Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Meridian,

Ich mache eine systemische Therapie. Für mich war das schon immer das Konzept, dem ich mich am meisten verbunden gefühlt habe und ich bin teilweise auch selber systemisch ausgebildet. Entsprechend habe ich mich sehr gefreut, dass das jetzt auch per Kassenleistung geht.

Dass meine Therapeutin gerade so eng an mir dran ist, hat aber eher mit meinem Zustand und meinen Lebensbedingungen zu tun als mit meiner Therapierichtung. In anderen Phasen meiner Therapie hatte ich keine Rufbereitschaft :) und wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, ich bilde mir zumindest ein, dass das auch etwas damit zu tun hat.

Ich muss gleich zur nächsten Stunde ind bin irgendwie schon den ganzen Tag nicht gut beeinander. Obwohl ich echt viel geschlafen habe stecken mir das Wochenende und mein Infekt noch in den Knochen. Mal gucken, was das gibt :(

Liebe Grüße an alle!
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo iffy und Marleo (und alle anderen),

auch wenn der Austausch hier gerade etwas eingeschlafen zu sein scheint, berichte ich euch
mal von meiner ersten Stunde nach der Pause.
Obwohl ich ja vorher dieses merkwürdige Gefühle der Distanzierung hatte, war es doch wieder sehr vertraut.
Während der Sitzung meinte der Therapeut, dass er anfangs Freude bei mir wahrgenommen hätte für einen kleinen Moment und dann sei sie wieder weg gewesen.
Umgekehrt war es aber genau so, als er die Tür öffnete, hatte ich den Eindruck, er freut sich, aber eben auch nur für einen ganz kleinen Moment.
Das ist mir aber erst später wieder eingefallen, also ich konnte in der Stunde zu dem Gefühl der Freude gar nichts sagen und ich bin wieder überrascht, wie das mit den Gefühlen "funktioniert" und manchmal weiß ich gar nicht, wer da jetzt was spiegelt :).
Jedenfalls bin ich tatsächlich froh, dass es weitergeht.
Wie geht es euch denn zur Zeit? Würde mich freuen, wieder von euch zu lesen.

LG, Meridian
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Liebe meridian, marleo und alle anderen,
ich hab tatsächlich auch häufiger an euch gedacht und überlegt zu schreiben. Da es mir aber gerade wirklich nicht gut geht und ich niemanden runterziehen will, hatte ich mich dagegen entschieden. Da du jetzt aber so direkt fragst (was mich sehr freut), schreibe ich doch.
Zuerst einmal ist es wirklich sehr gut, dass du wieder schnell in die Therapie gefunden hast und ihr scheint eine tragfähige Beziehung zu haben.
Ich habe jetzt noch diese Woche Therapie und dann sind 4 1/2 Wochen Pause :o
Mir ging es wie gesagt vorletzte Woche so schlecht, dass mein Therapeut mir einen zusätzlichen Termin angeboten hat und vorschlug, einen Kollegen zu fragen, ob er während seines Urlaub bereit wäre, notfallmäßig für mich da zu sein. Die Suche steht noch aus....
Ich führe wohl einen Machtkampf mit ihm; er hat gefragt, ob ich ihn testen will, wielange er zusehen kann (geht äußerlich ums Gewicht) - aber in Wirklichkeit geht es um viel mehr. Ich weiß auch nicht was los ist, fühle mich machtlos das Rad rumzureißen und komme mir vor wie der Duracell-Hase, der immer weiter rennt und die Realität ausblendet.
Sorry für's Jammern.
Freue mich weiterhin von euch zu hören.
Liebe Grüße
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo iffy,

