Einsamkeit

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cconverse1
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Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo ihr Lieben,

seit ich 13 Jahre alt bin, leide ich nun an Angststörungen und mit 17 Jahren kam die Depression hinzu.
Die Ängste schränken mich gerade im Umgang mit neuen Menschen oder potenziellen Partnern sehr ein, weshalb ich immer mehr vereinsame. Ich habe einige gute Freunde und diese auch bereits seit Jahren. Der wichtigste Mensch für mich ist meine beste Freundin, die ich bereits seit Kindertagen kenne.
Momentan geht es mir sehr schlecht, weil ich das Gefühl habe, dass sich bei allen Menschen etwas weiter entwickelt nur bei mir nicht. Ich stehe jeden Tag auf, lasse verschiedene Podcasts laufen, damit es nicht so still ist (was ich irgendwie auch schon erbärmlich finde).
Dann gehe ich zur Arbeit, komme abends nach Hause und versacke vor Netflix und co.
Ich kann mich zu nichts aufraffen und setze mich selbst unheimlich unter Druck. Mein Bruder hat gerade ein Haus gekauft. Meine beste Freundin ist gerade Mutter geworden, was unendlich schön ist und der kleine ist wirklich ein Schatz. Ich habe ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil ich seitdem immer mehr das Gefühl habe, außen vor zu sein und nichts zu erreichen. Dies kann schnell als Missgunst oder Ähnliches ausgelegt werden, was es aber nicht ist.
Ich bemerke nur, dass ihr Leben sich komplett verändert hat und dort nicht mehr so viel Platz für mich ist bzw. ich da nicht mehr so rein passe. Ich kann mit dem Thema einfach nicht so viel anfangen und diese ganze neue Situation belastet die Freundschaft natürlich sehr. Ich werde bald mit ihr darüber sprechen, habe jedoch große Angst, dass sie zu empfindlich reagiert, wenn es um ihre Mutterschaft geht und es in einem riesigen Streit ausartet. Natürlich ist sie im Bezug auf dieses Thema sehr sensibel, da ja auch für sie noch alles ganz neu ist. Ich werde es trotzdem versuchen und ihr erklären, dass ich Angst habe, sie zu verlieren.

Momentan bin ich sehr hoffnungslos, da ich für mich nicht sehe, dass es irgendwann besser wird. Und das sehe ich ehrlicherweise schon seit Jahren so. Man lebt halt in den Tag hinein und so vergeht Jahr für Jahr. Nun bin ich fast 30 Jahre alt (klar schon noch jung) aber ich sehe, wie mein Umfeld sich weiter entwickelt und Dinge erreicht, die ich niemals haben werde. Meine Ängste und depressiven Gedanken sind zu groß, um Hoffnung zu haben und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wenn man schon über zehn Jahre mit diesen Ängsten, Selbstzweifeln und Depressionen herum läuft und sich nichts bessert, geht die Hoffnung irgendwann verloren.

Ich weiß auch nicht, was ich mir von diesem Beitrag erhoffe aber es tut vielleicht einfach mal gut, es sich von der Seele zu schreiben.

Liebe Grüße
Nina
Greta1962
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Greta1962 »

Hallo Nina!

Ich denke, dass das Alter so zwischen 20 und 30 für viele schwierig ist. Bei vielen geht es in Richtung "toller Beruf, Partner/in, Haus, Baby" ... bei vielen aber auch nicht und schon tut sich da eine Kluft auf, die ggf. schwer zu überwinden ist. Das fällt schon gesunden Menschen schwer - Menschen mit einer Krankheit wie Depressionen o.ä. natürlich schon mal um ein vielfaches.

Es wäre gut für dich, wenn du dich nicht vergleichen würdest. Dein Leben läuft anders als das deiner Geschwister, Freunde, Bekannten. Und weißt du, es muss deshalb nicht schlechter sein. Ein Leben z.B. als junger Mutter ist auch nicht immer rosig - im Gegenteil - schlaflose Nächte, viele Sorgen, Überforderung, Stress mit dem Partner ... ! Oder ein gebautes Haus - wieder schlaflose Nächte wegen der hohen Schulden oder doofe Nachbarn oder was auch immer. Und ein Partner - klar, toll, wenn man jemanden gefunden hat, mit dem es harmoniert - aber es soll auch andere Fälle geben, ständiger Streit und Generve ... !

