und mittags Chille ich auf dem Sofa, auch unter der Woche fröne ich meinem Hobby.

Seit ich nicht mehr rauche und weniger Auto fahre fühle ich mich ausgeglichener habe mehr Geld und das nicht zu knapp, ich habe es ausgerechnet 100 Euro an Sprit im Monat, und 170 Euro an Nikotin. das sind echt 270 Euro im Monat, das lässt mich echt besser einschlafen.

Anfangs ist es mir schwer gefallen Fahrrad zu fahren!

ich war schockiert über meine schlechte Kondition und wollte das ganze Thema schon wieder in die Ecke stellen, aber nein diesmal nicht.
Die Selbsthilfegruppe hatte recht...
Es geht von Tag zu Tag besser, in allen bereichen, Kondition besser, Psyche besser.....
Finanzen besser, Schlaf besser.

Ich habe noch mehr gemacht: Handy komplett auf Lautlos ohne Vibration nur für meine Frau bin ich erreichbar, so wie in den 1980er da hat man den Anrufbeantworter von der Telefonzelle aus abgefragt. Wenn ich das möchte, beim Biken oder auf dem Weg zur Arbeit oder wo auch immer möchte ich die schöne Natur genießen im Moment ist alles so grün so schön....

Ich habe unser Festnetz abgemeldet, wir nutzen es gar nicht mehr, wieder Geld gespart, nur noch Internet. Ich mache auch keine Handyverträge mehr, kaufe gebraucht und habe gerade Tel Flat und int. Flat für 19,99€
wir haben 2 Autos werden eines verkaufen weil meine Frau jetzt auch Fahrrad fährt und Ersparnis im Monat Versicherung steuer, Sprit Wartung ca. 150 Euro im Monat plus Finanzierung von 200€.

Viel Bewegung nur 1 Auto viel mehr Geld in der Tasche, wir haben jetzt 600 Euro mehr in der Tasche jeden Monat. wir Sparen jetzt für eine Küche, es wird nicht mehr Finanziert. Alles abgeschafft was man nicht mehr braucht.

Wir haben einen Garten bauen Gemüse an was Spaß macht, wir haben diese Woche unsere ersten Gurken gegessen, wir sparen damit auch, eigene Zwiebeln und es tut der Psyche gut, Natur, Bewegung, chillen das haben wir wohl die letzten 30 Jahre verlernt oder?
Mir geht es gut, und freue mich aufs leben und hoffe wir überstehen Corona alle gut und lernen ein wenig aus der Pandemie.
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
Kontaktdaten:

Re: Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Enduro,

vielen Dank für deinen Bericht. Ich kann alles komplett unterschreiben und habe vieles sehr ähnlich gemacht. Da meine Wege meist viel kürzer sind als deine, bin ich allerdings eher Fußgänger - sogar Fahrrad ist mir inzwischen im Prinzip schon zu schnell.

Ich gehe sehr regelmäßig joggen und bin so fit wie nie zuvor. Das im Alltag zu etablieren, war allerdings nicht einfach und dranzubleiben ist es immer noch nicht (immer). Aber ich habe verinnerlicht, wofür ich es mache und die Vorteile sind so krass.

Mein Medienkonsum habe ich wie du stark eingeschränkt, Festnetz abgemeldet, Handy sehr oft stumm mit programmierten Ausnahmen für Notfälle. Viel Natur und Wandern, eigenes Obst und eigene Kräuter. Kann ewig den Vögeln auf der Terrasse zuschauen. Ich habe nur noch wenig Interesse an Konsumgedöns. Sehr viele Dinge habe ich aussortiert und verschenkt (auch schon, bevor es durch Corona zum Hype wurde ;) ) und bin immer noch dabei.

Das ging alles nur nach und nach, im Verlauf von mehreren Jahren. Es ist auch nicht so, als wäre ich fertig oder würde das alles für immer genauso beibehalten.
Den größten Augenöffner bezüglich meiner eigenen Veränderung hatte ich vorletztes Jahr im Harzurlaub: mein Mann und ich kamen von einer wundervollen Wanderung im Naturschutzgebiet - wir hatten nur alle zig Kilometer ein anderes menschliches Wesen getroffen - zurück in die Fußgängerzone der Stadt und ich hatte das Gefühl, ich renne gegen eine Wand. Es war rappelvoll, jede verfügbare Fläche war bestuhlt und besetzt und mein reflexhafter Gedanke war: seid ihr bescheuert? Diese wunderbare, einzigartige Natur nur wenige hundert Meter entfernt...

Es ist für mich nicht die ultimative Lösung für alles. Ich bin immer noch psychisch krank. Mit einigem davon kann ich jetzt besser umgehen. Alles in allem begreife ich, was ich eigentlich schon die ganze Zeit wusste: Depressionen sind multifaktorell. Wenn du durch Fertigessen einen Nährstoffmangel hast, dann wird das eine Symptomatik auslösen, die der einer Depression ununterscheidbar ähnlich ist und die verschwindet, sobald der Mangel beseitigt wird. Probleme die durch Bewegungsmangel, einem zu wilden Tag-Nacht-Rhythmus oder zu viel Licht bis zu lange in die Nacht hinein etc. ausgelöst werden, werden verschwinden, sobald man sein Verhalten entsprechend anpasst.