tut mir leid, dass es dir gerade so schlecht geht. Natürlich kannst du trotzdem gerne hier schreiben, manchmal muss man halt einfach jammern, dafür ist so ein Forum ja auch da.
4 1/2 Wochen Therapiepause ist schon eine lange Zeit, aber dein Therapeut weiß, wie schwierig das gerade für dich ist und ich finde sein Angebot mit dem Notfallkontakt richtig gut und hoffe sehr für dich, dass das klappt!
Es wäre sicher beruhigend für dich, zu wissen, du könntest kurzfristig einen Gesprächstermin bekommen, falls es notwendig ist.
Manchmal reicht es dann schon, diese Sicherheit zu haben.
Ich weiß nicht ob es um einen Machtkampf in eurer Therapie geht, oder ob es, wie du selbst vermutest, um viel mehr geht.
Aber es gibt dem Ganzen nochmal eine andere Dringlichkeit, weil der Therapeut bei dem Thema nicht einfach mal abwarten kann, wie das weitergeht (und du natürlich auch nicht),
Trotzdem habe ich beim Lesen immer den Eindruck, dass er genau weiß, was er tut. Hast du diesen Eindruck auch nach wie vor?
Es ist so entscheidend, wie der Therapeut mit solchen Krisen umgeht. Wenn er kompetent ist und ruhig und gefasst bleibt, auch wenn es emotional hoch hergeht, wird sich das irgendwann auch auf dich übertragen.
Anfangs habe ich in meiner Therapie oft gedacht, woher nimmt er die Sicherheit, dass ich damit umgehen kann, aber es hat mir geholfen, dass er mir das offensichtlich zutraut.
Ich wünsche dir, dass du einen Weg für dich aus dieser Krise findest und dass du wieder etwas zur Ruhe kommst.

Liebe Grüße,
Meridian

P.S. Ich habe meinen Beitrag editiert, weil ich im Nachhinein dachte, ich habe zu viel von mir geschrieben.
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Liebe Meridian,
vielen, vielen Danke für deine lieben Worte. Ich fühlte mich von dir total verstanden und es gibt doch hier kein Ranking wer wieviel von sich schreiben darf. Im Gegenteil: ich finde es immer sehr hilfreich von anderen zu hören wie sie mit bestimmten Dingen umgehen und ihre Erfahrungen sind. Und du bist ja sehr stark auf mich eingegangen.
Und ja - ich suche die Hilfe wohl auch im außen und gebe die Verantwortung für mich an andere ab (was ich bewusst eigentlich gar nicht will :? )
Ich habe weiterhin sehr großes Vertrauen in meinen Therapeuten und genau diese „Beziehung“ war letzte Stunde unser Thema. Ich halte ihn für so kompetent, dass ich ihm zutraue, richtig damit umzugehen; das was dahinter steckt sind wohl meine tiefsten Verletzungen.
Ich freue mich weiterhin von dir/euch zu hören welchen Verlauf eure Therapie nimmt und wie es euch geht.
Ich habe heute Mittag meine nächste Stunde.
Liebe Grüße
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo zusammen!

Liebe Meridian, ich freue mich, dass es für dich weitergeht! Ich finde, du kannst dich freuen, dass dein Therapeut sich gefreut hat. Manchmal kann man Gesten ja auch einfach so stehen lassen.

Und liebe Iffy, es tut mir leid, dass es dir nicht gut geht. Schaffst du es denn, dir zwischendurch etwas Gutes zu tun? Weißt du, was ich mich gefragt habe? Wenn dein Therapeut die Dynamik Machtkampf schon so deutlich erkennt und thematisiert, dann frage ich mich, warum er nicht aussteigt aus der Dynamik sondern es laufen lässt. Weißt du, was ich meine? Wenn ich eine Klientin hätte, bei der ich irgendwann den Verdacht hätte, dass unsere Beziehung die Symptomatik verstärkt (oder andersrum: wenn die Symptomatik unsere Beziehung rechtfertigt), dann würde ich daran etwas ändern wollen oder müssen. Also beispielsweise das Bedürfnis dahinter erforschen oder einen anderen Weg der Bedürfnisbefriedigung suchen. Verstehst du, was ich meine? Vielleicht liegt es an der Therapierichtung, aber bei deinem Therapeuten nehme ich solche Impulse aus deinen Erzählungen heraus nicht wahr.