Will sagen:
zum einen ist nix so toll bei anderen, wie es scheint. Wenn man von außen guckt, dann bekommt man das nur oft nicht mit und projiziert seine eigenen Wünsche hinein und alles ist toll und Friede-Freude-Eierkuchen. Und selbst wenn es stimmen würde - es hat ja mit dem eigenen Leben nichts zu tun. Die Gestaltung deines Lebens obliegt nur dir allein.

Was ist so schlimm, bzw. "erbärmlich" wie du sagst, daran, morgens podcasts laufen zu lassen? Andere machen Radio an oder MorgenMagazin im TV ... !? Und auf der Arbeit - wie geht es dir da? Hast du da Kontakte? Und Netflix abends - ja und?! Das machen doch viele und daran ist doch nichts schlimmes. Da machst du dich unnötig selbst runter irgendwie.

Wie wäre es, wenn du nach Möglichkeiten schaust, deine Ängste irgendwie im Griff zu behalten - aber trotzdem raus zu gehen!? Es müssen ja keine großen Unternehmungen sein - und man kann auch was allein machen, wenn man sich unter zu vielen Menschen nicht wohl fühlt. Oder wie wäre es mit einer Selbsthilfegruppe - gibt es ja auch für jüngere Menschen. Oder Sport? Oder hast du sonst irgendwelche Interessen, wo man einen VHS-Kurs belegen kann. Irgendwas, wo man in Kontakt kommen KANN, aber eben nicht MUSS. Und alles in einem überschaubaren Rahmen - zeitlich wie räumlich. Das würde bei dir vielleicht schon etwas Anspannung rausnehmen!?

Alles Gute für dich!
Liebe Grüße von ..... Greta
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Einsamkeit

Beitrag von Reiseonkel87 »

Guten Morgen Nina,

ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Bei uns im Umkreis ist es gerade ähnlich. Aus der Klicke haben viele jetzt ein bis Kinder, ein Haus, eigene Firma usw. Klar schaut man da auch mal neidisch rüber, geht mir ähnlich. Auch das sich dann Kontakte verringern, ist im alter in der heutigen Zeit leider normal. Als ich damals mit meiner Frau zusammengekommen bin, hatte ich wünsche/träume, eine Vorstellung wo man in paar Jahren ist. Haus im grünen, Kinder... Heute? Haus, negativ, kann man sich in der heutigen Zeit nicht wirklich leisten, die Preise sind jenseits von gut und böse, zumindest bei uns in der Region Lübeck. Kinder, hab ich gerade nen Thema hier im Forum laufen. Klappt nicht so, wie wir es uns vorstellen.

Ich sage mir inzwischen bzgl Haus, ich bin handwerklich nicht gerade begabt, man kann vieles lernen, aber hab ich dazu lust? Hab ich, jetzt auf meine Situtaion bezogen, lust mich zu verschulden, damit ich in der Familie und Freundeskreis akzeptiert werde? Nö! Was das angeht, fahre ich lieber 3x richtig fett in den Urlaub pro Jahr.

Jetzt am frühen morgen, beim Kaffee kurz vorm Rechner sitzen, im Forum schauen und meinen Lieblingspodcast hören, kam heute eine neue Folge raus. Sowas ist völlig normal geworden. Gebe die Hoffnung nicht auf, wie Greta geschrieben hat, vielleicht ist ja bei der VHS was für Dich dabei. So das man eine Aufgabe hat, die einen quasi zwingt, nach draußen zu gehen und gar vll unter Menschen. Und mit fast 30 bist im besten alter. Ich hatte mich damals selbst unter druck gesetzt, wollte damals ein verheiratet, Haus und ein Kind haben, bevor die 3 vorne steht. Ich bin jetzt fast 34. Mit der Hochzeit hat geklappt, Kind und Haus... naja.

Bzgl deiner besten Freundin, wenn Sie deine Ängste und die depressionen kennt, dann würde ich mit Ihr in Ruhe mal darüber reden. Sollte Sie es nicht wissen, würde ich damit ggf etwas warten und es auf sich zukommen lassen.

Bleib stark, halte durch! Alles gute für Dich.
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Clown
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Clown »

Hallo Nina,

Psychotherapie kann ein schöner Entwicklungsweg sein, machst du etwas in dieser Richtung?