Es funktioniert nicht, nur Vitamin-D einzunehmen. Oder nur feste Schlafzeiten zu etablieren. Spazieren zu gehen und zu erwarten, dass die Depression verschwindet. Paar Mal selber zu kochen und dann ist plötzlich alles gut. Aber es ist meine feste Überzeugung, dass durch solche Mikroanpassungen nach und nach doch so einiges nach und nach besser wird. Vielleicht nicht alles. Aber eben doch manches.
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Enissa

Re: Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von Enissa »

Hallo,

die Überschrift "Bewegung, zurück zu den Wurzeln" hat mich angesprochen und so nehme ich, nach längerer stiller Mitlesezeit, mal wieder ein wenig aktiv teil. Auch, weil du, Enduro, von deinen positiven Erfahrungen in der Gruppentherapie erzählt hast.

Ich habe mich nämlich, nach jahrelangem Weigern, nun auch auf die Warteliste bei meinem Psychiater zur Gruppe setzen lassen. Das mit dem Platz wird noch ein Weilchen dauern, aber der erste Schritt ist getan, ich bin angemeldet und habe auch schon den Antrag bei der Krankenkasse unterschrieben. Und dieses Forum hier ist ja eine gute Überbrückungszeit.

Zurück zu den Wurzeln. Mich bewegen und mich bewegen lassen. Der Psyche und des Körpers zuliebe.
enduro
Beiträge: 232
Registriert: 7. Dez 2019, 17:43

Re: Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von enduro »

Hallo aus dem Exil und wahrscheinlich für längere Zeit der letzte Beitrag. Es freut mich schöne antworten erhalten zu haben und ich hoffe enissa das du den schritt nicht bereust und wieder auf die Kette kommst oder in die spur.
Ich bin so frei von zwängen und es fehlt mir weder die Depression noch die Konsumgüter.
Der schwerste Schritt ist der Schritt aus der Lethargie man muss seinem Körper und der Psyche 4-6 Wochen Zeit geben ich führe Tagebuch und sehe da ich Tagesnoten gebe das es mir so gut geht wie seit Jahren nicht mehr.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Eduro
:hello: Hallo an Alle

Mich hat die Themenüberschrift auch angesprochen.

Ich bin mittlerweile auch zu dem Ergebnis gekommen, das mir Medis und Therapien auf Dauer nicht wirklich helfen. Temporär sicherlich. Aber für immer? Ein Leben lang Medis nehmen? Ich weiß nicht.

Ich habe auch mein Fahrrad wieder aus dem Keller geholt und entsaubt. Regenfeste Fahrradklammotten gekauft und Satteltaschen. Fahre nun immer zur Arbeit. 45 Min. hin und 45 Min zurück.

Ich versuche gerade mein Fernsehkonsum zu reduzieren. Es fällt mir sehr schwer. Es klappt mal einige Tage recht gut, doch dann gibt es einen Rückfall. Wegen schlechter Stimmung und dann schlechte Stimmung, weil ich "versagt" habe. Teufelskreis.

Handy hatte ich eigentlich immer nur für den Notfall. Nutze ich selten. Höchstens mal um den Fahrplan zu checken, falls ich doch mal mit der Bahn fahren muss.
Auto haben wir schon vor über 10 Jahren abgeschafft.

Es ist verdammt schwer sein Leben zu ändern. Der Geist ist nun mal willig, doch das Fleisch schwach. :D ;)

Liebe Grüße
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo zusammen,

hallo enduro, auch wenn Du wie angekündigt hier vielleicht nicht mehr antworten wirst, danke für deinen Post.
Du hast wirklich vieles zum positiven geändert und das spornt an.

Ich tue mich gerade sehr schwer damit die doch eigentlich einfachen Dinge, die meine Lebensqualität verbessern könnten, anzugehen. Bei meiner letzten Sitzung gab mir meine neue Therapeutin am Ende eine Postkarte. Auf der Motivseite steht: EINFACH MACHEN

Ich dachte das eigentlich schon länger, aber meinen inneren Bremser zu überwinden ist so verdammt schwer.
Schon im letzten Jahr habe ich versucht, Verschiedenes ins rollen zu bringen. Leider gabs unerwartete Rückschläge, die mich wieder entmutigt haben. Momentan fehlt mir jegliche Struktur. Dennoch zwinge ich mich , wenigstens bestimmte „Rituale“ in meinen Tagesablauf einzubauen. Eine deutliche Besserung empfinde ich gerade nicht dabei. Vermutlich brauche ich mehr Geduld.

Viele Grüße
R.
Sul
Beiträge: 438
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Bewegung, zurück zu den Wurzeln?

Beitrag von Sul »

Hallo Nachtmensch,
für mich stimmt das "Einfach machen". Ich möchte aber noch "in der richtigen Dosierung" hinzufügen. Zu viel oder zu schnell lässt mich immer wieder kippen. Lieber weniger, langsamer, eigentlich baut sich da erst wirklich nachhaltig etwas in mir auf.
Leider bin ich von Haus aus eine Ungeduldige mit wenig Selbstdisziplin.
Viele Grüße, Sul
Dimple
Beiträge: 15
Registriert: 31. Jan 2020, 17:25

Einfach machen ! Nicht denken - machen.

Beitrag von Dimple »

Große Klasse!
Ich versuche erst mal 2 x 5km pro Tag und im Januar kommt das zweite Auto weg.
Bei miesem Wetter habe ich ein Ergofahrrad.
Vielleicht noch täglich 15 Minuten Spaziergang um's Carree'. Danke für die Motivation! :-)
Antworten