Mir ging es die letzten Tage ziemlich gut. Meine Kinder halten es in der Ferne gut aus ich habe mir am Wochenende etwas "Urlaub" gegönnt. Freibad, Freunde, Hängematte. Ein bisschen im Ehrenamt gearbeitet. War total schön. Heute morgen bin ich leider aufgwacht und hatte diese blöde Spannung wieder im Körper. War arbeiten und musste aber aufgeben, das Dissoziationsrisiko war zu hoch. Es ärgert mich sehr. Ich mag meinen Beruf echt gerne und verstehe nicht, warum es manchmal so schlecht geht.

Essen war am Anfang eine Katastrophe, habe mich etwas erschrocken, als ich auf der Wasge stand, weil ich eigentlich dachte, ich hätte das im Griff. Habe jetzt aber ganz gut wieder aufgeholt. Der Trick besteht für mich gerade da drin, so viel Zeig mit hohen Kalorienzahlen wie möglich zu essen. Damit komme ich ganz gut zurecht, auch wenn es natürlich furchtbar ungesund ist. So richtig habe ich immer noch nicht verstanden, was gerade das Problem ist. Ich will ja essen. Ernsthaft. Aber egal. Gerade habe ich das unter Kontrolle. jetzt gerade habe ich eine Schüssel mit Stachelbeeren neben mir, die ich gestern im Garten gepflückt habe.

Ich wünsche euch allen alles Gute!

Liebe Grüße!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Guten Abend zusammen,
ich habe mich hier länger nicht gemeldet- mir ging es nicht so gut.
Heute war nach fast vier Wochen Urlaubspause die erste Therapiesitzung und mich haben einige Dinge ge- bzw. verstört: Erstens wirkte sie heute ziemlich unkonzentriert und erschöpft. Sie hat zum Beispiel immer wieder auf ihren Arm geschaut und geseufzt. Dabei trug sie gar keine Armbanduhr...
Dann hat sie auf meine Frage nach der Diagnose gesagt, sie könne mir - ich zitiere - "locker" eine Depression diagnostizieren, was ich äußerst unpassend und unprofessionell fand. Und schließlich hat sie vorgeschlagen, meinen aktuellen Liebeskummer, der heute Thema war, mindern zu wollen, indem sie seine und meine Chakren trennt (???). Sie arbeitet eigentlich tiefenpsychologisch und macht eine Fortbildung zur systemischen Therapeutin. Und als ich dann sagte, dass ich aufgrund der Depression ohnehin Probleme hätte, eine Beziehung einzugehen und zu führen, sagte sie, ihre Hypothese sei, dass ich einen "Gewinn" aus der Depression und den Schlafproblemen ziehen würde, und zwar, nicht ins Leben zu ziehen. Sorry, aber meine Depressionen haben Ursachen.
Ich bin Selbstzahlerin und habe bereits einige Sitzungen bei ihr absolviert, nachdem ich viele Erstgespräche hatte und viele Absagen mangels Plätzen erhalten habe. Deshalb will ich die Therapie nun eigentlich nicht abbrechen, aber die heutige Sitzung hat mir echt zu denken gegeben. Auch fehlte mir bisher die Struktur, die ich nun als Hausaufgabe erstellen soll, indem ich die Puzzleteile der letzten Sitzungen zusammenfügen soll.
Viele Grüße!
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Phoenix,
mit der systemischen Therapie kenne ich mich nicht aus, aber ich bin ziemlich sicher, dass die Trennung von Chakren und Hausaufgaben nicht zur Tiefenpsychologie gehören und ich wäre da wohl genau so verstört wie du.
Und ganz ehrlich, wenn die Struktur fehlt, dann hat das ja wohl auch mit der Therapeutin zu tun, denn sie steuert den Therapieprozess oder sollte das zumindest tun.
Das ist echt unbefriedigend, wie die Stunde gelaufen ist und auf dein Thema, den Liebeskummer ist sie dann nicht weiter eingegangen?
Willst du denn versuchen, das mit ihr zu klären in der nächsten Stunde?
Manchmal ist es gut, das alles erst mal sacken zu lassen oder aufzuschreiben, die Gedanken
etwas zu sortieren.

