Zwischen innerer Unruhe, Zweifeln und Antriebslosigkeit

Antworten
takecareofyourself
Beiträge: 12
Registriert: 1. Feb 2021, 12:05

Zwischen innerer Unruhe, Zweifeln und Antriebslosigkeit

Beitrag von takecareofyourself »

Hallo liebes Forum,

ich melde mich das erste mal persönlich, sonst habe ich immer nur ab und an mitgelesen.

Ich bin 24 Jahre alt und seit Februar diesen Jahres in Psychotherapie aufgrund einer mittelschweren depressiven Episode (meine erste). Aktuell ist mein Therapeut leider im Urlaub (er kommt morgen endlich wieder) und ich stehe auf sehr dünnem Eis.
Bisher hatte ich das Gefühl, dass die Therapie mir sehr gut tut und ich auch Fortschritte mache. Auch am Anfang seines Urlaubs hatte ich das Gefühl, alles im Griff zu haben - dann ging es leider bergab.
Ich habe mich letztes Jahr nochmal eine Ausbildung als Krankenschwester anzufangen, meine erste Ausbildung habe ich als Designerin mit dem Schwerpunkt Fotografie erfolgreich abgeschlossen. Ich habe einige Jahre im Marketing gearbeitet, war zum Schluss aber so unglücklich damit und vor allem mit meinem Arbeitgeber, dass ich da nur raus wollte. Da ich über neue Ausbildung schon länger nachgedacht habe, habe ich diesen Schritt dann gewagt. Einige Monate nach Ausbildungsstart habe ich aber festgestellt, dass ich meinen kreativen Job auch nicht gänzlich aufgeben möchte und arbeite seither Nebenberuflich als selbstständige Designerin.
Diese Doppelbelastung ist natürlich viel, macht mir aber eigentlich sehr Spaß. Ich glaube aber, dass ich in der Therapiepause leider doch etwas zu viel gemacht habe, außerdem habe ich irgendwie gedacht, dass es mir ja gut geht und deshalb auf die in der Therapie gelernten Methoden weitestgehend verzichtet. Was soll ich sagen, war ne doofe Idee. :( Dazu kommt, dass ich mich in meinem aktuellen Arbeitseinsatzort überhaupt nicht wohlfühle, was die ganze Sache nicht besser macht.

Die letzten Wochen wechsele ich also immer wieder zwischen starker innerer Unruhe, Zweifeln an gefühlt allem, vor allem aber oft an meiner Beziehung, was mich sehr, sehr belastet und Antriebslosigkeit. Ich war letzte Woche schon zwei Tage krank und bin heute auch direkt wieder nach Hause gegangen, weil es einfach nicht ging. Ich fühle mich gegenüber meinem AG, meinem Partner und auch mir selbst irgendwie einfach nur schuldig und schlecht. Ich denke oft, dass ich doch einfach nur mehr Leichtigkeit zulassen und einfach nur glücklich sein müsste, aber es geht einfach nicht. :( Manchmal denke ich auch, ich müsste einfach nur mein ganzes Leben umkrempeln, den Job hinschmeißen, meinen Partner verlassen (und mich einbuddeln :lol: ), aber ich glaube nicht, dass das wirklich meine Depression verändern würde, denn wenn ich länger alleine Zuhause bin, fange ich nur noch mehr mit dem Grübeln an und dann geht es mir auch nicht besser. Arbeit ist also doof, Zuhause auch und ich fühle mich mit allem überfordert, obwohl ich bisher nach Außen immer noch gute bis sehr gute Leistungen bringen konnte.
Mein Partner bringt mir ein unglaubliches Verständnis entgegen, wofür ich sehr dankbar bin, allerdings fühle ich mich dadurch manchmal noch schlechter, weil er immer für mich da ist und alles möglich machen möchte und ich eigentlich trotzdem nur an allem zweifele. Wir sind seit 5 Jahren zusammen.

Ich weiß jetzt auch nicht, was ihr da machen sollt. Ich glaube ich wollte das nur alles mal loswerden. Aber vielleicht hat ja jemand noch Ideen oder Tipps die helfen könnten, aus so einem Loch wieder rauszukommen. Mein Therapeut hat mir verschiedene Werkzeuge mit an die Hand gegeben, die meinen Selbstwert stärken sollen und meine Gedanken überprüfbar, sowohl mehr Wohlbefinden erzeugen sollen. Aber sobald ich in so einem Loch bin, scheint das alles nicht mehr zu funktionieren...