Schöne Grüße,
Clown
Windwolke
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Registriert: 6. Mai 2021, 11:02

Re: Einsamkeit

Beitrag von Windwolke »

Hallo CConverse,
dein Zustand erinnert mich an früher, als ich so in deinem Alter war, aber auch jünger. Mir ging es da ähnlich. Das ist ein sehr trauriger, belastender und besorgniserregender Zustand, den man da aushält. Ich kenne das, wenn man selbst sich schlecht fühlt und stagniert, während alles um mich herum wächst und gedeiht.

Bestimmt findest du gegenüber deiner Freundin die richtigen Worte, so dass kein Streit entsteht. Wenn du von dir und deinen Gefühlen erzählst, wird sie sich weder angegriffen noch verletzt fühlen. Mir ging es früher so schlecht, dass ich es kaum ertragen konnte, wenn irgendwer mich zu einer Hochzeit einlud. Ich habe nur gelitten.

Bist du denn in Behandlung oder in einer Psychotherapie?
Ich kann mir vorstellen, dass es dir sehr gut tun würde, wenn du jemand hast, der dir den Rücken stärkt und dir hilft, dass du dich nicht selbst abwertest, sondern eine innere gute Mutter entwickelst.

LG Windwolke
cconverse1
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Registriert: 14. Aug 2019, 23:44

Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen lieben Dank für eure Antworten.

Natürlich weiß man selbst, dass man sich mit anderen nicht vergleichen sollte. Das ist sehr ungesund und einem selbst gegenüber auch nicht gerecht. Bei mir läuft das ganz unbewusst ab und es fällt mir sehr schwer, mich davon frei zu machen.

Da ich im Schichtdienst tätig bin, sind viele von den Aktivitäten für mich schwer umzusetzen. Ich arbeite meist von 12 bis 21 Uhr, da laufen weder VHS Kurse noch Selbsthilfegruppen noch. Hatte schon vor Monaten bereits rumtelefoniert wegen einer Selbsthilfegruppe, konnte deren Zeiten allerdings nicht einhalten. Ich habe mich nun im Fitnessstudio angemeldet und will versuchen, dort mehr hinzugehen. Da bin ich gerade noch auf der Suche nach etwas mehr Motivation, um dort auch öfter hinzugehen.
Therapien habe ich schon sehr viele gemacht, war auch mit 17 Jahren schon stationär aufgenommen. Momentan gehe ich zu einer Heilpraktikerin, die auch mit mir psychologisch arbeitet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Menschen sich häufig mehr Mühe geben als die „normalen“ Therapeuten, die von der Kasse bezahlt werden.

Ich habe das Glück mit meiner Arbeit sehr zufrieden zu sein. Ich liebe meinen Job über alles und ich würde eher von Berufung als Arbeit sprechen. Deshalb ist es für mich auch keine Option mit etwas anderes zu suchen, um dem Schichtdienst zu entkommen. Gerade in Bezug auf meine Ängste bin ich mir sehr sicher, dass meine Arbeit mir schon das Leben gerettet hat. Da ich in einem sozialen Beruf arbeite, bin ich immer wieder gezwungen, mich meinen Ängsten zu stellen und werde stets vor Herausforderungen gestellt. Hinter einem Schreibtisch in einem Büro wäre ich wahrscheinlich schon längst eingegangen.
Mir ist also sehr bewusst, welches Glück ich mit meinem Job habe. Ich würde allerdings gerne nicht nur für die Arbeit leben, so wie ich es jetzt tue, sondern mich auch privat wohlfühlen. Ich hatte seit einem Jahr keinen Urlaub mehr, da ich gar nicht wüsste, was ich mit meiner Zeit machen sollte. Mir würde die Decke auf den Kopf fallen und ich würde wahrscheinlich wieder so richtig in die Depression rutschen.