LG, Meridian
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Meridian,
vielen Dank für deine Nachricht!
Ja, ich werde in der nächsten Sitzung alles ansprechen. Was die Struktur betrifft: Ich habe jedes Mal das Thema, das mich aktuell beschäftigt hat, angesprochen, und sie fand und findet es noch wichtig, darauf einzugehen. Als ich heute die mangelnde Struktur angesprochen habe, meinte sie, dass sie immer noch neue Facetten von mir kennen lerne. Spätestens bei den Chakren war ich raus. Bezüglich des Liebeskummers wollte sie schon die ganze Geschichte hören und hat verschiedene Möglichkeiten des Umgangs skizziert (z.B. etwas sagen vs. Geheimhaltung) und dann kam eben der Vorschlag mit den Chakren. Das ist definitiv nicht mein Ding, auch wenn ich sonst sehr offen bin, was Methoden angeht, wenn sie helfen. Ich sehe es aber ebenso wie du: Ich muss die Sitzung jetzt erstmal sacken lassen.
Viele Grüße
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo liebe Phoenix,

Ich kann gut verstehen, dass dich das verstört hat. Mit systemischer Therapie kenne ich mich ganz gut aus, vielleicht kann ich ein bisschen was erklären! Vorweg vielleicht eine kurze Frage: ist deine Therapeutin eine psychologische Psychotherapeutin oder nur Psychotherapeutin? Also weißt du, ob sie approbiert hat? Ich wundere mich etwas darüber, dass sie tiefenpsychologisch arbeitet und eine systemische Therapie Ausbildung macht. Ich glaube nicht, dass sie sich zwei Approbationsausbildungen leisten kann. Und wenn sie nicht approbiert ist, dann kann man durchaus mal etwas genauer hingucken, was die Qualität angeht. Ohne Approbation wäre sie übrigens auch nicht ausgebildet für Diagnostik und sollte sich da nach meinem Dafürhalten auch zurückhalten und an einen Therapeuten mit Approbation verweisen oder an einen Facharzt. Oder ist sie Heilpraktikerin für Psychotherapie? Das ist dann etwas Geschmackssinn bzw. Ich würde da nochmal genauer hingucken, was ihre sonstigen Qualifikationen angeht.

Chakren haben mit systemische Therapie überhaupt nichts zu tun und meiner Meinung nach in seriöser Therapie auch nichts verloren. Wenn sie da eine persönliche Leidenschaft für hat, dann sollte sie das auch entsprechend "einrahmen" im Therapiekontext. Ich finde das ziemlich irritierend.
Das mit dem Gewinn kommt aus der systemischen Therapie (nicht nur da, andere Richtungen sprechen beispielsweise von sekundärem Krankheitsgewinn).Das macht durchaus Sinn, aber ich habe es auch schon erlebt, dass Klienten auf solche Aussagen sehr irritiert reagieren, wenn sie schlecht erklärt werden oder aber die Beziehung nicht stabil ist. Der Gedanke dahinter ist, dass mentale Erkrankungen für die Klienten eine Funktion haben, man spricht auch davon, dass sie einen Lösungsversuch darstellen auf Bedingungen der Umwelt. So kann es eine Depression beispielsweise einem Klienten ermöglichen, sein Bedürfnis nach Rückzug zu erfüllen. Vielleicht ist es ihm aus verschiedenen Gründen nicht möglich, das Bedürfnis zu erfüllen, weil er sich zum Beispiel schlecht abgrenzen kann, seine Bedürfnis schlecht erfühlen kann oder schlicht und ergreifend zu viel zu tun hat. Durch die Depression wird Rückzug plötzlich nötig und möglich und das nennt man Krankheitsgewinn. Natürlich zu kostenintensiv, weil die Depression natürlich noch "Nebenwirkungen" hat und Leid verursacht. Ziel der Therapie sollte es dann also sein, dass der Klient einen anderen Weg findet, seine Bedürfnisse zu erfüllen, sodass die Depression nicht mehr benötigt wird. Konnte ich das verständlich erklären? Ich mag an dem Konzept, dass es sehr wertschätzend ist, da es jedes Verhalten als Lösungsversuch würdigt. Und vor allem bringt es den Klienten nicht in diese Opferrolle einer traumatischen Kindheit oder ähnlichem, sondern sieht in ihm sehr den beeinflussenden Teil seines Lebens. Wobei Traumata natürlich gewürdigt und betrachtet werden. Wenn ich mal wieder in eine depressive Episode rutsche, dann sagt meine Therapeutin immer "na dann brauchen wir die Symptome noch. Dann müssen wir nochmal hingucken, welche Bedürfnisinformation sie uns liefert". Ich kann damit immer gut arbeiten.

