"Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Antworten
Nowhere Man
Beiträge: 100
Registriert: 5. Mär 2021, 16:02

"Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Nowhere Man »

Ich lese so etwas immer wieder und als Betroffener, sei es in Apothekenzeitschriten oder zeitweise als Eröffnungsslogen auf der Webpräsenz einer Telefonseelsorge. Das macht mich dann richtig wütend, und ich fühle mich umso mehr ausgegrenzt. Die Intention solcher Formulierungen mag vielleicht eine gute sein, um Depression für Außenstehende "greifbarer" zu machen, wie z.B. ein gebrochenes Bein oder eine Krebserkrankung... aber sie erreicht in vielen Fällen GENAU das Gegenteil. Man wird stigmatisiert, als sei man "ein bisschen seltsam", als sei "eben der Körper nicht in Ordnung" und niemand fragt nach den Tätern, die das verursacht haben. Mit meiner Diagnose, die über die Jahre leider zu einer "psychischen Störung" herangewachsen ist, begegnet man von vornherein Argwohn und Zweifel, in allem, was man sagt. Weil die Leute sich "schützen" wollen. "Aufklärung", die komplett nach hinten losgeht.

Ja, auch ich kenne liebe Menschen, wo es mir sehr leid tut, dass die Depression tatsächlich "vom Himmel gefallen ist" ohne erkennbare Ursache oder Lebensumstände. Das Ende vom Lied ist dann meistens, dass man nach einigen Wochen oder Monaten das richtige Medikament findet, weil wirklich irgendein Stoffwechselproblem vorlag, und bald darauf ist die Depression verschwunden, wie sie gekommen ist, als sei nie etwas gewesen. Und die Probleme kommen nie wieder, oder erst nach Jahren und sind dann 3 Wochen später wieder richtig eingestellt.

Es gibt aber auch Opfer körperlicher und seelischer Gewalt, Menschen, denen in Schicksalsschlägen von einem Tag auf den anderen alles genommen wurde, oder durch ein Verbrechen, welches rechtlich in der Grauzone liegt und vielleicht nie als ein solches anerkannt wird. Oder durch einen schlimmen Unfall oder oder oder... Die hatten 5 Minuten vorher noch keine irgendwie gearteten "körperlichen Ursachen für eine Depression", führten vielleicht sogar ein glückliches Leben auf einem soliden und ausgewogenen seelischen Fundament, und denen wurde mit einem Schlag - vielleicht sogar mehrmals im Leben, bis sie irgendwann nicht mehr konnten - alles genommen und zerstört.

Für diese Menschen ist es blanker Hohn und ein Schlag ins Gesicht, wenn (auch von professioneller Seite) öffentlich propagiert wird: "Na ja, mit denen ist halt körperlich was falsch, sonst bekämen die keine Depression". Es soll helfen, die Krankheit zu akzeptieren, macht die Betroffenen aber noch mehr zu Außenseitern, weil sofort aufgehört wird, die wirkliche dahinterstehende Ursache zu hinterfragen, weder seitens der Täter, noch von Außenstehenden. Dann ist man ein schwacher Mensch, der offenbar schon immer (körperlich) so war und mit dem immer weniger Menschen aufgrund dieser Schwäche und der Nicht-Mehr-Alltagsfähigkeit etwas zu tun haben wollen. Mit dem scheint "irgendwas nicht zu stimmen", und aufgrund der körperlichen Ursache redet er vielleicht wirres Zeug, wenn er versucht, seinem Umfeld klarzumachen, was wirklich passiert ist... Das wird wenig Glaubwürdig sein, seine körperliche Störung lässt ihn diese unglaublichen traumatischen Erlebnisse zusammenphantasieren, am besten gar nicht hinhören. So gerät man als Betroffener, der verstanden werden möchte, immer weiter ins Abseits.

Wahr ist, dass dies zu einer Spirale führen kann und DANN körperliche Reaktionen auslösen kann, welche die Depressionen verschlimmern und ein Entkommen daraus immer schwieriger machen.
Zu behaupten, dass "immer auch körperliche Ursachen" für eine Depression ursächlich sind, ist einfach falsch und dies muss ganz dringend aufhören, möchte man nicht-anerkannten Opfern seelischer und körperlicher Gewalt und traumatischer Erlebnisse jemals die Chance geben, mit ihrer Art der Depression ernstgenommen statt stigmatisiert zu werden.