Ich bin mir auch sehr sicher, dass die 20er für viele nicht einfach sind und man sich schnell unter Druck setzt. Es ist nur wirklich schwer diesem Muster zu entkommen. Ich wache mit Angst auf, gehe mit Angst durch den Tag und gehe mit der Angst wieder schlafen. Ich komme gar nicht dazu, mir Gedanken darüber zu machen, was ich wirklich selbst überhaupt möchte oder mir wünsche, da diese Pfade in meinem Gehirn (ich schaff das eh nicht, die Ängste sind stärker, das geht jetzt schon jahrelang so; ich habe dagegen keine Chance) so breit getreten sind und diese Gedanken so programmiert sind, dass ich das Gefühl habe, meine Festplatte gar nicht neu überschreiben zu können.
Windwolke
Beiträge: 188
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Windwolke »

Hallo Nina,

du schreibst sehr differenziert und leicht nachvollziehbar. Ich kann dich richtig spüren. Das ist schön. Eigentlich klingt alles toll. Ich hatte auch eine Zeit lang eine Heilpraktiker-Psychotherapeutin und erlebte genau das gleiche wie du. Es war eine wunderbare und sehr viel hilfreichere Therapie als die meisten der Therapien, die ich zuvor über die Krankenkasse bezahlt bekam. Leider konnte ich mir das Honorar irgendwann nicht mehr leisten, als ich nicht mehr berufstätig war.

W Es tut mir total leid für dich, dass Depression und Angst deine Lebensqualität so sehr dämpfen. Das ist so schade, denn du hast einen Beruf, den du sehr liebst, du hast eine sehr enge Freundin und bestimmt wärst du in der Lage, dein Leben zu genießen - wären da nicht diese Gefühle, die dich so blockieren. Die guten Gespräche bei der Heilpraktikerin und die Arbeit an dir selbst, die ja durch dein Selbst-Bewusstsein vieles bessern könnte, scheinen nicht zu wirken. Du schreibst, dass im Laufe der Zeit alles eher schlimmer als besser wird.
Eine Ursache könnte auch einfach dein Hirnstoffwechsel sein. Es gibt Stoffwechsel-Erkrankungen im Gehirn, die zu Depression und Angst führen. Ein zu dir passendes Medikament kann da manchmal Wunder wirken. Es wäre einen Versuch wert, das auszuprobieren. Hast du einen Arzt, dem du vertraust?

Ich wünsche dir, dass du einen Weg findest, der dich weiterbringt!
LG Windwolke
cconverse1
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Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo Windwolke,

ja meinem Hausarzt vertraue ich sehr. Es ist auf jeden Fall ein Nachfragen wert, das stimmt. Wenn ich das nächste mal zur Kontrolle bei ihm bin, werde ich es mal ansprechen.

Wie du selbst schon schreibst, spielt das Selbstbewusstsein eine riesige Rolle. Da ich schon immer etwas übergewichtig bin, viel gemobbt wurde während der Schulzeit und auch aus dem Elternhaus immer Kritik kam, ist das Selbstbewusstsein ein wichtiger Pfeiler, der mir eindeutig fehlt. Ich glaube, ich blockiere mich einfach komplett selbst. Es ist wirklich verrückt, was das Unterbewusstsein mit einem anstellen kann und wie es das eigene Denken beeinflussen kann. Ich bin mir total klar darüber bewusst, warum ich so bin, wie ich bin. Und wo meine Probleme liegen. Sie erscheinen mir nur leider so groß und unüberwindbar, dass sich Hoffnungslosigkeit ausbreitet, die nur schwer zu ertragen ist.
Windwolke
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Windwolke »

Hallo Nina,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es ist, wenn zwar Selbstbewusstsein vorhanden ist, aber das Selbstwertgefühl nur schwach und zerbrechlich ist. Das war bei mir, als ich so jung war wie du, genauso. Es fühlt sich wie ein inneres Gefängnis an, wenn man so leben muss.
Kennst du die Arbeit mit dem inneren Kind?

Seit ich Medikamente nehme und gelernt habe, mir selbst gute Mutter zu sein, geht es mir so viel besser. Da konnten sich in einem sehr langen Entwicklungsprozess all diese Unsicherheit, die Ängste und Traurigkeit nach und nach auflösen.

Man kann in der Gefängnis-Situation nicht glauben, dass der Zustand sich jemals ändern wird, aber bei mir ist dieses Wunder geschehen!
Allerdings war ich immer intensiv um ein entsprechend neues Denken und Handeln bemüht, was natürlich auch Überwindung von Angst bedeutet und anstrengend ist. Aber es lohnt sich! Mit einer so tollen Psychotherapeutin hast du noch dazu einen riesigen Vorteil!

Ich wünsche dir Hoffnung und Kraft!

LG Windwolke
cconverse1
Beiträge: 14
Registriert: 14. Aug 2019, 23:44

Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo Windwolke,

die Arbeit mit dem inneren Kind sagt mir nichts, aber ich werde gleich mal mein Google anwerfen und dazu recherchieren. Danke für den Tipp!

