Chronische Depressionen

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Winterkind04
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Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Chronische Depressionen

Beitrag von Winterkind04 »

Hallo zusammen,

ich gehe davon aus, dass hier viele mit chronischen Depressionen
leiden? Ich komme seit 2010 irgendwie nicht ganz raus. Immer wieder Phasen die einigermaßen stabil waren - aber ein/zwei Symptome immer mit dabei. Jetzt, hänge ich aktuell wieder mal total - die Auslöser sind einfach immer ähnlich Überlastung, Veränderungen (damit tue ich mich sehr schwer) Stress und eine chronische körperliche Erkrankung aufgrund dessen ich irgendwie auch nie Ruhe habe und einige regelmäßig Arzttermine. Arbeiten tu ich auch noch.
Medikamente nehme ich keine, da ich mich innerlich so weigere. Aber inzwischen bin ich nicht sicher ob ich das mal noch probieren soll. Was habt ihr den noch für Erfahrungen? Was hilft euch? Übrigens 2 Therapien habe ich gemacht. Steht auch wieder auf Wartelisten. Vll. war der Titel auch ein bisschen falsch. Würde mir auch Austausch zu dem Thema wünschen. Viele Grüße und schönen Abend
Zuletzt geändert von Winterkind04 am 11. Aug 2021, 20:44, insgesamt 1-mal geändert.
MarcelK
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Registriert: 11. Okt 2018, 16:30

Re: Chronische Depressionen - Strategien

Beitrag von MarcelK »

Sich ablenken mit Hobbies.
-Hobbes-
Beiträge: 59
Registriert: 31. Aug 2017, 08:08

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von -Hobbes- »

Ich hab seit 2004 Depression. Habe noch nichts gefunden, was wirklich hilft (diverse Therapien und Medikamente ausprobiert).

Ablenken mit Hobbies klappt nicht, ich habe keinerlei Freude mehr daran. Alles langweilig oder ich kann mich nicht konzentrieren oder es ist viel zu viel Aufwand (hab keinen Antrieb).

Manchmal hilft es ein bisschen, mich mit Menschen zu treffen die mir gut tun und die mich so akzeptieren wie ich bin. Ist aber jedesmal eine Riesenüberwindung, sich zu treffen und findet daher nur sehr selten statt. Denn mein Energie- und Antriebslevel ist schon seit geraumer Zeit nahe Null.
Chinchine
Beiträge: 65
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Chinchine »

Hallo Hobbes, hallo Winterkind,

bei mir wurde die Diagnose erstmals 2002 gestellt.
Inzwischen hat sich bei mir herausgestellt, dass die Depression Folge einer komplexen Traumatisierung in Kindheit/ Jugend ist.
ADs nehme ich seit 2009 durchgehend hochdosiert und mache derzeit meine dritte Therapie. Symptomfrei war ich nur in kurzen Phasen.
Durch die Diagnose ist diese Therapie jetzt auch anders ausgerichtet.
Mein Psychiater hat mir bestätigt, dass bei Fällen wie meinem, ADs zwar helfen, aber vom Effekt her nicht vergleichbar mit dem bei "nur" Depressiven...

Für mich ist am Heilsamsten, zu lernen für mich selbst da zu sein, mich zu akzeptieren, Trauer und Schmerz zuzulassen und Kontakt zu Menschen zu halten, die mir gut tun und wo ich mich nicht verstellen brauche. Ruhe finde ich in der Natur.

Aber das ist ein langer Weg und ich neige immer noch dazu, mich für mich selbst zu schämen.


Ich wünsch euch alles Gute!
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Phoenix2019 »

Guten Abend zusammen,
ich leide - das ist mir heute klar - wohl auch mindestens seit 20 Jahren unter chronischen Depressionen. Ich vermute auch genetische Ursachen, aber auch körperliche und psychische Gewalt in der Kindheit.
Daher meine Frage an dich Chinchine: Darf ich fragen, welche Therapieform du gewählt hast und hilft dir diese?
Ich schwanke gerade zwischen tiefenpsychologisch fundierter Therapie und Verhaltenstherapie.
Ich "funktioniere" noch im Alltag, mein Energielevel ist aber deutlich geringer als bei Gesunden. So kommt neben dem Beruf das Privatleben seit vielen Jahren viel zu kurz. Mir hilft Bewegung/ Sport, am besten in der Natur. Ansonsten brauche ich sehr viel Zeit für mich allein.
Viele Grüße!
Chinchine
Beiträge: 65
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Chinchine »

Guten Morgen Phoenix,

mein Therapeut (psychologischer Psychotherapeut) ist Verhaltenstherapeut. Der Fokus der Therapie liegt auf Traumaverarbeitung und -bewältigung.