Oder ist man da als Gruppe von Betroffenen - mal wieder - zu klein, zu unwichtig für die Allgemeinheit? Heißt es - mal wieder - diese Pauschalaussage "hat immer auch körperliche Ursachen" gelte halt für 90% der Bevölkerung mit Zivilisationskrankheit Depressionen, und die anderen 10%, wo wirklich mehrfach was Traumatisches vorfgefallen ist, ach Gott, na ja, das sind "Einzelfälle", da muss man sich halt "nicht so anstellen und Formulierungen auf die Goldwaage legen."
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
glaubst du denn, dass jemand eine Depression haben kann, bei dem der Körper (den Kopf jetzt mal mit gemeint) dies gar nicht zulassen würde, also der jenige keinerlei körperliche Voraussetzungen (oder Risiken) hätte?
Ich für mich kann mir das nicht vorstellen. Und das Wort "auch" sagt ja etwas darüber aus, dass es auch andere Ursachen gibt für die Depression, die mit der Psyche und dem Umfeld zu tun haben, also allgemein mit dem Leben. Das bestreitet heute niemand mehr.
Von daher denke ich, der Slogan "Depression hat immer auch körperliche Ursachen" kann auch zur Entlastung von Betroffenen beitragen, nämlich dass derjenige nicht auch noch meint, er wäre Schuld an der Krankheit oder mache alles falsch, sonst wäre er nicht krank. Der Spruch kann es auch leichter machen, Hilfe anzunehmen.
Das mit den Traumata stimmt natürlich, was du schreibst. Das wissen ganz viele, wie krankheitsfördernd diese sind.
Gruß
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Greta1962 »

Guten Morgen!

Ich finde den Satz "Depression hat auch immer eine körperliche Ursache" eher beruhigend ... viele machen sich doch Gedanken, dass sie völlig "gaga" sind, reif für die Irrenanstalt (wie man früher sagte), solche Vorurteile stecken doch noch in vielen Menschen. Also wenn es nur vom Kopf käme. Viele suchen händeringend nach einer "restkörperlichen" Ursache.

Ich persönlich finde es sowieso müßig. Man kann das nicht trennen. Das eine beeinflusst das andere, das eine verursacht das andere, das eine verstärkt das andere, das eine kann das andere auch lindern.
Ich merke das ganz unmittelbar. Ich habe Rheuma, also Schmerzen, und Depressionen - wenn die Depressionen sich verstärken (z.B. durch hohe emotionale Belastung), dann werden auch die Schmerzen schlimmer ... sind die Schmerzen schlimm, dann ist es um so schwieriger, wieder aus der Depression heraus zu kommen. Das ist ein Teufelskreis.
Aber geht es mir psychisch besser, dann geht es mir auch mit den Schmerzen besser, dann bin ich aktiver, kann mich besser bewegen - das ist dann auch gut für die Psyche.

Also gehört das zusammen.

Wobei ich natürlich sagen muss, dass ich mich mit schweren Traumata - im Rahmen von kriminell, strafbar, Missbrauch o.ä. - nicht auskenne. Aber das wird in dem Rahmen bei Psychiater, Psychologen, Therapie usw. ja sowieso besonders erkannt und erarbeitet werden.

Alles Gute!
Liebe Grüße von ..... Greta
Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Strohi »

Hallo Nowhere Man,

ich kann Deine Skepsis, Deine Ablehnung dieser Botschaft sehr gut nachvollziehen!
Es gibt sogar ein Buch mit dem Titel, dass die Depression keine Krankheit sei, geschrieben von einem seriösen Arzt, dessen drei Bücher, die zuvor erschienen sind, die Depression, ihre Ursachen, ihre Wirkungen, ihr "Krankheits"-Bild und auch die Behandlungsmöglichkeiten sehr gut beschreiben.

