Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

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RomanG
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Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von RomanG »

Guten Morgen,

was für eine Erfahrung habt ihr in einer Akutklinik mit Doppelzimmerbelegung gemacht?
Hat es Euch eher belastet oder half es auch?
Denn es gibt ja noch einige Akutkliniken, die nur Doppelzimmer, anstatt Einzelzimmer anbieten können.

Danke schon mal vorab für Eure Antworten
RomanG
RomanG
belladonna_
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von belladonna_ »

Nicht nur Doppelzimmer, das ist schon Luxus. Oft ist man auch in Dreier oder Vierer Zimmer (oder auf der Geschlossenen in einem Saal).

Ich verstehe das Problem immer nicht, wenn es einem so schlecht geht, dass man eine Akutklinik in Erwägung zieht, war das immer mein kleinstes Problem.
Suchende2
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Belladonna,

es kommt auf Deine Erfahrungen und anderes an.
Ich habe zum Beispiel eine art "Kälteallergie". Ohne Medikamente reagiert mein Körper ab 22 Grad, mit Medikamenten ab 19 Grad Celcius. Somit sind länge Spaziergänge für mich den größten Teil des Jahres nicht möglich (und im Sommer entsteht dabei Verdunstungskälte und ich reagiere wieder!), trotz entsprechender Kleidung.
Ein Doppelzimmer ist für mich, aus meiner Vergangenheit heraus, ein extrem unsicherer Raum, in dem ich keine Gefühle zulassen und zeigen "darf".
Deshalb tue ich mich, auch im akuten Fall, mit einem Doppelzimmer schwer (das hat die Klinik auch schnell festgestellt und verstanden).
Das war für mich tatsächlich ein sehr großes Problem. Alles andere war, bis auf meine Depression, kein großes Problem.

Alles Gute,
Suchende
belladonna_
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von belladonna_ »

Hallo Suchende,

Wenn zwingende medizinische Gründe dagegen sprechen, wird das sicher auch berücksichtigt. Ich denke, deshalb bist du auf Verständnis gestoßen. Dass man mindestens im Doppelzimmer untergebracht ist, hat wohl auch therapeutische Gründe.
Ich bin in einem Schlafsaal mit bis zu 6 Personen gewesen (auf der Geschlossenen), da ist dann wirklich gar nichts mehr mit Privatsphäre (was auch daran liegt, daß ständig Personal mit im Raum ist).
Bittermandel
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo

Ich hatte in der Akutklinik ein Doppelzimmer. Bei der ersten Mitbewohnerin ging das super. Ich würde das aber nicht mehr wollen. Unterschwellig ist der Druck groß. Und später wurde es unangenehm mit der Neuen. Die zog zum Glück in ein anderes Zimmer die Frau war zufällig eine Kollegin von ihr. Ich war froh als die weg war. Endlich Ruhe und das Zimmer für mich. Zwischen den beiden hat es dann schwer gekracht. Nicht mein Problem die haben versucht mich auszubooten. Pech gehabt mit ihrem best Friends Getue. Ich hatte das Zimmer für mich.

Man weiß halt nicht mit wem man sein Zimmer teilen soll. Bei psychischen Erkrankungen sehe ich das kritisch.

Liebe Grüße Bittermandel
avelarte
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von avelarte »

Für mich waren die Doppel- bzw. Dreibettzimmer in den Akutkliniken (ich kenne das dort nicht anders – es sei denn, man hätte einen gewaltigen Aufpreis selbst bezahlt) mit einer Ausnahme, wo wirklich die Chemie zwischen meinen beiden Mitpatientinnen und mir stimmte, immer sehr belastend und keinesfalls heilungsfördernd. Deshalb war ich in der Reha auch so froh, dass es dort nur Einzelzimmer gab.

Besten Gruß
avelarte
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DieNeue
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

was genau versteht ihr denn eigentlich unter einer "Akutklinik"? Ist das nur eine Klinik, wo man in der Notaufnahme aufgenommen wird, oder auch eine Klinik, wo man zeitnah innerhalb von ein paar Wochen aufgenommen wird, wo der Aufenthalt geplant ist, wo aber halt nicht, wie bei Rehas z.B., die Wartezeit ein Jahr dauert?