Mir ging es in meinem Beitrag darum, dass vielleicht auch bei anderen, die trotz Therapie und Medikament chronisch depressiv sind, eine Traumatisierung (mit-)ursächlich sein könnte und möglicherweise nicht erkannt und behandelt wird. Meine zweite Therapeutin meinte, dass sie die bei mir auch "fast" übersehen hätte.

Ich drücke dir für deine Therapiesuche die Daumen!
Jane Eisklar
Beiträge: 71
Registriert: 20. Mär 2021, 13:41

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Jane Eisklar »

Hi Chinchine,

Auch bei mir liegt der Erkrankung eine traumatische Kindheitserfahrung zugrunde. Durch Therapien und Medikamente ist die Depression einigermaßen in den Griff zu bekommen, die Trauma-Reaktionen allerdings nicht. Ich habe allerdings auch noch keine Traumabehandlung bekommen. Bin immer davor abgeschreckt, weil ich befürchte, dass da noch viel mehr ans Tageslicht kommt und die Re-Traumatisierung noch stärker wird.

Das Problem ist, dass jede Retraumatisierung auch bedeutet, dass die Depression sich bei mir verstärkt. Es dauert dann eine ganze Weile, bis sich das wieder einigermaßen stabilisiert hat. Und solange das Trauma da ist, unbewältigt, wird auch die Depression bleiben, mehr oder weniger. Insofern ist es eine chronische Depression, die allerdings bedingt ist durch das chronische Trauma.

In meiner SHG habe ich Menschen kennengelernt, die z.B. nach der Berentung depressiv wurden, in ein Loch fielen, weil sie sich zu sehr auf den Job konzentriert hatten zuvor. Aber solche Depressionen sind dann irgendwann wieder verschwunden, so als wären sie nie passiert. Die brauchten dann weder Medis noch Psychotherapie noch eine SHG. Sie waren geheilt.

Bei mir wird das wohl nie passieren, fürchte ich.

Liebe Grüße

Jane
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Chinchine,
vielen Dank für deinen Beitrag! Ich schwanke noch zwischen tiefenpsychologisch fundierter Therapie und Verhaltenstherapie. Es ist aber vielleicht in jedem Fall sinnvoll, dass sich die Therapeutin mit Traumabewältigung auskennt.
Viele Grüße und einen guten Tag euch allen!
Winterkind04
Beiträge: 359
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Winterkind04 »

Hallo zusammen,

erstmal danke für euere Antworten.

Ja, traumatisiert bin ich auch. Hatte auch eine Verhaltenstherapie mit Trauma- Elementen.

Energie und Antrieb ist bei mir auch dass Problem. Aktiv sein ist echt schwierig. Vor allem in einer Gesellschaft wo wenn man nicht funktioniert oft aussortiert wird.
Bekommt ihr eueren Alltag geregelt? Oder, seit ihr damit auch manchmal total überfordert? Bei mir ist es immer sehr schwankend. Wenn ich alles einhalten und nicht über meine Grenzen gehe - funktioniert alles, aber es funktioniert nur. Aber wenn es mir für meine Verhältnisse gut geht - übertreibe ich bzw. meine alles nachholen zu müssen was ja mal wegen fehlenden Antrieb nicht ging. Und, dann komme ich wieder in diese Erschöpfung. Finde, irgendwie kein Mittelweg.
Chinchine
Beiträge: 65
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Chinchine »

Erstmal sorry an Winterkind, ich hoffe, ich sprenge deinen Thread nicht mit meinen Beiträgen...

Ich weiß selbst, wie schwer es fällt, die Hoffnung nicht aufzugeben und wie schwer manche Krankheitsphasen auszuhalten sind.