Ich freue mich für dich, dass du es aus diesem Teufelskreis rausgeschafft hast und du kannst sehr stolz auf dich sein, dass du so eine tolle Entwicklung durchlaufen hast. Ich denke, man ist nie damit durch und muss immer etwas an sich arbeiten aber das ist auch in Ordnung so.

Ganz liebe Grüße
Vans_0
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Registriert: 28. Jun 2021, 12:35

Re: Einsamkeit

Beitrag von Vans_0 »

Hi cconverse,

Ich bin geradezu erleichtert, dass es nicht mir nur so geht. Bin ebenfalls knapp vor 30 und ich habe das Gefühl alle finden gerade ihre innere Mitte, auf Anhieb tolle Therapeuten, "kommen an", kaufen ihr Traumhaus, Hochzeitsglocken läuten wie verrückt und ich komme und komme nicht aus dem Quark. Ich blockiere mich ebenso wie du und finde den Weg nicht heraus.

Ich tappe auch so oft in eine Vergleichsfalle und fühle mich dann elend. Das passiert aber quasi automatisch, ich glaube das mache ich schon richtig lange so. Hast du deine Krankheit denn bisher akzeptieren können? Ich hadere da auch nach über 10 Jahren noch immer mit. Lange hat sich das so angefühlt wie aufgeben, aber jetzt weiß ich ehrlich gesagt einfach nicht, wie man akzeptieren lernt. Dagegen ankämpfen scheint aber mal wirklich nicht zu funktionieren.

Wie dem auch sei, vielleicht hilft es ein bisschen zu wissen, dass du nicht völlig alleine in der Situation bist. Ich habe mir schon mit Anfang 20 Druck gemacht, am Alter kann es also nicht liegen. Ich beginne nun auch eine Therapie beim Heilpraktiker und werde mit meinem inneren Kind arbeiten. Ich kann dir sehr empfehlen, dich in die Richtung mal zu informieren. Ich denke so oft "Ich fühle mich wie 12", dass ich denke, dass da bestimmt etwas dran ist und ich hoffe sehr, dass der Weg mich zumindest ein bisschen voranbringt.

Ich wünsche dir (und mir) echt alles Gute! Irgendwann reicht es doch auch mal mit dem ganzen leiden.
Happy Girl
Beiträge: 397
Registriert: 23. Nov 2016, 22:02

Re: Einsamkeit

Beitrag von Happy Girl »

Hallo cconverse!
Das mit der Winsa keit kenne ich auch. Habe zwar einige Freunde, fühle mich aber zuhause oft allein,obwohl ich a andererseits mit niemandem dauerhaft zusammenleben möchte.
Das mit dem Fitnessstudio finde ich klasse. Ich habe noch einen Gutschein, konnte mich nach der Wiedereröffnung aber noch nicht aufraffen, hinzugehen.
Früher bin ich Regel mäßig mind. 2x pro Woche ins Fitness und Ort eine bestimmte TV Sendung zu sehen. So hatte ich einen festen Termin. Zum Thema Motivation fällt mir noch ein, dass man darauf ja nicht warten soll, weil man da lange warten kann, sondern trotz Unlust einfach machen. Ich muss aber gestehen, das klappt bei mir auch nur gelegentlich.
Super finde ich ha auch, dass dir deine Arbeit gefällt.
Wegen Selbsthilfegruppe fällt mir noch ein, dass man bei uns auch Einzelleute suchen kann, also z.B. eine Anzeige machen, dass man soundso alt ist, wegen Schichtarbeit eingeschränkt ist und Personen sucht für Unternehmungen...
cconverse1
Beiträge: 14
Registriert: 14. Aug 2019, 23:44

Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo Vans,

man gönnt es absolut niemandem aber es ist doch auch etwas tröstend zu hören, dass man nicht allein ist mit seinen Sorgen und Ängsten und es anderen ähnlich geht.
Meine Krankheit kann ich eigentlich schon akzeptieren, denke ich. Die Depression ist bei mir ein bisschen wie die Spitze des Eisbergs, darunter liegen die Angstzustände, auf denen eigentlich das meiste beruht. Mit 17 Jahren war ich stationär aufgenommen und ich weiß noch als wäre es gestern gewesen, dass ich dort tagelang geweint habe und eine unendliche Wut im Bauch hatte, warum „gerade ich“ mit so etwas zu kämpfen habe. Ich habe es als eine große Ungerechtigkeit empfunden und konnte es nur sehr schwer akzeptieren.
Heute rede ich über die Ängste aber auch über die Depression relativ offen. Ich mache in meinem Umfeld kein Geheimnis daraus, weil es einfach zu mir gehört. Ich wünschte mir manchmal, dass die einige Personen es ernster nehmen würden aber man kann auch niemanden zwingen, für so etwas offener zu sein.
Die Akzeptanz hilft aber leider auch null dabei, mir nicht mehr im Weg zu stehen. Es ist wirklich ein Teufelskreis und ich kann nur immer wieder betonen, dass die Hoffnungslosigkeit lähmend ist.

Liebe Grüße
cconverse1
Beiträge: 14
Registriert: 14. Aug 2019, 23:44

Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo Happygirl,

genauso geht es mir auch. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, meine vier Wände mit jemandem zu teilen und trotzdem macht man sich Stress, weil die „Gesellschaft“, Umfeld etc dies nicht für „normal“ hält und es von einem erwartet.
Das mit dem Fitness kostet mich wirklich große Überwindung. Ich bin heute das zweite mal dort gewesen und war die meiste Zeit den Tränen nahe. Ich habe bereits im Infogespräch mit der Trainerin mehrmals gesagt, dass ich bei null anfange, mit starken sozialen Ängsten zu kämpfen habe und das Projekt Sport für mich wirklich eine Herausforderung ist. Heute habe ich dann meinen Trainingsplan bekommen und allein dieser hat mich fast zum weinen gebracht. Ich habe ihre Anforderungen für einen Neuling, der auch noch mit Übergewicht zu kämpfen hat, als sehr hoch angesetzt gesehen und mich etwas überfordert gefühlt. Außerdem versuchte sie mich wie auch beim ersten Termin dort direkt mehrmals zu überreden mit zum Kurs zu kommen, obwohl ich bereits mehrmals gesagt hatte, dass ich das in der großen Gruppe mit so vielen Menschen noch nicht kann. An ihren Reaktionen war deutlich zu sehen, dass sie das nicht versteht. Als wäre ich komisch.
Bei so etwas reagiere ich sehr sensibel und ich muss nun gut aufpassen, dass mir dieser 1% Motivation fürs Fitnessstudio nicht auch noch abhanden kommt. Ich suche so schon immer Gründe, um nichts für mich zu tun und da ich mich heute dort sehr unwohl gefühlt habe, muss ich nun etwas vorsichtig sein und es am besten einfach runter schlucken und Durchhaltevermögen zeigen. Mal schauen, ob ich das schaffe.

Liebe Grüße
Windwolke
Beiträge: 188
Registriert: 6. Mai 2021, 11:02

Re: Einsamkeit

Beitrag von Windwolke »

Hallo CConverse,

danke für deine lieben Zeilen. Naja, rausgeschafft aus dem Teufelskreis habe ich es nur immer befristet. Alles, was ich dazugelernt habe im Laufe der Jahre, stabilisiert mich zwar und tut mir sehr gut, aber letztlich hilft es nicht, um die Depressions-Rezidive auszuschalten. Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich bei zu viel Stress oder inneren Druck plötzlich in die Abwärtsspirale gerate, aus der ich manchmal noch aussteigen kann, oft aber in einer schweren Depression ende (vor allem wenn ich meine Medikamente absetze). Die ist immer wieder furchtbar und da ist dann auch jedes Mal das depressive Denken so vorherrschend, dass mir alles bisher Gelernte schwer fällt und höchstens etwas lindernd wirkt. Trotzdem gibt es mir Halt und ich fühle mich auch in der Depression nicht ganz so einsam wie früher, als ich mich noch selbst gehasst habe. Es ist einfach ein wohltuendes Werkzeug, wenn man gelernt hat, sich selbst zu lieben.