Liebe Grüße,
DieNeue
Meridian
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Meridian »

Hallo @DieNeue,

der Unterschied liegt in der Aufnahme, bei einer Akutklinik erfolgt die mit einer Krankenhauseinweisung,
muss also nicht bewilligt werden im Gegensatz zu einer Reha.
Du kannst dir die Akutklinik aber selbst aussuchen und eine Wartezeit kann es dort auch geben, unter Umständen auch mehrere Monate.

LG, Meridian
Meridian
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Meridian »

Ich kenne, im Gegensatz zu avelarte, auch Akutkliniken (psychosomatische), in denen es nur Einzelzimmer gab, es scheint also recht unterschiedlich zu sein.
Henrike
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Henrike »

Ich war im November nach Wartezeit in einer Klinik und kam in ein Zweierzimmer. Das musste ich in Kauf nehmen, es gab keine Einzelzimmer bzw. nur zwei, die belegt waren. Der Horror begann in der Nacht, als die Mitpatientin zu schnarchen begann. Das war einer der Gründe, warum ich nach vier Tagen wieder zu Hause war, selbst entlassen. Das Schnarchproblem sprach ich auch beim Personal an, die Antwort war aber nur, dass ich Schlaftabletten bekommen könnte....
Wenn ich nicht schlafen kann und mich am Tage nicht auf die Therapie konzentrieren kann, ist die Frage nach einem Einzelzimmer kein Luxusproblem.
DieNeue
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

@ Meridian: Danke für die Erklärung. Dann war ich wohl auch in einer Akutklinik.

Ich war damals in einem Dreierzimmer, das nur als Zweierzimmer genutzt wurde und nur im Notfall war mal eine dritte Person mit drin, bis wieder ein Bett frei wurde.

Es war ganz unterschiedlich. Mit einer Mitpatientin war es richtig super und auch mal lustig, wir haben uns sehr gut verstanden. Bei einer wars ganz okay. Da war sie aber oft nicht im Zimmer. Mit der ersten Mitpatientin war es furchtbar. Sie lag den ganzen Tag nur im Bett und hat nur gejammert. Das ging morgens schon los, sobald man den Vorhang aufgemacht hat. Sonne = furchtbar, Regen = furchtbar. Außerdem war immer wieder in meiner Abwesenheit ihr Mann mit auf dem Zimmer, was eigentlich verboten war, und für den Privatsphäre ein Fremdwort war.
Geschnarcht hat sie auch und Ohropax hat da nicht wirklich geholfen.
Sowas würde ich nicht nochmal mitmachen wollen. Egal, wie toll es sein kann, wenn man sich gut versteht, kann es immer sein, dass man mit jemandem im Zimmer landet, mit dem es nicht klappt.
Außer man muss lernen, sich abzugrenzen oder konfliktfähiger zu werden, dann ist das natürlich das beste Übungsfeld ;)
Tatsächlich hatte ich mal mit einer Mitbewohnerin einen Konflikt, aus dem wir beide was gelernt haben. Aber das hat es auch nicht rausgerissen.

Wichtig ist halt auch, dass man sich in der Klinik nicht alles von seinen Mitpatienten anhören muss! Manche erzählen einem auch unaufgefordert ihre schlimme Geschichte und da darf man auch mal Stop sagen.

Im Prinzip finde ich, ist es ähnlich, wie in einem Krankenhaus für körperliche Krankheiten auch, nur dass man da viel mehr Zeit im Zimmer verbringt. Aber da gibt es auch Schnarcher, Leute, die einem Horrorgeschichten von OPs erzählen, man bekommt die Krankheiten der anderen Leute mit und da gibt es auch Viererzimmer mit null Privatsphäre, aber genauso auch nette unkomplizierte Mitpatienten.