Ein Psychologe hat zu mir gesagt, einen Fall wie meinen hätte man früher als "therapieresistent" oder gar "Behandlungsversager" eingeordnet. Inzwischen sei aber erkannt worden, dass auch in vergleichbaren Fällen mit jedoch deutlich längerer Behandlungsdauer (Intervalle mit / ohne Therapie) positive Ergebnisse erzielt werden... im Bezug auf mich sprach er von einem Zeitraum von 3-5 Jahren.

Mich hat das erst mal geschockt, aber mit emotionalem Abstand zu dieser Aussage, hat sie mir geholfen anzunehmen, dass ich für mich "professionelle Hilfe" brauche und in "Anspruch nehmen darf"- und geduldiger und verständnisvoller mit mir zu sein als mir zu sagen "hilft doch eh alles nix".

@ Jane

Ich kann deine Bedenken und Ängste nachfühlen. Nach einem für mich katastrophalen Therapieende bei einer ärztlichen Therapeutin habe ich 3 Jahre gebraucht, mich noch mal auf Therapeutensuche zu machen. Mit meinem jetzigen Therapeuten habe ich diese Retraumatisierung letztes Jahr erfolgreich bearbeitet. Die Stunden waren sehr anstrengend und er hat ein Mal gesagt: "ich weiß, dass Sie das viel Kraft kostet, aber ich muss mit Ihnen durch den Schmerz gehen." Ich fühle mich bei ihm sicher und erlebe ihn als souverän, auch in schwierigen Therapiephasen. Er hat mich von Anfang an ermutigt, auch Bedenken oder Dinge, die mich stören, offen anzusprechen. Symptomfrei werde ich wahrscheinlich auch nie sein, aber ich hoffe doch, langfristig mehr Lebensqualität zu bekommen. Ich wünsche dir sehr, dass du- wenn du soweit bist - jemanden findest, der dir hilft, mit deiner Vergangenheit "Frieden zu schließen" und deine Verletzungen zu heilen.

@ Phoenix

Ich glaube, die Therapieform ist letztendlich nicht so entscheidend, sondern ob du dich beim Therapeuten (m/w/d) wohl fühlst und dich öffnen kannst - und ob er dir bei deiner Störung helfen kann. Versuche, da auf dein Bauchgefühl zu hören. Der bestqualifizierteste Therapeut nützt dir nichts, wenn "die Chemie nicht stimmt" und du kein Wort rausbekommst oder es nur beim "Smalltalk" bleibt.

@ Winterkind

Ja ich bekomme meinen Alltag geregelt, aber fühle mich auch regelmäßig überfordert/erschöpft/kraftlos. Für mich hat leider in der Arbeit zu funktionieren oberste Priorität und wenn es mir schlecht geht, steigere ich mich da noch mehr rein. Bei mir ist das leider neben der Kindheitsprägung ein Muster um meinen nicht vorhandenen Selbstwert zu kompensieren und bloß nicht meine finanzielle Unabhängigkeit zu riskieren. Ich bin auch auf der Suche nach einem gesunden Mittelweg und einem dauerhaften Ausweg aus dem von dir ähnlich beschriebenen Teufelskreis.



Habt ein schönes Wochenende!
Winterkind04
Beiträge: 359
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Winterkind04 »

Nee, du sprengst dieses Thema nicht.

Mir hilft auch der Austausch hier und auch von anderen zu hören. Ich kann hier nicht in die Selbsthilfegruppe. Hierzu schreibe ich aber aus diversen Gründen jetzt nicht mehr.

Wenn ich dein Beitrag so höre, höre ich auch raus das du probierst zu funktionieren. Ich muss auch alleine für mich sorgen auch finanziell. Dass, ist auch sehr belastend. Vor allem wenn aufgrund andere chronischen Erkrankungen immer im Raum steht, dass ich mich immer mal wieder auf Krankengeld einstellen muss.

