Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Marleo und iffy,

das, was du, Marleo, geschrieben hast, hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Es ist schon so, dass ich mich ganz gut eingerichtet habe in diesen wöchentlichen Gesprächen, mich so sehr darauf verlasse, alles, was passiert, was in mir vorgeht, einmal die Woche "loswerden" zu können, dass ich wahrscheinlich oft gar nicht mehr versuche, selbst eine Lösung zu finden.
Ich denke ja immer, ich würde es schon merken, wenn es dann irgendwann gut wäre mit der Therapie, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Von daher ist eine Begrenzung der Therapiestunden vielleicht doch ganz sinnvoll, wenn mir auch das Therapieende nach wie vor Angst macht.
ich habe auch nicht den Eindruck, dass du therapiemüde bist, du machst dir ja viele Gedanken, wie es weitergeht in deiner Therapie und es sind noch viele Themen zu bearbeiten.
Es gibt vielleicht in jeder Therapie solche zähen Phasen, wo man mit allem irgendwie hadert, frustriert und unzufrieden ist, das kenne ich auch.
Die Zweifel und die Befürchtungen mit dem Therapeuten zu besprechen, hat sich für mich, ähnlich wie für iffy, als sinnvoll erwiesen und ich habe das immer klären können.
Anfänglich hatte ich auch oft die Angst, dass der Therapeut irgendwann aufgibt und sich
einen Klienten sucht mit nicht ganz so vielen Problemen und der nicht ständig widerspricht :)
Weil du gefragt hast: weit mehr als die Hälfte der Therapie ist jetzt vorbei.
Ich hoffe, du kommst gut zu Hause an und kannst das, was du ansprechen willst,
noch etwas sortieren vor der nächsten Stunde.

@ iffy
Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir schon damit verbracht haben, dass ich die Hilfe (oder, wie du schreibst, die Rettung) immer wieder im Außen suche statt in mir.
Das erklärt dann auch, wieso es diese Bedeutung hat, wenn der Therapeut in Urlaub geht.

@alle
der Austausch mit euch, eure Gedanken, die ihr mit mir teilt, das ist wirklich hilfreich.

LG, Meridian
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Iffy und Meridian,

@iffy das war gar nicht nur an Meridian gerichtet, du darfst natürlich gerne antworten!

Ich glaube übrigens, dass es total normal ist, sich "einzurichten" in seinen Stunden. Irgendwie sind sie dafür ja auch da, dass man dort zur Ruhe kommt, sich entspannt, sich öffnet etc.... Ich glaube nur, dass das eben nur ein Teil des Prozesses ist und dass es genauso wichtig ist, sich irgendwann wieder zu lösen. Denn sonst macht man es sich dort gemütlich in seinem Wohlfühlort und verliert dadurch natürlich die Lösungsorientierung im Außen aus dem Blick. Aber das werden eure Therapeuten schon steuern und wenn sie euch gerade noch im Wohlfühlen lassen, dann ist das doch schön!

Meine scheint ja eher auf Lösung zu drängen. Hmmpf.

Ich glaube, dass ich mich therapiemüde fühle, hat wahrscheinlich was mit meiner Ratlosigkeit und meiner üblichen Konfliktlösungsstrategie zu tun: Rückzug :) ich werde das ansprechen müssen. Ich habe mir jetzt mal zur Vorbereitung auf die nächste Stunde alle Themen aufgeschrieben. Dann kriege ich sie vielleicht leichter raus. Ich bin nämlich oft sprachlos oder noch schlimmer, erstarrt, und mache es damit natürlich meiner Therapeutin auch nicht leicht.

Liebe Grüße an alle!
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

@marleo
ein Erinnerungszettel zu schreiben ist eine gute Idee und bei dir scheint das „erstarren“ ja auch ganz andere Dimensionen anzunehmen. Ich hoffe der Leitfaden hilft dir „dabei“ zu bleiben und du kannst alles ansprechen was dir wichtig ist.