Umso mehr verwirrte mich der Titel seines vierten Buches - bis ich gelesen habe, warum er der Meinung ist, Depression sei keine Krankheit. Ihm ging es nicht darum, aus der Depression etwas Alltägliches, etwas Geringes, etwas "nicht-ernst-zu-Nehmendes" zu machen, sondern gerade anders herum: die Depression ist deshalb keine Krankheit, weil sie eben nicht mit Medikamenten, mit einer Gipsschiene, mit einer OP, mit einem Pflaster oder Verband zu heilen ist, sondern es zur Besserung sehr viel mehr, sehr viel tiefer Gehenderes braucht als die bei der Krankenversorgung üblichen Mittel und Massnahmen.

Im übrigen, ich habe durch einen Vortrag in einer Reha-Klinik zur Depression gelernt, dass es durchaus genetische Ursachen gibt, die eine Depression begünstigen können (das "läuft" über die Stressresilienz). Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich meine, dass Gene zum Körperlichen gehören; und so gesehen, wäre der Slogan, der Dich stört, zumindest nicht falsch... - ob er richtig ist, kann ich nicht beurteilen.

LG Strohi
Nowhere Man
Beiträge: 100
Registriert: 5. Mär 2021, 16:02

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Nowhere Man »

Hmm... interessant für mich zu sehen, wie manche diese Aussage "beruhigend" finden. Kann die Argumente, wenn ich mich da hineinversetze, sogar nachvollziehen. Was mich an dem Slogan halt nach wie vor stört, ist das Wort "immer".

Unbestritten: Es gibt Menschen, die sind von Geburt an (plus den Umständen, wie sie aufgewachsen sind) emotional "dünnhäutiger" als andere, was Segen und Fluch zugleich sein kann. Ich z.B. war (bevor die Depressionen komplett überhand nahmen) das, was man z.B. in der Literatur als "Romantiker" bezeichnet. Von feinen Alltagssituationen, die kaum jemand wahrnimmt, über das erste Verliebtsein bis hin zum kreativem Schaffensprozess. Gleichzeitig hatte ich (dadurch) auch feinere Antennen für negative Schwingungen, war stärker Verletzbar. - Wohingegen andere Zeitgenossen dieses "Gen" irgendwie nicht haben, und mit denselben Situationen irgendwie "neutraler" umgehen. Und damit auch zufrieden sind (manche sicher wiederum nicht). Jeder seinem Naturell entsprechend.

Wo ich aber immer noch nicht d'accord gehe, ist, dass Traumata krankheits-fördernd seien. Das klingt so, als sei zunächst die Krankheit dagewesen und traumatische Erlebnisse setzen dem nur noch die Kirsche auf. Ich bin der Überzeugung, sie können auch in einem vorher (zumindest hinreichend) "heilen" Leben überhaupt erst krankheits-auslösend oder gar -verursachend sein. Und ich finde, das macht schon einen Unterschied.

Sonst klingt das für mich so, als sage man jemandem, der nach einem Reaktorunfall eine Strahlenkrankheit bekommt, er habe schon vorher Krebs gehabt, der Unfall hätte es nur "begünstigt" und sei nicht ursächlich.
Oder als würde man Diabetes Typ 1 und Typ 2 immer in denselben Topf werfen. Nur weil sie ähnlich behandelt werden?

Ich weiß nicht, ob man das trennen oder nicht trennen kann oder sollte. Vielleicht bin ich in meiner Geschichte zu verletzt, um das richtig einzuschätzen. Aber in einer Zeit, in der man so darauf achtet, dass sprachlich bloß niemand ausgeschlossen wird, fühle ich mich durchaus "ausgeschlossen" und in den Ursachen zu wenig ernstgenommen, wenn ich in einen Topf mit körperlich ursächlichen Depressionen geworfen werde.

Ich habe sogar einen lieben Vertrauten, der körperlich über den Stoffwechsel ausgelöste Depressionen hat, psychische Ursache seit Jahren unauffindbar. Für die Symptome haben wir gegenseitig viel Verständnis, weil sie sich durchaus ähneln, aber die Gedanken und Wege, die jeweils zur Lösung führen, sind so unterschiedlich, dass man sich kaum sinnvoll darüber austauschen kann (es gibt Schnittmengen, aber nur auf Symptomebene). Als wären es eben "zwei grundverschiedene" Erkrankungen.
Jane Eisklar
Beiträge: 71
Registriert: 20. Mär 2021, 13:41

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Jane Eisklar »

Hallo Nowhere Man,

Meine Depression ist vermutlich durch Traumata in meiner Kindheit bedingt. Traumata sind zunächst mal soziale Vorgänge, die den Betroffenen so sehr belasten, daß er sie nicht bearbeiten kann, deswegen kommt es dann, meistens erst nach Jahren, zu Retraumatisierungen, die dann die Depression auslösen.