Aber mich beruhigt es auch immer wenn ich hier lesen kann oder mich austauschen und weis ganz allein bin ich nicht.
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Winterkind, Hallo Chinchine,

was das Funktionieren im Beruf bei gleichzeitiger Antriebslosigleit und Erschöpfung angeht: Ihr nehmt mir die Worte aus dem Mund! Das kann ich genau so unterschreiben: Ich funktioniere seit Jahren nur und muss mindestens 90% meiner Energie, die ohnehin maximal 60% eines gesunden Menschen beträgt, in den Beruf investieren - oder zumindest glaube ich, das zu müssen. Ich muss auch allein für mich sorgen und leide immer öfter unter Existenzängsten, da ich spüre, den beruflichen Anforderungen immer weniger gewachsen zu sein. Ich fühle mich einfach immer erschöpfter. Ich hatte nun länger Urlaub und habe erschrocken festgestellt, wie lange ich gebraucht habe, bis die Erschöpfung einigermaßen nachgelassen hat und wie leer, einsam und traurig mein Leben ohne Arbeit eigentlich ist. Eben weil ich sonst so wenig Energie übrig habe für mein Privatleben.
Während meines Urlaubs bin ich immer erst gegen 1/ halb 2 schlafen gegangen und bin - oft nach einer schlechten Nacht - erst gegen 11:30 aufgestanden. Mir macht die bevorstehende Umstellung große Angst.
In Bezug auf die Therapie: Ich denke auch, dass es vor allem auf die Chemie ankommt. Die stimmt eigentlich schon zwischen meiner Therapeutin und mir, allerdings weiß ich nicht, ob sie meinen Problemen wirklich gewachsen ist (aber da habe ich ja schon in einem anderen Thread zu geschrieben).
Ich glaube auch, dass meine Therapie sehr lange dauern wird - dummerweise bin ich aus verschiedenen Gründen Selbstzahlerin, was die Existenzängste verstärkt.
Viele Grüße an alle!
Winterkind04
Beiträge: 359
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Winterkind04 »

Hallo zusammen,

ich muss auch sagen, dass ich schon länger nicht mehr Vollzeit arbeite. Sondern reduziert. Irgendwie habe ich aktuell, dass Gefühl das dass Geld immer schlechter bis zum Monatsende. Vollzeit arbeiten keine Option. Habe jetzt mich aber entschieden es mit einem Antrag auf Schwerbehinderung zu versuchen. Da sind Steuervorteile mit verbunden. Ja, ich probiere aber irgendwie Kontakt zu halten oder aufzubauen. Mir steht aufgrund einer OP eine längere Krankheitszeit bevor. Davor graut es mir. Aber Arbeit ist auch Struktur und damit geht es mir immer besser! Auch wenn ich mich durchkämpfen muss.
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Winterkind,
ja, ich arbeite auch Teilzeit, allerdings noch mehr als 3/4 Stelle. Ich gehe aber davon aus, dass ich noch weiter reduzieren werde. Mir geht es aber auch wie dir: Die Arbeit gibt mir auch Struktur und lenkt auch von den ewigen Grübeleien ab. Und man wird gebraucht, erwartet und wertgeschätzt, was wiederum gut für den Selbstwertgefühl ist.
Viele Grüße!
Winterkind04
Beiträge: 359
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Winterkind04 »

Ich auch. Mehr reduzieren geht bei mir finanziell einfach nicht.
Leider, sind bei uns die Mieten sehr teuer.

Ja, habe neulich einen Bericht gelesen- dass Arbeit bei Depressionen auch zur Heilung beiträgt. Ja, und man hat auch soziale Kontakte.

Aber, man denkt immer warum packen die anderen es so problemlos. Aber die haben dann andere Probleme. Ja, es lenkt von der Grübelei ab.

Viele Grüße
Chinchine
Beiträge: 65
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Chinchine »

Hello again...

Vollzeit kann ich auch nicht mehr arbeiten.

Bei mir ist das Problem, dass ich sehr hohe Ansprüche an mich und meine Leistungen habe. Passiert mir ein Fehler geht mir das viel zu nahe und ich werde unsicherer und kontrolliere viel nach. Das kostet wieder Zeit, die fehlt. Ein Teufelskreis...

Aber gerade wo ich nach einer OP krankgeschrieben bin, merke ich, dass "nur daheim sein" Gift für meine Psyche ist und Ängste auslöst.

Die Arbeit fehlt mir- ohne Arbeit kein Wochenende, ohne Arbeit kein Urlaub. Und einzelne Kollegen vermisse ich auch sehr. Sie gibt mir Halt, Struktur, Unabhängigkeit und auch wichtige menschliche Begegnungen.