In der systemischen Therapie sollten übrigens auch die Ursachen deiner Depression eine Rolle spielen, also Herkunftsfamilie, Beziehungsdynamiken, innere Anteile, biologische Faktoren, Mehrgenerationenkonfikte, familiäre Aufträge, Traumata, etc.... Die grundsätzliche Haltung ist aber sehr lösungsorientiert.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen. Frag sonst einfach nach. Und guck dir bitte die Qualifikation deiner Therapeutin nochmal an
Es gibt leider wenig Qualitätsstandards und viele schwarze Schafe. Und wenig geschützte Begriffe. Jeder darf sich Psychotherapeut nennen.

Ich habe morgen wieder ne Stunde. Mal gucken.
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Geschmackssache sollte das heißen. Nicht Geschmackssinn. Pah.
Suchende2
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Marleo,

vielen Dank für Deine Erklärung über den Gewinn aus der Krankheit. Das ist ein neuer Aspekt, über den ich jetzt nachdenken sollte (Wo ist mein "Gewinn" aus der Krankheit).

Alles Gute,
Suchende
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Sehr gerne! Ich persönlich spreche immer lieber von der Funktion einer Krankheit als von einem Gewinn. Für mich passt das besser!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Liebe Marleo,
vielen lieben Dank für deine so ausführliche Antwort und die Erklärung zum "Gewinn" oder der Funktion der Krankheit - du hast diesen Ansatz definitiv verständlicher und nachvollziehbarer erklärt als meine Therapeutin, die diesen Aspekt erst zum Ende der Sitzung zwischen "Tür und Angel" angesprochen hat.
Also, laut ihrem Profil auf "therapie.de" ist sie approbierte psychologische Psychotherapeutin und hat Diplom-Psychologie studiert. Für das tiefenpsychologisch fundierte Verfahren hat sie die Approbation erworben, darüber hinaus war bzw. ist sie als Kunst- und Gestalttherapeutin tätig. Sie befindet sich ferner in Weiterbildung in systemischer Therapie an einem privaten Institut. Die Weiterbildungen sind laut Webseite durch das Landesprüfungsamt anerkannt. Ihr Angebot richtet sich aber ausschließlich an privat Versicherte und Selbstzahler.
Also, ich bin wirklich hin- und hergerissen, ob ich überhaupt noch die nächste Sitzung bei ihr wahrnehmen (und damit zahlen) soll, da mich wirklich viele Dinge, insbesondere in der vergangenen Sitzung gestört haben. Ich weiß auch nicht, wo im Prozess wir uns nach 8 Sitzungen befinden, da ist sie sehr intransparent. Und dass es nun meine Aufgabe sein soll, die losen Fäden der bisher sehr unstrukturierten Stzungen zusammenzuführen, überfordert mich. Ich halte das auch definitiv für ihre Aufgabe, nicht für meine. Vielleicht sende ich ihr eine Mail mit meinen Gedanken. Andererseits ist es natürlich gerade jetzt sehr schwierig, einen anderen Therapieplatz zu ergattern. Aber ob eine schlechte Therapie besser als gar keine ist ...
Viele Grüße an alle!
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Liebe Phoenix, das ist doch gut, dass sie approbiert ist. Sie hat wahrscheinlich einfach keinen Kassensitz, deswegen rechnet sie nur über Privatzahler ab. Die meisten systemischen Institute bieten die Ausbildung als Appro Ausbildung, aber auch als Ausbildung an, vermutlich macht sie letzteres. Ist ja auch nicht so wichtig. Irgendeine Form der Approbation finde ich immer wichtig und viele Therapeuten machen tatsächlich ergänzend noch eine systemische Ausbildung.