@meridian
tja - das bekannte Thema: wie weit lassen wir uns auf die Beziehung zum Therapeuten ein, dürfen uns bei ihm wirklich wohlfühlen und einrichten und ab wann müssen wir uns wieder zurückziehen, uns vor zu viel Nähe schützen, damit es nicht zu gefährlich wird, wir nicht abhängig werden…

Meine gestrige Stunde war eher bla, bla….ich wusste nicht wirklich was ich erzählen sollte, kann ja nicht ständig das gleiche sagen. Da kam gestern Abend bei mir gleich wieder der Gedanke auf: naja so schlecht kann es dir ja anscheinend nicht gehen, vielleicht brauche ich gar keine Therapie, was mache ich hier eigentlich….
Ich weiß, dass das der Anteil in mir ist, der Angst hat sich zu viel zu nehmen (ist öfter unser Thema) und der es nicht verdient hat, so viel Raum einzunehmen. Da fällt mir gerade auf, dass man das mit dem „Raum einnehmen“ auch auf mein Gewicht übertragen könnte :roll:
Wie geht es dir inzwischen in deiner therapiefreien Zeit?
LG
Heiligendamm2020
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

Ich höre gerade zu dem Thema "Depressionen" einen Podcast in der ARD Audiothek.
Dabei bin ich auf folgendes Buch gestoßen, welches ich euch unbedingt empfehlen kann.
"Psychoanalyse tut gut" von Dunja Voos.

@Meridian
Ich stehe auf der Warteliste eines Institutes für Psychotherapie und muss warten.
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Iffy,

Ja, ich bin die Meisterin des Erstarrens. Aber das soll hier nicht Thema sein :) meine Liste ist über die Therapiepause ziemlich lang geworden, dafür war die Pause also gut geeignet. So wie ich mich kenne, wird die Zeit gerade so reichen, alles vorzutragen :)))

Ich hatte gehofft, im Urlaub etwas zuzunehmen. Viele Restaurantbesuche und viel soziale Kontrolle. Das hat leider nicht geklappt. Aber ich habe wirklich gut Abstand gewinnen können zur Therapie. Freue mich aber auch auf die Stunde nächste Woche. Bin sehr gespannt, wie es mir danach geht!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
Marleo, du scheinst deine Therapiepause ja gut genutzt zu haben. Ich wünsche dir eine gute Sitzung nach der Pause!
Meine Therapeutin ist auch gerade 3 Wochen im Urlaub und ich hänge, da ich gerade auch nicht arbeiten muss, ziemlich durch. In mir ist in den letzten Tagen das Gefühl aufgekommen, dass ich mich irgendwie im Stich gelassen fühle von meiner Therapeutin, denn sie hat mir keine/n Kollegin/Kollegen oder Anlaufstelle genannt, an die ich mich während ihrer Abwesenheit wenden könnte. Ich hatte auch erst 7 Sitzungen mit ihr und habe den Eindruck, dass sie meine Verfassung noch nicht richtig erfasst hat. Ich hoffe, ich kann die Pause auch noch konstruktiv nutzen.
Viele Grüße!
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängs

Beitrag von iffy04 »

@Heiligendamm
Ja, das Buch ist wirklich sehr gut, ich habe das auch verschlungen. Dunja Voss hat auch einen Blog: „Medizin im Text“, den ich sehr empfehlen kann: https://www.medizin-im-text.de/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

@Marleo
Es hört sich so an, als ob dir der Raum der Therapie doch viel bedeutet (nicht wie therapiemüde 8-) ). Interessant finde ich deine Aussage bezüglich der sozialen Kontrolle beim Thema Essen. Das kenne ich auch von mir, dass ich mich quasi beobachtet fühle und irgendwie bedroht in meiner Autonomie, denn nur ich entscheide ob, was, wann und wieviel ich esse (ich weiß, klingt krank und ist es wohl auch).

