Brauche euren Rat

[Tagträumer7]

Hallo,

ich bin neu hier im Forum und weiß nicht so richtig wo ich anfangen soll. Glaube ich erzähle erstmal etwas über mich und warum ich hier bin.

Seit ich damals in der Schule von anderen fertig gemacht wurde und das massiv und über 2 Jahre circa ging es mir richtig schlecht. Zwar wurde ich am Ende in einer andere Klasse versetzt was dann auch half aber natürlich das geschehene nicht ungeschehen machte. Ich konnte damals nicht zuordnen was ich da erlebte. Heute weiß ich das ich massive depressive Phasen hatte in der Zeit und auch keine Lust mehr auf mein Leben hatte. Als ich die Schule wechselte wurde es besser aber irgendwie kamen diese Phasen immer wieder. Mal ganz abgesehen von meinem total zerstörten Selbstbewusstsein ließen die schulischen Leistungen auch zu wünschen über und ich bekam dadurch noch mehr Stress. Trotz allem kam ich durch die Schule irgendwie durch und fing mein Studium an. Es war für mich wie ein Neuanfang und ich war hoch motiviert nun alles besser zu machen. Nun die ersten beiden Semester klappte dies auch ganz gut. Danach verlor ich aus mir unbekannten Gründen komplett meine Motivation zum lernen und auch teilweise auf das Studium. Ich versuchte weiterhin zu funktionieren und irgendwie dem Lerndruck standzuhalten. Aber irgendwann war der Punkt erreicht ein, zwei Jahre später da ging einfach gar nichts mehr. Leider bin ich momentan immer noch in einer Phase wo ich nichts schaffe und ich wurde durch das Corona Jahr zuhause richtig depressiv habe ich das Gefühl.
Dennoch war und bin ich immer noch der Meinung das ich mein Studium fertig bekommen muss, dabei habe ich irgendwie gar keine Energie mehr und fühle mich wie ausgebrannt und wenn ich morgens aufstehe habe ich einfach keine Energie und Motivation. Ich finde einfach keinen Grund wozu ich das alles mache. Ich habe öfter überlegt mal zu einem Therapeuten zu gehen. Ich hatte sogar mal einen Termin für ein Erstgespräch. Da war ich nach sehr viel Überwindung die es mich gekostet hat dann auch. Das war aber kein Therapeut sondern so eine Hausärztin mit einer psychologischen Grundausbildung oder so ähnlich. Jedenfalls kam die zu dem Schluss das ich nichts psychologisch bedingtes haben könne, was mir bis heute unverständlich ist. Denn ich habe Tage wo selbst das duschen gehen sehr schwer fällt und ich froh bin überhaupt etwas zu schaffen (ihr kennt das ja vielleicht). Ich hasse mich danach dann immer selbst dafür das ich nichts geschafft habe, dabei hätte ich ja so viel zutun. Gerade bin ich wirklich an einem Punkt wo selbst 10 Minuten einen Text lesen mich überfordern da ich mich nicht konzentrieren kann. Das macht mich einfach total fertig. Die Tage verstreichen und ich schaffe einfach gar nichts.
Die Aktion kostete mich so viel Überwindung und Kraft das ich es seitdem nicht nochmal versucht habe aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Mir fehlt einfach die Energie und die Angst das ich wieder nicht ernst genommen werde sind einfach viel zu groß. Dazu kommt das ich sowieso ein Mensch bin der immer meint er muss alles alleine schaffen und keine Hilfe annehmen kann. Vielleicht hat jemand von euch einen Rat an mich, wie ich es schaffe endlich einzusehen das ich Hilfe brauche da mein Leben so auf Dauer nicht weiter gehen kann. Früher oder später werde ich alles gegen die Wand fahren. Das paradoxe ist, dass ich das weiß und trotzdem es nicht schaffe etwas zu unternehmen (als wäre ich in einer Dauerschleife gefangen).
Ich wäre jedenfalls über jeden Rat dankbar!

Gruß Tagträumer7

[Strohi]

Hallo lieber Tagträumer7,

gut, dass Du Dich hier meldest, uns einen Teil Deiner Entwicklung berichtest und um Hilfe bittest - das ist doch schon mal was, meinst Du nicht?

Ich denke schon. Weil ich an mir und mit mir erlebt habe - und phasenweise auch heute noch erlebe -, wie das ist, wenn die Kraft fehlt, die Motivation gerade eine "Auszeit" nimmt und der Antrieb jetzt urlaubsmässig die sieben Weltmeere bereist. Und alle Dich im Stich gelassen haben und zur Zeit im Stich lassen.