Hausaufgaben sind auch ein übliches Mittel in der systemischen Therapie, vielleicht fragst du sie mal, was ihre Idee dahinter war?

Ansonsten ist es vielleicht auch mach acht Stunden vielleicht etwas früh, um Bilanz zu ziehen. Ihr lernt euch ja immer noch kennen, zumindest ging es mir so. Ich fühle mich ja aich immer noch Strukturlos, aber ich beziehe das ja immer schön fleißig auf mich ind meine vielen Themen...
Sul
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sul »

Hallo Phoenix2019,

es tut mir sehr leid, dass du so eigenartige Erfahrungen in der Psychotherapie machst. Bei "Chakrentrennung" würde es mir persönlich zu viel und zu esoterisch werden. Hingegen ein Trennungsritual zu machen - mit Vorbereitung - fände ich gut. Die losen Enden der angefangenen Therapie zu reflektieren könnte auch ganz spannend sein. Es geht ja wohl auch darum einen Fokus, einen Schwerpunkt zu finden. Aus meiner Sicht ist das jedoch ein gemeinsamer Prozess.

Nach 8 Stunden Psychotherapie würde ich mich noch in der Anfangsphase einer Therapie befinden, Vertrauen aufbauend, einen Fokus suchend und hoffentlich findend.

Ich habe als Selbstzahlerin auch einmal eine Therapie einfach abgebrochen, als plötzlich während der Therapiestunde die Preise angehoben wurden, weil ich angeblich ein anderes Problem hätte, was mehr kosten würde. Die Therapeutin war Heilpraktikerin. Eine schlechte Therapie würde ich persönlich nicht fortführen. Was soll außer Frust dabei herauskommen? Aber ein klärendes Abschlussgespräch könnte hilfreich sein.

Viele Grüße, Sul
Sul
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sul »

Hallo Marleo84,

die Approbation sagt nicht unbedingt etwas aus. Es gibt immer noch viele Therapeuten, die über die sogenannte Übergangsregelung eine Approbation erhalten haben und nicht einmal eine abgeschlossene Therapieausbildung haben. Und es gibt auch viele gut ausgebildete Psychotherapeuten, die kein Richtlinienverfahren (VT, TP, PA) erlernen wollten, sich aber in anderen Verfahren (z.B. Gestalttherapie, Körpertherapie) fortgebildet haben.

Viele Grüße, Sul
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Liebe Marleo, liebe Sul,
vielen Dank für eure Beiträge! Ja, bei mir gibt es auch SEHR viele Themen und ich habe sie in jeder Sitzung mit einem neuen konfrontiert... Ich habe nur irgendwie den Eindruck, dass sie vielleicht überfordert ist und öfter selbst erschöpft und unkonzentriert wirkt, vor allem in der letzten Sitzung nach ihrem Urlaub... Außerdem würde ich mir mehr Führung und Struktur durch sie wünschen. Ich finde schon, dass das ihre Aufgabe ist. Und die Sache mit den Chakren ist wirklich nicht mein Ding. Ich hatte sie bisher auch nicht esoterisch gesehen/ erlebt und dachte, ich höre nicht richtig.
Ich denke, genau das werde ich ihr sagen oder bereits vor der nächsten (und ggf. letzten) Sitzung mailen.
Viele Grüße!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