Hallo phoenix im Kreis der Therapie-Urlaubs-Geschädigten (auch wenn es bei mir noch knapp 3 Wochen dauert). Ich kann natürlich nicht beurteilen wie gut dich deine Therapeutin bereits einschätzen kann, aber ich hab bisher noch in keiner Therapie eine „externe“ Anlaufstelle genannt bekommen, ich denke die Offiziellen kennst du bestimmt. Mir hilft Tagebuch schreiben, alles was ich dem Therapeuten sagen wollte, schreibe ich auf und wenn ich es am nächsten Tag lese, habe ich etwas Abstand dazu und kann neue Sichtweisen gewinnen (klappt natürlich nicht immer, aber ist vielleicht ein Versuch wert).
Alles Liebe
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo iffy04,
danke für das Willkommen und die Idee mit dem Schreiben eines Tagebuchs!:) Fa wird sich einiges ansammeln;) Ich weiß ja auch, dass auch meine Therapeutin mal Urlaub braucht und gönne ihn ihr von Herzen, mein Problem ist, dass die Ferien-/Urlaubszeiten für mich immer am schwierigsten sind- dazu gehört zum Beispiel auch Weihnachten und der Jahreswechsel. Aber ich werde versuchen, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen und alles aufschreiben. Danke und viele Grüße!
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Iffy und Phoenix, herzlich Willkommen in der Runde.

@iffy anfangs hat mich die soziale Kontrolle auch gestört, ich war regelrecht beleidigt, wenn ich essen musste. Mittlerweile versuche ich sie zu nutzen. Jede Mahlzeit in Gesellschaft ist eine, die drin ist. Nützt ja nix. Irgendwie muss ich ja essen. Ich habe auch immer noch nicht verstanden, warum mir das aktuell so schwer fällt. Ich liebe eigentlich Essen. Bei mir ist es aber ähnlich wie bei dir. Du willst nicht gerne viel Raum Einnehmen, ich würde gerne unsichtbar werden. Aber ich hätte soooo gerne meine alte Freude am Essen zurück! Dafür würde ich echt einiges geben.

@Phoenix, ach geht so, konstruktiv genutzt. Vielleicht war es bei mir leichter, weil ich diejenige war, die in den Urlaub gegangen ist. Jetzt bin ich gerade auch noch dick erkältet ind habe eh keine Lust das Haus zu verlassen. Aber in meinem Kopf ist ein ziemliches Durcheinander und es hat sich so viel angestaut, dass ich weiß, dass die nächste Stunde nicht reichen wird und dann hänge ich wieder drin in dieser Warteschleife. Deswegen genieße ich gerade die Ruhe. Außerdem ist hier gerade sooo viel los weil mein Freund am Montag nach Japan fliegt für sechs Wochen und ich hätte eh nicht wirklich den Kopf frei.
Du stehst ja mit sieben Sitzungen auch noch an einem ganz anderen Punkt. Da werdet ihr ja auch gerade erst warm, da kann ich verstehen, dass du dich alleine gelassen fühlst. Aber ich fände es auch ungewöhnlich, wenn man externe Ansprechpartner bekommen würde abseits der Üblichen. Aber hey! Wir werden doch diese paar Wochen schaffen, oder?

Konstruktiv nutzen würde ja bedeuten, zum Beispiel Dinge zu finden, die dich gut ablenken können und dir gut tun. Ich habe eine Notfalliste im Handy mit Dingen, die ich machen kann, wenn es mir nicht gut geht. Wenn es mir nämlich nicht gut geht, dann fällt mir nichts mehr ein. Vielleicht kannst du dir auch so eine Liste erarbeiten?