Es wäre schön, wenn wir ein Maß finden könnten, dass uns Kraft bleibt, für Aktivitäten, die uns gut tun.
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Marleo84 »

Hallo!

Ich bin gerade zufällig auf diesen Beitrag hier gestoßen und freue mich sehr darüber! Ich leide unter einer sogenannten Double Depression, also einer chronischen Depression und dazu habe ich noch eine rezidivierende Depression mit immer wiederkehrenden schweren depressiven Episoden, gerade die zweite in diesem Jahr. Ich habe mich so sehr über euren Beitrag gefreut, weil ich auch weiter arbeite gehe, auch in den schweren Episoden. Ich bin überzeugt davon, dass es gut ist. Ich bin erfolgreich in meinem Beruf, es gibt mir Selbstwirksamkeit, Struktur und soziale Kontakte. Ja, es ist wahnsinnig anstrengend. Aber ich habe festgestellt, dass wenn ich Zuhause bin, ich auch irgendwie immer an irgendwas arbeite. Irgendwie ist es mir auch für.eine psychische Gesundheit enorm wichtig, Sicherheit zu haben, finanziell und sozial. Ich bin auch noch eher jung (oder mittelalt, je nach Perspektive).

Aber ich mache auch oft die Erfahrung, dass ich nicht richtig ernst genommen werde (na wenn sie noch arbeiten geht, dann kann es ja nicht so schlimm sein, schwer depressive haben doch keine Kraft mehr...) Und das trifft mich dann sehr. Die Diagnose Double Depression ist leider eine der schwersten depressiven Diagnosen, ich bin nur irgendwie nicht bereit, mir dadurch einen Stempel verpassen zu lassen...

Ich bin sehr froh darüber, hier einen Beitrag darüber gefunden zu haben, wie man konstruktiv damit umgehen kann!

Danke euch!
Winterkind04
Beiträge: 359
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Winterkind04 »

Hallo,

freut mich von dir zu lesen.
Merke, es jetzt auch gerade wieder - war wegen einer OP mehr als zwei Wochen krank geschrieben. Nur zuhause ist einfach nichts - ich liege dann nur rum und bekomme nach ein paar Tage nichts mehr gebacken. Mir gibt dir Arbeit auch viel Struktur und mit 80% Arbeitszeit überfordere ich mich nicht. Und, kann mir genug Pausen können. Dass, ist für mich auch wichtig und dass brauche ich auch.
Würde, gerne noch weniger Stunden arbeiten um noch mehr Yoga, Achtsamkeitskurs oder was mir so einfällt machen. Momentan mache ich Feldenkrais - ist auch sehr entspannt. Was hilft euch den so.
Übrigens bei mir chronische Depressionen - mit Mittelgradigen Episoden. Also auch nicht so ohne.
Schön, dass nochmal jemand hier geschrieben hat
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Antiope »

Meine Meinung zu Medikamenten ist ganz einfach: wenn es chronisch ist und mehrere Depressionsformen miteinander verbandelt, warum nicht ausprobieren?
Wenn man mit dem "einfachen Latein" am Ende ist, sollte man etwas anderes versuchen.

Ja, auch ich habe das Element Depression in mehreren Geschmacksrichtungen: saisonal, Dysthymie, rezidivierend mit einigen schweren Episoden, chronisch. Keine Medikamente während einer schweren Episode ist keine Alternative mehr. Ich habe es mehrmals versucht - und das war eine ziemlich schlechte Erfahrung.

Einen Stempel habe ich für mich deswegen nicht, wenn ich Medikamente dagegen nehme. Den hätte ich nur, wenn ich ihn mir selbst aufdrückte.
Wenn man ein Antidepressivum nimmt, heißt das doch nicht, dass man das immer nehmen wird. In der Regel wird nach einigen Monaten ein langsamer Ausstiegsversuch gemacht.
Ich würde ein solches Medikament nur als notwendiges Hilfsmittel sehen, für die Zeit, in der es nicht anders geht.
Das Erstaunlichste bei dem Ganzen ist für mich immer wieder: wie viel leichter die Bewältigung des ganz normalen Alltags plötzlich wieder wird. Man kommt wieder *zu sich selbst* zurück und findet verschüttete Kräfte wieder. Riesige Berge, gestern noch komplett unbewältigbar, werden machbar. WIEDER machbar. Und man merkt, wie sehr man durch die Episode niedergedrückt worden ist, wieviel der kaum mehr vorhandenen Energie abgesaugt worden ist durch den Kampf damit.
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Winterkind,