Liebe Grüße,
DieNeue
avelarte
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von avelarte »

Henrike hat geschrieben:Der Horror begann in der Nacht, als die Mitpatientin zu schnarchen begann. ... Das Schnarchproblem sprach ich auch beim Personal an, die Antwort war aber nur, dass ich Schlaftabletten bekommen könnte....
Wenn ich nicht schlafen kann und mich am Tage nicht auf die Therapie konzentrieren kann, ist die Frage nach einem Einzelzimmer kein Luxusproblem.
Dem kann ich absolut zustimmen, da ich in dieser Hinsicht auch schon schlimme Erfahrungen gemacht habe.
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Heiligendamm2020
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Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Heiligendamm2020 »

@DieNeue

Eine Akutklinik ist mit einem Krankenhausaufenthalt zu vergleichen.
Je nach Fall muss man direkt in die dafür zuständige Klinik der Heimatregion.
Das erfolgt in der Regel direkt ohne Wartezeit - daher ja Akut.
Sollte man sich dagegen entscheiden (ja, das geht auch im Akutfall) kann es sein,
das die anderen Kliniken Wartezeiten haben.

Ich finde es absolut schädlich für die eigene Gesundheit, wenn man als Akutpatient
in einem Doppel- oder Mehrbettzimmer untergebracht wird.
2016 war ich nur zwei Nächte nach Aufnahme in einem Doppelzimmer und der
Mitpatient hat mir ungefragt seine komplette Geschichte und noch mehr permanent erzählt.
Mir ist bald der Kopf geplatzt. Ich habe dann mit sofortigem Abbruch gedroht und hätte
das auch durchgezogen. Innerhalb von einem Tag hatte ich dann eines von zwei Einzelzimmern
bekommen für die nächsten 11 Wochen.
Es gibt auch Akutkliniken die nur Einzelzimmer haben. Danach habe ich gezielt gesucht,
als ich Anfang 2021 wieder in eine solche musste.
In den Rehakliniken hatte ich bisher auch nur Einzelzimmer und würde auch nichts anderes akzeptieren.
Wandervogel
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Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute,

in dem was hier so steht habe ich mich voll wiedergefunden.

Auch ich war schon in mehreren Akkutkliniken.

2001 war mein erster Aufenthalt. Die Klinik war echt super. Die hatten erkannt, dass ich nicht zur Ruhe komme, wenn ich kein Einzelzimmer bekomme. Ergo hatte ich für die ganze Dauer (12 Wochen) ein Einzelzimmer. Ich bin Kassenpatient.

2007 kam der nächste Zusammenbruch. Die Klinik von 2001 war zu weit weg. Lag vor den Toren der Stadt und gehörte zu einem anderen Bundesland. Hat aber auch Betten für Patienten aus meiner Stadt. Da wir kein Auto mehr hatten, war das leider keine Option mehr. Also ging ich in das zuständige Regionalkrankenhaus. 2 Bettzimmer. War akzeptabel. Nicht einfach und sehr anstrengend aber akzeptabel. Nur die Behandlung war komplett scheiße. Personal unter aller Sau. Und von der Konpetion her glich es teilweise echt einer Irrenanstalt.

Ergo habe ich mich selbst entlassen und bin nach 3 Wochen in ein anderes Krankenhaus gegangen (ebenfalls vor den Toren der Stadt) war gut mit Öffis zu erreichen. Da gab es wirklich nur 3 Bett Zimmer für Kassenpatienten. Ein absolutes No go. Mir ging es immer schlechter statt besser. Ein 2 Bett Zimmer war unerschwinglich für mich. Das Ende von Lied. Ich wurde mit Medikamente abgeschossen, damit ich die Situation aushielt.

Wer sich mal beim Bundesverband für Psychatrieerfahrene einliest, wird erkennen, dass an der Art und Weise der stationären psychatrischen Unterbringen sehr viel und stark schon seit Jahren kritisiert wird. Auch die Deutsche Gesellschaft für Psychotherapie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sieht das durchaus kritisch.

Was ich allerdings echt krass finde ist die Schilderung von Belladonna. Schlafsääle :o :o
Oh my God!!!
Ich dachte, dass hätten sie wegen der UN Konvetionen längst abgeschafft!!!

Liebe Grüße
avelarte
Beiträge: 290
Registriert: 3. Nov 2008, 12:30

Re: Akutklinik - Erfahrung mit Doppelzimmer?

Beitrag von avelarte »

Milan999 hat geschrieben:So, damit ich nicht ganz ausgerastet bin, habe ich dann zwei Wochen lang im Fernsehraum übernachtet,
Das habe ich auch schon durch – Fernsehraum, Bad oder im Gang hinter einer spanischen Wand.
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