Liebe Grüße in die Runde

Marleo.
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Marleo,
danke für dein Willkommen, deine Motivation und den Tipp mit der Liste. Ich glaube, ich hänge so durch, weil ich in den letzten Monaten praktisch durchgearbeitet habe und nun von 180 auf 0 runtergebremst wurde. Und weil ich sonst soviel Zeit und Energie in meinen Beruf stecken muss, merke ich jetzt, wie leer mein Leben ist. Ich hatte mir auch vorgenommen, so viel Liegengebliebenes zu erledigen (Steuererklärung, Ausmisten, Arzttermine), kann mich aber auch dazu gerade nicht aufraffen, weil diese Dinge ja auch nicht gerade Spaß machen;) Aber auch Reisen ist schwierig wegen meiner Schlafstörungen und geringen Energie. Also lebe ich so in den Tag hinein. Ich werde mich aber bemühen, die richtige Balance zwischen Entspannung und Aktivität zu finden.
Euch einen guten Tag und viele Grüße!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
was mich gerade in Bezug auf meine Therapie beschäftigt: Trotz mehrfacher Nachfrage nennt meine Therapeutin (tiefenpsychologisch) keine klare Diagnose, sie scheint sich davor irgendwie zu scheuen. Auch hat sie mal geäußert, dass sie es nicht so gut findet, wenn ich sage, dass ich unter Depressionen leide, sondern es lediglich Symptome einer Depression seien. Für mich kommt das zwar aufs Gleiche raus, aber gut.
Ich nehme an, dass sie verhindern möchte, dass ich mich mit einer Diagnose identifiziere und selbst "abstemple", bin mir aber nicht sicher. Mein Verdacht war natürlich auch schon, dass sie einfach (noch) keine verlässliche Diagnose stellen kann. Habt ihr Ähnliches erlebt?
Viele Grüße!
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hier ist ja richtig viel los gerade....
@ Phoenix
Willkommen in unserer SHG.
Ich kann es gut nachempfinden, dass du dich im Stich gelassen fühlst.
Ihr lernt euch ja gerade erst kennen, das Vertrauen in die Therapeutin (und in dich selbst) ist wahrscheinlich noch nicht so gefestigt und da sind 3 Wochen Pause eine ziemlich lange Zeit.
Übrigens habe ich von meinem Therapeuten auch keine Ansprechpartner für den Notfall bekommen. ich denke, er geht davon aus, dass ich das schon hinbekomme, also weiß, an wen ich mich mich wenden könnte und irgendwie finde ich es auch gut, dass er mir zutraut, entsprechend für mich selbst zu sorgen.
Trotzdem fühle ich mich jedes Mal wieder sehr verlassen, wenn er nicht da ist.
Das, was hier schon genannt wurde, die Gedanken und Fragen zur Therapie, aufzuschreiben, kann helfen, das alles etwas zu sortieren und es ist auch interessant, das später nochmal zu lesen. Ich kann daran auch gut erkennen, was sich in der Therapie schon bewegt hat, wo es Fortschritte gibt.
Und es hat mir geholfen, hier zu schreiben und Zuspruch zu bekommen, zu wissen, anderen geht es ähnlich.

@Heiligendamm
Das Buch von Dunja Voos und ihre Online-Beiträge kenne ich auch, sie sind wirklich gut
Sich auf eine Psychoanalyse einzulassen ist mutig. finde ich.
Das ist sicher sehr herausfordernd, alleine von der Anzahl der Stunden her und es es ist noch mal eine viel Intensivere Beziehung zum Therapeuten.
Ich wünsche dir, dass du bald einen Therapeuten findest, mit dem du gut arbeiten kannst.

@iffy
Diese Stunden, in denen ich zwar viel erzähle, aber anschließend denke, so wichtig war das jetzt aber nicht, die kenne ich auch gut.
Ich stelle mir dann immer vor, wie der Therapeut jetzt aus all dem das herausfiltern muss, was evtl. bedeutsam ist.
Wie ist denn deine 2. Sitzung letzte Woche verlaufen?

@Marleo
Du hast es ja fast geschafft mit der Therapiepause.
Hoffentlich kannst du das, was dir wichtig ist, ansprechen nächste Woche und vielleicht ist es gar nicht notwendig, so viel zu planen, weil die Stunden ja doch meistens eine Eigendynamik haben.
Mir geht es übrigens auch so, dass mir nichts einfällt, wenn es mir schon schlecht geht.
Ich könnte dann nicht einmal sagen, was mir gerade gut tun würde.
Von daher ist dein Hinweis mit der Liste im Handy gut, um sich wieder daran zu erinnern und sich nicht so hilflos zu fühlen.
Im Moment geht es mir wieder besser, nachdem ich letzte Woche versucht habe, das AD abzusetzen, was wohl eine blöde Idee war, das ausgerechnet jetzt in der Therapiepause zu machen. Inzwischen nehme ich es wieder.

Liebe Grüße an alle,
Meridian
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Phoenix,

unseres Beiträge haben sich überschnitten.
Mein Therapeut (auch TP) hat ähnlich reagiert wie deine Therapeutin, als ich ihn auf eine bestimmte Diagnose angesprochen habe.
Er hat dann u.a. die Gegenfrage gestellt, ob und warum ich mich da selbst einordnen würde.
Ich denke, der Grund könnte der sein, den du vermutest, also dass man sich mit der Diagnose identifiziert.
Bin gespannt was die anderen dazu schreiben.