Ich arbeite derzeit auch nur 20 Stunden auf vier Tage. Die Vier Tage Woche war die beste Idee überhaupt. Ich habe allerdings auch noch zwei kleine Kinder, also volles Programm :)

Wenn ich virl Zuhause bin, werde ich immer einsam und dadurch schnell antriebslos. Irgendwie lohnt es sich dann für nichts mehr, sich anzustrengen. Jemanden treffen geht dann auch nicht, weil alle anderen arbeiten sind, das macht es dann auch nur noch schlimmer.

Wie geht es dir nach der OP?

Achtsamkeit und Meditation ist bei mir leider nicht angesagt, weil ich schnell dissoziiere. Ich war vor 1,5 Wochen das erst mal bei einer Körpertherapie, die Grimberg und Somatic Experiencing miteinander verbindet, davon war ich extrem positiv beeindruckt. Das war wirklich toll.

Ansonsten hilft mir lesen und viel Bewegung. Ich gehe viel Spazieren und fahre viel Fahrrad. Und Lernen tut mir gut und Lesen. Und versuche so viele Dinge wie möglich zu machen, in denen ich versinken kann. Aber am Meisten hilft.mir tatsächlich meine freier Freitag.

Zu den Medikamenten: irgendwie war ich schon immer dagegen - für mich. Bei anderen finde ich das völlig in Ordnung, also ich lehne ADs nicht grundsätzlich ab. Während meiner aktuellen schweren Episode habe ich erstmalig darüber nachgedacht, aber noch ist der Druck nicht zu groß. Ich habe allerdings auch noch nicht alles ausgeschöpft. Es ist erst meine erste Therapie und ich habe noch nicht das Gefühl, dass ich mein Leben ausreichend angepasst habe, es gibt aber auch mit Kindern nicht viele Möglichkeiten. Die Jahre vorher habe ich mich irgendwie durchgebissen ohne Therapie.

Ich wünsche euch alles Gute!
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Winterkind04,

das liesst sich ähnlich wie bei mir. Die Depression ist auch eher mehr Chronisch geworden, dazu einen sehr empfindlichen Reizdarm als Zugabe. Ich habe 2011 in letzter Sekunde damals die Notbremse gezogen. Über die Jahre hat sich herausgestellt, das ich innerlich ein Trauma habe, was aus der Schulzeit war/ist (Mobbing, zusammengeschlagen worden usw). Meine Eltern hatten mir das damals alles immer rausgeredet, da meine Oma (auch durch meine Post bekannt) ebenfalls an Depressionen leidet und meine Eltern so paar Sachen erlebt hatten, hatten Sie angst bzw dachten ebenfalls, das ich auch so werde. Zwischenzeitlich hatte ich AD´s genommen. Um erstmal runterfahren zu können und für einen gewissen Zeitraum Ruhe zu haben, danach langsam die Dosis verringert und optimiert. Seit 2017 nehme ich keine mehr.

Zzt ist es bei mir auch eher Stress, angst vor Veränderungen (besonders auf beruflicher ebene) und dann die anderen Themen die ich hier geteilt hatte. Die Sache mit dem Hobby ist für den Anfang eine gute Lösung, Zeit für sich selbst. Ich habe seit Jahren (2002) das Hobby mit dem Flightsimulator am PC. Seit letztes Jahr ist das Angeln dazu gekommen. Dabei kann ich total abschalten und größtenteils meine Sorgen vergessen. Problem ist nur, sobald man gelandet ist, den PC abschaltet oder man nach dem Angeln nach Hause kommt, sind die Sorgen meist wieder da. Ich versuche diese negativen Gedanken mit positiven und schönen Gedanken/Erlebnisse zu übertrumpfen. Klappt eigentlich ganz gut bei mir. Muss aber dazu sagen, das ich langsam an einen Punkt gekommen bin, wo ich keine Kraft dafür habe, sei es das aufraffen oder das konzerntrieren. Über kurz oder lang werde ich den Gang zum Doc auch antreten.


