Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

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Phoenix2019
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Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Guten Abend,
ich bräuchte mal euren Rat zu folgendem Thema: Im Haus nebenan wohnt ein altes Ehepaar (über 80), der Mann sitzt seit einem Schlaganfall vor vielen Jahren im Rollstuhl. Früher haben sie oft meine Pakete angenommen, wir haben ein nachbarschaftliches Verhältnis.
Nun hat mir die Frau eben erzählt, sie habe sich den Arm gebrochen und würde am Freitag operiert. Sie will aber nur eine Nacht im Krankenhaus bleiben, weil ihr Mann ihre Hilfe zu Hause braucht. Der Sohn wohnt in Berlin und kommt sehr selten zu Besuch. Zum Abschied sagte meine Nachbarin eben: "Wenn ich Ihre Hilfe brauche, rufe ich Sie an." Ich habe ihnen vor Jahren meine Nummer gegeben.
Mein Dilemma ist nun, dass ich zurzeit absolut am Limit mit Job und Baustelle im Haus bin. Ich schlafe sehr schlecht und mir hat sich eben direkt die Kehle zugeschnürt. Vor allem hat sie das ja als Aussagesatz gesagt, nicht einmal als Frage.
Ich würde ja gern helfen, bin aber selbst momentan sehr am kämpfen. Wie würdet ihr vorgehen?
Viele Grüße an alle!
DieNeue
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Phoenix2019,

weißt du denn, was das für Art von Hilfe sein soll? Was kann denn der Mann noch selbst? Hat er eine Pflegekraft?
Wenn ja, wäre es ja geschickter, dass sich jemand professionelles um ihn kümmert und nicht seine Frau mit gebrochenem Arm. Wenn die ihn im Rollstuhl schieben muss oder waschen etc., wie soll sie das denn machen? Reicht ja schon, wenn sie mit einem Arm ne Flasche aufmachen muss...

Stell mir das auch nicht so ohne vor, in dem Alter noch eine Narkose wegzustecken.
Wenn jemand professionelles da wäre, könnte sie länger im Krankenhaus bleiben.

Ich glaube, ich würde vielleicht mal nachfragen, was sie sich genau unter deiner "Hilfe" vorstellt (und auch mal etwas abchecken, ob das wirklich so realistisch machbar ist, was sie vorhat oder ob dann am Schluss alles an dir hängen bleibt).
Mich würde das auch stressen, wenn man mir das einfach so überstülpen würde.
Du könntest auch fragen, ob sie noch einen Nachbar hat, der notfalls kann, wenn es bei dir grad nicht geht. Dann könntest du auch guten Gewissens mal Nein sagen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Gertrud Star
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Phoenix,
das liest sich etwas so, als ob sie sich jetzt darauf verlassen würde, dass du da bist und dich kümmerst.
Kommt denn zum Mann ein Pflegedienst? Gibt es einen Hausnotruf für den Mann?
Und wie will sie das regeln, wenn sie mit operiertem Arm für den Mann da sein will?
Das kommt mir etwas so vor, als ob sie meint, du hättest wie alle Frauen viel freie Kapazität.
Und dann noch so kurzfristig.
Um des Mannes willen solltest du gleich morgen früh mit ihr reden, oder dem Mann. Morgen ist Donnerstag und freitag ist es zu spät.
Gruß Gertrud
SonneundDunkenheit
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Phoenix,
ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass deine Nachbarin von dir die Übernahme von Pflegeleistungen erwartet.
So wie du geschrieben hast, seit ihr nicht wirklich miteinander verbunden.
Alte Leuchten sind manchmal sonderbar.
Aus meiner Sicht solltest du morgen mit ihr reden dahingehend, dass sie noch einmal klar hören sollte, dass du berufstätig bist und schon deshalb nicht auf Abruf reagieren kannst. Sie muss damit rechnen, dass ihr Anruf ins Leere geht.
Es ist ein Unterschied, ob ich aus Nettigkeit (und weil ich gerade für den Postboten verfügbar bin) ein Paket annehme oder ungefragt Betreuungsaufgaben übernehmen soll.
Vielleicht gibt es ja im Ergebnis des Gesprächs eine Aufgabe für dich die passt.
Gute Nacht!
Phoenix2019
Beiträge: 256
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
danke für eure Beiträge! Ich habe sie gerade angerufen und ihr deutlich gesagt, dass ich gerne für sie einkaufe, Unterstützung für ihren Mann aber in professionelle Hände gehört.
Klingt jetzt auch etwas hart, aber ich bin ihnen nicht verpflichtet, zumal ich selbst krank bin. Allerdings mag ich sie und sie tun mir Leid. Trotzdem muss ich auch auf mich achten. Bin leider auch schon in einem Helferberuf. Dass ich beruflich sehr eingespannt bin, wissen sie aber auch.
Viele Grüße und eine gute Nacht!
DieNeue
Beiträge: 5543
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von DieNeue »