LG, Meridian
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Meridian,
auch dir vielen Dank für das Willkommen und deine Erfahrung! :) Ich bin auch gespannt auf weitere Erfahrungen/ Einschätzungen. Vielleicht handelt es sich ja um einen typisch tiefenpsychologischen Ansatz.
Viele Grüße!
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Wirklich gerade sehr interessant hier....
@Meridian
die 2. Stunde letzte Woche war die bla,bla-Stunde, bei der davor konnte ich ehrlicher sein. Ehrlicher bedeutet, dass ich glaube etwas von anderen zu brauchen, dass ich es mir nicht selbst geben kann. Aber das kann ich ja nicht jede Stunde sagen - obwohl das eigentlich das Thema ist.
Dass du dein AD während der Therapiepause absetzen wolltest, könnte darauf hinweisen, dass du dir und der Welt beweisen willst, dass du es alleine schaffst. Der Therapeut ist gerade nicht für dich da und da brauchst du auch kein AD??? hab natürlich keine Ahnung ob das für dich zutrifft - ich kenne aber ähnliche Gedankengänge von mir ;)

Witzigerweise habe ich mir für die nächste Stunde vorgenommen zu fragen, welche Diagnose er eigentlich für den Gutachter benannt hat. Dass er mir nicht erzählt was in dem Gutachten so drin steht, kann ich ja noch verstehen, aber welcher ICD-10-Schlüssel da steht, würde mich schon interessieren. Aber ich bin mir auch sicher, dass er mir nicht antwortet, sondern eher mit einer Gegenfrage kommt, warum das für mich wichtig wäre...oder so ähnlich. ich werde berichten

Liebe Grüße
Marleo84
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo zusammen,

Ja, Meridian, ich habe es fast geschafft! Freut mich, dass es dir wieder besser geht!

Zu den Diagnosen: Diagnosen in der Psychotherapie sind immer schwierig. Vorrangig werden sie für die Krankenkasse erstellt, damit abgerechnet werden kann. Die einzige Therapierichtung, die wirklich Diagnosen "braucht", ist die VT, weil da nach Manualen gearbeitet wird. Und bestimmte Therapien, die auf bestimmte Störungsbilder ausgerichtet sind. Systemische Therapeuten lehnen Diagnosen zum Beispiel eher ab. Die sicherste und sauberste Diagnostik läuft über Testverfahren, ich bin mir aber nicht sicher, inwieweit ambulante Therapeuten das flächendeckend anbieten, da sie für die Tests jeweils auch Lizenzen bezahlen müssten.
Tatsächlich passiert es nicht selten, dass Klienten sich mit ihren Diagnosen "verheiraten", was häufig die Lösungsorientierung erschwert. Die Welt wird dann nur noch durch die Brille der Erkrankung gesehen und Verhalten häufig dadurch gerechtfertigt. "Ich bin depressiv, deswegen bin ich antriebslos und das ist ok so" versus "oh, heute bin ich aber etwas schlapp, vielleicht ruhe ich mich erstmal aus und mache dann später etwas". Ebenso haben Diagnosen häufig Auswirkungen auf das Umfeld des Erkrankten, die dann beispielsweise denjenigen schonen, ihm Arbeit abnehmen und ihn dadurch vielleicht kurzfristig entlasten, langfristig jedoch die Situation stabilisieren und ebenfalls Gefahr laufen, zu erkranken. Deswegen sind gerade die Therapeuten, die sehr lösungsorientiert arbeiten, kein großer Fan von Diagnosen. Wenn beispielsweise noch Psychiater an der Behandlung beteiligt sind ist es oft anders, weil die medikamentös Behandlung eine Diagnostik braucht.