Alles gute für Dich, toi toi toi
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von CJ43 »

Hallo Winterkind,
ich bin auch so eine Frau mit Langzeitdepressionen. Das erste Mal beim Psychiater war ich damit Mitte der 90ger Jahre, da ging es mir richtig schlecht. So schlecht, dass ich mich sofort auf Medikamente eingelassen habe. Die haben etwas geholfen, richtig gut ging es mir aber nicht, wie ich jetzt im Rückblick sagen muss. Nur damals konnte ich "gut" gar nicht mehr erkennen, es war schon ein Erfolg, nicht mehr völlig im Tief zu sitzen.

Im Laufe der Jahre habe ich für mich erkannt, dass es eine super Idee ist, mein AD nicht mehr abzusetzen. Das hat aber 20 Jahre gebraucht. Ich nehme 20mg Fluoxetin und komme damit gut klar. Über Jahre habe ich es nur in sehr schlechten Phasen genommen, das war dann mit dem: Ansetzten/auf Wirkung warten/ später wieder absetzen - eine mehr oder weniger trübselige Zeit.
Ich hatte viele kleine Einbrüche, durch die ich mich durchgequält habe. Aus einem blöden Ehrgeiz, es so schaffen zu müssen. Mit AD geht es mir seit Jahren ziemlich gut.

Gearbeitet habe ich immer, außerdem meine Kinder großgezogen. Bei mir kommt in depressiven Phasen eine große Rastlosigkeit auf, mit ständigem Gedankenkreisen. Ich bin nicht der Typ, dem man es äußerlich sehr anmerkt. Ich schütte mich dann eher mit Arbeit zu und verausgabe mich immer mehr. Das habe ich versucht zu ändern.

Hilfreich sind auch zwei tiefenpsychologische Therapien gewesen. Danach habe ich noch eine Psychoanalyse angefangen, wo ich nur geheult habe und mein ganzes Dasein in Frage gestellt habe, da bin ich dann nach einem halben Jahr ausgestiegen.

Zur Reha bin ich 2x gewesen, da habe ich viel mitgenommen. Dieser Austausch mit anderen war hilfreich und neue Ideen für mich, z.B. wie viel Spaß mir Tanzen und Malen macht. Die positive Wirkung kam aber nicht sofort, eher nach und nach. Es ist schon wieder einige Jahre her, aber mir fällt immer noch viel Positives aus der Reha ein.

Na ja, und dann kann ich inzwischen akzeptieren, dass ich eine Frau mit Depressionen bin. Ich finde es auch leichter, seit so viele öffentliche Personen sich zu ihren Depressionen äußern, wie Kurt Krömer oder Torsten Sträter.
Irgendwie stelle ich mir meine Depression wie ein normales Merkmal meiner Person vor, wie z.B. meine Haare. Die sind störrisch und buschig, aber mit richtiger Pflege kann man was draus machen. Hat halt nicht jeder, solche Haare, aber wen juckts?

Ach so, Bewegung und Licht, das ist mir auch ganz wichtig! Gute Beleuchtung (ein Hoch auf die stromsparenden LEDs!), im Winter eine Tageslichtlampe! Viel draußen sein. Zum Glück fahre ich sehr gerne Fahrrad, da habe ich Licht und Bewegung auf einen Schlag. (Auch im Winter ist die Lichtstärke draußen viel höher als drinnen).

Ich wünsche dir, dass du besser und besser mit deinen Depressionen klarkommst!
Alles Gute für dich!

Liebe Grüße,
Constanze
Luca0405
Beiträge: 51
Registriert: 26. Aug 2021, 21:36

Re: Chronische Depressionen

Beitrag von Luca0405 »