Insofern stimme ich Deiner Ausgangsthese zu, daß Depression eben nicht IMMER auch eine körperliche Ursache hat. Anders wäre es, wenn die These lautete, Depression habe immer auch eine körperliche Komponente. Hier würde ich zustimmen, weil es tatsächlich so ist, und das hat unter anderem mit Resilienz zu tun, was hier auch schon jemand erwähnt hat. Nicht alle Menschen sind anfällig gegenüber Traumata, auch als Kind nicht, weil sie eben von Geburt an eine stärkere Resilienz haben.

Liebe Grüße

Jane
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Gertrud Star »

Wo ich aber immer noch nicht d'accord gehe, ist, dass Traumata krankheits-fördernd seien. Das klingt so, als sei zunächst die Krankheit dagewesen und traumatische Erlebnisse setzen dem nur noch die Kirsche auf. Ich bin der Überzeugung, sie können auch in einem vorher (zumindest hinreichend) "heilen" Leben überhaupt erst krankheits-auslösend oder gar -verursachend sein. Und ich finde, das macht schon einen Unterschied.
Hallo Nowhereman,
nachdem was du schreibst, würde ich mal sagen, dich als Mensch zeichnete eine größere Differenzierungsfähigkeit und eine größere Empfindungsfähigkeit als die meisten Menschen aus, und das schon mit Geburt, als Teil deiner Persönlichkeit.
ich rege mich auch öfter auf, dass ich ja nicht mit psychischer Krankheit geboren wurde. Denn so manche gemachte Aussage könnte bei Menschen so ankommen, denen bisher niemand genau sagen konnte, womit ihre Krankheit denn zu tun hat. Meine Erfahrung ist, dass die Krankheit auch mit dem Unverständnis zu tun hat, dass solch facettenreichen Personen entgegen gebracht wird. Und dann kommen noch die Behandler mit ihrem Krankheitskram ;)

Traumata und andere Lebensereignisse und -umstände sind krankheitsfördernd - nunja, man kann sich mal überlegen, wer so etwas sagt von welchem Standpunkt aus. Sagt das ein Betroffener, ein Medizinier, ein Pädagoge, ein Sozialwissenschaftler, ein Psychologe, ein Politiker... oder ein Wissenschaftler. Wessen Fachsprache ist das, und welches Missverständnis könnte bei der Allgemeinbevölkerung und den Betroffenen dadurch aufkommen? Drückt sich die Person ungenau oder (mit Absicht um einen Zweck zu erfüllen) stark vereinfacht aus? Oder ist das einfach deren Fachsprache, die nur sehr abstrakt ist? Passt so etwas dann, wenn man über Menschen spricht?
Niemand würde wahrscheinlich etwas dagegen haben, wenn jemand sagt, dass Sonneneinstrahlung das Verblassen von Farben auf Materialien fördern kann, oder hohe Temperaturen das Absterben oder die Vermehrung von Pflanzenarten fördert. Und das ist doch nur Fachsprache, die etwas verallgemeinert, was über die einzelne oder wenige einzelne Beobachtungen hinaus geht.

Ist nicht bös gemeint.

Insofern stimme ich Deiner Ausgangsthese zu, daß Depression eben nicht IMMER auch eine körperliche Ursache hat. Anders wäre es, wenn die These lautete, Depression habe immer auch eine körperliche Komponente. Hier würde ich zustimmen,
Da stimme ich zu, bis auf einen Punkt: Nicht jedes Trauma hat eine soziale Komponente, siehe Naturkatastrophen (und da ist auch nicht jede mit einer Beteiligung durch Menschen gemacht), oder Unfälle. Ein Tsunami durch ein Erdbeben oder ein Baum, der durch einen Orkan jemandem auf den Körper fällt, sind nicht unbedingt sozial verursacht.
Sieht man sich die Aussage mit den Ursachen ganz allgemein an,

Code: Alles auswählen

daß Depression eben nicht IMMER auch eine körperliche Ursache hat.
Ja man kann die Betonung auf das Wort "immer" legen, oder auf das Wort "körperlich", und schon klingt alles etwas anders, zumindest für mich.
Und ja, die Depression hat meist mehrere Ursachen, und die körperliche ist meist nur eine davon.