@Phoenix, eine weitere Hypothese in deinem Fall wäre, dass deine Therapeutin bei dir evtl einen Burnout sieht, aber keine Depression? So wird es nämlich häufig formuliert, dass ein Burnout die Symptome einer Depression hat, aber nicht alle Kriterien einer Depression erfüllt. Behandlungswürdig ist er natürlich trotzdem.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße,

Marleo.
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Marleo,
danke dir für all die Informationen. Meine Therapeutin hat schon gesagt, dass meine Symptome auf eine Depression hinweisen. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich die Diagnose schon von mehreren Therapeuten erhalten habe.
Auch dir ein schönes Restwochenende!
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo iffy,

es gab zwar einen anderen Grund (einen medizinischen), das AD abzusetzen bzw. war es die Vermutung der Hausärztin, dass es einen Einfluss auf best. Blutwerte haben könnte.
Aber ich habe sie in dem Gespräch selbst darauf gebracht, weil ich schon die Idee hatte, es jetzt abzusetzen.
Und ja, da spielt das, was du geschrieben hast, sicher eine Rolle.
Damit hätte ich dem Therapeuten und mir selbst meine Unabhängigkeit beweisen können.
(Der Therapeut würde jetzt vielleicht sagen: Wir können uns gerne darüber unterhalten, warum Sie meinen, das beweisen zu müssen :) )
Tja, leider ist es mit meiner Unabhängigkeit dann doch nicht so weit her, ich bin gerade einfach nur froh, dass es kein Rückfall ist und es mir wieder besser geht.
Es ist aber auch okay so, ich brauche eben zur Zeit noch sowohl das AD als auch die Therapie.
Wieder etwas gelernt.

LG, Meridian
iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Liebe Meridian,
ich wollte dir nicht zu Nahe treten und die Gründe deines Absetzversuches beurteilen.
Es freut mich, dass es dir wieder besser geht und es kein Rückfall war.
Der Therapeut würde jetzt vielleicht sagen: Wir können uns gerne darüber unterhalten, warum Sie meinen, das beweisen zu müssen :) )
Das kommt mir bekannt vor :lol: , dass ich mir vorstelle wie der Therapeut wohl jetzt reagieren würde (wenn er denn reagiert).
Ich würde nicht generell sagen, dass du abhängig bist, du bist bestimmt in ganz vielen Bereichen deines Lebens sehr unabhängig. Nur - wie du auch mir geschrieben hattest - brauchen wir eben temporär in bestimmten Bereichen Unterstützung und die dürfen wir uns auch nehmen, sei es medikamentös und durch Gespräche.
LG
Marleo84
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Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Phoenix,

Ich hoffe, ivh bin dir nicht zu Nahe getreten. Ich kann natürlich überhaupt nicht erahnen, an was du erkrankt bist. Die Formulierung deiner Therapeutin ist nur eine typische Burnout Beschreibung, das ist alles was ich sagen wollte, aber das kann natürlich auch purer Zufall sein. Ich wollte dir damit nichts zuschreiben und es gibt 1000 Gründe, warum sie es so gesagt haben könnte. Letztendlich ist diese Unterscheidung ja eh irgendwie fragwürdig.

Das Thema Diagnosen treibt mich ja auch irgendwie um. Behandelt werde ich auf die Double Depression, wobei ich die blöde Dysthymie als viel schwieriger empfinde. Aber ich habe ja auch den Verdacht, dass mein Problem (unter anderem / eigentlich) gerade ein ganz anderes ist. Wir werden sehen. Mittwoch geht es weiter.

Euch allen noch einen schönen Sonntag. Hier gehts heute so drunter und drüber, dass ivh gar keine Zeit habe, übers Kranksein nachzudenken. Das tut ganz gut!

Liebe Grüße!
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

@iffy

Du bist mir nicht zu nahe getreten. Du hattest vollkommen recht mit deiner Vermutung und hast ja auch geschrieben, dass du diese Gedankengänge ebenfalls kennst.