Meine beste Freundin sagt auch, ich könne stolz auf mich sein wegen meiner tollen Entwicklung. Da ich aber trotzdem immer wieder depressiv bin und im Leben nicht viel Vorzeigbares oder Unabhängigkeit erreicht habe, bin ich alles andere als stolz. Ich bin einfach nur immer dankbar, wenn ich es mit meinem „neuen“ Denken und Fühlen schaffe, mich in einer freundlich-optimistischen Grundstimmung zu halten und mein Leben streckenweise sogar zu genießen und immer wieder auch glücklich zu sein. Weil ich weiß, dass es mich immer mal wieder auch umhaut und ich dann wieder wie jeder andere hier Unterstützung brauche und manchmal keinen Sinn im Leben mehr sehe, bin ich einfach nur dankbar, wenn es mir gut geht und dankbar, dass ich keine Bedingungen mehr erfüllen und nichts mehr leisten muss. Wobei mir mein Beruf früher auch Halt gegeben hat, wenn alles gut lief.

Vor allen, die mitten im Leben stehen und „leisten müssen“, sei es im Studium, im Beruf oder als Verantwortliche in der Familie, habe ich Hochachtung und Mitgefühl. Denn ich kann mir vorstellen, welch ungeheure Belastung man da tragen muss, wenn man depressiv wird. Bei mir waren und sind immer die Medikamente das, was mich am ehesten vor tiefen Abstürzen in Depression und Angst schützt. Der liebevolle Umgang mit meinem inneren Kind hilft mir dagegen in meinen guten Zeiten, den Alltag mit mehr Vertrauen und positiver Energie stabiler leben zu können.

LG Windwolke
Vans_0
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Vans_0 »

Cconverse,

Ich finde es total mutig, dass du schon zweimal im Fitnessstudio warst, dass du die Überwindung dafür aufgebracht hast und durch die Angst hindurch. Die Reaktion der Trainierin ist natürlich völlig kontraproduktiv und unangebracht. Das kann ich sehr nachfühlen. Leider gerät man immer wieder an solche Menschen, egal in welchem Kontext.

Ich lese aber auch heraus, dass du dich sehr unter Druck setzt. Einfach runterschlucken würdest du es ja wenn du es könntest. Hast du evtl. jemanden, der mit dir hingehen kann? Dann fällt es vielleicht leichter, wenn zumindest eine wohlwollende Person da ist. Oder die dich nachher auf einen Tee treffen kann und mit dir stolz auf den Erfolg sein.

Von mir kenne ich es, dass ich diese Versuche auch ganz oft gemacht habe, dann wieder abgebrochen, dann wieder versucht und so weiter. Irgendwann fängt man zumindest nicht wieder bei null an, also ist jedes Mal das du schaffst wertvoll denke ich. Aber nur, wenn du auch ein wenig stolz auf dich sein kannst.

Mein Bruder ist heute Vater geworden, nachdem er letztes Jahr geheiratet und ein Haus gekauft hat. Genau das Thema von oben... Ich würde mich so gerne mehr für ihn freuen (und für mich, bin ja nun auch Tante), aber da kommt so viel Neid und Wehmut, dass er einfach leben kann, alle seine Ziele erreichen und umsetzen und so ein stabiles, sicheres Leben führen, während ich aus meinem Sumpf nicht herauskomme... Das ist schon manchmal schwierig zu ertragen, gerade wenn der Kontrast aktuell so groß ist. Ich schäme mich dann auch oft noch mehr, weil das gönnen so schwer ist...
cconverse1
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Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo Vans,

ich würde dir gerne einmal privat schreiben, vielleicht können wir uns dann ein wenig austauschen, wenn du magst.

Liebe Grüße
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Einsamkeit

Beitrag von DieNeue »

Hallo cconverse1,

ich kenne das auch sehr gut, dass alle anderen ein ganz anderes Leben führen als ich. Bin Anfang 30, immer noch Single, seit Jahren erwerbsunfähig... ich hadere da auch öfters damit und es ist nicht einfach. Andere Leute können das manchmal auch nicht verstehen, warum ich da ein Problem habe.