Hast du gut gemacht! Wie hat sie denn reagiert?
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo DieNeue,
danke dir!:)
Sie hat gesagt, ich soll mir keine Gedanken machen, sie werde mal sehen, was sie macht. Es klang auch so, als hätte sie gar keine pflegerische Hilfe erwartet. Es war nur ein kurzes Gespräch, war ja auch schon spät. Ich wusste aber, dass sie vor 22 Uhr nicht ins Bett gehen.
Ich mache mir schon Gedanken, glaube aber auch, dass sie wissen, an wen sie sich wenden können. Sie fahren z.B. auch immer freitags mit dem "Roten Kreuz" einkaufen. Und es gibt auch noch einen fitten Freund mit Auto, der öfter mal vorbeikommt.
Danke für euren Rat und euer Interesse, ich hätte wohl sonst nicht mehr zum Hörer gegriffen.
Liebe Grüße und eine gute Nacht!
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Greta1962 »

Hallo!

Das hast du richtig gemacht!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alte Leute sich oft sehr wenig Gedanken machen, was passiert, wenn sie mal nicht mehr für sich sorgen können - und dann nach dem nächstbesten Strohhalm greifen. Das kann der nette Nachbar sein, der dann damit überfordert ist, aber nicht NEIN sagen kann.
Das alles macht die Sache nur noch schlimmer, weil es die Problematik hinauszögert. Es wird ja nix besser - deshalb muss man auch im Alter vorausschauen und ggf. externe, professionelle Hilfe einplanen und organisieren.

"Hilfe zur Selbsthilfe" sozusagen - auch für alte Menschen. Man kann als Nachbar ja gern mal ein Telefonat übernehmen - z.B. mit einer Pflegediensteinrichtung. Oder mal einkaufen. Aber alles nur im Rahmen von "Ausnahme", dass es nicht zur Regelmäßigkeit wird und man vereinnahmt und fest eingeplant wird. Das kann nämlich schnell überfordern, gerade wenn man selbst nicht fit ist und eigentlich gar keinen Raum für so was in seinem Leben hat. Und letztendlich bist du ja auch nur ein Nachbar - der Sohn ist ja auch noch da und müsste angesprochen werden. Aber davor schrecken die alten Herrschaften ja oft zurück ... "man will keinem zur Last fallen" ... !? Nett gemeint, aber nutzt ja nix. Es müssen ja Lösungen gefunden werden.

Alles Gute!
Liebe Grüße von ..... Greta
Katerle
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr,

es ist manchmal ganz hilfreich, dass ein Nachbar da ist, der greifbar ist (falls du selbst nicht in der Lage bist, Hilfe zu holen und deine Kinder weiter weg sind.) Ich war selbst schon mal in einer lebensbedrohlichen Situation, hatte kein Telefon und Nachbarn waren auch nicht da... Da kommt dann oft noch Panik hinzu...
Habe selbst auch schon geholfen, das heißt ja nicht, immer präsent zu sein.

Liebe Grüße
Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 30. Aug 2021, 07:51, insgesamt 1-mal geändert.
lt.cable
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, Phoenix2019!

Ich denke, dass das mit der Hilfe auch eher nachbarschaftlich gemeint gewesen ist. Also: Das Menschenmögliche tun in Situationen, die es unmittelbar erfordern. Den Rettungswagen rufen, wenn der Nachbar oder die Nachbarin durch einen medizinischen Notfall oder Sturz so geschockt und aufgelöst sind, dass er/sie Rettung oder Pflege nicht selbst verständigen kann. Oder Kleinigkeiten: Kurz was tragen helfen, was man mit dem frisch operierten Arm selbst gerade nicht heben kann.