PS: Ich resigniere leider langsam, aber sicher, nachdem ich in Summe bisher bestimmt schon mehrere Tausend Euro in Erstgespräche/ Therapieanfänge investiert habe, ohne davon wirklich profitiert zu haben. Im Gegenteil habe ich mittlerweile den Eindruck, dass jeder Fehlversuch mich noch hoffnungsloser und verzweifelter werden lässt. Ich halte eine gute und passende Therapie mittlerweile für einen Lottogewinn;)
Viele Grüße
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Sul,

Das stimmt sicherlich, es sagt nicht unbedingt etwas aus. Aber es ist zumindest ein Anhaltspunkt. An eine Approbation ist ja zum Beispiel auch die Verpflichtung verknüpft, sich regelmäßig weiterzubilden.

Aber letztendlich ist es Glaubenssache.nich selber vertraue nur den Richtlinienverfahren und bin bei Gestalt- oder Körpertherapie schon skeptisch, zumindest wenn nicht eine Richtlinienausbildung noch zusätzlich vorliegt. Und ganz wichtig ist mir, dass die Therapeuten Psychologen sind. Aber wie gesagt, da sind die Geschmäcker ganz verschieden. Was ich ganz schwierig finde, sind auf jeden Fall die Heilpraktiker für Psychotherapie. Aber gut, auch die haben schon Menschen geholfen, insofern sollen meine Urteile hier nicht so stark ins Gewicht fallen.
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Ihr Lieben,

Ich bin gerade auf dem Weg, meine Kinder abzuholen. Morgen fahre ich dann mit ihnen nach Hause. Heute war kein so guter Tag, sowohl im Büro als auch am Bahnhof war es irgendwie zu viel und ich musste etwas kämpfen, um da zu bleiben...

Ich habe gestern das erste mal seit langem meine Therapeutin mal wieder auf das Thema Essen angesprochen, da ich in den letzten Wochen mittlerweile stark an Gewicht verloren habe und merke, dass die Leute mich anfangen anzugucken, weil ich so schnell abgenommen habe. Ich schäme mich dafür. Sie meinte, laut icd10 wäre es keine klassische Essstörung, da es nicht ums abnehmen gehe, ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich da so zustimme. Sie war schon sehr besorgt und wird es sicherlich im Auge behalten. Sie hat es jetzt erstmal im als Symptom der Depression eingeordnet (soooo depressiv bin ich eigentlich gar nicht aktuell, glaube ich) und meint, als kurzfristiger Lösungsversuch hinsichtlich Selbstwirksamkeit und Kontrolle wäre das ok. Langfristig müsse da natürlich was anderes her und wir haben uns auf eine Grenze geeinigt, ab der es nicht mehr ok ist.

Eigentlich war es eine okaye Stunde, warum ich jetzt wieder so blöd rumdissoziiere ist mir nicht ganz klar. Vielleicht bin ich einfach müde.

Liebe Grüße an alle!
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Hallo an alle,
marleo, du hattest skeptisch angesprochen, warum mein Therapeut aus der Dynamik des Machtkampfes nicht aussteigt, wo er doch den Zusammenhang zu meinem Gewichtsverlust erkannt und benannt hat. Diese Frage hab ich mir tatsächlich auch gestellt; und so sehr ich mir gewünscht hätte, dass er mich endlich erlöst - desto sehr weiß ich auch, dass diese kurzfristige Erleichterung wieder nur von außen gemacht wäre. Und ich bei der nächsten Krise wieder im außen suchen müsste und es nicht aus mir selbst heraus schaffe.
Ich habe jetzt tatsächlich 4 1/2 Therapiepause und schwanke zwischen Verzweiflung keinen Ansprechpartner zu haben wenn es schwierig wird und Erleichterung nicht reflektieren, über mich nachdenken zu müssen.
Ich kann nicht wirklich einschätzen wie gefährlich mein Gewicht ist, immerhin funktioniere ich ja noch :?
@marleo
ich fände es hilfreich, wenn du mir schreibst (gerne privat), welchen BMI ihr als Grenze gesetzt habt.
LG
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo iffy,