Liebe Grüße

takecareofyourself
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Zwischen innerer Unruhe, Zweifeln und Antriebslosigkeit

Beitrag von malu60 »

Hallo,guten Morgen" takecarofyourself"oh,welch ein Nickname, und willkommen hier
.
Ich glaube,dass ist schon mal ein guter neuer Schritt,Dich hier mitzuteilen.
Alles was Du schreibst ist mir nicht fremd und eindeutig depressives Empfinden.
Es ist gut,dass die therapeutenfreie Zeit bald vorbei ist und Du weiter Deinen eigenen
Weg da raus erarbeiten kannst.Ich habe gelernt in diesen Zeiten erstmal keine wichtigen
Entscheidungen zu treffen.Du machst vieles doch ganz toll,beruflich gehst Du mutig neue Wege,hast ein sicheres Bauchgefühl,was Du kannst und willst.Krankschreibung,würd das helfen?

Die Depression verstellt diesen Blick auf ganzer Linie,Hilfe annehmen zu müssen,war mir
das Schlimmste,ich konnte dann schwer einen lieben Menschen ertragen.Fühlte mich auch schlecht,schuldig und dachte ich zieh alle mit runter.....immer dachte ich,ich müßte doch nur
zufrieden sein,unkomplizierter......ich könnte,wenn ich wollte,alles meine Schuld....

Hab mich dann als Zumutung empfunden und weitestgehend isoliert.Absolut der falsche Weg.
War auch gegen Medi,s,doch heute sehe ich es als sinnvoll an diese einzusetzen,wenn es
so schlimm wird,dass ich keinen Antrieb mehr habe und nur noch in Grübelschleifen hänge.

Vielleicht hilft Dir ein Gespräch mit einem Psychiater zwischenzeitlich ,auch Hausärzte nehmen sich Zeit,wenn man sich öffnen kann.
Das SPZ hat Anlaufstellen,zur Krisenintervention,auch Institutsambulanzen in UniKliniken kann man aufsuchen,meist Uni,s angeschlossen....relativ zeitnah

Aber hier kannst Du Dir auch alles von der Seele schreiben und einen guten Austausch finden,den wünsche ich Dir....Dein Thread wird viele ansprechen,alles Symptome von Depri

Ich wünsche Dir,dass Du Hilfe findest und es bald erträglicher wird.L.G.malu
Leben ist mehr
takecareofyourself
Beiträge: 12
Registriert: 1. Feb 2021, 12:05

Re: Zwischen innerer Unruhe, Zweifeln und Antriebslosigkeit

Beitrag von takecareofyourself »

Hi malu60,

vielen Dank erstmal für deine Antwort und deine lieben Worte. Irgendwie ist es schön, nicht alleine zu sein, auch wenn man das natürlich irgendwie auch keinem anderen wünscht. :)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob mir eine Krankschreibung helfen würde, da ich Zuhause alleine ja auch in dem Loch sitze. So habe ich zumindest noch etwas Ablenkung. Aber stand heute war Arbeiten eben nicht drin. Ich denke ich werde morgen auch noch Zuhause bleiben und dann mit meinem Psychologen das weitere Vorgehen besprechen.

Ich habe vor der Therapie immer gedacht, dass ich nicht "krank genug" bin, um mir Hilfe zu holen. Ich dachte, das macht doch jeder mal durch und ich müsste das doch dann auch schaffen. Langsam sehe ich das natürlich etwas anders, auch wenn es mir manchmal noch immer schwer fällt, Grenzen zu setzen und Pausen zu machen. Und ich hab gelernt, dass mir Gesellschaft von lieben Menschen meist doch gut tut, auch wenn es mich immer Überwindung kostet und ich erst eigentlich gar nicht will.

Vor Medis habe ich ehrlich gesagt etwas Respekt wegen der Nebenwirkungen und auch so generell. Aufgrund einer chronischen Erkrankung nehme ich schon seit meiner Kindheit Medikamente, daher würde ich da auch nicht so viel zusätzlich einnehmen wollen.

Danke auch für die Tipps mit den Anlaufstellen. :)
Antworten