Ansonsten klar sagen, wenn etwas nicht geht, man sich damit nicht wohlfühlt oder man etwas nicht tun möchte. Gerade im medizinischen/pflegerischen Bereich kann ich mir vorstellen, dass auch Haftungsgründe ein plausibles Gegenargument sind. Also sich für einen ergebende Risiken, wo deine Nachbarn schwerlich von dir erwarten können (mit Ausnahme der Hilfeleistung im Notfall s. oben), dass du sie in deinem privaten Bereich eingehst. Es kann schließlich immer etwas schiefgehen.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Phoenix2019
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo It.cable,
danke dir für deine Einschätzung! Stimmt, die Sache mit der Haftung bei pflegerischen Tätigkeiten etc. wäre auch ein Aspekt.
Viele Grüße!
Lavendel64
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Phoenix
ich finde die Aussage Deiner Nachbarin "wenn ich Ihre Hilfe brauche, rufe ich Sie an" schon erstaunlich. Fällt dieser Generation (meine Mama ist 84) normalerweise überhaupt nicht ein, die tun sich so schwer mit Hilfe annehmen ...

Natürlich ist es richtig, dann zu sagen "tut mit Leid, ich bin momentan selber am Limit" - eine Bitte, die man völlig legitim ablehnen kann. Aber wenn sie nicht fragt, bekommt sie keine Hilfe. Auf jeden Fall ist deren Situation (krass gesagt) nicht Dein Problem. Aus Pakete-Annehmen entsteht keine Verpflichtung. Vielleicht bleibt Dir ja ein wenig Kraft, dich bei ihnen später zu erkundigen, wie es geht und vielleicht einen Tipp zu geben, wie eine Haushaltshilfe beantragt wird. Oft wissen die Älteren nicht, welche Möglichkeiten sie haben.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Phoenix2019
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Lavendel,
danke für deine Nachricht. Heute gegen 15 Uhr hat sie mich angerufen, ich hätte ihr doch meine Hilfe angeboten (war ja nicht exakt so). Ich sollte ihr einen Wäschekorb zur Waschmaschine in den Keller tragen. Wie sich herausstellte, beförderte sie ganze 5 Wäschestücke in die Maschine. Ich sollte ihr dann noch Weichspüler dosieren, was ich ebenfalls noch getan habe. Sie hat dann gefragt, ob sie mich auch weiter fragen könne, wenn "nochmal so etwas" sei. Ich habe nochmal auf meine Berufstätigkeit verwiesen, aber "natürlich" bejaht. Offenbar hatte sie vorher schon die anderen Bewohner im Haus gefragt, es war aber niemand da.
Ich frage mich, wie das weiterlaufen soll und verstehe nicht, warum das Thema "Leben bei Pflegebedürftigkeit" auch für den Sohn offenbar kein Thema ist. Stattdessen wird das Thema aufgesessen, obwohl die Situation ja definitiv nicht besser wird im Zuge des Verfalls. Auf Nachbarn kann man sich irgendwann nicht mehr verlassen, ich sehe aber jetzt schon das Szenario vor mir, wenn die Hilfsbedürftigkeit steigt.
Mir wird das Verhältnis jedenfalls gerade zu eng. Sie schaut immer, ob mein Auto vor dem Haus steht und weiß so, ob ich zu Hause bin. Ich bin auch überzeugt, dass man als alleinstehende Frau in diesen Dingen "Freiwild" ist. Hätte ich eine Familie oder auch nur einen Partner, hätte sie denke ich nicht angerufen (sie registriertauch immer, ob ich allein das Haus betrete). Bei männlichen Nachbarn ist sie sicher auch zurückhaltender.
Ich warte mal ab, wie sich das entwickelt und muss mich sonst irgendwann deutlich abgrenzen. Ich hatte heute schon den Gedanken, dass ich nun ja auch immer Bescheid geben muss, wenn ich ein paar Tage verreise - unfassbar. Dabei ist das wirklich nicht meine Baustelle. Und der Sohn in Berlin lässt sich hier einmal pro Jahr blicken und setzt ansonsten offenbar auf die hilfsbereiten Nachbarn.
Ich möchte aus vielen Gründen sowieso umziehen, dann löst sich das Problem von selbst.
Viele Grüße
Bittermandel
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Phönix

Du musst dich sofort abgrenzen. Das geht so nicht. Sie haben einen Sohn und der hat die Pflicht sich um die Eltern zu kümmern.

Es besteht bei Krankheit auch die Möglichkeit den Pflegebedürftigen zur Kurzzeitpflege im Seniorenheim unterzubringen. Lass dich bloß nicht durch falsches Mitleid in Bedrängnis bringen. Das dich die Situation belastet ist klar sonst würdest du nicht darüber schreiben.