Was ich dir vielleicht als Ratschlag geben kann für das Gespräch mit deiner Freundin: Ich habe meiner Freundin damals auch gesagt, dass es mir schwer fällt, dass sie jetzt Kinder hat. Ich hätte nicht so tun können, als wäre alles in Ordnung.
Sie hat damals relativ gut reagiert, hat mir aber sehr resolut gesagt, wenn ich ihre Kinder nicht akzeptiere, kann sie nicht mehr mit mir befreundet sein. Ich hab sie noch nie so resolut erlebt und ich habe langsam den Eindruck, dass (gerade junge) Mütter für ihre Kinder zum Tiger werden können. Sagt man was gegen das Kind, sagt man eigentlich gleichzeitig was gegen die Mutter. Von daher würde ich dir raten, ihr zu verstehen zu geben, dass du ihr Kind auch akzeptierst, dass es eher um die Veränderung geht, mit der du nicht klarkommst. Mir ist es auch wichtig, dass ich z.B. respektiere, was für sie als Mutter wichtig ist. Ich hab sie z.B. nach der Geburt im Krankenhaus besucht, was mir sehr schwer fiel (aber im Nachhinein schön war und nicht so schlimm).
Ich denke, wenn man so verschiedene Lebensarten hat, muss jeder etwas Rücksicht auf den anderen nehmen.
Ich muss demnächst übrigens auch ein Gespräch mit meiner Freundin führen, weil ich mich von ihr auch unverstanden fühle.

Das mit dem Fitnessstudio kann ich verstehen. Hab das auch paar mal probiert, aber nie wirklich geschafft.
Wenn dich die Trainerin nochmal wegen dem Kurs anspricht, würde ich ihr nicht nochmal sagen, dass du das nicht KANNST (das kapiert sie ja scheinbar eh nicht), sondern dass du nicht WILLST. Das brauchst du auch nicht groß zu begründen, du kannst ihr sagen, du trainierst halt einfach erstmal lieber allein und falls du doch noch Interesse an einem Kurs hast, kommst du dann auf sie zu. Dann weiß sie, dass sie dich nicht mehr fragen braucht, und wenn sie dann nochmal damit ankommt, sagst du ihr einfach immer wieder das gleiche: Nein, du möchtest nicht. Wenn du Lust hast, kommst du auf sie zu. Manche müssen das öfter hören, bevor sie es kapieren.
Man muss nicht alles begründen, was man (nicht) will und man muss sich auch nicht jedes mal was neues als Antwort einfallen lassen.
Ich hatte damals auch so einen Trainingsplan, aber der hat mich auch überfordert. Irgendwie versteht keiner, was Null bedeutet, wenn man sagt, man fängt bei Null an...
Aber im Prinzip musst du ja nicht nach Plan trainieren. Du kannst ja einfach die Übungen machen, wie du willst und wie es für dich passt. Ich nehme mal an, dass du in die Geräte eingewiesen wurdest. Mach einfach die Geräte, die dir am besten gefallen und mach sie paar Mal und dann gehst du halt wieder heim. Das reicht doch für den Anfang. Ein bisschen was ist besser als nix. :) Ich sollte anfangs 10 min Radfahren. Zum Aufwärmen... hahaha. Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich danach gleich wieder nach Hause gehen können.
Ich habe die Erfahrung bei Sport gemacht, dass es viele (auch Ärzte) nicht einschätzen können, wie (un)fit man ist und auch das Außenrum beim Sport unterschätzen.
Ich komme nur klar, wenn ich mir mein Ding suche und das passt halt nicht in gängige Schemen.
Ich find's voll cool, dass du schon zweimal dort warst!
Versuch dich auf dich zu konzentrieren und dein (!) Ding zu machen im Fitnessstudio. Lass dich nicht unterkriegen!

Liebe Grüße,
DieNeue
cconverse1
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Re: Einsamkeit

Beitrag von cconverse1 »

Hallo DieNeue,
ich kann jedes Wort in deinem Text so sehr nachvollziehen. Ich weiß auch, dass das Thema mit meiner Freundin nicht so leicht zu besprechen sein wird. Ich kriege pro Tag an die 10 Bilder und wenn ich da schon einmal nicht angemessen reagiere, merke ich direkt, dass ihr das nicht gefällt. Also ich weiß komplett, was du meinst. Ich liebe den Kleinen total aber nichtsdestotrotz fehlt mir einfach meine Freundin, mit der ich vorher 24/7 meine Zeit verbracht habe. Für mich ist das sehr schwer. Trotzdem akzeptiere ich ihre jetzige Lebenssituation natürlich und möchte sie auch unterstützen. Man ist einfach so hin und her gerissen.

Und auch, was du zum Thema Fitness geschrieben hast, unterschreibe ich komplett. Ich werde versuchen dran zu bleiben und mehr mein Ding zu machen. Hoffnung stirbt zuletzt :D

Liebe Grüße
Antworten