So als eine - eigentlich nicht mögliche - "Ferndiagnose behaupte ich mal, dass da schon Anzeichen da sind, die ärztlich-medizinisch abgeklärt werden sollten. Eher dringend als "auf die lange Bank geschoben".

Deshalb: ich an Deiner Stelle würde ich zu meinem Hausarzt gehen, meine Situation möglichst offen und "ungeschminkt" erzählen und um eine Überweisung zu einem Facharzt (Psychiater) bitten.

Mit psychischen Krankheiten ist es ähnlich wie mit körperlichen Schmerzen - die werden nicht besser, sondern eher schlechter (im Sinne von: graben sich noch tiefer in's Gedächtnis ein).

Also, möglichst gleich morgen telefonisch einen Termin holen beim Hausarzt, ganz nach dem Motto "lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", was "übersetzt" so viel heissen wie "lieber schnell in Behandlung als die jetzige Situation noch länger mitmachen".

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg,
liebe Grüsse, strohi

P.S.: würde mich freuen, wenn Du mir gelegentlich schreibst, was Du gemacht hast ...

[Tagträumer7]

Hi Strohi,

sicherlich weiß ich, dass das es eher schlechter als besser wird.
Dennoch kann ich mir keine Hilfe holen. Es ist wie als hätte ich
eine innere Blockade die das verhindert.
Trotzdem danke für deine Antwort. Hat mir gezeigt das ich mir nicht
nur einbilde das ich Probleme habe.
Gruß

[Strohi]

Hallo Tagträumer7,

hast Du niemand (Familie, Verwandten-/Bekanntenkreis, Freundin/Partnerin/Ehefrau), mit der, mit dem Du wenigstens ansatzweise offen und ehrlich reden kannst?

Hast Du keinen Hausarzt, der so vertrauenswürdig ist, das Du Dich ihm anvertrauen könntest?

Ich hoffe und wünsche es Dir von Herzen, dass Du eine(n Gesprächspartner(in) hast bzw. findest, mit der, mit dem Du reden kannst und die/der vielleicht professionelle Hilfe für Dich "auf den Weg bringen kann".

Bitte melde Dich wieder.

Alles Gute für Dich, liebe Grüsse,
Strohi

[Lottalike]

Hallo Tagträumer,
ich kann mich den anderen erstmal anschließen: gut, dass du dich her schon mal gemeldet hast. Das war schon ein erster Schritt

Was du schreibst kann ich gut nachvollziehen. Ich erkenne mich in deiner beschriebenen Situation etwas wieder.
Ich hatte große Probleme mit dem Studium, rückblickend denke ich, dass ich damals dringend mehr Hilfe gebraucht hätte. Ich hätte mir sehr wahrscheinlich viel Leid und Zeit erspart und mir für die Zukunft einen besseren Weg gestalten können. Nun kann ich es nicht mehr ändern, aber ich möchte dich wirklich ermutigen, dir eine Unterstützung zu suchen, damit es dir schnell besser geht. Du musst das alles nicht allein durchmachen! Je früher du dir Hilfe holst, desto besser - denn in der Regel können sich Muster/Depressionen dann nicht ganz so tief verankern.

Mein erster Kontakt zum Thema war damals die Studentische Studienberatung. Ich kann mich noch sehr gut an mein erstes Gespräch erinnern und wie ängstlich ich vor dem Termin war, wie unangenehm es mir war in der Uni in dem Bereich auf die Beratung zu warten. Im nachhinein war das damals schon gut und war die Grundlage dafür, dass ich mir Jahre später, eine Therapie gesucht habe.
Vielleicht gibt es das bei dir auch? Vielleicht sogar erstmal online, damit die Hürde nicht so groß ist?

Ich hatte/habe auch große Probleme mich zu konzentrieren und z.B. einen Text zu lesen. Überhaupt mal ein paar Minuten bei einer Sache zu bleiben, fällt/fiel mir manchmal schwer. Minderwertigkeitskomplexe und Hochstaplersyndrom haben im Studium dazu geführt, dass ich Prüfungen abgesagt habe und dadurch viel Zeit verloren habe und es mir einfach sehr, sehr schlecht ging. Das hat sich dann auch im sozialen Bereich immer mehr ausgewirkt.