Was deine Nachbarin da macht dich zu beobachten grenzt schon an stalking. Sorry sofort alles unterbinden. Du bist nicht deren Haussklave und auch nicht verantwortlich.

Liebe Grüße Bittermandel
Phoenix2019
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Bittermandel,
danke für deine Unterstützung! Ja, es stimmt, die Situation belastet mich sehr, weil es mir momentan selbst sehr schlecht geht und ich vor allem am Wochenende dringend regenerieren muss. Ich kann mich aufgrund der Nähe aber einfach nicht entziehen, zumal sie ja auch meine Nummer haben.
Meine Nachbarin ist in dem Sinne (noch) nicht pflegebedürftig, sie hat sich den rechten Unterarm gebrochen und ist daher gehandicappt. Sie wurde am Freitag operiert und muss den Verband nun 2 Wochen tragen. Schmerzen hat sie natürlich auch und nimmt Schmerzmittel. Ihr Sohn hat sie wohl am Telefon gelobt, dass sie "so toll" alles mit der OP alleine bewältigt hat. Hierher bemüht hat er sich nicht.
Der Mann sitzt seit vielen Jahren im Rollstuhl nach einem Schlaganfall und baut auch immer weiter ab. Er steht allerdings ab und zu nochmal auf und macht ein paar Schritte. Aus meiner Sicht ist absehbar, dass die beiden nicht mehr ewig so allein leben können und ich befürchte, dass sie deshalb immer mehr ihre Nachbarn, also auch mich um Hilfe bitte werden. Zu ihrem Sohn nach Berlin wollen sie nicht ziehen, das haben sie mal gesagt. Sie sind seit 9 Jahren meine Nachbarn und so habe ich den schleichenden Verfall miterlebt.
Hinzu kommt, dass meine Nabarin sehr dominant ist: Ich hatte ihr zum Beispiel zu Beginn der Coronazeit angeboten, für sie etwas mit einzukaufen. Sie wollte aber unbedingt mit mir und zu einer bestimmten Uhrzeit fahren, aber da es noch keine Tests und Inpfungen gab, wollte ich das nicht. Da hat sie meine Hilfe komplett abgelehnt und gesagt, dann werde sie jemand anderen fragen. Ich weiß nicht genau, mit welchen Worten ich mich abgrenzen soll - und vor allem ohne Schuldgefühle, die ja auch zur Depression gehören.
Viele Grüße!
Bittermandel
Beiträge: 2389
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Phönix

Ich meinte der Mann sollte in Kurzzeitpflege gehen. Seine Frau könnte sich in Ruhe auskurieren. Mit einem Arm ist Pflege kaum möglich.

Mir fällt es auch schwer manchen etwas zu sagen. Vielleicht findest du die passende Antwort. Ich finde halt, dass deine Nachbarin übergriffig ist. Wenn du unsicher bist kann ich das sehr gut verstehen. Vielleicht wäre ein Brief sehr höflich formuliert eine Alternative.

Liebe Grüße Bittermandel
Phoenix2019
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Bittermandel,
danke! Ja, ich finde das auch. Ich werde mal schauen, wie sich das weiterentwickelt und dann was sagen. Die jungen Nachbarn in ihrem Haus sind ja auch betroffen. Es ist ja auch schon mehr passiert: Eines Abends im Herbst kam ich gegen 21:45 von der Schule nach Hause. Plötzlich entdeckte ich den Mann hilflos am Boden liegend in Dunkelheit und Regen. Ein Freund hatte ihn nach Hause gebracht und wollte ihn bis ins Haus bringen, er hat abgelehnt, ist gestolpert und gefallen. Seine Frau hatte schon das Hörgerät raus und sein Rufen nicht gehört. Mehrere junge männliche Nachbarn haben ihn dann in den Rollstuhl befördert. Sie möchten einfach so lang es geht an ihrem alten Leben festhalten, was aber leider irgendwann nicht mehr geht.
Viele Grüße!
Gertrud Star
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
ich meine auch, die Nachbarin wälzt zu viel auf dich ab und das hat etwas damit zu tun, dass du Frau und allein bist. Es wird einfach erwartet, dass die Frauen dann helfen.
Ich denke auch, dass der Mann wenn die Frau nicht kann, in eine Kurzzeitpflege sollte. Ich weiß ja nicht, ob die Frau da gleich mit kann, damit sie sich auch auskurieren kann und sie zusammen sind. Ihr könnte vielleicht auch eine Nachbarschaftshilfe helfen für so Sachen wie Waschen, Einkaufen, Putzen, Abwasch.
Der Sohn wäre eigentlich verantwortlich. Das kannst du nicht ersetzen. Wieso der sich nicht kümmert, weiß kein Mensch.
Vielleicht kannst du ja mal in einer Sozialberatung anrufen und fragen, was für Hilfen es vor Ort geben kann. Es gibt grundsätzlich für so alte Leute auch die Hilfen im Alter. Bei uns müsste man da im Sozialamt im Sozialdienst anrufen.
Für mich wäre das auch nix, so hinein gezogen zu werden. Wäre ich berufstätig und mir würde es sehr schlecht gehen, könnte ich es nicht. Wobei wenn ich mal gefragt werde bei einer Kleinigkeit, sage ich auch meist nicht nein. Kommt aber sehr selten vor, dass ich gefragt werde.
Gruß