jetzt ist die Pause also da und als ich deinen Beitrag gelesen habe, habe ich mich gefragt, ob es vielleicht ganz okay ist, sich selbst auch eine Pause von der Therapie zuzugestehen und tatsächlich mal nicht ständig über sich nachzudenken.
Ich weiß nicht, ob das so möglich ist, stelle bei mir aber fest, dass mich etwas an dieser Erwartungshaltung, die Therapiepausen möglichst gut "nutzen zu müssen", zunehmend stört.
Klar ist es gut, wenn ich es schaffe, während dieser Zeit einigermaßen fürsorglich mit mir umzugehen und nicht ständig in Panik zu geraten, weil der Therapeut nicht da ist, aber möglicherweise wird das ja leichter, wenn ich mich selbst etwas distanzieren kann von der ganzen Problematik, den schweren Themen und dem um sich selbst kreisen...
Das hat mich wirklich nachdenklich gemacht, was du geschrieben hast.
Schwierig wird es natürlich, wenn es um existenzielle Dinge wie Essen und Gewicht geht , ich wünsche dir, dass du da einen Weg, eine Balance findest in dieser Zeit.
Hast du denn für Notfälle einen Therapeuten, den du kontaktieren kannst?
Bei mir geht die Therapiepause auch in die 2. Runde, wegen Krankheit ist die Praxis die nächsten
2 Wochen geschlossen.

Liebe Grüße an alle,
Meridian
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Iffy,

Ich hatte einen etwas anderen Gedanken zum Aussteigen aus der Dynamik. Mir ging es nicht darum, dass er dich erlöst, sondern dass er das Spiel nicht mehr mitspielt. So lange er im Machtspiel bleibt, übernimmt er ja quasi mit die Verantwortung und es wundert mich, dass er sich da nicht stärker distanziert. Aber dein Therapeut wirkt grundsätzlich sehr reflektiert und scheint dich gut zu beobachten, er wird seine Gründe haben.

Ich habe die Therapiepause teilweise auch als Erleichterung wahrgenommen, auch wenn ich die Überwiegende Zeit sehr angespannt war, aber das lag nicht an der Therapie. Man konnte die Dinge mal etwas sacken lassen. Von einigem konnte ich mich etwas distanzieren, bei anderen Themen hatte ich den Impuls, genauer nachzufragen. Ich wünsche euch beiden, Iffy und Meridian, dass es euch genauso geht!

Liebe Grüße!
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Vielen Dank liebe marleo und meridian.

@meridian
da sind wir ja jetzt in einer ähnlichen Situation und auf Pause wg. Krankheit konnte man sich nicht vorbereiten. Ich hoffe, du kannst dir die Selbstfürsorge und das Nicht-mit-sich-selbst-beschäftigen-müssen (schreibt man das so?) erlauben.

@alle
Ja - mein Therapeut beobachtet mich wohl sehr genau und ich glaube weiterhin, dass er weiß was er macht und seine Gründe hat. Er hat mir in der letzten Stunde einen Kollegen genannt (mit dem er über mich geprochen hat), an den ich mich im Notfall wenden kann und mir angeboten, ihm zu mailen (was er bisher noch nicht angeboten hatte). Also von daher fühle ich mich etwas sicherer. Aber klar - ich muss die Veränderung herbeiführen, ich entscheide tagtäglich, stündlich ob, was, wann ich esse.

Eure liebe und verständnisvolle Rückmeldungen tun mir total gut und ich hoffe, euch bald auch wieder meine Unterstützung anbieten zu können. Im Moment versuche ich mich halt über Wasser zu halten.

Liebe Grüße
Antworten