Das alles mal nur als Denkansätze.
Man bekommt ja heutzutage die Wissenschaft präsentiert, und die meisten haben nicht ausreichend gelernt, die Aussagen ausreichend gut werten zu können, um so perfekt mit Wissenschaft umgehen zu können.
Ich auch nicht, bin "nur" Technikerin.
Jane Eisklar
Beiträge: 71
Registriert: 20. Mär 2021, 13:41

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Jane Eisklar »

Hallo Gertrud,

Mit „sozial“ meinte ich alles, was außerhalb des Körpers passiert. Kann sein, daß das zu ungenau ist, Naturkatastrophen sind da ein strittiges Beispiel, weil heutzutage viele, ich auch, der Meinung sind, dass diese Ereignisse menschengemacht sind, also letztlich doch „sozial“. Aber ok, ich weiß was Du meinst.

Liebe Grüße

Jane
DieNeue
Beiträge: 5512
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von DieNeue »

Hallo Nowhere Man,
Nowhere Man hat geschrieben: Wo ich aber immer noch nicht d'accord gehe, ist, dass Traumata krankheits-fördernd seien. Das klingt so, als sei zunächst die Krankheit dagewesen und traumatische Erlebnisse setzen dem nur noch die Kirsche auf. Ich bin der Überzeugung, sie können auch in einem vorher (zumindest hinreichend) "heilen" Leben überhaupt erst krankheits-auslösend oder gar -verursachend sein
Ich habe mal im Duden geguckt, aber das Wort "krankheitsfördernd" gibt es da gar nicht, allerdings das Wort "krebsfördernd". (https://www.duden.de/rechtschreibung/krebsfoerdernd" onclick="window.open(this.href);return false;) Dort steht als Erklärung "die Entwicklung von Krebs fördernd, begünstigend". Unter "fördern" findet man die Synonyme "unterstützen, verstärken".
Von daher verstehe ich das Wort "krankheitsfördernd" auch nicht so, dass die Krankheit vorher schon da sein muss und ein traumatisches Erlebnis dem Ganzen noch die Krone aufsetzt, sondern so, dass ein schlimmes Ereignis die Entstehung der Krankheit wahrscheinlicher macht, also die Entstehung der Krankheit auslösen kann oder aber wenn die Krankheit schon da war, sie noch schlimmer macht. Ein schlimmes Ereignis muss ja nicht zwangsläufig zu einem Trauma führen, aber eine Depression und dazu noch ein schlimmes Ereignis oben drauf macht die Depression mit großer Wahrscheinlichkeit noch schlimmer.

Vielleicht hilft dir das weiter.

Liebe Grüße,
DieNeue
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: "Depression hat immer auch körperliche Ursache" FALSCH!

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo die Neue,
das sehe ich auch so, mit einer Einschränkung.
Es müssen nicht schlimme Ereignisse sein, die eine Krankheit fördern. Es können auch ungünstige Lebensumstände sein, und das umso mehr, je ungünstiger sie sind und/oder je länger sie andauern.


Hallo Jane Eisklar,
es stimmt, dass viele der Naturkatastrophen letztendlich menschengemacht sind. In der Theorie zu Trauma ist meiner Meinung nach allerdings die Einteilung in "durch Menschen gemacht" und "nicht durch Menschen gemacht" schon sinnvoll. Wobei in die zweite Kategorie wohl auch Sachen gehören, wo der Mensch irgendwie seine Finger im Spiel hat oder zumindest hatte.
Hier die Übersicht finde ich ganz gut und umfangreich. Vorsicht, könnte etwas zu belastend werden
http://www.tzw-muenchen.de/trauma/traumaarten" onclick="window.open(this.href);return false;

Gruß
Antworten