Edit
Mit Nachbarschaftshilfe meine ich einen Verein, einen solchen gibt es bei uns. Mir hat da auch schon mal jemand geholfen mit Keller Hausordnung, als ich gerade nach Monaten einen Gips vom Fuß frisch ab hatte, da war ich noch viel jünger, Ende 30.
Vielleicht weiß auch der örtliche Pfarrer eine Möglichkeit.
Phoenix2019
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Gertrud,
danke für deine Einschätzung und die hilfreichen Infos. Ich werde allerdings nirgendwo anrufen, da ich mich dann wieder und nich weiter engagiere. Das muss dann der Sohn übernehmen. Wobei meine Nachbarin sich schon zu helfen weiß: Sie fährt z.B. jeden Freitag zusammen mit ihrem Mann mit dem Deutschen Roten Kreuz einkaufen - in einem behindertengerechten Bulli.
Ich schaue jetzt mal, wie das weitergeht und danke euch sehr für euren Rückhalt, der mich bestärkt, mich abzugrenzen.
Vielen Dank und viele Grüße!
lt.cable
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, zusammen!

Da habe ich die Lage doch falsch eingeschätzt (was mir im Zusammenhang mit anderen Menschen häufiger passiert). Du bist bereit (und derzeit in der Lage), in dem Rahmen zu helfen, den ich beschrieben habe: Notfall, ernste Situation, vielleicht noch in einer solchen Lage den Sohn informieren. Mehr würde ich auch nicht machen wollen. Zuständig ist für mich zunächst immer die eigene Familie oder professionelle Stellen, zu denen die Familie den Kontakt herstellen helfen kann.

Das darfst du meiner Ansicht nach auch so klar sagen. Mehr kann ich nicht, mehr möchte ich nicht tun. Andernfalls überschreite ich die Grenzen meiner eigenen Belastbarkeit und das wird sich unweigerlich negativ auf meine eigene Gesundheit auswirken. Ich helfe gerne, allerdings werde ich mir nichts zumuten, wobei ich kein gutes Gefühl habe. Regelmäßige Unterstützung, z. B. im Haushalt, kann und werde ich nicht leisten. Ich bin mit meinem eigenen Leben gut ausgelastet.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Suchende2
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Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Phoenix,

ich finde es absolut richtig, für Nachbarn da zu sein und zu helfen, aber nur im Rahmen der eigenen Möglichkeiten!
Also achte auf Dich!
Deiner Nachbarin müßte doch in so einem Fall eine Haushaltshilfe von der Krankenkasse zustehen?
Dafür muß sie ihren Arzt ansprechen.

Im ersten Lockdown habe ich, nachdem ich mich einigermaßen von einer OP erholt hatte, meinen alten Nachbarn angeboten Samstagvormittag für diese auf dem Markt und in der Drogerie mit einzukaufen.
Eine Nachbarin war total glücklich darüber und hatte immer schon Freitags ihren Einkaufszettel fertig.
Der andere Nachbar rief mich meistens Samstagnachmittags an und musste dann halt eine Woche warten.
Das ist mir zwar schwer gefallen, aber ich habe es zum Glück geschafft.

Alles Gute,
Suchende
Phoenix2019
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Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Suchende,
vielen Dank!
Bisher hat sie sich nicht mehr gemeldet, aber ich war auch berufsbedingt kaum zu Hause gestern und heute... Mal sehen, was da noch kommt. Ich werde aber auf jeden Fall auf externe Hilfe hinweisen. Ich vermute allerdings, dass sie niemand "Fremden" in der Wohnung haben möchte. Mal schauen.
Liebe Grüße!
Antworten