Hallo zusammen.
Hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mich hier einklinke. Bin seit ein paar Wochen hier im Forum angemeldet. Habe aber bisher nur gelesen. Noch nicht getraut was zu schreiben bzw. Energie fehlte.
Zu mir: 45, w, Landei, z.Zt. am Stadtrand gelandet. Ängste und Panikattacken verfolgen mich seit meiner Kindheit. Immer wieder Magen-/Darmprobleme. Wann sich die Depressionen eingeschlichen haben weiß ich gar nicht wirklich... ...Sind zumindest seit ca. 20 Jahren immer wieder bei mir zu Gast. 2001-f. erstmals sehr stark mit Suizidgedanken und anschließender
kompletter Verdrängung eines Auslösers. Keine Hilfe gesucht. Weitergemacht. 2016/2017 kamen die 'Altlasten' wieder hoch. Sehr gute Hausärztin und ebensolche FÄ (auch Psychologin, Psychotherapeutin) durch Hausärztin dran gekommen. Glück im Unglück quasi. Vorheriger HA und so genannter Psychologe waren eher nicht so prickelnd; nett formuliert. Mit den neuen Ärzten erstmals Medikamente als Hilfsmittel akzeptiert. Mirtazapin gering dosiert half mir zumindest Gedankenkreisen zu unterbrechen und nachts zu schlafen. Allerdings morgens Trugbilder direkt beim Aufwachen - erst sehr unangenehm aber später als gegeben angenommen. Weniger gut: tagsüber dauermüde, gefühlt wie hinter einem Schleier... kann es nicht besser beschreiben.
Mehrere Monate krank geschrieben anschließend zurück in den Beruf. Psychotherapie lief weiter. Medi ausgeschlichen. Therapie Stütze für mich.
2020 Rückfall nach weiteren Ereignissen. Wieder schwarze Gedankenfürmichbehalten. AU Spätsommer bis in 12/20. Nun Escitalopram 20mg. Nach Arbeitsversuch bisMitte01/21 wieder AU. Arbeit half nicht mehr. Konzentration gleich null, bei Kleinigkeiten in Tränen ausgebrochen.
Sorry. Verzettel mich gerade. Das alles zu schreiben fällt mir schwer.
Sehr große Hilfe neben Ärzten: Familie, wenige aber wirkliche Freunde!!! Unendlich dankbar. Aber auch einige tolle Nachbarn. Musik ist sehr wichtig für mich und Natur. WennauchzT.stätdisch abgespeckt.
Habe mir zudem einen Kindheitstraum erfüllt und einen Hund 'adoptiert'. Er gibt meinem Leben einenneuenSinn und Halt. Grund aufzustehen und weiterzumachen. Er ist zum Glück sehr geduldig mit mir.;-)
Ansonsten neu Thyronajod wg. Schilddrüsenunterfunktion.
Bekomme mein Leben trotzdem nur imSchneckentempo wieder in den Griff. Nie Familie und Freunden fest zusagen zu können - Verabredungen für nächsten Tag - Da keine Ahnung, wie der wird etc. Schlechtes Gewissen wegen Unzuverlässigkeit,fehlender Hilfe für die, die mir viel lbedeuten an allen Fronten.
Aktuell möchte ich wieder möglichst täglich Musik hören, selbst spielen/regelmäßig üben und viel Zeit mit Hund draußen verbringen / ihm gerecht werden. Wichtig auch: lernen für mich zu sorgen,egoistischer sein,Selbstschutz. Weniger ja sondern auch mal nein sagen...
Möchte auch gern wieder arbeiten. Hoffe es klappt alles. Vor allem bezüglich der Konzentration... Diesmal stufenweise Wiedereingliederung hoffe ich f. Jahreswechsel. Anschließend Teilzeitarbeit von Zuhause aus. Denke, dass ich VZ, zumindest vorerst, nicht packen werde. Habe gemerkt, dass Ich lernen muss meine Macken zu akzeptieren als Teil von mir und dass ich viel Zeit für mich benötige + MUSIK meine Lieben und insbesondere meinen kleinen Kumpel und Seelentröster, der gerade Aufmerksamkeit fordert, meinen Hund :-D.

Zu viel geschrieben, hoffe verständlich (immernochviel Chaos im Kopf und um mich rum) u einigermaßen im richtigen Bereich. Zur Zeit nicht in der Lage konkreter auf einiges Erlebtes einzugehen. Vielleicht später. Dies hier fiel mir schon sehr schwer. Tat aber trotzdem gut.
Alle hier im Forum haben viel durchgemacht, jede/r auf eigene Weise und noch weiterhin zu bewältigen.
Ich konnte bereits, allein durchs gröbere lesen (Konzentration), einiges an Denkanstößen mitnehmen.
Vielen Dank dafür.

Ganz lieben Gruß an Euch hier im Forum
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