Mir geht es inzwischen wieder besser, zwar habe ich immer wieder mit wiederkehrenden Depressionen und alten Gedankenmustern zu kämpfen, aber meine Therapie (die ich häufiger pausieren und dann wieder starten kann) hilft mir dann ganz gut.

Also: versuch nochmal dir Unterstützung zu suchen! Ich kann es nur empfehlen.
Viele Grüße

[Lottalike]

... vielleicht kannst du dir eine Vertrauensperson suchen und die versucht ein Erstgespräch für dich zu organisieren? Ein Freund/Freundin, jemand aus deiner Familie?
Ggf kann sie/er dann sogar mit zum ersten Gespräch kommen oder dich zu dem Ort begleiten. Dann ist es vielleicht nicht so schwer, alles allein machen zu müssen.

[Andrea17]

Hallo Tagträumer,

ich finde du hast einen großen Schritt geschafft, indem du hier geschrieben hast!!!
In vielen Punkten erkenne ich mich wieder, fehlendes Selbstbewusstsein, keine Lust weiter zu kämpfen....Aber es lohnt sich, auch wenn man das Licht am Ende des Tunnels nicht sieht.

Du hast u.a. von Strohi schon gute Tipps bekommen. Hast du eine Person, die die sehr nahe steht. Vertraue dich ihr an - mir ist es damals auch sehr schwer gefallen. Aber ich bin heute froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Oft ist es so, dass das Umfeld ja mitbekommt was los ist, aber hilflos ist. Spreche ich den/die Jenige an, wie kann ich helfen etc....Nachdem ich dann eine enge Freundin eingebunden habe, spürte ich ihre Erleichterung, mir helfen zu können. Das muss nichts großes sein. Vielleicht kann diese Person einfach bei dir sein, wenn du dich um einen Arzt/Therapeutentermin kümmerst, oder dich am Anfang begleiten.

Ich bin jetzt in ärztlicher und therapeutischer Behandlung, der Weg ist nicht immer einfach, aber es ist ein Weg!!!! Es lohnt sich weiter zu kämpfen.
Ich wünsche dir von Herzen Jemanden an deiner Seite, der dich unterstütz und vorallem professionelle Hilfe. Es lohnt sich!
Viele Grüße
Andrea

[Petra 1000]

Hallo Tagträumer 7.
Ich bin auch erst ganz kurz in diesem Forum und mir hilft es sehr zu lesen, dass ich nicht alleine bin. Ich finde mich in dir wieder. Meine Schulzeit war eine einzige Katastrophe. Ich wurde bei jeder kleinsten Situation extremst ROT und daher täglich mehrfach ausgelacht. Die Lehrer nahmen mich nie dran weil es den Unterricht sprengte. Das fing schon im Kindergarten an. Damals in den 70er und 80er Jahren wurde über Mobbing noch nicht geredet. Heute weiß ich, dass ich damals schon schwere depressive Phasen hatte, dazu noch ADHS was ich aber wegen meiner extremen Schüchternheit permanent mit meinem inneren Körper unterdrückt habe. Hätte ich mir damals schon Hilfe holen können wäre mir vielleicht meine schwere generalisierte Angststörung erspart geblieben und die Depression wäre erträglicher.
Dir kann ich nur den Rat geben sofort zum Hausarzt zu gehen und dir Hilfe zu holen. Alles was die anderen geschrieben haben ist richtig. Steh am Besten JETZT sofort auf und mache einen Termin. Du wirst sehen deine Probleme mal auszusprechen tut soooo gut. Du merkst es bestimmt jetzt schon beim schreiben und hier lesen.

Liebe Grüße Petra1000

Denk an den Artztermin!!!!!

[Strohi]

Lieber Tagträumer,

magst Du uns schreiben, für wann Du heute einen Termin bei Deinem Arzt vereinbart hast?

Das wäre toll, und ich würde mich riesig freuen - für Dich freuen!

Wenn Du es vielleicht nicht für Dich tun möchtest (Stichwort: Deine innere Blockade, von der Du berichtet hast, 31.5.2021, 19:16 Uhr), dann tu es wenigstens für uns - für die, die Dir geantwortet haben).

Vielleicht magst Du uns bzw. mir auch von Deiner inneren Blockade schreiben? Nur zu, wir haben offene Augen und sind bereit zu lesen.
Weisst Du, oder hast Du eine vage Vorstellung, eine Ahnung, wer, was, wieso Dich blockiert?

Liebe Grüsse, Strohi