LG, Meridian
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Marleo,
danke für deine Nachricht! Du bist mir überhaupt nicht zu nahe getreten, ich wollte nur erwähnen, dass meine Therapeutin die Diagnose Depressionen selbst schon geäußert hat. Da die bei mir chronisch ist und ich (bisher zumindest) "funktioniere", tippe ich auf Dysthymie, von der ich erstmals hier im Forum gelesen habe. Ich sehe die Nicht-Benennung von Diagnosen (sofern schon verlässlich) auf Nachfrage der Patientin/ des Patienten kritisch, da man 1. das Recht darauf hat und 2. sonst genau das passieren kann, was mir gerade passiert: Man grübelt darüber, warum man keine Antwort erhält. Zumindest sollte die Therapeutin/ der Therapeut erklären, warum sie/ er (noch) keine Diagnose nennt. Meine Frage einfach ins Leere laufen zu lassen, finde ich fragwürdig.
Trubel klingt anstrengend, aber schön, wenn man auch mal abgelenkt wird!
Viele Grüße!
iffy04
Beiträge: 431
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Hallo zusammen,
ich muss jetzt auch nochmal das Thema Diagnose ansprechen. Marleo hat ja ausführlich erklärt, warum es kontraproduktiv sein kann, sich zu sehr auf die Diagnose zu konzentrieren und ich kann das absolut nachvollziehen.
Ich hab' jetzt mal versucht in mich hineinzuhören, warum ich es doch gerne wissen will und mich es stört, dass die Therapeuten da so ein Geheimnis draus machen. Ich glaube, ich fühle mich durch das Nicht-Wissen in einer unterlegenen Positition, der Therapeut weiß etwas, was ich nicht weiß; er hält mir etwas vor, eine Beurteilung über mich und wie phoenix sagt, hat man ja auch ein Recht darauf. Oder vielleicht auch so etwas wie: er traut mir wohl nicht zu, dass ich mit der Diagnosestellung angemessen umgehen kann, er glaubt wohl, ich würde mich damit zu sehr identifizieren und einrichten.

Vielleicht gebe ich dem auch gerade zu viel Bedeutung :roll:
Ich habe in 3 Stunden Therapie und bin am Überlegen, ihn doch mal direkt zu fragen.....es würde das Gespräch vielleicht auch mehr auf den aktuellen Stand, wo stehe ich mittlerweile, wie sieht er meine Entwicklung usw. lenken.....

mmmmmh

Alles Liebe
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo iffy,

zum Thema Diagnosen möchte ich jetzt kurz noch etwas richtigstellen:
Über die ursprüngliche Diagnose, die der Therapeut auf dem ersten Antrag an die Krankenkasse vermerkt hat, habe ich mit ihm gesprochen.
Aber als es später um eine weitere Diagnose ging, die ich in einer psychosomatischen Klinik erhalten habe, hat er mit der Gegenfrage reagiert.
Ich denke, wenn es für dich gerade diese Bedeutung hat, die Diagnose zu wissen, dann ist es wichtig, das auch anzusprechen.
Denn wenn du weiterhin das Gefühl hast, dass dein Therapeut dir etwas vorenthält, was du eigentlich wissen solltest, dann wäre das sicher nachteilig für die weitere Therapie.
Ich gehe auch davon aus, dass er sich schon dazu äußern wird.

Alles Gute für die Stunde nachher und LG
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo zusammen,

Ich gebe euch völlig Recht, Diagnosen sollten kein Geheimnis sein, denn dann entsteht ein Machtgefälle in der Beziehung und das ist mit Sicherheit nicht hilfreich. Die Therapeuten sollten zumindest begründen können, warum sie das nicht thematisieren wollen. Wobei ich das Ablenken oder darüber hinweggehen wirklich auch merkwürdig finde. Das ist dann buchstäblich wie der Elefant im Raum... Da hilft wahrscheinlich nur ansprechen.

Meine nächste Stunde rückt näher. Sie ist etwas in Gefahr geraten, da mein Sohn krank ist. Wenn er bis Mittwoch wieder halbwegs fit ist, dann schicke ich ihn mit der Babysitterin los. Falls nicht, dann muss ich entweder die Stunde auf nächste Woche schieben oder das Angebot einer Onlinesitzung annehmen. Ich bin mir aber total unsicher. Ich habe Angst zu dissoziieren, wer hilft mir denn dann da raus? Alternativ könnte ich nur leichte Themen ansprechen, aber dann kann ich mir die Stunde im Grunde auch sparen. Ich bin noch unentschlossen.

Überhaupt fehlt mir irgendwie die Freude auf die Stunde. Ich weiß gar nicht recht, was ich da soll und kann kein gutes Anliegen formulieren (es ist ja nicht so, dass ich keines hätte, aber ich kann es nicht gut zusammenfassen). Ich vermute es liegt daran, dass ich evtl etwas Kritik äußern muss und dann will ich das tun, was ich immer mache: weglaufen... Hmmmpf.

@iffy wie war es bei dir? Hast du nach den Diagnosen gefragt?
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